Hallo Lilo,
ich schließe mich Chris an; wenn man Single ist, muss man auch nicht unbedingt einsam sein. bzw. man kann "Zuzweit einsamer sein als allleine".
Bei mir ist es so, dass ich plötzlich mit meinem Sohn alleine dastand; das Problem war, dass viele meiner Freunde bzw. Bekannte die Situation nicht kennen, wie es ist, wenn man auf einmal ganz ohne Partner ist. Man ist aufeinmal ganz alleine auf sich gestellt - hat niemanden mehr, den man um seine Meinung fragen kann, mann muss alles alleine schupfen, hat Existenzängste, abgesehen davon das der Verstorbene körperlich (kein schöner Ausdruck - ich weiss) fehlt und die Trauer groß ist.
Damals hatte ich zwar meinen Freund - der anfangs "nur" ein guter Bekannter war, unternahm sehr viel mit Freunden, ging brav arbeiten und das Leben "lief irgendwie" weiter. Bis ich im Frühjahr dieses Jahres auch wieder ein (kleines) Burnout hatte. Ich kam zur Erkenntnis, dass ich die Trauer vorher verdrängt hatte. Zeitlange habe ich Antidepressiva genommen - damals als mir die Erkrankung meines Mannes zuviel wurde - und ich lebte in einer "heilen" Welt; mich konnte nichts so leicht umhauen, den Tod meines Mannes habe ich anscheinend nicht so wahr genommen und auch das Begräbnis habe ich "gut überstanden". Jetzt im Frühjahr habe ich mir gedacht, ich will ohne Tabletten Trauer zulassen und hier im Forum habe ich liebe Leute kennengelernt, die mir schon bei oft alltäglichen Problemen - welche mir einfach zuviel wurden - zur Seite standen.
Bei meinem Mann ist es bald ein Jahr her, seit er uns verlassen hat, aber erst gestern war ich wieder total traurig darüber. Die Trauer kommt und geht - sie ist wie ein Gast - manchmal kurz oder auch länger; das ist normal. Es stimmt auch, dass nichts mehr so ist, wie es früher war. Ich habe mich auch verändert und sehe gewisse Sachen ganz anders als früher. Zeitweise dachte ich in bestimmten Situationen auch, ich spinne; aber hier im Forum konnte ich lesen, dass es anderen Leuten auch so geht wie mir.
Mein Freund versteht mich ganz gut, er hat auch seine Ex-Frau verloren, aber ich möchte ihn nicht immer mit meiner Trauer belasten. Wir haben sowieso genug andere Sorgen zu bewältigen (wir haben gemeinsam 3 pubertierende Kinder).
Weiss auch nicht so recht, was du mit Satz " Das kann mein soziales Umfeld aber nicht leisten" gemeint hast. Du kannst mir glauben, die heutige Welt, ausser wir hier im Forum, hat für uns Trauernde nicht viel über, aber wir unterstützen uns in der Trauerarbeit und ich konnte schon sehr viel von den lieben Leuten hier profitieren und hoffe sehr, dass auch ich helfen kann.
lg
Christa