Liebe Nebelfrau,
jede Gesellschaft, jede Kultur hat ihre Trauernormen. Es sind mehr Kinder gestorben, ja. Der Tod war alltäglicher und der Umgang mit Toten gewohnter, ja - die meisten starben schließlich zuhause. Aber Trauer war dennoch mit Tabus und starren Normen behaftet. Männern wurde sie kaum zugestanden. Darüber gesprochen hat man im Alltag auch nicht, auch wenn man vielleicht das gleiche Schicksal teilte. Frauen mussten sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen, durften das Haus nicht verlassen, mussten Trauer tragen und dennoch im Haushalt funktionieren und nach einem Jahr gab es die Forderung, dass auch die Trauer vorbei sein musste. Über Gefühle zu sprechen, das war etwas für die Dichter und Künstler. Medikamente für Mütter und Väter, die in die Depression kippten, gab es keine, man galt als lebensmüde. Die Psychiatrie gab es noch nicht bzw. steckte in den Kinderschuhen....
Da ist es mir heute lieber. Es gibt Foren, es gibt Vernetzung, es gibt Trauergruppen, Therapieangebote, im Notfall wirksame Medikamente, man weiß psychologisch viel mehr, wie Menschen in Trauer ticken. Wir Frauen müssen uns nicht zurückziehen, wir dürfen es, wenn wir wollen, aber wir dürfen auch Aktivität zeigen und wieder arbeiten gehen, wenn wir das möchten. Trauer darf individuell gelebt werden, die strengen Normen gibt es nicht mehr. ...... Trauer ist niemls leicht, aber ich möchte das Rad der Zeit wirklich nicht zurückdrehen.....
AL Christine