Hallo Chrisu,
wie Markus schon schreibt, alle deine Reaktionen sind normale Reaktionen auf nicht normale Ereignisse. Auch deine Angst davor, dass noch etwas Furchtbares passiert, ist eine normale Belastungsreaktion.
Angst ist ein Gefühl mit Schutzfunktion, ein Warnsignal. Sie dient der Selbsterhaltung und ist so gesehen ein biologisch angelegtes, sinnvolles Reaktionsmuster.
Es gibt 5 typische angstauslösende Situationen:
Angst vor realer Gefahr, Bedrohung
Angst vor Unvermeidbarem
Angst vor Schwäche
Angst vor Neuem und Fremdem
Angst vor Kontrollverlust
Der Tod konfrontiert uns mit allen 5 Situationen gleichzeitig: Er ist eine reale Gefahr, er ist unvermeidbar, er macht uns schwach, er ist etwas Neues und Fremdes, er lässt sich nicht kontrollieren bzw. wir erleiden teilweise oder zur Gänze einen Kontrollverlust, wenn er in unser Leben einbricht.
Die Angst vor dem Tod, ist so gesehen der Inbegriff aller Ängste.
Im Alltag sind wir meist in der Lage, die Angst vor dem Tod abzuwehren (ins Unbewusste zu verschieben): Wir klammern den Tod dadurch aus, schieben ihn in weite Ferne.
Das ist bis zu einem gewissen Grad gesund, damit wir Freude am Leben haben können und auch unbeschwert durchs Leben gehen können.
Wenn wir einen Todesfall zu beklagen haben, bricht diese Abwehr von Angstgefühlen zusammen und es wird knallhart und klar: Der Tod ist nicht in weiter Ferne, er kann uns alle jederzeit betreffen.
Es ist normal, dass du jetzt Angst hast. Deine Erlebnisse im Zusammenhang mit dem Tod deines Sohnes sind allesamt massiv traumatisierend.
Darf ich dich fragen, wie lang/kurz das her ist, dass dein Sohn gestorben ist?
Wie Chris sagt: Sprich mit deinen Söhnen, erkläre ihnen deine Sorgen und bitte sie, dass sie dir Zeit geben und Verständnis für deine Angst haben.
Gib dir selber Zeit und wenn du das Gefühl hast, dass du alleine nicht fertig wirst mit deinen Ängsten und deinem Schmerz, dann scheue dich nicht davor, auch psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch wenn deine Ängste und deine anderen Reaktionen an sich normale Reaktionen sind: Gespräche mit Fachleuten können hier sehr hilfreich sein, die Belastungsreaktionen zu reduzieren und dir bei der Bewältigung zu helfen bzw. dich dabei zu unterstützen, dass du trotz der Belastung gesund bleiben kannst.
Alles Liebe
Christine