Beiträge von Hanna63

    Liebste Sandra,


    ehe ich ein paar Runden schnarchen gehe ... das glaube ich Dir nicht das Du die soft version hattest. Wärend bei mir sich die Situation für lange Zeit langsam und schleichend entwickelte ehe es immer ernster wurde, bekamst Du die ganze geballte "Portion" in einer großen Wucht ab. Wärend ich recht viel Zeit hatte mich mit dem Ende auseinander zu setzen und in gewisser Weise ein wenig voraus planen konnte hat es Euch ziemlich kalt erwischt. Ja, und wo es für Dich der totale Schock war, überwältigte mich ein irres Gefühl der Erlösung als mich das Hospiz an jenen frühen Morgenstunden anrief. Klar stand auch ich erst einmal total unter Schock weil weder ich noch seine Pfleger damit gerechnet hatten das er so plötzlich gehen würde. Aber wie gesagt, nachdem ich es verinnerlicht hatte das der Anruf kein dummer Traum gewesen war kam dann eben dieses irre Gefühl der Erleichterung das wir Beide es "geschafft" hatten.


    Wohlbemerkt - und ich bin mir sicher Du hast das sowieso schon richtig verstanden - meine ich mit Erleichterung gewiß kein freudiges "Hurraaa".
    Es war diese enorme Verantwortung die auch Du für Deinen Rob gespührt hast die mir von den Schultern fiel. Eine Verantwortung die enorm auf mir für so lange Zeit gelastet hatte obwohl ich ja wußte das er in besten Händen war. Und auch eine enorme Erleichterung das er gehen konnte ehe das ganz große Leiden angefangen hätte was sich schon angefangen hatte sich anzukündigen.


    Meine liebe Sandra, ich kann Dich nur all zu gut verstehen das Du nun froh bist aus der alten Wohnung raus zu sein - besonders was das Schlaf-
    zimmer betrifft in dem Dein Rob gestorben ist. Dies weil ich immer wieder an seinem Schlafzimmer vorbei gehen muß um ich im oberen Bereich des Hauses bewegen zu können. Einst hatte ich angefangen seine Tür zu schließen um nicht auf sein Bett gucken zu müssen aber dann kam die Angst davor aus diesem Raum einen absoluten No-Go zu machen. Ich habe leider noch nicht die Zeit und das Geld gehabt und es komplett ent-
    rümpeln zu lassen da ich gewiß nicht in seinem Krankenbett schlafen könnte umringt von dem Teppich den er so heiß geliebt hatte. Um das Ding gab es so manchen Streit da ich ein Fliesen-oder Parketmensch bin. So sieht dieser Raum nun immer noch so aus als ob er nur wieder einmal eine Kurzreise nach England macht um in den nächsten Tagen wieder nach Hause zu kommen. Ehrlich gesagt ein sehr beklemmendes Gefühl weil ich mich ja dann immer wieder auf das Neue an die Entgültigkeit erinnern muß und weil ich ihn dann immer wieder in diesem Bett liegen sehe samt seiner Sauerstoffschläuche.


    So habe ich jetzt schon beschlossen das dieser Raum mein erstes großes Projekt zum neuen Jahr sein wird, bzw. das ich es komplett entrümpeln lassen werde um es als mein neues Schlafzimmer umzugestalten. Wer weiß. Vielleicht kommt er ja tatsächlich 'mal vorbei um zu gucken ob ich einen guten Job gemacht habe?


    In diesem Sinne ... auf das der neue Tag ein Guter werden wird. Ich schicke Dir viele liebevolle Gedanken,


    Hanna

    LIebste Sandra,


    ich habe den riesen Felsen der Dir heute vom Herzen gefallen ist bis nach Berlin rumpeln gehöhrt! Wenn Du nicht so weit weg von mir wärest hätte ich glatt einen Korken mit Dir fliegen lassen um Deine schönen Nachrichten mit Dir zu feiern.


    Na, und über Deine Geschichte mit dem Kleid kann ich Dir nur wieder einmal sagen das wir uns da ja die Klinke reichen können - als bunte Vögel.
    Du mit Deinem bunten Kleid und ich mit meinem leuchtend Rotem. Allerdings war ich da zur großen Enttäuschung meiner Mutter um einiges spar
    samer, but who cares? Vor Allem freut es mich riesig das Du beschlossen hast DIR was Gutes zu tun und hoffe das Du ein Deinem Kleid noch sehr viel Freude haben wirst und es noch so manche Feste mit Dir zu feiern hat.


    Dein Thread hat den Titel ... ich weiß nicht ob ich das schaffen werde. Claro wirst Du es schaffen gut aus Deiner Nachlaßgeschichte raus zu kommen. Frage Dich eher ... warum nicht???


    Auch ich habe heute einen kleinen Triumph des Alltages zu melden. Hatte besuch von einen sehr sehr nettem und geduldigem Computermensch Dank dem mein Tablet nun komplett startklar ist. Bin froh das ich ihn zu mir bestellt hatte, denn er entdeckte das mein Mann noch kurz vor seinem Gang ins Krankenhaus am Wlan System im Haus herum gebastelt und sämtliche nötige Daten verschlüsselt hatte. Der Grund warum ich mich hätte auf den Kopf stellen können ohne eine Verbindung zu bekommen. Was mich auch glücklich macht ist das mein "Experte" mir das letzte Selfie von meinem Mann auf meinen PC von dessen Tablet runterlud um dieses komplett zu säubern und für mich fit zu machen. Eigendlich war das ja mein ursprünglicher Wunsch aber nachdem mir dies nicht gelang kaufte ich mir ein kleineres Eigenes was nun ziemlich überflüssig ist. Allerdings muß ich mich erst noch an das Teil und dessen Nutzung gewöhnen wo all Das doch etwas komplett Neues für mich ist.


    Wenn ich mich nun so sehr darüber freue das Tablet meines Mannes doch noch nützen zu können ist dem auch so das ich ihn nicht habe komplett "löschen" lassen indem sein letztes Foto nun sicher aufgehoben auf meinem PC gespeichert ist. Und vermutlich würde es ihn freuen wenn er sehen könnte das sein einst heißgeliebtes Spielzeug weiterhin in guten Händen weiterleben und erleben darf.


    In diesem Sinne wünsche ich Dir eine gute Nacht und drücke Dir ganz feste die Daumen auf das sich Dein neues Leben weiterhin so positiv ent-
    wickeln wird. Und natürlich ein fettes toi, toi, toi für den Job,


    Hanna

    Liebste Sandra,


    ich hoffe von ganzem Herzen das Du meine Worte nie so verstanden hast als ob ich damit Deine sehr dramatische Situation belächeln wollte, denn ehrlich gesagt ziehe ich sehr den Hut vor Dir.


    Ja, Du hast im Grunde genau meine Emotionen ausgesprochen als es meinem Mann immer schlechter ging und der Pflegedients immer öfters - besonders wärend der Nacht - gerufen werden mußte. So lege ich nun 'mal alle meine Karten auf den Tisch wo das bisher noch nie so wirklich ein besonderes Thema war was diese Situation betrifft. Liebe Sandra, ich war bereit meinem Mann den Wunsch zu erfüllen zuhause sterben zu können weil er es sich so sehr gewünscht hatte, aber die nackte Realität der Dinge war das ich davor den absoluten blanken Horror hatte. Ja, den blanken Horror vor all Dem was Du leider mit Deinen Rob erlebt hast.


    Ich werde wohl nie eine sehr traumatische Nacht eine Woche vor seiner Einlieferung ins Krankenhaus vergessen - im Namen seines Wunsches zuhause sterben zu können. Wärend dieser Nacht wurde ich durch ein lautes Würgegeräusch aus dem Tiefstschlaf gerissen in den ich aus völliger Übermüdung nach einem sehr anstrengendem Tag gerissen. Nachdem die Nacht davor schon kaun an schlafen zu denken gewesen war.
    Als ich in sein Schlafzimmer stürzte fand ich ihn auf der Bettkante sitzend und panisch nach Luft ringend. Sich dabei mit beiden Händen den Brustkorb haltend. Als ich mich ihn näherte um erst einmal zu versuchen ihn zu beruhigen sah ich das er völlig schweißüberströmt war. Lange Rede kurzer Sinn ich hatte sofort den Verdacht auf einen nahenden Herzenfakt, aber wie schon gesagt hätte ein Rettungswagen seinen Tod in einer Klinik bedeutet. Also rief ich seinen Pfleger und wärend ich auf ihn wartete vergingen die Minuten wie Stunden. Eine Zeit wärend der ich es zwar geschafft hatte meinen Mann etwas zu beruhigen und ihn besser zum atmen zu bringen aber dafür klagte er über Übelkeit und heftige Krämpfe im oberen Unterleib.


    Liebe Sandra, vielleicht sollte ich mich dafür schämen aber wärend der ganzen Zeit hoffte ich nur das er sich wieder erhohlen würde. So irre banal es klingen mag hatte ich den blanken Horror davor in einem Haus leben zu müssen wo mich ein Raum immer wieder an seinen Tod erinnern würde. Ausgerechnet der einzige Raum im Haus der sich als Schlafzimmer eignet. Vermutlich weil ich so etwas schon einmal durchgemacht hatte als mein Vater zuhause in meinem einstigen Jugendzimmer verstarb. Meine Mutter machte danach ein Gästeschlafzimmer daraus aber ich konnte nie wieder darin schlafen - weil mir eben immer wieder diese Bilder vor Augen kamen sobald ich diesen Raum betrat. Auch Das mag kalt-
    schneuzig klingen aber nüchtern gesagt verspührte ich eine enorme Erleichterung als seine Ärztin mir die Entscheidung abnahm in ins Kranken-
    haus einliefern zu lassen wo sich sein Zustand weiterhin verschlechtert hatte.


    So kann ich nur noch zu diesem Thema hinzufügen das es unter dem Strich für die Meisten eine sehr naiv romantische Vorstellung ist einen schwerstkranken zuhause sterben zu lassen wenn man selbst medizinischer Laie ist und dadurch nicht die Mittel hat seinem Liebsten einen angst-und schmerzfreien Tod zu ermöglichen. Ja, es hat mir damals fast das Herz rausgerissen das ich ihm diesen großen Wunsch nicht er-
    möglichen konnte aber letztlich war es auch mein Trost das er in Hände kam die es ihm ermöglichten ganz ruhig, ohne Schmerzen und im Schlaf gehen zu können.


    Liebste Sandra, Du hast meinen ganzen Respekt und ich denke das Du im tiefsten Deines Inneren weißt das Du Alles richtig gemacht hast.
    Sei ganz besonders liebevoll umarmt,


    Hanna

    Liebste Gerlinde,


    laß Dich erst einmal heftig drücken und Dir einen heißen Kaffee einschenken. Gut gemacht das Du Dich zu mindest dazu aufgerafft hast endlich einmal wieder richitg normal zu frühstücken. Etwas was ich bis heute noch nicht hinbekommen habe da ich sowieso schon immer ein echter Frühstücksmuffel war.


    Das Du dabei losgewuselt hast anstatt zu genießen kann ich Dir auch sehr gut nach empfinden, denn man ja niemanden mehr mit dem man sich dabei nett unterhalten kann. Naja, und schon am frühen Morgen vor dem TV hocken ist ja auch nicht so das Wahre. Ja, Du hast es sehr gut er-
    kannt das uns nun genau DAS fehlt was und für viele Jahre stehts gut beschäftigt gehalten hat, und das unser Dasein nun komplett neu strukturiert werden muß. So freut es mich das Du Dich nicht fallen läßt sondern es immer wieder auf das Neue versuchst Deinem Alltag einen Sinn zu geben egal wie irre schwer es Dir fällt.


    Auch kann ich es gut verstehen das Du Dir weiterhin einen großen Kopf machst weil Deine Mam dann doch im Krankenhaus ging und nicht zuhause wie Ihr es gerne gehabt hättet. Leider kann ich jedoch nur dazu sagen daß das Leben oftmals eben anders entscheided und unter dem Strich letztlich doch Alles irgendwie Sinn macht. In meinem Fall kam ja noch hinzu das mir die Entscheidung meinen Mann ins Krankenhaus zu bringen aus der Hand genommen wurde. Dies weil er an jenem Tag nicht nur quittegelb im Gesicht aufgewacht war, sondern immer wieder spucken mußte - dabei über akute Schmerzen im Brustkorb und oberem Unterleib klagend. So war es quasi ein Segen das es auch der Tag war an dem seine Ärztin einen Hausbesuch angekündigt hatte. Vermutlich ahnte sie schon das da etwas heftiges im Busch war Dank der Rückmeld-
    ung des Pflegers, denn sie brachte auch noch gleich einen Anaestesisten mit. Nun ja, und als beide nicht mehr von der Vermutung einer akuten Gallenblasenentzündung weg kamen war die Entscheidung gefallen das da nur noch eine Überweisung ins Krankenhaus der richtige Weg sein würde. Und recht hatten sie, denn nachdem mein Mann wärend der Nacht mit Entzündungshemmern vollgepumpt wurde stand die Notoperation schon zum darauf folgendem Morgengrauen fest. Eigendlich wollte ich ihn zum späten Vormittag anrufen aber dann meldete sich die Klinik um mich zu bitten sofort zu kommen. Als ich seine Station erreichte war er quasi schon unterwegs zum OP Saal. Liebe Gerlinde, wie Du ja nun durch meine Postings weißt nahm danach der Rest auf unaufhaltsame Weise seinen Kurs so das ich wirklich Nichts mehr hätte daran ändern können - als immer nur wieder das Beste für sein Wohlergehen zu entscheiden.


    Blicke ich heute zurück gestehe ich das mich nicht nur die Liebe und Fürsorge auf diesem Weg begleiteten sondern auch eine enorme Müdigkeit der ich mir damals nicht einmal bewußt war. Eine Müdigkeit die mich so manches Mal hoffen ließ das der Alptraum bald sein Ende nehmen würde. Eine Müdigkeit Dank der ich so manches Mahl absolut gar keine Lust darauf hatte wieder ins Hospiz zu reisen und mich von Tagen träu-
    men ließ ohne diese enorme Verantwortung auf meinen Schultern. Ja, oft saß ich im Bus und stellte mir vor wie schön es doch wäre das sommer-
    liche Wetter bei einem genüßlichem Stadtbummel zu genießen anstatt wieder ins Hospiz zu gehen wo nur Traurigkeit, Kummer und Sorgen auf mich warteten. So manch Außenstehender hätte mich für solche Gedanken sofort an den Pranger gestellt, aber ich denke das ein Jeder der jeh in seinem Leben in einer sehr intensiven Pflegesituation gesteckt hat sie verstehen würde. Einfach und alleine weil selbst der stärkste Mensch ir-
    gend wann sein absolutes Limit überschritten und keinerlei Reserven mehr übrig hat.


    Meine liebe Gerlinde, so stehe ich heute auf dem Standpunkt das wir Allesamt unser Bestes gegeben und ohne Ende geleistet haben. Das uns aus diesem Grund alleine ein gutes und selbstbestimmtes neues Leben zusteht wo Lachen, sich an etwas erfreuen und neues zu entdecken wieder möglich sein sollen - und dies ohne jedigliche Schuldgefühle. Ja, diese Erfahrungen haben uns sehr stark verändert, aber bestimmt nicht auf negative Weise. Wir sind einfach nur anders geworden und laufen nicht mehr auf den alten gewohnten Schienen. Etwas womit leider unsere Umfelder oft nicht klar kommen weil Viele ihre eigenen festgefahrenen Vorstellungen haben wie ein Leben nach einem Todesfall auszusehen hat.
    Ja, so manch Einer kann es plötzlich nicht verstehen warum man nun viele Dinge anders macht, auf vielen Gebieten anders denkt oder sich sogar das Eine oder Andere zutraut weil man uns dem nicht für fähig gehalten hatte. Immerhin war man ja wärend der Pflegezeit stehts erreichbar, jeder wußte wie unser Alltag aussah und das da nichts Überraschendes mehr kommen würde.


    Also liebste Gerlinde, packen wir es an dieses neue und doch so sehr andere Leben. Dir einen dicken Drücker,


    Hanna

    Liebste Sandra,


    auch ich habe Dir im anderen Thread geschrieben, aber möchte Dir noch einmal ein paar extra Drücker schicken auf das Du den Weg aus der Finsternis recht bald wieder schaffst - und so wie ich Dich kennen gelernt habe wirst Du das auch.


    Und herzlichst danken möchte ich Dir auch für all Deine liebevollen Ermutigungen was meine liebe Mutter betrifft. Weißt Du, in Anbetracht meiner gegenwärtigen Situation habe ich inzwischen beschlossen ihre oft sehr bissigen Bemerkungen nicht mehr an mich heran zu lassen. Wie Du mir einst schriebst ... sie wird sich nicht mehr verändern. Stattdessen habe ich nun entschieden eher in mich still schweigend in mich hinein zu schmuneln und weiterhin mein Ding zu machen.


    Besonders wenn ich an die Episode in meiner Ankleide denke als sich mich zum 1. Advent besuchte. Ja, sie wollte sich das Kleid anschauen was ich mir für das Weihnachtsfest auf dem Schiff gekauft hatte. Erst meinte sie es wäre wunderschön - bis sie das noch daran baumelnde Preis-
    schild sah und dann meinte ... naja, für einen Billigfummel ist es ja gar nicht 'mal so schlecht. Ja, und dabei kapierte sie gar nicht das ich dieses Kleid nicht wegen des angenehmen Preises gekauft hatte sondern einzig und alleine weil es mir richtig gut gefiel und mir super gut paßte. Und so siehst Du wieder einmal ein Beispiel wie sehr unsere Welten auseinander klaffen, bzw. das für mich etwas Schönes nicht unbedingt mein Konto sprengen muß. Denn wen würde es letztlich interessieren ob auf dem innen eingenähtem Lable Armani oder C&A steht? Oder gar welche Kon-
    fektionsgröße ich trage was bei meiner Mutter auch ein riesiges Thema ist. Mein Argument dagegen ist das Marilyn Monroe - der ultimative Männertraum - auch nicht gerade ein Hungerhaken war!


    Meine liebe Sandra, ich will Dich nicht mit meinen Zeilen überladen und wünsche Dir eine erhohlsame Nacht und einen deutlich besseren morgigen Tag,


    Hanna

    Liebste Sandra,


    jetzt muß ich Dich erst einmal ganz dick und doll drücken, und mich auch ein wenig für Dich mitfreuen das Du nun recht bald Besuch von Deinem Papa bekommst. Und ja, die tiefen Löchter rauben Einem alle Kraft und Antrieb und dafür bekommst Du ein extra großes Energiepaket von mir rüber geschickt.


    Es hat mich sehr berührt zu lesen wie Du Deinen Rob bis zum letzten Atemzug begleitet hast, denn auch wenn wir ein Pflegeteam hatten bedeutete es auch für mich meist kaum aus dem Haus gehen zu können. Die Angst das mein Handy mit einem Hilferuf schrillen könnte sobald ich mich für ein paar hastige Minuten vor die Tür getraut hatte um das Nötigste im nahe gelegenem Supermarkt zu besorgen. Was den palliativen Pflegedienst betrifft war das wirklich nur eine sehr glückliche Fügung des Schicksales da er uns von seinem Pulmologen "verschrieben" wurde nachdem er meinen Mann als komplett austherapiert erklährt hatte. Und unser Schicksal wollte es wohl auch das seine Palliativärztin in deren Behandlung er nun war eng mit zwei Hospizen zusammen arbeitete und sie es war die uns den Weg für einen dortigen Platz ebnete. Liebste Sandra, vermutlich hat sich Alles auch so entwickelt weil seine Krankheit eben nur sehr langsam voranschritt und man mit einem recht langem Leidensweg rechnen mußte.


    Wärend Du Dich hoffentlich ein wenig aus Deinem tiefen Loch heraus gebuddelt hast hatte ich heute einen sehr tiefsinnigen Abend. Als mein Mann mich verließ fing ich an regelemäßig Tagebuch zu schreiben, und heute Abend packte mich die Neugierde über was ich am 30. November vor einem Jahr eingetragen hatte.


    Dabei stellte ich sehr zu meinem Erstaunen fest wie sehr stark ich mich auf ziemlich allen Gebieten verändert hatte seit dem. Und vor Allem wie sehr sich mein Leben total verändert hatte. Ja, es war schon komisch die Zeilen von damals zu lesen und zu erkennen wie viele der einst nieder geschriebenen Momente schon ziemlich verblasst oder gar vergessen waren. Wie wenig es mir damals bewußt war das ich tatsächlich unter einer akuten Depression und einem riesigem Schlafdefizit gelitten hatte. Ja, als ich weiter in meinem alten Tagebuch blätterte wurde mir erst einmal bewußt wie sehr ich selber völlig auf der Strecke geblieben war und eigendlich nur noch mechanisch funktionierte egal ob tagsüber oder durch die Nacht hinweg. Vor Allem hatte ich schon fast vergessen wie enorm einsam ich mich zu diesen Zeiten gefühlt hatte, bzw. Weihnachten alleine vor dem TV feierte da er an dem Abend kaum was essen konnte/wollte und schon sehr früh wieder schlafen gegangen war. Wie ich Silvester auch mit mir alleine feierte aus selbigem Grund.


    Ja, und nun schaue ich auf mein hier und heute - und es könnte nicht veränderter sein. Ich vermisse ihn ohne Ende, aber wie ich damals schrieb ... würde ich nie wieder ein so trauriges Weihnachten und Silvester erleben wollen. Kurioserweise hat das Lesen in meiner/unserer Vergangenheit meine heutigen Kummerkisten enorm schrumpfen lassen. Besonders in Anbetracht der langen Zeit - Oktober bis fast Ende Juni - wo ich seinen sich ständig verschlechternden Zustand anschauen mußte wissend das Nichts mehr besser werden würde. Gerne hätte ich es ihm gegönnt zu-
    hause sterben zu können, aber wie Du ja durch meine Postings weißt wollte es das Schicksal nicht so da seine Pflege nach dem Krankenhaus und seiner Notoperation schlichtweg von der Logistik nicht mehr machbar gewesen war. Damit meine ich das unser Haus überhaupt nicht für einen schwerst eingeschränkten Menschen geeignet gewesen wäre, Dank vieler schmaler Treppen, recht engen Türen und einen Badezimmer was ebenso für seine Bedürfnisse völlig ungeeignet gewesen wäre.


    Du kannst es mir glauben das ich ihn nur sehr schweren Herzens dem Hospiz übergab, aber unter dem Strich war es wirklich hauptsächlich für ihn die beste Lösung. Anbei gesagt hatte er selber diesen Wunsch kurz vor der Entlassung aus dem Krankenhaus geäußert nachdem er den leichten Hirnschlag erlitten hatte und danach 24 Stunden Pflege benötigte. Ja, er hatte wortwörtlich Angst davor wieder nach Hause geschickt zu werden weil er wußte das eine Rundumversorgung dort eine riesige Herausvorderung gewesen wäre - und bei weitem nicht so gut trotz aller Bemühungen.
    Vor Allem hatte er eine sehr große Angst davor leiden zu müssen, und so bin ich heutzutage froh das man ihm Das im Hospiz ersparen konnte.


    Liebste Sandra, es tut mir leid das ich nun ziemlich ausgeschweift habe, aber vermutlich liegt das daran das mir heute Abend Dank meines Tage-
    buches sehr bewußt wurde wie hart wir Beide um die Lebensqualität jedes einzelnen gemeinsamen Tages gekämpft hatten. Wie schwer es uns am Ende gefallen war nachsichtig und liebevoll mit einander umzugehen weil wir Beide einfach völlig erschöpft und des Lebens übermüded waren. Weil wir kaum noch die Kraft für irgend welchen Nettigkeiten und Zärteleien übrig hatten. Letztlich kein Wunder wo die großen Einschnitte in un-
    ser gemeinsames Leben schon warend des Jahres zuvor eingesetzt hatten. Erst gingen keine längeren Unternehmungen mehr, dann blieben Dinge wie Konzerte oder sonstige Events auf der Strecke. Seine "Ausflüge" wurden peu a peu immer kürzer und seltener, und dann wurden Dinge wie seine Artzbesücher oder ein gemeinsames Essen im Restaurant kaum noch machbar. Ja, und am Ende drehten sich unsere Gespräche nur noch um das Timing seiner Medikamente, was er vielleicht tatsächlich essen würde, ob Alles verdaut wurde oder nachgeholfen werden mußte. Ja, wenn wir mehr als 10 Sätze am Tag ausgetauscht hatten dann war es ein echt reger Tag.


    Liebste Sandra, wie schon gesagt vermisse ich ihn unendlich, aber ich muß auch gestehen das ein Teil von mir erleichtert ist das dieser Alptraum für uns Beide sein Ende gefunden hat. Sicherlich werde ich zum kommenden Weihnachten und Silvester sehr intensiv an ihn denken und so manche Träne weinen, aber ich habe mir auch vorgenommen diese Tage auch richtig gut zu feiern weil sie nun zu meinem neuen Leben gehohren und ich das Glück habe gesund im Leben zu stehen. Das Geschenk was das Schicksal ihm genommen hat.


    Ich wünsche Dir eine sanfte Nacht und auf das Du morgen mit etwas Sonne im Herzen aufwachen wirst. Sehr viel an Dich denkend,


    Hanna

    Liebste Gerlinde,


    ich danke Dir sehr für Deine liebevollen und sehr einfühlsamen Worte die mich am heutigen Abend erreicht haben als das Vermissen 'mal wieder sehr sehr groß war. Ich glaube das ich Dir nicht beschreiben muß wie sich das anfühlt, denn Deine Postings über Deine Mam sagen mehr als Worte ausdrücken können.


    Sehr berührt haben mich die Worte Deiner Cousine und ebenso das Du sie auf dem letzten Weg begleitet hast wo ich Dir das nicht Dank all Deiner so verzweifelten Postings zugetraut hätte. Liebe Gerlinde, dies bestimmt nicht weil ich Dich jeh als Weichei engeschätzt hätte, sondern weil ich es selber leider erfahren mußte was das für eine große seelische Herausforderung bedeutet. Eine Herausvorderung die sich die meisten Menschen die so etwas noch nie durch gemacht haben gar nicht vorstellen können. Wenn ich mich heutzutage sehr gut mit den Worten Deiner Cousine identifizieren kann ist dem genau wegen der Sterbebegleitung die ich für meinen Mann machte. Sicherlich wirst Du mir bestätigen können das diese nicht nur aus irrem herum rennen, organisieren und entscheiden betrifft sondern auch aus vielen Stunden wo man einfach nur abwartet was als nächstes kommen wird. Stunden in denen man viel Zeit zum Nachdenken hat. Genau die Zeit die Einen so sehr stark verändert ohne das eine neue Haarfabe, ein paar Kilos weniger Hüftgold oder ein Berufswechsel herhalten müssen.


    Ja, es war genau mit dem Anfang dieses Jahres das ich anfing meine ganze Einstellung zum Leben und zu meinen Mitmenschen komplett umzu-
    krempeln. Es war eigendlich der sich ständig verschlechternde Zustand meines Mannes der meine einstigen Prioritäten völlig veränderten und mich die Welt und die Menschen um mich herum ganz anders wahr nehmen ließ. Wo ich mich einst kindisch über ein tolles Schnäppchen im Ausverkauf freute oder die Planung einer schönen Reise fing ich an mich rieisg darüber zu freuen wenn er es geschafft hatte seinen Teller leer zu essen oder einen Tag hatte wo er recht gut gelaunt war. Gute Laune = weniger Schmerzen und Luftnot.


    Liebe Gerlinde, durch diese Zeit ist es mir sehr bewußt geworden wie unendlich kostbar unser Leben ist - auch das eigene, und das war der Punkt wo ich beschlossen habe mich nicht mehr mit meiner Mutter zu streiten - da es sowieso immer wieder die selben Banalitäten sein würden. Mich zu trennen von den Menschen die mir nicht gut taten oder mich gar noch runterzogen. Mich nicht mehr zu Dingen zu zwingen weil Andere meinen ich sollte es oder es würde mir was einbringen.


    Letztlich ist es MEIN Leben was ich nun alleine zu meistern habe, genau wie Du und die anderen Lieben hier im Forum. Und wer wüßte schon wie wir Alle heutzutage Glück und innere Zufriedenheit/Ruhe definieren würden? Könnte eine elllenlange Liste schreiben was ich Alles tuen sollte und welche Kurse und Wellness Therapien gut für mich wären, aber - vermutlich genau wie für Dich - wissen wir das doch letztlich selber. Allerdings meist ein sehr anderer Weg etwas inneren Ruhe zu finden als der den sich die meisten Außenstehenden vorstellen.


    Abschließend möchte ich noch hinzufügen das ich mir sicher bin das Du, ich und viele Andere es schon von alleine wissen werden wann die Lust auf eine schöne Massage, eine kleine Reise oder ein neues Projekt gekommen ist selbst wenn das Monate oder gar ein paar Jahre dauern könnte.
    Wie Du es so schön gesagt hast ... alles was ist, das ist - alles was sein soll, soll so sein.


    So hoffe auch ich das Du Deinen heutigen Tag etwas entspannt angehen konntest und wünsche Dir eine erhohlsame Nacht. Sei dicke gedrückt,


    Hanna

    Liebe Aldriane,


    auch ich möchte Dir viel viel Kraft für morgen schicken, Dir Mut machen wollend das Dir danach eine recht große Belastung von den Schultern fallen wird.


    Ich weiß das die Bestattung Dir nicht Deinen Trauer, Deine Schmerzen und Dein Vermissen nehmen wird aber es ist ein großer Schritt den Du dann geschafft hast und nicht mehr vor Dir zu liegen hast. Ja, es wird der Tag sein wo Dir die Entgültigkeit noch mehr ins Gesicht klatschen wird denn jeh, aber danach wirst Du dieses Gefühl bestimmt etwas besser steuern und kontrollieren können. Erst recht so bald ein wenig Ruhe eingekehrt ist und Du vielleicht wieder etwas Zeit hast mit Deinen Gefühlen und Gedanken allein zu sein.


    Mit vielen liebevollen Gedanken an Dich,


    Hanna

    Liebste Amitola,


    ich wünsche Dir Alles Gute für Deinen Zurückzug und wünsche Dir das Du ihn gut genießen kannst, denn jetzt wo mich die Trauer gut im Griff hat merke ich immer wieder wie gut es tuen kann für eine Weile mit seinen Gefühlen und Gedanken alleine sein zu dürfen. Mit Alleine meine ich nicht von der Welt verlassen sondern eher auf angenehme und sehr bewußte Weise alleine mit sich selber.


    Wie schön das Du wieder einen guten Draht zu Jemandem gefunden hast wo sich zeitweise die Wege etwas getrennt hatten. Auch das tut wirklich gut - besonders wenn man entdeckt daß das Gegenüber Einem entgegen kommt weil es auch die seinigen Priortäten verändert hat. Ja, ich wünsche es Dir von ganzem Herzen das Dir ein zeitweises Innehalten richtig gut tuen wird um Vieles sacken zu lassen und um aber auch in aller Ruhe nachzudenken was Alles in Deinem Leben noch kommen könnte/sollte.


    Sei ganz doll gedrückt,


    Hanna

    Liebste Gerlinde,


    nein, Du bist mir bestimmt nicht mit Deinen Worten und Deinem Vorschlag auf Distanz zu gehen zu nahe getreten, und ich denke ich habe Dich recht gut verstanden. Noch weniger würde ich es mir erlauben mir ein Urteil über Dich, wie Du denkst und lebts erlauben denn wann immer ich Deine Postings lese fällt mir auf was Du und Deine Mam für ein hartes Leben gehabt habt. Eher würde ich vor Euch Beiden den Hut ziehen wie Ihr Eure Kriesen immer wieder irgendwie gemeistet habt.


    In anbetracht Deiner Geschichte hat meine Mutter - obwohl ein Nachkriegskind - ein recht sorgloses Leben gehabt da meine Großeltern stehts ver-
    suchten ihr das Beste zu ermöglichen - egal ob sie es sich leisten konnten oder nicht - und dann stand sie unter den Fittichen meines Vaters. Folgedessen wäre Das schon 'mal ein Punkt warum meine Mutter und ich Vieles sehr anders betrachten, denn ich zog gleich nach dem Abbi von zuhause aus und in ein anderes Land wo ich durch hartes arbeiten mir meine Berufsausbildung selber finanzierte nebst meiner Existenz. Ich erwähne das nur um erneut zu unterstreichen wie relativ einfach meine Mutter es hatte wo ich ihr ein Kind war was ihr weder auf der Tasche lag oder sie mit meinen Sorgen großartig belastete. Dank meines Vaters brauchte sie sich auch nie riesige finanzielle Sorgen zu machen und folge-
    dessen fällt es ihr schwer zu verstehen wie riesig ich mich heutzutage freue das ich wieder einmal einen Monat mit Haus und allem nötigem Drum und Dran geschafft habe. Immerhin hatte sie nach dem Tod meines Vaters ein abbezahltes Haus geerbt wärend ich noch für die nächsten 10 Jahre einen recht heftigen Kredit für das Meinige abzustottern habe.


    Aber abgesehen vom Finanziellem glaube ich das der Knackpunkt zwischen uns ist das wir uns über die Jahre der geografischen Trennung sehr fremd geworden sind. Besonders als sie ihren neune Partner kennen lernte und ich quasi aufhöhrte für sie zu existieren. Du magst lachen aber für die ersten zwei Jahre wußte ich nicht einmal wie er hieß, und bis heute weiß ich nicht was er von Beruf war. Bis heute weiß ich nicht einmal wie ihr Haus in Italien aussieht außer von 2-3 nicht viel zeigenden Fotos. Ihren Bekanntenkreis kenne ich auch nicht weil ich scheinbar da nicht rein-
    passe da wohl zu unbedarft und einfach gestrickt und frage mich nicht wie es tatsächlich mit ihrer existentiellen Grundlage aussieht da sie es da auch nicht so mit der Offenheit hat.


    Liebe Gerlinde, wie Du Dir sicher vorstellen kannst fällt es sehr schwer eine gut funktionierende Beziehung auf solch einer Basis aufzubauen, wo sie es scheinbar manchmal will und andere Male eben nicht. Ja, so lange ich zurück denken kann hätte ich sehr gerne eine innige und vertrauliche Beziehung zu ihr gehabt, aber inzwischen habe ich mich damit abgefunden das dies nie sein wird weil sie es im Grunde nicht wirklich will. Nun ja, und ich bin letzlich auch kein Mensch den man heute auf Händen trägt und am nächsten Tag in die Ecke schiebt bis man mich wieder einmal für etwas gut gebrauchen kann.


    So versuche ich heutzutage ihr weiterhin eine gute Tochter zu sein um die sie sich keine Sorgen machen muß und fokusiere mich lieber auf mein eigenes Leben was ja nun unter völlig neuen Bedinungen weitergehen muß. Weißt Du, das mag berechnend klingen, aber durch die ganze Situation mit meinem Mann habe ich entdeckt wie gut es tut am Ende des Endes in den Spiegel gucken zu können mit den Worten ... ja, ich habe Alles richtig gemacht im Rahmen meiner Fähigkeiten und Möglichkeiten. So beiße ich eben so manches Mal die Zähne zusammen und schalte auf Durchzug wenn sie 'mal wieder meint mich runtermachen zu müssen weil es mir eben wichtig ist das wenn ihr letzter Tag gekommen ist wir im Guten auseinander gehen können.


    Ich gestehe auch das ich einfach nicht mehr die Kraft habe mich ständig mit ihr zu streiten. Meist Dinge die ich nach dem Tod meines Mannes nun als so völlig banal und unbedeutend betrachte. Und abgesehen davon sehe ich auch nicht mehr den Sinn darin mit großer Mühe eine enge Beziehung mit ihr aufzubauen wo sie wieder nach Italien abhauen wird sobald der Winter vorbei ist. Wo die geografische Entfernung wieder da sein wird - eben wie wärend fast all unseren gemeinsamen Jahren - und man sich wieder nur auf oberflächliche Weise aus der Ferne "liebt".


    All Das mag nun völlig vom eigendlichen Thema "Alltag" abgekommen sein, aber letztlich sind doch unsere engsten Familienmitglieder doch auch meist ein großer Bestandteil unseres Hier und Jetzt. In diesem Sinne mache ich jetzt erst einmal Schluß um eben meinen heutigen Alltag zu meistern.


    Sei in Gedanken liebevoll gedrückt und mit einem dicken Kraftpaket versehen auf das auch Du heute einen einigermaßen guten Tag haben wirst,


    Hanna

    Liebste Sandra,


    tut mir echt leid wenn ich Dich hab warten lassen aber wie Du ja nun weißt hatte ich einen recht intensiven Tag heute - mit meiner Mutter und meinen eigenen Gedanken zur gleichen Zeit. Wie Du ja nun weißt habe ich Alles doch noch recht gut überstanden und morgen fängt eine neue Woche an wo ich gespannt bin was sie so Alles bringen wird.


    Es tut mir riesig leid das Du heute in so ein tiefes Loch gerutscht bis denn ich denke wir Alle kennen diese Situation aus der man nur sehr schwer wieder raus kommt. Die Einen einfach nicht loslassen will und meist dann zuschlägt wenn man am wenigsten damit rechnet. Aber ich lese auch immer wieder wie tapfer Du an DEINEM Leben festhälst und Dir auch Dein Recht auf Lebensfreude zugestehst. Bitte gib das niemals auf!


    Na, und um den Spaziergang am Strand beneide ich Dich sehr wo ich doch selber am Mittelmeer und nur wenige Kilometer von der Küste entfernt aufgewachsen bin. Du magst denken das bei Dir das Wetter völlig verkehrt ist. Was würdest Du dann sagen wenn ich Dir erzähle das an meinem Hauseingang immer noch die Petunien und Geranien blühen? Und das wenige Wochen vor Weihnachten!!! Zwar hat es inzwischen hier in Berlin ein paar Mal geflockt, aber Winter könnte man das Ganze nicht wirklich nennen wo Nachts die Temperaturen kaum unter 0 sinken und die kom-
    mende Woche wieder recht mild ausfallen soll.


    Und ja, ich habe z. Z. keinen eigenen Thread vermutlich weil sich in letzteren Zeiten Nichts wirklich sensationelles in mienem Leben ereignet hat und ich folgedessen recht lange über einen Titel nachdenken müßte der für alle Lieben ansprechend sein könnte. Was meine baldige Reise be-
    trifft habe ich da so meine Hemmungen lang und breit darüber zu schreiben weil ich weiß das es sehr Viele gibt die leider keine Wahl haben als die sehr schweren Festtage mit sich alleine verbringen zu müssen. Abgesehen davon sollte man ja auch die Zeit wo das traute Heim unbewohnt sein wird nicht im Internet aus Sicherheitsgründen preis geben. So werde ich wohl eher einen kleinen Bericht schreiben wenn ich wieder zurück bin.


    LIebe Sandra, Du kannst sicher sein das ich sehr viel an Dich denke und Dir immer wieder ganz doll die Daumen drücke das Du weiterhin Dein neues Leben so gut meistern wirst. So sei in Gedannken ganz lieb gedrückt Dir eine gute Nacht und einen guten Start in die neue Woche wünschend,


    Hanna

    Liebste Sandra,


    wie Du anhand meines Postings an Gerlinde sehen kannst, habe ich es überlebt. If you cannot beat them ... join them. Deine liebevollen Gedanken in meine Richtung müssen tüchtig geholfen haben und dafür danke ich Dir.


    Anbei gesagt habe auch ich heute sehr sehr oft an Dich gedacht hoffend Du würdest den Tag einigermaßen gut überstehen. Ja, im großen Ganzen war es heute wieder einmal ein recht trauriger Tag für mich, aber mein Mann hätte es nicht gewollt wenn ich Trübsinn geblasen hätte. So habe ich eben den ganzen Nachmittag und Abend so gestaltet als ob ich ihn mit ihm verbringen würde und das hat so manches deutlich entspannter für mich gemacht.


    Ja, als ich den offenen Kamin anfeuerte dachte ich ganz besonders an ihn weil er der Mensch in meinem Leben war der mich von meiner einstigen akuten Phobie vor Flammen/Feuer heilte. Dies indem er mir mit Engelsgeduld und jeder Menge liebevollem Schimpen beibrachte wie man eben ein Feuer legt. Mich immer wieder dazu zwang es alleine und ohne sein Dabeisein zu tun bis meine Angst komplett weg war. Und vielleicht hat er mich ja beobachtet und sich daran erfreut das ich von ihm etwas gelernt habe was mir immer wieder Freude machen wird. Besonders an einem kalten, stürmischen und verregnetem Winterabend wie heute Abend.


    Und wie hast Du diesen Sonntag - vor dem es Dir so gegraust hatte - verbracht?


    Sei wie immer liebevoll gedrückt,


    Hanna

    Liebste Gerlinde,


    Dir ein riesiges Dankeschön für Dein Verstehen wo doch gerade für Dich das Thema Mutter ein so schmerzvoll trauriges ist. Wo Du ein Mensch bist der sonst was darum geben würde sie wieder zu haben.


    Ja, es stimmt das meine Mutter sich im Verlauf der Jahre so maches geleistet hat, aber letztlich ist sie doch meine Mutter. Man kann die Freunde austauschen und auch den Partner, aber eine Mutter bleibt bis zum letzten Atemzug einmalig Mutter. Eben ein Mensch der sich nicht einfach 'mal so abhaken läßt egal was sie "verbrochen" hat. Und wie Du vielleicht schon an meinen Postings erkannt hast bin ich von Natur aus kein ewig nachtragender Mensch.


    Und was das Herumbaggern betrifft, habe ich noch nie andere Frauen - auch meine Mutter nicht - als ernsthafte "Bedrohung" betrachtet, da ich kein eifersüchtiger Mensch bin. Habe schon immer nach dem Motto gelebt das eine Beziehung etwas sehr freiwilliges und vom ganzen Herzen kommendes sein sollte. Ja, und wenn Einer gehen wollte habe ich allesamt ziehen lassen auch meinen Mann - da viel zu stolz um für etwas zu betteln was man mir nicht mehr freiwillig schenken wollte. Was hätte ich auch von einem Partner gehabt der nur aus irgend welchen Schuldge-
    fühlen oder gar aus Mitleid bei mir geblieben wäre? Nun ja, und Rache war auch noch nie mein Ding weil bei solchen Aktionen - egal in welcher Dimension - die Rakete meist nach Hinten losgeht.


    Was meine Mutter betrifft könnte ich mich nie von ihr abnabeln da sie ja auch hier und da gute und nette Seiten hat. Habe jedoch angefangen sie nicht mehr so nahe an mich ran zu lassen indem ich über sehr persönliche Sachen nicht mehr mit ihr spreche. Sehr schade eigendlich, aber wenn es das Miteinander beiderseitig etwas einfacher macht dann ist es ok so.


    Was den heutigen Tag betrifft war der eine große Mischung der Gefühle. Die ersten Tränen kullerten als ich anfing den Adventskranz zu schmücken aber dann ging es etwas besser nachdem ich mich davon überzeugt hatte das mein Mann daran Gefallen finden würde das ich diese Sache dieses Jahr nicht sein gelassen habe. Etwas später kullerten erneut die Tränen zusammen derer die halt beim Zwiebelschneiden kommen, da ich beschlossen hatte das Curry zu kochen was mein Mann immer so sehr gerne gegessen hat, und was mir ehrlich gesagt auch immer richtig gut gelungen ist. Etwas später kam dann meine Mutter und wie Du Dir denken kannst mußte ich ein paar Mal schlucken als das erste Lichtchen brannte und im Haus eine richitg gemütliche wohlige Atmosphere herrschte. Am schlimmseten war es als ich den offenen Kamin anfeuerte. Das este Mal seit dem vorletzten Winter ab dem es nicht mehr ging wegen seiner Sauerstoffversorgung. Was hatten wir für viele Winterabende mit einem Gläschen Wein davor sitzend verbracht.


    Meine liebe Gerlinde, wieder einmal kann ich nur sagen ... das Leben geht weiter egal ob wir es so wollen oder nicht. Irgendwann war auch der große Klos im Hals runtergeschluckt und dann fiel es mir recht leicht an ihn ab und zu zu denken und dennoch das Ganze recht gut zu genießen genauso wie er es für mich gewollt hätte. Und was der Sache auch gut weiter half war das meine Mutter recht gut gelaunt war und absolut gar Nichts zu beanstanden hatte. Ja, so gar das Essen was ich gekocht hatte schmeckte ihr so gut das sie um Nachschlag bat. Und das will was heißen!


    Du hast meine Geduld angesprochen und dazu kann ich Dir sagen das ich die nicht immer hatte. Ehrlich gesagt entdeckte ich sie erst für mich als eine große Kriese der nächsten wärend der letzten Jahre folgte. Es mag komisch klingen, aber irgend wann fand ich heraus das eine ruhige und sachliche Gelassenheit unendlch mehr erziehlen konnte als lautes Herumbrüllen und die Fäuste auf den Tisch hauen. Ja, peu a peu machte ich mir die Geduld zu meiner "Wunderwaffe" nicht nur meinen Mitmenschen gegenüber sonderna auch den Situationen mit denen ich konfrontiert war. Hatte entdeckt das Geduld Einem die innere Ruhe und Zeit schenkt heraus zu finden wo die Schwachpunkte des "Feindes" liegen und den nächsten Schritt gut zu überlegen. Dabei fiel mir auch auf das Geduld gut hilft einen coolen Kopf zu bewahren und Emotionen gut von den nackten Tatsachen zu trennen wann immer es darum ging wichtige Entscheidungen zu treffen. Anbei gesagt eine Sache die mir enorm viel half meinen Mann auf seinem letztem Weg zu begleiten.


    Liebe Gerlinde, Geduld hat mir auch sehr gut geholfen als ich mich mit jeder Menge Behörden und vor Allem seinen Gläubigern herum schlagen mußte. Und Geduld hilft mir auch sehr mit meiner Trauer klar zu kommen indem ich mir keinen Termin gesetzt habe wann sie vorbei sein sollte.
    Und zu guter Letzt ist Geduld eben tatsächlich eine "Wunderwaffe" gegen allmögliches da wir in einer sehr schnell lebigen Zeit leben wo die Meisten nicht damit umgehen können oder nicht mehr wissen wie sie ein geduldiges Verhalten einordnen sollen.


    Ich hoffe von ganzem Herzen das der heutige Tag nicht all zu schlimm für Dich war, und das auch Du die Geduld für Dich entdecken wirst denn sie läßt so manches deutlich weniger bedrohlich, bedrückend und hopeless erscheinen.


    Sei lieb gedrückt,


    Hanna

    Hallo Allesamt,


    auch ich habe heute Nacht etwas zum Thema "Zeichen" beizutragen. Heute war der Tag wo ich endlich men großes Bild (2m x 1m) fertig bekommen hatte. Das Erste seit seines Todes und Eines in dem jede Menge Trauerverarbeitung und zarte neue Lebensfreude steckt.


    Da der Zugang zu meinem Loft (was meinen "Arbeitsraum" enthält) zu eng für Größeres war mußte ich mein Werk aus größeren und kleineren Leinewänden gestalten. Also verbrachte ich den heutigen Nachmittag damit die ganzen Teile peu a peu zusammen zu schrauben und ins Erdge-
    schoß des Hauses zu transportieren. Nachdem mir irgendwann die Klammern und Schrauben ausgegangen waren ging ich in den Keller um zu gucken ob da noch etwas zu finden war. Und siehe da. Unter dem unendlich vielem Werkzeugskram den mein Mann über die Jahre "gehamstert" hatte fand ich eine Kiste mit genau den Dingen die ich brauchte.


    Ich denke Ihr könnt es nachvollziehen wie sehr es mich umgehauen hat als ich in dieser Kiste einen kleinen Zettel fand der besagte ... my darling Jo, I hope you will need these one day for a great new masterpiece". Ja, er muß gewußt haben das ich meiner Trauer auf der Leinewand freien Lauf lassen würde und mich wohl besser kannte als ich es jeh vermutet habe.


    Nun ja, ein Grund mehr warum mein neues Bild mir nun noch mehr von Bedeutung sein wird als alle Anderen die ich jeh zuvor gemalt hatte.


    Euch einen einigermaßen gut verträglichen 1. Advent und einen Sack voller liebevoller Gedanken dazu,


    Hanna

    Ach meine liebe Sandra,


    wenn Du wüßtest wie herzlich ich nach dem Lesen Deiner Postings lachen mußte - wohlbemerkt es anerkennend das Deine Ratschläge sehr liebe-
    voll und fürsorglich gemeint waren.


    Du kannst Nichts dafür das Du nicht weißt das meine Mutter eine echte Gourmet Köchin ist - und leider ist das kein Witz. Ein Mensch der wenige Stunden ein neues viel versprechendes Rezept für 6-8 Personen ausprobiert. Improvisiert wenn die Speisekammer etwas nicht her gibt. Und immer wieder ein echtes kulinarisches Gedicht daraus zaubert. Werde nie vergessen wie ich geschwitz habe um einen leckeren Kuchen zustande zu bekommen als sie uns in England besuchte. Wohl bemerkt, nur für knapp 3 Tage wärend der ganzen 25 Jahre die ich dort lebte - und dies auch nur weil in Mission Brautmutter. Ihr Kommentar? "Erstaunlich was heutzutage die Kühltruhe und ein paar Minuten im Ofen so herge-
    ben!"


    Liebe Sandra, nein, ich bereue es echt nicht mir heute einen schönen Tag an meiner Leinewand gemacht zu haben anstatt jeder Menge sinnlosem Stress und ebeso sinnloser Hoffnung bei meiner Mutter wenigstens etwas zu punkten.


    Ja, Du hast es sehr gut erkannt das meine Mutter sich sehr schwer damit tut eine Tochter zu haben - besonders eine in meinem Alter. So manches Mal hat sie mich Fremden als ihre "Freundin" vorgestellt damit sich irgend ein Kerl blos nicht ihr Alter ausrechnen könnte. All Das mag sehr bedrückend und verletzend klingen aber Gottseidank habe ich mit ihr schon so manches durchgemacht das es mich heutzutage nicht mehr all sehr verletzt. Größte Kröte die ich schon vor Jahren zu schlucken hatte war das ich nur Sinn zum Zweck war und nachdem ich aufhöhrte ein kleiner Wonneproppen zu sein ihr letztlich nur ein Klotz am Bein war. Etwas was sie mir im Verlauf meines Lebens oft genug zu spühren gab und so mache ich mir schon lange keine Illusionen mehr das sie mich als einen achtungs-und liebenswerten Menschen annehmen wird - außer wenn ich wieder einmal die letzte Station bin weil Hilfe gebraucht wird.


    Liebste Sandra, ich weiß das in mir eine sehr zynische Ader steckt aber die habe ich nur entwickelt Dank sehr vieler negativen Erfahrungen wär-
    end meines Lebens. Irgend wann weiß man Bescheid wenn Jemand einem sagt ... don't call me - I'll call you - man sieht sich wieder - Du bist der tollste Mensch den ich kenne aber könntest Du 'mal .


    Und ehe ich schließe ... meine Mutter trinkt absolut keinen Alkohol und folgedessen könnte ich sie nicht einmal damit zu jediglicher Begeisterung bewegen. Könnte nicht einmal ein Zigarettchen mit ihr rauchen oder über Männer oder Mode mit ihr quatschen weil auch da sich unsere Welten riesig trennen. Ich stehe nun 'mal nicht auf Männer die meine Söhne sein könnten und bei Chanel muß ich auch nicht unbedingt einkaufen wollen um mich wohl zu fühlen.


    Und um nun tatsächlich in den ganz schnöden Alltag abzurutschen ... trage heute Nacht doppelten Trauerflohr. Natürlch für meinen Mann aber auch dafür das Vladi Klitschko gegen so einen affigen Hampelmann auf Punkten verlohren hat. Anbei gesagt bin ich der unsportlichste Mensch dieser Welt, kann mich aber sehr für die WM begeistern wenn Deutschland im Rennen ist - und eben für die Klitschko Brüder weil sie beide auch außerhalb des Ringes eine Menge drauf haben.


    Sei allerliebst gedrückt und genieße den sehr ruhigen und hoffentlich gemütlichen Sonntag auf den ich morgen verzichten muß,


    Hanna

    Liebste Sandra,


    dann mach doch aus dem Sonntag einen ganz normalen Wochentag wenn Dir das ganze faul herum lümmeln zu viel geworden ist. Wer würde sich schon daran stöhren? Das empfehle ich Dir nur weil es mir anfänglichst sehr gehoflen hat wo doch plötzlich der "Pflegealltag" komplett weg gebrochen war. Dieser ging nämlich seit dem Anfang dieses Jahres nicht mehr nur von Montag bis Freitag sondern lieferte auch jede Menge Verpflichtungen über das Wochenende hinweg wo mein Mann alle paar Stunden das eine oder andere Medikament benätigte und der Pfleger auch noch zu uns ins Haus kam.


    Ja, meine Liebe, auch ich habe das kennen gelernt wenn das wöchentliche "Hamsterrad" plötzlich still steht und man diese 1 oder 2 Tage der Woche ganz neu gestalten muß um die gähnende Leere zu füllen. So habe ich eigendlich recht schnell beschlossen mir den Samstag als den Tag einzurichten wo alles Wichtige stehen und liegen zu bleiben hatte. Wo ich entweder mit mir alleine eine Runde in der Stadt drehte, mich mit Bekannten traf oder einfach nur die Seele baumeln ließ. Dafür wurde dann der Sonntag mein "bürokratischer" Tag an dem ich sämtlichen anste-
    henden Papierkram für den Gang zum Postamt am Montag vorbereitete und all meine noch ausstehenden Überweisungen machte. Eben um die neue Woche mit gutem Überblick und einem leeren in-tray beginnen zu können. Gab es wärend der Woche 'mal ein Tag wo nichts Dringendes gemacht werden mußte oder ich keinen Termin hatte machte ich ihn zu meinem Sonntag. Ja, und das hat mir dann eben den Druck genommen auf biegen und brechen an gewissen Wochentagen die Füße hochlegen zu sollen obwohl mir gar nicht danach war.


    Aus den kulinarischen Vorbereitungen wegen morgen ist leider Nichts geworden. Ja lache nur. Habe den ganzen Tag an meinem Bild gearbeitet und kann heute Abend mit riesigem Stolz sagen das es endlich fertig geworden ist und wirklich gut an der Wand hängend aussieht. Meine liebe Sandra, das habe ich heute sehr bewußt so gemacht, weil ich wieder einmal gemerkt hatte wie sehr meine Mutter mich mein ganzes Leben lang unter einen völlig irren Leistungsdruck gesetzt hat. Dies indem sie schon immer an Allem was mich betrifft etwas auszusetzen hatte. Habe viele Jahre gebraucht um zu erkennen das sie leider ein Mensch ist dem man es nie recht machen kann egal wie viel Mühe man sich gibt, da sie leider ein Mensch ist der noch nie mit sich selber und all dem was sie gehabt hat zufrieden sein konnte. So gestehe ich das ich heute eben keine Lust darauf hatte das Haus richtig schick zu machen und mir ewig in der Küche die Beine in den Bauch zu stellen blos um dann wieder einmal zu höh-
    ren zu bekommen was ich Alles hätte anders und besser machen können.


    Liebe Sandra, ich weiß das mag hart klingen, aber ich habe es einfach unendlich satt ständig von ihr nieder gemacht zu werden und von ihr gesagt zu bekommen wie ich mein Leben leben sollte um ihrer Anerkennung würdig zu sein. Ja, seit mein Mann verstorben ist habe ich beschlossen ab nun rund um die Wege die ich gehen werde mit mir ganz alleine auszumachen auch wenn sie den Vorstellungen Anderer nicht entsprechen mögen. Es mag auch sehr egoistisch klingen, aber es besteht inzwischen auch meinerseits ein großer Wunsch endlich 'mal meine Bedürfnisse an erste Stelle zu setzen nachdem ich einen Großteil meines Lebens damit verbracht hatte auf ziemlich allen Gebieten ständig Mädchen für Alles zu sein.


    Was mir auch sehr viel Lust auf den morgigen Tag nimmt ist das meine Mutter leider auch ein Mensch ist der immer wieder sehr genervt und fast schon aggressiv reagiert wann immer ich es wage meinen Mann zu erwähnen. Dies obwohl sie sich wärend unserer ganzen Ehe nie die Mühe machte ihn kennen zu lernen. Ja, die einzige Begeisterung die sie jeh für ihn entwickelte war seine Uniform, sein Beruf und sein Einkommen mit dem man in ihren Kreisen wunderbar angeben konnte. Bei ihr in Italien wurden wir jedoch nie eingeladen da seine korpulente Figur nicht zu ihrer Vorstellung von Vorzeigeschwiegersohn paßte. Es mag irre verrückt klingen, aber die traurige Tatsache ist das sie am liebsten in meinen Schuhen gestanden hätte als er mich geheiratet hat, denn die wenige Male wo man etwas Zeit mit einander verbrachte - wo mein Vater schon nicht mehr dabei war - baggerte sie an ihm herum wie ein kleines verknalltes Schulmädchen bis zu einem Punkt wo es fast schon peinlich war. Immerhin waren es ja nur wenige Jahre Altersunterschied zwischen meinem Mann und ihr. Und jetzt wo er tod ist macht sie kein Geheimnis mehr daraus wie gerne sie in unserem Haus und von meiner Rente leben würde wo Alles einige Schuhgrößen größer ist als Das was ihr zur Verfügung steht.


    Wage ich es zu erwähnen das ich eine Talfahrt hatte kommen immer wieder so nette Kommentare wie ... sag blos Du heuelst dem alten Sack hinterher, oder ... was hast Du schon zu heulen wo Du doch jetzt wie die Made im Speck lebst. Folgedessen auch keinerlei Gedanken daran ver-
    schwended das mir gar nicht danach sein könnte den 1. Advent zu feiern. Ehrlich gesagt habe ich sie nur aus Mitleid eingeladen da wie immer ihre ach soooo großartigen Freunde nie Zeit für sie haben wenn es etwas zu feiern gibt. Auch der Grund warum sie mich an ihrem Geburtstag zum Musical eingeladen hat - weil sie nicht alleine gehen würde und weil es Keinen gibt der mit ihr ihren Geburtstag feiern würde. Anbei gesagt war das schon immer so das ich von ihr nur dann zu etwas eingeladen wurde wenn es keine besseren Alternativen gab.


    Es tut mir leid das mein Posting an Dich so sehr lang geworden ist, aber es mußte einfach 'mal raus warum ich dem morgigen Tag nicht mit groß-
    artiger Begeisterung entgegen gucke. Müßte ich meine Beziehung zu meiner Mutter mit einem Satz beschreiben fällt mir dazu ein ... I don't hate you but my world feels a lot easier without you in it.


    So viel zum Thema Alltag wo Beziehungen zu anderen Menschen eben auch ein großer Teil davon sind. In diesem Sinne werde ich Dich jetzt in Ruhe lassen und hoffen das ich Dich mit meinen vielen Zeilen nicht halb erschlagen habe. Ich habe das gute Bauchgefühl das Du morgen besser meistern wirst als Du es Dir heute Abend noch vorstellst. So drücke ich Dir dafür noch ganz doll die Daumen als extrra Kraftportion.


    Sei wie immer liebevoll gedrückt,


    Hanna

    Liebe Sandra,


    ich denke das die Freude auf das Wochenende noch kommen wird wenn Du erst einmal wieder berufstätig bist und dadurch einen geregelten Wochenablauf hast der bestimmt wann Du wieder Zeit für Dich hast.


    Da ich ja schon lange nicht mehr berufstätig bin halte ich meine Tage so das ich wärend der Woche erledige und bewusel was zu tun ist um dann Samstag und Sonntag frei zu haben um mich in meinem Hobbyraum auszutoben. Besonders jetzt wo das kalte Winterwetter und der ganze vor-
    weihnachtliche Wahnsinn mich nicht unbedingt vor die Tür treiben.


    Dieses Wochenende ist jedoch um einiges "gestöhrt" wegen dem Besuch meiner Mutter zum 1. Advent. So habe ich heute schon alle Einkäufe für das Weekend erledigt ehe die Massen die Läden zugestopft haben. So ist morgen etwas Hausputz angesagt ehe ich den Adventskranz schmücke und einige Sachen für unser Abendessen schon vorbereite. Alles schon morgen damit ich es am Sonntag ordentlich ruhig angehen lassen kann ehe sie vor meiner Tür steht. Habe auch vor meinem großen Bild im Verlauf des morgigen Tages den Feinschliff zu verpassen um es dann endlich im neu gestaltetem Eßzimmer aufhängen zu können.


    Liebste Sandra, vermutlich hast Du Bammel vor morgen weil Du vor einer ungewohnten Situation stehts, aber mit etwas Glück wirst Du ja sogar für Dich entdecken das ein richtig fauler und vergammelter Sonntag auch schön sein kann. Ich wünsche es Dir sehr.


    Ich drücke Dir die Daumen und werde an Dich denken,


    Hanna

    Liebste Sandra,


    Dir ein riesiger Applaus dafür das Du so tapfer für Alles gekämpft hast und es weiter tuast auch wenn Du meinst Du hattest keine andere Wahl gehabt. My lovely friend, die Wahl hat man immer aber dann stellt sich die Frage ob man tatsächlich im Sumpf des sozialem Abgrundes landen weil das alles Aufgeben eine so verführerisch einfachere Option wäre.


    Es tut mir riesig leid das Dir nun keine Witwenrente zusteht denn es wäre vielleicht nur ein kleines aber sicheres Einkommen für Dich gewesen. Nun ja, auch hier in Deutschland landen inzwischen sehr viele Frauen an der Armutsgrenze und vor der Altersarmut nach dem Tod ihres Partners und das finde ich persönlich so unendlich ungerecht besonders denen gegenüber die viele Jahre ihres Lebens aufopferten um ihren Männern den Rücken zu stärken und Kinder groß zu ziehen. In Italien ist das auch nicht anders denn da wird meist noch davon ausgegangen das die Witwe von der Familie versorgt wird.


    Ich weiß nicht ob es Dir schon 'mal aufgefallen ist, aber oft genug habe ich seit dem Tod meines Mannes festgestellt das die meisten Menschen sich unter "Witwe" etwas altes, schrumpliges vorstellen was mit der Welt von heute kaum noch mitkommt. Dabei gibt es recht viele von uns in besten Jahren und voll im Leben stehend. Dies habe ich besonders zu spühren bekommen als ich um meine Rente kämpfen mußte. Auf dem ersten Rentenbescheid stand eine Summe die davon ausging das ich mehr oder weniger das selbe Alter meines Mannes hatte. Ja, und als man entdeckte das ich ja 18 Jahre jünger war kürzte man sie mir um 1/3. Ähnliches passierte mir mit der staatlichen Witwenrente die man mir erst nicht zusprechen wollte annehmend das ich ja meine Eigene bald bekommen würde. Kein Mensch dachte daran as ich noch sehr lange zu warten gehabt hätte bis ich mein 65. Lebensjahr erreicht hätte. Dennoch klage ich ganz bestimmt nicht denn immerhin hat der Witwenstatus in England noch seine einstige Wertschätzung und ich hoffe daß das noch lange so bleiben wird.


    Liebste Sandra, ich erahne wie schwer Du es mit Allem hast, aber ich bin mir sicher das Dir Deine Kämpfernatur Zeiten ermöglichen wird wo Du Dein Leben wieder deutlich entspannter genießen kannst. Ich drücke Dir ganz doll die Daumen das Du Dein Haus auf Mallorca behalten darfst wo Du doch scho so viel Arbeit hinein gesteckt hast. Vor Allem vergiß nicht es dann auf Deinen alleinigen Namen im Grundbuch übertragen zu lassen damit Du es im Fall aller Fälle ohne neue große Hürden verkaufen kannst. Wieder einmal möchte ich Dir jede Menge Mut zusprechen, denn auch ich stand einst vor gigantischen Trümmerhaufen als mein Mann verstarb. Sah schon unser Haus zwangsversteigert und mich selber auf der Sozialhilfeschiene für den Rest meiner Tage. Ja, ich hätte nie gedacht das sich wärend der letzten 5 Monate so Vieles dann doch noch zum Guten wenden würde.


    Und genauso sehe ich Deine Zukunft in Mallorca, voraus gesetzt Du bist bereit die Geduld mitzubringen und nie die Hoffnung auf gute Ergebnisse aufzugeben.


    Sei liebevollst gedrückt,


    Hanna

    Liebe Libelle,


    ich danke Dir für Dein liebevolles Mitgefühl, aber eigendlich hatte ich meine "Weihnachtsgeschichten" nur erwähnt um zu untermalen wie fernab der ganze übertriebene Weihnachtsrummel für die Meisten von uns ist.


    Egal wo ich hinschaue und hinhorche sind die Meisten froh wenn die Feiertage überstanden sind und wieder Ruhe in den Alltag einkehrt. Besonders wo die Meisten von uns ihre eigenen schweren Kreuze zu tragn habe. Ja, bei den Einen ist es die Beziehung die nur noch funktioniert, bei Anderen die Job oder Wohnungskündigung - oder eben ein Sterbefall.


    Dennoch lese ich auch immer wieder - und kann selbiges von mir selber sagen - das egal wie hart es kommt ziemlich Alles zu überstehen ist. Nicht unbedingt Dank unseres Willens, sondern oft eher Dank unseres biologischen leben wollen. Nicht zu vergessen das wenn man es wirklich will ziemlich Alles irgendwie geht.


    Dir alles Liebe,


    Hanna

    Liebste Sandra,


    was habe ich gut über Dein Posting zum Thema holländische Sprache lachen müssen. Hoffend Du wirst mir meine Komentare nicht übel nehmen.


    Vor recht vielen Jahren hatte ich den job als Flugbegleiterin bei United Airlines bekommen. Dieser bedeutete jedoch erst einmal eine 2 monatige Ausbildung in deren Training Centre in Chicago. Damals mit Spitznamen "Ken & Barbie Farm" bekannt. Jedenfalls hatte United Airlines haupt-
    sächlich deutsch und holländische Kandidaten aufgenommen für ihren neuen Hub in London Heathrow.


    Ich war riesig stolz den Job bekommen zu haben und freute mich wie ein Kind auf die Ausbildung. Ja, und dann der Schock. Wir mußten uns allesamt ein Zimmer mit 3 Kolleginnen teilen und ich hatte das große "Glück" die Deutsche unter Holländerinnen zu sein. So wachte ich morgens mit dem lauten Gekrächze auf und ging damit schlafen. Da sie in der Mehrzahl waren ging das auch munter lauthalsig in der Kantine, in den Aus-
    bildungsräumen wo wir zu büffeln hatten und im Aufenthaltsraum weiter. Will Nichts gesagt haben, aber nach einigen Wochen konnte ich das Ge-
    krächze nicht mehr höhren, denn sie gaben sich auch keinerlei Mühe englisch zu sprechen damit wir Deutschen an ihren Gesprächen teilnehmen konnten.


    Dennoch kann ich sagen das ich inzwischen davon geheilt bin und absolut kein Probelm mit dieser Sprache mehr habe - so lange ich nicht rund um die Uhr mit ihr leben muß! So kann auch ich mir nicht wirklich vorstellen das ein "ich liebe Dich" auf holländisch romantische Wallungen her-
    vorrufen könnte.


    Sei lieb gedrückt,


    Hanna