Beiträge von Hanna63

    Liebste Katarina,


    ich Danke Dir XXXL dafür das Du mich mit Deiner lieben Post ordentlich zum Lachen gebracht hast. Und wie herrlich das wir uns wieder einmal die Klinke reichen konnten was die mütterliche Beziehung den unseren Perfektionismus betrifft.


    Du hast ja so sehr recht, denn so lange ich mich erinnern kann bestand ein Großteil meines Lebens daraus es Muttern recht zu machen, und dies bis heute nie geschafft zu haben. Habe diesen Kampf auch vor einiger Zeit mir selber zu Liebe aufgegeben. Nun ja, und was Mitgefühl betrifft war Das noch nie bei ihr in großen Portionen vorzufinden. Besonders was meinen Mann betraf denn als ich ihr mitteilte das er verstorben war konnte sie kaum ihre Freude darüber bändigen da sie ihn noch nie besonders mochte. Das Einzige was ihn bei ihr etwas liebenswerter gemacht hatte war sein Beruf und sein Einkommen - aber mehr war es nie. Folgedessen kann sie sich wohl auch nicht vorstellen das ich besonders bedrückt über seinen Tod sein könnte.


    Naja, und was das Coming Out betrifft, ist so etwas leider stehts abhängig davon welcher heiß verehrter Mensch ihr gerade etwas als "hoch intel-
    lektuell" und "must know" verkauft hat. Leider ist sie eben ein Mensch der keine eigene Persönlichkeit hat sondern schon immer nach Vorbildern Anderer gelebt hat, bzw. stehts Das haben und tuen müssen was sie bei Anderen toll fand. Werde nie den Tag vergessen wo sie mich ins Kino geschleppt hatte um den türkischen Film "Gegen die Wand" anzugucken weil ihr ein Typ verklickert hatte er wäre DER Renner. Letztlich Nichts weiter als ein Film über lauter extrem lebensmüder Menschen die immer wieder versuchten sich selber hinzurichten! Nicht zu vergessen "Das Mädchen mit dem Fahrrad" den man ja auch unbedingt gesehen haben mußte um nicht als verblöded da zu stehen. Liebste Katarina, damit Du was gut zum Lachen hast. Der Film war so was von gähnend langweilig das ihr selber irgendwann der Kopf nach hinten fiel und sie das halbe Kino mit voller Lautstärke über den Haufen schnarchte!


    Nun magst Du mich vielleicht fragen warum ich sie stehts begleite. Einzig und alleine weil sie inzwischen Niemanden mehr hat der mit ihr mit-
    kommen würde und dem sie die Packung Popcorn wegfuttern kann - sich selber keine kaufend weil man ja die Kalorien zählt.


    Und was die Flashbacks betrifft sind sie inzwischen deutlich seltener geworden, aber dafür sehr viel intensiver wenn sie 'mal wieder kommen. Meist weil mich etwas kalt erwischt hat - wie eben heute.


    Liebste Katarina, in diesem Sinne wünsche ich Dir eine gute Nacht und einen tollen neuen Tag,


    Hanna

    Hallo Ihr Lieben,


    heute 'mal wieder ich zum Thema Alltag, der der Heutige eine echt bunt gemischte Tüte war. So schreibe ich mir ihn 'mal ein wenig von der Seele.


    Er fing damit an das ich ein heftiges Flashback im Doppelpack hatte nachdem ich aus dem Haus gegangen war um in die Stadt wegen ein paar Besorgungen zu fahren. Als ich an meiner Bushaltestelle stand fuhr plötzlich der Lieferwagen vorbei der oft genug vor unserem Haus gestanden hatte wann immer seine Flüssigsauerstoff Flasche erneut aufgefüllt werden mußte. Ja, der Fahrer hatte seine Scheibe runtergekurbelt und mich sofort beim Vorbei fahren erkannt - und mir zugewunken. Ehe ich mich versah lief ein massiver Film der Erinnernungen in meinem Kopf ab und noch schneller bildete sich ein dicker Klos im Hals. Vermutlich weil ich diesen Wagen nie wieder gesehen hatte seit mein Mann ins Hospiz kam und man das Gerät abgehohlt hatte.


    Immerhin hatte ich mich wieder einigermaßen im Griff als mein Bus kam. Wenig später stand er an einer Ampel, und ein Auto hielt genau unter meiner Nase. Ich erkannte sofort die Aufschrift davon als Die von seinem palliativen Pflegedienst - und den Fahrer der sein Pfleger war. Wieder war es um mich geschehen und wieder ging der ganze Kampf gegen den dicken Klos im Hals los. Gegen den erneut ablaufenden Film der Er-
    innerungen in meinen Gedanken. Ja, und danach hatte ich große Mühe meinen kleinen Besorgungsausflug noch einigermaßen gut zu meistern. Immer wieder war ich ganz wo Anders als da wo ich eigendlich vor hatte zu sein.


    Ja, und auf den frühen Abend hin rief ich meine Mutter an um unseren morgig geplanten Treff zu bestätigen. Im Gespräch machte ich den dum-
    men Fehler ihr von meinen heutigen Flashbacks zu erzählen, und sofort ging sie wortwörtlich auf mich los. In Richtung ich solle doch endlich 'mal hinne machen mit all dem "Blödsinn" und mich daran erfreuen das ich nun ein soooo tolles freies eigenständiges Leben habe. Schließlich wäre ja mehr als genug Zeit vergangen um meinem Mann auch nur eine Träne noch hinterher zu heulen, und ich solle blos nicht auf die Idee kommen sie morgen mit langem Gesicht zu treffen. Immerhin freute sie sich schon so sehr auf "unseren" Kinofilm. Etwas was sie entschieden hatte ohne mich zu fragen ob ich darauf Lust hätte.


    Tatsache ist nämlich das unser Geschmack an Kinofilmen meist nicht größer auseinander klaffen könnten. Erst recht in letzten Zeiten wo sie scheinbar eine Art von morbider Begeisterung für Filme entwickelt hat in Richtung Tod, Alzheimers, Lesbengeschichten und dramatischen Be-
    ziehungskisten. Immerhin gebe ich mir stehts viel Mühe "ihre Welt" kennen zu lernen, wärend die Meinige von ihr meist als banal, schlicht ge-
    strickt und von Vorne herein als nicht ihr "Ding" abgestempelt wird. Nicht zu vergessen das wer ihre Welt nicht für großartig empfinded sowieso verblöded sein muß. Ihr Lieben, eben der übliche Kampf den ich mit ihr schon seit frühester Kindheit kenne und der sich nicht mehr verändern wird.


    Ich weiß nicht ob Ihr Das verstehen könnt, aber obwohl ich sie innig liebe bin ich ehrlich gesagt auch ein bisschen froh das sie Anfang März wieder nach Italien zurück geht und ich eine Pause von ihr bekomme. Bei aller Liebe ist unser Zusammensein für mich meist recht anstrengend weil sie ständig von mir erwartet das ich nach ihrer Pfeife tanze. Etwas was ich stehts tue da alles gutes Reden bei ihr noch nie angekommen ist, und auch nie ankommen wird da letztlich immer nur Das zählt was sie denkt, möchte, empfinded und meint.


    So, nun habe ich mir aber tüchtig Luft vom heutigen Alltag verschafft und gut Platz für morgen gemacht. Geplant ist Mittagessen in einem super teuren Gourmet Tempel - nach dem Motto ... Du kannst es Dir ja jetzt leisten, und anschließen Kino. Ein Film über ein Künstlerehepaar wo Mann zufällig entdeckt das er eigendlich schon immer eine Frau sein wollte. Nun ja, wenigstens geht es ausnahmsweise 'mal nicht um eine Sterbende oder um rapide voranschreitende Demenz.


    Euch einen schönen gemütlichen Abend und alles Liebe dazu,


    Hanna

    Liebste Katarina,


    ich kann mir sehr gut vorstellen das ein Jedes Deiner Tattoos von besonderer Bedeutung ist denn man läßt sich ja so etwas nicht eben 'mal so machen.


    Vermutlich gab es früher nur gewisse Berufszweige die damit ein Problem hatten was sich mit großer Warscheinlichkeit inzwischen stark verändert hat. Als ich mich damals bei Airlines bewarb waren da die Regeln deutlich strenger als heute. Ja, der ganze Bewerbungsprozess war wie eine ständige Ausmusterung bis nur noch eine Handvoll von Bewerbern übrig blieb, und die Ausbildung grenzte an Bootcamp wo auch noch einmal recht viele nach Hause geschickt wurden.


    Ich wünsche Dir jedenfalls viel Freude am Suchen eines schönen Motives für Dein neues Tattoo - solltest Du Dich dafür entscheiden.


    Sei dicke gedrückt,


    Hanna

    Liebste Sandrita,


    ich gebe Katarina völlig recht was Deine wundervollen Worte betrifft. Ja, es mag völlig skuril klingen aber obwohl zwischen meinem Mann und mir so sehr viel schief gelaufen war und ich so manches Mal vor Wut auf ihn an der Decke geklebt habe ist er dennoch sehr ein großer Teil von mir geworden auch wenn mir das nicht immer gut schmeckt.


    Ich erwarte nicht das Jemand Das jeh verstehen wird aber es ist nun 'mal so, denn letztlich hat ich kein Mensch so intensiv über sehr viele Jahre so beeinflußt wie er und den Menschen aus mir gemacht der ich heute bin. Du magst lachen, wenn ich Dir sage das ich mich oft sehr schwer damit tue dies mir einzugestehen, aber Tatsache ist das er nicht nur meine innere Stärke gut herausgefordert und getestet hatte, sondern aus mir auch einen extrem lebensfrohen Menschen gemacht hat der gerne 9 grade stehen läßt, die Feste feiert wie sie kommen und sehr gut improvisieren kann.


    Liebste Sandrita, ich schreibe nur all Das weil es vermutlich sehr Vielen von uns so ergeht, bzw. das wir erst "danach" merken wie sehr uns unser lieber Gegangener geprägt, geformt und bereichert haben. Möglicherweise einen inneren Reichtum den wir nicht wußten das wir ihn hatten bis wir plötzlich auf uns alleine gestellt waren.


    Ich wünsche Dir sehr sehr viel Kraft für Euren besonderen Tag, wärend im Hintergrund im Radio das Lied "Over the Rainbow" spielt was er sich zu seiner Bestattung gewünscht hatte und sich nicht realisieren ließ. Da hast Du es. Mit diesem nicht in Erfüllung gegangenen Wunsch hat er mich auf indirekte Weise dazu bewegt ihn nie zu vergessen - denn das Lied spielt oft genug im Radio.


    Deine sich auf unsere reale Begegnung riesig freuende Hanna

    Liebste Katarina,


    falls es interessieren könnte ... für mich war der erste Einstieg in das Thema Körperschmuck als ich vor vielen Jahren in Indien lebte und arbeitete.
    Wurde zu einer indischen Hochzeit in Goa von Einheimischen eingeladen. Meine Gastgeberin bei der ich und meine anderen westlichen Kolleginnen wohnte lieh mir ihr bestes Sari und danach war kein Drumherumkommen mehr was jede Menge an Mehendi Tattoos betraf. Gottseidank aus Henna bestehend und nicht mit einer Nadel in die Haut gestochen!


    Ja, sofort faszinierte mich die irre kreative Fantasie des Mädchens - was weder lesen oder schreiben konnte - als sie ohne einen einzigen Fehler machend und dabei munter mit ihren Freundinnen quatschte echte Kunstwerke auf meine Haut malte. Auch fand ich es echt toll das ich danach am Arbeitsplatz keinerlei Stress für meine tolle Bemalung bekam, denn bei einer westlichen Airline wäre ich sofort gefeuert gewesen wo damals jede Form von sichtbarem Körperschmuck - bis auf ein paar kleine Perlen-Ohrringe - ein absolutes no-go waren. Ja, schon wärend der Ausbildung wurde eine Kollegin am selben Tag gefeuert als man beim Wasserrettungstraining ein kleines Tattoo an ihrem Handgelenk entdeckte.


    Ein Grund mehr warum ich mich nie dazu verführen ließ mir Eins stechen zu lassen. Einfach aus Angst das so etwas mir eines Tages Steine in den Weg legen könnte. Herrlich feige oder was?


    Hanna

    Liebste Katarina,


    zu sehr später Stunde Dank Umtriebigkeit ... freut mich das Dir mein Bild gefällt, denn für mich ist der Phoenix nicht nur ein Symbol sondern auch die Erinnerung an einen wunderschönen Urlaub auf Bali der dort - wie Du sicherlich weißt als Garuda bekannt ist.


    Was Tattoos zeichnen betrifft ist das so eine Sache. Tattoos haben mich schon über mehrere Jahre hinweg fasziniert als Kunstform, die ich dann in Paillettenstickerei abgewandelt und umgesetzt habe da viel zu feige mir Eins stechen zu lassen. Immerhin läßt sich ein T-Shirt wieder ausziehen aber ein gestochenes Motiv eben nicht!


    Anbei ein paar Fotos von denen Du Dir viellecht ein Bild machen kannst ob sie Deine Frage beantworten.


    Dir eine gute Nacht und einen wunderschönen Tag verbunden mit einem dicken Drücker,


    Hanna

    Liebste Katarina,


    wirklich sehr sehr schöne Bilder und in schwarz-weiß sehr eindrucksvoll festgehalten. So habe ich beschlossen erneut ein Bild hochzuladen was ich eigendlich an uns alle widmen möchte.


    Der Phoenix der aus der Asche steigt - für mich ein Symbol für uns Alle deren Leben plötzlich zum großen Trümmerhaufen wurde, und aus dem wir nun steigen müssen um ein neues Leben anzufangen. Ein Bild was ich einst malte als ich eine sehr unglückliche Zeit durchmachte um nie zu vergessen das es nach jedem Gewitter auch wieder Sonnenschein geben wird für Den es sich stehts lohnt zu kämpfen und weiter zu leben.


    Hanna

    Liebste Sandra,


    laß Dich erst einmal zärtlichst in die Arme nehmen, denn 6 Monate sind echt keine Zeit die seit Rob's Gehen vergangen sind. Ja, ich kann mir sehr sehr gut vorstellen wie nun immer wieder gewisse Erinnerungen und Emotionen in Dir hochkommen und es warscheinlich auch noch für recht lange Zeit immer wieder tuen werden.


    Meine Liebe, Das was Du erlebt hast ist etwas was man eben nicht so leicht und einfach wegsteckt egal wie sehr bereit man ist in sein eigenes neues Leben überzugehen und die Vergangenheit ruhen zu lassen. Gerade weil es so sehr intensive Momente waren haben sie sich für immer in Deiner Seele eingebrannt und das sage ich Dir nur weil es mir ja auch bis heute immer wieder passiert das seine letzten Wochen und Tage vor meinen Augen wie ein unaufhaltsamer Film ablaufen. Egal mit was ich zu dem Zeitpunkt eigendlich beschäftigt bin. Natürlich ganz besonders intensiv wenn ich mir die Zeit und Ruhe nehme mich sehr intensiv an diese Momente zu erinnern - weil es wieder ein gewisses Datum ist.


    Sehr freut es mich das Du keinerlei Schuldgefühle hast, denn in solch einer Situation kann man ja nur Das entscheiden was zu dem Zeitpunkt Sinn macht und sich richtig anfühlt. Liebste Sandrita, mir worde damals oft genug gesagt das man Nichts falsch machen kann wenn man einen geliebten Menschen auf seinem letzten Weg begleitet so lange man seinem Bauchgefühl folgt. Und aus dem Grund hast Du genau gewußt warum Du nicht einen Rettungswagen gerufen hast.


    Sei liebevollst in Gedanken noch einmal gedrückt und mit einem riesigem Kraftpaket versehen,


    Hanna

    Liebste Katarina,


    acht Wochen sind Nichts und so sei so liebevoll wie nur möglich in die Arme genommen. Du wirst sehen das sich Dein Zeitgefühl immer wieder verändern wird um so mehr Tage, Wochen und Monate vorbei gehen aber noch lange ver-rückt bleiben wird.


    Manchmal glaubt man tatsächlich aus dem "gröbsten" raus zu sein, und dann haut es einen plötzlich wieder um. Also rappelt man sich erneut auf, glaubt erneut Fortschritt gemacht zu haben - bis zum nächsten Mal.


    Dir ein ganz besonders großes Kraftpaket und auf das auch Du es immer wieder schaffen wirst Deinen Weg zu gehen, wie wir Alle es ja stehts auf das Neue versuchen,


    Hanna

    Liebe Sally,


    ja, mir ist es genau wie Dir oft genug ergangen wann immer ich mich in diesem wundervollem Forum befunden habe. Umringt von Menschen die mich so angenommen habe wie ich bin, mir ihr Vertrauen, ihre Freundschaft und ihre Unterstützung immer wieder erwiesen haben. Hatte gerade ein Gespräch mit meiner Hospizbegleiterin neulich Abend - die nun Freundin geworden ist nachdem ihr "Dienst" offiziell beended war. Ich erzählte ihr von meiner super guten Erfahrung mit diesem Forum und sie meinte daß das erklähren würde warum ich so relativ schnell in ein neues Leben gefunden hatte.


    Um noch einmal auf das Thema Bestattung zurück zu kommen ... für mich war sie letztlich eine Formalität, der letzte erwiesene Respekt an einen Menschen mit dem ich fast 20 Jahre lang durch dick und dünn gegangen war. Eben die letzte Ehre. Dies weil für mich die große Abschiedsnah-
    me schon eine knappe Woche zuvor im Hospiz stattgefunden hatte wo man eine wunderschöne und sehr sehr würdevolle Verabschiedung für ihn organisiert hatte. Ja, für mich fand der letzte Abschied dort statt wo er aufgebahrt vor mir lag, ich ihn noch einmal auf sehr intensive Weise ver-
    innerlichen konnte. Zusammen mit den Menschen die sich wärend seiner letzten sieben Wochen rund um die Uhr liebevollst und weit über die Grenzen ihrer Arbeit gekümmert hatten. Ihm jeden Wunsch erfüllten und ihm einen friedlichen, schmerzfreien Tod ermöglichten. Menschen die ihn als sich selbst mit all seinen Macken kennen gelernt hatten und nicht nur als erfolgreichen Berufskollegen und wanderndes Konto. Menschen die ihn in die Arme nahmen wenn er Angst hatte, die mit ihm lachten wenn er guter Laune war und die ihn warscheinlich besser in der kurzen Zeit kennen lernten als alle Anderen.


    Nicht zu vergessen ... es waren auch Menschen die mir in der Zeit enorm viel Zuneigung, Mitgefühl, Nachsicht und Kraft geschenkt hatten wärend in meinem Umfeld kein Mensch mich jeh fragte wie es mir ging. Menschen die auch für mich da waren als er verstorben war und mich unterstütz-
    ten wo immer ich Hilfe gut gebrauchen konnte - oder einfach nur einen liebevollen Arm um die Schulter gelegt.


    Liebe Sally, Du hast es richtig vermutet was die Leute betrifft die er gerne eingladen haben wollte. In all den acht Jahren die wir in Berlin gelebt haben, hatten seine Kinder nie den Wunsch geäußert 'mal gucken zu kommen wie ihr Vater nun lebte. Ja, und wann immer ich seine Telefonate mit ihnen überhöhrte ging es jedes Mal nur um Geld was er ihnen überweisen sollte um damit deren Leben was sie nicht auf die Reihe bekamen zu finanzieren. Erst als er im Hospiz war und seine Wochen und Tage gezählt waren wollte man plötzlich sternförmig andüsen. Zu einem Zeit-
    punkt wo wir Beide es schon mit der Kommunikation oft schwer hatten da er immer öfters mit Medikamenten zugedröhnt war. Ja, und schon wenige Tage nach seinem Tod bombardierten sie mich mit extrem aggressiven Emails und Anrufen weil sie mir nicht glaubten das sein Testament immer noch nicht eröffnet war. Der Rest der Leute die kommen sollten hatten ihn schon lange nicht mehr bei uns besucht und schon gar nicht als es ihm immer schlechter ging.


    Und zu guter Letzt fiel für mich die Entscheidung sie allesamt fern zu halten weil Keiner von ihnen sich vorstellen konnte wie in Deutschland ein Hospiz funktioniert und was eine anonyme Urnenbestattung bedeutet. Schon als er ins Hospiz kam wurde mir von Einigen vorgeworfen ich hätte ihn entsorgt wie einen alten Hund. Und als ich ihnen schrieb das um was für eine Form von Bestattung ging keiften Einige zuück ich würde meinen Mann wie Müll verscharren. Liebe Sally, ehrlich gesagt hatte ich echt keinerlei Lust mich mit solchen Menschen auseinander setzten zu müssen. Schon gar nicht wo ich in England zu einigen Bestattungen gegangen war, und immer wieder endeten die mit einem riesigem Freß-und Saufgelage, dessen Organisation natürlich auch von mir erwartet wurde da man dort das Besinnliche, Würdevolle und eher Stille nicht kennt.


    Liebe Sally, laß es 'mal gut sein. Wir Beide haben Alles goldrichtig gemacht im Rahmen unserer Möglichkeiten. Und ja das Leben ist da um celebriert zu werden so lange man es noch hat und kann.


    Sei liebevoll gedrückt,


    Hanna

    Liebste Sandrita,


    das mag zynisch klingen, aber sei froh das er Dir freie Hand ließ was seine Bestattung betrifft, denn leider ist es oft so das sehr spezielle Wünsche in der Realität dann doch nicht verwirklicht werden können. Und das kann in den Hinterbliebenen Schuldgefühle bis ans Ende derer Leben hervorrufen.


    Ich denke da an meinen Mann der sogar niedergeschrieben hatte wie er bestattet werden wollte, welche Musik zu spielen hätte und wer dabei sein sollte. Er wollte eine anonyme Urnenbestattung zum hawaiianischen Lied "Over the Rainbow" haben, und damit fingen die Probleme schon 'mal an. Wegen der Musik wäre eine Zeremonie in der Friedhofskapelle unumgänglich gewesen und wollte absolut nichts Religiöses. So war die Alter-
    native eine stille anonyme Urnenbestattung - aber eben ohne Musik und Kapelle.


    Wie schon erwähnt hatte er mir eine Liste hinterlassen auf der die Namen standen von den Leuten die er gerne anwesend gehabt hätte. Allesamt im Ausland lebend mit nur einer Woche Zeit um Flüge und Hotels zu organisieren. Allesamt mir wildfremd und zum großen Teil überhaupt nicht gut gesonnen. Allesamt noch nie in Berlin gewesen und kein Wort deutsch sprechend. Leute die von mir einen ordentlichen Leichenschmaus er-
    wartet hätten und eine gewaltige standing ovation in seinem Namen. Ehrlich gesagt eine Situation mit der ich mich völlig überfordert fühlte, Was der ganzen Sache auch nicht weiterhalf war das ich Alles schon nach dem Tag seines Todes entscheiden mußte da man ihn nicht mehr als 3 Tage dort behalten konnte. So entschied ich mich mit sehr schwerem Herzen und irren Schuldgefühlen ihm gegenüber für eine stille anonyme Urnenbe-
    stattung bei der nur die Bestatterin, meine liebe Hospizbegleiterin und ich anwesend sein würden. Mein Hintergedanke dabei war ... lieber mikrig, völlig unspektakulär aber von ganzem Herzen als aufwändig und total verlogen.


    Immerhin ... anstatt Musik dröhnte ein riesen Flugzeug über unsere Köpfe in dem Moment wo seine Urne in die Erde gelassen wurde - mehr als standesgemäß für ihn. Und als letzten November die Totengedenksfeier im Hospiz stattfand spielte jemand ein wunderschönes echtes hawaiian-
    isches Totenlied was Nichts mit Dem zu tun hat was oft genug im Radio hoch und runter genudelt wird. Blicke ich heute zurück wieß ich das ich mich damals richitg entschieden hatte, denn noch vor der Bestattung hackte seine Familie schon auf mir herum wegen der erhofften Erbschaft, und die Anderen taten es weil der "Kurzurlaub" in Berlin nun doch nicht mehr zu haben war.


    Liebste Sandrita, was Dich betrifft denke ich das Du Alles goldrichtig machst. Ich glaube Du könnstest ihm seinen letzten Wunsch nicht besser und liebevoller erfüllen weil Du seine Gefühle gelesen hattest ohne das er sie aussprechen - oder gar niederschreiben - mußte.


    Sei liebevollst gedrückt,


    Hanna

    Liebste Sandra,


    muß Monika recht geben das Rob nicht wirklich krank aussah, und Dir daß das mit dem Aussehen sehr irreführend sein kann.


    Das habe ich oft genug mit meinem Mann erlebt. Wärend seines letzten Jahres hatte er Phasen wo er so gut aussah das man es sich nicht vor-
    stellen konnte das seine Krankheit das Endstadium erreicht hatte. Ja, dabei war er dann auch meist richtig gut gelaunt, aß gut und war eigendlich der Mann den ich einst kennen gelernt hatte. Dann hatte er aber auch Phasen wo er so schlecht aussah das man sich fragte wie viele Wochen oder gar Tage er noch schaffen würde. Ja, und kaum hatte ich mich darauf gefaßt gemacht ihn in absehbarer Zeit zu verliehren erholte er sich wieder.


    Liebste Sandra, wie gesagt, das letzte Jahr war ein ständiges auf und ab. Als sein Pfleger bei mir vorbei kam um seine Medikamente abzuhohlen weil er ins Hospiz gekommen war, meinte der er habe ihn am selbigen morgen besucht und konnte es nicht glauben wie gut er aussah. Ja, er sagte mir noch das seiner Meinung nach die Einlieferung ins Hospiz viel zu früh wäre und ich nicht staunen solle wenn man ihn nach 1-2 Wochen wieder nach Hause schicken würde. Nun ja, auch dort war es ein ständiges auf und ab. Allerdings wurden die guten Phasen wärend der letzten Wochen immer weniger und kürzer.


    Sei liebevoll gedrückt,


    Hanna

    Liebe Kisa,


    ich kann auch nur ganz dicke unterstreichen was Marsue und Yve geschrieben haben.


    Ja, Trauer kostet viel viel Kraft und scheint oft Keine übrig für Anderes lassen, aber Du bist ja sehr willig etwas an Deinem Dasein zu verändern um Dich selber wieder besser zu fühlen. So schließe ich mich auch Denen an die sich zeitweise nicht mehr im Spiegel angucken wollte. Sich selber überhaupt nicht gefiel und sich ganz und gar nicht wohl in ihrer Haut fühlte.


    Ja. genau wie bei anderen Lieben war die Welt um mich herum DER Ansporn wieder davon Teil sein zu wollen. Wieder unter die Leute zu gehen, hier und da etwas zu unternehmen - anstatt mich nur zu Hause in meinen ollen Jogginghosen zu verschanzen. Erst kam ein neuer Haarschnitt dran der sofort recht viel an mir veränderte. Dann flogen die ollen alten Klamotten raus um Platz für Neues zu machen. Liebe Kisa, wenn Du wüßtest wie irre schwer ich mich damit getan habe nicht gleich wieder mehr oder weniger das Selbe anzuschaffen an was ich gewohnt war. Und manch Eine mag sich an den Tag erinnern wo ich hier im Forum bemerkte das ich mir nach recht langer Zeit 'mal wieder einen Lippenstift aufgezogen hatte. Ja, nach all Dem gefiel mir Das was ich im Spiegel sah schon deutlich besser. Es mag komisch klingen aber das konkrete verändern meines Aussehens half mir sehr es noch einmal zu verinnerlichen das ich tatsächlich nun meinen Weg alleine gehen mußte. Das er nicht mehr da war um mir zu sagen was ihm an mir gut gefiel und was nicht - sondern das ich mir nun einzig und vorerst selber zu gefallen hatte.


    Selbstverständlich passierte das Alles nicht über Nacht sondern über mehrere Monate verteilt und in kleinen Schritten. Genauso wie die Veränder-
    ung meines wohnlichen Ambientes. Auch eine Entscheidung die ich sehr bewußt traf um eben nicht in der Vergangenheit hängen zu bleiben. Nichts daran war schlecht aber steckte eben voll mit viel zu vielen Erinnernungen die mich einfach nicht nach Vorne gucken lassen wollten - weil eben Alles so aussah als ob er jeden Moment wieder nach Hause kommen würde. Auch Das half mir sehr mich wieder richtig wohl in meinen 4 Wänden zu fühlen, denn nun ist es MEIN Zuhause und nicht ein Tempel der Vergangenheit mehr. Habe noch einen recht langen Weg vor mir bis ich sagen kann das Alles so ist wie ich es für meine eigenen Bedürfnisse gerne hätte aber ich bin mir sicher das ich den Rest mit dem Vergehen der Zeit auch noch schaffen werde.


    Ja, zu guter Letzt hat mir all Das auch sehr geholfen wieder unter die Menschen zu gehen da ich peu a peu angefangen hatte mich wieder besser in meiner Haut zu fühlen, und ich meinem sehr kleinem und neuem Bekanntenkreis wieder die Tür öffnen konnte wissend das sie sich bei mir wohl fühlen würden - anstatt mit meiner Vergangenheit konfrontiert zu sein.


    Liebe Kisa, nicht zu unterschätzen ist auch das die gegenwärtige Jahreszeit Keinem hilft großartig gute Laune und Unmengen von Elan zu ent-
    wickeln. Immer wieder graue, dunkle und kalte Tage an denen man sich auch zu guten Zeiten am Liebsten unter der Bettdecke verkriechen würde.
    Wie sehr viele Andere auch kann ich überhaupt Nichts damit anfangen und habe einen riesigen Hunger auf hellere, längere und wärmere Tage da ich mir sicher bin das uns dann schon aus diesem Grund so manches deutlich leichter fallen wird.


    Sei lieb gedrückt,


    Hanna

    Liebe Kisa,


    ich denke das All Das was Du gerade empfindest völlig normal und einfach nur ein Teil Deiner Trauer ist. Vermutlich haben wir Alle Phasen durchgemacht wo wir so Vieles bewältigen wollten aber der Antrieb dazu fehlte.


    Natürlich hat sich nun Dein Leben und Du auch sehr stark verändert. Wie sollte es auch anders sein wo all DAS was einmal war nun nicht mehr sein wird. Sich Dein Alltag total verändert hast und Deine Prioritäten ebenso.


    Wichtig ist das Du Dich nicht mit irgend welchen Zwängen quälst denn dann kannst Du den Schritt nach Vorne erst recht vergessen. Vermutlich würde Dich das erneut erschlagen. Versuche es doch einmal Dir für jeden neuen Tag ein ganz kleines Ziel zu setzen was nicht großartige An-
    strengung verlangt? Erst immer nur sehr kleine Dinge, dann vielleicht auch 'mal etwas größeres. Kein großes Ding wenn es nicht passiert ist, denn Du kannst es ja am nächsten Tag erneut probieren.


    Anbei gesagt, hätte auch ich 1001 Sachen zu tun aber mache ebenso eine Phase durch wo es mir an Antrieb fehlt. Dennoch weiß ich auch das keine Welt untergehen wird wenn ich es erst dann mache wenn ich es wirlich selber will. Ein Erfahrung die ich inzwischen oft genug gemacht habe seit mein Mann verstorben ist. Ja, und wenn ich mich dann frei für etwas entscheide "flutscht" es auch deutlich besser und schneller als wenn ich mich dazu zwinge. Blos um sagen zu können ich habe etwas geschafft.


    Ich schicke Dir ein dickes Kraftpaket und viele liebe Grüße,


    Hanna

    Liebste Katarina,


    ich danke Dir für Deine vielen lieben Ratschläge und Ermutigungen und das Du aus es auch so siehst das politische Diskussionen hier im Forum keinen Platz haben.


    Eigendlich wollte ich nur beschreiben wie sich Alles so stark um mich herum verändert hat und das eben die Zeiten von einem relativ idyllischem und sorglosem Leben in meiner Umgebung leider verabschieded haben. Wirklich Angst habe ich nicht, denn ich habe mein Haus schon so weit abgesichert das nun eigendlich nur noch schwere Metallgitter überall fehlen oder Überwachungskameras, lach. Aber wer will schon wie in einem Hochsicherheitstrakt leben?


    Ja, und was mich betrifft glaube ich nicht das man mich als einfache "Beute" betrachten würde, da zwar nicht auffällig übergewichtig aber eben recht stemmig gebaut. Angst mit aller Wucht zuzuschlagen wenn bedroht hätte ich warscheinlich nicht nachdem ich schon einmal die Macht von Adrenalin für mich in einer sehr bedrohlichen Situation entdeckt hatte. Und an Pfefferspray glaube ich nicht denn in der Panik des Gefechtes kann dieser Schuß 'mal recht schnell voll nach Hinten losgehen. Selbiges mit jediglicher anderer Art von "Bewaffnung".


    Und wenn ich unterwegs bin trage ich stehts Schuhe mit denen ich ordentlich rennen kann, laufe sowieso recht schnell und zielstrebich und ansonsten trage ich mein Hab und Gut in einem kleinen Rucksack auf dem Rücken um eben stehst die Hände frei zu haben falls ich mich noch einmal verteidigen müßte.


    Liebste Katarina, leider wird man sich nie 100% sicher fühlen, aber wie gerade beschrieben gibt es recht viele Dinge die man sich angewöhnen kann um sich eben selber nicht zum Opfer zu machen. Dir einen sicheren und entspannten restlichen Abend,


    Hanna

    Liebe Monika und liebe Katarina,


    ich sehe das auch so das es echt Nichts bringt darüber herum zu diskutieren wer eine größere Liebe als eine/ein Anderer erlebt, gelebt und erfahren hat.


    Wären unsere lieben Gegangenen von keiner besonderen Bedeutung für uns gewesen, würden wir nicht trauern und uns hier im Forum wiederfinden. Und Dir liebe Monika möchte ich für Deine mitfühligen guten Wünsche danken.


    Euch noch einen schönen entspannten Abend,


    Hanna

    Liebe Kathi,


    es tut mir leid wenn Du das Gefühl hast das ich Deine Liebe jeh herabgestuft habe denn ich glaube das hat in diesem Forum niemand. Und genauso wenig hat Dich Keiner zum unerfahrenen Küken abgestempelt. Eher haben sehr Viele - mich inklusiv - stehts versucht Dir zu helfen, Dich zu unterstützen oder zumindest zu begleiten.


    All Das aber eben aus einer Sicht der Dinge die man eben nur bekommt wenn man schon einige Jahre länger gelebt hat. So wie ich es verstanden habe, haben das recht viele hier im Forum versucht zu tun, aber mit großer Sicherheit hat Dich kein einziger Mensch auf irgend eine Weise "abge-
    stempelt" oder gar kränken wollen.


    Hanna

    Lieber Wolfgang,


    Du hast es echt auf den Punkt gebracht was junge Liebe betrifft. Ich kann Kathi sehr sehr gut verstehen wenn ich mir ausmale wie ich mich gefühlt hätte wenn mein Mann nur recht kurz nach unserer Hochzeit verstorben wäre - oder mir es mir in einer noch recht neuen Beziehung passiert wäre das der Liebste plötzlich gegangen wäre.


    Jede Beziehung fängt strahlend, glänzend und makellos perfekt an, aber irgendwann geht der Lack dann doch ab egal wie gut oder schlecht diese Beziehung geführt wurde. Ja, und dann entscheidet es sich ob man zusammen eine neue Schicht Lack draufpackt oder verschrottet. Etwas was Nichts damit zu tun hat das die einstige große Liebe nachgelassen hat, sondern eben damit das mit dem Vergehen der Zeit die Alltagsprobleme immer mehr in den Vordergrund treten. Etwas, was natürlich sehr schwer vorstellbar ist für Jemanden der noch nie mit dem Partner einen heftigen Kredit für das Dach über dem Kopf, Nachwuchsprobleme, schwerer Krankheit und sonstigem was über die Jahre auftreten kann zu kämpfen hatte. Noch weniger mit den Veränderungen die ein Partner im Verlauf seines Lebens durchmacht - sei es die Persönlichkeit, sei es das Berufliche.


    Und was auch zu bedenken ist ... wenn man noch sehr jung und quasi frisch verliebt ist will/kann man oft nicht die Macken und Fehler seines Partners sehen, bzw. ernst nehmen. Ja, er/sie werden zu Übergöttern die nie etwas falsch hätten machen können - weil es eben die Zeit nicht ge-
    bracht hat das auch sie letztlich ganz normale Menschen waren wie Du und ich.


    Ich wünsche Dir einen guten neuen Tag und freue mich darauf Dich hoffentlich in Vienna persönlich kennen zu lernen,


    Hanna