Liebe Maki,
es freut mich, dass ich dir ein bissl helfen konnte mit den paar Zeilen! 
Wir versorgen Verstorbene ja immer vor einem Abschied und im Falle einer Obduktion werden unschöne Nähte korrigiert. Es gibt Pathologen, die da sehr sauber arbeiten und es gibt welche, die gerade bei Kindern sehr schlampig arbeiten. Ich denke, schlampig wird gearbeitet, wenn man "schnell schnell" macht. Und schnell will man es hinter sich haben, wenn eine Arbeit besonders belastend ist ... und das ist sie gerade eben bei Kindern. Dass die Nähte bei deiner Tochter so schlampig waren, liegt vielleicht an der Belastung das Pathologen ....? Der Bestatter sollte hier aber auch wissen, wie er den Körper versorgen kann, dass dein letztes Bild von Abi ein Gutes gewesen wäre!
Zum Leichnam als "Sache": Ich kenne diesen Blick auf Verstorbene auch. Wenn du nur den Körper vor dir hast, seine "Geschichte als Person" nicht kennst und wenn du nie etwas mit den Angehörigen zu tun bekommst, dann ist ein Verstorbener ein sehr alltäglicher Gegenstand für Menschen, die täglich mit Toten zu tun haben. Das ist ein wichtiges Schutzschild, sonst könnten wir alle nicht mit dem Tod und den Toten arbeiten! Wenn du an einem Verstorbenen arbeitest, z.B. nähst, dann wird der Blick zudem sehr "technisch", was den Leichnam natürlich zudem "versachlicht". Das heißt aber nicht, dass man deshalb gleich würdelos umgeht: Man arbeitet sachlich, aber nicht würdelos. Würdelosigkeit stellt sich dann ein, wenn man z.B. unsanft mit dem Körper umgeht oder unangebrachte Witze macht. Markus und ich achten da sehr drauf, dass das nicht passiert!
Zur "Person" wird der Leichnam dann, wenn wir Details aus seinem Leben bekommen, die die Angehörigen erzählen, wenn wir durch die Sargbeigaben auf sein Leben schließen können oder aber, wenn es Dinge rund um Verstorbene gibt, die uns an unser eigenes Leben oder unseren eigenen Tod erinnern ..., dann wird es für uns mitunter auch belastend, weil unser Schutzschild brüchig wird.
Alles Liebe
Christine