Beiträge von Hanna63

    LIebste Sandra,


    freut mich das Dich die GB Fraktion ein wenig zum Lachen bringen konnte. How is that? Als mein Mann durch seine Krankheit immer schlechter schlucken konnte machte ich ihm eines Morgens etwas Porridge mit Honig. Er war so begeistert davon wie ein kleines Kind was das erste Mal ein Stückchen Schokolade bekommen hatte. Danach war der glorifizierte Tapetenkleister jeden Morgen de Rigeur und ich gestehe ich habe das Zeugs so manches Mal verflucht. Besonders wenn ich wärend der Nacht mehrmals seinen Pflegedienst ins Haus hohlen mußte und ich am nächsten Morgen vor Müdigkeit kaum die Augen aufhalten konnte.


    Ja, lache nur, denn seit hier in Berlin die Tage winterlich kalt und ungemütlich geworden sind ist Tapetenkleister mit Honig wieder "in". Ist warm, süß, klebrig, kalorienarm und haut stundenlang die Plauze voll - und erinnert mich immer wieder an meinen Lieblingsmenschen ehe der Tag los gehen kann.


    Was das bekochen meiner Mutter betrifft wird das am kommendem Sonntag absolute Ersterfahrung sein. Bin echt gespannt wie sie reagieren wird wo sie leider ein Mensch ist dem ich es noch nie recht machen konnte. Dooferweise kann ich sie nicht einmal gut mit Wein "abfüllen" da sie keinen Alkohol trinkt.


    Bin auch echt gespannt was sie zu meinem neuen Bild für das Eßzimmer sagen wird wo sie auch an solchen Dingen stehts etwas auszusetzten hatte. Liebste Sandra, weißt Du was? Ist mir letztlich mehr als egal, denn letztlich sind es mein Haus, mein Bild und mir schmecken die Dinge die ich koche. Was das Bild betrifft ist es besonders für mich weil es das erste große "Werk" ist was in meinem neuen Leben entstanden ist und das Resultat von einer Menge Trauerverarbeitung ist. Und anbei gesagt habe ich unendlich viel Freude gehabt daran zu arbeiten.


    Nun ja, vielleicht rettet mein Kranz den 1. Advent, denn damit rechnet meine Mutter ganz bestimmt nicht nachdem ich ihr neulich sagte wie wenig mir weihnachtlich zu Mute ist. Noch mehr wird sie überrascht sein das der offenen Kamin brennen wird, da ich für sehr viele Jahre meines Lebens eine Feuerphobie hatte Dank der ich nicht einmal ein Streichholz anzünden konnte. Nun ja, sie weiß ja nicht das mein Mann es geschafft hatte mir diese Angst zu nehmen indem er mir mit Engelsgeduld beibrachte wie man ein ordentliches Kaminfeuer zündet und "am Leben" behält.


    So werde ich warscheinlich irgendwie auch den 1. Advent gedanklich mit meinem Mann feiern, denn als Brite kannte er so etwas nicht bis wir nach Deutschland zogen. Ja, und die das letzte Jahr konnten wir keine Kerzen oder gar das Kaminfeuer weil er da schon von seinem Sauerstoffkonzen-
    trator abhängig war.


    Nun ja, und was meine baldige Reise betrifft bin ich echt gespannt wie sie auf mich wirken wird. Wie Du es so schön sagtest, wird es mir mit großer Warscheinlichkeit gut tun auf Zeit wirklich abschalten zu können.


    Es freut mich für Dich das Du nicht so viel Weihnachtsgedönse um Dich herum hast, denn hier in Berlin läuft das schon auf Hochtouren egal wo man geht oder steht. Ehrlich gesagt kann ich jetzt schon nicht mehr das ganze White Christmas und Gingel Bells Gedröhne höhren. War schon immer zu viel des Gutens auch zu besseren Zeiten.


    Meine liebe Sandra, ich hoffe das Du weiterhin einigermaßen gut schlafen kannst, denn ausgeruht sein ist ja schon fast die halbe Miete.


    Sei liebevollst gedrückt,


    Hanna

    Liebste Gerlinde,


    ... und noch ein Punkt. Du hattest das Glück bei Deiner Mam zu sein als sie ging. Ein Privileg was sehr Viele von uns nicht hatten und für die Meisten ein zusätzlicher Auslöser für Schuldgefühle ist. Kann es nicht in Worte fassen wie oft ich mich mit der Schuld gequält habe das ich am Tag seines Todes "nur" eine halbe Stunde bei ihm geblieben war und nicht das Angebot des Hospizes angenommen hatte über Nacht zu bleiben. Das ich nicht noch einmal zu ihm gefahren bin als er mich auf den frühen Abend anrief und so unendlch müde klang, aber woher sollte ich wissen das er den nächsten Morgen nicht mehr erleben würde.


    Woher sollte ich wissen das sein Anruf am frühen Abend unser letztes Gespräch sein sollte und ich ihn danach nie wieder lachen höhren würde? Liebste Gerlinde, anstatt Dich mit so unendlich vielen Vorwürfen zu quälen versuche es doch 'mal Dich daran zu erfreuen das Du bis zum letzten Atemzug bei Deiner Mam gewesen bist und von ihr Abschied nehmen konntest. Auch ein "Geschenk" was viele von uns nicht hatten.


    Hanna

    Liebe Gerlinde,


    da die anderen Lieben schon so Vieles wirklich sehr zutreffendes, sachliches und mitfühlendes geschrieben habe möchte ich Dir etwas erzählen was Dir vielleicht ein wenig den Schmerz nehmen könnte das Deine Mam Dich nicht erkannt hat und es möglicherweise nicht mitbekommen hatte das Du zum Zeitpunkt ihres Todes bei ihr warst.


    Wie Du ja weißt war auch mein Mann sehr schwer krank und am Ende half nur noch die Palliativmedizin, bzw. ihn so schmerzfrei wie möglich zu halten. Im Klartext bedeutete Das das er immer größere Mengen an Schmerzmitteln und Morphin bekam, was ihn zwar vor dem Leiden bewahrte - aber auch dazu führte das der Mensch den ich einst kannte sich immer mehr geistlich von dieser Welt verabschiedete. Als ich ihm die Hand auf dem Weg zum OP Saal hielt sagte er mir als letzte Worte - wissend das er warscheinlich nicht überleben würde - ich solle seiner Ex Frau sagen das er nie aufgehöhrt hatte sie über Alles zu lieben. Kannst Du Dir vorstellen wie ich mich gefühlt habe nachdem er kurz darauf hinter den Türen des Anaestesie Raumes verschwand? Als ich ihn danach auf der Intensiv Station besuchte nachdem man ihn aus dem künstlichen Koma gehohlt hatte, saß er aufrecht vor mir und brüllte mich an da er wütend war das seine Frau noch immer nicht gekommen war. Dabei stand ich vor ihm und er erkannte mich nicht wieder. Liebste Gerlinde, das zerbrach mir fast das Herz, aber dann wiederum akzeptierte ich sein Verhalten als es mir klar wurde das es unter dem Einfluß von starken Medikamenten gesteuert war. Als er zwei Tage später in den Beobachtungsraum kam war er so schwer sediert und mit Medikamenten vollgepumpt das er nur merkte das Jemand ihm seine Hand hielt und ihm immer wieder mit einem Watte-
    stäbchen die Lippen befeuchtete. Da hast Du es. Wäre er in solch einem Zustand auf die andere Seite getreten hätte er es vermutlich auch nicht gewußt das ich die ganze Zeit bei ihm gewesen war.


    Meine liebe Gerlinde, danach erhohlte er sich noch einmal ein wenig aber der Mensch den ich einst kannte gab es nicht mehr. Wann immer ich ihn besuchte wußte ich nie in welchem geistigem Zustand ich ihn vorfinden würde. Mal richtig aufgekratzt, mal extrem weinerlich. Andere Male auf Aggressivität gebürstet, andere Male unendlich liebevoll. Am Ende immer müder und immer weniger fähig sich mit mir auch nur auf die ein-
    fachste Weise zu unterhalten da sein Gedächtnis so stark abgebaut hatte. Alles letztlich peu a peu verursacht von den immer größeren Mengen von Medikamenten. Bestimmt nicht weil er mich aufgegeben hatte oder mir nicht mehr gut gesonnen war.


    Ich weiß daß das als Bezugsperson sehr sehr schwer zu verinnerlichen ist das der Lieblingsmensch sich so stark verändert hat. Und wie einfach es ist die Schuld bei sich zu suchen weil man es nicht wirklich nachempfinden kann was so starke Medikamente mit der Persönlichkeit eines Menschens macht. Das - wie es im Fall meines Mannes war - der Lieblingsmensch es sich meist nicht einmal bewußt ist wie er sich verhält weil für ihn Dank seines Zustandes Alles weiterhin völlig normal ist. Ja, anhand der Begleitung meines Mannes habe ich es am Ende oft genug erlebt das er eine ganz andere Warnehmung seines Umfeldes hatte als ich und vermutlich war das bei Deiner Mam nicht anders. Du hast nur ihr großes Leiden gesehen wärend sie vermutlich ihren Zustand gar nicht 'mal so wahr genommen hat - als völlig verändert.


    Abschließend ... ich weiß das es einfach gesagt ist aber Du brauchst Dir wirklich keine Vorwürfe zu machen, denn was letztlich zählt ist das Du für Deine Mam da warst und versucht hast aus jedem gemeinsamen Tag das Beste zu machen.


    Sei liebevoll gedrückt,


    Hanna

    Ciao bella Amitola,


    ja, da haste recht das es Einen meist kalt erwischt wenn man es nicht mehr erwartet. Es mag übertrieben klingen, aber die Briten waren mir schon immer als ein sehr verklemmtes und hinterfotziges Völkchen bekannt, und so hat mich der heutige Brief nicht wirklich überrascht. So bin ich nun 'mal echt gespannt was kurz vor Weihnachen in menem Briefkasten landen wird - wenn das heutige Schreiben bis dahin nicht schon wieder vergessen wurde. Vielleicht eine nette Weihnachtskarte unterzeichnet mit "lots of love"?


    Anbei gesagt auch eine britische Krankheit was das Versenden von Weihnachtskarten betrifft. Bekomme heute noch welche von Leuten zu denen ich schon sehr lange keinen Kontakt mehr habe. Immer wieder zum Geburtstag und zu Weihnachten. Ordentlich sentimental und kitschig mit vorgedruckten Wünschen an "Dearest Hanna" geschrieben und dann meist mit "all of our love" unterzeichnet.


    In diesem Sinne, Dir un grande abbraccio - und eine gute erhohlsame Nacht,


    Hanna

    Liebste Sandra,


    wie sehr hat es mich gefreut zu lesen das auch Dein heutiger Tag eher aus einer bunt gemischten Tüte bestand als nur aus tiefster Traurigkeit. Na, und gespannt wie ein alter Regenschirm bin ich auch auf Deine hoffentlichen guten Sensationen die Du uns noch vorenthältst.


    Gute Frage ... was ist Alltag? Genau wie Du würde ich sagen das ich den noch nicht kennen gelernt habe da bei mir nun zwar so manches Mal riesige Einsamkeit herrscht - aber Langeweile nie. Nun ja, nach so großen Schicksalsschlägen wie wir sie allesamt erlebt haben sind wir vielleicht heutzutage erheblich anspruchsloser was die großen und kleinen Freuden des "Alltages" betrifft. Ja, lache nur darüber das ich immer noch ein halbes Grinsen auf dem Geischt habe wegen dem völlig komischen Brief seines Gläubigers. Soll ich jetzt das innere meines Briefkastens mit Metallpolitur bearbeiten und einen kleinen roten Teppich für den angekündigten Brief zum 21. Dezember legen? Vielleicht mich auf ein Stühlchen daneben setzten und voller Vorfreude auf den Briefträger warten????


    Ach meine liebe Sandra, ich denke das es so etwas wie "Alltag" nur für Menschen gibt die grau in grau vor sich hin dümeln und uns allesamt hier im Forum nicht betrifft wo wir doch Alle so hart kämpfen aus jedem Tag etwas Positives zu machen. Und wenn es nur auf sehr bewußte Art und Weise klitzekleine Dinge sind.


    Ich schließe Dir ganz doll die Daumen drückend auf das Du bald gute Nachrichten mit Bezug auf Dein "Geheimnis" zu verkünden hast. Sei liebe-
    voll gedrückt,


    Hanna

    Liebste Petra,


    sehr sehr wahre Worte. Vermutlich gibt es kaum etwas Anderes was einen Menschen so sehr verändert. Sei es eine große lebensrettende Operation. Sei es der Verlust eines geliebten Menschens.


    Irgendwie ändert solch ein Schmerz sehr stark die alten Persepktiven, Prioritäten. Ja, Alles verändert sich komplett egal ob man dies auf sehr be-
    wußte Weise zuläßt oder nicht. Es tut es einfach.


    Allerdings bringt solch starke Veränderung auch etwas Gutes mit sich. Man hinterfragt wie man bisher gelebt hat und all Das was um Einen herum ist. Man fängt an Dinge zu wertschätzen die man einst für selbstverständlich gehalten hat, man wird gelassener gegenüber einst für be-
    ängstigend oder bedrohlich gehaltenen Situationen weil man schon so viel durchgemacht hat. Und man ist eher bereit Neues anzugehen weil es ja letztlich keinen anderen Weg mehr gibt als den nach Vorne - den Weg ins Ungewisse.


    Sei liebevoll gedrückt,


    Hanna

    Hallo Allesamt,


    ich schreibe noch einmal einfach um nur zu erzählen wie völlig irre der neue Alltag sein kann nebst der Trauer und dem vielen Umplanen und Um-
    denken was uns nun so beschäftigt hält.


    Heute bekam ich 'mal wieder nach knapp 2 Monaten des Schweigens von einem seiner Gläubiger - eine große Bank - einen Brief der mich fast vom Hocker haute. Die selbe Bank der mein Mann seit 1976 eine immer wahnsinnigere Summe schuldete und die mich im letzten Schreiben mit einem Anwalt bedroht hatte. Dieser jedoch sollte letztlich Nichts weiter machen als einen britischen Erbschein aus mir rauszuleiern, da diese Bannausen bezweifelten das seine Sterbeurkunde und sein deutsches notarielles Testament rechtskräftig waren. Dies nur weil die Dokumente eben etwas anders aussahen als sie in goode olde Britain Usus sind. So antwortete ich ihnen das ein ein britischer Erbschein gar keinen Sinn machen würde da ja sein gesamter Nachlaß hier in Deutschland schon geregelt wurde.


    Ja, und dann kam wieder ein Brief angekleckert laut dem man sich 1000 Mal bei mir entschuldigte das ich Beschwerde bei deren oberste Etage einreichen mußte. Ich denke Ihr könnt Euch mein erstauntes Gesicht vorstellen, denn letztlich hatte ich in meinem letzen Brief nur erwähnt das deren Plan mit dem Anwalt keinen Sinn machen würde - und das ich inzwischen die selben verlangten Unterlagen schon zum 3. Mal geliefert hatte. Mehr war es nicht. Und nun der heutige Knaller. Wieder ein Brief voller Entschuldigungen das ich mich beschwehren mußte und das man nun versuche mir bis zum 21. Dezember noch einmal schriftlich sagen will wie man nun entschieden habe meiner Beschwerde entgegen zu kommen.


    Riesiger Kindergarten oder was? Wie Ihr seht, auch einst sehr bedrohliche Situationen können Einen tatsächlich tüchtig zum Lachen bringen. Ja, ja, die Freuden des neuen Alltages.


    Euch noch einen schönen gemütlichen Abend und jede Menge Liebe dazu,


    Hanna

    Liebe Jutta,


    Dir eine Menge Daumen drücken von Einer die sich nie wagen würde eine Kettensäge in die Hand zu nehmen. Habe einfach zu viel Respekt vor dem Teil und ehrlich gesagt auch zu viel Angst das sie sich an mir rächen könnte.


    Freut mich das nicht nur Du meine Idee mit der besonderen Ecke im Garten für gut heißt. Ich denke ich werde selber jede Menge Freude am Ge-
    stalten haben, und so tue ich nicht nur meinem Mann etwas Gutes sondern auch mir selber. Und mit etwas Glück wird daraus eine schöne Bereicherung für den Garten entstehen.


    Was meinen heutigen Alltag betrifft drückt es mir heftig auf dem Magen das mancher Papierkram so unendlich harte Arbeit sein muß. Wie ich schon erwähnte war es mein Plan noch vor meiner Reise eine neue Patientenverfügung und ein neues Testament errichten zu lassen um mein Hab und Gut adequat abzusichern. War dafür bereit auch ein bisschen Geld für einen Notar auszugeben um auf Nummer Sicher zu gehen, aber habe heute wieder einmal feststellen müssen was diese Kadetten allesamt für Halsabschneider sind. Nun ja, vermutlich empfinde ich das auch so weil ich bis heute noch nie eine halbwegs gute Erfahrung mit diesen Leuten gemacht habe. Als bei uns die Scheidung drohte ließen sie mich immer wieder wie eine heiße Kartoffel fallen sobald sie erkannten das an mir nicht das große Geld zu machen war. Ja, und nun wo ich tatsächlich etwas zu vererben hätte werden die Kostenvoranschläge immer verrückter.als ob ich über Nacht den Millionär's Status erreicht hätte.


    Will nicht meckern, aber Dank der damaligen Trennung und dem Nachlaß meines Mannes könnte ich inzwischen ein Buch darüber schreiben was mir schon Alles an Anwälten begegnet ist. Immer wieder die selben Typen die sich als Superexperten ausgaben, mir saftige Rechnungen für die Erstgespräche schickten und letztlich Nichts dafür leisteten - außer einer Menge völlig irrer Vorschläge die teilweise nicht einmal fundiert waren.


    So fühle ich mich heute ein wenig geknickt denn die ganzen Vorlagen zum Do-it- Yourself aus dem Internet überzeugen mich nicht wirklich, und laut meiner Recherche käme ein handgeschriebenes Berliner Testament wohl auch nicht in Frage da mein Mann ja leider nicht mehr lebt und erbende Kinder auch nicht vorhanden sind. Vermutlich stehe ich der ganzen Sache auch so frustriert gegenüber weil ich inzwischen keinen Pa-
    pierkram und juristischen Kram mehr sehen kann. Fühle mich auch ein wenig ratlos nebst dem Druck das ich diese Sache eigendlich noch vor meiner großen Reise gerne geregelt hätte.


    Auch der positiven Seite bin ich dennoch ein wenig stolz auf mich selber wenn ich zurück blicke und sehe was ich seit dem Tod meines Mannes Alles gestemmt habe was die Bewältigung seines Nachlasses betrifft. Ehrlich gesagt, kein Wunder das ich nun ziemlich auf dem Zahnfleisch daher komme, denn besonders die Angelegenheiten im Ausland haben mich Unmengen an Kraft, Geduld und Frustattacken gekostet. Ja, ich kann sagen das ich bis auf das Ding mit seiner Lebensversicherung Alles in knapp 5 Monaten geregelt bekommen habe und darauf bin ich recht stolz wenn ich bedenke das ich bis zu seinem Tod von all diesen Dingen Null Erfahrung hatte.


    Meine liebe Jutta, Dir wünsche ich gutes Gelingen und auf das alle Finger dran bleiben wärend ich mir nun den Hausputz vorknöpfen werde. Kann dabei gut Frust ablassen und neue Pläne schmieden.


    Sei liebevoll gedrückt,


    Hanna

    Liebste Sandra,


    sooooo gut gesagt. Ich glaube das wenn wir es verlernt haben auf uns selber stolz zu sein ist es weil wir in einer Gesellschaft leben wo so etwas verpönt ist. Eins dieser Themen wie Geld, Tod oder Erfolge wo man schief angeguckt wird wenn man sie anspricht.


    Dabei tut es doch so gut auf sich selber stolz sein zu können egal was man gerade erziehlt hat. Es stärkt das Selbstwertgefühl und belohnt Einen wenn man sich hart abgerackert hat um sein Ziel zu erreichen - egal was dieses Ziel war.


    Ja, Du hast recht. Wir sollten allesamt sehr stolz auf einander sein in Anbetracht dessen was wir bisher geschafft haben wo wir doch alle aus unserem alten, vertrauten und gewohntem Leben ver-rückt wurden.


    Dir eine gute Nacht und einen schönen neuen Tag samt einem dicken Drücker,


    Hanna

    Hallo die internationale Nudel Sandra,


    words are words - hauptsache die Botschaft kommt an. Immerhin gab es Zeiten wo es noch keine ausgeprägte verbale Kommunikation gab und da hat man sich dennoch super per Buschtrommel verstanden. Anbei gesagt, habe ich es oft beoabchtet wie gut mein Mann und seine Pfleger sich unterhalten und mit einander lachen konnten obwohl der Eine kein deutsch sprach und der Andere kein Englisch.


    Und was das Wuseln betrifft glaube ich das es für Viele von uns ein sehr natürlicher Weg ist an einem einigermaßen geregeltem Alltag festzuhalten und dagegen anzusteuern nur noch herum sumpfen zu wollen. Schließlich hat man ja keine Zeit für Depressionen wenn man gut beschäftigt ist und andere Male wird sie gut von dem Gefühl etwas geleistet zu haben vertrieben.


    Am kommenden Wochenende ist der 1. Advent und den hätte ich sehr gut mit mir alleine und jeder Menge herum gammeln verbringen können. Aber dann kam die Sorge das ich in ein tiefes Loch fallen könnte da mein Mann nun nicht mehr da ist um die erste Kerze anzuzünden und mit mir einen schönen Nachmittagskaffee bei Kaminfeuerchen zu genießen. Also habe ich meine Mutter eingeladen und das gab mir heute wiederum nach meinem Bank Termin den Ruck einen schönen frischen und duftenden Kranz und sämtlichen dekorativen Klimbim anzuschaffen. Da sie vermutlich bis zum Abend bleiben wird bedeutet das nun für mich auch etwas leckeres kochen zu müssen denn bisher hatte sie immer nur eine sehr negative Meinung über meine Kochkünste - obwohl noch nie ausprobiert. So werde ich hoffentlich viel zu beschäftigt sein um in Trübsinn zu verfallen, und vielleicht wird es ja sogar eine sehr schöne Zeit mit ihr.


    Meine liebe Sandra, all Das mag unter dem Strich nur eine doofe Eselsbrücke gegen die quasi vorprogrammierte Traurigkeit sein, aber wenn's hilft? Who cares? Letztlich hat meine Mutter ja auch was davon indem sie dann doch nicht alleine in ihrer Wohnung hocken würde wo doch Advent und Weihnachten reine Familienfeste sind.


    Tja, siehste. So geht eben das Leben immer munter weiter egal ob man es will oder nicht. Und ich denke wir hier im Forum wissen alle wovon wir reden wenn wieder einmal jede Menge Schweinehunde überwunden werden müssen - oder wir es wieder einmal unsere Grenzen ignoriert haben.
    Es grüßen der Muskelkater, die Antriebslosigkeit und die allgemeine Schlappheit.


    Sei allerliebst gegrüßt und gedrückt,


    Hanna

    Liebste Amitola,


    wieder einmal hast Du sehr gut Themen angsprochen die uns Alle ansprechen, besonders was die eigene Sterblichkeit und die schwere Last eines Nachlasses betrifft.


    Vermutlich ist Vielen die eigene Sterblichkeit deutlich mehr bewußt da wir gerade einen geliebten Menschen verabschieded haben der uns eigend-
    lich noch recht viele Jahre begleiten sollte. Und wir sind alle Menschen die in ihrer Trauer nun täglich mit der Entgültigkeit konfrontiert sind. Ich habe das nun auf zwei verschiedenen Schienen. Auf der Einen die des Todes meines Mannes, und auf der Anderen muß ich jetzt eine neue Patientenverfügung und ein neues Testament verfassen lassen da sich durch seinen Nachlaß meine ganze Situation stark verändert hat. Und dies noch vor meiner großen Reise damit mein Hab und Gut gut abgesichert ist für den Fall aller Fälle. Aber was soll's. Auch Das gehöhrt zu meinem neune Hier und Heute - und letztlich sind diese Dinge mir ja auch sehr wichtig.


    Und nein, Deine Gedanken an Deine Unsterblichkeit kommen bestimmt nicht bei mir als depressiv an sondern eher als die einer Frau die der Realität der Dinge in die Augen schaut - und die sich sehr bewißt ist das gerade aus diesem Grund jeder einzelne Tag etwas kostbares ist. Was Burkhard's Lebensversicherung betriffft denke ich genau wie Du über die meines Mannes. Habe aber leider nicht das Glück gehabt Versicherungs-
    menschen zu begegnen die eine Aussage wie die Deinige verstanden hätten. Eher waren es Leute die es bis zum heutigen Tag immer wieder versucht haben mich so weit zu zermürben das ich auf die Auszahlung verzichten würde. Erst hatte ich immer wieder schriftliches und beglaubig-
    tes Beweismaterial zu liefern das mein Mann tatsächlich verstorben war und nun verlangt man von mir einen britischen Erbschein - genau wissend das ich in Deutschland lebe. Angeblich weil mein Mann sein Testament hier zu lande verfassen ließ und man dessen Gültigkeit sehr bezweifle. Ich aber habe beschlossen zu kämpfen so lange ich Lebe wenn es sein muß. Nicht wegen dem Geld sondern einfach um Denen zu zeigen das ich mit Schikane nicht klein zu kriegen bin.


    Und was die Schuldgefühle betrifft kommen und gehen sie. Meist am aller stärksten an Monatstagen oder wenn ich ihn ganz besonders doll vermisse. Habe aber inzwischen gelernt ein wenig besser mit ihnen umzugehen so das die Quälerie nicht mehr von Dauer ist. Wie gesagt ... was immer auch nicht so gut gelaufen sein mag wie ich es heute gerne gehabt hätte - ich könnte es nicht mehr ändern. Ich lebe hier und heute und wenn ich vielleicht noch etwas bewirken kann dann wäre es etwas Gutes daraus zu machen. Es mag komisch klingen, aber die Einrichtung einer kleinen blühenden Ecke im Garten ist mein Weg um dafür zu kompensieren das sehr bescheiden und ohne einen Ort des Gedenkens verlaufen war. Wenn ich mein neues Leben nach Lust und Laune lebe ohne ihn zu vergessen, und wenn er dennoch jede Menge liebevolle Gedanken von mir empfängt wo immer er auch sein mag. Oft genug hatte er mir ja gesagt ... Du wirst eine Weile traurig sein aber wie ich Dich einschätze wirst Du dann Dein Leben in die Hand nehmen und was schönes daraus machen. Und das ist etwas was ich stehts beherzigen werde.


    Liebe Amitola, ich wünsche Dir eine erhohlsame Nacht und einen guten neuen Tag an dem sich Dein Leben wieder richtig gut genießen läßt,


    Hanna

    Liebe Gerlinde,


    es tut mir sehr leid Dir das so sagen zu müssen aber wenn ich Deine neuesten Zeilen lese, sehe ich immer wieder nur wie Du ständig dabei bist Dich selber fertig zu machen. Wie schön wäre es doch wenn Du viel öfters an die Dinge denken würdest die Du für Deine Mam geleistet hast. Wie sehr Du auf ein eigenes und selbstbestimmtes Leben verzichtet hast. Und das Du auch jetzt nach ihrem Tod Ihr keine treuere Tochter sein könntest.


    Liebe Gerlinde, gerade all die von uns die ihren Lieblingsmenschen für recht lange Zeit gepflegt haben tendieren sehr uns ständig Vorwürfe zu machen. Du kannst es mir glauben das ich dabei keine Ausnahme bin. Dennoch wäre es gut wenn Du es schaffen könntest jede Situation die Dich so sehr beklemmt in eine realistische Perspektive zu rücken. Wenn Du meine letzten Postings liest wirst Du schnell erkennen das auch ich so manches Mal daran denke was ich hätte besser machen können und wo ich vielleicht komplett versagt habe. So betrachtet ist natürlich immer wieder Luft nach Oben. Besonders wenn man nicht mehr in dieser sehr belastenden, sorgvollen und beklemmenden Situation steckt die Tag und Nacht so unendlich viel Kraft gekostet hat.


    Blicke ich zurück auf die Zeit in der ich meinen Mann gepflegt und am Ende begleitet habe könnte ich 1001 Dinge finden für die der Pranger rufen würde. Realität jedoch ist das man in solcher Lage irgendwann keine Kraft mehr übrig hat die selbige Liebenswürdigkeit, Geduld und Aufopferung zu leisten wie zu den Zeiten wo Alles noch recht überschaubar war. Ich kann es nicht in Worte fassen was ich oft am Ende für ein riesiges schlechtes Gewissen hatte das ich keinerlei Lust mehr hatte schon wieder ins Hospiz zu reisen, beladen mit lauter Extrawünschen wie ein Maul-
    tier. Blos um dann eine halbe Stunde vor meinem Mann zu sitzten und von ihm gesagt zu bekommen was ich Alles am nächsten Tag anschlep-
    pen solle ehe ich wieder zu gehen hatte weil er für meinen Besuch viel zu müde war. Und auch er tat sich so manches Mal schwer damit mich als den Menschen wieder zu erkennne und zu würdigen der 20 Jahre an seiner Seite lebte.


    Liebe Gerlinde, bitte bitte mache Dir keine weiteren Vorwürfe denn die Uhr läßt sich nicht zurück drehen. Was geschehen ist ist geschehen und Du kannst es nicht ändern. Genauso wenig wie wir Alle unsere "Fehler" nicht rückgängig machen können. Und hast Du schon einmal darüber nachgedacht das unsere lieben Verstorbenen uns vielleicht in die Seele schauen können und Dank dem jede Menge Verständnis für unser Ver-
    halten und unsere Entscheidungen entwickelt haben? Sich sagen das der damaligen Situation angemessen Du und wir nicht mehr hätten machen können - und das folgedessen Alles gut ist?


    Sei liebevoll gedrückt und versuche bitte die Dinge die Dich so beklemmen in eine realistische Perspektive zu rücken. Dann werden sie Dich auch etwas weniger belasten und Dir etwas mehr Kraft lassen das hier und heute gut regeln zu können,


    Hanna

    Liebste Amitola,


    auch von mir noch einmal einen ganzen Ruprechtsack voller liebevoller Drücker, hoffend das sich Deine Stimmung inzwischen ein kleines bisschen aufgehellt hat. Vermutlich eine Hoffnung die wir Alle in uns tragen wenn Alles nur noch weh tut, die Tränen nicht aufzuhalten sind und man wieder einmal nicht das Licht am Ende des Tunnels sieht.


    Sehr stimmungsvoll genossen habe ich Deine Zeilen über Deinen Ruhewald. Dabei kam mir so manches Bedauern hoch das mein Mann so unendlich sang und klanglos anonym "verscharrt" wurde, aber wie Du ja durch meine Postings weißt was das sein eigener Wunsch. Und wie Du ja auch weißt paßte es damals als ich so voller Wut, bitterster Enttäuschung und dem Gefühl steckte einen mir völlig fremd gewordenen Menschen zu bestatten. So hoffe ich das er es mir verziehen hat von wo aus er nun sein mag, denn wenn er in meinen damaligen Schuhen ge-
    standen hätte wäre es ihm vermutlich nicht anders ergangen. Kleiner Trost für mich ist das ich dennoch sehr darauf geachtet hatte das seine letzte Reise sich so würdevoll gestalten würde wie möglich.


    Meine liebe Amitola, ich weiß das ich auch da nicht nie Uhr zurück drehen kann, aber vielleicht macht seine Ecke im Garten manches wieder gut.
    Vielleicht sogar noch besser weil er sie dann da hätte wo er am liebsten seine Zeit verbracht hatte - anstatt irgendwo auf einem Friedhof unter lauter Seelen die zu denen er keinerlei Beziehung hatte. Genau wie Du kam ich auf diese Idee weil eine schön gestaltete Ecke mit einer tollen Rose immer an ihn erinnern wird ohne offensichtlich zu sein. Eignedlich bin auch ich ein Fan von Gärten die wild wie die Natur gedeihen, aber da meine Umgebung sehr städtisch ist und mein Haus auch Nichts ländliches hat sähe eine grüne Oase wie Du sie schätzt eher wie eine Wildernis aus. Immerhin kompensiere ich das indem ich recht viele groß wachsende Sträucher, Ziergräser und um den Seerosenteich herum viele Sumpf-
    plfanzen gepflanzt habe. Und was Blumen betrifft mag ich es so üppig wie möglich - nach dem Motto wo Blumen wachsen ist kein Platz für Unkraut! Diesen Herbst habe ich über 1000 Frühlingszwiebeln eingepflanzt und freue mich jetzt schon auf die Tage wo sie ihr Wunderwerk der Farben vollbringen werden.


    Ich weiß nicht ob Du davon gehöhrt hast, aber ich freue mich jetzt schon auf die Grüne Woche die jedes Jahr Mitte Januar hier in Berlin stattfin-
    ded. Eine riesige Agrarmesse wo sich bei einem Teil Alles um Erhnährung aus aller Welt dreht, und auf der Anderen was neue Züchtungen bei Plfanzen und Blumen betrifft. Ein echtes riesiges Shopping Paradis für den baldigen Sommergarten, und die Gelegenheit kulinarische Speziali-
    täten von Bayern bis Indonesine auszuprobieren und nach Hause mitzunehmen.


    Meine liebste Amitola, wie Du siehst versuche ich mir so viele Highlights auf die ich mich freuen kann zu schaffen wie möglich als "Waffe" gegen die immer wieder kehrende große Traurigkeit. Wie Du ja weißt hatte ich heute den Termin bei der Bank um seine Konten entgültig zu schließen.
    Was bin ich froh das meine Finanberaterin Eine ist in der sehr viel Mitgefühl und Menschlichkeit steckt, was diesen Schritt mir um einiges leich-
    ter machte. Ja, sie machte mir sogar ein richtig großes Kompliment das ich bisher meine Finanzen so super gut gemeistert habe, denn als wir uns das erste Mal begegneten hatte sie große Zweifel. Dies weil ich damals wie ein Häufchen Unglück vor ihr saß, und von finanziellen Dingen Null Ahnung hatte. Mag übertrieben klingen, aber der kleine Stolz der mich danach beflügelte ließ meine Traurigkeit dann doch ein wenig verblas-
    sen. Der geplante Glühwein kam dann doch leider nicht zustande da die meisten Buden noch nicht geöffnet hatten und weil auch ein eisiger Wind um die Ecken pustete der das Draußensein richtig unangenehm machte. Werde mein Prösterchen auf Dich und die vielen anderen Lieben heute Abend mit einem schönen Glas Rotwein auf der gemütlichen Couch celebrieren.


    Dies dabei meine Vorfreude auf das neue Jahr pflegen da ich plane ein TV Prgamm zu gucken wo sich Alles um's Schneidern dreht und um eine große Leidenschaft von mir die leider wärend der Pflegejahre komplett verschütt ging. So ist es nun schon beschlossene Sache im neuen Jahr meiner Nähmaschine wieder tüchtig ins Pedal zu treten um wieder richtig fit zu werden. Schließlich gab es ja schon einmal Zeiten wo ich es recht gut nach eigenen Entwürfen und Schnitten konnte.


    Liebste Amitola, auf das Du recht bald wieder in Sattel Deines Lebens sitzen magst und die Traurigkeit Dir eine Pause schenken wird,


    Hanna

    Liebe Jutta,


    wenn Du wüßtest wie gut es wieder einmal getan hat unter Menschen zu sein die auch oft genug mit sich debattieren und oft genug ihr Verhalten in Frage stellen.


    Ja, Du hast recht das diese Fragen die ich mir nun oft genug gestellt haben sehr Hand ind Hand mit der damaligen Situation gehen. Sicher werden mir das so Manche hier im Forum bestätigen können daß das langzeitige und sehr intensive Pflegen eines immer kränker werdenden Menschens für einen selbst ein totaler Ausnahmezustand ist. Eine Zeit wo man jeden Tag auf das Neue zu improvisieren und umzudenken hat, selber immer mehr auf der Strecke bleibt und oft genug das Gefühl hat vor lauter Verzweiflung und Ratlosigkeit nicht mehr weiter zu können weil die eigenen Grenzen immer weiter und öfters gezwungenermaßen überschritten werden.


    Liebe Jutta, für mich war damals die größte Herausvorderung stehts für meinen Mann die ewig gut gelaunte, stehts happy und auf Alles Antworten habende Bezugsperson zu sein. Dies weil er ganz und gar nicht damit umgehen konnte wenn er es spühren konnte das ich keinen guten Tag hatte oder das es mir gesundheitlich nicht besonders toll ging. Und wehe er merkte das ich heimlich ein paar Strophen geweint hatte oder einen völlig übermüdeten Eindruck machte. Vermutlich seine Art und Weise die Ernsthaftigkeit und seine eigene Veränderung zu verdrängen. Ja, und folgedessen tut es mir heute oft genug unendlich leid das ich manchmal etwas ruppig oder ungeduldig mit ihm war, oder ihm gar hier und da Vor-
    würfe machte das er mir nicht entgegen kam. Vermutlich Vorwürfe die nun nur mit dem Vergehen der Zeit verblassen werden wie so Vieles Andere das sie Teil einer recht langen, schweren Zeit sind die mich stark geprägt und verändert hat.


    Liebe Jutta, ich muß jetzt Schluß machen um mich auf meinen Termin vorzubereiten. Und ja, ich werde auch ein Wohl auf Euch alle auf dem Weihnachtsmarkt trinken - Schlückchen versteht sich und nicht ganze Becher! Schließlich seid Ihr mir ja Allesamt sehr ans Herz gewachsen - fast wie eine liebevolle große Familie die ich bisher nie als Einzelkind hatte.


    Dir einen guten Tag und alles Liebe dazu,


    Hanna

    Liebste Amitola,


    ja, es gibt warhaftig Tage wo einfach zuviel auf uns auf einmal kommt, und so sei mit jeder Menge Mitgefühl in die Arme genommen.


    Egal wie man gestrickt ist, ist man letztlich auch nur Mensch und kann nur so viel auf einmal aufnehmen und verarbeiten. Etwas was ich garde das letzte Wochenende und auch gestern wieder stark gemerkt habe. Zu viele Emotionen und Gedanken auf einmal. Und umso enger die Beziehung zu den Geschehnissen war umso schlimmer der emotionale Overdrive.


    Gerne hätte ich ein bisschen mehr über Helmut Schmitt getrauert, aber leider stand meine eingene Situation zu sehr im Vordergrund, denn mit ihm ist wieder einmal ein Teil der Welt gegangen mit der ich aufwuchs und die die Gesellschaft um mich herum stark geprägt hat. Wieder ein entgül-
    tiger Abschied.


    Liebeste Amitola, wo Du die Bäume hast um Deine Leiben aufzusuchen, habe ich inzwischen beschlossen zum kommenden Jahr eine kleine Ecke in meinem Garten ihm zu widmen da er ja anonym bestattet wurde. Sicherlich bringt ihn das nicht zurück, aber ich bin mir sicher das es ihn sehr freuen würde wenn er einen sehr presenten Platz in dem Garten hätte den er so sehr gemocht hat.


    Wie Du es selber sagst .. das Leben geht weiter und irgendwie meistern wie jeden Tag auf das Neue. Und nein, es erschreckt mich nicht das es auch noch in vielen Jahren tücthtige emotionale Bruchlandungen gehen kann, denn schließlich vergißt man ja nie den Lieblingsmenschen den man verabschieden mußte. Weil es immer wieder Momente geben wird die wir heute nicht voraus sehen können und wie wir damit umgehen werden.


    Sei in Gedanken ganz doll gedrückt und mit jeder Menge Kraftpakete bestückt,


    Hanna

    Liebe Sandra,


    ooooch menno, Du mußt aber auch immer in Allem recht haben! Wem sagst Du es. Bin ja im Grunde selber so ein Sack voller Flöhe die sich mit nur herum hocken schwer tut. Ja, selbst beim "entspannten" TV gucken müssen die Stricknadeln geschwungen werden. Ja, und wenn ich nix zum Fummeln habe rattert es im Kopf.


    Vermutlich bist auch Du so Eine die beim Anpacken besser aufgehoben ist wenn es in der Seele klemmt, als herum hockend und maulen. Es ge-
    fällt mir sehr an Dir das Du Dir sagtst das nach spätestens 3 Tagen der Trübsinn wieder abhauen soll. Das zeigt nur wieder einmal die große Kämpfernatur die Du bist! Anbei gesagt habe ich selbiges heute Abend für mich entschlossen. Diese ganze Tristesse kann doch kein Dauerzu-
    stand sein wo er Einen so antriebslos macht und letztlich Nichts großartig verändert. Dir macht er obendrein noch gesundheitlich zu schaffen.


    Also meine liebe Sandra ... packen wir's an!


    Dir einen guten neuen Tag und viel viel Sonnenschein - den ich Dir leider nicht schicken kann wo es hier in Berlin tüchtig geflockt hat.


    Hanna

    Liebe Gerlinde,


    auch Dir möchte ich ganz doll für Deine lieben und ermutigenden Worte danken wo ich doch weiß wie unendlich schwer Du es noch hast selber den Blick nach Vorne zu richten.


    Ja, ich kann es Dir sehr gut nach empfinden was die Behördengänge und den ganzen Papierkram betrifft. Wie die Sterbeurkunde Einem immer wieder die Entgültigkeit ins Gesicht klatscht wenn man drauf gucken muß. Allerdings muß ich gestehen das ich Das am Ende nur noch mecha-
    nisch tat da dies irgendwann so oft von mir verlangt wurde das es fast schon zum Alltagsgeschehen wiurde. Wie Du ja von meinen Postings weißt, hatte ich es ja nicht nur mit den üblichen Behörden in Deutschland zu tun, sondern quasi die selbe Menge noch einmal im Ausland. Die Bestatterin staunte damals nicht schlecht als ich bei ihr gleich 10 Originale beantragte - vorahnend das ich sie allesamt benötigen würde. Und recht hatte ich. Hinzu kam das ständige hantieren mit unserer Heiratsurkunde, Kopien seines Reisepasses da er ja Ausländer war, und, und, und.
    Den schönsten Knatsch hatte ich mit seinen Banken im Ausland wo er heftige Schulden hatte. Die wollten tatsächlich eine beglaubigte Kopie des ärztlichen Todesscheines als Beweis das mein Mann tatsächlich verstorben war.


    Liebe Gerlinde, der große Trost jedoch ist das irgendwann die letzte Unterlage geliefert und der letzte Brief abgeschickt ist. Und das danach tat-
    sächlich etwas Ruhe einkehrt samt dem guten Gefühl Alles erledigt zu haben wie es sein sollte. Dann wirst auch Du etwas leichter wieder nach Vorne gucken können weil Dein Alltag sich nicht mehr um all diese lästigen und beklemmenden Sachen dreht.


    Was die Grippe Impfung betrifft denke ich das dieses Wehwehchen nicht mehr lange andauern wird. Vermutlich ist sie mir dieses Jahr nicht so gut bekommen weil ich eben ein sehr angeschlagenes Immunsystem habe nach all Dem was ich dieses Jahr durchgemacht habe. Geht blos blöderweise hauptsächlich auf das Gemüt wenn man es gewohnt ist mit aller Kraft voraus durch die Gegend zu düsen.


    So schließe ich Dir ganz doll die Daumen für Deinen morgigen Termin drückend und auf das Du gut schlafen kannst. Sei dicke gedrückt,


    Hanna

    Liebste Sanda,


    ich danke Dir von ganzem Herzen für Deine liebevollen Worte die bei mir angekommen sind wie eine XXL Packung von Balsam für die Seele. Auch wenn es mir wirklich irre leid tut das Du selbgie Gefühlswanderungen zu bewältigen hast, hat es dennoch irre gut getan zu lesen das ich damit nicht alleine bin. Das es einen lieben Menschen gibt der sehr gut versteht von was ich rede.


    Wenn ich so viel mit mir selber debattiere vermute ich 'mal ist das so eine seelische Überlebensstrategie ist die ich im Verlauf meines Lebens ent-
    wickelt habe und es Kriesen zu bewältigen gab. Trotz aller heutiger Traurigkeit hast Du mich dennoch zum Schmunzeln gebracht indem Du mich für mein allgemeines Verhalten bewundert hast. Sandra, schau doch 'mal bitte ganz besonders gut in den Spiege, denn Du machst es doch auch nicht anders!


    Wenn ich Deine Postings lese erkenne ich immer wieder Deine großen und kleineren "Abstürze", Deine untröstliche Verzweiflung - aber dann lese ich auch wie Du Schutt geschippt hast, Festerläden gestrichen und Dir ein schönes Gläschen Wein bei Sonnenuntergang zum Feierabend ge-
    gönnt hast. Meine liebe Sandra, auch Du hast es gut erkannt das es nur noch Vorwärts gehen kann egal wie irre schwer das oft genug fällt. Ver-
    mutlich genau wie Du bin ich trotz aller Trauer meinem Schicksal unendlich dankbar das ich unser Haus geerbt habe, denn es beschehrt mir jeden Tag auf das Neue einen guten Grund morgens aufstehen zu wollen und daran zu arbeiten das Alles gut erhalten bleibt. Dabei immer wieder daran denkend das es sein großer Wunsch war das ich es nicht verkaufen, sondern es liebevoll pflegen würde wärend eines guten Lebens darin.


    Ach Sandra, wenn Du wüßtest wie gerne ich heute Alles wieder so umgeräumt hätte wie er es verlassen hat, und wie sehr ich es bedauert hatte ziemlich all seine persönlichen Sachen entsorgt zu haben. Dann - nach einer langen Debatte mit mir selber - war ich wiederum auch froh das es so war, denn sonst wäre der Schritt sehr einfach gewesen aus dem Haus einen Tempel der Vergangenheit zu machen. Etwas was weder er noch ich jeh wollten.


    Der heutige Tag geht nun definitiv zu Ende und so schließe ich mit einem ... morgen ist ein neuer Tag. Rappeln wir uns Beide wieder auf. Sei in Gedanken liebevoll gedrückt und laß auch Dir eine gute Nacht gewünscht sein,


    Hanna

    Ich grüße Euch Ihr Lieben,


    der 5. Monatstag ist fast geschafft und eine große Bruchlandung war er. Dazu auch noch die Erkältung die ich nun schon seit ein paar Tagen mit mir herum schleppe nachdem ich mich gegen Grippe impfen ließ. Ein Tag an dem ich versuchte mich abgelenkt zu halten aber oft genug gewann die große Antriebslosigkeit in mir und so manche Heulattacke.


    All Das vermischt mit so manchen Schuldgefühle an seine letzten Monate und Wochen denkend Schuldgefühle das ich manchmal eine Flunsch gezogen hatte wenn seine Wunschliste von den Dingen die ich ihm in Krankenhaus und dann Hospiz mitbringen sollte länger und länger wurde. Manchmal nicht so lange bei ihm geblieben bin wie er es vielleicht gerne gehabt hätte und andere Male es viel zu selbstverständlich hingenommen hatte das er am nächsten Tag noch da sein würde. Nicht zu vergessen die Male wo ich ihm heftig kontra gab wann immer er verbal auf mich los ging - es nicht erkennen wollend das seine Laune letztlich nur eine Menge mit seinem nahenden Ende zu tun hatte.


    Andererseits habe ich aber auch immer wieder versucht es mir klar zu machen das ich zu der Zeit so unendlich fix und fertig mit den Nerven und all meinen Kräften war. Am Ende mir so manches Mal wünschend es möge bald vorbei sein - mich dann für solche Gedanken hundselend fühlend Ja, und heute stehe ich da mir unendlich wünschend ich hätte eine ellenlange Wunschliste in der Hand mir deren Erfüllung ich ihm eine Freude machen könnte. Das er mich mitten in der Nacht anrufen würde um einfach nur ein bisschen mit mir zu plaudern - worüber ich damals oft nicht wirklich amused war wo ich doch meinen Schlaf so unendlich brauchte um einigermaßen funktionieren zu können.


    Ach meine lieben, was soll das ganze Geheule. Letztlich weiß ich ja das es gut war das er gehen konnte ehe das ganz große Leiden eingesetzt hätte. Auch weiß ich im Grunde das ich damals Alles im Rahmen meiner Möglichkeiten gegeben hatte um ihm seinen letzten Weg so angenehm und umsorgt wie möglich zu machen, und das ich zu der Zeit mit einem komplett leerem Akku funktionierte. Und die Uhr kann ich auch nicht zu-
    rück drehen.


    Bin froh wieder einen ganz normalen Alltag zu haben der mir Halt gibt wann immer Bruchlandungen angesagt sind. Morgen wird auch noch einmal ein schwerer Tag sein da ich einen Termin bei unserer Bank habe um seine Konten entgültig löschen zu lassen. Wie so vieles wird es sich für mich anfühlen als ob ich ihn erneut aus diesem Leben was er einst hatte ausradiere. Wird genauso weh tuen wie als ich seine Nummer von meinem Handy und seinen Kontakt auf Skype löschte, seinen Handy Vertrag und so vieles Anderes was in seinem Namen lief auflöste. Als ob es ihn nie gegeben hat.


    Gottseidank haben nun die Weihnachtsmärkte geöffnet und unser Kiez hat einen ganz besonders schönen und traditionellen auf den er immer so unendlich gerne gegangen ist. Hat sich immer wie ein Kind auf den Weihnachtsmann darauf gefreut. So habe ich beschlossen nach dem Termin bei der Bank dort ein Glühweinchen zu trinken und eine Bratwurst zu essen. An ihn denkend. Ehe ich den Adventskranz und ein paar Teile um ihn schön zu schmücken besorgen werde. Habe meine Mutter zum 1. Advent zu mir eingeladen und das fühlt sich an wie ein anstehender Staats-
    besuch. Dies weil ich es bis heute an einer Hand abzählen kann wie oft sie mich in meinem ganzen Leben zuhause besucht hat. Dennoch hat es auch sein Gutes, denn all ihre sooo tollen Freunde hätten an diesem Tag besseres zu tun als sich mit ihr zu befassen, und ich werde nun nicht der Verführung verfallen die Vorweihnachtszeit gänzlich ins Wasser fallen zu lassen.


    Nun habe ich Euch tüchtig die Ohren voll gejammert, aber es mußte einfach 'mal raus. Wie schon oft gesagt ... morgen ist ein neuer Tag und das Leben geht weiter ob man will oder nicht. Hat immerhin das Gute daß das für Beschäftigung und Ablenkung von der Trauer sorgt.


    Euch einen schönen entspannten Abend und alles Liebe dazu,


    Hanna

    Liebe Amitola,


    und ja, obwohl für Alles estethisch Schönes zu haben und von sehr kreativer Natur stehe ich nicht auf Schnörkel und dekorativen Firlefanz. Eher auf less is more. Wer mich zuhause besucht hat hat mich schon so manches Mal gefragt wann ich mit dem Einrichten anfangen würde oder ob ich plane auszuziehen. Vermutlich weil .. kein Teppichboden, keine Netzgardinen, Vorhänge und jede Menge an "Staubfängern".


    Dir einen guten neuen Tag,


    Hanna
    (die sehr praktisch lebende)