Beiträge von Christine

    Liebes rabelein,
    *lach*, ich bin heute auch schon fast aus der Haut gefahren und habs dann doch bleiben lassen 8o


    Was deine Angst betrifft: Es tut mir leid, dass du diese grauenhafte "Einschulung für besondere Mädchen" erleben und ertragen musstest ... ;(


    Dein Arzt ist ein kluger Mann. Neurologisch passiert bei einer Traumatisierung folgendes: Wenn man traumatisiert wird, dann ist das Angstzentrum hoch aktiv. Massiver Stress und massive Angst blockieren die "intelektuelle" Verarbeitung im Gehirn: Hippocampus und präfrontaler cingulärer Cortex, das sind intellektuelle Zentren im Gehirn, werden durch Angst- und Stresshormone gehemmt, sie können ihre Filterfunktion nicht mehr erfüllen. Das, was man erlebt, kann man zeitlich und räumlich nicht mehr einordnen und die bedrohlichen Sinneseindrücke werden nur auf der primitiven, unbewussten Ebene des Angstzentruns gespeichert und zwar in Form von starken Gefühlen, körperlichen Empfindungen oder in Form von Bildern, Gerüchen, Geräuschen.


    Wenn Sinneseindrücke nicht mehr „zeit-räumlich“ erfasst und geordnet, sondern als chaotische und zusammenhangslose Sinnesfragmente erfasst und im Gedächtnis „eingefroren“, werden, dann werden sie zu einem späteren Zeitpunkt durch ähnliche Reize (Trigger) neu stimuliert, und kehren als Flahbacks immer wieder. Solche Flashbacks werden als „aktuell bedrohlich“ erlebt und können nicht gesteuert werden. Das ist auch der Grund, warum ein neues Trauma, eine neue Angst, ähnliche Sinneseindrücke alte eingefrorene Traumatisierungen wieder aufbrechen lässt. Und du hast da ja sehr schwere Traumatisierungen hinter dir: Der jahrelange Missbrauch, der Tod deiner Tochter und jetzt deine Krankheiten .... Kein Wunder, dass da die Angst ist und die alte Kindheitsangst (Monster unterm Bett) wieder aufbrechen lässt!
    Aber wenn man das weiß und verstehen kann, dann kann man schon besser damit umgehen.


    So, Schluss mit der neurobiologischen Vorlesung für heute ;)


    Lass dich stationär gut pflegen und aufpäppeln und ich hoffe, es gibt Eis!
    <3
    Alles Liebe und Gute
    Christine

    Liebes rabelein,
    danke für diesen wunderbar ehrlichen Thread!


    Ich hab ja an anderer Stelle schon geschrieben, dass mich viele Menschen aufsuchen, um ihr Begräbnis zu planen und das eigentlich allen etwas die Angst nimmt. Das hat damit zu tun, weil man ein klareres Bild bekommt, die unmittelbar nach dem Tod verantwortlichen Personen persönlich kennenlernt, und die Planung selbst lindert etwas den totalen Kontrollverlust (der Tod ist ja ein totaler Kontrollverlust und Kontrollverlust macht Angst).


    Aber jetzt zum Sterben selbst: Du darfst jetzt "noch nicht sterben wollen". Es ist nämlich "jetzt" noch nicht soweit - trotz überschaubarer Prognose. Jetzt hast du Angst, jetzt willst du nicht sterben. Aber der Prozess der Krankheit wird das ändern. Du wirst schwächer werden und mit zunehmender Schwäche schwindet dann auch der dringende Wunsch weiterzuleben. Was dir jetzt noch unmöglich erscheint, kann sich ändern in ein Annehmen. Sterben ist ein Prozess - körperlich und psychisch (beides ist ja eine Einheit). Wenn der Körper nicht mehr kann, kann der Geist auch nicht mehr. Man fällt in Agonie. Das ist die letzte Phase, da ist man schon weit weg.


    Für schwierige Phasen und Ängste gibt es Medikamente. Wenn dir das Tavor zu heftig ist, dann sprich mit deinem Arzt, dass er dir etwas milderes verschreibt. Lexotanil oder Psychopax. Oder etwas Vergleichbares, was dich nicht völlig umhaut.


    Zu deiner "irrationalen Angst": Keine Sorge, du wirst nicht verrückt! Wenn wir Menschen in einer schweren Krisen sind, dann neigen wir zur Regression, d.h. wir fallen auf Muster früherer Entwicklungsstufen zurück. Die Regression ist eine Form der Verdrängung: Es ist leichter sich vor einem Monster unterm Bett zu fürchten als vor dem Sterben und dem Tod.
    Wenn du Angst hast am Rücken zu liegen, auch eine frühkindliche Phantasie, dann deshalb, weil du unbewusst glaubst, das Sterben verhindern zu können, indem du dich anders hinlegst. Allerdings muss ich dich ernüchern, vielleicht auch erleichtern: In der modernen Palliativ-Pflege heute, werden Sterbende häufig in der letzten Phase in die Embryonal-Stellung gebracht, weil sie dadurch ruhiger werden und besser atmen können.


    Alle meine Lieben, die ich begleiten durfte, sind ruhig gestorben. Sogar meine Freundin, die an einem ganz grausligen Vulva-Karzinom gestorben ist, das ihren UNterleib zerfressen hat und die wirklich Schmerzen hatte,war in den letzten zwei Tagen der Agonie schmerzfrei ....Die beiden Tage, in denen sie vorher noch ansprechbar war, da war sie angstfrei.


    Du wirst nicht unzumutbar, du wirst nicht zur Belastung, dafür gibt es uns Profis, die mit dir auch die unaushaltbaren Phasen aushalten, weil die einfach menschlich sind! Es ist gut, dass du auf der Liste fürs stationäre Hospiz stehst und inzwischen nimm alles an Zuwendung in Anspruch, was in Reichweite ist!
    Alles, alles Liebe, viel Kraft (und beim IKEA - gibt es derzeit LED-Nachlichter, die Monster vertreiben können!!!!!)



    :24:
    Christine

    Lieber Chris,
    auch ein überzeugter Single ist keine einsame Insel. Die Singles, die ich kenne, die brauchen genauso Menschen, aber sie sind halt nicht beziehungsfähig im Sinne, dass sie sich länger auf einen Menschen einlassen können bzw. ihr Leben mit einem Menschen teilen können, aber sie brauchen andere Menschen genauso.
    Aber das ist nicht das Thema, du bist Beziehungsmensch und arbeitest wieder an einer Beziehung, obwohl du noch in der Beziehung mit Andrea bist. Das ist alles ein bisschen viel und turbulent: Da ist die relativ frische Trauer einerseits, die frische Liebe andererseits, die "alte" und die "neue" Beziehung. Nach 16 glücklichen Jahren kann die Trauer noch nicht bewältigt sein, kann der Schmerz noch nicht weg sein, auch wenn du noch so sehr an der neuen Beziehung arbeitest.
    Ich schicke dir ein Geduldspaket und ein Kraftpaket <3
    Hat dich das Weinen bei der Familienfeier erleichtert?
    AL Christine

    Cool!
    Wir haben, da es sich ja nicht immer lohnt für 2 oder 3 Personen den großen Grill anzuwerfen auch so einen "Lady-Elektro-Grill" angeschafft und der ist im Sommer sehr oft im Einsatz, einfach weil klein, handlich und blitzschnell! Viel Freude wünsch ich dir! :-)
    AL Christine

    Lichtblick: Wanderung mit den 10-jährigen Drillingen meiner Trauzeugin zum Thaurer Schlössl, anschließend fetten Rhabarber-Streuselkuchen mit Vanillecreme und ein Glas Vino verde im Garten :-)
    LG Christine

    Liebe alle,
    da schaut man ein paar Tage nicht ins Forum und schon geht hier wieder die Post ab ..... Ihr seid so großartig! Eine Emanation von höchster Philosophie übers profane Eisessen bis hin zum Fall des furzendes Engels! Chapeau! :D


    Liebes Rabelein,
    also hat dir dein Arzt gesagt, was du schon längst wusstest und hier auch schon geschrieben hast. Ich mag auch lieber die unverschnörkelte Wahrheit und ich mag die Wahrheit auch nicht schönreden. Klar gibt es Spontanheilung, ich wünsch sie dir, aber das ist ein seltenes Phänomen. Und ich kenn halt einige, die eine "Spontanheilung" erlebten, das wurde dann groß rausposaunt, dann wurde aber verschwiegen, dass es nach zwei Jahren doch dem Ende zuging - und zwar unausweichlich.
    Wenn Patienten Angst haben, dann hilft es ihnen, nicht alleine zu sein. Hast du jemanden, der sich zu dir setzt, wenn dich die Angst schlottern lässt? Wer ist jetzt bei dir und für dich da? Hast du die Möglichkeit in ein Hospiz zu gehen, wo du umsorgt und begleitet wirst? (Die haben auch viel Eis da! :) )


    Und zum Begräbnis: Klar kann man da Eis essen. Ich zumindest habe bei Begräbnissen schon Eis gegessen - natürlich immer das Lieblingseis des Verstorbenen. Hab vom Friedhof die Erlaubnis bekommen, dass der italienische Eisverkäufer mit seinem Eiswagen direkt zum Grab fahren durfte, so richtig mit Geklingel, das hat alle ordentlich Schmunzeln lassen. Noch öfter habe ich aber am Grab Schnaps getrunken oder Sekt. Und neulich sind drei Joints rumgegangen, das war zwar nicht geplant, hat aber sehr gut gepasst .... :whistling: :022:


    Hast du mit deinem Bestatter / deiner Bestatterin schon über Details gesprochen? Ich mache die Erfahrung, dass es Patienten die Angst nimmt, wenn sie diese letzten Dinge planen können. Ich erinnere mich gerne an einen Mann mit Magenkrebs - "austherapiert" - der in zitternd in mein Büro kam, mir seine Situation schilderte und dann in der Planung seines Begräbnisses immer lockerer und entspannter wurde. Als er dann schon sehr schwach war, habe ich ihn dann noch zweimal auf der onkologischen Station besucht, weil noch ein paar Dinge zu regeln waren und jedesmal hat er verschmitzt und lachend zu seinem jeweiligen Zimmerkollegen gesagt: Jö schau, da kommt meine Bestatterin!


    Liebes Rabelein, hol dir alles, was an Begleitung, Händchenhalten, Streicheleinheiten und Eisschleckereien möglich ist. Hat dein Liebelingsarzt einen Plan für dich?
    Alles Liebe! :24:
    Christine

    Liebe alle!
    Ich bin sowieso für Torten und Schaumwein immer zu haben! :)


    Liebe Nadine,
    es freut mich, dass du deinen Geburtstag feiern konntest und dass dich so viele liebe Menschen besucht haben, dass du lachen konntest! Dass dann die Trauer wieder durchkommt, dass dich das Schwere, das rundum in deinem Freundes- und Bekanntenkreis geschieht bedrückt und auch belastet, ist normal, ist klar und natürlich ist man, wenn hat man, wenn man selbst grad trauert, eine besonders dünne Haut!


    Ich wünsch dir Kraft und Ausdauer für die Hochzeitsvorbereitungen und freue mich schon auf deinen Bericht!
    Alles Liebe
    Christine

    Bis vor kurzem war mir der Garten egal, eher eine Last. Mein Mann hat sich um das Nötigste gekümmert. Seit ich in die Jahre komme - sprich auf die 50 zugehe - merk ich, dass der Garten und die Arbeit im Garten mir Freude machen. Gerade wenn man ständig mit Tod und Trauer zu tun hat, tut es gut herumzugraben und zu wühlen und zu sehen wie es wächst und blüht. Wenn ich dann auf die Nacktschnecken fluche, dann kann ich auch viel vom Ärger und vom Stress des Tages ablassen ... :013: :D

    Lieber Mario,
    dann schreib hier und lass deinen Gefühlen hier ihren Lauf, wenn das hier der richtige Ort für dich ist. Wir freuen uns jedenfalls, wenn wir dir hier gut tun!
    Dein Sohnemann ist ja unglaublich rührend! Natürlich kannst du ihm die Mutter nicht ersetzen, aber du musst natürlich jetzt Mama-Aufgaben übernehmen, weil sie es nicht mehr kann. Pascal will dir sagen und zeigen, dass er das sehr wohl wahrnimmt! <3
    Alles Liebe und schau auf dich!
    Christine

    Liebe Angie,
    ich lese das erst jetzt! Das tut mir so leid, dass ihr schon wieder einen Todesfall habt. Auch wenn es der Ex ist und da wenig bis gar kein Kontakt mehr war .... es ist einfach genug jetzt!
    Astrid und die anderen haben ja schon super reagiert - mit allen nützlichen Tipps!
    Drück dich fest und alles Liebe ach deiner Bianca! <3
    Christine

    Lieber Mario,


    wenn ich lese, wie klug und ehrlich du mit Pascal umgehst, dann wird mir ganz warm ums Herz! Du machst alles richtig mit ihm.
    Es ist gut, dass du spürst, was und wer dir gut tut und wer nicht! Dass du Pech in der Trauergruppe hattest, das tut mir sehr leid, das die Therapeutin erst nach 3 Tagen reagiert hat, tut mir auch leid, obwohl ich sie verstehen kann: Auch Therapeutinnen brauchen mal Auszeit oder haben eben wirklich viel um die Ohren, sodass sie erst zeitverzögert reagieren können. Ich schicke dir ein großes Kraftpaket und dass du dir Hilfe und Unterstützung suchst und sie auch findest. Dass dir hin und wieder jemand eine Auszeit möglich macht, indem er sich um Pascal kümmert, wäre sicherlich ein gute Idee, einfach, dass du ein bisschen Zeit für dich hast und zur Ruhe kommen kannst!
    Alles Liebe Christine