Liebe Angie,
wollte Dir nur sagen das es mir von Herzen leid tut das Du nun obendrein auch noch in solch eine abscheuliche Situation verwickelt bist - die Du mit Sicherheit nicht verdient hast.
Deine Wut und Deinen Frust kann ich auch nur all zu gut verstehen, denn seit ich vor gut acht Jahren nach Deutschland zurück gekommen bin habe ich so da gestanden wie eine Ausländerin die zum ersten Mal die hiesige Grenze überschritten hatte. Als ich zur Agentur für Arbeit ging sagte man mir ich solle alle meine im Ausland erworbenen Zeugnisse noch einmal hier zu Lande nachmachen ehe man mit mir über einen möglichen Einstieg in die Arbeitswelt reden würde. Als bei uns die Scheidung lief war es unüberschaubar das mein Mann mich prellen wollte wo es nur ging. Dennoch war jeder Anwalt zu dem ich ging glücklich mir das Geld für die Erstberatung abzuknöpfen - um mich dann fallen zu lassen wie eine heiße Kartoffel sobald sie erkannten da bei mir kein großes Geld zu hohlen war. Ja, und als er anfing mich immer heftiger zu bedrohen bis zum Todschlag lachte mich die Polizei - Dein Freund und Helfer - herzlich aus als ich aus lauter Angst dort hin ging. Hatte ja schließlich nicht einmal einen kleinen blauen Fleck vorzuweisen, wußte aber das mein Mann extrem unberechenbar werden konnte wenn er die Kontrolle über sich verlohr.
Ja, ich muß Dir leider recht geben das man meist sehr alleine in diesem sogenanntem Rechtsstaat da steht, und nicht umsonst habe ich heute meine Rechtsschutzversicherung storniert. Ich hatte nach gefragt ob sie im Fall eines Erbschaftsstreites - der nun mit großer Warscheinlichkeit auf mich zukommen wird - eingreifen würde. Die Antwort war das man mir nur die Erstberatungskosten erstatten würde und ehrlich gesagt würde mir das herzlich wenig helfen. So bin ich nun gespannt in wie fern mich seine Sippschaft aus dem Ausland bedrohen wird, denn immerhin hat er der ja vorgegaukelt das nach seinem Tod der goldene Pott zu hohlen wäre.
Und zu guter Letzt ... wovon ich auch nicht begeistert bin ist die enorme Langsamkeit der zuständigen Behörden hier zu Lande. Ehe ich seine Sterbeurkunde vom Standesamt abhohlen konnte verging fast ein Monat. Und immer noch warte ich nun darauf das irgendwann bald 'mal das Testament eröffet werden wird was er in meinem Beisein notariel hatte hinterlegen lassen. Unter dem Strich weiß ich ja das ich einzige Erbin bin, aber dennoch verleitet es mir ein mulmiges Gefühl inzwischen ziemlich alles Wichtige übernommen zu haben (denn irgendwie mußte es ja weiter-
gehen) ohne die schriftliche Bestätigung zu haben daß das Alles rechtsmäßig ist. Nicht zu vergessen das seine Sippschaft mich nun ständig bearbeitet weil die ab dem Tag seines Todes angefangen hatte das vermeintlich große Geld zu zählen.
Ich wünsche Dir viel Kraft und vor Allem Durchhaltevermögen und starke Nerven.
Dir alles Liebe,
Hanna