LIebste Sandra,
freut mich das Dich die GB Fraktion ein wenig zum Lachen bringen konnte. How is that? Als mein Mann durch seine Krankheit immer schlechter schlucken konnte machte ich ihm eines Morgens etwas Porridge mit Honig. Er war so begeistert davon wie ein kleines Kind was das erste Mal ein Stückchen Schokolade bekommen hatte. Danach war der glorifizierte Tapetenkleister jeden Morgen de Rigeur und ich gestehe ich habe das Zeugs so manches Mal verflucht. Besonders wenn ich wärend der Nacht mehrmals seinen Pflegedienst ins Haus hohlen mußte und ich am nächsten Morgen vor Müdigkeit kaum die Augen aufhalten konnte.
Ja, lache nur, denn seit hier in Berlin die Tage winterlich kalt und ungemütlich geworden sind ist Tapetenkleister mit Honig wieder "in". Ist warm, süß, klebrig, kalorienarm und haut stundenlang die Plauze voll - und erinnert mich immer wieder an meinen Lieblingsmenschen ehe der Tag los gehen kann.
Was das bekochen meiner Mutter betrifft wird das am kommendem Sonntag absolute Ersterfahrung sein. Bin echt gespannt wie sie reagieren wird wo sie leider ein Mensch ist dem ich es noch nie recht machen konnte. Dooferweise kann ich sie nicht einmal gut mit Wein "abfüllen" da sie keinen Alkohol trinkt.
Bin auch echt gespannt was sie zu meinem neuen Bild für das Eßzimmer sagen wird wo sie auch an solchen Dingen stehts etwas auszusetzten hatte. Liebste Sandra, weißt Du was? Ist mir letztlich mehr als egal, denn letztlich sind es mein Haus, mein Bild und mir schmecken die Dinge die ich koche. Was das Bild betrifft ist es besonders für mich weil es das erste große "Werk" ist was in meinem neuen Leben entstanden ist und das Resultat von einer Menge Trauerverarbeitung ist. Und anbei gesagt habe ich unendlich viel Freude gehabt daran zu arbeiten.
Nun ja, vielleicht rettet mein Kranz den 1. Advent, denn damit rechnet meine Mutter ganz bestimmt nicht nachdem ich ihr neulich sagte wie wenig mir weihnachtlich zu Mute ist. Noch mehr wird sie überrascht sein das der offenen Kamin brennen wird, da ich für sehr viele Jahre meines Lebens eine Feuerphobie hatte Dank der ich nicht einmal ein Streichholz anzünden konnte. Nun ja, sie weiß ja nicht das mein Mann es geschafft hatte mir diese Angst zu nehmen indem er mir mit Engelsgeduld beibrachte wie man ein ordentliches Kaminfeuer zündet und "am Leben" behält.
So werde ich warscheinlich irgendwie auch den 1. Advent gedanklich mit meinem Mann feiern, denn als Brite kannte er so etwas nicht bis wir nach Deutschland zogen. Ja, und die das letzte Jahr konnten wir keine Kerzen oder gar das Kaminfeuer weil er da schon von seinem Sauerstoffkonzen-
trator abhängig war.
Nun ja, und was meine baldige Reise betrifft bin ich echt gespannt wie sie auf mich wirken wird. Wie Du es so schön sagtest, wird es mir mit großer Warscheinlichkeit gut tun auf Zeit wirklich abschalten zu können.
Es freut mich für Dich das Du nicht so viel Weihnachtsgedönse um Dich herum hast, denn hier in Berlin läuft das schon auf Hochtouren egal wo man geht oder steht. Ehrlich gesagt kann ich jetzt schon nicht mehr das ganze White Christmas und Gingel Bells Gedröhne höhren. War schon immer zu viel des Gutens auch zu besseren Zeiten.
Meine liebe Sandra, ich hoffe das Du weiterhin einigermaßen gut schlafen kannst, denn ausgeruht sein ist ja schon fast die halbe Miete.
Sei liebevollst gedrückt,
Hanna