Beiträge von Hanna63

    Liebe Angie,


    wollte Dir nur sagen das es mir von Herzen leid tut das Du nun obendrein auch noch in solch eine abscheuliche Situation verwickelt bist - die Du mit Sicherheit nicht verdient hast.


    Deine Wut und Deinen Frust kann ich auch nur all zu gut verstehen, denn seit ich vor gut acht Jahren nach Deutschland zurück gekommen bin habe ich so da gestanden wie eine Ausländerin die zum ersten Mal die hiesige Grenze überschritten hatte. Als ich zur Agentur für Arbeit ging sagte man mir ich solle alle meine im Ausland erworbenen Zeugnisse noch einmal hier zu Lande nachmachen ehe man mit mir über einen möglichen Einstieg in die Arbeitswelt reden würde. Als bei uns die Scheidung lief war es unüberschaubar das mein Mann mich prellen wollte wo es nur ging. Dennoch war jeder Anwalt zu dem ich ging glücklich mir das Geld für die Erstberatung abzuknöpfen - um mich dann fallen zu lassen wie eine heiße Kartoffel sobald sie erkannten da bei mir kein großes Geld zu hohlen war. Ja, und als er anfing mich immer heftiger zu bedrohen bis zum Todschlag lachte mich die Polizei - Dein Freund und Helfer - herzlich aus als ich aus lauter Angst dort hin ging. Hatte ja schließlich nicht einmal einen kleinen blauen Fleck vorzuweisen, wußte aber das mein Mann extrem unberechenbar werden konnte wenn er die Kontrolle über sich verlohr.


    Ja, ich muß Dir leider recht geben das man meist sehr alleine in diesem sogenanntem Rechtsstaat da steht, und nicht umsonst habe ich heute meine Rechtsschutzversicherung storniert. Ich hatte nach gefragt ob sie im Fall eines Erbschaftsstreites - der nun mit großer Warscheinlichkeit auf mich zukommen wird - eingreifen würde. Die Antwort war das man mir nur die Erstberatungskosten erstatten würde und ehrlich gesagt würde mir das herzlich wenig helfen. So bin ich nun gespannt in wie fern mich seine Sippschaft aus dem Ausland bedrohen wird, denn immerhin hat er der ja vorgegaukelt das nach seinem Tod der goldene Pott zu hohlen wäre.


    Und zu guter Letzt ... wovon ich auch nicht begeistert bin ist die enorme Langsamkeit der zuständigen Behörden hier zu Lande. Ehe ich seine Sterbeurkunde vom Standesamt abhohlen konnte verging fast ein Monat. Und immer noch warte ich nun darauf das irgendwann bald 'mal das Testament eröffet werden wird was er in meinem Beisein notariel hatte hinterlegen lassen. Unter dem Strich weiß ich ja das ich einzige Erbin bin, aber dennoch verleitet es mir ein mulmiges Gefühl inzwischen ziemlich alles Wichtige übernommen zu haben (denn irgendwie mußte es ja weiter-
    gehen) ohne die schriftliche Bestätigung zu haben daß das Alles rechtsmäßig ist. Nicht zu vergessen das seine Sippschaft mich nun ständig bearbeitet weil die ab dem Tag seines Todes angefangen hatte das vermeintlich große Geld zu zählen.


    Ich wünsche Dir viel Kraft und vor Allem Durchhaltevermögen und starke Nerven.


    Dir alles Liebe,


    Hanna

    Liebe Ute,


    nach dem Lesen Deiner Geschichte verstehe ich nun erst recht Dein Wechselbad der Gefühle, denn wenn Du die Meinige gelesen hast sind sich unsere Schicksale recht ähnlich. Mit dem einzigen großen Unterschied das mein Mann über drei Jahre lang an einer unheilbaren und tödlich ver-
    laufenden Krankheit litt und nicht plötzlich und völlig unerwartet starb. Und auch bei Dir ist Alles noch mehr oder weniger so frisch wie bei mir.


    Ja, ich kann Deine Wut und Traurigkeit sehr gut nach empfinden, denn das Pendeln zwischen all dieser Gefühle ist nun auch zu meinem täglichen Brot geworden. Genau wie Du werde auch ich es wohl nie verstehen können warum er mir mit so viel Verlogenheit und eiskalt kalkulierter Verant-
    wortungslosigkeit gegenüber stand und dies bis zum Tag seines Todes als ich ihn ein letztes Mal besuchte. Dabei will mir sein liebevoller Blick nicht aus dem Kopf gehen als er mir die Hand hielt und mir sagte ich solle mir keine Sorgen machen, denn er habe für Alles bestens vorgesorgt - genau wissend das er mir überall Schuldenberge und die grauenvolle Entdeckung seines Doppellebens hinterlassen hatte. Da hast Du es. Auch mein Mann konnte hin und wieder sehr liebevoll, fürsorglich und liebenswert zu mir sein, was mich dummerweise immer wieder hoffen ließ das vielleicht doch noch Alles wieder gut werden könnte.


    Liebe Ute, vermutlich genau wie Du versuche ich immer wieder mir die Häßlichkeit dieser Tatsachen so zurecht zu rücken damit ich mit ihnen eini-
    germaßen leben kann, aber unter dem Stricht gibt es dabei eben Dinge die sich um keinen Preis schön reden lassen. Du stellst Dich die Frage ob es vielleicht besser wäre Alles einfach ruhen zu lassen, aber meiner Meinung nach kann das zu einem gefährlichem Spiel werden wo unverar-
    beitetes Einen am Ende doch immer wieder einhohlt. Ich selber beschloß nach der ersten großen Ernüchterung mich mit seinem Doppelleben auseinander zu setzten. Nach dem Motto ... was ich weiß macht mich nicht mehr heiß. Du kannst sicher sein daß das ein sehr erschlagender Weg für mich bisher gewesen ist, in seinem nun vergangenem Leben herum zu wühlen, aber ich muß dazu sagen das es auch hier und da eine Menge Erleichterung gebracht hat. Damit meine ich das ich dadurch so manche Fragen in meinem Kopf beantworten und abhaken konnte. Ich bin noch lange nicht mit all seinen Machenschaften durch, aber habe gemerkt das mich nun jede neue Entdeckung immer weniger umhaut und mich immer weniger überrascht.


    So möchte ich Dir es heiß empfehlen es genauso zu tun anstatt den den Kopf in den Sand zu stecken, denn vermutlich wird Dir auch Das sehr helfen Deiner Trauer ein konkretes Gesicht zu geben, und Dir helfen wieder nach Vorne gucken zu können. Du kannst sicher sein das auch mich oft genug eine tiefe Trauer im Griff hat, aber sobald ich mir das ganze Ausmaß seiner Verlogenheit vor Augen halte geht die auch recht schnell wieder vorbei und ehe ich mich versehen habe steht vor mir die große Existenzangst die ich einzig und alleine ihm und seinen Machenschaften ver-
    danke.


    In diesem Sinne wünsche ich Dir viel viel Kraft und den Mut den Weg zu gehen auf dem ich mich befinde. Es ist gewiß kein Leichter, aber er wird am Ende damit belohnt sein das es Nichts mehr geben wird was Einen irgendwann wieder einhohlen wird. Ich kenne Dich nicht persönlich aber vermute das auch Du Dich nicht auf ewig Dich mit einer sehr enttäuschenden Vergangenheit quälen möchtest.


    Dir viele liebe Grüße,


    Hanna

    Liebste Petra,


    ja, es ist auch sehr wohltuend für mich in Dir einen Menschen gefunden zu haben der es wenigstens versucht zu verstehen was mit mir los ist. Und wie Du es selber sagtest, oft findet man dieses Verständnis am aller Wenigten bei der eigenen Familie oder dem eigenen Freundes-Bekanntenkreis. Meine Mutter war zu erst hell von meinem Mann begeistert, aber als die ersten "Greultaten" ans Tageslicht kamen fing sie ihn wortwörtlich zu verabscheuen. Folgedessen kann/will sie nicht verstehen wie ich empfinde weil es für sie nur das Eine gibt ... die pure Freude das er nun unter der Erde ist. Selbige Reaktion mehr oder weniger von meinem Umfeld - mit Ausnahme meiner ehemaligen Hospizbegleiterin die nun auch darüber hinaus für mich weiterhin da ist.


    Was das erneute Anbandeln mit dem Ex betrifft hoffe ich das ich Dich da nicht riesig enttäusche wenn ich Dir sagen würde das ich meinen Mann gewiß nicht wieder zurück nehmen würde wenn er noch einmal wieder kommen könnte. Dies nicht weil in mir ein unheilbarer Haß lebt, sondern weil ich im Verlauf der letzten Jahre immer wieder entdecken mußte das Menschen sind was sie sind. Sie mögen sich etwas verbiegen können damit Alles happy bleibt, aber unter dem Strich verändern sie sich nicht. Wer einmal fremd gegangen ist wird es früher oder später wieder tun, und wer trinkt, zockt oder maßlos frißt wird irgendwann seinen Angewohnheiten wieder verfallen. Wenn ich meinem Mann immer wieder Chancen gab tat ich es nur weil er eben die große Liebe meines Lebens war, aber inzwischen habe ich es verinnerlicht das er sich nie verändert hätte - schon gar nicht meinetwegen - wo die übliche Schiene doch stehts so viel einfacher und bequemer war.


    Und das ist auch Teil meiner Trauer, bzw. das ich so sehr lange gebraucht hatte um das endlich einmal zu kapieren. Was Schuldgefühle betrifft, bringen sie was wo man doch das Geschehen nicht mehr ungeschehen manchen kann? Oft genug fragt man sich ob die Dinge anders gelaufen wären wenn ... aber letztlich hat man nicht nicht in dem Menschen drin gesteckt den man verlohren hat. Leider gibt es nun 'mal Dinge im Leben die man beim besten Willen nicht steuern kann.


    Meine Worte mögen nun resigniert klingen, aber wärend ich heute wie eine Wilde auf meiner Leiter den Pinsel schwingend herum turnte gingen mir erneut tausende von Gedanken durch den Kopf in Richtung ... wieso, weshalb, warum. Ja, und irgendwann wurde mir sehr bewußt wie unendlich anstrengend das ist ständig Antworten finden zu wollen die auch Nichts mehr ändern würden wenn man sie gefunden hat.


    LIebe Petra - die angehende Freundin - ich mache jetzt Schluß denn meine PC Ecke ist in der Dachetage und ich bin quasi am Zerfließen wärend mein Laptop am glühen ist. Ich weiß nicht wie gut oder schlecht Du mit diesen enormen Hitzewellen umgehen kannst, aber mich hauen sie völlig um. Es mag verrückt klingen, aber ich freue mich schon riesig auf den Altweibersommer wo es noch schön warm ist, aber man nicht mehr dauer-
    saunieren muß sobald man auch nur die kleinste Bewegung macht.


    Sei liebevoll gedrückt,


    Hanna

    Liebe Ute,


    Dir erst einmal mein allerherzlichstes Beileid und eine großes Hallo von mir. Wie sehr gut kann ich Deine Achterbahn der Gefühle verstehen, denn unter dem Strich glaube ich das es recht wenig ausmacht ob man sich auf den Tod seines Partners vorbereiten konnte oder nicht. Unter dem Strich haut es ein Jedem dennoch den Fußboden unter den Füßen weg.


    Auch für mich ist das wieder Alleinstehend sein noch sehr frisch denn mein Mann verstarb am 23. Juni nachdem ich ihn über 3 Jahre lang zuhause gepflegt hatte im Hospiz. Ich ahnte wärend seiner letzten Tage daß das Ende eine Frage von Wochen oder gar nur Tagen sein würde, und dennoch riß es mich völlig aus den Fugen als gegen 03:30 mein Handy klingelte und man mir sagte er wäre friedlich im Schlaf geganten. Danach saß ich eine gefühlte Ewigkeit im Dämmerlicht des anbrechenden Tages wie gelähmt und versuchte akriebisch mir klar zu machen das ich den Anruf nicht geträumt hatte und das es von diesem Traum kein Aufwachen gab.


    Inzwischen sind einige Wochen vergangen, und nach seiner Bestattung und der Bewältigung des Wesentlichem merke ich wie etwas Ruhe peu a peu am einkehren ist. Ja, und auch ich pendle nun täglich zwischen großer Traurigkeit, Wut (denn er hinterließ mir heftige Schulden und das Ent-
    decken eines Doppellebens von dem ich keinerlei Ahnung hatte), einer sich immer wieder drehenden Gedankenmühle und dem Versuch mein eigenes Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Für mich eine recht große Herausvorderung da ich es seit knapp 20 Jahren nicht mehr anders kannte als im "wir" und "uns" zu leben und wo sich für die letzten 3 Jahre + sich Alles nur noch um meinen Mann, seine Krankheit und seine best möglichste Versorgung drehte.


    Liebe Ute, ich bin keine Expertin für Lebensentwürfe, und kann Dir nur vermitteln wie ich nun meine neue Situation angehe. Das Erste was ich ge-
    macht habe als verstarb war all seine persönlichen Sachen aus meiner Schußlinie zu räumen um nicht ständig an die Entgültigkeit der Dinge er-
    innert zu werden. Wärend ich schreibe mache ich gerade eine kleine Pause denn kurz nach seiner Bestattung fing ich radikal an das Haus zu re-
    novieren um eben nicht Gefahr zu laufen mich in der Vergangenheit einzurichten. Du kannst sicher sein das dies mir oft sehr sehr schwer gefallen ist, aber jetzt wo ich die Veränderungen sehe fühlt es sich gut an zu "meinem" Zuhause zurück zu kehren, anstatt immer wieder mit sämtlichen Erinnerungen an die letzten Jahre konfrontiert zu werden.


    Inzwischen bin ich auch schon zweimal mit mir alleine essen gegangen und ich gestehe das ist mir sehr schwer gefallen. Bin aber zuversichtlich das es mir mit dem Vergehen der Zeit immer einfacher fallen wird, denn schließlich habe ich keine Lust darauf ewig zu warten bis Jemand 'mal Lust hat mit mir zusammen auszugehen. Schließlich habe ich keine Familie oder einen Bekanntenkreis da all Das wärend der Zeit wo er so sehr krank wurde wegbrach. Dennoch gestatte ich mir die Zeit die es brauchen wird meine Trauer, die vielen Enttäuschen und innere Wut zu verarbei-
    ten. Setze mich nicht unter Druck partout Neues anzufangen so lange mir nicht danach ist. Und wenn ich Lust habe unter die Leute zu gehen dann tue ich es einfach.


    Liebe Ute, ich denke daß das Wichtige ist das man sich nicht gehen läßt und sich den Satz ... Nichts macht mehr Sinn verschreibt. So hart es klingen mag, ändert das Nichts an der Situation das man plötzlich wieder alleine da steht. Familie, Bekannte und Freunde können vielleicht hier und da etwas helfen und trösten aber sie können Dein Leben nicht für Dich leben. Und wenn man wieder Freude am Leben empfinden kann, dann tut man doch letztlich nur was der Verstorbene auch gemacht hätte wenn ihm die Chance gegeben wäre. Schließlich hat man ja nur das EINE Leben, und wenn man nichts Tolles daraus macht wäre Das doch eine riesige Verschwendung von dem was der Andere verlohren hat.


    In diesem Sinne wünsche ich Dir viel Kraft und alles Liebe dazu,


    Hanna

    Liebste Petra,


    wie sehr hast Du mir wieder einmal aus der Seele geschrieben, und wie sehr scheinst Du ähnliches in Deiner einstigen Beziehung erlebt zu haben wie ich. Genau mit den selbigen Gefühlsachterbahnen, der Reaktion vom Umfeld und dem großen Leiden zwischen Hoffnung, Enttäuschungen und erschlagender Angst. Scheint ein Mensch zu sein der meine Wunden der Vergangenheit tatsächlich mehr als die restliche Welt nach empfinden und verstehen kann. Ebenso wie die Frage aller Fragen ob man bleibt oder geht die nicht betroffene Menschen stehts so klar wie Klosbrühe beantwortten würden.


    Wo Du Dich oft für den heimischen Kravall geschämt hast, erlebte ich es so das die gesamte Nachbarschaft immer wieder herrlichst wegschaute obwohl es kaum zu übersehen und zu überhöhren war was sich oftmals bei uns abspielte. Genau wie Du baute ich immer wieder auf Neues die Hoffnung auf das sich vielleicht doch noch Alles zum Guten wenden würde sobald er erneut eine "gute" Phase hatte. Ja, und Scheidung war für mich kein Thema da ich wußte das er die Mittel hatte mich gnadenlos fertig zu machen und den sozialen Abgrund runter zu jagen. Das mag materialistische klingen, aber gerne würde ich dem Jenigen begegnen der im Namen einer komplett mittlelosen Freiheit freiwillig ins offene Messer rennen würde so lange noch ein paar Funken Hoffnung übrig waren. Es mag böse klingen, aber als er mich von einem Tag auf den nächsten ver-
    ließ sah ich darin einen Weg der mit etwas Glück zu einer friedlichen Trennung führen könnte mit der wir Beide einigermaßen glücklich hätten weiterleben können. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet das genau danach all seine Brutalität zum Vorschein kommen würde und er ganz und gar nicht daran interessiert war diese Sache auf friedliche Weise zu enden - obwohl ich ihn ohne Tamtam oder Vorwürfe hatte ziehen lassen.
    Ganz im Gegenteil. An allen Ecken und Kanten arbeitete er daran mich komplett mittlellos auf die Straße zu jagen, wissend das ich durch mein ganzes Leben im Ausland nicht einmal den Anspruch auf Sozialhilfe und später auf eine winzige staatliche Rente gehabt hätte. Nicht zu verges-
    sen das ich obendrein noch riesige Restschulden von unserem Haus an der Hacke gehabt hätte, da Miteigentümerin.


    Um eine lange Geschichte kürzer zu machen höhrte seine Bosheit auch nicht auf als er mit seiner Krankheit wieder bei mir einziehen durfte. Eines Abends wollte er mir seine Haushälfte aus lauter Liebe und Dankbarkeit überscheiben. Inzwischen hatte ich jedoch schon genug mit ihm durchgemacht um auf diesen üblen Trick reinzufallen, und wenn ich heute zurück denke vermute ich daß das der Grund war warum er mich danach so unendlich gehaßt hat. Schließlich hätte ihm meine Einwilligung es ermöglicht bei Nacht und Nebel Deutschland schuldenfrei zu verlas-
    sen - mich auf dem gesamten Kredit für das Haus sitzen laßend ohne einen einzigen Cent in der Tasche da sein ausländischer Arbeitsgeber ihm seine Rente auch nach Timbuktu überwiesen hätte. Schließlich wußte er ja das seine Krankheit unheilbar war und vermutlich plante er die Zeit die ihm noch bleiben würde irgendwo im sonnigen Ausland in Saus und Braus zu verleben. Ja, und dadurch das ich nicht auf sein "Deal" einging mit den Worten das ich seine Haushälfte doch sowieso nach seinem Tod erben würde, machte ich ihm wohl den ultimativen Strich durch seinen gran-
    diosen Plan.


    Und dennoch nimmt mir das nicht die heutige Traurigkeit das er für immer gegangen ist, weil er auch für mich die große Liebe meines Lebens ge-
    wesen war. Weil ich ihn auch als einen Menschen kennen gelernt hatte mit dem man Pferde stehlen konnte, der durch seinen Beruf nicht nur ein interessanter Mensch war sondern auch ein interessantes Leben führte. Einer durch den ich Dinge erlebte von denen die Meisten nur träumen würden - und Das in noch recht jungen Jahren. Eben der Mensch den ich zu oft noch sehr vermisse - gewiß nicht den der mir so viel Ungutes beschehrt hat.


    Du hast wenigstens das Glück heute Deinem Ex als Freund zu begegnen. Oft frage ich mich ob sich vielleicht doch noch was zum Guten wenden würde wenn er noch einmal zurück kommen könnte. Ja, und dann muß ich mich immer wieder mit der sehr ernüchternden Antwort aus einander-
    setzen das es dann doch nur wieder eine Frage der Zeit wäre bis die alte Mühle wieder von Vorne losgehen würde. Und das hilft mir so manches Mal wieder den Weg in mein heutiges Leben zu finden bis es mich erneut erwischt. Eben ein ewiges hin-und her was mich irgendwie nicht los lassen will.


    Liebe Petra, gerade sehe ich wie ellenlang meine Post an Dich geworden bin und hoffe ich habe Dich nicht damit erschlagen. Wie so oft im Forum gesagt hilft es manchmal doch recht gut über seinen Kummer reden zu dürfen ohne dafür belächelt oder an den Pranger gejagt zu werden. Anbei gesagt ist es mir damals genauso ergangen wie Dir, bzw. das ich irgendwann nicht mehr das Selbstwertgefühl und die Kraft hatte mich von meinem Mann konsequent zu trennen. Schließlich gab es ja auch Keinen in meinem ganzen Umfeld der Verständnis für meine Entscheidung ge-
    habt hätte wo er doch überall so unendlich beliebt war, und stehts als harmloser, liebevoller und fürsorglicher Kuschelbär bekannt war.


    In diesem Sinne, Dir eine tolle neue Woche und auf das wir Beide es zusammen packen werden. Sei in Gedanken doll und liebevoll gedrückt,


    Hanna

    Liebe Petra,


    menno hast Du mir jetzt aber eine Freude mit Deiner Mail gemacht, hoffend das es Dir gut ergeht und auch Du einen schönen warmen Sommerabend genießen kannst.


    Tja, auch ich gehöhrte einst zu Denen die Leine zogen wann immer eine Beziehung nicht mehr paßte - auch der Grund warum ich erst recht spät heiratete. Ich glaube das ich die Schattenseite meines Mannes für sehr viele Jahre einfach nicht wahr haben wollte, wo er es immer wieder wußte zur rechten Zeit seinen Sonnenseite zu zeigen. Ich gestehe ich bin auch wiederum ein Mensch der immer wieder bereit ist seinem Gegenüber eine Chance zu geben wenn ich sehe das er/sie sich bemüht - genau Das was Einen wohl in den Augen Anderer zum naiven Dummchen macht. Der Grund warum mein Mann es auch nie für nötig hielt etwas an seinem Verhalten zu verändern weil er wußte das klein Doofie immer wieder auf seine Maschen reinfallen würde.


    Was das HIer und Heute betrifft habe ich beschlossen mir jetzt erst einmal eine große Außzeit von Mitmenschen zu gönnen, um in aller Ruhe wieder eigenen Boden unter den Füßen zu finden und um wirklich frei entscheiden zu können in welche Richtung nun mein Leben gehen wird. Ja, will mir eine Auszeit von Verpflichtungen und irgen welchen Bindungen gönnen - auch um herauszufinden wer ich eigendlich bin und was ich von meinem Leben will.


    Anbei gesagt kann ich es nicht in Worte fassen wie unendlich es mir leid tut was Du durchgemacht hast. Ich hatte immerhin das Privileg mich von meinem Mann - der zwar sehr sehr müde aber immerhin noch ansprechbar war - zu verabschieden. Dennoch tut es immer noch irre weh wenn ich daran denke das er mich am selbigen Abend noch einmal angerufen hatte und ich nicht wußte das es das letzte Mal sein würde das ich seine Stimme höhren würde. Ja, es tut mir sehr weh wenn ich mich erinnere das ich ihm nicht meine volle Aufmerksamkeit geschenkt hatte weil ich zu dem Zeitpunkt Besuch hatte. Ich weiß ich habe mir da keine Vorwürfe zu machen, aber dennoch bereue ich das immer noch sehr. Als ich ihn am Tag nachdem ich die Todesnachricht erhalten hatte besuchte hatte ich das Privileg das man ihn so aufgebahrt hatte das er aussah als ob er nur ein Nickerchen machen und jeden Moment aufwachen würde. Dennoch verfolgt mich bis heute sein Blick denn als er vor mir lag hatte er ein Auge halb geöffnet weil es den Pflegern nicht gelungen war es zu schließen.


    Liebe Petra, ehrlich gesagt merke ich eigendlich erst jetzt wie völlig erfolglos meine Arbeit gewesen war keine großen Gefühle mehr für ihn zu ent-
    wickeln nachdem er von seiner Affaire wieder nach Hause kam. Kann es nicht in Worte fassen wie unendlch quälend diese ständige Achterbahn der Gefühle ist. Dieses dauernde Pendeln zwischen Wut, Frust, Enttäuschung und nicht wirklich mit der Entgültigkeit seines Todes klar kommen.
    All Dem zum Trotz bin ich heute Abend mit mir alleine essen gegangen, aber kaum saß ich da unter all den Pärchchens und munteren Grüppchen war es auch schon vorbei mit all dem Mut den ich zusammen gerafft hatte. Nun ja, den Rest verpaßte mir ein älteres Paar was sich an den Tisch neben mir setzte. Er saß ihm Rollstuhl komplett mit Nasenbrille und Sauerstoffzufuhr von denen auch mein Mann so sehr abhängig geworden war.
    Ja, und dann dauerte es nicht viel bis mir Alles wieder hochkam und ich froh war das ich inzwischen aufgegessen hatte und gehen konnte.


    Was soll's. Genau wie für Dich muß das Leben irgendwie weiter gehen und vom sich verkriechen wird bestimmt Nichts besser werden. Genau wie wohl bei Dir habe ich nun nur noch meine liebe Hospizbegleiterin die wirklich versteht was mit mir los ist, wärend die restliche Welt meint ich sollte keinen Grund haben um einen Menschen zu trauern der mich immer wieder belogen, betrogen und hintergangen hat. So bin ich froh den morgigen Sonntag wieder mit mir alleine zu sein um an meinem Haus arbeiten zu können. Das ist immer wieder gute Therapie für mich wo ich mich für Nichts rechtzufertigen habe egal wie es mir gerade dabei geht.


    Tut mir leid das ich Dir heute Abend ein paar Strophen vorgeheult habe, aber so ist nun 'mal mein Empfinden zur Zeit. Morgen ist ein neuer Tag und ich bin gespannt was er bringen wird. Sei allerliebst in Gedanken gedrückt und mir einer großen Portion Kraft versehen,


    Hanna

    Hallo liebe Petra,


    erst einmal Dir vielen lieben Dank für Deine Post über die ich mich sehr sehr gefreut habe. Habe da wohl eine Seelenschwester in Dir gefunden wenn es darum geht Anderen zu helfen ohne deren Absichten all zu sehr zu hinterfragen bis es zu spät ist.


    Ich weiß nicht ob Du es auch so erlebt hast, aber leider gibt es genug Menschen in unsere Welt die schnell Gutmütigkeit, Hilfsbereitschaft und Nachsicht mit Dummheit verwechseln und das gerne ausnutzen. Erst recht wenn sie entdeckt haben das man Eine ist die keine halben Sachen macht und letztlch nur helfen will. Leider gehöhrte mein Mann dazu, denn er wußte das er sich bis zu seinem letzten Atemzug blind auf mich ver-
    lassen konnte, und er machte leider auch den Fehler mich für ein Dummchen zu halten weil ich stehts seine Frust-und Wutausbrüche, Schikanen und sonstige Dreistigkeiten still schweigend wegsteckte da meist viel zu beschäftigt mich um sein gesundheitliches Wohlergehen zu kümmern um mit ihm immer wieder streiten zu wollen.


    LIebe Petra, ich kann Dich sehr gut verstehen wie schwer es Dir manchmal fällt anderen Menschen gegenüber Grenzen zu ziehen. Auch ich tat mich einst sehr schwer damit weil ich meist das Versagen in mir selber suchte. Wollte das Verhalten Anderer nicht war haben. Heute jedoch habe ich es deutlich besser im Griff zu entscheiden wie weit ich Jemanden an mich heran lasse. Für mich kam nämlich der große Wendepunkt als mein Mann peu a peu zum Pflegefall wurde. Staunte nicht schlecht wie schnell die Welt um mich herum sich von mir verabschiedete weil ich durch meine immer heftiger werdenden heimischen Verpflichtungen angeblich langweilig geworden war. Am Anfang hat mich das ziemlich umge-
    hauen, aber dann dauerte es auch nicht lange bis Erleichterung einsetzte weil ich mich nicht mehr dafür entschuldigen mußte dafür das ich wieder einmal nicht aus dem Haus konnte, weil ich wieder einmal völlig übermüded war oder weil mir nicht zum Lachen zu mute war.


    Es mag komisch klingen, aber durch die Krankheit meines Mannes habe ich auch sehr wunderbare Menschen kennen gelernt die mir ihre Zeit und Zuneigung völlig bedingungslos schenkten. Menschen die mir wärend sehr schweren Zeiten mit ihrer Professionalität und ihrer liebevollen Mensch-
    lichkeit enorm den Rücken stärkten und mich immer wieder aus sehr tiefen Löchern hohlten. Dies ganz besonders meine liebe ehrenamtliche Hospizbegleiterin die für mich sofort da war als ich die Nachricht erhielt das mein Mann vestorben war, und die mir auch am Tag der Bestattung zur Seite stand obwohl sie zu der Zeit beruflich sehr eingespannt war. Ja, und was einst aus einer Notlage entstand ist nun auf gutem Weg sich zu einer schönen Freundschaft zu entwickeln.


    Liebe Petra, ich bin eigendlich ein sehr kontaktfreudiger Mensch, aber Dank der gemachten Erfahrungen mit verflossenen Freundschaften und mit meinem Mann bin ich sehr vorsichtig geworden ehe ich Jemandem meine ganze Hand reiche. Bin heutzutage lieber entspannte Einzelgängerin als gestresste "beste" Freundin. Was die Zukunft betrifft bin ich zwar nicht religiös oder esotherisch angehaucht, aber glaube sehr stark an die Macht des Schicksales die das Gute und Böse richtet. Ob ich eine starke Frau bin weiß ich nicht, aber bin ohne Zweifel eine Kämpfernatur die sich nicht leicht unterkriegen läßt.


    So sage ich Dir abschließend ... packen wir's zusammen an ... wenn Du magst, denn etwas Verstärkung hat noch nie geschadet.


    Sei in Gedanken dicke gedrückt,


    Hanna

    Liebe Sandra,


    Dir vielen herzlichsten Dank dafür das Du Deine Hospizerfahrung mit mir geteilt hast. Und folgedessen gut verstehen kannst warum es auch für mich ein so völlig überwältigendes Erlebnis war was ich wohl nie in meinem Leben vergessen werde. Bis dieses Thema für uns aktuel wurde gestehe ich wußte ich nur sehr sehr wenig über solche Einrichtungen und hatte große Angst davor damit eines Tages tatsächlich konfrontiert zu werden. Nun ja, als noch recht junger und gesunder Mensch verdrängt man wohl auch das Thema Sterben ein wenig, und wenn man einen unheilbar Kranken auf seinem letzten Weg begleitet hofft man dann stehts das der Moment der Momente noch lange nicht kommen würde.


    Blicke ich heute zurück war schon der Besichtigungsbesuch - zwei Tage vor seiner Einweisung - eine sehr beruhigende Erfahrung, denn Alles war sehr hell, freundlich und aus der Gemeinschaftsküche höhrte ich fröhliches Gelächter. Als man mir eines der Zimmer zeigte wußte ich das mein Mann dort sehr gut aufgehoben sein würde, denn auch Das war schön groß, hell und mit Blick auf eine schöne kleine Parkanlage. Ja, und vor Allem fiel mir sofort die enorme Freundlichkeit des Personales auf. Und tatsächlich. Mein Mann - der eine höllische Angst vor dem Hospiz hatte - fühlte sich schon nach dem 2. Tag wie zuhause. Ja, als ich ihn besuchte konnte er nicht aufhöhren mir zu sagen wie gut er sich dort aufgehoben fühlte und froh war das ich ihn zum richtigen Zeitpunkt dort angemeldet hatte. Genau wie bei Deinem Papa, wurde auch meinem Mann jeder Wunsch von den Augen abgelesen, und zugesehen das er keine Schmerzen erleiden mußte. Ja, als man mich anrief um mir zu sagen das er in den sehr frühen Morgenstunden verstorben war, sagte man mir man habe ihn auf seiner Lieblingsschlafseite liegend gefunden als ob er tief schlafen würde. Für mich ein sicheres Zeichen das er seine letzten Minuten warscheinlich gar nicht mitbekommen hatte.


    Als ich am nächsten Tag im Hospiz ankam hätte ich nicht liebevoller betreut sein können, denn das Personal wußte das ich ganz alleine für ihn zuständig war und niemanden hatte - außer meine liebe Hospizbegleiterin die auch gleich vor Ort war - der mir zur Seite gestanden hätte. Ehrlich gesagt hätte ich die letzten Wochen und die Tage und Wochen danach nicht ohne meine ehrenamtliche Begleiterin so relativ gut überstanden, denn sie fuhr mit mir noch einmal ins Hospiz wegen der Verabrschiedung (die mich auch völlig überwältigte) und um seine Sachen zusammen zu packen und abzuhohlen. Ja, da er nur maximal 3 Tage dort bleiben konnte half mir das Hospiz sogar damit schnellstmöglichst eine Bestatterin zu organisieren, was für mich als völlig Unerfahrene eine riesige Erleichterung war.


    Wenn es mir heute schon wieder der Situation angemessen recht gut geht verdanke ich das zum großen Teil den vielen gütigen Menschen denen ich wärend einer so sehr schweren Zeit begegnet bin, und der Gewißheit das mein Mann gehen konnte ohne leiden zu müssen. Und das ich ihm nach 3 ein halb Jahre Pflege einen schmerzfreien letzten Weg ermöglichen konnte. Kann folgedessen meinem neuen Leben ohne Schuldgefühle entgegen blicken wissend das ich für meinen Mann nicht mehr hätte tuen können.


    So schließe ich Dir sagend das auch Du mir gerne schreiben kannst wann immer Du magst.


    Dir alles Liebe,


    Hanna

    Liebe Christine,


    na dann wünsche ich Dir eine wohlverdiente tolle und extrem entspannte Zeit. Vor Allem genieße all Das was Du sehen und erleben wirst, und komme gesund und bestens erhohlt wieder.


    Dir alles Liebe und eine wunderschöne Zeit,


    Hanna

    Liebe gute Marsue,


    ich weiß das ich eine sehr große Bausstelle zu bewältigen habe wo die Dinge unter dem Strich sehr viel mehr in einander verstrickt sind als Du es Dir vorstellen kannst da hier nicht der Platz wäre in alle Details zu gehen. Der Grund warum es auch gerechtfertigt ist das ich nun unter sehr großen Existenzängsten leide weil so lange der ganze dazu gehöhrige Papierkram nur so sehr langsam voran kommt letztlich Nichts in trockenen Tüchern ist.


    Wenn nun noch so vieles in der Schwebe hängt hat das wenig damit zu tun das ich nicht genug gewirbelt habe um Alles auf den richtigen Weg zu bringen, aber weil eben in seinem Heimatland die Uhren deutlich anders ticken. Ein Land wo man Worte wie Pünktlichkeit, Effizienz und Prioritä-
    ten nicht wirklich kennt. Ja, und so lange ich von den zuständigen Leuten keine konkreten Antworten bekomme kann auch der beste Anwalt der Welt Nichts unternehmen - eben weil von dortiger Seite weiterhin Alles offen ist. Ja, und ich selber bin nun 'mal ein Mensch der bei wichtigen Sachen nicht lange fackelt obwohl ich quasi mein ganzes Leben im Ausland verbracht habe. Und deswegen macht es mich halb verrückt wenn ich sehe wie die Tage verstreichen und ich nicht einmal die Hand ins Feuer legen kann ob ich am Ende des nächsten Monats tatsächlich meine erste Rente bekommen werde. Rufe ich an den zuständigen Stellen an sagt man mir immer wieder mit säuselnder Stimme ich solle mir keine Platte machen .... wird schon werden. Man wäre noch dabei daran zu arbeiten.


    Liebe Marsue, wo dann bis Ende August zwei ganze Monate verstrichen wären ohne Einkommen und ich nun nahtlos weiterhin den Kredit für das Haus, Nebenkosten und obendrauf auch noch seine Bestattung zu zahlen habe denke ich das ich das Recht habe nun ein wenig vor Sorgen an der Decke zu kleben. Das hat jetzt Nichts mehr mit Gefühlswallungen mit Bezug auf meinen Mann zu tun sondern eher mit nackten Tatsachen die nun auf mich zugekommen sind. Vermutlich unverständlich für Menschen die warscheinlich ihr ganzes Leben lang in Deutschland gelebt haben und Nichts anderes kennen als eben das heimische und sehr zuverlässie System. Ja, und was die Schuldentilgung betrifft wird die kommende Zeit es bringen für was man mich unter dem Strich verantwortlich machen wird. Anbei gesagt habe ich einen sehr guten Anwalt der Gottseidank auch auf internationaler Ebene recht gut versiert ist aber wie gesagt, kann der erst handeln wenn nackte Tatsachen auf dem Tisch liegen.


    Und wie Du es sehr gut erkannt hast habe ich meine rosarote Brille schon vor Zeiten beiseite gelegt und das ist vielleicht auch ein Grund warum mich die gegenwärtige Situation immer wieder so fertig macht - weil ich eben kein Mensch bin der von Illusionen und Guter Hoffnung lebt. Bin eher der Typ der sich erst einmal auf das Schlimmste gefaßt macht und sich dann doppelt und dreifach freut wenn dann doch Alles gut gegangen ist.
    Immerhin kann ich mich schon 'mal damit ein wenig trösten das all Das was nun auf deutscher Front geregelt werden mußte keinerlei Probleme machte und schon zum größten Teil gut gebacken ist. Leider jedoch alles nur Angelegenheiten die Nichts großartig mit meiner finanziellen "Grundsicherung" zu tun haben weil all Das eben aus dem Ausland kommen wird.


    Liebe Marsue, was meinen Mann und sein Verhalten betrifft merke ich wie ich jeden neuen Tag ein bisschen weniger darüber nachdenke oder gar versuche es zu verstehen. Bin fast schon an dem Punkt angekommen es aufzugeben mit der Suche nach dem "warum?". Schließlich würde es immer wieder auf das Neue unendlich weh tuen, die selben alten Wunden aufreißen und dennoch würde ich warscheinlich nie die tatsächliche Wahrheit erfahren. Nun ja, und dann würde sich ja noch die Frage stellen ob ich mit dieser grauenvollen Wahrheit tatsächlich besser leben könnte als dem es nicht wissen.


    Morgen habe ich noch einmal einen wichtigen Termin und dann werde ich mich sehr auf das nahende Wochenende freuen weil Nichts ansteht außer eine schöne entspannte Zeit für mich und ein paar Tage wo ich endlich wieder einmal nach Lust und Laune tuen und lassen kann. Dies wünsche ich auch Dir und drücke Dich liebevoll in Gedanken,


    Hanna

    Liebste Marsue,


    ach wenn doch Alles so einfach wäre wie Du es mit Deinen lieben und ermutigenden Worten gesagt hast hätte ich warscheinlich nie einen Grund gehabt mich in diesem Forum anzumelden.


    Mit Witwesein bezog ich mich auf Das was ich um mich herum oft genug erlebt habe. Plötzlich dunkle unscheinbare Kleidung, meist sehr nahe am Wasser gebaut und nur noch an den Liebsten der verlohren gegangen ist denkend. Das Bedürfnis an ziemlich Allem festhalten zu wollen was an IHN erinnert, und das IHN unendlich vermissend. Eben Alles Dinge die bei mir nicht stattgefunden haben seit mein Mann gegangen ist. Genauso wenig wie das Gefühl der großen Erleichterung.


    Wenn Du wüßtest wie unendlich gerne ich dieses sorglose und glückliche Leben hätte von dem Du sprachst, aber leider ist das nicht möglich bis ich nicht die Gewißheit haben werde wieviel Geld mir monatlich tatsächlich zur Verfügung stehen wird. Schließlich hinterließ er mir nicht nur hier in Deutschland heftige Schulden sondern auch noch Höhere im Ausland die sich in einem Ausmaß bewegen wo eine Rückzahlung den Verkauf meines Hauses und den Verlust eines großen Teils meiner Rente bedeuten könnte. Was mir gewiß nicht weiter hilft ist das die Erledigung von allem wichtigem und alles klährendem Papierkrams nur so entsetzlich voran geht und so kannst Du Dir sicherlich gut vorstellen das mir das Wasser immer mehr hinter den Zähnen steht wenn wieder ein Tag verstrichen ist ohne das etwas geschehen ist. Dies wärend ich zugucke wie meine eigenen Ersparnisse rasant immer weniger werden und in absehbarere Zeit restlos aufgebraucht sein werden.


    Das mein Mann eine psychische Krankheit hatte glaube ich inzwischen nicht mehr denn seine Machenschaften waren allesamt sehr mutwillig und eiskalt berechnet. Leider auch warum er ausgerechnet mich heiratete. Und abgesehen davon hatte er einen Beruf bei dem er nicht nur regelmäß-
    ig auf seine körperliche Leistungsfähigkeiten untersucht wurde sondern auch auf seine psychische Belastbarkeit und der ein sehr stark geprägtes Verantwortungsbewußtsein verlangte. Nicht zu vergessen das es echtes Talent benötigte sich auf so skrupellose Weise ein riesiges Imperium von heimlichen Machenschaften aufzubauen, wo die Zockerei nur das Kleinvieh des ganzen Alptraumes war.


    Fragst Du mich war seine größte "Krankheit" eine unfassbar große Gewissenslosigkeit, dank der er Jedermann gnadenlos über den Tisch ziehen und Nachts wunderbar schlafen konnte. Hauptsache ihm ging es stehts gut und hauptsache er erreichte seine Ziele egal wer dabei auf der Strecke bleiben würde. Damit meine ich nicht nur mein Schicksal, sondern auch Das von all den Menschen die den Fehler machten ihn zu mögen und ihm zu vertrauen. Hauptsache er stand um jeden Preis im eigenen Rampenlicht ohne sich auch nur einen Gedanken darüber zu machen was dies für Folgen haben könnte. Ja, und wenn etwas in die Hose ging war das Geheule stehts groß und meine Wenigkeit hatte wieder einmal ein Kind aus dem Brunnen zu hohlen - bis zum nächsten Mal.


    Liebe Marsue, es mag verrückt klingen aber letztlich tut auch das mir weh so böse über meinen Mann zu schreiben wo er doch nun tod ist, aber leider tue ich mich inzwischen sehr schwer mir an ihm noch was schön reden zu können. Wenn Du wüßtest wie sehr ich hoffe das dieser ganze Alptraum in den er mich reingeritten hat recht bald sein Ende finden wird, damit auch ich noch einmal eben dieses glückliche und sorglose Leben genießen kann nach dem ich mich so sehr sehne. Ein Leben wo ich wieder etwas planen kann, wo die Angst vor weiteren üblen Überraschungen weg ist und wo ich mir vielleicht auch 'mal wieder eine kleine schöne Reise gönnen kann.


    Dir einen dicken Drücker und alles Liebe dazu,


    Hanna

    Und schon wieder schreibe ich .....


    Nach so vielem positivem Denken und Planen hat es mich wieder einmal umgehauen. Eben auch ein großer Bestandteil meines Alltages den ich immer wieder auf das Neue versuche bestmöglichst zu meistern und nach Vorne zu gucken.


    Bin fast schon ein wenig stolz auf mich selber wie gut ich bisher all den ganzen Papierkram und sämtliche wichtige Termine gemeistert habe wo ich doch Niemanden habe der mir hier und da 'mal sagt wo es lang geht. Besonders wenn es um Angelegenheiten geht die sich im Ausland abspielen die aber wiederum meine ganze Existenz bestimmen sollen. Immer wieder entdecke ich dabei wie hart mein Mann daran gearbeitet hatte mich ins Messer rennen zu lassen, und es ist genau Das was mich immer wieder umhaut, bzw. das der Mensch an meiner Seite mich der-
    maßen gehaßt haben muß und ich nicht einmal weiß warum. Sicherlich habe auch ich nicht immer Alles richtig gemacht, aber wer ist schon perfekt? Und wäre Perfektion nicht letztlich gähnend langweilig und sehr anstrengend gewesen?


    Und an Nächten wie die heutige stehe ich dann immer wieder vor der Situation wo ich ihn hassen und vergessen möchte aber es nicht kann. Wo ich versuche der ganzen Tragödie irgend einen logischen Sinn zu geben. Kann das auch nicht. Dann frage ich mich wie es wäre wenn er noch einmal zurück kommen könnte. Auf einer Seite würde ich mich riesig freuen aber schnell genug hätte ich die alte Misere um die Ohren da er leider ein Mensch war der Veränderung nie eingesehen hat. Würde ich erneut auch nicht haben wollen.


    Immer wieder frage ich mich warum er mich dermaßen gehaßt hat obwohl er mir stehts die heißesten Liebeserklährungen machte. Selbst noch an dem Tag wo er wenige Stunden später starb. Als wir uns das letzte Mal sahen sagte er mir noch das er keine Angst mehr vor dem Sterben habe weil er den inneren Frieden gefunden hatte. Weil er stolz auf sich war wie gut er für mich gesorgt hatte und wisse das mir sein Nachlass eine sehr sorglose und wohl behütete Zukunft ermöglichen würde. Blicke ich heute zurück komme ich nicht von dem Gedanken los das er damit eigendlich nur seine Genugtuung ausdrücken wollte das er es mir ordentlich besorgt hatte unter dem Motto ... nach mir die Sinnflut, und soll die Alte sehen wo sie bleibt.


    Vielleicht tue ich mich auch nur so schwer mit all diesen Dingen klar zu kommen weil ich eben absolut nicht so gestrickt bin. Habe nie in meinem Leben Schulden gehabt - auch nicht wärend der Jahre wo ich mir alleine meine Berufsausbildung im Ausland finanzieren mußte weil ich weder Unterstützung von meiner Familie noch vom einem Staat bekam. Und wann immer eine Beziehung nicht mehr paßte war ich stehts die Jenige die den Koffer packte anstatt eine riesige Lüge aus Bequemlichkeit zu leben. Möglicherwise auch der Grund warum ich lange wartete ehe ich "Ja" sagte.


    Und was das Hier und Heute betrifft tue ich mich recht schwer damit mich als "Witwe" zu fühlen. Eher fühle ich mich als plötzlich Single und auch Das ist nun extrem gewöhnungsbedürftig wo alte Angewohnheiten noch teilweise nicht abgelegt sind. Nur gut das ich nach unserer Trennung darauf bestanden hatte nicht erneut meinen Ehering tragen zu müssen, denn nach seiner 7 monatigen Affaire war das Ding mit Treue und beding-
    ungslosem Vertrauen entgültig gelaufen. Das kreide ich mir aber nicht an denn immerhin hielt ich mein Versprechen ... bis auf das der Tod uns scheide ... und gab dafür mein letztes Hemd.


    Nun habe ich Allen herrlich die Ohren vollgeflennt wo Ihr doch Allesamt Eure eigenen Kummerkisten zu bewältigen habt. Rein egoistisch betrachtet geht es mir dafür deutlich besser und den Rest werde ich warscheinlich morgen auf dem Zahnarzt Stuhl vergessen. Damit es zum Ab-
    schluß vielleicht doch noch etwas Galgenhumor gibt ... mir war ein Stück Zahn genau am Tag seiner Bestattung abgebrochen. Habe mir wortwört-
    lich an der ganzen Verlogenheit einen Zahn abgebrochen!


    Euch allen einen tollen neuen Tag und alles Liebe dazu,


    Hanna

    Liebe kleine Rose,


    das Du nun so leidest ist ganz normal denn schließlich ist der Tod Deiner Mutter noch gar nicht lange her. Gerade wenn es einem Menschen der Einem sehr nahe war am Ende leiden mußte liefert das oft Bilder die man eben nicht so schnell wieder los wird - und da rede ich von eigener Erfahrung.


    Auch meine Nachbarschaft besteht vorwiegend aus sehr alten Menschen und welchen die ich eher nur flüchtig kenne, aber das hat letztlich nicht viel ausgemacht weil ich on Niemandem Großartiges erwartete als mein Mann am 23. Juni verstarb. Natürlich zieht der Tod eines geliebten Menschens Einem den Boden unter den Füßen weg und so ist es oft sehr verführend das man an sein Umfeld hohe Erwartungen stellt die meist nicht so erfüllt werden wie man es erhofft hatte. Enttäuschung vorprogrammiert.


    Was meine Nachbarschaft betrifft habe ich es folgedessen meinen Mitmenschen überlassen wie sie mit dem Tod meines Mannes un mir umgehen wollten indem ich einfach nur eine Trauerkarte in deren Briefkästen steckte keinerlei "Gegenleistung" erwartend. So merkte ich gar nicht einmal wie viele Tage vergingen bis sich 'mal der Eine oder die Andere bei mir meldete. Die meisten antworteten mit einer Beileidskarte und folgedessen war dann die erste Begegnung auf der Straße recht spontan und entspannt. Keiner fragt mich 'mal ob ich Hilfe gebrauchen könnte, aber das be-
    deutet noch lange nicht das man mir die Tür vor der Nase zuknallen würde hätte ich Not an Mann. Und was mein restliches Umfeld betrifft - meine Mutter inklusiv - ist das auch nicht großartig anders. So verdammt hart wie es klingen mag muß unter dem Strich ein Jeder von uns sein eigenes Leben meistern samt allen Höhen und Tiefen.


    Ich wünsche Dir viel viel Kraft und alles Liebe dieser Welt,


    Hanna

    Liebste Marsue,


    so ist es. So verführend es oft ist, ändert ein ewiges Herumheulen ja Nichts. Es bringt den Menschen den man verlohren hat nicht zurück, und Einem selber geht es dadurch auch nicht besonders besser. Klingt hart aber ist es nicht so?


    Noch bin ich sehr damit beschäftig mich mit der ganzen Logistik eines existentiellen Wiederaufbaues herum zu schlagen, aber wenigstens auf der deutschen Seite ist es dabei immer weniger zu werden. Leider eine Sache wo ich es mir nicht leisten kann 'mal ein paar Tage blau zu machen wenn mir danach ist. Der Grund warum dann immer wieder das graduelle Renovieren meines Hauses ein schöner Ausgleich ist. Jeh nach Lust, Laune und Energiepegel wird gemalert, entrümpelt oder kreative gestaltet. Habe Gottseidank das Glück ein sehr kreativer und fingerfertiger Mensch zu sein der recht gut malen, schneidern, umrangieren und handwerkern kann. Ja, und wenn das Wetter es erlaubt geht es ab ins Beet und rein in meine grüne Muckibude und mein florales Therapie Zentrum.


    Sicherlich denke ich noch sehr oft an meinen Mann, und so manche alte Angewohnheiten von den Jahren wo ich ihn rumd um die Uhr pflegte sind noch lange nicht abgeschafft - aber was noch nicht ist wird bestimmt auch noch werden. Ich denke das was immer man auch durch den Tod eines Menschens erlebt hat braucht seine Zeit bis die Erinnerungen anfangen peu a peu zu verblassen und nicht mehr den Alltag zu bestimmen. Ich weiß nicht wie es Dir ergangen ist, aber auch der Umgang mit seinem Umfeld muß oft - wie in meinem Fall - ganz von Vorne erlernt werden. Be-
    sonders wenn man sehr viele Jahre in einer engen Zweisamkeit gelebt hat. Für mich ist es immer noch sehr gewöhnungsbedürftig das es nun plötzlich wieder ok ist Abends auszugehen ohne dauernd auf die Uhr zu schielen, das es ok ist etwas ganz spontan last minute zu entscheiden oder 'mal einen ganzen Sonntag nur übergemütlich herum zu dödeln, wenn der Flohmarkt wetterbedingt nicht ruft.


    Liebe Marsue, ohne Zweifel ist ständig positiv denken und nichts negatives an sich heran zu lassen oft ganz schön anstrengend, aber unter dem Strich denke ich das sich die Bemühungen dann doch gut lohnen. Fragst Du mich betrachte ich Trauer wie eine Erkrankung. Bei körperlichem Unwohlsein schluckt man seine Tabletten, macht seine Therapien und strebt an wieder baldmöglichst gesund zu sein. Und so ist es doch im Grunde auch mit der Trauer. Wer will schon auf die Ewigkeit herum heulen und sein Leben an sich tonlos vorbei rauschen sehen? Aber wie mit allen "Krankheiten" muß man wohl auch da seinen eigenen Teil tuen damit es Einem wieder rundum gut gehen kann.


    In diesem Sinne schließe ich Dich ganz doll drückend und Dir eine gute restliche Woche wünschend,


    Hanna

    LIebe Kisa,


    ich melde mich noch einmal bei Dir beflügelt von Florian's Worten. Erneut kann ich Dich nur riesig ermutigen vor Deinem Umfeld Flagge zu zeigen,
    denn vermutlich hilft und unterstützt Dich kaum Einer weil sie von Dir eine völlig falsche Botschaft erhalten haben.


    Um erneut eine meiner Erfahrungen mit Dir zu teilen ... wie Florian es sagte, können die meisten Menschen mit Tod und Trauer nicht umgehen. Ich füge hinz daß das eigendlich sehr schade ist denn schließlich gehöhren diese Dinge ja auch zum Leben. Nicht umsonst befand sich der Kreissaal eine Etage unter des Hospizes in dem mein Mann verstorben ist. Liebe Kisa, die Zeit sofort nach seinem Tod war auch für mich gewiß nicht einfach und ist es gewiß immer noch nicht, denn ich hatte seine Bestattung und nun den ganzen amtlichen Kram hier in Deutschland und im Ausland sehr alleine zu bewältigen. Was mir aber sehr gut geholfen hat war meinen Mitmenschen von Anfang an offen und ehrlich gegenüber zu treten. Obwohl ich unter heftigem Schock stand schaffte es doch der Eine oder die Andere mich mit ein bisschen Galgenhumor trotz Allem ein wenig zum Lachen zu bringen, oder mir mit ermutigenden Worten meiner Gegenwart eine neue Perspektive zu geben und sie hier und da etwas weniger beängstigend erscheinen zu lassen.


    Liebe Kisa, ich will Dich gewiß nicht belehren sondern nur Das mit Dir teilen was mir selber gut geholfen hat hoffend das es Dich auch ein wenig voran bringen könnte nicht mehr so sehr zu leiden. Die größte Erfahrung die ich in meiner Situation gemacht habe ist das es absolut gar Nichts bringt immer wieder an der Vergangenheit und am "wir" und "uns" festzuklammern wo es dies nicht mehr gibt und auch nie wieder sein wird. Es macht einfach nur tief traurig, zermürbt die Seele und es belastet auch unser Umfeld wenn man irgendwann von nichts Anderem mehr reden kann als DAS. Der Grund warum es so wichtig ist sich nach Außen zu öffnen, sich dem Leben zu schenken um Neues zu erfahren und zu erleben - egal ob mit sich alleine oder in Gesellschaft. Mit Sicherheit hätte Dein Mann es auch nicht so gewollt das Du nun den Rest Deines Lebens von einem tiefen Loch ins Nächste rutschst wärend Deine Tage farblos an Dir vorbei rauschen. Dabei machst Du nur Dich selber kaputt, gibts jedig-
    lichen Beziehungen - egal ob mit Kind oder Deinem Umfeld - keine Chance - und Deinen Mann wirst Du damit auch leider nicht wieder bekommen.


    Und zu guter Letzt, versuche es doch immer wieder Dir Deine Gedanken und Gefühle von der Seele zu schreiben. Zu verliehren hast Du damit gewiß nichts und vielleicht könnte es Dir ja sogar richtig gut tun.


    Wisse Dich gedrückt,


    Hanna

    Liebe Kisa,


    wir begegnen uns heute zum ersten Mal und so möchte ich Dir sagen wie unendlich es mir leid tut das Du Dich so fühlst denn es muß grauenvoll sein.


    Ich bin auch keine Therapeutin die Dir sagen könnte wie Du Deine Gefühle wieder in den Griff bekommen könntest, sondern nur Eine die ihren Mann vor nun gut einem Monat verlohren hat. Eine die nur ihre eigene Erfahrung mit Dir teilen kann hoffend das Dir vielleicht das Eine oder Andere helfen könnte. Sicherlich empfinded ein Jeder seine Trauer anders, aber was wir wohl allesamt in diesem Forum teilen ist der Wunsch wieder nach Vorne gucken zu können und die schönen Dinge des Lebens zu genießen.


    Als ich Dein Posting las fiel mir immer wieder ein sehr großes Schuldgefühl auf. Daß das letzte Gespräch mit Deinem Mann ein Streit war ist etwas wofür Du absolut gar Nichts kannst denn es war ein rein unglücklicher Zufall und Nichts mehr oder weniger denn vermutlich war es nicht der erste Streit den Dein Mann und Du jeh im Verlauf Euer Beziehung hattet. Was die Welt um Dich herum betrifft verstehe ich nicht warum Du Dich hinter einer dicken Fassade versteckst wo sie doch weiß was Dir wiederfahren ist. Letztlich machst Du Dir Dein Leben doch noch schwerer wenn Du dauernd versuchst glaubhaft zu machen was nicht ist. Als mein Mann verstarb beschloß ich von Anfang an meinen Mitmenschen klare Ansa-
    gen zu machen wie es mir wirklich ging und dafür habe ich tatsächlich eine Menge Respekt und Entgegenkommen bekommen. Vermutlich mehr als wenn ich so getan hätte als ob meine Welt rundum in Ordnung wäre. Unter dem Strich machst Du Dir Unmengen von Stress, und so erstaunt es mich nicht daß das vermutlich auch auf Dein Kind abfährt oder ein Jedem der bereit wäre Dir ein wenig unter die Fittiche zu greifen.


    Anbei gesagt, war auch ich einst ein Mensch der sich fast krank gemacht hätte bei dem ständigen Versuch ziemlich Alles perfekt hin zu bekom-
    men, bis ich eines Tages erkannte das die Welt tatsächlich nicht unter geht wenn hier und da 'mal was liegen bleibt oder etwas warten muß. Anbei gesagt habe ich ganz alleine ein recht großes Haus und einen ebenso großen Garten zu versorgen, aber letztlich kommt Keiner zu mir um zu bemängeln das der Rasen 'mal wieder gemäht werden könnte oder das in einer Ecke sich eine kleine Staubfluse recht wohl fühlt. Jetzt wo ich wieder alleine bin lasse ich mir erst recht die Ruhe die Vergangenheit gut sacken zu lassen und um vor Allem mich selber wieder auf die Reihe zu bekommen. Und denke ja nicht das ich keine Tage habe wo komplett Landunter herrscht, aber ich habe sie als Teil dieses Prozesses der Trauer-
    zeit und des Umbruches akzeptiert.


    Den Rat den ich Dir geben kann ist ... überstürze Nichts, zwinge Dich zu Nichts und laß Dir die Zeit Deine Trauer gut zu verarbeiten. Du wirst sehen das Dich Das recht bald zu einem deutlich gelasserenerm Menschen machen wird der keine Alpträume mehr bekommt und auch wieder ab und zu die schönen Dinge des Lebens genießen kann.


    Ich grüße Dich allerherzlichst,


    Hanna

    Liebe Angie,


    das ist ja schon einmal ein guter Schritt voran zu dieser einen juristischen Beratung zu gehen. Auch ich suchte so etwas einst auf als mein nun verstorbener Mann mir an einem Heilig Abend die Scheidung auf den Tisch knallte. Sicherlich kann man Dir dort nicht Deine Probleme lösen, aber immerhin wäre es auch schon zum Vorteil wenn man Dich in eine gute Richtung schicken könnte.


    Was die telefoischen Belagerungen betrifft kann ich Dir nur raten einfach immer wieder auflegen bis das Gegenüber es satt hat. Ich weiß das ist kein weltbewegender Rat aber immerhin einen kostenlosen Versuch wert. Anbei gesagt habe auch ich heute mein Fett wieder einmal weg bekommen. Seine Ex schickte mir schon wieder eine Email erneut wissen wollend wann denn nun endlich das Testament eröffnet werden wird und mir vermittelnd was ihrer Meinung nach ihr nun Alles zustehen würde. Auch eine elende Nerverei die ich nicht unbedingt haben muß und mich immer wieder auf das Neue sehr belastet.


    So drücke ich Dir erneut ganz doll die Daumen auf das am Ende doch noch Alles gut werden wird.


    Dir alles Liebe,


    Hanna

    Liebe Marsue und Christine,


    Euch Beiden ein übergroßes Dankeschön für Eure Zusprache und Rückenstärkung. So etwas hilft immer wieder deutlich besser als jede Tablette oder tiefter Blick ins Weinglas.


    Liebe Marsue, was meine Entrümplungsaktion betrifft betrachte ich sie als eigendlich den einzigen Weg in eine eigene neue Zukunft denn eine Mahlzeit die Einem dauernd im Magen herum geht will man ja auch nicht ewig bei sich behalten. Leider jedoch geht Alles noch nicht so zügig voran wie ich es gerne hätte, weil meine finanzielle Grundlage noch sehr in der Schwebe hängt. Dies weil das Meiste was meine existentielle Basis betrifft aus dem Ausland kommen wird und dort die Uhren sehr anders ticken als in Deutschland. Auch half es mir nicht weiter das die Behörden geschlagene 3 Wochen brauchten um mir seine Sterbeurkunde auszuhändigen - die man ja nun 'mal leider braucht um auch nur einen Schritt machen zu können. Und dennoch gibt es für mich nun nur noch den Weg nach Vorne und auch wenn manches noch immer wieder tüchtig weh tut ist es dann auch wiederum ein echter Genuß wenn etwas Erleichterung zu verspühren ist.


    Und Dir liebe Christine möchte ich sagen das der warscheinliche Grund seines Verhalten ihn mir dennoch nicht wenigstens etwas liebsamer machen könnte weil einfach zu viel grauenvolles passiert war um den Schwamm drauf zu drücken. Ehrlich gesagt gibt es für mich absolut gar Nichts mit dem ich sein Verhalten noch rechtfertigen oder entschuldigen könnte, besonders wo ich jetzt erst - nach 20 Jahren Miteinander - das volle Ausmaß seiner Machenschaften am entdecken bin. Auch wärend der letzten Tage kam wieder jede Menge Neues dazu, aber immerhin hat es mich nicht mehr kalt erwischt wo er inzwischen die Grenze der Dinge die ich ihm nie zugetraut hätte schon lange weit überschritten hatte. Was mich heutzutage nur noch tief traurig macht is das er sich nie die Mühe machte mich wirklich kennen zu lernen, denn dann hätte er nie einen Grund für ein heimliches Doppelleben gehabt.


    Hatte ihm oft genug von Anfang an vermittelt das er mit all seinen Problemen stehts zu mir kommen konnte, egal wie groß oder klein sie waren. Und wann immer der Trümmerhaufen im Haus landete reichte ich ihm die Hand um ihm in Taten zu beweisen das ich nicht nur leere Versprechen geliefert hatte. Ja, und selbst nachdem er mich wie Dreck weggeworfen hatte stand ich erneut zu ihm als ihn keiner als Pflegefall haben wollte.
    Nicht zu vergessen das er mir Nichts mit Geld beweisen mußte da ich eben sehr bodenständig bin und mich auch riesig and den vielen kleinen Dingen die das Leben so hergibt erfreuen kann. Ein Grund mehr warum ich kein schlechtes Gewissen haben werde es mir in meinem neuen Leben richtig gut gehen zu lassen - egal ob recht gut situirt oder warscheinlich eher nur im kleinen Rahmen meiner Möglichkeiten.


    Bin inzwischen fast schon froh das ich die Dinge die am meisten weh getan hätten schon zu seiner Lebzeit entsorgt hatte wissend das sein baldi-
    ges Ende unvermeidlich sein würde. Dabei gab es noch Zeiten wo ich mein Tuen so manches mal hinterfragte und bereute, aber in Anbetracht der heutigen Situation war es gut so. Manches was noch herum steht und liegt und Dinge für den Entrümpler wären tuen mir oft noch recht weh wenn ich drauf schauen muß - wie z. B. sein Bett - weil es Dinge sind die mich stehts an die Zeiten seiner Krankheit erinnern und den dazu gehöhrigen sehr schweren Zeiten. Wiederum denke ich daß das auch nicht überraschend sein sollte wo er doch erst seit einem guten Monat gegangen ist und so vieles noch so frisch in meinen Erinnerungen steckt.


    Und wie Du es so schön sagtest liebe Marsue, ich werde mir mit Allem die Zeit nehmen die nötig ist egal was die Welt um mich herum dazu sagt oder denkt.


    In diesem Sinne wünsche ich Euch Beiden alles Liebe und eine tolle neue Woche,


    Hanna

    Liebe Angie,


    ich bin leider nur Laie wie die meisten Menschen in Erbschaftsfällen und kann Dir folgedessen nur aus meinem Bauchgefühl heraus raten. Wie schon empfohlen bin auch der Meinung das Du um juristische Begleitung nicht drum herum kommen wirst. Zweiffellos wird das möglicherweise tüchtig ins Geld gehen, aber ich würde darin eine gute Investition sehen die Dir mit etwas Glück eine Menge Ärger, Ungerechtigkeiten und vor Allem Klarheit über Deine Rechtslage verschaffen.


    Mit unter kannst Du Dir vieles dann auch von Deinem Anwalt schriftlich bestätigen lassen um diese Unterlagen als Deine Verteidigungswaffe zu benützen. Damit meine ich das sich die liebe Verwandtschaft deutlich schwerer damit tun wird eine besiegelte Untelage anzufechten als Deine Schreie er Verteidigung die aus möglicherweise nur auf Vermutungen basiert sind.


    Anbei gesagt warte ich auf das Datum wo das Testament meines Mannes eröffnet wird, aber auch bei mir rasseln die Flügel der Aasgeier auch schon heftig über dem Dach. Seine Ex-Frau und deren Kinder die sie mit meinem Mann gemeinsam hatte fingen an mich schon zwei Tage nach seinem Tod heftig zu belagern. Was bei mir hinzu kommt ist das ein Teil seines Erbes aus dem Ausland kommt und der Rest sich auf deutschem Boden befindet. So beschloß ich erst einmal auf totale Funkstille zu schalten nachdem ich Denen vermittelte das gar Nichts passieren wird bis das Testament eröffnet ist und ich mich gut von meinem Anwalt beraten lassen habe wie der Hase weiter laufen soll. Danach dauerte es nicht lange bis seine Tochter mir am Telefon eine heftige Brüllattacke lieferte und nachdem ich genug hatte legte ich einfach den Höhrer auf. Und das Selbe erneut als sie es noch einmal probierte. Ja, und nun - genau wie von mir erwünscht - herrscht Funkstille und ich habe meine Ruhe bis Alles rechtsmäßig geregelt sein wird.


    In der Kurzfassung ... versuche jetzt erst einmal jede verbale Konfrontation komplett zu vermeiden bis Du nicht zweifellos weißt was Du wirklich für Rechte und Ansprüche hast. Herumbrüllen bewirkt letztlich nur eine ständige Eskalation der Meinungsverschiedenheiten ohne das die Eine oder Andere Fraktion weiß was nun Tacheles ist. Wenn Du Pech hast landet am Ende die ganze blöde Streitigkeit noch vor Gericht wärend klare Ansagen von einem Anwalt den ganzen Tamtam hätte vermeiden können.


    Ich drücke Dir ganz doll die Daumen das Du Deine Rechte gut gebacken bekommst - und vor Allem laß Dich von solchen Leuten nicht unter Druck setzen oder gar verrückt machen. Sie scheinen es echt nicht wert zu sein.


    Dir alles Liebe,


    Hanna

    Liebe kleine Rose,


    Dir als aller Erstes mein herzlichestes Beileid und Mitgefühl, denn auch ich könnte mir ein Leben ohne meine Mamma nicht vorstellen. Wir Beide haben uns zwar oft in der Wolle aber unter dem Strich sind wir für einander immer da wenn etwas klemmt und als beste Freundinnen. Sicherlich muß ihr nahendes Ende grausam für Dich gewesen sein und mit großer Warscheinlichkeit wird Dich das noch lange begleiten. So wünsche ich Dir alle Kraft dieser Welt und das Du es recht bald verinnerlichen kannst das der Tod sie von sehr viel Leid erlöst hat und sie getragen von viel Liebe gegangen ist.


    Sei in Gedanken doll gedrückt,


    Hanna