Meine Lieben,
ich bin halt eine Pragmatikerin und glaube eher an Zufälle als an Vorahnungen. Grade eben weil wir so viel träumen, das eben dann nicht passiert. Und die angelichen Vorahnungen, die dann tatsächlich eintreffen, sind vergleichsweise verschwindend gering.
Es gibt Dinge, die uns große Angst manchen und diese Ängste bearbeiten wir dann ab und dann in unseren Träumen. Das ist ganz normal. Wenn dann der Traum wirklich eintrifft, kann ich mir gut vorstellen, dass man ihn sehr ernst nimmt und ihn als Vorahnung deutet. So etwas ist gruslig, es macht aber auch noch größere Angst.
Ehrlich gesagt, finde ich Therapeuten, die Träume als Vorahnungen erklären auch sehr gruselig, denn sie spielen mit der Angst ihrer Klienten. Kein Wunder, dass du geschockt warst, denn nach dieser Meldung deines Klienten wirst du Angst vor weiteren "Vorahnungen" haben.
Ich denke, dass der Zufall die bessere Erklärung ist: Es sind die Argumente dafür plausibler und der "Zufall" ist meines Erachtens auch psychologisch weniger belastend.
Letztlich sind Fragen, ob es ein Zufall oder eine Vorahnung war oder ob ein Mensch ohne Traum vorher auch gestorben wäre ... Fragen, die wir niemals beantworten werden können. Fragen, die wir nicht beantworten können, die uns aber beschäftigen und quälen, nennt man "Grübelfragen".
Dass diese Grübelfragen grade am Anfang der Trauerarbeit auftauchen, ist normal. Wichtig ist aber auch, sie schlussendlich als Grübelfragen zu erkennen und sie zu stoppen: Grübelfragen stellen nämlich eine Blockade in der Verarbeitung dar: Sie lenken unsere Aufmerksamkeit und Energien auf "Randaspekte" des traumatischen Ereignisses und lenken von der Bearbeitung des eigentlichen Traumas ab.
Liebe Grüße
Christine