Beiträge von Hanna63

    Liebe Anny,


    ich möchte auch noch einmal etwas zu Deinem letzten Posting hinzufügen - zum Thema Mutter. Da können wir einander ja echt die Klinke reichen denn auch die Meinige hat oft das Mitgefühl eines "Betonpfeilers" wie Du es so herrlich beschrieben hast.


    Vielleicht ist das so eine Sache die sich einfach entwickelt wenn man älter wird und seine eigenen Wege geht, bzw. das man zwar noch mit einan-
    der gut verbunden ist aber dennoch irgendwie sich von einander peu a peu entfremded. Sich zwischendurch neu entdeckt und dann doch wieder getrennte Wege geht. Seit ich klein war wollte ich es meiner Mutter immer recht machen und mir immer wieder ihre Zuneigung erobern. Du kannst es mir glauben das ich sehr darunter gelitten habe das sie dies nur zuließ wenn sie gerade Lust darauf hatte. Momente wo sie auf einmal beste Freundin und Allesversteher war. Und natürlich fiel ich immer wieder auf sie rein jedes Mal glaubend das sie tatsächlich endlich zu mir ge-
    funden hatte.


    Eigendlich merkte ich schon als mein Vater verstarb wie sehr fremd wir einander letztlich geworden waren, denn zu dem Zeitpunkt gab es nur sie die das Recht hatte zu trauern und folgedessen gestaltete sie auch seine Bestattung so als ob es mich nicht gäbe. Einige Jahre später fand sie dann einen Partner mit dem ich überhaupt nicht klar kam. Bestimmt nicht weil ich ihn ihr nicht gönnte, sondern weil er mir wärend unserer zwei sehr kurzen Begegnungen als extrem dominan und arrogant erschien. Der Typ der stehts Alles besser wußte und für jedes Problemchen den passenden Experten kannte. Ja, und die Jahre wärend denen sie mit ihm zusammen war existierte ich so gut wie nicht. Und wenn wir uns in Berlin trafen quatschte sie mich nur mit der Großartigkeit dieses Typens voll oder versuchte mich an allen Ecken und Kanten klein zu machen. Das war dann auch der Zeitpunkt wo ich zu dem Entschluß kam das ich es meiner Mutter wohl nie recht machen werde - weil sie selber es gar nicht will. Liebe Anny, ich schreibe Dir all Das nur weil ich beim Lesen Deiner Zeilen immer wieder das Gefühl habe das Deine Mutter letztlich auch nicht besonders heiß auf eine enge Beziehung mit Dir ist. Sicherlich sehr sehr traurig wenn dem so sein sollte, aber leider auch eine Realität mit der man lernen muß leben zu können.


    Wie gesagt, ich habe fast mein ganzes Leben gebraucht um es endlich zu kapieren, aber seit dem geht es mir deutlich besser wenn ich etwas Zeit mit meiner Mutter verbringe weil ich nichts Großartiges mehr von ihr erwarte. Und ich glaube sie hat das inzwischen auch verstanden denn wann immer wir uns sehen wird über allmögliches gequatscht außer sehr persönlichen Dingen - über Tod und Trauer schon gar nicht. Es mag hart klingen, aber obwohl ich sie immer noch sehr mag bin ich froh das ich sie und ihre Welt nicht gleich um die Ecke habe.


    Ich kann es mir sehr gut vorstellen wie sehr es Dir weh tut das Deine Mutter so blockiert und so wünsche ich es Dir von Herzen das auch Du recht bald den Absprung finden wirst um damit deutlich besser leben zu können.


    Sei liebevoll gegrüßt,


    Hanna

    Liebste Petra,


    erneut habe ich Deine letzen Postings und der liebe Anewesenden auf unserem Sofa gelesen und dabei sind mir noch so manche Dinge durch den Kopf gegangen.


    Sicherlich werden Dir immer die Erinnerungen an Deinen Gerhard bleiben - die Guten und die weniger strahlenden - aber sie sind eben Teil einer Vergangenheit. Denke ich an meinen Vater der vor schon recht vielen Jahren ging könnte ich mich an Unmengen von Situationen erinnern zu denen ich sagen könnte ... warum habe ich das nicht erkannt, warum hat er dies, jenes oder Das gemacht oder gesagt. Eine Sache die auch zu meinem nun verstorbenen Mann passen würde - und mit großer Warscheinlichkeit zu Jedem der sich von einem Menschen verabschieden mußte. Letzt endlich jedoch veränden diese Erinnerungen Nichts am hier und heute außer das man sich damit den Kopf zermartet und dabei noch jede Menge an Schuldgefühlen in sich aufbaut. Hätte Dein Sohn Dir sofort von dem Unfall erzählt hättest Du ihn nicht rückgäng machen können oder zur Sekunde wo es geknallt hat Deine schützende Hand auf ihn und seine Freundin halten können.


    Liebe Petra, man kann nur so viel für seine Lieben tuen um sie zu beschützen und um für sie da zu sein, aber man muß sie auch in ihr eigenes Leben loslassen können. Mit großer Warscheinlichkeit haben Deine Eltern es irgendwann auch mit Dir so gemacht. Schließlich muß ja jeder junger Mensch irgendwann anfangen auf seinen eigenen Beinen zu stehen, seine eigenen Erfahrungen zu sammen - und auch seine eigenen Fehler zu machen.


    Und das Du ab und zu wieder genießen kannst und Freude verspührst ist doch eine super Sache! Manchmal mag das Leben für Dich keinen Sinn mehr machen, aber ich habe inzwischen einen sehr Großen gefunden - Du selber. Du alleine bist der große Sinn Deines Lebens und es liegt ein-
    zig und alleine an Dir was Du daraus machen wirst.


    In diesem Sinne Dir viel viel Kraft Deinem Leben einen tollen Sinn zu geben und einen dicken Drücker dazu,


    Hanna

    Liebe Petra,


    wir haben seit etwas Zeit Nichts mehr mit einander "gehabt" und so schreibe ich Dir nun heute Abend noch ein paar Zeilen vor dem Schlafen gehen.


    Es tut mri riesig leid für Dich das Dein Leben nun aus ständigen Achterbahnen der Gefühle besteht, aber ich glaube das ist ein Leid was wir Alle tragen die sich verabschieden mußten - egal unter welchen Umständen. Vermutlich ist da Niemand von ausgeschlossen, und vielleicht hat es auch das Gute das unsere Seele uns immer wieder meldet das wir noch fühlen können. Ein sicheres Zeichen das es uns noch gibt und wir am Leben sind. Was immer auch dieses Leben uns nun beschehren mag.


    Was die kleine Wohnung Deines Sohnes betrifft möchte ich Dir gerne etwas auf den Weg geben was Dir vielleicht helfen könnte es besser zu akzeptieren das er sich darin nicht wohl fühlte. Wärend der Zeit in der mein Mann mich für eine Andere verlassen hatte entwickelte sich unser Haus zu einer sehr unpersönlichen Bleibe da es nun verkauft werden sollte und komplett geschmacksneutralisiert werden mußte. Wie unwohl ich mich in diesen 4 Wänden fühlte kannst Du Dir sicherlich vorstellen. Als mein Mann dann wieder zurück kam und Scheidung und Hausverkauf vom Tisch waren legte ich ich richtig ins Zeug um aus dieser "Bleibe" wieder ein schönes Zuhause für uns Beide zu gestalten. Mir könnte heute noch schlecht werden wenn ich mich erinnere wie knallbunt es auf einmal überall aussah. Vermutlich weil ich mir einbildete das Farbe gleich Leben be-
    deutete. Und dennoch hätte die darauf folgende Zeit nicht trauriger und grauenvoller sein können. Ja, es dauerte nicht lange bis überall an Allem unsere kaputte Ehe, seine Krankheit und die gesamte Misere drumherum klebte. Da halfen auch kein leuchtenden Farben mehr um überall Wohl-
    gefühl zu verbreiten.


    Als mein Mann ins Krankenhaus ging und ich keinen Zweifel mehr hatte das er nicht wieder nach Hause kommen würde fiel bei mir ein sehr großer Groschen. Liebe Petra, es sind nicht die Größe und Schönheit eines wohnlichen Ambientes die Einen darin glücklich leben lassen oder gar die Einrichtung. Nein, es ist Das was man in seinem Herzen und seiner Seele mit sich herum trägt. Dies bestätigt von meinen Erinenrungen meiner Jugend wo ich oft in echten Rumelkammern in Untermiete hauste. Wo ziemlich Alles entweder sehr heruntergewirtchaftet war oder Secondhand. Die Klamotten im Koffer lebten und die Toilette auf anderer Etage war. Und dennoch strotzte ich vor Lebensfreude, Elan und innerem Glück. So vermute ich das Dein Sohn genauso unglücklich und einsam gewesen wäre wenn er in einer richtig schicken Wohung gelebt hätte. Denn letztlich ist es egal wo man hingeht und wo man lebt - was immer Einen bedrückt verfolgt Einen auch bis zum anderen Ende der Welt solange man sich nicht damit auseinander gesetzt und was dagegen unternommen hat.


    Liebe Petra, in diesem Sinne rufen nun meine Federn, denn wo Du Frühschicht hast, darf ich mich morgen mit einem Anwaltstermin vergnügen.
    Kannst sicher sein das ich heilfroh sein werde wenn ich Den überstanden habe da ich in meinem ganzen Leben noch nie meine Rechte habe ju-
    ristisch verteidigen müssen.


    Sei in Gedanken liebevoll gedrückt,


    Hanna

    Liebe Anny,


    ich schließe mich Amitola's Vermutung an das bei Dir starke Schuldgefühle im Spiel sein könnten, denn als ich Deinen Bericht las erinnerte mich Deine Geschichte bei recht vielen Punkten an die Eigene mit meinem Vater.


    Auch mein Vater und ich hatten nie eine einfache Beziehung da ich nicht wirklich seinen Vorstellungen entsprach und einen sehr anderen Weg ging als er es für mich erhofft hatte. So war unser Verhältnis zwar liebevoll aber eben auf Distanz. Hinzu kam das unsere emotionale Entfernung nicht nur seelisch war, sondern auch das ich weit weg in einem anderen Land lebte als meine Eltern. So kam ich 1-2 Mal im Jahr zu Besuch, und wie Du Dir sicherlich vorstellen kannst war das stehts eine viel zu kurze Zeit um wirklich durch und durch wieder zu einander zu finden. Lange Rede, kurzer Sinn ... im schon sehr hohen Alter wurde bei meinem Vater ein Lungeempfesem diagnostiziert, und dann stürzte er auch noch die Treppen hinab. Kurzum er wurde zum intensiven Pflegefall. Eine Situation die komplett an meiner Mutter haftete da man es im ländlichen Italien nicht so hat mit Pflegedienste die meist auch noch von der Krankenkasse finanziert werden. Gegen Ende bat mich meine Mutter einige Male zu kommen und für sie ein wenig zu übernehmen damit sie ein bisschen neue Kraft tanken konnte, aber sehr zu meiner Scham drückte ich mich davor. Wußte nicht was mich erwarten würde und wollte mich irgendwie für immer an meinen Vater so erinnern können wie ich ihn als noch ge-
    sunden Menschen gekannt hatte. Meine Mutter ließ jedoch nicht locker und fing an mich am Ende seelisch damit zu erpressen das ich es mir nie verzeihen würde wenn ich mich nicht von meinem Vater verabschieden käme. Kann es nicht in Worte fassen mit was für großem Widerwillen ich meine Reise antrat, und wie schwer es für mich war oft stundenlang mit meinem Vater alleine im Haus zu sein - wo er nun meist nur noch vor sich dahin dämmerte.


    Ehrlich gesagt tat ich was von mir verlangt wurde und zählte still schweigend die Stunden bis ich wieder heimfliegen konnte. Ja, und wenige Wochen später bekam ich den Anruf das er gegangen war und den Vorwurf nicht lange genug geblieben zu sein - als seine einzige Tochter. Schon als ich zu seiner Bestattung erschien grenzte meine Mutter mich aus und tat so als ob ich kein Recht hätte um meinen Vater zu trauern. Schließ-
    lich war ich ja in jungen Jahren ins ferne Ausland abgehauen und hatte mich nie großartig um ihn gekümmert. Und auch wärend der Jahre die folg-
    ten brüllte sie mich jedes Mal über den Haufen wann immer ich es nur wagte seinen Namen in den Mund zu nehmen. Der Grund warum ich jahrelang heftige Alpträume hatte in denen ich immer wieder an seinem Sterbebett saß und Nichts für ihn mehr tuen konnte.


    Erst als ich mich mit diesem Thema richtig auseinander setzte und aufhöhrte mich schuldig zu fühlen wie es zwischen uns gelaufen war höhrten diese Alpträume auf. Und erst als recht viele Jahre vergangen waren war es wieder ok mit meiner Mutter über ihn ganz normal zu sprechen. Den-
    noch hat sie mich nie bis heute gefragt wie ich seinen Tod damals empfunden habe und ob in mir noch eine gewisse Trauer steckt darüber das er gegangen ist.


    Wie Amitola sagte, ein Jeder von uns empfindet seine Trauer anders und egal wie viele gute Freunde und Verwandte man hat, ist das etwas was man letztendlich mit sich selber ausmachen muß. Es mag hart klingen, aber selbst die allerbeste Freundin kann das Thema irgendwann nicht mehr höhren. Das macht sie nicht zum bösen Menschen sondern eher liegt es an der Tatsache das für uns Alle irgendwann das ganz normale Leben wieder weiter gehen muß.


    Ich wünsche Dir viel viel Kraft Deine Trauer gut verarbeiten zu können und alles Liebe dazu,


    Hanna

    Liebe Amitola,


    ich möchte gerne noch einmal ein paar Worte zu Deinem Posting hinzufügen, was meine selber gemachte Erfahrung sehr gut untermalt hat. Wenn ich jetz so zurück denke erinnere ich mich das es wohl auch im Hospiz meines Mannes nur recht wenige Zimmer gab mit Vergleich zur Größe des gesamten Gebäudes - was Teil einer großen antroposophischen Klinik war.


    Vermutlich hat es für uns auch einen großen Unterschied gemacht daß das Krankenhaus und das Hospiz eben antroposophisch gepolt waren, denn wenn ich an meine letzten beiden eigenen Krankenhausaufenthälte zurück denke habe ich die Pflege und Fürsorge auch sehr sehr anders erlebt. Ja, das letzte Mal habe ich quasi die Flucht ergriffen um mir nicht noch eine heftige Depression einzuhandeln denn das Zimmer hätte nicht trostloser sein können und das Personal nicht ruppiger und genervter wärend den seltenen Minuten wo es 'mal bei mir vorbei kam. Ja, und mit der Hygiene hatte man es wohl auch nicht denn weder wurde jeh 'mal die Bettwäsche gewechselt und die Putzfrau erledigte ihre Arbeit in weniger als 3 Minuten - und von Badezimmer bis Eßtisch Alles mit Einem und dem selbigen Lappen.


    Ein sehr krasser Unterschied von der Klinik und dem Hospiz wo mein Mann war, wo man nicht freundlicher, liebevoller und hilfreicher hätte sein können. Wo es definitiv nicht an Personal fehlte, was sich auch recht viel Zeit für mich nahm und wir folgedessen sehr schnell einen sehr guten und vertraulichen Rapport zu einander hatten. Etwas was mir immer wieder ein sehr beruhigendes Gefühl vermittelte Dank der Sicherheit das man mich sofort informieren würde falls es meinem Mann erneut schlecht ging. Dank Dem konnte ich nach jedem Besuch nach Hause gehen wissend das er in besten Händen war und ich mich nicht schuldig zu fühlen brauchte wenn ich die Zeit mit mir alleine nutzte um ein wenig die Flügel hängen zu lassen oder mich mit meiner Mutter auf einen Kaffee zu treffen. Etwas was mir damals enorm gut getan hat wo doch die Verantwortung und der Druck ihm die bestmöglichste Versorgung zu ermöglichen enorm schwer auf meinen Schultern lag - nicht zu vergessen die sehr bedrücke-
    den Eindrücke von jedem einzelnen Besuch.


    Liebe Amitola, ich kann Dir nur riesig recht geben das die Leute die im Hospiz arbeiten - egal ob als Pfleger oder Ehrenamtliche - ganz besondere Menschen sind die ihre Arbeit aus Berufung machen. Ich brauche da nur an meine liebe Hospizbegleiterin zu denken die mir zur Seite gestellt wurde als mein Mann noch zuhause war und sich sein Zustand ständig verschlechterte. Eine Ehrenamtliche die in ihrem eigendlichen Beruf als Krankenschwester auf einer Station für schwerst erkrankte Kinder arbeitete und vorher auf einer Palliativ Station tätig war. Also ein Mensch der mir nicht nur lieb und nett die Hand halten konnte, sondern es auch immer wieder auf sehr sachliche und professionelle Weise schaffte meine Ängste in realistische Proportionen zu rücken. Und sie war auch quasi rund um die Uhr für mich da als mein Mann verstarb und ich nun schnellstmög-
    lichst seine Abhohlung und Bestattung zu organisieren hatte. Nicht zu vergessen das sie mich auch begleitete als ich meinen Mann das erste Mal nach seinem Tod besuchte und zur Verabschiedung - ehe sie mir half seine Sachen zusammen zu packen und sie nach Hause zu nehmen. Ja, und sie kam auch um mit mir seinen letzten Weg zu teilen. Als ich mich wieder ein wenig gefangen hatte beschlossen wir die offizielle Hos-
    pizbegleitung zu beenden, denn inzwischen war eine sehr innige Freundschaft entstanden. Und so vergeht nun kaum eine Woche wärend der wir keine Zeit mit einander verbringen. Heute jedoch eher zum Klönen, gemeinsamen Unternehmungen oder ich sie um praktischen Rat bitten kann bei der Bewältigung des ganzen Papierkrames der nun auf mich zugekommen ist.


    Wie Du es auch sagtest, gibt es leider noch viel zu wenige Hospize in Deutschland und schön wäre es wenn es deutlich mehr davon gäbe da eben das Sterben uns Alle irgendwann betreffen wird. Schade finde ich auch das sehr viele Menschen Hospize nur mit Grausen betrachten weil sie nicht wirklich wissen was das für Orte sind. Ja, sie werden wohl einzig und alleine als Enstationen betrachtet in die man auf bequeme Art und Weise seine Sterbenden "abschieben" kann. Anbei gesagt durfte ich mir diesen Vorwurf von jeder Menge Leute anhöhren als dieses Thema bei uns aktuell wurde. Meist von Menschen die selber noch nie mit intensiver Langzeitpflege und dem nahenden Tod konfrontiert wurden. Stehts Menschen die nicht in meinen Schuhen standen wärend oft sehr dramatischen Nächten in denen es meinem Mann grauenvoll schlecht ging und ich mit ihm so lange völlig alleine da stand bis einer seiner Pfleger ins Haus kam um zu helfen. Meist Menschen die es auch nicht miterlebt haben als er notoperiert werden mußte und sein Zustand sich danach Tag um Tag immer mehr verschlechterte - bis auf sehr seltene bessere Tage.


    Liebe Amitola, wenn ich mir etwas wünschen würde wäre es eine riesige Aufklährungskampagne die so vielen Menschen die Vorurteile nehmen würden die sie Hospizen gegenüber haben. Auch ich befürchtete einst das es ein Ort sein würde wo Einen schon am Eingang die volle Depres-
    sion umhauen wüde. Blos um zu entdecken das dort auch sehr viel gelacht wurde, es Unmengen an liebevoller Menschlichkeit gab und es ein Ort war wo Mann und ich uns nicht hätten geborgener fühlen können. Und wo man als HInterbliebene auf wundervolle Weise gut aufgefangen wird wenn es passiert ist. Vielleicht sogar besser als von Freunden und Verwandten weil eben die ganzen leeren, sinnlosen und notgedrungenen Be-
    merkungen wegfallen. Was ich nämlich sehr genossen habe war das man mich nicht mit banalen tröstenden Worten zugequatscht hat, sondern mich einfach nur mit sehr einfühlsamen Stille in die Arme nahm und mich sein ließ wie mir gerade danach war. Nach dem Motto ... Alles darf, Nichts muß.


    Wenn ich so viel und lange darüber schreibe ist es nur weil für mich meine Zeit in diesem Krankenhaus und Hospiz unter dem Strich eine enorme Bereicherung war als Lebenserfahrung Dank der Menschen die mir dort begegnet sind. Durch sie habe ich es gelernt eine Menge eigene Berühr-
    ungsängste abzubauen und eine innere Gelassenheit Krankheit und Tod gegenüber zu entwickeln die ich früher nicht kannte. Ja, auch wenn man mir einst vorwarf meinen Mann "abgeschoben" zu haben werde ich es nie bereuen das ich ihm diesen Platz im Hospiz - mit Hilfe seiner Ärztin - ermöglicht hatte denn er hätte sonst nicht schmerzfreier und friedlicher gehen können. Der Grund warum ich heute keine Schuldgefühle habe mein neues Leben in vollen Zügen genießen zu wollen.


    Liebe Amitola, Dir noch einen wunderschönen Tag und liebe Grüße aus Berlin dazu,


    Hanna

    Liebe Angie,


    ich hoffe ich trete Dir nun nicht auf den großen Zeh, denn meine Worte sind bestimmt nicht böse gemeint. Möchte Dir gerne nur ein wenig widersprechen wenn Du meinst das man sich eher auf den entgültigen Abschied vorbereiten kann wenn Jemand krank oder alt ist, als wenn der Tod ganz plötlich aus heiterem Himmel kommt.


    Wenn jemand alt ist .... mein Vater starb kurz nach seinem 89. Geburstag nach einem guten Jahr grauenvoller Krankheit und Leiden. Recht lange wußte man das jeder Tag der Letzte sein könnte, und dennoch hat es mich damals total umgehauen als mich meine Mutter anrief um mir zu sagen das er gegangen war. Und wie ich es ja schon öfters erwähnt hatte, begleitete ich meinen Mann und seine schwere Krankheit über drei Jahre lang und wußte das er nicht mehr lange leben würde. Und dennoch hätte der Schock nicht tiefer sitzen können als ich seine Todesnach-
    richt bekam.


    Ich vermute das der eigendliche Kanckpunkt an diesem Thema ist das ein Jeder von uns seinen Trauerfall als den Allergrößten betrachtet und total unvergleichbar sieht mit allen Anderen. Vielleicht auch weil man eben unter seiner eigenen "Trauerglocke" sitzt und man die Welt um sich herum eben nicht so realistisch und nüchtern mehr wahrnimmt wie einst wo die Eigene noch mehr als in Ordnung war.


    Und was das Sahneschnittchen betrifft was Dich auf gewisse Weise angeguckt hat. Na und? Warum sich schuldig fühlen wenn Das für wenige Minuten gefallen hat? Selbst wenn Du mit ihm für ein Weilchen geflirtet hättest wäre daran doch Nichts verwerfliches gewesen, oder hast Du noch nie mit einem Anderen ein wenig herum pussiert als der Deinige noch da war? Schließlich heißt das doch noch lange nicht das Du wirklich von Deinem Gegenüber wirklich was willst? Nun ja, vielleicht habe ich auch nur diese etwas ver-rückte Einstellung dazu weil ich in Italien aufwuchs wo Flirten quasi ein Nationalsport ist - der Aber Niemandem weh tut solange man seine Grenzen kennt. Eher dient es meist nur dazu um die Seele ein wenig aufzuhellen und den eigenen Selbstwert etwas aufzupolieren. Mehr ist es doch nicht. Und blos weil Einer Einem schöne Augen ge-
    macht hat ist man doch noch lange kein seelischer Krüppel weil man nicht gleich in Liebeswallungen geraten ist, oder?


    Und zu guter Letzt. Ist die erneute Wahrnehmung des anderen Geschlechtes nicht auch ein kleiner Schritt voran in ein eigenes neues Leben? Der Größte davon mit einem männliichen Wesen gut befreuded zu sein ohne das es gleich in der Kiste ended. Allerdings vermute ich daß das erst einmal wieder von Vorne gelernt werden muß - besonders wenn die letzte Beziehung entweder sehr sehr intensiv oder lange - wenn nicht Beides - war. Und vermutlich muß man sich erst selber einmal gut neu kennenlernen um zu wissen was man eigendlich von anderen Menschen erwartet und wer tatsächlich in das neue Leben passen könnte - egal ob es um einen netten Freund oder gar einen neuen Partner geht.


    In diesem Sinne wünsche ich Dir einen ganzen Haufen weniger Schuldgefühle und einen ständig stärker werdenden Blick in Deine eigene Zukunft,


    dazu einen dicken Drücker,


    Hanna

    Liebe Wurschtl,


    auch Dir möchte ich heute Abend schreiben um Dir zu sagen das ich glaube das die Erfahrungen von Angehöhrigen auf Intensiv Stationen wohl eine sehr sehr individuelle Sache sind. Und daß das leider auch sehr abhänging von der Klinik ist wo der Patient untergebracht ist.


    Denke ich zurück an die Zeit wo mein Mann wegen einer hoch infizierten Gallenblase notoperiert wurde kann ich eigendlich nur Gutes darüber sagen. Die Ärzte und der Anaestesist nahmen sich viel Zeit uns Beiden genau zu erklähren wie die OP ablaufen würde und man war nicht nur sachlich sondern auch sehr einfühlsam als man uns sagte das seine Chancen zu überleben nicht gut waren Dank sehr stark beschädigter Lunge. Nachdem ich mich von ihm vor dem Anaestesie Raum von ihm verabschieded hatte riet man mir nach Hause zu gehen da man damit rechtnete das die OP deutlich länger dauern könne als ansonsten, und es dauern würde bis er wieder aufwachen würde. Immerhin hatte man uns schon von Anfang an gesagt das man ihn nach der OP für 1-2 Tage in ein künstliches Koma versetzen würde.


    Wenn ich etwas zu bemängeln hätte war es das man mich nicht anrief um mir zu sagen wie die OP verlaufen war obwohl ich darum gebeten hatte, und obwohl ich dem Anaestesist noch einmal meine Telefon und Handy Nummer gegeben hatte. So saß ich zuhause und wartete wie auf Kohlen sitzend, und wartete, und wartete. Und als ich dann sehr spät am selben Abend dort anrief wollte man mir keine Auskunft geben - außer eben das er auf der Intensiv Station lag und so weit Alles ok war.


    Wenn man mir nicht viel Zeit und Worte schenkte als ich dort hinkam habe ich das wiederum dem Personal auch nicht übel genommen da ich ja sehen konnte wie extrem sie mit den Patienten beschäftigt waren. Dennoch war man stehts freundlich zu mir und zu meinem Staunen sprach das meiste Personal genug englisch um gut mit meinem nicht deutsch sprechenden Mann zu kommunizieren.


    Auch als er dann wieder auf die Palliativ Station kam um sich dort von seiner OP zu erhohlen kann ich nur Gutes über das dortige Personal sagen.
    Ja, so manches Mal hatte ich das Gefühl man freute sich sogar über meine Besücher da das Pfegepersonal meist viele Fragen für mich hatten, da es dort doch nicht so gut mit der englischen Sprache versiert war wie auf der Intensiv Station. Unter dem Strich kann ich nur sagen das auch ich mich dort sehr gut betreut gefühlt habe da es immer einen Pfleger oder eine Pflegerin gab die sich die Zeit für mich nahm um mir zu sagen wie die Nacht verlaufen war, ob etwas auffällig war oder einfach nur um zu fragen wie es mir ging.


    Ja, und selbiges erfuhr ich im Hospiz. Was die Todesnachricht betrifft bekam ich mitten in der Nacht den gewissen Anruf und könnte heute nicht sagen ob er gefühlvoll oder nicht war, da ich mich zu dem Zeitpunkt im Tiefschlaf befunden hatte und die Worte einfach nur so an meinem Ohr vor-
    bei rauschten. Dafür jedoch bekam ich Unmengen von liebevoller Herzlichkeit geschenkt als ich einige Stunden später im Hospiz ankam um meinen verstorbenen Mann zu besuchen. Werde es nie vergessen wie die eine Pflegerin mir ihren Arm um die Schultern legte und mit mir in sein Zimmer ging und mir dort dann liebevoll die Hand hielt. Mir dabei mit sanfter, ruhiger Stimme erzählte wie mein Mann die letzten Stunden seines Lebens verbracht hatte und wie er gestorben war. Immerhin war sie die Jenige die ihn gefunden hatte nach der nächtlichen Übergabe. Danach gingen wir in den Speisesaal wo sie die Schiebetür schloß und trank mir mir einen Kaffee, fragte ob ich etwas essen möchte und verabschiedete sich von mir mich ganz besonders liebevoll in die Arme nehmend weil inzwischen die Seelsorgerin gekommen war.


    Liebe Wurschtl, ich könnte Seiten über diesen Tag, den Nächsten der Verabschiedung und dem Tag wo ich noch einmal zurück kehrte um seine Seite im Gedenkbuch zu füllen, aber sage nur noch dazu daß das Personal im Krankenhaus und im Hospiz ihre Arbeit nicht hätten besser machen können.


    Vielleicht hängt das Miteinander zwischen Personal und Angehöhrigen auch sehr davon ab wie die letzteren mit der ganzen Situation umgehen und wie sie von Anfang an den "Helfern" gegenüber stehen. Mit Sicherheit gibt es genug Angehöhrige die keine besondere Wertschätzung für das Personal haben und leicht vergessen wie schlecht es oft bezahlt wird für eine Arbeit die Viele nicht machen würden. Und das Ärzte und Pfleger letztlich auch nur Menschen sind die oft irre lange Stunden auf den Beinen sind - sich aber keine Müdigkeit leisten können.


    Dir alles Gute,


    Hanna

    Liebe Christine,


    vielleicht war das im Hospiz meines Mannes auch so, aber nur habe ich es nicht mitbekommen da ich ganz andere Sorgen im Kopf hatte. Das was ich jedoch zu jedem Besuch dort immer wieder beobachtete war das dort ein sehr zügiges Kommen und Gehen im Gange war. Bzw. heute angekommen und die Kerze schon wenige Tage später vor der Tür.


    Nun ja, mit Vergleich zu Innsbruck war sein Hospiz dann wohl auch sehr klein denn es bestand nur aus einer Etage die nicht besonders groß war. Und ein Teil davon bestand aus einem recht großen Empfangsbereich, Speisesaal und der Abschiedskapelle.


    Dennoch kann ich nur erneut sagen das ich gedanklich immer wieder den Hut vor den Pflegern dort ziehe und wie wunderbar mein Mann und ich bis über seinen Tod hinaus betreut wurden.


    Dir einen wunderschönen Sonntag und alles Liebe dazu,


    Hanna

    Liebe Christine,


    das ist mir neu das man palliative Patienten im Hospiz aufnimmt damit die Angehöhrigen eine Verschnaufpause machen können. Als mein Mann vom Krankenhaus entlassen werden sollte sprach man erst von Kurzzeitpflege in einem Pflegeheim nachdem man erkannt hatte das eine Heimkehr nicht mehr machbar war.


    Der einzige Patient der schon etwas länger dort war, war ein alter Herr den man dort verweilen ließ da er schwer krebskrank war und keine Ange-
    höhrigen hatte. Und da er zu alt und schwach war um noch einmal in ein Pflegeheim geschickt zu werden. Ansonsten fiel mir auf das die wenigen Patienten die mir im gemeinschaftlichen Speisesaal begegneten meist binnen weniger Tage gegangen waren. Da ich ja sehr viel Zeit im Hospiz verbrachte bekam ich das oft mit das es an einem Tag einen neuen Zugang gab und schon zwei-drei Tage später die Kerze vor der Tür stand.


    Liebe Christine, ich will Dir bestimmt nicht widersprechen denn vielleicht sind die Kriterien von Hospiz zu Hospiz verschieden. Kann Dir über Das schreiben was ich selber erlebt habe. Vielleicht war man auch sehr wählerisch im Hospiz meines Mannes da es kein besonders großes war und man eben keine Zimmer "verschenken" wollte.


    Dir alles Liebe,


    Hanna

    Liebe Amitola,


    ja, das kann man den Beiden jetzt nur noch wünschen und dies von ganzem Herzen, obwohl der letzte Abschied vermutlich für die meisten Betroffenen tatsächlich eine echte Glückssache ist.


    Von meiner Seite kann ich berichten das ich mich dreimal "engütltig" von meinem Mann verabschieded habe, und dann doch nicht dabei war als er verstarb. Einmal vor der Tür des Anaestesie Raumes da mir die Ärzte schon vorher geraten hatten mir keine Illusionen zu machen da der allgemeine Zustand meines Mannes sehr schlecht war - besonders mit Bezug auf seine Lunge. Das zweite Mal verabschiedete ich mich von meinem Mann auf der Intensiv Station nach seinem Hirnschlag und er selber mir sagte er konnte es verspühren das er warscheinlich nicht die Nacht überleben würde. Ich wäre gerne bei ihm geblieben aber die Ärzte schickten mich weg weil meine Anwesenheit ihn so unruhig machte das der Herzmonitor immer wieder verrückt spielte. Ja, und als ich ihn das letzte Mal besuchte ahnte ich nicht das ich ihn an dem Tag zum letzten Mal lebendig sehen würde, da unsere Begegnung eigendlich so wie immer war wenn es ihm nicht besonders gut ging. Ja, und um 04:00 klingelte mein Handy wo man mir sagte das er im Schlaf und ohne zu leiden gegangen war.


    Liebe Amitola, auch ich hatte nicht geahnt wie riesig entscheidend der Inhalt einer Patientenverfügung sein kann, und noch weniger ahnte ich was es für ein sehr schweres Los sein würde über das Leben eines anderen Menschens entscheiden zu müssen. Schließlich hatten wir Beide unsere Patientenverfügungen zu einem Zeitpunkt machen lassen wo wir uns beide gesund und fit für ein langes glückliches Leben fühlten. Noch weniger ahnten wir das Einer von uns eines Tages davon Gebrauch machen mußte. Ich kann es nicht mit Worten beschreiben wie unendlich schwer es mir gefallen ist den Wunsch meines Mannes immer wieder unterzeichnen zu müssen weil es sich jedes Mal für mich so anfühlte als ob ich sein Todesurteil fällen würde. Obwohl ich wußte das sein Zustand nur noch schlechter und schlecher werden konnte und es der richtige Weg war, wollte das plötzlich nicht mehr bei mir ankommen.


    Ja, und auch mir wurder erst klar als er ins Krankenhaus kam das die Palliativ Station letztlich Nichts weiteres ist als das Vorzimmer des Hospi-
    zes. Den einzigen Unterschied den ich zwischen den Beiden erkennen konnte war das auf der Palliativ Station Patienten lagen die noch einmal operiert wurden um ihnen rieisge Schmerzen zu ersparen - und folgedessen so medizinisch versorgt werden wurden wie ein Hospiz es nicht ge-
    währleistet. Anbei bemerkt, konnte mein Mann wohl auch nur ins Hospiz entlassen werden, weil er keine post-operative Versorgung mehr brauchte und man ihn dort gut mit nur Sauerstoff und Medikamenten schmerzfrei halten konnte.


    Ehe ich schließe hoffe ich erneut mit Dir das Talbo Nichts von seinen letzten Minuten mitbekommen wird, denn ich kann aus eigener Erfahrung sagen daß das nicht nur eine riesige Erleichterung für seinen Mann wäre, sondern auch für Talbo selbst. Denke ich an meinen Mann zurück, sagte er mir oft das er eigendlich keine wirkliche Angst vor dem Tod habe, sondern eher ihn sehr bewußt zu erleben. Und vermutlich empfinden die Meisten von uns das auch so.


    Trotz aller Traurigkeit wünsche ich Dir dennoch ein schönes Wochenende und alles Liebe dazu,


    Hanna

    Liebste Amitola,


    gerne versuche ich Dir/Talbo zu helfen wo ich kann.


    Als mein Mann auf der Palliativstation lag war das so eine Sache. Eigendlich kam er nur ins Krankenhaus wegen der hoch infizierten Gallenbla-
    se die kurz vor dem Platzen stand sonst wäre er warscheinlich bis zum Schluß zuhause geblieben - oder zumindest so lange ich und das Pflege-
    team ihn noch so gut wie möglich versorgen konnten. Als es ihm schon die zwei Wochen vor seiner Einweisung ins KH richtig schlecht ging sprach ich das Thema Hospiz bei seinen Pflegern an aber Die meinten es es wäre verfrüht so lange man ihn noch recht gut zuhause versorgen konnte. Hinzu kam auch das mein Mann zu dem Zeitpunkt sich noch heftig gegen diese Option wehrte und ohne seine freie Einwilligung wäre es sowieso nicht gegangen.


    Als er dann ins KH mußte wies man in warscheinlich auf die Palliativstation ein da er schon zuhause palliative Pflege bekommen hatte und weil seine eigendliche Krankheit ihr Endstadium erreicht hatte. Wenn man ihn dennoch notoperierte hatte das Nichts mehr mit lebenserhaltenden Maßnahmen zu tun sondern einzig und alleine um ihm einen extrem qualvollen Tod zu ersparen der mit großer Sicherheit stattgefunden hätte sobald die Gallenblase geplatzt wäre. Ja, und nach der OP bekam er dann auch nur wieder jede Menge Schmerzmittle und Morphin, aber keiner-
    lei Therapien. Vermutlich auch weil ich oft genug den sehr schweren Job gehabt hatte Unterlagen zu unterschreiben die besagten das keine lebenserhaltenden Maßnahmen mehr unternommen werden sollten. Der Wunsch meines Mannes der den blanken Horror davor hatte am Ende nur noch an Maschinen zu hängen oder ewig vor sich hin dümpeln zu müssen.


    So kann ich es in gewisser Weise verstehen das man ein Problem damit hat wenn Talbo weiter an seiner Therapie festhält, denn leider sind ja auf sehr nüchterne Weise betrachtet die Palliativstationen und die Hospize Orte der absoluten Endstation wo man es eben nicht mehr erwartet das ein Patient sich noch einmal erhohlt. Möglicherweise warum die Patienten dort allesamt in Einzelzimmern liegen und rund um die Uhr Betreuung be´-
    kommen. Wo es keine festen Besuchszeiten gibt, man absolute Privatsphere hat und die Patienten im Rahmen ihrer Krankheit essen dürfen was sie wollen. Auf der Station wo mein Mann war schätze ich waren nicht mehr als 30-35 Patienten untergebracht, und auch das Personal hatte ein ganz anderes Niveau als of "normalen" Stationen. Eben Menschen die nicht nur gut eine Spritze oder einen Tropf verabreichen konnten, sondern auch sehr gut im Umgang mit so sehr tragischen Situationen geschult waren.


    Um noch einmal auf Talbo zurück zu kommen, kann ich mir gut vorstellen daß die Hospize mit seiner Therapie ein Problem haben, denn letztlich ist die ja dazu da um Leben zu erhalten und vielleicht sogar noch etwas zu verlängern. Was eben nüchtern betrachtet nicht der Sinn einer Pallia-
    tivstation oder eines Hospizes ist wo einzig und alleine für die noch mögliche Lebensqualität gesorgt wird aber nicht mehr als Das.


    Liebe Amitola, abschließend wünsche ich Talbo und seinem Mann von der Ferne aus aber aus ganzem Herzen viel viel Kraft und daß das Ende ein sanftes, ruhiges und schmerzfreies sein wird. Und natürlich werde ich Dir stehts gerne Deine Fragen beantworten wo ich kann. Dir ein gutes Wochenende mit Vorfreude auf ein baldiges gemeinsamen "flözen",


    Hanna

    Liebe Amitola,


    gerne bringe ich hier meinen Bericht ein, denn durch die Krankheit meines Mannes machte ich nicht nur die Bekanntschaft mit einer Intensivstation, sondern auch mit einer Palliativen und am Ende einem Hospiz.


    Für all die Jenigen die meine Geschichte nicht kennen ... mein Mann hatte gegen zum Herbstanfang des letzten Jahres das Endstadium von COPD und Lungenfibrose erreicht, und das war auch der Zeitpunkt wo sein Pulmologe ihn austherapiert erklährte und uns eine Palliativärtzin und deren spezialisiertes Pflegeteam zur Seite stellte. Anbei gesagt wurde Das Gottseidank von unserer gesetzlichen Krankenkasse finanziert da mein Mann keinerlei private Versorgung hatte. Diese brachte mich sofort dazu ihn in zwei verschiedenen Hospizen - wo sie tätig war - anzumel-
    den. Damals eine irre schwere Entscheidung für mich da mein Mann zu dem Zeitpunkt noch weit entfernt von der Sterbephase schien und noch recht mobil und aktiv war.


    Wärend der ersten Monate des neuen Jahres - also dieses Jahr - fing sein Zustand jedoch an sich rapide zu verschlechtern bis der Zufall es wollte das an dem Tag wo seine Ärztin bei uns Hausbesuch machte er am selbigen Morgen knallgelb im Gesicht aufgewacht war und immer wieder spucken mußte. Seine Ärtzin fackelte nicht lange und wenig später stand der Rettugnswagen vor der Tür um uns beide ins Krankenhaus zu fahren. Sie ließ ihn nicht in die nächst gelegene Klinik fahren sondern in Eine die nicht nur eine Palliativstation hatte, sondern auch verbunden war mit einem der beiden Hospize wo er schon angemeldet war. Vermutlich für den Fall aller Fälle. Er hatte eine hoch infizierte Gallenblase die kurz vor dem Platzen stand und folgedessen dauerte es nicht lange bis ich mich von ihm vor den Türen des Anaestesie Saales verabschiedete. Danach hatte man ihn für fast 3 Tage in ein künstliches Koma versetzt. Sicherlich war das für mich eine sehr traumatische Zeit aber was mir sehr geholfen hat war die Gewißheit das mein Mann nicht in besseren Händen sein könnte. Ein Urteil was ich fällte wann immer ich die liebevolle und professio-
    nelle Art und Weise beobachtete wie das Personal nicht nur mit meinem Mann umging, sondern auch mit mir.


    Als er wieder so weit war von der Intensivstation entlassen zu werden kam er erst auf die Lungenstation, und dann - nachdem seine OP Wunden recht gut am heilen war noch einige Tage zurück auf die Palliativ Station. Erneut zog ich immer wieder nur den Hut vor dem Personl, was ihn rund um die Uhr so liebevoll, aufmerksam und gewissenhaft versorgte. Und auch mir mit sehr viel Respekt, menschlicher Wärme und Entgegenkomm-
    en gegenüber stand.


    Inwzischen heilten die OP Wunden zwar gut, aber dennoch verschlechterte sich der Zustand meines Mannes immer rapider und recht schnell wurde klar das eine Weiterpflege zuhause von der Logistik her überhaupt nicht mehr machbar war. Auch nicht mit der Unterstützung seines ein-
    stigen Pflegeteams. Ja, und wärend der letzten Tage auf der Palliativ Station erlitt mein Mann wärend der Nacht einen leichten Hirnschlag und wieder besuchte ich ihn auf der Intensiv Station. Zum Glück hatte dies keine sichtbaren Schäden hinterlassen, aber dennoch bestand kein Zweifel mehr das er ab nun rund um die Uhr betreut werden mußte. Auf eine Art und Weise die wohl auch kein Pflegeheim hätte gewährleisten können.


    Dennoch meinten seine dortigen Ärtze zu erst das mein Mann doch in ein Plfegeheim gehen könne und ich erinnere mich noch das ich eine gefühlte Ewigkeit mit einer Krankekassenberaterin verbrachte endlose Formulare auszufüllen. Es waren für mich sehr nervzerreißende Tage bis seine Ärtzin - die uns ja weiterhin begleitet hatte - mich anrief um mir zu sagen es gäbe einen freien Platz im dortigen Hospiz für meinen Mann und das er schon am nächsten Tag dort eingewiesen werden könne. Ich kann es bis heute nicht beschreiben wie riesengroß meine/unsere Erleichter-
    ung war denn selbst mein Mann hatte es inzwischen eingesehen das eine Heimkehr völlig absurd gewesen wäre - und außerdem hatte er eine höllische Angst in ein Pflegeheim gehen zu müssen.


    Bis heute weiß ich nicht ob mein Mann seinen Platz im Hospiz bekam weil er einfach nur großes Glück hatte oder ob seine Ärtzin es recht schnell erkannt hatte das er nicht mehr lange leben würde. Immerhin verstarb er zweieinhalb Wochen nach seiner Ankunft im Hospiz. An einem Ort denn ich wohl nie vergessen werde weil ich dort so unendlich viel Menschlichkeit, Güte und bedingungslose Hilfsbereitschaft kennen gelernt habe. Wo sich Alle so riesige Mühe gaben jedigliche Sprachbarriere zu überwinden und ihm quasi jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Wenn ich ihn besuchte fand ich ihn manchmal sehr depressiv vor, andere Male sehr aggressiv aber er klagte nie über Schmerzen. Und am Ende ist er so im Schlaf gestorben das seine Liegeposition eindeutig besagte das er von seinen letzten Minuten Nichts mitbekommen hatte.


    Um noch eine gestellte Frage zu beantworten ... ich meldete ihn letzten September über seine Ärztin bei zwei verschiedenen Hospizen an, und Anfang Juni dieses Jahres bekam er in dem Einen seinen Platz. Wenn es am Ende so schnell gegangen ist vermute ich wußte man das seine Tage gezählt waren und möglicherwiese war das mit dem "Glück" verbunden das gerade zu dem Zeitpunkt ein Zimmer frei geworden war.


    Blicke ich heute zurück bin ich froh das ich die Anmeldung machte wo ich noch glaubte das sie heftig verfrüht war, Aber heute bereue ich das be-
    stimmt nicht denn unter dem Strich kann ich nun mein eigenes Leben mit dem guten Gewissen weiterleben das mein Mann dadurch ohne Leiden zu müssen gehen konnte. Ist Das nicht letztlich unser Aller Wunsch wenn unsere letzte Stunde geschlagen hat?

    Liebe Amitola,


    ehe der ganze Wahnsinn eines neuen Tages beginng Dir noch ein paar beantwortende Zeilen mit einem großen Dankeschön das ich trotzdem hier bleiben darf obwohl eben leider ein Einzelstück mit meiner ganzen irren Situation.


    Drücke mir 'mal ganz doll die Daumen das ich heute an einen guten Anwalt gerate denn denn der Jenige der uns bisher "betreut" hat habe ich schon lange kein Vertrauen mehr. Als mein Mann damals die Scheidung wollte ließ er mich fallen wie eine heiße Kartoffel als er erkannte das ich ihm nicht den großen Verdienst liefern konnte. Ja, er stellte sich sogar noch hinter meinem Rücken auf die Seite meines Mannes der ja der Jenige war mit dem guten Einkommen. Meine Rechtsschutzversicherung habe ich inzwischen gekündigt nachdem ich erfuhr das sie in meiner gegen-
    wärtigen Situation nicht eingreifen würde. Ja, man sagte mir da die Streitigkeit sich im Ausland abspielt würde man das nur als einen Brunnen ohne Boden betrachten. Und ansosten hat sich mich nur immer wieder tüchtig Geld gekostet ohne das es mir jeh etwas gebracht hat.


    Ich danke Dir von Herzen für Deine Ermutigungen zu mir zu stehen und meinen Kampf für Gerechtigkeit nicht aufzugeben. Kann ich z. Z. sehr gut gebrauchen denn ehrlich gesagt haben mich die letzten Monate seiner Krankheit und all Das was darauf hin folgte mir inzwischen die letzte Kraft geraubt. Vermutlich der Grund warum ich kaum noch Gefühle - außer Frust, Wut, Verzweiflung Agst und eine brüllende Müdigkeit - empfinden kann. Will es nicht übertreiben aber letzlich fühle ich mich inzwischen mehr als ausgebrannt und voller Sehnsucht nach etwas Frieden und Ruhe.


    In diesem Sinne, Dir einen guten Tag und alles Liebe dazu,


    Hanna





    .

    Hallo Ihr Lieben,


    wärend Ihr hoffentlich gut erhohlenden Schlaf gefunden habt quälen mich wieder einmal die Gedanken die erneut so unheimlich gut zu meiner so völlig verdrehten Welt passen. Und wärend die Meisten sich mit ihrem Herzschmerz plagen erschlagen mich immer wieder nackte Tatsachen die ich einzig und alleine dem Menschen verdanke der mich am 23. Juni entgültig verlassen hat.


    Wo ich gehofft habe das sich langsam aber sicher die vielen finanziellen Trümmerhaufen die er mir hinterlassen hatte, lerne ich nun erst jetzt Tag für Tag das gigantische Ausmaß seiner Machenschaften kennen. Und wie extrem bwußt und gezielt er daran gearbeitet hatte meine gesamte Zukunft restlos zu zerstöhren. Er wußte ganz genau wie die Uhren in seiner Heimat ticken und dennoch schien es ihm völlig egal zu sein was Das für mich bedeuten würde als er erneut auf sehr bewußte Weise wichtige Informationen und Unterlagen für immer verschwinden ließ. Ja, er scheint extrem hart daran gearbeitet zu haben mich nicht nur mit Bezug auf seine Schulden gegen die Wand zu fahren, sondern auch bei den dortigen Behörden. Leute die mich nun jagen wie Freiwild seit sie von seinem Ableben erfahren haben und es ebeso nicht raffen wollen das ich in Deutsch-
    land lebe, für seine Machenschaften nicht schuldig bin und viele wichtige Unterlagen nicht liefern kann weil er sie spurlos verschwinden ließ.


    Ich habe es so unendlich satt wegen ihm ständig in Angst zu leben, nicht zu wissen was für Grauen der kommende Tag bringen wird und Nichts planen zu können. Nicht einmal mehr einen blöden Bummel in der Stadt um auf andere Gedanken wenigstens zeitweise zu kommen da meine eigenen wenigen Ersparnisse inzwischen so gut wie aufgebraucht sind, sich die ausstehenden Rechnungen auf meinem Konto inzwischen haus-
    hoch gestapelt haben und ich nicht einmal die Gewißheit habe ob seine Leute es hinbekommen werden mir wenigstens die mir legal zustehende Rente zu überweisen.


    Ich vermute das meine Kummerkisten nicht wirklich in dieses Forum passen, aber letztlich bin auch ich eine Hinterbliebene die sehr mit der Zeit "danach" zu kämpfen hat. Leider nicht mit großer Trauer aber nun mit Unmengen von Wut, Verzweiflung und Unverständnis gegenüber so viel maßlosem Egoismus, Verantwortungslosigkeit und Gleichgültigkeit.


    Ich wünsche Euch Allen einen guten Tag und auf das Keine/r von Euch jeh diesen Horror durchmachen muß,


    Hanna

    Liebe Anja,


    wieder einmal lese ich Dein Posting und sehe nur eine rieisge Ver-rücktheit zwischen Deinen Zeilen was zu erwarten ist in Deiner gegenwärtigen Situation. So habe ich eine Frage an Dich. Warum suchst Du immer so viel den Rat anderer Menschen anstatt schlichtweg Dein Ding zu machen? Letztlich sind es DEIN LEBEN, DEINE ZUKUNFT, DEINE VERANTWORTUNG für Dich selber. Und DEINE Gefühle.


    Es mag hart klingen, aber gerade Freunde und Verwandte haben die Angewohnheit aus ihrer Perspektive der Dinge raten zu wollen. Oft ohne das gesamte Ausmaß der Situation zu kennen und ohne in Dich hineinschauen zu können. Sicherlich Alles lieb und gut gemeint aber das kann leider auch sehr heftig in die Hose gehen weil meist Keiner von diesen Menschen ein Rechtsexperte oder Psychologe ist. Fragst Du mich ist der Beste aller Ratgeber Dein eigenes Bauchgefühl egal wie jung oder alt Du sein magst.


    Im Grunde sagst Du ja selber Vieles in Deinem letzten Posting was auf die Macht Deines Bauchgefühles hinweist. Auf der einen Seite möchtest Du gerne die Segel streichen um all den gegenwärtigen Problemen und Belastungen zu entfliehen, aber Dein Bauchgefühl vermittelt Dir gleichzeitig das Du erst eine Menge sehr wichtiger Dinge regeln mußt ehe Du los marschieren kannst. Wie z. B. ein geregeltes Dach über Deinem Kopf und ein gesichertes Einkommen. Du magst glauben das Du Dir Das auch im Ausland beschaffen kannst, aber ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen daß das eine Illusion ist die sich sehr viele Menschen machen. Gerade in einem Zeitalter wo Arbeitsplätze weltweit Mangelware geworden sind und man gar keine Chancen hat wenn man nicht die Landesprache mehr als gut beherrscht.


    Und was Deinen Onkel betrifft denke ich das Dir Dein Bauchgefühl nicht umsonst geraten hat auf Distanz zu gehen. Es mag komisch klingen aber selbt ich die schon lange nicht mehr tau frisch ist wurde gleich nach dem Tod meines Mannes als Freiwild betrachtet. Man wollte mir ja nur bei-
    stehen und mir helfen die Zeit danach zu bewältigen. Der älteste und beste Freund meines Mannes schlug sogar vor sofort einen Flug von Aus-
    tralien nach Berlin zu buchen - aus lauter Unterstützungsbereitschaft versteht sich. Will Nichts gesagt haben , aber irgendwie kommt es mir doch recht komisch vor das der Onkel sich lieber nur mit Dir alleine trifft wo Du doch eine so tolle Beziehung zu seiner Familie hast.


    Liebe Anja, Du bist kein dummer kleiner Teenager mehr und so mache einfach Dein Ding. Du magst das so empfinden aber letztlich schuldest Du niemanden eine Rechtfertigung oder gar Entschuldigung für die Entscheidungen die Du über DEIN Leben treffen wirst. Schließlich mußt Du mit ihnen leben und nicht Dein Umfeld.


    So, nun habe ich Dir wohl eine richtige Standpauke verpaßt, aber Du kannst sicher sein das meine Worte einzig und alleine gut gemeint sind. Wollte Dich nur liebevoll etwas wach schütteln damit Du Nägel mit Köpfen machst anstatt Dich immer wieder von den Ratschlägen, Meinungen und Reaktionen Anderer hin und her reißen zu lassen.


    Ich wünsche Dir eine tief verschlafene Nacht und alles Liebe dazu,


    Hanna

    Hallo ihr Lieben,


    ich gehöhrte einst zu den Miädels die noch lange nicht ans Heiraten und Familiengründung dachte da ich viel zu viel Freude an meinem Beruf hatte der bedeutete das ich stehts unterwegs und nur sehr wenig zuhause war. Der Grund warum Beziehungen ständig kamen und gingen aber nie für die Ewigkeit waren.


    So hatte ich mich wieder einmal von einem Partner getrennt da er nicht mit meinem Berufsleben klar kam und freute mich auf einen neuen Arbeits-
    vertrag im fernen Ausland. Ja, und dann kam doch Alles ganz anders. Wieder unterwegs mit den Kollegen stand er plötzlich vor mir meinend er wolle mich kennen lernen da er mich schon eine ganze Weile aus der Ferne beobachtet hatte. Mir waren sein Gesicht und seine lebendige, lebensfrohe Art sofort sehr sympatisch und ehe ich mich versah wurde die Nacht zum Tag. Für die wenigen Tagen die wir dort waren wurden wir unzertrennlich und hatten Unmengen Spaß mit einander. Leider mußten wir dann Dank unserer Berufe getrennte Wege gehen aber trafen uns noch einmal zuhause ehe ich meinen Arbeitsvertrag im fernen Ausland folgte. Schon als ich im Flugzeug dahin saß wußte ich das es um mich geschehen war. Wärend der ganzen Zeit die ich weg war vergingen immer nur wenige Tage zwischen einem Anruf oder Fax bis zum Nächsten und immer wieder zeigte er mir wie sehr er sich für mich interessierte. Als ich zurück kam fühlte es sich an als ob wir uns nie von einander getrennt hatten und so zogen wir wenige Monate später zusammen.


    Es war eine tolle Zeit da er ein Mensch mit interressantem Beruf war, stehts für all mögliche Unternehmungen zu haben war und es eben nie lang-
    weilig an seiner Seite war. Und er war ein Mensch der mir durch seine Arbeit eine Welt zeigte wie man sie sich nur von den Promis vorstellte. Für mich total irre wo doch mein alter Freundeskreis und mein altes Leben so sehr weit weg von all Dem waren. Und abgesehen davon hätte er nicht liebevoller, fürsorglicher und verwöhnender sein können. Was mich auch an ihm faszinierte war das er überall unendlich beliebt war egal wo wir hin gingen. Als ich nach unserer Heirat sehr schwer krank wurde hätte er nicht fürsoglicher sein können. Ja, er nahm sich sogar eine Auszeit von seinem Beruf um mich wieder nach einer sehr großen Operation aufzupeppeln, und danach nahm er mich auf ziemlich alle seiner Reisen mit. Auch wieder eine Zeit die nicht hätte bunter, spannender und voller Abenteuer hätte sein können wo stehst sein herrlicher Galgenhumor dominierte. Egal wohin wir reisten fühlte ich mich an seiner Seite stehts geborgen und auf Händen getragen und ich war mir sicher das wir beide sehr glücklich mit einander alt und schrumplig werden würden. Ja, er war die ganz große Liebe meines Lebens ohne die ich mir kein Dasein vor-
    stellen konnte.


    Der Grund warum ich heute nicht wirklich damit klar komme das er schon zu dieser scheinbar sehr glücklichen Zeit ein Doppelleben führte was nach unserem Umzug von seiner Heimat nach Deutschland anfing peu a peu all das Tolle was wir hatten zu zerstöhren. Ja, und erst nach seinem Tod vor nicht einmal zwei Monaten entdeckte ich das rieisge Ausmaß dieses Doppelleben wirklich hatte. So werde ich wohl für immer den Mens-
    chen vermissen in den ich mich so sehr verliebt hatte aber auch nie den Mann vergessen der mich am Ende so bitter enttäuscht hat.


    Schön das dieses Forum uns die Gelegenheit geben hat über den Menschen den wir verlohren haben schreiben zu dürfen wo man doch so meist so viele Worte über die eigenen Empfindungen ausdrückt.


    Euch Allen noch einen tollen Tag so gut es geht,


    Hanna

    Liebe Kisa,


    ich möchte zu dieser späten Stunde auch noch meinen Senf dazu geben im Anschluß zu Amitola's sehr richtigen Worten. Du magst auf einen Dorf leben wo die Menschen sich das Maul über Dich zerreißen, aber wenn es Dich vielleicht ein wenig tröstet ist das auch nicht großartig anders mitten in einer Hauptstadt. Menschen sind Menschen überall egal wo Du Dein Zelt aufgeschlagen hast.


    Als mein Mann mir die gesamte Pallette von häuslicher Gewalt lieferte guckte meine gesamte Nachbarschaft herrrlich weg. Als der Rettungswagen ihn abhohlte hangen sie allesamt die Plauze zum Fenster raus um blos Nichts zu verpassen. Die Wochen die darauf folgten fragte mich kein Schwein was los war. Ja, und wenn mich heute Keiner komisch anguckt weil ich schick gekleidet aus dem Haus gehe obowhl der Tod meiens Mannes keine 2 Monate her ist verdanke ich das nur meinem "Angriff" nach Vorne. Und weil es mir letztlich völlig egal war wie man über mich denken würde.


    Liebe Kisa, man brauch wohl nicht auf einen Dorf zu leben um klen gemacht zu werden. Wenige Tage nachdem mein Mann "abgehohlt" wurde be-
    pflanzte ich den Hauseingang kreischend bunt mit Sommerblühern. Prompt meinte meine Nachbarin daß das nicht angemessen sei ohne mich zu fragen was wirklich los war. Hättest deren Gesicht sehen müssen als meine Antort folgte ... schade dann das es keine Petunine und Geranien im Trauerflor gibt! Unter dem Strich kann man es einfach nicht allen Menschen recht machen, und ich rate Dir baldmöglichst für Dich zu entscheiden wer tatsächlich eine Erklährung oder Rechtfertigung verdient hat und wo der Hund drauf sch... kann. Unter dem Strich mußt DU mit Deinen Entscheidungen leben, und DU alleine mußt Deine Zukunft meistern - nicht die Anderen die sich nun wohl dauernd das Maul über Dich und das Geschehen zerreißen.


    Ich wünsche Dir von ganzem Herzen Tonnen voller Kraft um Deinem Umfeld zu zeigen wo es lang geht - denn letztlich ist es nicht deren Angeleg-
    enheit über Dich zu urteilen, bestimme und zu entscheiden ob Du ein sehr mögenswerter Mensch bist oder nicht.


    Hanna

    Liebe Petra,


    auch ich möchte Dir schreiben das ich mich riesig für Dich freue das Du so Schönes erlebt hast und es auch gut wahr nehmen konntest. Siehste, geht doch - auch wenn man es sich leider viel zu oft nicht vorstellen kann.


    Liebe muß nicht immer von einem Partner kommen, sondern wird Einem oftmals eher von Menschen geschickt von denen man es nicht wirklich erwartet. Und dann ist es meist doppelt so schön, besonders wenn man das zu einem Zeitpunkt erfährt wo Liebe und Zärtlichkeiten große Mangel
    ware geworden sind.


    Ich habe das heute erfahren und wärend ich Dir schreibe schwebe ich immer noch auf Wolke 7. Heute bekam ich Besuch von meiner Mutter zu der ich schon immer ein etwas schwieriges Verhältnis hatte. So lange ich mich erinnern kann hatte sie ein Problem damit mich in meinen eigenen vier Wänden aufzusuchen weil sie eben von Anfang an nicht viel für meinen Mann übrig hatte. Und ehrlich gesagt sah auch er in ihr meist nur die Schwiegermutter und jede Menge verfehlte Vorurteile und nicht der Mensch der sie wirklich ist. So war es immer wie ein Staatsbesuch wenn meine Mutter sich 'mal zu uns traute, und jedes Mal hatte sie jede Menge zu bemerken was ihr nicht paßte, gefiel, schmeckte etc. So war es heute wieder einmal so weit. Das erste Mal seit mein Mann nun nicht mehr anwesend ist, und wie Du Dir sicherlich gut vorstellen kannst hatte ich ein recht mulmiges Gefühl im Bauch wo das Haus nun einer Baustelle gleicht und ich einfach nicht die Zeit hatte was tolles zum Essen vorzube-
    reiten.


    Um eine lange Geschichte kurz zu fassen, hätte unser Miteiander nicht schöner sein können. Es fing damit an das meine Mutter nicht aus dem Staunen raus kam wie schön ihrer Meinung nach meine Renovierungsarbeit geworden war, und ging sehr genüßlich weiter bei ihrem mitgebrachten sehr leckerem Pflaumenkuchen. Ja, und als dann eine Flasche Sekt aufgemacht wurde glaube ich das wenn sie eine Katze gewesen wäre sie die Krallen ausgefahren hätte um danach laut vor Wohlgefühl zu schnurren. Die Atmosphere zwischen uns hätte nicht entspannter sein können und die Frau die schon immer riesige Berührungsängste mir gegenüber hatte konnte nicht aufhöhren mich zu knuddeln und mir immer wieder beim lebendigen Quatschen über die Hand zu streicheln. Nachdem sie noch zum Abendessen geblieben war - wo es ihr völlig egal schien was auf dem Teller war, verabschiedete sie sich von mir mich ganz feste und innig drückend um mir sagend ... wenn Du wüßtest wie unendlich stolz ich auf Dich bin. Einen Satz den sie mir noch nie in meinem ganzen Leben gesagt hat.


    Liebe Petra, auch wenn Tage wo man viel Liebe erfährt leider viel zu selten vorbei kommen findets Du nicht auch das sie einem doppelt so große und starke Flügel verleihen? Das plötzlich die Finsternis um Einen herum deutlich an Dunkelheit verliehrt und man auf einmal wieder so sehr viel innere Energie verspührt? Auch wenn sie leider nicht mehr von dem Menschen kommt von dem man sich verabschieden mußte, und nicht in der Form wie man es einst kannte?


    Sie läßt Einen wieder daran glauben daß das Leben und all Das was man tut sich lohnt, und das jeder neuer Tag doch noch was Gutes bringen könnte.


    In diesem Sinne Dir alles Liebe und auf das wir noch sehr viele solcher glücklichen und liebevollen Momente in unserem Leben genießen werden,


    Hanna

    Liebe Christine,


    herzlichst willkommen zurück mit Freude darüber das sich Dein Urlaub gut gelohnt hat. Schön Dich wieder da zu haben.


    Liebe Grüße,


    Hanna

    LIebe Anja,


    bravo und gut gemacht heute so viel erledigen zu können und zu entu decken das letztlich doch Nichts so bedrohlich war wie Du es vielleicht befürchtet hattest. Es mag komisch klingen, aber gerade jetzt wird es Dir möglicherweise eher gut tun ständig etwas organisieren und regeln zu müssen anstatt zu viel Zeit zu haben zum Grübeln und in tiefe Löcher zu fallen. Dazu wirst Du noch jede Menge Gelegenheit haben wenn es wieder stiller um Dich herum werden wird da all Das was zu erledigen war geschafft ist.


    Auch finde ich es gut das Du Dir konkrete Ziele gesetzt hast was Deine Arbeit betrifft, denn ich bin mir sicher das Dir eine Auszeit besser tuen wird als Dich jeden Tag auf das Neue herum zu quälen wo doch noch so viel um Dich herum in der Schwebe liegt. Es wird Dir vielleicht auch die Chance geben Dich richtig gut auf all Das was hier und jetzt wichtig ist zu konzentrieren anstatt von Allem nur halbe Sache machen zu können.


    Das Du z. Z. Nichts empfinden kannst ist tatsächlich sehr normal und vielleicht auch fast schon ein Segen wo Du jetzt so viele wichtige Entscheid-
    ungen mit klarem Kopf treffen mußt. Dennoch bedeutet das noch lange nicht das Du nicht in Deiner Seele am Boden zerstöhrt bist, denn die Tränen und die große Trauer werden bestimmt noch kommen sobald wieder ein wenig Ruhe in Dein Leben zurück kehren wird. Aber dann viel-
    leicht auch schon auf deutlich rationaler Ebene als jetzt wo Du noch so sehr unter Schock stehst. Das schreibe ich Dir nur weil ich sagen kann das die vielen Dinge die plötzlich im Eiltempo erledigt werden mußte mir sehr gut halfen wortwörtlich nicht den Kopf zu verliehren. Am 23. 8. werden es genau zwei Monate her sein seit mein Mann ging und ich bin mir recht sicher das ich mit diesem Tag anders umgehen werde als noch vor einem Monat. Genau wie Du war ich seit dem Tag seines Todes nur noch am Rennen, Telefonieren, Formulare ausfüllen und in der Gegend herum Rennend und ging dermaßen auf dem Zahnfleisch das mich dieser Tag vor einem Monat völlig den Boden unter den Füßen wegzog. Immer wieder kamen mir die sehr dramatischen Wochen vor seinem Tod hoch, die Nacht wo ich den Anruf bekam und die Tage die darauf folgte samt seiner Bestattung.


    Inwischen ist nun wieder fast ein Monat vergangen und da ich in der Zeit recht viel erledigen und klähren konnte scheint sich eine gewisse Resignation in mir breit gemacht zu haben das meine neue Situation nun so ist wie sie ist. Das er tatsächlich nie wieder kommen wird und ich nun zusehen muß wie ich am Besten mit mir alleine klar kommen werde. Das es Nichts ändern würde wenn ich nun nur noch den Kopf hängen lassen und immer wieder an der Vergangenheit festhalten würde. Das bedeutet nicht das keine Tränen mehr kullern werden und alle tiefen Löcher weg sind, aber irgendwie geht Alles voran. Weil es auch voran gehen muß ob ich will oder nicht.


    Was die Menschen um Dich herum betrifft vermute ich das vielleicht so manches gut Gemeintes eher falsch bei Dir ankommt weil Du eben noch so sehr unter Schock stehst - ohne das es Dir möglicherweise wirklich bewußt ist. Immerhin ist man ja in solch einer Situation deutlich empfind-
    licher ist als sonst und Vieles plötzlich ver-rückt betrachtet. Als mein Mann starb bekam ich unendlich viele Angebote zu Angehöhrigentreffs und allmöglichen Trauergruppen zu gehen aber ich reagierte eher eingeschnappt darauf glaubend das Eine wie ich SO ETWAS nie brauchen würde.
    Und wow bin ich heute froh das ich mich überwunden habe bei diesem tollen Forum an die Tür zu klopfen. Dennoch kann ich nir nicht vorstellen zu einem der Sonntagskaffee Runden in sein Hospiz zu gehen was dort für hinterbliebene Angehöhrige der verstorbenen Patienten organisiert wird. Nicht weil ich ein Problem mit den Menschen dort hätte sondern eher mit dem ganzen Ambiente und dessen Geruch.


    Liebe Anja, damit meine Post an Dich nicht so ellenlang wird mache ich jetzt Schluß und wünsche Dir viel viel Kraft auf dem guten Weg den Du nun eingeschlagen hast.


    Dir alles Liebe,


    Hanna