Liebe Amitola,
so, jetzt hab ich ein wenig Zeit, war irgendwie ein blöder Tag heute.
Mein Kopf ist zwar schon etwas klarer, trotzdem hab ich nicht das Gefühl ich könnte meine Gedanken besser formulieren als gestern. Na egal - ich versuch es trotzdem 
So wie Bulli hab ich auch einiges "wiedererkannt" in deiner (mich sehr berührenden) Erzählung über deinen Papa.
Unter meinen ersten Erinnerungen an Vati ist die, wie er sich zu mir herunterbeugt, mich aufhebt und vor sich auf den Tank des Motorrades setzt (meine Eltern hatten damals eine Beiwagenmaschine). Ich konnte grade so halbwegs laufen. Aber dieses Gefühl .... so sicher und geborgen in seinen Armen "so hoch oben" zu sitzen ....ich spüre es heute noch....und es fehlt so......
Beim Lesen deiner Beschreibung sah ich mich (etliche Jahre waren da natürlich vergangen) mit ihm in einem kleinen Kellertheater bei "Anne Frank". Für diese Erinnerung möcht ich dir auch ganz herzlich "Danke" sagen - das hatte ich eigentlich "vergessen", war irgendwo in einem Winkel meiner Gehirnwindungen vergraben.
Es war ein so schöner Abend - trotz dem ja nicht gerade "leichten Stoff". Dieses " Ich glaube an das Gute im Menschen" - begleitet hat es mich mein Leben lang, jetzt "höre" ich es wieder.
Und die "Verabschiedung" - im Spital war sie gar nicht gut, die äußeren Umstände, das "rundherum", für mich sehr belastend.
Aber beim Begräbnis durfte ich Vati noch einmal sehen. Und es war eine "wunderschöne" Begegnung bei der ich ganz klar spürte - er ist nicht mehr in seinem Körper. Doch das, was ihn "wirklich ausmacht", das stand hinter mir, die Hand auf meiner Schulter, mir die Kraft gebend, das was ich mir vorgenommen hatte, auch machen zu können... etwas vorzulesen.
Du hast geschrieben:
Da lag er ... die weissen Haare um sein Gesicht... blass ... irgendwie fern und doch so nah... mit einem LÄCHELN.... so schööön....
ja, dieses Bild hab auch ich von Vati vor meinem inneren Auge.
Und die "Zeichen" - ich glaube fest daran, daß sie uns welche schicken, eigentlich "schenken". Es war im Lauf der Zeit zu viel "unerklärliches", als daß ich es als Zufälle einstufen könnte. Angefangen von Regenbogen (als ich gerade in Gedanken "fragte" - ist dir das recht so?) obwohl es gar nicht geregnet hatte, über Schmetterlinge, ein Reh, das sich nicht einmal stören ließ als das Tel. läutete, und, und ....
Auch wir hatten heute (ausnahmsweise) Sonnenschein - in letzter Zeit war hier im kleinen Seitental eher Nebel angesagt. So hab ich einen kurzen Spaziergang gemacht, ein wenig frische Luft und Sonne tanken. Und hab nach Frühlingsboten Ausschau gehalten ...... nix damit hier
nur Schnee, Schnee, ... Nicht eine Knospe hab ich an einem Baum gesehen von der man hoffen könnte, daß sie bald größer wird. Nicht mal die Blumenzwiebeln die geschützt am Balkon im Blumenkisterl stehen wollen rauskommen.
Nur am Gang vor der Wohnungstüre steht eine Schneerose (im Topf), die wenn es dann warm genug ist oben beim Häuschen eingesetzt wird. Sie hat ganz viele, wunderschöne Blüten.
Aber naja, irgendwann wird es ja auch hier Frühling werden (hoff ich).
Und jetzt muß ich Schluß machen. Sei nicht bös - aber ich muß unseren Schifahrern Daumen halten gehen 
Alles Liebe euch allen, vielleicht bis später, wollte ja bei mir noch was schreiben.
Jutta