Lieber Wolfgang - Papabär!
Ich freue mich, dass sich für dich Susi stimmig anfühlt, ganauso, wie es für Amitola Sue ist! :028:
Wir hatten ein klassisches Schlafzimmer, Doppelbett und riesiger Kasten - eine Hälfte für ihn, die andere für mich. Nach 7 - 8 Wochen habe ich mich irgendwie mit diesen monströsen Kasten nicht mehr wohlgefühlt. Die Kinder hatten sich beim Versteckspielen auch immer wieder in unseren Kästen versteckt. Mir ist aufgefallen, dass meine Kinder gar nicht mehr verstecken spielten und ich hatte das Gefühl, dass sich vor allem mein Sohn nicht wohlfühlte in dieser Umgebung. ...
so hatte ich mich eines Morgens, als die Kinder außer Haus waren auf den Weg in den Baumarkt gemacht und Umzugskartons besorgt. Meine Tochter hat diese Schachteln natürlich sofort entdeckt nach der Schule und wollte von mir wissen, wozu ich die brauche. Ich habe ihr dann erklärt, dass wir irgendwann die Kleidungsstücke von Papa weggeben. Da hat sie mich angesehen und gesagt: Aber Mama, die Sachen sind ja so schön, die dürfen wir nicht wegschmeißen, die kann vielleicht noch jemand anziehen. Das sind jene Momente, wo es einem die Sprache verschlägt, wenn ein 7 1/2 jähriges Kind so eine Aussage tätigt! Außerdem müsse sie dabei sein, wenn wir die Sachen packen, da sie sich ja das rote T-shirt von Papa behalten möchte.
... und so haben wir einen Tag später gemeinsam die Sachen gepackt und beschlossen, dass es Obdachlose in Wien erhalten sollen....
... wieder einige Tage später haben mein Vater, meine Kinder und ich die Sachen ins Obdachlosenheim in die Lacknergasse gebracht ... ein Zeichen ( mein Lebensgefährte hieß mit Nachnahmen Lackner) .... mein Vater war anfangs schockiert, dass ich die Kinder mitgenommen habe, er hat es aber dann auch verstanden, dass es vor allem meine Tochter brauchte ... sie wollte unbedingt wissen, zu wem die Sachen kommen!
Es war sehr berührend ... der Leiter des Heimes hat sich meine Geschichte angehört und hat dann uns und vor allem meiner Tochter eine private Führung durchs Haus gegeben. Er hat all ihre Fragen super kindgerecht und einfühlsam beantwortet!
.... um das Ganze nun abzukürzen: Ich habe den Kasten und das Bett verschenkt!!!
Einen Tag bevor die Möbel abgeholt wurden, habe ich Rotz und Wasser geheult und eine meiner engsten Freundinnen angerufen, weil ich mir dann plötzlich doch nicht mehr so sicher war, ob ich das richtig entscheide! Ich bin ihr heute noch dankbar und kann mittlerweile sogar darüber lachen, denn sie hat nur ins Telefon geschrien: Sue! Es ist ein Kasten! Du schmeißt ein Möbelstück raus und nicht all deine Erinnerungen!
Damit hatte sie voll und ganz recht!
Die komplette Umgestaltung des Schlafzimmers wirkte sich augenblicklich für alle sehr sehr positiv aus .... vor allem meinen kleinen Sohnemann sah man die Veränderungen an, ich war auch damals davon überzeugt, dass es vor allem ihm bei seiner Trauerbewältigung und beim Realisieren half. Papa kommt nicht mehr bei dieser Tür herein..... :13:
Jetzt noch meine Gedanken zu deiner Situation: Du hast 2 erwachsene Kinder! Besprecht einmal in aller Ruhe, wie ihr mit den Sachen deiner Frau ihrer Mama zukünftig umgehen wollt. Gibt es Lieblingsstücke für dich, deine Kinder, die ihr behalten wollt?
Tatsache ist, dass du / ihr euch irgendwann vom Großteil der Kleidungsstücke trennen müsst! Es gehört zum Trauerprozess und zum Verabschiedungsprozess und Realisierungsprozess dazu! Eure Familienstruktur hat sich geändert und es liegt an euch diese Veränderung nicht nur im innerlichen sondern auch im Äußerlichen, wenn die Zeit dafür reif ist, in die Tat umzusetzen!
Obdachlosenheime nehmen sehr gerne auch Frauenkleidung entgegen und in Wien gibt es viele Frauenhäuser. Ich werte die Idee mit dem Kinderdorf als Zeichen deiner Frau!!! Fang an auf die Zeichen zu achten! Sie werden dir in deiner Entscheidungsfindung helfen und dir den Weg weisen!
Deine Erinnerungen werden nicht verblassen! Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich neuen Raum schaffe, wenn ich mich von Dingen trenne! Raum, der mir wieder Luft zum Atmen gegeben hat! Viele Dinge waren auch dabei, wo ich erst nach dem Entsorgen realisierte, dass sie mich eigentlich "belastet" haben, weil es sowieso kein Mensch braucht geschweige denn vermisst!
So mein Lieber! Dräng dich also nicht selbst .... hab Geduld mit dir selbst .... beratschlage dich mit deinem Umfeld .... schmuse weiterhin mit dem T-shirt deiner Frau, genieße dabei die positive Energie, die in sich in dir ausbreitet! Du brauchst Energie und Ruhephasen .... alles Andere fügt sich dann von selbst! Du wirst sehen!
Schönen Abend wünscht dir SUSI!