Beiträge von Hanna63

    Liebe Anja,


    was Du gerade durchmachst mag sehr hart sein aber es ist letztlich mehr oder weniger der selbe Durchlauf den wir hier alle überstehen mußten.
    Vor der Bank brauchst Du keine Angst zu haben denn letztlich sind dort Menschen die nur ihren Job machen wollen und Dir mit etwas Glück ent-
    gegenkommen werden.


    Jedenfalls war das die Erfahrung die ich machte. Auch ich hatte einen höllische Angst davor da mein Mann bis zu seinem Tode alles Finanzielle gehandhabt hatte und ich keinerlei Ahnung hatte wie banking geht - geschweige denn online. Natürlich hat man mich nicht herzlichst in die Arme genommen und ein paar Strophen mit mir mit geheult, aber dennoch behandelte man mich auf sehr nachsichtige und dennoch professionelle Art und Weise. Ja, man druckte mir sogar eine "To Do" Liste aus für all Das was sofort zu erledigen ist nach einem Todesfall. Ich fand das sehr hilfreich, aber solche Listen gibt es auch im Internet wenn Du auf Google nach ihnen suchst. Es mag doof klingen aber so etwas hilft wirklich gut nicht den Überblick zu verliehren wann man wo etwas erledigt hat.


    Und ich kann Dich sehr gut verstehen das es Dir nun doch sehr schwer fällt mit Dir alleine im Haus zu sein - oder überhaupt das alleinige Dasein. Aber Du wirst sehen das mit dem vergehen der Tage immer mehr Normalität eintreten wird und auch das Aufwachen jeden Morgen weniger und weniger bedrückend wird. Das sage ich Dir nur weil ich nach dem Tod meines Mannes stehts nach dem Klingeln des Weckers meine schlimmste Zeit hat. Vermutlich - genau wie bei Dir - weil man irgendwann feststellt das man leider nicht doof geträumt hatte sondern man wirklich plötzlich alleine dasteht. Und es dann nicht lange dauert bis die grausame Realität der Dinge wie ein schlechter Film in den Gedanken Revue passieren.


    Auch kann ich mir gut vorstellen wie weh es Dir tut immer wieder auf all seine persönlichen Sachen zu gucken. Vielleicht der Grund warum Viele diese so bald wie möglich wegpacken oder gar entsorgen. Einst hatte ich einen riesigen Streit mit meiner Mutter als sie schon am Tag nach der Beerdigung all die Sachen meines Vaters anfing zu entsorgen. Heute kann ich es verstehen warum sie es tat denn das ist ein sehr schmerzvoller und grauenvoller Prozess - aber auch ein sehr erleichternder wenn man es geschafft hat. In gewisser Weise ist das auch ein Abschied nehmen und ein sehr konkretes Verinnerlichen das der Verstorbene tatsächlich nicht wieder kommen wird. Es kann auch heilend sein da man nicht mehr Tag für Tag von etwas konfrontiert ist was nie mehr sein wird. Meine Mutter sagte mir damals das wenn sie es nicht sofort getan hätte es mit dem Vergehen der Zeit nur noch schwerer geworden wäre.


    Letztlich jedoch ist das etwas was einjeder für sich selber entscheiden muß aber scheinbar ist etwas wahres daran das es mit dem Vergehen der Zeit tatsächlich immer schwerer fällt - weil man so lange an Allem festgehalten hat und kaum noch loslassen kann.


    Liebe Anja, ich mache jetzt Schluß denn auch ich werde morgen wieder jede Menge an Bürokratie zu bewältigen haben. Zum Glück ist mir inwischen eine recht dicke Haut gewachsen um mit dummen Sprüchen oder vermeintlichen Freundschaftsangeboten recht gut umzugehen. Morgen ist ein neuer Tag und ich bin gespannt was er uns Beiden bringen wird,


    Dir alles Liebe,


    Hanna

    Liebste Amitola,


    wenn ich an "unser" Sofa denke sehe ich vor mir eine ganze riesige Wohnlandschaft auf der es sich herrlich flötzen und nach Bedarf auch kuscheln läßt.


    Und gerne beantworte ich Dir Deine Frage da ich ja ein Mensch bin der Nichts zu verbergen hat oder sich für etwas schämen sollte. Nein, mein Mann war gewiß kein Inder sondern ein totaler Brite samt sehr eingebildeter und hochnäsiger Weltanschauung, weil er es nie verinnerlicht hatte das die Kolonialzeiten schon lange vorbei waren. Hinzu kam das er einen Job hatte wo er stehts mit "Sir" angesprochen wurde und es kaum jemand wagte ihm zu widersprechen. Und so war es nicht umsonst daß das Persoal im Hospiz ihn in deren Akten als " schwierig und sehr domi-
    nant" einstuften und mich so manches Mal darum bat ein ernstes "Wörtchen" mit ihm zu reden.


    Als ich ihn kennenlernte fand ich sein so very british Sein sogar recht attraktiv damals nicht ahnend wie sich das eines Tages entwickeln würde. Das Kuriose an Deiner Frage heute Abend ist das ich einst die Wahl hatte ihn oder tatsächlich einen Inder zu heiraten. Kurz nachdem mein Mann und ich uns Dank unserer Berufe kennengelernt hatten ging ich für längere Zeit nach Indien um dort zu leben und zu arbeiten. Und es war wärend dieser Zeit das mir einer unserer indischen Co-Piloten aus heiterem Himmel einen Heiratsantrag machte. Damit Du etwas zum Lachen hast hätte der nicht logischer aber auch nicht unromantischer sein können da wir nur Kontakt zu einander am Arbeitsplatz hatten. Immerhin war es ja darüber hinaus absolutes Tabu. Ja, und eines späten Abends klopfte er an mene Hotelzimmertür mit einer Flasche indischen Sekt in der Hand meinend er habe sehr über mich nachgedacht. Eigendlich wäre meine englische Kollegin sein Traum von Frau (sah aus wie eine lebendige Barbie Puppe) aber er habe beschlossen mich heiraten zu wollen. Dies wegen meiner Schlaffertigkeit und weil er meinte das er sich stehts gut auf mich verlassen könne. Nicht zu vergessen das es sein Plan war sich baldmöglichst bei Lufthansa zu bewerben und es doch gut wäre eine deutsche Frau zu haben.


    Ich gebe es zu. Er war ein echtes Sahneschnittchen, schien sehr gebildet und war mit großer Warscheinlichkeit aus guter Familie. Und deutlich jünger als mein baldiger Mann. Ja, und ich war damals ende 20, noch quasi ungebunden und immer für Abenteuer gut zu haben. Was mich dann aber sehr schnell wieder zur Vernunft brachte war die Vorstellung einer indischen Schwiegermutter! Und so ließ ich den Ferrari stehen und ent-
    schied mich für den etwas in die Jahre gekomnenen Bentley. Anbei gesagt, eine Entscheidung die mir damals überhaupt nicht schwer fiel.


    Aber zurück zum Hier und Heute. Unter dem Strich hätte mich meine heutige Entdeckung nicht besonders überraschen sollen da sie perfekt zu all den anderen Machenschaften meines Mannes paßt. Ich weiß nicht ob ich noch etwas großartig liebevolles oder verzeihendes ihm gegenüber jeh empfinden werde. Vermutlich ist das etwas was die Zeit bringen wird wenn irgendwann etwas Ruhe eingetroffen ist. Ehrlich gesagt ist es auch mein Ziel irgendwann an einem Punkt anzukommen wo er nicht mehr ständig in meinen Gedanken wohnt, mich belasted und ich immer wieder an die vielen Enttäuschungen erinnert werde die er mir beschehrt hat. Auch bin ich es langsam müde mich immer wieder zu fragen wieso, warum und weshalb er Dies oder Jenes getan hat. Wie Du es selber so schön sagtest. Meines Erachtens gibt es keine Krankheit dieser Welt oder Lebens-
    situationen die sein Verhaltne mir gegenüber entschuldigen würden. Auch ich habe sicherlich meine Fehler im Verlauf unserer Ehe gemacht, aber wenigstens waren sie niemals mutwillig oder trugen den Hintergedanken einen anderen Menschen auf sehr bewußte Weise schaden zu wollen.


    In diesem Sinne wünsche ich Dir eine süße gut verschlummerte Nacht und alles Liebe dieser Welt,


    Hanna

    Liebe Anja,


    wie geht es Dir? Aus Deinen Zeilen lese ich das bei Dir viel los war und Du - wie Viele von uns auch - noch so manches amtliche zu klähren hast.
    Vermutlich für uns Alle eine sehr stressige Zeit wo man doch am liebsten zur Ruhe kommen möchte um das schon erlebte etwas sacken zu lassen. Auch eine schwere Zeit weil all diese Dinge immer wieder an die neue Situation erinnern und wie sehr alleine man plötzlich mit Allem da steht auch wenn Freunde und Familie da sind um zu helfen.


    Sich ständig durchsetzen zu müssen ist auch enorm anstrengend und so möchte ich Dir ein großes Kompliment machen das Du mit Bezug auf Danny's Verabschiedung DEINEN, bwz. EUREN Weg gegangen bist. Und sehr schön ist auch das Du Dich in Eurem Haus Dich nicht völlig verlohren sondern gar geborgen fühlst. Auch freut es mich für Dich das Du recht gute Unterstützung von Familie und Freunden bekommst, aber dennoch solltest Du nun sehr vorsichtig sein wem Du Dich wirklich anvertraust. Besonders wenn es um rechtliche Ratschläge oder gar finanzielle Unterstützung geht. Erst recht wenn es einen sehr übergreifenden Onkel gibt der laut Deiner Beschreibung auch mir nicht wirklich geheuer vor-
    kommt.


    Vermutlich ist das etwas womit All wir Hinterbliebenen konfrontiert werden, bzw. Leute die auf einmal überall helfen wollen und beste Freundschaft und Vertrauen anbieten. Es ausnutzen das man recht labil da steht und in seiner Trauer sich riesig über jedes tröstende Wort und "liebevolle" Geste freut. Es ausnutzen das man in solch einer Situation oft nicht so klar und logisch denkt und vielleicht auch nur wenig oder gar keine Erfahr-
    ung mit vielen Dingen hat die nun auf Einen zukommen. In meinem Fall staunte ich nicht schlecht wie viele Leute aus der Nachbarschaft - die ich nur vom Sehen kannte - plötzlich vor der Tür standen um sich nach meinem Wohlergehen zu erkundigen. Erst freute ich mich sehr darüber, aber dann dauerte es nicht lange bis ich gefragt wurde ob ich vor hätte mein Haus zu verkaufen. Und was das letztere Thema betrifft dauerte es auch nicht lange bis mein Postkasten mit Werbung von lauter Immobilienmaklern vollgemüllt wurde.


    Liebe Anja, nach dem Lesen Deiner Postings hoffe ich von ganzem Herzen das Du Euer Haus behalten kannst und würde Dich immer wieder dazu ermutigen es nicht kampflos aufzugeben. Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft und das Du Dir stehts immer treu bleiben wirst - egal was Andere darüber denken.


    So wünsche ich Dir eine gute und ruhige Nacht in Deinem geborgenen Ambiente,


    Hanna

    Hallo Allesamt,


    heute ist es wieder einmal so weit das mich erneut etwas tüchtig aus den Fugen gehebelt hat, wo ich mir schon ein wenig die Illusion gemacht hatte endlich die Machenschaften meines Mannes allesamt durchforstet zu haben.


    Heute mußte ich zu unserem Anwalt um ein paar original Unterlagen beglaubigen zu lassen, und um eine lange Geschichte kurz zu fassen ent-
    deckte ich dabei durch reinen Zufall das er dort ein zweites Testament - was er in seiner Heimat anfertigen ließ - dort hinterlegt hatte. Eines mit dem er versucht hatte mich klammheimlich zu Gunsten seiner Ex und seiner Kinder komplett zu enterben. Ich hatte dieses Testament schon wenige Monate durch reinen Zufall zuhause entdeckt, und wie Ihr Euch vorstellen könnt flogen bei uns danach tüchtig die Fetzen. Am Ende brachte ich ihn dazu seinen Anwalt in meiner Anwesenheit anzurufen um es annullieren zu lassen und das Dockument was ich gefunden hatte durch den Shredder zu jagen. Und was er anwortete als ich ihn fragte ob er etwas hier in Deutschland hinterlegt hatte könnt Ihr Euch sicher ausmalen.


    Unter dem Strich gehe ich davon aus das sein ausländisches Testament mich nicht großartig bedrohen wird da sein gesamter Nachlaß sich auf deutschem Boden befinden und da seine Rente mir auch nach dortigen Gesetzen zweifellos zusteht als seine rechtsmäßige Witwe. Mich hat heute einfach nur wieder seine maßlose Verlogenheit erneut extrem bedrückt und enttäuscht. Und richtig wütend hat es ich auch gemacht das er es mir so unendlich schwer macht endlich mit dem "uns" abschließen zu können über seinen Tod hinaus. Ja, scheinbar konnte er nicht einmal leben und leben lassen. Immerhin entdeckte ich dabei auch das er die einst beglaubigte offizielle Übersetzung seines deutschen Testamentes von seinen Akten beim Anwalt entfernen ließ. Wissend das es mich Zeit und Geld kosten würde diese erneut zu veranlassen damit seine liebe Familie es schwarz auf weiß hat was rechtsmäßig steht.


    Ich kann es kaum in Worte fassen wie riesig ich es mir wünsche endlich mein eigenes Leben in Frieden genießen zu können. Habe es so unendlich satt immer wieder auf das Neue mit seinen Machenschaften konfrontiert zu werden. Will mit der Vergangenheit endlich abschließen können um nur noch nach Vorne zu gucken. Wie schon so oft im Forum gesagt .. ich will leben, leben, leben egal ob gut situirt oder nur im deutlich kleinerem Rahmen. Habe es so unendlich satt ständig um jeden Krümel so hart kämpfen zu müssen und will einfach nur ein ganz normales Leben führen könne wo eigenen Pläne und Träume wieder möglich sind.


    Euch vielen lieben Dank dafür das ich mich hier immer wieder so geborgen und wohl aufgehoben fühlen kann,


    Hanna

    Liebe Amitola,


    tut mir echt leid wenn mein letztes Posting so angekommen ist denn es war gewiß nicht meine Absicht mit meiner Situation andere zu belagern.


    Auch tut es mir leid das ich etwas ausgeschweift habe, aber eigendlich wollte ich nur untermalen wie sehr ich durch diesen Leidensweg und die Nähe zum Tod mein neues Leben um so mehr wertschätze und erst recht hart daran arbeiten werde etwas tolles daraus zu machen anstatt es sinnlos zu verdödeln. Und vielleicht habe ich auch das Thema zwischen Sverige und Dir ein wenig misverstanden.


    Dir liebe Grüße,


    Hanna

    Liebe Anja,


    freut mich das Dir der heutige Austausch im Forum gut geholfen hat und ich drücke Dir ganz doll die Daumen das Du Dein nun alleinsein weiterhin gut überstehen wirst.


    Nun läufst auch Du auf der Entdeckungsreise Deines Umfelds mit dem Du nun teilweise nicht umgehen kannst. Ich glaube das ist eine Erfahrung von der wir Alle lange Lieder singen können. Unter dem Strich jedoch ist dem nur so weil die meisten Menschen nicht wissen wie sie mit Dir umgehen sollen. So gibt es dann welche die voll ins Ganze hauen oder Dir aus dem Weg gehen werden weil es die einfachere Option ist.


    Menschen sind eben Menschen und so wirst auch Du jetzt entdecken wer Deine wirklichen Freunde sind, und Du Neue finden wirst wo Du sie am wenigsten vermutet hättest. Und was die vermutlich noch anstehende Bestattung betrifft bedenke das Würde nicht unbedingt tüchtig ins Geld gehen muß. Leider ein Punkt auf dem viele Bestatter im Namen des guten Verdienstes herum orgeln und gerne den Hinterbliebenen das Gefühl vermitteln geizig zu sein wenn viele der Angebote nicht angenommen werden.


    Meine Bestatterin kam zuerst mit Unmengen von Esotherik auf mich zu Dank der auf einmal eine suggerierte "Liebesgeste" nach der Anderen angeboten wurde, und als sie merkte das ich nicht dafür zu begeistern war ließ sie mich fallen wie eine heiße Kartoffel. Erst versäumte sie es mich zu informieren wann genau seine Einäscherung stattfinden sollte. Dann sollte ich seine Sterbeurkunde selber vom Standesamt abhohlen obwohl es mit ihr ganz anders vereinbart war, und zu guter Letzt verbummelte sie noch wichtige Unterlagen. Als sie diese dann wiederfand fuhr sie gegen 10 Uhr Abends an meinem Haus vorbei und schleuderte sie mir quasi vom Auto aus entgegen da man in so großer Eile war. Nun bin ich echt gespannt was sie mir auf ihre Rechnung packen wird damit der gute Verdienst vielleicht doch noch gerettet ist. Unter anderem hatte sie vorgeschlagen das sie einen großen Korb mit frischen Rosenblättern zur Bestattung mitbringen würde um diese dann unter und über seine Urne zu streuen. Ansich eine schöne Idee, zu der ich ihr sagte das ich bereit wäre als "Liebesgeste" das selber mitzubringen. Ja, und am Tag der Bestattung kam sie dann doch mit diesem Korb an den ich überhaupt nicht bei ihr bestellt hatte. Kam mir echt bescheuert vor mit meinem Beutel mitgebrachter Rosenblütenblätter wie es eigendlich verabredet war.


    Warscheinlich war sie sauer auf mich weil ich "nur" ein schönes kleines Rosengesteck mit etwas Gebamsel für seine Urne haben wollte anstatt all den bombastischen Versionen die sie mir gezeigt hatte. Naja, und das es auch noch für einen Mann in Rosa sein sollte gab ihr vielleicht den letzten Rest - aber schließlich war es ja die Lieblingsfarbe meines Mannes.


    Noch weniger konnte ich was dafür das er sich eine stille und anonyme Urnenbestattung gewünscht hatte, anstatt den hochglanz Mahagony Sarg und großen Feierlichkeiten anschließend. Wenn nur wir drei dabei waren war dem so weil Alles so sehr schnell ging das die Zeit gar nicht vorhanden war seine Familie und seine Freunde rechtzeitig aus dem fernen Ausland nach Berlin kommen zu lassen. Andererseits bin ich froh das Alles so schnell ging und ich diesen Tag nicht so elend lang vor mir herschieben mußte.


    In diesem Sinne hoffe ich das Du eine gute Nacht schaffst und Dich nach Lust und Laune wieder meldest wann immer Dir danach ist.


    Hanna

    Liebe Sverige und Amitola,


    wenn ich darf möchte ich auch noch ein paar Worte hinzufügen denn um einige Ecken herum fühle ich mich Eurer Situation sehr verbunden.


    Dies ins Besondere was die Begleitung meines Mannes betrifft auf seinem sehr schweren letzten Weg. Für mich wohl die Prüfung meines Lebens, denn Dank Diagnose wußte ich das seine Lungenfibrose und COPD Beide unheilbar, unaufhaltbar tödlich verlaufen würden. Auch wenn unsere Ehe bis kurz davor gescheitert war nahm ich es auf mich ihm zur Seite zu stehen nicht wirklich wissend was auf mich zukommen würde. Wärend des ersten Jahres verlief Alles noch relativ einfach und es dauerte nicht lange bis die Illusion sich breit machte das er noch recht lange gut mit seinen Erkrankungen leben würde. Und ich fragte mich oft genug wovor ich nur Angst haben könnte. Ja, ich verdrängte ziemlich Alles was noch auf uns zu kommen würde. Nach dem Motto ... morgen ist auch noch ein Tag. Als das 2. Jahr jedoch begann fing sein Zustand sich zu ver-
    schlechtern. Wieder wurde die Ernsthaftigkeit unseres Schicksals verdrängt da die nun eingesetzten Medikamente recht gut halfen ihm einen eini-
    germaßen normalen Alltag zu beschehren. Ja, er reiste sogar noch einmal in seine alte Heimat ohne große Probleme. Dabei wurde seine Luftnot langsam aber sicher immer schlimmer und ehe der Sommer kam benützte er einen Sauerstoffkonzentrator für ein paar Stunden hier und da über den Tag verteilt. Das Verdrängen ging munter weiter weil man sich ja stehts mit jeder neuen Situation arrangierte und das Beste daraus machte.


    Dann jedoch bekam er Schwierigkeiten mit dem Laufen - was nach draußen immer weniger wurde und als das 2. Weihnachten vor der Tür stand kam er immer schlechter die Treppen im Haus hoch und runter. Inwzischen stand ein Sauerstoffkonzentrator im oberen und unterem Geschoß des Hauses, und sein Arzt hatte ihm flüssigen und mobilen Sauerstoff verschrieben. Leider brauchte die Krankenkasse eine Ewigkeit um diese Sachen zu genehmigen und als sie endlich geliefert wurden hatte nicht mehr die Kraft in den Beinen durch das dauernde sitzen und liegen um davon zu profitieren. Um eine lange Geschichte kurz zu machen ... es ging danach immer rapider bergab und fast alle paar Wochen kamen neue Einschränkungen dazu. Zum letzen gemeinsamen Weihnachten aß er schon kaum noch etwas und wollte immer nur schlafen. Es war grauen-
    voll für mich es täglich auf das neue zu erleben wie der Mann an meiner Seite immer rapider abbaute und kaum noch an unserem Leben teilnahm.
    Immerhin hatte sich auch der Kopf angefangen immer mehr zu verabschieden und das machte jede Kommunikation zwischen uns zu beiderseitiger harter Arbeit. Zum Glück hatten wir ein palliatives Pflegeteam zur Seite gestellt bekommen das immer öfters auch mitten in der Nacht vor der Tür stand um ihm Morphin zu spritzen. Werde nie die Nacht vergessen wo ich glaubte er würde vor meinen Augen ersticken. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis sein Pfleger erschien und ihn wieder zur Ruhe brachte.


    Eine Nacht wo ich so sehr mit mir kämpfte meine Ruhe und Gelassenheit zu bewahren um seinen panischen Angstzustand nicht weiterhin zu ver-
    schlimmern. Angst nicht das Richtige zu machen denn mein Mann wollte im Fall aller Fälle nicht reanimiert werden oder im Krankenhaus sterben - was sichere Sache gewesen wäre hätte ich die Feuerwehr gerufen. Immerhin stellte sich wenige Tage später heraus das es meinem Mann nun immer schlechter ging weil er eine hoch entzündete Gallenblase hatte und deswegen dauernd spucken mußte.


    Es mag hart klingen aber ich war enorm erleichtert als seine Ärztin ihn ins Krankenhaus überwies wo er am nächsten Tag notoperiert wurde. Immerhin war ich inzwischen an meine äußersten Grenzen gekommen und wußte nun das er in guten professionellen Händen war. Was darauf hin folgte war nur noch ein einziges Trauerspiel denn obwohl die OP Narben gut verheilten sagten mir die Ärzte das eine Menge Organe kaputt ge-
    ganen waren. Und wenige Tage nach der OP erlitt er einen milden Hirnschlag nachdem er sich nicht mehr selbstständig bewegen konnte. Und ich immer wieder Unterlagen unterzeichnen müssend das keine lebenserhaltende Maßnahmen mehr durchgeführt werden sollen. Für mich eine enor-
    me Belastung und Traumas die sich oft genug wiederhohlten. Nicht zu vergessen das ich mich inzwischen zum dritten Mal "entgültig" von meinem Mann verabschieded hatte. Erneute enorme Erleichterung als man ihn nicht mehr nach Hause schickte sondern ins dazu gehöhrige Hospiz wo ich ihn einst sehr schweren Herzens angemeldet hatte - zu einem Zeitpunkt wo es ihm noch recht gut ging und Sterben ein weit entferntes Thema zu sein schien. Nach der Einweisung dort schien erst einmal erneut Alles recht zeitlos zu sein. Für kurze Zeit ging es ihm sogar so gut das ich mich gefragt habe ob er wirklich am richtigen Platz war. Zwar hatte er zwischendurch Tage wo es ihm sehr schlecht ging und man dachte es wäre so weit, aber dann erhohlte er sich immer wieder. Als ich ihn das letzte Mal besuchte gab er mir noch eine Wunschliste von Leckerlis mit die ich ihm am nächsten Tag mitbringen sollte. Ehrlich gesagt hatten wir uns wohl inwzischen auch an diese Situation gewöhnt. So sehr das er mir so manches Mal sagte ich könne 'mal einen Tag oder zwei mit meinen Besüchern aussetzen da wir ja oft genug auch noch skypten. Nachdem ich ihn das letzte Mal besucht hatte kaufte ich noch auf dem Heimweg ein was er sich gewünscht hatte und auf den frühen Abend rief er ich noch einmal an um mir eine gute Nacht zu wünschen - eben wie immer - und um mir zu sagen das er sich schon sehr auf die frischen Erdbeeren zum nächsten Tag freute. Ja, und in der selbigen Nacht um 04:00 klingelte mein Handy. Es war das Hospiz was mir vermittelte das man ihn im Schlaf verstorben vorgefunden hatte. Danach war Nichts mehr so wie es einmal war.


    Ich schreibe all Das nur nieder um zu sagen das all diese Zeit für mich sehr traumatisch war da Alles völlige Neuerfahrungen war und ich so manches Mal unter all der großen Verantwortung die ich für ihn zu tragen hatte zusammen gebrochen wäre. Dennoch bereue ich diese Zeit nicht denn es war die Schule für's Leben. Habe so unendlich viel dabei gelernt was es bedeutet den letzten Weg zu gehen, das Leben um so mehr wert zu schätzen und meine Mitmenschen anders zu betrachten als zuvor. Könnte ich die Uhr zurück drehen würde ich mich erneut für seine Begleit-
    ung entscheiden denn auch wenn sie enorm schmerzhaft war hat sie mich auch sehr bereichert in meiner Anschauung dem Leben und dem Tod gegenüber. Durch diese Erfahrung habe ich Unmengen an einstigen Berührungsängsten und Vorurteilen verlohren und bedaure es nur sehr das am Ende die Entgültigkeit stand.


    Ich wünsche Euch Beiden alles Liebe dieser Welt,


    Hanna

    LIebe Anja,


    ich danke Dir für Dein Mitgefühl, und meine Zeit schenke ich Dir gerne denn bald wirst Du merken wie gut es tut mit Anderen über sehr traumati-
    sche Erlebnisse offen und ehrlich "reden" zu können - anstatt Alles in sich reinzufressen.


    Natürlich kann ich Dir nicht sagen wie Du Dein Leben leben solltest, aber wenn ich Dir hier und da ein wenig zur Seite stehen kann - wenn auch nur aus der Ferne - hat sich doch unser Austausch gelohnt, nicht war? Schnell wirst Du hier im Forum merken das man Nichts zu verliehren hat sondern nur dazugewinnen kann.


    Ich selber bin bisher stehts meinen eigenen Weg gegangen, aber nach dem Tod meines Mannes hat es mir enorm geholfen mit anderen Betroffen-
    en zu verkehren. Es hat mir sehr geholfen so manche große schwarze Wände um einiges kleiner erscheinen zu lassen. So manch eine meiner Ängste etwas zu reduzieren und den Mut nicht zu verliehren Tag für Tag auf das Neue nach Vorne zu gucken.


    Bis auf bald einmal wieder Dir alles Liebe,


    Hanna

    Liebe Anja,


    und ehe ich mich für eine Weile vom Acker mache ... nein, Du bist nicht verrückt weil Du nicht weinen kannst. Eine ganz normale Sache wenn man noch sehr stark unter Schock steht.


    Ein jeder von uns reagiert darauf völlig anders. Manche Menschen stehen einfach nur noch neben sich und andere fangen an auf einmal rund um die Uhr Berge zu versetzten aus Angst still stehen zu müssen. Nicht zu vergessen die Jenigen die ihren Alltag weiter leben als ob Nichts gewesen wäre und dabei ihre Haare verliehren, massive Eßstöhrungen entwickeln oder ständig völlig überdreht sind. Als mein Mann starb habe ich am Anfang sehr viel geweint aber heute weiß ich das es nur eine Schockreaktion war und die echte Trauer bei mir noch lange nicht eingesetzt hat. Immerhin kam ich von seiner Bestattung nach Hause und fing noch am selbigen Tag mein Eßzimmer bei lauter Musik zu renovieren. Wie so Viele denke ich muß ich erst einmal ein wenig zur Ruhe kommen um meinen inneren Gefühlen freien Lauf lassen zu können, denn seit er starb habe ich meist nur noch funktioniert. Und selbst wärend ich Dir heute Abend schreibe ist noch so viel wichtiges zu bewältigen das an innerer Ruhe noch lange nicht zu denken ist. Liest Du einige meiner Postings zum Thema "Verdrehte Welt" wirst Du schnell entdecken wie oft auch ich mich gefragt habe warum ich nicht wirklich trauern kann wie es meist nach einem Todesfall erwartet wird.


    Vermutlich habe auch ich noch lange nicht den Schock verdaut, denn seit mein Mann verstorben ist leide ich unter ständigem Heißhunger und riesiger Appetitslosigkeit (habe sehr deutlich abgenommen) und seit seinem Tod bin ich am Dauerschwitzen wie ich es noch nie in meinem Leben gekannt habe (außer wärend der Zeit wo er sich von mir von einem Tag auf den nächsten aus heiterem Himmel trennte). Bin kein medizinischer Experte aber vermutlich sagen mir mein Körper und meine Seele das sie sehr stark angegriffen wurden.


    Und was ich Dank der vielen lieben Menschen hier im Forum gelernt habe ist das man sich niemals unter Druck setzen sollte wenn die Dinge die man von sich erwartet nicht nach Wunsch eintreten. Und das es keine Pflicht gibt ab wann bis wann man trauern darf oder sollte.


    Dir erneut liebe Grüße,


    Hanna

    Liebe Anja,


    ich noch einmal. Ja, das mit dem letzten Besuch nach dem Tod ist echt eine riesige und sehr sehr persönliche Herausvorderung die ich inzwischen schon zweimal machen mußte.


    Das erste Mal als mein Vater verstarb war ich ca. so alt wie Du und hatte den blanken Horror davor da er zuhause verstorben und aufgebahrt war. Ehrlich gesagt wollte ich ihn nicht wirklich noch einmal sehe da es für mich auch eine recht umständliche Reise ins Ausland bedeutet hätte. Aber meine Mutter überzeugte mich damals mit dem Satz indem sie mir sagte ... es wird Dir helfen Dich gut von Deinem Vater verabschieden zu können ohne Dir jehmals den Vorwurf machen zu müssen ihm nicht die letzte Ehre erwiesen zu haben. Und so unendlich recht hatte sie. Es war ein Erlebnis was ich nie vergessen werde aber es half mir enorm seinen Tod zu verinnerlichen und niemals Schuldgefühle haben zu müssen.


    Als mein Mann verstarb hatte ich keine Wahl als ihn gleich nach seinem Tod zu besuchen da ich ja nun seine Witwe war. Und die alleinige Ver-
    antwortung für seine Bestattung trug. Kann es nicht in Worte fassen wie schwer mir das viel da ich ja noch völlig unter Schock stand. Aber ich glaube ich wäre gekommen auch wenn ich es nicht hätte gemußt, denn letztlich war er für viele Jahre ein sehr wichtiger Teil meines Lebens gewesen. Und ja, mein Bauchgefühl und all meine eigenen Empfindungen sträubten sich sehr bei dem Gedanken da ich keine Ahnung hatte in welchem Zustand ich ihn vorfinden würde. War fast schon ein wenig wütend auf die Welt um mich herum die mir nicht diese Entscheidung frei überließen sondern mein Kommen von mir erwarteten. Und heute bin ich froh das ich dazu "verdonnert" wurde denn es nahm mir so manches Schuldgefühl. Auch bin ich heute froh das ich am nächsten Tag zur Verabschiedung noch einmal ins Hospiz ging denn es war meine letzte Chance ihn noch einmal zu sehen und den Abschied von einander entgültig zu machen. Es mag komisch klingen, aber da ich weder religiös oder esotherisch angehaucht bin waren dann seine Einäscherung (die ich Dank Schluderigkeit der Bestatterin verpaßte) und seine Bestattung nur noch eine Formalität.


    Liebe Anja, ich würde mir jedoch an Deiner Stelle nun keinen Kopf mehr darüber machen, denn es ist so gelaufen wie es gelaufen ist. Du könntest Dich noch so über Dich ärgern oder Deine Entscheidung bereuen - es würde Nichts mehr ändern.


    Und wenn es Dich vielleicht ein wenig tröstet ... auch ich war kompletter Neuling als mein Mann verstarb, denn was meinen Vater betraft regelte Alles meine Mutter und ich hatte nur noch zu seiner Bestattung zu erscheinen. Könnte ich heute die Uhr zurück drehen mit Bezug auf meinen Mann würde ich bestimmt das Eine oder Andere anders machen, aber dooferweise gibt es ja keine Gebrauchsanweisung für den Tod. Oft wird man in solch eine Situation reingeschmissen und hat kaum Zeit lang und breit zu grübeln. In meinem Fall kam die Bestatterin schon am Tag nach seinem Tod zur Verabschiedung um mit mir die Abhohlung und das Format seiner Bestattung festzulegen. Hatte also so gut wie keine Zeit mir auch nur einen einzigen Gedanken zu machen, da das Hospiz ihn nur maximal 3 Tage behalten konnte. Ja, und ehe ich mich versah bekam ich den Anruf von der Bestatterin das sie deutlich früher auf dem Weg war ihn abzuhohlen als eigendlich geplant war.


    Liebe Anja, ehe ich schließe möchte ich Dir noch auf den Weg geben das man in Angesichts des Todes Nichts absolut richtig oder falsch machen kann. Was unter dem Strich zählt ist das man mit den eigenen Entscheidungen gut weiterleben kann - ganz egal was Andere dazu sagen werden. Schließlich steht Keiner in Deinen Schuhen. Und möglicherweise hat man als etwas älterer Mensch auch eine ganz andere Gelassen-
    heit diesen Dingen gegenüber wie ich es selber erlebt habe.


    Dir alles Liebe und viel viel Kraft,


    Hanna

    Liebe Sverige,


    Dir erst einmal eine dicke Portion Mitgefühl und jede Menge Kraft die kommende Zeit gut zu überstehen.


    Ich denke ich kann es Dir recht gut nachempfinden wie es für Dich war als Deine Mutter so schwer krank wurde, denn ich begleitete meinen Mann über 3 Jahre als er an Lungenfibrose erkrankte. Kenne also das Gefühl sehr gut wie es ist einen Menschen immer mehr leiden zu sehen und wie er zunehmends vor den eigenen Augen zerfällt. Genauso wie die Angst und Hilflosigkeit die Einen dabei begleitet wenn liebe Worte und Medikamente nicht mehr reichen. Ja, und auch mir hat es eine enorme Erleichterung gebracht als ich erfuhr das er keinerlei Schmerzen hatte als er im Schlaf für immer ging.


    Für mich ist sein Tod noch nicht lange her (23. Juni dieses Jahres) aber dennoch kommt mir immer wieder Alles hoch wenn wieder genau ein Monat vergangen ist. Und erst jetzt wo auf sehr langsame Weise ein wenig Ruhe am eintreten ist wird mir bewußt wie schwer krank er wirklich war und wieviel Kraft es mich gekostet hatte ihn bestmöglichst rund um die Uhr zu versorgen. Erst jetzt beginne ich es wahr zu nehmen wie enorm erleichtert ich war das er am Ende einen Platz im Hospiz bekam wo er eben rund um die Uhr auf sehr wundervolle Weise betreut wurde. Auf eine Art und Weise die ich beim besten Willen zuhause nicht hätte gewährleisten können.


    So lasse Dich von der Ferne dicke drücken auf das Du die Stärke haben wirst diese schwere Zeit gut zu überstehen,


    Dir liebevolle Grüße,


    Hanna

    Liebe Anja,


    ich hoffe das ich Dir nicht zu nahe treten denn verletzend würde ich niemals sein wollen aber ... Wenn ich Deine Postings lese habe ich immer wieder das Gefühl das Du noch sehr unter Schock stehts. Wenn ich Dich richtig verstanden habe ist Dein Danny erst vor einem guten Monat gegangen und das ist meines Erachtens eine viel zu kurze Zeit um mit Hand auf Herz sagen zu können man weiß genau in welche Richtung nun Alles gehen soll. Das man schon so weit ist um große Entscheidungen zu treffen.


    Vielleicht sage ich Dir das so weil ich eben um einige Jahre älter bin, in verschiedenen Ländern gelebt habe und einen Beruf hatte Dank dem ich quasi die ganze Welt bereisen konnte. Ja, und dennoch nicht zu alt um mich nicht mehr daran erinnern zu können wie ich die Welt in Deinem Alter betrachtet habe. Allerdings zu einer Zeit wo vieles noch deutlich unbeschwerter war als heute.


    Was das Hier und Heute betrifft starb mein Mann am 23. Juni dieses Jahres nachdem ich ihn über 3 Jahre sehr intesiv gepflegt hatte in einem Hospiz. Ich wußte von Anfang an das er eine unheilbare und tödlich verlaufende Krankheit hatte und das sein Ende dabei war immer näher zu rücken. Dennoch hätte der Schock nicht tiefer sitzen können als ich mitten in der Nacht den Anruf vom Hospiz bekam das er im Schlaf gegangen war. Dies nach knapp 20 Jahre Ehe und einer sehr schlimmen Zeit miteiander wärend der letzten Jahre wo man in seinem Tod den Moment der großen Befreiung leicht hätte sehen können. Inwzischen sind bald 2 Monate vergangen und immer noch fühlt sich das Haus hier und da an als ob er noch einmal zurück kommen würde obwohl ich gleich nach seinem Tod angefangen hatte vieles komplett zu verändern.


    Lese ich Deine Postings lese ich zwischen den Zeilen immer wieder wie orientierungslos Du zur Zeit scheinst. Voll von Unmengen von Plänen aber nichts Konkretes dabei. Dich sehr viel voller guter Hoffnung auf Andere verlassend. Das ist aber ok so, denn als ich in Deinem Alter war wäre ich auch warscheinlich auf gut Hoffnung losmarschiert ohne Großartig an die Konsequenzen meiner hastig getroffenen Entscheidungen zu denken.


    Liebe Anja, wie gesagt hoffe ich das ich Dir nicht zu nahe getreten bin denn letztlich versuche ich nur Dich vor übereilten Entscheidungen zu bewahren.


    Sei liebevoll gegrüßt,


    Hanna

    Liebe Anja,


    ich schreibe Dir weil mich Deine Geschichte sehr berührt hat und Dir zusammen mit den Anderen den Rücken stärken möchte.


    Was Dein Haus betrifft vermute ich das es mit einem Kredit belastet ist denn Du nun meinst alleine nicht abwickeln zu können. Wäre ich an Deiner Stelle würde ich mich gut von der zuständigen Bank beraten lassen, denn es gibt die Möglichkeit den Kredit wo weit zu verlängern das die monatlichen Raten machbar sind. Das sage ich Dir nur weil auch ich nun alleine in unserem Haus sitze und es alleine finanzieren muß - und die Beratung von meiner Bank sehr hilfreich und ermutigend empfunden habe. Letztlich hat die Bank mehr davon wenn der Kredit irgendwann - wenn auch nur in sehr kleinen Häppchen - getilgt ist, als wenn die Immobilie in aller Eile und meist unter Wert verramscht wird. Und wenn Alles nicht hilft, hast Du schon 'mal daran gedacht eine kleine WG zu gründen? Dies würde Dir finanziell unter die Arme greifen und Du wärest nicht mehr ständig alleine in Deinem Haus.


    Mit Bezug auf Deine Reisepläne möchte ich Dir nur ganz heiß empfehlen Dir damit Zeit zu lassen bis Du die Gewißheit hast vor Nichts mehr weg-
    zurennen und/oder zumindest bis Du ein konkretes Ziel hast. Ein Ziel was Dich wirklich interessieren und begeistern würde und worauf Du 'Dich gut vorbereitet hast samt Plan B. Vor Allem würde ich nicht losreisen ohne eine gute Heimatbasis aufgebaut zu haben, denn egal wie toll die Reise war muß Dein Leben ja auch weiterhin gut darüber hinaus verlaufen. Das sage ich Dir weil ich selber einst den Fehler machte mich auf gut Hoffnung auf einen Arbeitsvertrag im fernen Ausland einzulassen. Plötzlich machte diese Firma pleite und ich mußte früher als geplant zurück. Ja, und da stand ich dann am heimischen Flughafen ohne eigene Unterkunft und kaum noch einen Cent übrig - und ohne Job. Es war ein echter Horrortrip denn auf die Dauer waren die Sofas meiner Freunde auch nicht der Renner.


    Liebe Anja, ich kann es Dir sehr gut nach empfinden das der Tod Deines Danny's Dir den Boden unter den Füßen weg gehauen hat und das Du am liebsten vielleicht Deinen Rucksack schnappen würdest um damit ans andere Ende der Welt abzuhauen - hoffend all Das was Dich nun so unendlich bedrückt zurück zu lassen. Anbei gesagt hätte ich auch Das am allerliebsten gemacht gleich nach dem Tod meines Mannes und als ich mich völlig überwältigt von der gesamten darauf folgenden Logistik fühlte. Aber es wäre ein Ausreißen gewesen blos um nach der Rückkehr von Allem erneut konfrontiert zu werden. Vor Allem auch von unserer gemeinsamen Vergangenheit und einem Haus was dann immer noch mit seinen persönlichen Sachen gefüllt gewesen wäre.


    Auch ich werde eine Reise machen sobald es sich finanziell machen lassen wird, aber immerhin werde ich bis dahin sagen können das ich den Tod meines Mannes wirklich verinnerlicht und mit unserer gemeinsamen Vergangenheit abgeschlossen habe. Das wenn ich wieder nach Hause komme ich in ein Haus treten werde was "mein" Zuhause ist und nicht das kaputte Unsrige. Und mit etwas Glück wird meine Reise dann dazu dienen neue Kraft und Lebensfreude zu tanken. Herauszufinden wer ich bin als nun Alleinstehende und in welche Richtung mein neues Leben gehen soll.


    Ich wünsche Dir viel viel Kraft gute Entscheidungen zu treffen und alles Liebe dazu,


    Hanna

    Liebe Juttap,


    eigendlich wollte ich die Mücke ins Bett machen aber dann fand ich Dein Posting und konnte nicht schlafen gehen ohne Dir zu sagen wie sehr Du mich zum Lachen brachtest.


    Ich weiß das ich Unmögliches von den Behörden erwarte und das es unrealistisch wäre zu glauben jetzt schon aus dem "Gröbsten" zu sein, Ehrlich gesagt würde Probleme mit meinem Spiegelbild haben wenn ich heute Nacht mit Hand auf dem Herzen sagen könnte das die Erlebnisse der letzten Zeiten und der Tod meines Mannes tatsächlich gegessene Sache sind. Und ich glaube das ich keine "likes" kassieren würde wenn ich heute Nacht vom gebuchten Karibik Urlaub und den schicken Klamotten die ich schon dafür gekauft habe schreiben würde. Finanziert von seinem Nachlaß versteht sich. Da hast Du es. Unter dem Strich hat Alles mit meinem totalen Verlust von Zeitgefühl zu tun. Möglicherweise weil sich mein Alltag nun nicht mehr um meinen Mann dreht der mich am Ende quasi rund um die Uhr auf Trab hielt. Wärend ich Dir schreibe ist es halb drei am Morgen. Das war meist der Zeitpunkt wo mein Handy klingelte und er seine Medikamente brauchte Dank extremer Atemnot und Panik. Der ungefähre Zeitpunkt wo das Krankenhaus mich anrief weil es ihm wieder so sehr schlecht ging.


    Liebe Juttap, oft genug merke ich an meinem Tagesablauf das mein altes Hamsterrad noch lange nicht den absoluten Stillstand erreicht hat. Immer wieder ertappe ich mich dabei das ich mein Handy im ganzen Haus mit mir herum schleppe.und aus der Haut fahre wenn es klingelt - fast heule vor Erleichterung wenn es "nur" Jemand ist der mit mir einen wichtigen Termin vereinbaren oder ändern will. Ach es gäbe so Vieles was ich zu Deinem Posting schreiben könnte, aber inzwischen hat auch mich die große Müdigkeit eingehohlt.


    Dir einen wunderschönen Sonntag und alles Liebe dazu,


    Hanna

    Liebe Juttap,


    Dir erst einmal ein dickes Namaste was ich Dir von Herzen überreiche da ich einst für fast ein Jahr in Indien lebte und Arbeitete und den Sinn dieses Wortes hautnah kennen lernten. Dies Dank Einheimischen die so unendlich wenig besaßen und mich dennoch immer wieder mit ihrer Gastfreundschaft, Herzlichkeit und tollen Mitarbeit von fremder Kultur zu fremder Kultur völlig überwältigten.


    Ja, wenn man gut gestrickt ist will man es Allen immer recht machen ohne selber auf der Strecke zu bleiben wobei ich glaube daß das wohl das größte Spagat ist was man in seinem täglichem Leben zu bewältigen hat. Blos um zu entdecken das es stehts Jemanden geben wird der was zu meckern hat egal wie sehr man sich bemüht hat. Wenn es mir heute im großen Ganzen wieder recht gut geht - bis auf sich ewig wiederhohlende Rückfälle - verdanke ich das einzig und alleine den tollen Menschen die sich für dieses Forum entschieden haben. Finde es echt super wie man einander den Rücken stärkt und Mut macht anstatt auf einander aus verfehlter Moralität herum zu hacken. Das ein Jeder trauern darf wie er mag und wenn er sich damit sehr schwer tut - wie es mein Fall ist - es auch ok ist. Hoch lebe das tolle virtuelle Sofa auf dem so viele von uns einen ruhigen, tröstenden und Kraft spendenden Platz gefunden haben.


    Namaste meine Liebe und alle Kraft die unsere Welt zu bieten hat,


    Hanna

    Liebe Petra,


    und nun bekommst Du auch noch meinen Senf dazu im Anschluß zu Amitola's Worten. Bin ja schließlich Eine von der Runde.


    Amitola hat hier einen sehr wichtigen Punkt für uns Alle angesprochen. Viel zu oft haben wir alle gemußt und ich kann es nur mit ganz großen Worten bestätigen wie anstrengend und kraftzehrend Das auf die Dauer ist. Meine Wenigkeit "muß" leider immer noch da meine Kämpfe mit Behörden und Papierkram leider immer noch nicht abgeschlossen sind. Es mag komisch klingen aber das kostet mich deutlich mehr Kraft als die Gefühle - oder der Mangel von Gefühlen - für meinen verstorbenen Mann.


    Ich kann es nicht in Worten fassen wie riesig ich mich auf den Tag freue wo ich Nichts mehr "muß" sondern frei entscheiden kann ob ich will oder nicht will. Der Tag wo ich nur noch den Verpflichtungen nach gehen werde die absolut notwendig sind. Das will aber erst einmal gelernt sein, denn letztlich wurde es uns Frauen ja schon seit der Steinzeit eingetrichtert wo unser Platz in der Gesellschaft ist. Die Frauenbewegungen und olle Emma haben mit aller Kraft voraus versucht Das für uns zu verändern, aber unter dem Strich sind wir jedoch stehts für ziemlich Alles verantwort-
    lich. Egal ob es um die Erziehung der Kinder, das leckere tägliche Abendessen, das Betreuen von Besuch oder selbst die Organisation einer Bestattung geht. Wir sind das vermeintliche schwache Geschlecht, und dennoch sollen wir stehts ziemlch Alles wuppen. Ja, und wenn tatsäch-
    lich 'mal was in die Hose geht ... dreimal darfst Du raten wer Schuld daran war.


    Liebe Petra, wie Amitola schon sagte ... trägt ein Jeder von uns besondere Fähigkeiten in sich. Und davon bist Du gewiß nicht ausgeschlossen.
    Immerhin haben wir heutzutage das große Glück in einem Zeitalter zu leben wo es auch für die reifere Generation unendlich viele Angebote gibt, die vor noch 10-15 Jahre undenkbar gewesen wären. Dabei denke ich z. B. an die Vermittlung für Granny Au-Pairs und im ehrenamtlichen Be-
    reich. Nicht zu vergessen die vielen Frauen die es noch im späteren Teil ihres Lebens gewagt haben auszuwandern und eigene Geschäftsideen zu verwirklichen. Dies sehr oft nach großen persönlichen Tragödien. Ich denke das man unter dem Strich nur bereit sein muß sich selber und das eigene Potential zu entdecken.


    In diesem Sinne Dir viel viel Kraft gegen die Resignation und für den gesunden Blick nach Vorne,


    Hanna

    Liebe Amitola,


    das ist ja genau der große Knackpunkt bei mir .... viel zu viel Grübeln, Hinterfragen und schlichtweg meine Achterbahnen der Gefühle überhaupt nicht wirklich im Griff zu haben und andere Male zu glauben es geht endlich voran.


    So bin ich Dir und diesem Forum unendlich dankbar einen Platz gefunden zu haben wo ich meinem Befinden freien Lauf lassen darf, denn sonst hätte ich niemanden der es wenigstens versuchen würde mich zu verstehen. Klar will ich mein Leben voll und prall leben, aber es ist eben sehr sehr schwer solange kein bester finanzieller Boden besteht. Kann dadurch Nichts planen und die wenigen übrig gebliebenen eigenen Ersparnisse müssen für das Dringenste herhalten bis ich nicht die Gewißheit habe das sein ausländischer Arbeitsgeber meine Rentenzahlung auf die Reihe bekommen hat. Tag für Tag der selbe Frust wenn ich sehe das die Verantwortlichen für meine existentielle Basis es nicht eilig haben endlich 'mal den Hintern hoch zu bekommen und so manches Mal habe das Gefühl das mein eigenes Leben immer mehr aus den Fugen gerät.


    Blos 'mal am Rande bemerkt, habe ich gestern erfahren daß das Testament schon am 25. Juli veröffnet wurde und das Nachlaßgericht es nicht für nötig empfand mich darüber zu informieren. Nun gondelt es angeblich bei einem anderen zustädnigem Amt herum wo man plant es mir irgend-
    wann 'mal zu schicken. Sein ausländischer Arbeitsgeber versemmelte meinen Rentenbescheid zweimal hintereinander und ehe die entgültige Bestätigung kam schickte man mir einen Brief an irgend einen Typen geschieben - aber mit meiner Adresse - den man bat erst einmal die Sterbe-
    urkunde meines Mannes zuzuschicken. So frage ich mich nun immer wieder ob man es bis zum Ende dieses Monats hinbekommen wird meine Rente an die korrekte Kontonummer zu überwiesen. Immerhin stehe ich nun vor 2 Monaten Kreditrückzahlungen für mein Haus, etlichen nun aus-
    stehenden Nebenkosten und die Bestatterin hat mir immer noch nicht ihre Rechnung geschickt auf die ich inzwischen echt gespannt bin.


    So denke ich das Du Dir nun gut vorstellen kannst wie schwer es mir z. Z. fällt zu leben, leben und leben wo mir im Grunde das Wasser hinter den Zähnen steht. Und das es mir ebenso z. Z. sehr schwer fällt großartige Entscheidungen zu fällen - geschweige denn irgend etwas zu planen. Erst recht wenn dann noch die ganzen Achterbahnen der Gefühle mit Bezug auf meinen Mann oben drauf kommen und mein ganzer Zustand verrückt spielt. Seit mein Mann ins Krankenhaus eingeliefert wurde habe ich ganze 12kg abgenommen Dank massiver Apetitslosigkeit trotz ständigem Heißhunger. Seit dem jeden Tag der selbe Spuk. Bereite mir vor auf was ich riesen Lust habe, freue mich darauf und schon nach 3 Happen ist Schluß mit lustig. Zwinge ich mich weiter zu essen dauert es nicht lange bis das Ganze im Klo landet und wenig später mich wieder der Heiß-
    hunger quält. Folgedessen fühle ich mich meist total schlapp auf den Beinen und so manches Mal überkommen mich heftige Heulattacken ohne das ich weiß warum. Unter dem Strich habe ich oft genug das Gefühl das mich nun der ganze Stress den ich wärend der Pflegezeit und der letzten Monate durchgemacht haben mich endlich mit voller Wucht eingehohlt haben. Und dennoch sind Ruhe und Entspannung wohl noch lange nicht in Aussicht wo noch so viel in ungewisser Schwebe steht.


    Liebe Amitola, Du kannst sicher sein das ich heute ganz anders da stehen würde wenn mein Mann mir mit etwas mehr Gerechtigkeit - wenn schon nicht mit Liebe - gegenüber gestanden hätte, und das Nachfolgende relativ problemlos seinen Weg gegangen wäre. Warscheinlch hätte ich inzwischen schon den ersten Urlaub gebucht, einige Kurse belegt und die Segel für komplett neue Wege gesetzt. Anbei gesagt hat mir Geld noch nie besonders viel bedeutet. Schon gar nicht als nötige Basis für Glück und innere Zufriedenheit, aber leider braucht man dennoch ein gewisses Quantum davon in unserer Welt um damit den ganz schnöden Alltag bestehen zu können.


    Wieder einmal danke ich Dir von Herzen für Deine liebevolle Unterstützung und den sehr wohligen Platz an Deiner Seite auf dem berüchtigtem Sofa.


    Dir alles Liebe dieser Welt,


    Hanna

    Liebe Amitola,


    Du hast ja so sehr recht wenn ich meine gestrige Reaktion auf sein Selfie nüchtern betrachte, und eigendlich auch wann immer ich an ihn mit Klos im Hals an ihn denke.


    Möglicherweise ist es auch ein angebohrener Wunsch wirklich trauern und an diesen Menschen mit Liebe denken zu können. wo es mir weiterhin noch so sehr schwer fällt es zu akzeptieren das er mich auf so kalkulierte Weise auf ziemlich allen Gebieten voll gegen die Wand fahren ließ. Dies obwohl ich weiterhin ständig mit dieser Realität konfrontiert bin wann immer ich zum Postkasten gehe oder notwendige Email aus seiner Heimat bekomme.


    Ich will keine Heulsuse sein, aber erst jetzt merke ich auch wie fix und fertig ich wohl physisch und seelisch bin was letztlich kein Wunder ist nach den sehr dramatischen letzten Monaten seines Lebens und all Dem was gleich danach auf mich hinzugekommen ist. Nicht zu vergessen das ich auch die 3 Jahre davor keinerlei Zeit und Ruhe hatte das Eine oder Andere etwas sacken zu lassen wo ich ständig zu funktionieren hatte. Habe dadurch völlig das Zeitgefühl verlohren und so ist es wohl auch kein Wunder das die Bilder seiner Krankheit und all dem extrem Bedrückendem was ich im Krankenhaus und Hospiz erlebte noch sehr frisch in meinen Erinnerungen sind. Nicht nur die Bilder seines Leidensweges sondern auch die von den vielen schwerstkranken Patienten die mir durch ihn begegnet sind. Ja, und dabei vergesse ich dann immer wieder das es noch keine 2 Monate her ist seit er verstorben ist.


    Wohl auch der Grund warum mich ständig eine riesige Ungeduld und innere Unruhe quälen weil mir Tage wie Wochen vorkommen und ich oft genug das Gefühl habe das Alles nur im Zeitlupentempo voran geht.


    Was das Thema Liebe angeht habe ich damit eher kein Problem meinem Umfeld und der Welt gegenüber, aber ob ich mein Herz noch einmal an einen Partner verschenken könnte bezweifle ich sehr. Hätte zu viel Angst wieder Teil von Zweisamkeit zu sein samt all den Verpflichtungen die so etwas früher oder später mit sich bringt. Habe immerhin das Glück zu Denen zu gehöhren die das Leben auch sehr gut mit sich selber genießen können egal ob es um einen Kinobesuch, Verreisen oder sonstige Unternehmungen geht. Nur alleine essen gehen fällt mir noch recht schwer, aber ich bin mir sicher das auch DAS nur eine Frage der Zeit sein wird bis das wieder klappt. Und dann würde sich auch noch die Frage stellen ob ein neuer Partner mit meinem ständigem Mistrauen und Drang für Zeit mit mir alleine auf Dauer umgehen könnte, denn sicher ist das ich nicht noch einmal Tisch und Bett mit jemandem teilen wollen würde. Habe ich Alles gehabt und irgendwann fing es an mich zu ersticken. Und Fern-
    oder Teilzeitbeziehung wäre auch Nichts für mich da ich das auch schon jahrelang gehabt habe und mich wärend dieser Zeit oft fragte warum ich eigendlich geheiratet hatte wo ich am Ende doch sehr viel alleine war aber eben nicht die Freiheiten einer echten Singlefrau hatte.


    Nun ja, liebe Amitola, vielleicht gehöhrt all Das auch zu meiner verdrehten Welt aber was das Letztere betrifft ist das etwas womit ich sehr gut leben kann und mich z. Z. auch nicht großartig beschäftigt.


    Ich wünsche Dir ein wunderschönes restliches Wochenende und alles Liebe dieser Welt dazu,


    Hanna

    Liebe Amitola,


    ich möchte zum Thema Musik uns Allen in diesem Forum ein Lied widmen was mich nun schon zum zweiten Mal sehr begleitet. Damit meine ich "Stark" von Ich + Ich.


    Immer wieder erwartet die Ausßenwelt von uns Trauernden stark wie Stahl zu sein, Alles bestens wegzustecken und unserne neuen Alltag mit Links zu wuppen. Und vermutlich Viele von uns tuen das auch um eben nicht als Weichei dazustehen. Ja, wir sind oft die Jenigen die am lautesten Lachen, gerne einen über den Durst trinken und schuften wie die Blöden - aber kaum Einer will es wissen wie es wirklich in uns aussieht. Wie wir uns fühlen wenn die Nacht kommt und Niemand da ist der uns zuhöhren würde.


    Ein Grund mehr warum auch ich mich hier im Forum so wundervoll aufgehoben fühle weil Keiner Angst hat seine Gefühle auszudrücken. Keiner Angst haben muß klein geredet, ausgelacht oder gar an den Pranger gestellt zu werden. Und wo ich schon einmal dabei bin, hätte auch ich ein Motto was mich nun sehr in meiner neuen Situation begleitet. Billy Idol sagte einst ... desdo weniger Gepäck um so weiter die Reise. Mit Gepäck meinte er bestimmt nicht den Samsonite Koffer sondern seine Vergangenheit. Und ich bin inzwischen sehr davon überzeugt das man nur ein gutes neues Leben beginnen kann wenn man mit der Vergangenheit gut abschließen konnte. Das man nur neue Wege gehen kann wenn die alten Koffer peu a peu geleert und dessen Inhalt gut sortirert wurde.


    Heute Abend hat mich wieder einmal meine Vergangenheit sehr eingehohlt und umgehauen, aber morgen ist ein neuer Tag und ich bin gespannt was er mir bringen wird und wie ich mich fühlen werde.


    Dir liebe Amitola und allen Anderen viele liebevolle Grüße,


    Hanna

    Hallo Allesamt,


    heute Abend hat es mich wieder einmal gut erwischt und wie schon so oft auf eine Weise auf die ich nicht vorbereitet war. Hatte einen wunderschönen Tag mit meiner Mutter und hatte mich sehr darüber gefreut das sie von sich aus beschlossen hatte demnächst in eine Seniorenwohnung mit Betreuung zu ziehen. Und dies zu meiner doppelten Freude sogar in meiner Nähe.


    Als ich nach Hause kam wuselte ich noch munter ein wenig im Garten herum um unseren schönen Tag gut sacken zu lassen und dann machte ich einen weiteren Anlauf mich mit dem Tablet vertraut zu machen was mein Mann mir hinterlassen hatte. Bin eben kein technischer Experte und Dank meiner Mutter entdeckte ich heute um 10 Ecken wie so ein Ding funktioniert, nachdem es mich schon hatte Blut schwitzen lassen um es überhaupt in Gang zu bekommen. Wie erwartet hatte er auch darauf alle seine Kontakte, Emails und persönliches Zeugs restlos gelöscht. Genau wie auf seinem Laptop und Handy. So "surfte" ich ein wenig herum um mich mit dem Teil etwas vertraut zu machen, und entdeckte dadurch eine Foto Datei. Als ich sie öffnete haute es mich voll um. Es war ein Selfie was er von sich selber wenige Stunden vor seinem seinem Tod gemacht hatte. Mich freundlich anschauend wie ein letzter Abschiedsgruß.


    So könnt Ihr Euch sicherlich vorstellen wie wenig es brauchte bis mir die letzen gemeinsamen Monate, Wochen und Tage wieder mit aller Wucht hoch kamen. Ehe ich mich versah hatte ich den etwas süßlichen Geruch des Hospizes wieder in der Nase, höhrte seine so sehr schwach ge-
    wordene Stimme in meinen Ohren und sah ihn als völlig zusammen gefallenes Etwas vor mir sitzen. Ja, und dann ging die Erinnerungsmaschiene-
    rie auch schon auf unaufhaltsame Weise los ... die Nacht wo ich von seinem Tod erfuhr, wie er in seinem Zimmer vor mir lag, die Verabschiedung im Hspiz und seine Bestattung. Wo ich wärend der letzen Zeiten schon so stolz auf mich gewesen war aus dem "Gröbsten" rauszusein, hohlte mich heute Abend Alles wieder ein. Ein Teil von mir wollte sich an all die so riesigen Enttäuschungen die er mir beschehrt hatte festhalten. Der Andere verspührte nur eine riesige Traurigkeit und Mitleid dem gegenüber was seine Krankheit aus ihm gemacht hatte.


    Ein Teil von mir würde sonst etwas dafür geben um ihn wieder zu haben, aber dann wiederum sprechen die Realität unserer Beziehung eine ganz andere Sprache. Und so hat mich das ganze emotionale Spagart zwischen zwei völlig verschiedener Ebenen wieder und wie immer tut es riesig weh.


    Das nun das Wochenende begonnen hat hilft mir auch nicht besonders weiter, weil das die Zeit ist wo Ruhe einkehrt und die Welt um mich herum mit sich selber beschäftigt ist. Geht es Euch oft auch so das man sich auf die neue Woche freut wo Alles wieder seinen Weg geht und es nicht an Aufgaben und Beschäftigung fehlt?


    Ehe ich schließe möchte ich noch diesem Forum von ganzem Herzen danken das es eine Stelle geschaffen hat wo man seinen Emotionen freien lauf lassen darf ohne ausgelacht oder an den Pranger gestellt zu werden.


    Euch ein schönes und hoffentlich weniger trauriges Wochenende, und alles Liebe dazu,


    Hanna