Beiträge von Melinda

    Liebe Connie!


    Es muss sehr schlimm für dich gewesen sein, für sein verstorbenes Kind, Blumen und Kerzen zu kaufen. :30:


    Ich könnte niemals vor anderen weinen. Ich finde gut, dass du das kannst. Man sollte sein Gefühle nicht verschweige. Tja, ich mach das leider ab und zu.


    Alles Liebe!


    Melinda

    Liebe Connie!


    Ich hoffe du hast den Tag heute gut "überstanden" Manuel war bestimmt bei dir.
    Das tut mir sehr leid was mit deinem Sohn passiert ist, es muss schlimm sein, sein eigenes Kind zu verlieren... Es wurde ja gerade erst geboren. Ich kann mir vorstellen, wie hart die Zeit da für dich war. *umarm*.
    Bei uns sind die Ärzte auch sehr unfreundlich und geben dir nicht wirklicih eine Auskunft.
    Aber schön, dass du mit einen Arzt doch Kontakt hast.
    Als mein Papa starb, hat mich niemand gefragt, wies mir geht. Nur meine Freundin.


    Ja, kann verstehen, dass das mit den Tagebuch schreiben noch nicht so klappt. Lass dir Zeit. *drück*


    Ich wünsch dir ganz viel Kraft!


    Hallo trauriger Engel!


    Auch dir wünsch ich ganz viel Kraft! *umarm*


    Alles Liebe!


    Melinda

    Liebe Karla und Maki!


    Ja, es war dann viel leichter für mich. Aber als ich dann mit meiner Freundin darüber geredet hab, war mir gar nicht nach weinen.
    Aber dann vorm einschlafen, hab ich geweint, weil ich an meine "Freundin" denken musste. Hab geweint, obwohl meine Freundin bei mir geschlafen ist. Sie hat gesagt, vielleicht geht es ja jetzt schon langsam.


    Lg Melinda

    Hallo ihr Lieben!


    Stellt euch vor, ich hab gestern ein Trauerbuch gelesen und hab tatsächlich geweint, hab die Tränen also nicht zurück gehalten. Das wollte ich euch nur berichten.


    Aber heute rede ich wahrscheinlich mit meiner Freundin darüber und weiß nicht, ob ich es kann. Ich kann nicht vor anderen weinen und wenn ich die Tränen dann wieder zurückhalten musst, ist ja auch nicht gut. Sie hat gesagt, ich kann ruhig sagne, wie ich nicht reden will oder wenn ich damit aufhören will, wenn wir grad mitten im Gespräch sind, aber ich schaff es in den Moment nicht zu sagen.


    Lg Melinda

    Liebe Connie!


    Ich wünsch dir für morgen alles Gute und ganz viel Kraft! *drückdich*
    Wann starb dein Sohn, war er da noch ein Baby?
    Es tut mir leid, falls dir die Frage zu nahe ging.


    Nimm dir ein Tagebuch zur Hand und schreib dir auf, was du dir vorzuwerfen hast, nicht gesagt oder getan zu haben oder nicht hättest sagen oder tun dürfen, als dein Sohn noch am Leben war.


    Du hast getan was dir möglich war, du bist auch nur ein Mensch.


    Du hast sicher gutes für deinen Sohn getan und dich darum bemüht, schreib auch das auf.


    Du musst das natürlich nicht machen, niemand zwingt dich dazu, es war nur eine Idee. Du alleine entscheidest, was für dich richtig ist. *umarm*


    Alles Liebe!


    Melinda

    Liebe Karla!


    Es tut mir so leid, dass ich den Todestag deines Vaters vergessen hab und dann auch noch den Geburtstag deines Bruder. :-(
    Bitter verzeih mir.


    Ich wünschte so sehr, ich könnte ungeschehen machen, was dir vor einem Jahr geschah, dass dein Papa dir einfach so entrissen wurde... Aber ich kann es nicht... Ich bin sicher dein Papa ist immer in deiner Nähe und beschützt dich.


    Tut mir noch mal echt leid, dass ich den Tag vergessen hab.


    *ichdrückdichganzfest*


    Alles Liebe!


    Melinda


    Connie : Mein Papa starb einen Tag nach meinem Geburtstag, an meinem Geburtstag hab ich es erfahren.

    Liebe Connie!


    Bitte gern, versuch immer anderen zu helfen, aber wie gesagt, vor mir brauchst wirklich keine Angst zu haben. *drück*


    Connie und Maki, ich wünsch euch beiden ganz viel Kraft, dass ihr den Geburtstag von euren Lieben gut übersteht, es tut sehr weh, wenn man die Geburstage nicht mehr miteinander feiern kann.


    Alles Liebe!


    Melinda

    Hallo Burkhard!


    Naja, hab mir auch wieder gedacht, warum sollt ich eigentlich zu den Termin gehen, hab ihr eh nichts zu erzählen. Aber, ich geh hin. Hmm... Gewinn hätt ich natürlich schon einen, aber da muss ich auch was tun.


    Du meinst ich bin stark? Danke!


    Danke, dir auch ein gesundes Jahr 2010.


    Lg Melinda

    Hallo Connie!


    Vor mir brauchst aber wohl wirklich keine Angst haben. Ich bin ein sehr lieber Mensch. Wie kann ich das jetzt verstehen?


    Oh, tut mir leid, dass mit deinem Sohn und das in so jungen Jahren. *drückdichganzfest*



    Wünsch dir weiterhin ganz viel Kraft und alles Gute für 2010.


    Meliinda


    Maki , schöne Pläne, die du da hast. Hast du dich schon entschieden?


    Lg Melinda

    Liebe Karla!


    Ja, genauso wars bei mir auch, ich musste im 2 Jahr auch intensiver an meinen Papa denken. Es war für mich schlimmer als das erste Jahr. Ich drück dich ganz fest.


    Was hat deine Tochter den, wenn ich fragen darf?


    Alles Liebe!


    Melinda

    Hallo Manu!


    Schön zu hören, dass es Andy wieder besser geht und er gute Fortschritte macht.


    Was musst du den lernen, wenn ich fragen darf? Was für eine Schule gehst du? Ist ja fies, dass ihr ohne Unterlagen lernen müssts, wir sind ja keine Computer, dass wir uns alles merken. Ich hab auch im Sommer, Deutsch und Mathematik Matura und da ist auch nicht grad wenig zu lernen. Ich wünsch dir ganz viel Glück dabei.


    Ich hoffe dir gehts gesundheitlich bald besser.


    Deine Mum ist immer bei dir, auch wenn du sie nicht siehst. *drück*


    Alles Liebe und ganz viel Kraft wünsch ich dir!


    Melinda

    Dein persönlicher Engel
    Barfuss und schmutzig, so saß das kleine Mädchen da und beobachtete die Menschen, die an ihr vorüber gingen. Sie versuchte nie, einen der Vorübergehenden anzusprechen, nie sagte sie auch nur ein Wort. Viele Menschen gingen vorüber, aber nie blieb auch nur einer stehen.


    Darum entschied ich, am nächsten Tag in den Park zurückzugehen. Ich war neugierig, ob das kleine Mädchen immer noch da sein würde. Genau auf dem gleichen Platz wie gestern saß sie, mit dem traurigsten Blick den ich je in Kinderaugen gesehen hatte. Heute gab ich mir einen Ruck und ging zu dem kleinen Mädchen.


    Wie wir alle wissen, ist ein Park voller fremder Menschen nicht der richtige Ort für kleine Kinder, um alleine zu spielen.


    Gerade als ich zu ihr hinüber ging, sah ich, dass das Kleid des Mädchens auf dem Rücken ausgebeult war. Ich stellte fest, dass diese Missbildung wohl der Grund für das schnelle vorbeigehen der Menschen war. Keiner machte je den Versuch, ihr zu helfen.


    Als ich näher kam, schlug das Mädchen langsam die Augen nieder, um meinem Blick auszuweichen. Ich konnte die Verformung ihres Rückens mehr als deutlich sehen. Der Rücken hatte eine fast grotesk anmutende Wölbung. Ich lachte sie an, um sie wissen zu lassen, dass alles in Ordnung wäre. Mein Lächeln sollte ihr zu verstehen geben, dass ich hier wäre um mit ihr zu reden, ihr zu helfen.


    Ich setzte mich neben sie und begann das Gespräch mit einem einfachen: "Hallo".


    Das kleine Mädchen reagierte völlig geschockt und stammelte ein hilfloses: "Guten Tag", während sie in meine Augen starrte.


    Wieder lachte ich sie an und dann lächelte sie scheu zurück. Wir redeten bis die Nacht hereinbrach und der Park völlig menschenleer war. Nur wir beide waren noch in dem Park.


    Ich fragte das kleine Mädchen, warum sie so traurig ist.


    Sie schaute mich an und mit traurigem Gesicht antwortete sie mir: "Weil ich anders bin als die anderen."


    Spontan gab ich ihr zur Antwort: "Ja, das bist du." Und lächelte dabei.


    Das kleine Mädchen wurde immer trauriger als sie sagte: "Ich weiß!"


    "Kleines," sagte ich, "du erinnerst mich an einen Engel. Niedlich und unschuldig."


    Sie schaute mich lächelnd an, stand langsam auf und fragte: "Ehrlich?"


    "Ja, meine Liebe, du bist wie ein kleiner Schutzengel, der auf all diese Leute, die vorübergehen, aufpasst"


    Sie nickte und lächelte und während sie ihre Flügel ausbreitete sagte sie: "Ja, das bin ich. Ich bin dein Schutzengel." Ihre Augen funkelten.


    Ich war sprachlos, sicherlich hatte ich Halluzinationen.


    Sie erklärte mir: "Wenn Du nur einmal an jemand anderen zuerst als an dich gedacht hast, ist meine Aufgabe hier erledigt"


    Sofort sprang ich auf. "Halt, warte. Warum blieb niemand stehen um einem Engel zu helfen?"


    Wieder sah sie mich lange an, lächelte und antwortete: "Du warst der einzige, der mich sehen konnte. Und du hast in deinem Herzen geglaubt was du gesehen hast." Dann war sie verschwunden.


    Und mit dieser Begegnung änderte sich mein Leben dramatisch.


    Wenn du denkst, du bist alles was dir noch geblieben ist, denk daran, dein Engel wacht immer über dir. Meiner tat es. Wir alle brauchen jemanden an unserer Seite. Und jeder deiner Freunde ist ein Engel.


    Liebe Grüße !


    Melinda

    Fortsetzung:


    An dieses Gespräch musste Anneke denken, als sie mit Papa beim Mittagessen saß. Sie waren beide sehr still und traurig, denn Mami war nicht mehr zu Hause. Der Arzt hatte gesagt, Mami wäre im Krankenhaus besser aufgehoben. Ein Krankenwagen hatte sie abgeholt.


    Anneke legte ihr Besteck hin. "Darf ich mitkommen, wenn du Mami heute Nachmittag besuchst?"


    "Besser nicht."


    "Bitte, bitte, Papa, bitte!"


    Der Vater griff nach seinem Glas. "Ein anderes Mal vielleicht, wenn es Mami wieder etwas besser geht."


    "Ich will Mami aber heute sehen!" Annekes Stimme klang weinerlich.


    Hart setzte der Vater sein Glas auf dem Tisch ab. "Hör sofort auf zu quengeln!"


    Anneke zuckte zusammen und versuchte weiterzuessen. Eine Weile hörte man nur das Klirren ihres Bestecks, denn Papa hatte seinen Teller weit von sich weggeschoben.


    Schließlich nahm Anneke all ihren Mut zusammen. "Papa!", sagte sie.


    Der Vater sah zu ihr herüber.


    "Mami wird doch bald im Himmel sein?"


    Der Vater wandte sich wieder von ihr ab. Anneke hörte so etwas wie "Mmh!".


    "Warum gehst du nicht mit?"


    "Wie meinst du das?"


    "Warum stirbst du nicht auch?"


    "Wie stellst du dir das vor?"


    "Du brauchst dich doch nur überfahren zu lassen, und schon bist du wieder bei Mami."


    "Du hast vielleicht merkwürdige Ideen! Ich kann mich doch nicht umbringen! Was sollte dann aus dir werden? Schließlich muss ich mich um dich kümmern!"


    Anneke dachte kurz nach. So war das also. "Ich komme mit!", rief sie. "Wir sterben einfach alle zusammen."


    Papa sah sie ärgerlich an. "Hör sofort auf mit diesem Unsinn! Ich will nichts mehr davon hören! Ich fahre jetzt ins Krankenhaus. Und du machst deine Hausaufgaben!"


    Anneke verstand Papa nicht. Warum hatte er mit ihr geschimpft? Sie saß an ihrem Schreibtisch im Kinderzimmer. Vor ihr lag ein aufgeschlagenes Heft und sie hielt einen Stift in der Hand. Aber sie schrieb nicht, sondern sah zum geöffneten Fenster hinaus mitten in den sonnigen Himmel hinein. Es war ganz still draußen. Nur das Kreischen eines Schnellzuges auf den nahe gelegenen Gleisen war zu hören. Die Wolken sahen aus wie riesige Wattebäusche, so weich, so warm, als ob man sich richtig gemütlich in sie hineinkuscheln könnte. Frau Hammes hatte sicher Recht. Im Himmel musste es wunderbar sein. Linus war wirklich zu beneiden.


    Anneke hörte wie ein Zug vorbeidonnerte. Kurz darauf kam noch einer. Plötzlich legte sie ihren Stift nieder und stand auf. Ja, so würde sie es machen. Ein Zug war doch viel größer und noch viel schneller als ein Auto!


    Sie fühlte sich ganz merkwürdig: ängstlich und leicht zugleich. Sie dachte an Mami. Wie sehr würde sie sich freuen, wenn sie im Himmel ankam, und ihr Kind war schon da! Und Papa würde sicher froh sein, wenn er sich nicht um sie kümmern musste. Dann konnte er auch sterben, und sie waren alle wieder zusammen, genauso wie früher.


    Ihre warme Jacke ließ Anneke an der Garderobe hängen. Wenn man tot war, fror man ja nicht mehr.


    Kurz bevor sie die Wohnungstür erreichte, hörte sie ein merkwürdiges Geräusch. Es kam aus dem Schlafzimmer. Anneke lauschte. Da war es wieder. Sie schlich zur Tür und öffnete sie vorsichtig einen Spalt. Das Geräusch machte Papa. Sie hatte gar nicht gehört, dass er aus dem Krankenhaus zurückgekommen war. Er saß auf Mamis Bett und weinte.


    Schnell lief Anneke zu ihm hin und setzte sich neben ihn. Er legte seinen Arm um sie und Anneke weinte mit ihm.


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    Liebe Grüße!


    Melinda

    Auf Wiedersehn, Mami
    Leise ging die Tür auf und der Vater schlich auf Zehenspitzen in den Flur. Kein Laut drang aus dem finsteren Schlafzimmer. Das kleine Mädchen im Nachthemd sah ängstlich zu, wie der Vater die Tür ganz langsam und geräuschlos wieder hinter sich schloss.


    Anneke wagte kaum zu atmen. "Ist Mami tot?", wisperte sie.


    Der Vater stockte kurz. Dann schüttelte er den Kopf. "Nein, Anneke. Sie schläft endlich - Gott sei Dank!"


    "Hat sie keine Schmerzen?"


    "Im Augenblick nicht."


    "Und wenn die Schmerzen wiederkommen?"


    "Die Schwester wird bald da sein. Sie gibt Mami ihre Spritze."


    "Aber Spritzen tun doch auch weh!"


    "Nicht sehr. Spritzen sind nicht so schlimm!"


    "Ich finde Spritzen aber schlimm. Ganz schrecklich finde ich die!"


    "Mami nicht. Und jetzt komm schnell in die Küche frühstücken. Aber zieh dir vorher noch deinen Bademantel über. Du zitterst ja."


    "Darf ich nicht erst noch zu Mami gehen?"


    "Jetzt nicht."


    "Aber ich will Mami sehen. Ich sage ihr doch immer guten Morgen!"


    "Später vielleicht."


    "Mami wartet sicher schon auf mich!"


    "Du hast doch gehört: sie schläft. Tu jetzt, was ich dir sage!"


    Anneke sprang die Stufen hinauf. Mitten auf der Treppe blieb sie erschrocken stehen. Sie hatte es schon wieder vergessen. Sie durfte doch nicht poltern! Hoffentlich war Mami jetzt nicht wach geworden! Sie lauschte. Zum Glück hatte Papa sie nicht gehört. Er war schon in die Küche gegangen und klapperte mit Geschirr. Papa war auch nicht immer leise. Anneke schlich sich weiter nach oben ins Kinderzimmer und setzte sich auf das Bett. Ihr war kalt. Sie hatte Gänsehaut. Gedankenverloren sah sie zu, wie die kleinen Erhebungen nach und nach in der Haut verschwanden. Aber sie brachen immer wieder hervor und überzogen ihre Arme und Beine. Anneke ließ sich nach hinten fallen und starrte an die Decke. Auch ihre Füße waren eisig kalt. Die Zehen wurden schon ganz steif. Fühlte es sich so an, wenn man tot war? Nein, wenn man tot war, fühlte man gar nichts mehr. Keine Kälte. Und auch keine Schmerzen.


    Anneke schloss die Augen. Wenn man starb, das wusste sie, hörte man auf zu atmen. Und das Herz schlug nicht mehr. Sie hielt den Atem an. Vielleicht war es ja ganz leicht zu sterben. Aber es war nicht leicht. Ihr Herz schlug immer weiter, und ob sie wollte oder nicht, sie musste atmen.


    "Beeil dich! Es ist schon sieben."


    Anneke fuhr zusammen. Der Vater stand vor ihr. Schnell setzte sie sich auf.


    "Zieh dich an. Dein Frühstück ist fertig."


    Anneke sprang aus dem Bett. Gleich würde Lara kommen, um sie abzuholen. Sie gingen immer zusammen zur Schule.


    Während Anneke sich die Zähne putzte, musste sie wieder an Linus denken, Laras kleinen Bruder. Der hatte es gut! Er war nämlich schon tot. Ein Auto hatte ihn überfahren. Anneke erinnerte sich noch genau an die Beerdigung. Alle weinten. Auch Mami. Sie hatte Linus sehr gemocht. Damals war sie noch gesund gewesen. Das heißt, eigentlich nicht. Sie hatte nur geglaubt, sie wäre gesund. Dass sie krank war, wusste an Linus Beerdigung noch niemand.


    Anneke griff nach ihren Anziehsachen, die über dem Stuhl hingen. Und nun würde Mami auch bald tot sein. Wenn es stimmte, dass man in den Himmel kam, dann würden Linus und Mami sich bald wieder sehen. Anneke seufzte. Linus hatte wirklich Glück.


    Papa saß am Küchentisch und trank seinen Tee. Er war ganz weiß im Gesicht, nur nicht unter den Augen. Da hatte er dunkle Ringe. Er starrte vor sich hin, aber als sie hereinkam, blickte er auf.


    "Wenn ich mich beeile mit dem Frühstück, darf ich dann noch zu Mami gehen und ihr einen Kuss geben?"


    Papa setzte seine Tasse ab, an der er sich die Hände gewärmt hatte. "Na gut! Aber wirklich nur ganz kurz."


    Anneke hatte eigentlich keinen Hunger, und Papas Teller war auch noch unbenutzt. "Papa, du isst ja gar nichts!"


    "Doch, Anneke, später."


    Eine Weile war es still in der Küche.


    "Was sollen wir bloß machen, Papa?", sagte Anneke schließlich zaghaft.


    Fragend sah der Vater sie an.


    "Wenn Mami tot ist, meine ich."


    Der Vater blickte in seine Teetasse und räusperte sich mehrmals.


    "Ohne Mami, das geht doch gar nicht. Findest du nicht auch?"


    Jetzt wandte der Vater sich ab. "Wir reden ein anderes Mal darüber." Seine Stimme klang heiser, wie die Stimme eines fremden Mannes. Er stand auf und trat ans Fenster. Deshalb merkte er nicht, dass Anneke schnell zum Schlafzimmer hinüberlief.


    Vorsichtig öffnete sie die Tür. Ein merkwürdiger Geruch schlug ihr entgegen. Anneke hielt sich die Hand vor die Nase und trat in das düstere Zimmer. "Mami? Mami? Bist du wach?"


    Vom Bett her kamen merkwürdig ziehende und brodelnde Geräusche. Das war Mamis Atem. Je näher Anneke dem Bett kam, desto schlimmer wurde der Geruch. Ein Schreck durchzuckte sie. Das war auch Mami. Mami stank. Anneke wurde übel. Unschlüssig blieb sie einen Augenblick stehen, doch dann ging sie mutig weiter. Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Als sie neben dem Bett kniete, konnte sie Mami ein bisschen sehen. Ihr Kopf war so klein geworden und die Nase ganz spitz. Vorsichtig streckte Anneke die Hand aus. Ihre Finger berührten etwas Hartes. Da war früher Mamis Schulter gewesen. Annekes Finger strichen den knochigen Arm hinunter. Sie legte ihren Kopf auf die Bettdecke und hielt ganz leicht Mamis Hand. Das hatte sie immer gern getan. Nur dass sich die Hand früher nicht so schlaff anfühlte.


    An der Haustür klingelte es. Das war Lara.


    "Ich muss jetzt gehen, Mami", flüsterte Anneke.


    "Anneke!", hörte sie den Vater leise rufen.


    Schnell küsste sie Mamis Hand. "Bis bald, Mami."


    Auf dem Schulweg war Anneke sehr schweigsam. Lara wurde schließlich böse, weil ihr die Freundin überhaupt nicht zuhörte. Aber Anneke musste wieder die ganze Zeit an Linus denken. Ob es sehr wehtat, von einem Auto überfahren zu werden? Sie beobachtete die Straße. Ein Auto nach dem anderen sauste vorbei. Linus war nicht sofort tot. Er musste noch einige Tage im Krankenhaus liegen, bevor er starb. Das war sicher schlimm für ihn gewesen.


    "Anneke! Pass auf!", schrie Lara und riss sie am Ärmel.


    Anneke war ganz in Gedanken auf die Straße getreten und wäre beinahe in einen Bus hineingelaufen. Erschrocken sprang sie zurück auf den Bürgersteig. Ihr Herz klopfte heftig.


    In der großen Pause hatte sie heute keine rechte Lust, mit den anderen zu spielen. Sie stand lieber am Zaun und sah zu.


    Frau Hammes kam und stellte sich neben sie. "Na, Anneke, wie geht's bei euch zu Hause?"


    Anneke konnte nicht antworten. Sie dachte angestrengt nach. "Ist es wirklich wahr, was Sie neulich im Reli-Unterricht gesagt haben?", fragte sie schließlich.


    "Was meinst du?"


    "Dass nur der Körper stirbt, aber die Seele weiterlebt und in den Himmel geht zum lieben Gott?"


    "Ja, das hast du richtig verstanden."


    "Und da sind alle, die schon gestorben sind?"


    "So ist es."


    Anneke schluckte. "Auch Mami? Ich meine, wenn sie tot ist, kommt sie dann auch in den Himmel?", flüsterte sie.


    "Aber sicher!"


    Annekes Stimme wurde noch leiser. "Und wenn ich tot bin, treffe ich sie da wieder?"


    "Ja. Denk immer daran: Wenn deine Mami stirbt, ist es kein Abschied für immer. Du wirst sie ganz bestimmt eines Tages wiedersehen."