Liebe Kate, liebe Chris,
alles, was Frau Pachl zu ihrer Trauerarbeit gesagt hat, hat sie sicher nicht gesagt, um irgendjemandem mitzuteilen: "Ätsch - ich bin schneller und besser als ihr!" Da bin ich mir sicher.
Es gibt Menschen, die in der Bewältigung "schneller " sind als andere, das müssen wir akzeptieren und es wäre natürlich durchaus möglich, dass Frau Pachl so gestrickt ist, dass sie bereits alles sehr gut verarbeitet hat. Dann müssen wir das aber akzeptieren und sie nicht als personifizierten Vorwurf sehen. (Sei nicht so neidisch, Chris! )
Wie gesagt, ich glaube auch, dass Frau Pachl noch nicht im vollen Ausmaß realisiert hat, was da passiert ist und dass sie einfach kämpft. Was auch typisch ist für bestimmte Phasen im Trauerprozess, ist, dass gerade am Anfang der Verstorbene sehr stark idealisiert wird. Und das ist für mich ganz deutlich durchgekommen: Frau Pachl hat die Beziehung zu ihrem Mann und ihren Kindern (und dazu gehört auch das "Wir haben uns jeden Tag gesagt, dass wir uns gut sind" und das so pathetisch beschriebene Loslassen der Kinder) sehr stark idealisiert, was einfach eine Möglichkeit ist, den Schmerz zu verleugnen oder zu dämpfen - das ist wiederum ein Schutzmechanismus.
Das "Wir haben uns jeden Tag gesagt, dass wir uns gut sind!" ist bei mir auch sehr schräg angekommen, einfach weil ich nicht der Typ bin, der sich am Morgen beim Frühstück mit Mann und Kind die Hände reicht und einen solchen formelhaften Satz sagt. Und ich glaube auch nicht, dass so ein Satz Konflikte löst, ich glaub eher, dass so ein Ritual sehr gut dazu geeignet ist, Konflikte unter den Teppich zu schieben (oder in den Keller ).
Chris: Bei unserem Thema-Beitrag kanntest du Markus und mich ja schon aus dem Forum, da hattest du eine Menge Möglichkeiten uns positiv zu sehen, weil wir beide ja bereits einen regen Mail-Kontakt hatten. Und bei dem haben wir uns blendend verstanden. Wenn du den Michael Gassner kennen würdest, dann würde dir die Totenmaske von seiner Oma auch überhaupt nicht mehr schräg vorkommen, da bin ich gewiss.
Ich wollte nie Kate mit Frau Pachl in einen Topf werfen, sondern einfach drauf hinweisen: Was durch die Medien vermittelt wird, ist ein Zusammenschnitt und ist manipuliert. Und was wir von Kate zu sehen bekommen haben (oder von Markus, mir und dem "Totenmasken-Michl") sind Bruchteile unserer Persönlichkeit. Und auch bei Frau Pachl kennen wir nur einen Bruchteil. E basta!
Kate, hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass ich eine Urne im Keller hab? Im Ernst! Die steht im Regal!
Hach, ist es schön mit euch zu streiten, Mädels! Ich mag nämlich Dauer-Frieden nicht, das ist für mich immer so verdächtig!
Schönen Abend! Christine