Beiträge von Hanna63

    Liebste Angie,


    ich kann es mir gut vorstellen wie tragisch es für Dich sein muß das die so wundervolle Zeit der Zweisamkeit genau dann zu Ende ging wo sie erst richtig losgehen sollte. Dennoch, hast Du es einmal versucht Dir vorzustellen wie Alles in 5-10 Jahren ausgesehen hätte wenn Ihr diese Zeit gehabt hättet? Wenn die "Flitterwochen" vorbei sind, der schnöde Alltag eingesetzt hat, und der ursprüngliche Lack nicht mehr so glänzend ist wie am Anfang Eures Kennenlernens?


    Das frage ich Dich nicht weil meine Ehe am Ende verdammt schief gelaufen ist, aber weil es leider eine Tatsache ist das kein Paar für immer und ewig auf Wolke 7 schwingen kann. Wie Du es selber sagtest, Alles stand noch an einem Punkt wo Alles viel zu neu und schön war für den ersten Streit. Will nicht pessimistisch klingen, aber ich denke das man gerade durch Konfliktsituationen und ernste Probleme merkt ob man wirklich zu einander paßt und ob die Beziehung eine echte dauerhafte Zukunft haben wird. Anbei gesagt schwebte auch ich auf Woke 7 wärend der ersten 2-3 Jahre meiner Ehe bis peu a peu der graue Alltag einsetzte und man nicht mehr mit einander Essen ging um an einander wie wild herum zu baggern, sondern den nächsten Einkauf im Baumarkt zu diskutieren. Wo man Mann anfing mir immer seltener ein Kompliment zu machen und ich auch keine Blumensträuße mehr von ihm erwartet. So kann ich nun Deine riesige Trauer und Aussichtslosigkeit recht gut verstehen, weil Du bei Dir Alles aufhöhrte wo es noch am Allerschönsten war. Ich glaube mir wäre es genauso ergangen wenn mein Mann ganz plötzlich zu der Zeit verstorben wäre als wir noch sehr am Anfang unserer Ehe standen.


    Du fragst immer wieder ... was soll nun noch kommen? Worauf soll ich noch warten? Und Das ist genau meiner Meinung der große Knackpunkt.
    Von Warten alleine wird bestimmt Nichts mehr kommen. Und Du wirst immer wieder bitter enttäuscht sein wenn Du von der Hoffnung leben wirst das gerade Verlohrene 1:1 wieder zu finden. Genauso wenn Du Dich an etwas klammern würdest was große Ähnlichkeiten mit Deiner Vergangen-
    heit hat weil es auch nie genau das Selbe sein würde. Wie schon oft in diesem Forum gesagt, ist jeder Mensch einzigartig und auf seine Art und Weise bereichernd - und letztlich will Niemand in den Schuhen eines Anderen laufen wollen. Oder wie würdest Du das empfinden wenn ein neuer Partner sich nur mit Dir zusammen tuen würde weil Du ihn ständig an seine verstorbene Frau/Freundin erinner würdest? Wenn er Dich ständig mit ihr vergleichen würde? All Das anstatt Dich als den tollen und eben einzigartigen Menschen anzunehmen der Du bist - samt allen Ecken, Kanten und Macken?


    Dir einen dicken Drücker,


    Hanna

    Liebe Amitola,


    gut das Du das Thema angeschnitten hast was es bedeutet sein Leben beenden zu wollen und wie gut es wäre wenn ein Jeder sich einmal mit solch einem Gedanken beschäftigt hätte. Denn es ist etwas was die Wertschätzung des eigenen Lebens enorm verändert.


    Das schreibe ich aus eigener Erfahrung, denn als unglücklicher Teenager versuchte ich es einmal und war dann überglücklich das ich rechtzeitig gerettet wurde. Und im meinem späteren Leben hatte ich es mit einer sehr schweren Krankheit zu tun wo man mir schon den Pastor kurz vor der Alles entscheidenden Operation geschickt hatte. Der Tag an dem ich aus dem künstlichen Koma erwartete war der Tag wo sich meine Einstellung zum Leben und Leben wollen radikal veränderte. Der Tag ab dem ich mein Leben als ein ganz riesengroßes Geschenk betrachtete und es nie wieder für selbstverständlich hin nahm. Und bis heute bekomme ich richtig schlechte Laune wenn es einen Tag gegeben hat an dessen Ende ich nicht sagen kann das ich an ihm etwas positives mit ihm angestellt habe. Das er schlichtweg verdödelt und vergeuded war.


    Eine sehr sehr andere Einstellung zum Leben als ich sie noch als Teenager hatte wo schlechte Noten in der Schule, Schluß mit dem Freund und tüchtig Knatsch mit den Eltern ein guter Grund waren mein Leben beenden zu wollen. Bis heute erinnere ich mich noch sehr gut daran wie die Ärzte im Krankenhaus auf mich reagierten nachdem man mir den Magen ausgepumpt hatte. Erst bekam ich eine heftige Standpauke vom Arzt und dann führte mich meine Krankenschwester auf die Intensiv Station zu einer junge Frau die mit großer Warscheinlichkeit die selbige Nacht nicht meher überleben würde Dank ihrer schweren Krankheit. Noch heute höhre ich die Worte der Schwester in meinen Ohren .... es gibt so viele Menschen die sonst was dafür geben würden um leben zu dürfen und Du bist ein gesunder Mensch und schmeißt es weg wie Müll. Bravo, bravo bravo. Liebe Amitola, von dem Moment an war ich von Suizid Gedanken sehr geheilt egal was mir mein späteres Leben für große Dramas be-
    schehrte. Kein Herzschmerz war jeh wieder so groß das ich mein Leben deswegen beenden wollte, und hoffentlich wird das auch für immer so bleiben. Erst recht nachdem ich im Verlauf meines Lebens immer wieder entdeckt habe das es egal ist wie dicke es gekommen ist denn es gibt immer ein Weg nach Vorne, immer einen Menschen in den man sich erneut verlieben könnte, und immer neue Chancen etwas tolles mit seinem Leben anzufangen.


    Und unter dem Strich begleitet mich nun diese Gesinnung bis zum heutigen Tag egal wie sehr mir etwas den Boden unter den Füßen weg gehauen hat und egal wie schwer und anders mir der neue Weg erscheinen mag. Nicht mehr leben wollen ist für mich keine Option mehr, denn es wäre doch jammerschade wenn man sich nicht die Chance gegeben hätte herauszufinden was Alles noch im Leben kommen könnte.


    Dir einen tollen Tag und alles Liebe,


    Hanna

    LIebe Petra,


    und ich schließe mich den Worten von Kühlwalda an.


    Weder beim Schreiben noch beim kreativen Schaffen müssen keine Bestseller oder Picassos entstehen. Es geht einfach nur um das innerliche verarbeiten und zur innerlichen Ruhe kommen die uns Hinterbliebenen auf sanfte Weise dazu zwingt Kraft und neue Lebensfreude zu tanken.


    Wenn Du so gerne schreibst, hast Du schon einmal daran gedacht ein Tagebuch zu führen? Man mag sagen daß das eher was für Teenager ist, aber da bin ich sehr anderer Meinung. Als es meinem Mann immer schlechter ging und ich immer öfters von einem schwarzen Loch ins Nächste rutschte oder oft nicht mehr wußte wohin mit all meiner Frust, Verzweiflung und Ängsten fing ich an ein Tagebuch zu schreiben. Über all die täglichen Geschehnisse, über meine Empfindungen und meine Wünsche und Träume. Es hat am Ende Nichts an meiner Situation verändert, aber es hat mir enorm gehoflen meine innere Achterbahn der Gefühle beim Schreiben konkret einzuordnen und festzuhalten. Ja, das Schreiben zwang mich dazu den Tag und die Nacht noch einmal Revue passieren zu lassen und oft dadurch zu erkennen wo ich völlig überreagiert hatte, was ich hätte besser/anders machen können. Und das manche Ängste und Schuldgefühle am Ende doch eher unberechtigt oder nicht wirklich der Rede wert gewesen waren.


    Liebe Petra, ich habe auch in mein Tagebuch geschrieben was mich riesig geärgert hat, was mir Freude machte und was ich mit meinem Leben anfangen würde wenn ich wieder vogelfrei entscheiden könnte. Was ich an mir selber verändern würe und was ich gerne 'mal ausprobieren würde.
    Ob ich nun all diese Dinge tatsächlich verwirklichen werde die Zeit und Muße bringen, aber immerhin hat das stehts gut geholfen nicht die Orien-
    tierung, die Hoffnung und den Sinn meines Lebens zu verliehren. Und es hat auch gut geholfen einen großen Teil einer sehr häßlichen Vergangen-
    heit zu verarbeiten und abzuhaken, da mich das Schreiben dazu gezwungen hat sehr traumatische Erlebnisse die ich wärend meiner Ehe durch-
    gemacht hatte festzuhalten - anstatt sie unverarbeitet unter den Teppich zu kehren. Dabei habe ich bemerkt das sie nie vergessen sein werden, aber mich nicht mehr verfolgen. Dennoch aber stehts in meinen Hintergedanken present genug geblieben sind um sie nie schön reden zu können sobald die Zeit so manche Wunde geheilt hat. Ich werde meinen Mann wohl niemals vergessen da er ja ein sehr wichtiger Bestandteil meines Lebens war, aber dennoch möchte ich ihn als den Menschen in Erinnerung behalten der er wirklich war. Und damit meine ich nicht nur den Mann in den ich mich einst so sehr verliebt hatte, sondern auch Den der mein Leben zur Qual machte.


    Liebe Petra, bleib weiterhin stark und gebe nie die Hoffnung auf glücklichere Zeiten auf denn sie wird kommen wenn Du bereit bist sie zuzulassen.


    Fühle Dich herzlichst gedrückt,


    Hanna

    Liebste Petra,


    tut mir echt leid das ich in Deine Worte etwas falsch interpretiert hatte, wo doch oft ohnmächtige Wut zur Trauer dazu gehöhren. Ich hoffe das Du heute einen deutlich besseren Tag hattest der Dich ein wenig aufatmen ließ.


    Schade das Malen nicht Deins ist, denn es kann so unendlich entspannend und heilend sein, aber sicherlich wirst Du schon einen Weg finden auf dem Du selbiges erziehlen kannst. Und siehste, die Dichterei ist nun wiederum etwas womit ich überhaupt Nichts anfangen kann. Ist doch toll das wir so herrlich verschieden sind wo es doch genau DAS ist was unsere Welt so bunt, vielfältig und interessant machen kann.


    Endlich hatte ich 'mal einen richtig guten Tag wenn auch hauptsächlich damit beschäftgt mich mit der ganzen Logistik einer neuen Lebensbasis herum zu schlagen. Für mich stehts eine große Herausvorderung wo bisher mein Mann ziemlich alles Finanzielle bewältigt hatte. So hat es mir nun so manche Erleichterung verschafft wieder ein ganzes Stück voran gekommen zu sein und dabei so manche Sorge aus dem Weg zu schaffen.
    Dabei so manches was ich mir einst nie zugetraut hätte. Liebe Petra, ich schreibe Dir das Ganze nur um Dir zu vermitteln das ein neuer Weg nicht immer unbedingt schlecht muß - egal ob es ein seelischer oder sehr konkreter ist.


    Wünsche Dir alles Liebe,


    Hanna

    Liebe gute Angie,


    wieder einmal tut es mir von Herzen leid das Du so leidest, und wünschte es gäbe einen Schalter der das Alles für Dich sofort ändern würde. Dennoch habe ich manchmal das Gefühl beim Lesen Deiner Postings das selbst tausende von tröstenden Worten Dir nicht wirklich weiter helfen würden weil Du noch nicht bereit zu sein scheinst diesen Schritt nach Vorne zu wagen.


    Was die Bestattung Deines Rudi's betrifft mußte ich sehr an die meines Mannes denken, denn auch bei ihm kam dann plötzlich doch Alles sehr anders als es eigendlich geplant war. Eigendlich wollte er etliche Leute zum Tag seiner Beisetzung eingeladen haben. Eigendlich hatte er sich ein sehr bestimmtes Lied gewünscht ("Over the rainbow") und eigendlich sollte nach dem Event ein Essen ihm zu Ehren stattfinden. Ja, und Nichts davon verwirklichte sich am Ende und verlief zwar sehr würdevoll aber sehr anders. Dies weil nach seinem Tod Alles sehr sehr schnell gehen mußte da das Hospiz ihn nur max. 3 Tage bei sich behalten konnte und ich schon am Tag nach seines Ablebens einen Bestatter und den restlich-
    en Werdegang organisieren mußte. Ja, obwohl mir seine Todesnachicht völlig den Boden unter den Füßen weggezogen hatte mußte ich ganz alleine all die großen Entscheidungen treffen die nun anstanden gegenüber einer Frau die mich nur als Kontonummer sah und mich immer wieder im Namen der Würde massiv bearbeitete. Eigendlich wollte ich bei der Abhohlung dabei sein, aber ich bekam am nächsten Tag den Anruf daß das schon von Statten gegangen war wegen einem deutlich schneller vorangeschrittenem Verwesungsprozess. Was seine Einäscherung betraf versäumte es die Bestatterin auch mich zu informieren wann die stattfinden sollte. Sie meldete sich stattdessen um mir zu sagen das die Bestattung binnen weniger Tage sein würde. Also war es für seine Leute unmöglich in so wenigen Tagen Flüge und Hotel zu buchen um an seiner Bestattung teilnehmen zu können. Am Ende waren es nur meine Hospizbegleiterin, die Bestatterin und ich die ihn auf seine letzte Reise begleite-
    ten.


    Liebe Angie, wie Du siehst gibt es immer wieder im Leben Situationen die man absolut nicht ändern kannst. Bei Dir ist es die miese Verwandt-
    schaft die Dir einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Bei mir war es das sehr schlechte Timing und die Tatsache das ich zwei Tage nach seinem Tod vor leeren und weit überzogenen Konten stand die er mir hinterlassen hatte. Stand plötzlich ohne einen Cent da um seine Bestattung so zu planen wie er es sich gewünscht hatte. Ich denke Dein Rudi wird es Dir nie ankreiden das seine Beerdigung so gelaufen ist wie sie ist, und mein Mann wird es wohl auch von da Oben einsehen müssen das es nicht an meinem guten Willen gescheitert war das am Ende doch alles Anders gelaufen ist wie es geplant war. Und noch weniger wird Dein Rudi Dir böse sein wenn er nun nicht den Grabstein bekommen hat den er wollte. Schließlich lebt er ja in Deiner Seele weiter und darin benötigt es keine eingravierten Schriften.


    Was ein Leben ohne Liebe betrifft denke ich das Du Dir erst einmal die Zeit nehmen solltest um wieder zu Dir selber zu finden. Ich bin mir sicher das Du eines Tages einer neuen ganz großen Liebe begegnen wirst auch wenn sie sehr anders sein wird als Das was Du mit Rudi gehabt hast. Dennoch denke ich das man erst einmal über seine Trauer und seine Vergangenheit hinweg kommen muß um wieder offen für eine neue Liebe zu sein denn kein Mann dieser Welt würde in dem Schatten eines Anderen leben wollen.


    Liebe Angie, nehme Dir erst einmal die nötige Zeit Deine Trauer zu verarbeiten, zu entdecken was Du selber vom Leben willst und dann wirst Du auch wieder jede Menge Liebe finden für die es sich gelohnt hat diesen schweren und sehr herausvordernden Weg zu gehen. Nun ja, und um sich noch einmal ganz groß zu verlieben ist es nie zu spät - nicht einmal im hohen Alter.


    Sei gedrückt,


    Hanna

    Hallo Allesamt,


    wollte mich heute noch einmal melden weil wieder einmal Alles zu meiner "Verdrehten Welt" gut paßt. Gestern schien Alles noch schwarz auf schwarz zu sein - heute genau das Gegenstück ohne das ich es erwartet hatte. Auf unerhoffte Weise hat sich das Licht am Ende des finanziellen Tunnels ein wenig genähert - wenn auch nur in kleinen Schritten - und ohne es noch zu erwarten landete heute in meinem Briefkasten eine wunder-
    bare Waffe gegen die Menschen die mich nun so sehr dafür hassen das ich an erster Stelle stehe was den Nachlaß meines Mannes betrifft.


    Ja, so ist das Leben. Oft könnte man sich vor lauter Kummer und Aussichtslosigkeit vor den nächsten Bus schmeißen und dann - wenn man es am allerwenigsten erwartet - dreht sich das Rad erneut und nicht immer unbedingt auf negative Weise. Wenn ich heute Abend darüber schreibe tue ich es um all Denen die nicht mehr weiter wissen Mut und Hoffnung zu machen das es immer wieder einen sich lohnenden Weg nach vorne geben wird solange man lebt und leben will. Ganz egal ob es nur winzige kleine Schritte sind oder plötzlich ganz Große.


    Nun ja, heute waren die kleinen Schritte nach Vorne auf existentiellem Gebiet, aber woher weiß ich das ich nicht vielleicht übermorgen einem Menschen begegne der mein ganzes Leben auf positive Weise verändern könnte? Meine damit nicht unbedingt ein neuer Partner aber vielleicht Jemand der durch Freundschaft bereichert oder Inspiration für ein neues Projekt bringt? Oder einfach nur durch sein sympatisches Sein mir ein bisschen Freude macht.


    An Euch Alle ... blos nie aufgeben denn es ist gewiß einfacher eine Niederlage wegzustecken wenn man für etwas gekämpft hat als wenn man es nicht einmal versucht hat aus dem eigenen Leben was tolles zu machen.


    Euch alles Liebe,


    Hanna

    Liebste Petra,


    schön das Du Dich so sehr Deinen Tieren "schenken" kannst, denn wie Kühlwalda bemerkte sehe auch ich sie als möglichsterweise als die treuesten, bedingungslosesten Freunde die man jeh haben könnte. Bin mit Hunden aufgewachsen. Gerne hätte ich einen vierbeinigen Freund auch heute aber realistisch betrachtet weiß ich noch lange nicht in welche Richtung mein neues Leben gehen wird. Ja, und mein Hund müßte aus dem Tierheim sein und unendlich viel Zeit und Liebe geschenkt bekommen die ich zum jetztigen Zeitpunkt einfach nicht schenken kann wärend Alles noch so sehr ungewiß und unentschieden ist.


    Was dumme Sprüche betrifft wirst Du wohl damit leben müssen so lange es dumme Gäste gibt. Leider sind diese in der ganzen großen Welt ver-
    breitet egal wo man hingeht und egal was man macht. Ich war früher einmal Flugbegleiterin und bin jeder Menge davon begegnet. War damals für mich wie das Psychologie Studium im Schnellverfahren. Dachte oft ich hätte ziemlich Alles durch an menschlicher Dummheit und Primitivität aber immer wieder gab es Platz für Überraschungen. Vermutlich erlebst Du es auch so das es oft von Deiner seelischen Verfassung abhängt wie Du damit umgehst, bwz. große Anmachen gut wegsteckst und dumme Kleinigkeiten Dich umhauen oder aus der Haut fahren lassen. Dennoch war es gut das Du dem Gast die Meinung gegeigt hast, denn gewiß war es nicht Dein Problem wie peinlich er sich danach selber war.


    Gutes Thema von Kühlwalda vielleicht ein neues Ventil zu finden bei dem Du gut "Dampf" ablassen kannst. Kann Dir das Malen sehr gut empfehlen auch wenn Du nun sagen magst das Du das nicht kannst und es nicht wirklich Dein Ding ist. Habe durch ein anderes Forum schwer kranke Menschen kennen gelernt - durch die Krankheit meines Mannes - die sich oft und gerne mit Mandalas therapierten. Falls Du nicht weißt was das ist ... Mandalas sind eigendlich aus Indien stammende Musterbilder die aber nun auch in westlicher Version zu haben sind. In etwas ausgiebigeren Zeitungskiosken kann man ganze Hefte davon kaufen um sie dann nach Lust und Laune auszufüllen und zu gestalten. Sollen sehr gut sein um innerlich zu beruhigen, entspannt abzulenken und setzten der eigenen Fantasie und Gefühlswelt keine Grenzen. Das muß es aber nicht sein, denn letztlich hat quasi jede Form von kreativem Schaffen den selbigen Effekt. Rede erneut aus eigener Erfahrung. Als ich mit meinem immer kränker werdenden Mann eine sehr sehr schwere Zeit durchmachte half mit das "Fummlen" enorm beim Abschalten, etwas innere Kraft zu tanken und oftmals vergaß ich sogar dabei meine ganze Traurigkeit und riesen Sorgen.


    Und wenn all Das nicht geht, wird es bestimmt auch in Deiner Umgebung eine gute Auswahl an Kursen geben wo man eine Menge dazu lernen kann und unter Menschen kommt wo der Trauerfall eben nicht DAS Thema ist. Auch ein guter Weg neue Kontakte zu knüpfen weil sich dort ziemlich Querbeet trifft.


    Was Deine Wut auf Deinen Sohn betrifft denke ich ist diese mehr als rechtgefertigt. Egal wie grenzenlos Du ihn weiterhin liebst hat er Dich verlassen ohne sich von Dir zu verabschieden und ohne Dir einen Grund zu nennen. Noch weniger gab er Dir eine Chance seinen Zustand der ihn zum Selbstmord führte zu verstehen um ihm helfen zu können. Anbei gesagt ein Punkt der mir sehr oft im Kopf herum spukt wenn ich an meinen Mann denke, bzw. warum hat er nicht mit mir geteilt was ihn zweifellos dazu bewegt hat mich ohne Ende zu hassen. Schließlich war ich schon immer davon fest überzeugt das es immer eine gute Lösung geben wird so lange man bereit ist mit einander zu reden. Vermutlich eine innere Wut die Du vielleicht auch so manches Mal empfindest ist das Dein Sohn Dir nie eine Chance gab ihm zu helfen. Bin mir ganz sicher Du hättest für ihn Berge versetzt, genau wie ich es getan hätte. Auch wenn dieser Berg bedeutet hätte meinen Mann in neue Lebensrichtungen gehen zu lassen. Wenigstens hätte er mich nicht hassen und quälen müssen und mit Sicherheit hätten wir einen Weg gefunden auf dem wir Beide hätten gut leben können.


    Liebe Petra, wenn Du wütend auf Deinen Sohn bist laß es raus ohne Schuldgefühle denn Du darfst das als Hinterbliebene die keine Antwort auf das WARUM? hat. Nur dann wirst Du merken wie peu a peu Deine Wut weniger werden wird weil Du sie tatsächlich in Angriff genommen hast anstatt Dich immer wieder für sie zu schämen und sie unter den Teppich zu schieben - bis sie immer wieder irgendwann hoch kommt. Vielleicht erinnerst Du Dich noch wie maßlos wütend ich über meinen Mann nach seinem Tod war. Habe daraus kein Geheimnis gemacht, mich nicht dafür geschämt und sie sehr bewußt an seinen Sachen ausgelassen in Form von radikaler Entsorgung. Auch heute platzt mir noch so manches Mal der Kragen aber dennoch merke ich das meine Rage mit dem Vergehen der Zeit immer seltener wird und ich imer besser damit umgehen kann. Ja, man könnte fast glauben ich hätte angefangen ihm zu verzeihen, aber dem ist gewiß nicht so, Die Wut hat einfach deutlich an Intensivität ver-
    lohren da sie durch ihre Anerkennung meinerseits mich immer weniger quält.


    Nun habe ich Dir wieder einmal so sehr lange geschrieben, aber Vieles mußte gesagt werden wo auch bei Dir Deine Trauer so sehr viele Fassetten hat, die nicht nur mit dem Hier und Heute zu tun haben sondern aus vielen verschiedenen Gründen schon viel länger im Gange sind.


    Wisse Dich liebevoll gedrückt,


    Hanna

    Liebste Petra,


    auch mich hat Deine Verzweiflung nicht in Ruhe gelassen, und so schließe ich mich den Worten von Kühlwalda an, versuchend Dir noch einmal einen ganz großen Eimer voller Hühnerbrühe für Deine Seele vorbei zu schicken. Anbei gesagt das Letztere betrifft eine Formulierung die mir vom ambulanten Hospiz gesagt wurde. Meine liebe Begleiterin sagte mir ... die Ärzte sind für das Mediziische zuständig und ich bin die Hühnerbrühe für die leidende Seele.


    Was Dein Leiden betrifft sehe ich es auch so wie die liebe Kühlwalda daß das nicht sein muß. Was mir Sorgen macht ist das Du an einem Punkt angelangt sein könntest wo Dir schon kaum noch die Kraft geblieben ist Dich aus Deinen tiefsten Löchern eigenhändig wieder hinaus zu ziehen. Meines Erachtens und aus eigener Erfahrung sprechend ein sehr gefährlicher Punkt da er sehr leicht überschätzt wird. Nach dem Motto ... morgen ist ein neuer Tag ... ich werde mich schon wieder einkriegen .... ist ja nur eine vorrüber gehende Phase. Einen Fehler den ich einst selber machte bis ich eines Tages ganz plötzlich wortwörtlich zusammen klappte. Das war der Tag wo ich endlich meinen innneren "Stolz" beiseite schob und die Hilfe vom ambulanten Hospiz annahm die ich bisher verschmäht hatte. Liebe Petra, es war die beste Entscheidung die ich damals treffen konnte, denn auch wenn meine Begleiterin mir nicht meine Probleme nehmen konnte gab sie mir enorm viel Kraft Dank ihrer professionellen Ausbildung die Endphase meines Mannes durchzustehen. Oft half sie mir auch gut dabei Vieles deutlich weniger dramatisch oder als bedrohlich zu betrachten.


    Liebe Petra, sicherlich wäre eine Hospizbegleiterin wie ich sie hatte nicht die richtige Ansprechspartnerin für Deine Situation, aber dennoch würde es sich meiner Meinung nach immer wieder lohnen professionelle Hilfe anzunehmen. Schließlich hast Du Nichts daran zu verliehren sondern möglicherweise nur eine Menge daran zu gewinnen.


    Fühle Dich herzlichst gedrückt,


    Hanna

    LIebe gute Petra,


    erst einmal kommt ein dicker Drücker rüber zu Dir vom unangenehmen heißen Berlin, nebst einer fetten Streicheleinheit und einem großen Kraftpaket. Und nicht zu vergessen ein großes Kompliment dafür das Du es heute geschafft hast einen ansonst schönen und guten Tag wahrzu-
    nehmen und möglicherweise sogar ein wenig zu genießen.


    Du darfst einfach nicht so gnadenlos hart mit Dir sein. Jeder Mensch macht Fehler - oft ohne sich dessen bewußt zu sein oder erst wenn es zu spät zu sein scheint. Blicke ich auf meine Eltern waren sie da keine Ausnahme, auch wenn sie es mit großer Warscheinlichkeit stehts gut mit mir gemeint haben. Es mag sehr hart klingen, aber irgendwann muß eben ein Jeder seinen eigenen Weg gehen, sein Leben selber meistern und auch mit Rückschlägen, Enttäuschungen und eigenem Versagen ohne fremde Hilfe umgehen können. Und Keiner von uns ist frei davon sich oft genug zu fragen warum er/sie es Dies oder Jenes nicht zu dem oder dem anderen Zeitpunkt gesagt oder getan hat. Und zu guter Letzt hat Keiner von uns die Gabe die Gedanken und Gefühle eines anderen Menschens hellzusehen.


    Auch darst Du Dich nicht mehr selber verletzten, denn das mag nur eine sehr kurzlebige Erleichterung bringen aber dennoch wird es nie Deine Trauer und Verzweiflung heilen. Und Lieder im Radio sind unter dem Strich Nichts weiter als Klangwelten die man immer wieder jeh nach Bedarf neu interpretieren kann. Sich die Texte so zurecht rücken kann bis sie zur eigenen Gefühlswelt passen und sie neu interpretieren sobald die Lebenslage sich verändert hat. Ich weiß es ist unendlich schwer die vielen Fragen die man im Kopf hat abzulegen, aber vergiß nicht das Dein Sohn es bestimmt nicht gewollt hat das Du nun so leidest und Dir so unendlich viele Vorwürfe machst für Dinge wo Du absolut nicht voraus ahnen konntest in welche Richtung sie gehen würden.


    Wisse Dich liebevoll gedrückt,


    Hanna

    Lieber Florian,


    vorweg gesagt mag ich Deinen Namen sehr denn mein eineiger Zwillingsbruder den ich für sehr viele Jahre in mir herum trug sollte so heißen wäre er zur Welt gekommen. Nun ist er vor einigen Jahren rausoperiert worden aber seine Persönlichkeit steckt weiterhin in mir.


    Ich danke Dir herzlichst für Deine lieben Worte der Ermutigung und Dein Nachempfinden. Auch sehr gefreut hat es mich das ich vielleicht doch der Einen oder Anderen Mitleidenden ein wenig positives Denken vermittlen konnte. Tatsache jedoch ist das ich mit dem Vergehen der Tage merke wie meine eigene Kraft dabei ist immer weniger zu werden, und das mich nun selbst die kleinsten Problemchen halb erschlagen. Letztlich erstaunt mich das auch nicht, denn seit dem Tag an dem mich mein Mann wegen einer Anderen verließ war ich nur noch am wirblen, leisten und funktionieren. Dies weil danach ein Schicksalsschlag nach dem Anderen auf mich prasselte und ich bis heute - fast 4 Jahre später - kaum eine Minute hatte um ein wenig aufzuatmen, das Eine oder Andere sacken zu lassen oder gar mir eine kleine Pause von dem ganzen Wahnsinn zu gönnen. Und nun habe ich es auch noch mit Menschen zu tun die vor Nichts halt machen würden um an ihre Ziele zu kommen genau wie mein Mann der es ein paar Mal versuchte mich um die Ecke zu bringen als ihm die Scheidung nicht schnell genug ging. Hatte riesiges Glück das ich die Fallen die er gelegt hatte - die wie ein doofer Unfall erscheinen sollten - rechtzeitig entdeckte und unversehrt davon kam.


    Lieber Florian, ich werde mir trotz Allem viel Mühe geben weiterhin positiv zu denken, aber gegenwärtigst fällt mir Das eben sehr sehr schwer so lange kein Ende dieses ganzen Alptraumes in Sicht ist.


    Sei liebevollst gegrüßt,


    Hanna

    Hallo allesamt,


    heute ist es wieder einmal so weit das bei mir erneut das Maß sehr voll ist und ich das Bedürfnis habe mir meinen Kummer von der Seele zu schreiben.


    Wärend ich jeden Tag auf das Neue versuche mein eigenes Leben wieder auf die Reihe zu bekommen hat seine ausländische Sippschaft ange-
    fangen wegen des vermeintlichen Erbes aktiv zu werden. Als ich heute in meine Mailbox schaute fand ich einen Brief von seinem Sohn vor der nicht hätte primitiver, kränkender und aggressiver hätte sein können. Natürlich Alles auf den vielen Lügen basiert die mein Mann ihm über mich erzählt hatte. Zwischen den Zeilen las ich immer wieder den geballten Haß gegen mich, nebst Bezeichnungen meiner Person gegenüber die nicht weiter unter die Gürtellinie hätten rutschen können. All Das von einem Menschen der mich nicht persönlich kennt, die grausame Wahrheit über seinen Vater nicht akzeptieren kann/will und nun meint all seinen Frust an mir auslassen zu müssen.


    Dabei habe ich doch schon so unendlich viel Stress mit all Dem was aus der Heimat meines Mannes kommt, der mich so manches Mal riesig ver-
    zweifeln läßt weil dort der Hintern meist nicht weiß was der Kopf will. Nicht zu vergessen das man in England als Deutsche sowieso als der letzte Dreck dasteht. Der Grund warum ich vor Freude fast geplatzt bin als mein Mann vorschlug mit mir nach Berlin zu ziehen, denn bis dahin hatte ich es mehr als satt ständig gefragt zu werden was mein Vater im Krieg getrieben hatte, oder oft genug als "Fräulein" bezeichnet zu werden. Nicht zu vergessen ... machte ich meine Arbeit gut bekam ich auch dafür oft saftige Kommentare über die deutsche Effizienz, nicht zu vergessen die ganze Palette von blöden Witzeleien wo wir Deutschen natürlich immer als entweder als Nazis oder Deppen da standen. Blöderweise hängt nun meine Existenz von diesem Land ab, und wann immer ich mich mit den Behörden dort herum zu schlagen habe dauert es nie lange bis ich diese Vor-
    urteile tüchtig zu spühren bekomme. Ja, für die Leute da drüben bin ich eben nur die doofe kleine Deutsche für die man nicht den Hintern hoch be-
    kommen muß. Die man herrlichst so lange mit Gleichgültigkeit zermürben kann bis sie ihren "Kampf" irgendwann aufgibt.


    So hat mir heute die bitterböse Mail von seinem Sohnemann noch den letzten Rest gegeben, zumal wir uns nicht fremder sein könnten, und ich Nichts für die ganzen Trümmerhaufen kann die mein Mann mir hinterlassen hat. Ebenso wenig das dessen Sohnemann bis heute - im zarte Alter von 36 - sein Leben nicht auf die Reihe bekommen hat. Man könnte mir sagen ich soll den Schwamm drauf packen, aber letztlich sind das so Momente wo der ganze Graus den ich mit meinem Mann durchmachte wieder hochkommt, bzw. die ganze Verlogenheit, die Geldgier und die ganze dazu gehöhrige Respektlosigkeit anderen Menschen gegenüber. Und wieder befällt mich die riesige Angst um meine Existenz, denn auch wenn die gesamte Sippschaft im Ausland hockt, ist sie extrem unberechenbar - besonders wenn es um Geld geht. Im Grunde genauso hinter-
    fotzig wie mein Mann es war und eben Leute die bereit sind über Leichen zu gehen wenn sie meinen das sie Das bereichern könnte.


    Eben das ganze Kontrastprogramm im Gegensatz zu mir, die unter dem Strich doch nur genug haben möchte um ein völlig normales und vor Allem friedliches Leben führen zu können. Will einfach nur baldmöglichst den entgültigen Schlußstrich unter meine Vergangenheit an der Seite meines Mannes ziehen können und hoffen das die Zeit viele Wunden heilen wird. Das kann doch nicht zu viel verlangt sein.


    Hoffend das nicht all zu viele von Euch selbige Alpträume durchmachen müssen füge ich noch viele liebe Grüße hinzu,


    Hanna

    Liebe Angie,


    ich schließe mich da sehr den Worten von Andruscha an was das WARUM betrifft. Tue es Dir selber zu liebe wie es wohl recht Viele unter uns Zurückgebliebenen tuen damit ein neues Leben irgendwann wieder möglich ist, und damit man nicht irgendwann in der ganzen Trauer absäuft. Wenn Du meinst das Dich Nichts interressieren würde weil all die Dinge die Du machen könntest keinen Sinn machen würden. Nun ja, Sprachen lernen oder Sport betreiben mag wirklich nicht Jedermann's Ding sein, aber letztlich geht es doch auch gar nicht darum großartiges zu erreichen. Nein, eher geht es darum unter Leute zu kommen wo die Gesprächsthemen sich eben nicht immer nur um die Vergangenheit und das dazu gehöhrige Leid drehen. Oft auch eine gute Gelegenheit Menschen kennen zu lernen mit denen es sich gut was unternehmen läßt.


    Zur Zeit ist meine Zukunft noch sehr ungewiß weil Vieles noch nicht entgültig geregelt ist, aber sobald wieder etwas Ruhe einkehren wird habe ich vor mich allmöglichen Dingen anzuschließen um einfach nur wieder unter die Leute zu kommen. "Doofe" Dinge wie Mal-oder Kochkurse, vielleicht Salsa Unterricht oder ein Kurs um mein inzwischen sehr verschütt gegangenes französisch wieder aufzufrischen. Nicht um auf allen Gebieten was großartiges zu machen, sondern einfach nur um für mich selber wieder Freude an etwas zu finden. Und das ist genau der Punkt den ich versuche Dir zu vermittlen. Es geht einzig und alleine darum einen Weg aus aller Tristesse heraus zu finden, denn meiner Meinung nach ist jedes Leben mehr als lebenswert egal wie groß oder klein die Ziele sind die man sich setzt.


    Dir alles Liebe,


    Hanna

    Liebe Petra,


    wollte Dich auch noch 'mal ganz doll drücken wo Du mir doch immer so liebevoll geschrieben hast wann immer ich icht mehr weiter wußte. Leider muß ich mich jedoch auch der Angie anschließen das Du es warscheinlich nie schaffen wirst auf all Deine Fragen klare Antworten zu bekommen.
    Auch wenn meine eigene Situation mit Vergleich zur Deinigen deutlich weniger dramatisch war, muß ich ich mich damit abfinden das ich über viele Dinge nie die Wahrheit erfahren werde. Etwas worunter auch ich sehr leide weil es auch in meiner Situation Dinge gibt die für immer unerklährt bleiben wären.


    Sehr oft frage ich mich etws was auch Du Dich sicher unzählige Male gefragt hast, bzw. warum konnte mein Mann nie über seine Probleme mit mir sprechen die er ja sehr offensichtlich hatte? Warum konnte er mir nicht vertrauen wo ich doch immer wieder zu ihm gestanden hatte? Liebe Petra, noch bin ich nicht so weit aufzuhöhren mir immer wieder diese Fragen zu stellen, aber dennoch hoffe ich das ich eines Tages mich damit abfinden kann das ich die nackte Wahrheit nie erfahren werde. Immerhin ein Thema was auch zwei Seiten haben kann. Entweder die Erlösung nicht mehr rätseln zu müssen, oder die Entdeckung von etwas was viellecht noch traumatischer sein könnte als Das was man schon weiß. Ich denke daß das auch eine Sache ist die man sich sehr gut überlegen muß, bzw. ob man wirklich noch die Kraft hat möglicherweise vor einem noch größerem Grausen zu stehen.


    Liebe Petra, sei von mir ganz doll gedrückt und mit einer großen Portion Kraft versehen,


    Hanna

    Liebe Angie,


    ich hoffe ich trete Dir damit nicht auf den Schlips, aber irgendwie habe ich das Gefühl beim Lesen Deiner Postings das Du vielleicht nicht wirklich ein neues und deutlich glücklicheres Leben haben willst weil es Veränderungen bedeuten würde. Das Du vielleicht Angst hast einen radikalen Schnitt von der gemeinsamen Vergangenheit zu machen um völlig neue Wege zu gehen. Wege die bedeuten neue Hobbies und Interessen zu entwickeln durch den Du Dir auch einen neune Freundes-und Bekanntekreis aufbauen könntest der eben nicht immer wieder an die Vergangenheit erinnert.


    Könnte es sein das Du eine große Angst vor dem Loslassen hast weil es bedeuten würde auch alles erprobte, vertraute und nicht herausfordernde hnter Dir zu lassen? Angst vor dem Neuen und in welche Richtung dies gehen könnte? Tut mir leid wenn Du meine Fragen für fehl am Platz empfinden könntest, aber irgendwie kommen Deine Zeilen bei mir so an das Du Dich viel mehr damit beschäftigst wie sinnlos Dein Leben geworden ist und wie Du es beenden könntest, anstatt zu überlegen was Dir helfen würde Dein Leben positiv zu bereichern.


    Dir alles Liebe,


    Hanna

    Liebe gute Angie,


    so darfst Du nie denken, bzw. das Dein Leben nun keinen Sinn mehr macht und es sich nicht mehr lohnt leben zu wollen. Das Du nun kein Zeitgefühl mehr hast scheint etwas zu sein worunter die Meisten leiden die einen geliebten Menschen verlohren haben. Vermutlich gehöhrt das zu einem gewissen Schockzustand weil plötzlich Nichts mehr so ist wie es war. Anbei gesagt ist Das etwas was ich gerade auch durchmache, bwz. das mir sein Tod manchmal wie vor sehr langer Zeit vorkommt - andere Male erst wie gestern. Genau wie Du erwarte ich oftmals viel zu viel von mir weil ich es wieder einmal vergessen/verdrängt habe das der Tod meines Mannes noch keine 2 Monate her ist.


    Du hast schon einen guten Anfang gemacht nach Vorne zu blicken indem Du Dich mit Deiner Freundin getroffen hast und Dich dafür herausgeputz hast. Laß es nicht das erste und letzte Mal sein, denn daran steckt wirklich etwas wahres wenn gesagt wird das dies mit dem Vergehen der Zeiit einfacher und selbstverständlicher werden wird. Eine Sache die man am Anfang sich nicht vorstellen kann aber die bestimmt eintreten wird wenn Du nicht wieder aufgibst.


    Vor Allem darfst Du Dir keinen Termin setzen ab wann Du vor hast Dein Leben an den Nagel zu hängen. Laß Dir die nötige Zeit zum Trauern ohne Dich unter Zeitdruck zu setzen, und vermutlich wirst Du in einem Jahr staunen wie weit Du bis dahin gekommen bist mit Deinem Neuanfang.


    Ich wüsche Dir viel viel Kraft und vor Allem Zuversicht diesen Schritt nach Vorne zu schaffen,


    Hanna

    Liebe Ute,


    habe mich sehr gefreut von Dir Nachricht zu bekommen und hoffe das es Dir den Umständen gemessen gut ergeht. Das Du Dich mit dem richtigem Trauern schwer tust kann ich Dir sehr gut nachempfinden, denn mit dem vergehen der Tage merke ich das mir dies immer schwerer fällt. Ich würde es gerne können aus selbigem Grund wie Du, aber leider hohlen mich dann immer wieder seine Machenschaften ein die meine Tränen recht schnell zum trocknen bringen.


    Was seine Scheinwelt betraf flog die zum ersten Mal vor knapp 8 Jahren auf. Wir waren gerade einmal ein Jahr nach Deutschland gezogen und hatten unser neues Haus fast fertig eingerichtet als er mir gestand in seiner Heimat gigantische Schulden zu haben. Etwas was nur ans Tageslicht kam weil die Banken dort ihm allesamt den Hahn zugedreht hatten. Schulden von denen ich absolut Nichts ahnte da er in seinem Beruf weit überdurchschnittlich verdiente und unsere Welt mehr als in Ordnung zu sein schien. Ehrlich gesagt war das meinerseits der erste große Knacks in unserer Beziehung, aber damals war ich noch bereit ihm eine zweite Chance zu geben. Immerhin hatte er eine Firma in seiner Heimat engagiert die ihm helfen sollte diese wahnsinnigen Schulden peu a peu zu tilgen, und da es uns dennoch weiterhin recht gut ging machte ich mir keine großen Sorgen. Wir lebten ja auf einmal auch auf Sparflamme und ich akzeptierte das als unser Weg das Kind wieder aus dem Brunnen zu hohlen. Ehrlich gesagt war ich einfach nur überglücklich das weiterhin unsere Existenz und unser Haus gesichert waren. Irgendwie fanden wir auch wieder ein wenig zu einander wärend ich anfing ihm peu a peu erneut Vertrauen zu schenken. Heute weiß ich daß das mein allergrößter Fehler war, denn er nutzte das nur aus um still und heimlich noch einen oben drauf zu setzten. Seine Schulden tilgte er nur im Krümelformat, und irgendwann fing er auch noch an im Internt zu zocken - eben nach dem Motto ... nach mir die Sinnflut.


    Hier und heute versuche ich jeden Tag auf das Neue damit klar zu kommen, aber es fällt mir eben sehr schwer da seine Machenschaften nun zu einer enormen Bedrohung für meine eigene Existenz geworden sind. Ein Fazit an Das ich quasi täglich erinnert werde wenn ich an den Postkast-
    en gehe. Und das wird mich noch recht lange schwer belasten zumal ziemlich alle seine Machenschaften sich im Ausland abspielen und dort die Uhren sehr anders ticken als hier in Deutschland. Der Grund warum eine Therapie eher keine Sinn machen wüde, denn hier geht es ja nicht nur um seelische Traumas sondern leider hauptsächlich um nackte Tatsachen die noch lange nicht ausgebaded sind.


    Ob ich mich noch einmal auf einen Partner einlassen würde? Ich bezweifle das sehr. Sicherlich wird es mir irgendwann fehlen niemanden zum Kuscheln und zum Teilen von Freud und Leid zu haben, aber ehrlich gesagt bin ich eben nicht mehr bereit dazu das Risiko einzugehen mich auf Jemanden einzulassen. Habe zu viel Angst davor wieder bitter entäuscht zu werden nachdem ich möglicherweise lange dazu gebraucht habe um diesem Menschen zu vertrauen, ihn kennen und lieben zu lernen. Abgesehen davon müßte der Mann noch gebacken werden der mit meinem Mis-
    trauen und meiner immer stärker werdenden Eigenständigkeit klar kommen würde. Ich glaube ich würde auch nicht mehr mit den Erwartungen eines Partners klar kommen - egal ob im Bett oder auf sonstigen Gebieten - wo ich nun dabei bin zu entdecken das völlig vogelfrei auch sehr viele Vorteile haben kann. Laß es mich 'mal so sagen. Ich werde bestimmt mich nicht auf die Suche machen, und sollte es sich doch noch ergeben wird die Zeit es bringen in welche Richtung das gehen soll. Ja, und wenn sich Nichts ergeben sollte, wäre das auch ok.


    Wie siehst Du das? Könntest Du Dich noch einmal auf eine Partnerschaft einlassen?


    Und ja, ich kann Dich gut verstehen das Du es wissen willst wie die letzten Minuten des Deinigen abgespielt haben. Es gab eine Zeit wo ich sonst was darum gegeben hätte meiner "Rivalin" gegenüber zu stehen, aber als mein Mann verstarb wurde das plötzlich sehr uninterressant. Dies obwohl ich auf einmal durch reinen Zufall deren Telefonnummer in der Hand hatte. Vielleicht erledigte sich dieses Thema auch nur weil ich auf seinen Backup CDs Fotos von den Beiden vorfand und seine Affaire im Grunde nach seinem Ableben entgülgig gegessene Sache war. Eher litt ich noch für eine Weile unter heftigem Kopfschütteln, denn seine Geliebte war alles Andere als Das wofür Männer ihren Kopf verliehren würden. Ja, lache nur aber sie war alt genug um meine Mutter zu sein und ließ mich stark an "Tootsie" denken.


    Um meine immer länger werdende Post an Dich zu beenden, möchte ich noch hinzu fügen das ich es sehr sehr gut verstehe das sich bei Dir nun eher Dein neues Leben breit macht als eine lähmende Trauer denn letztlich ergeht es mir nun genauso. Wo Andere vor Kummer und Herzschmerz nicht wissen wohin mit sich selber, besteht mein Leiden nun eher aus bitteren Enttäuschungen und indem ich einfach seine verantwortungslose Verlogenheit nicht wirklich akzeptieren kann.


    In diesem Sinne auch Dir viel viel Kraft für den Aufbau eines neuen und deutlich glücklicherem Lebens,


    Hanna

    Liebe Angie,


    ich schreibe Dir noch einmal weil mich Dein Posting nicht in Ruhe läßt. Mich beschäftigt Deine Frage wie Du Dir ein neues Leben anhand all Deiner Erinnerungen an Rudi aufbauen sollst. Liebe Angie, niemand erwartet Das von Dir und mit großer Warscheinlich gewiß nicht Dein Rudi denn er hat Dich sicherlich wertgeschätzt für Deine eigene einmalige Persönlichkeit.


    Menschen wie wir risikieren im eigenen Sumpf herum zu dümpeln weil der Neuanfang deutlich schwerer fällt als Das was man nun gut kennen ge-
    lernt hat. Nicht zu vergessen das die Meisten von uns prinzipiel erst einmal Angst vor allem Neuen und Unbekannten haben - nicht zu vergessen daß das Umfeld wenig dazu beiträgt wenn es darum geht Ermutigung zu erteilen. Denke an den klassischen Satz ... Du doch nicht mehr. Oder ... jetzt schon? Wenn man nicht gerade noch in einem Alter ist wo die Welt meint man müsse unbedingt einen Partner haben um wieder glücklich leben zu können. Blöderweise eine Sache mit der ich nun oft genug konfrontiert werde weil ich eben noch lange nicht reif für das Seniorenheim bin.


    Zur Zeit pendle ich noch sehr zwischen größter Traurigkeit, Wut, Existenzangst und Unmengen von offenen Fragen, aber dennoch habe ich nicht vor mein eigenes Leben an den Nagel zu hängen blos weil mein Mann nicht mehr da ist. Vermutlich wäre er nicht von mir begeistert wenn ich Das was er verlohren hatte an mir vorbei rauschen lassen würde, und mit großer Warscheinlichkeit würde Dein Rudi das auch so betrachten wenn er Dich von da oben beobachten könnte.


    Abschließend möchte ich Dir noch sagen .... auch ich erfahre es täglich wie verdammt schwer der Neuanfang ist, aber wenn man es wirklich will ist er zu schaffen.


    Dir einen fetten Drücker,


    Hanna

    Ihr beiden Lieben,


    ich hoffe ich trete Euch nicht zu nahe wenn ich mich nun ein wenig in Euren Austausch einmische, denn egal wie meine Geschichte gelaufen ist steht ja nun auch vor mir der Neuanfang und ein Leben was irgendwie weiter gehen muß. Schließlich habe ich ja quasi 20 Jahre lang im "wir" und "uns" gelebt was es nun nicht meher geben wird.


    Betrachte ich nun die ganze neue Situation vermute ich das es nur einen Neuanfang geben kann wenn man ihn wirklich aus eigener Überzeugung zulassen will. Wenn man bereit ist sich einem völlig neuem Lebensabschnitt zu stellen. Vermutlich bedeutet das aber auch ein bereit sein die Vergangenheit gehen zu lassen anstatt sie immer wieder in den Gedanken aufleben zu lassen.


    Vielleicht schreibe ich heute Abend nur diese Zeilen weil in mir inzwischen eine gewisse Zuversicht eingezogen ist das auch wenn mein Leben nun sehr anders sein wird als bisher, es nicht unbedingt sinnlos, freudlos und öde sein muß. Allerdings vermute ich das es eine Menge eigenen Willen kosten wird dieses neue Leben so bunt, ereignisreich und zufriedenstellend zu gestalten. Eben eine ganz große neue Herausvorderung der man sich entweder stellt oder da stehen bliebt wo das alte Leben aufgehöhrt hat. Und wer hätte schon etwas von diesem zweiten und sehr traurigem Weg?


    Ich wünsche Euch Beiden sehr viel Kraft und Mut wieder nach Vorne gucken zu können denn so hart wie es klingen mag hat man ja nur das eine Leben,


    Hanna

    Liebe Angie,


    dann ist es gut so wenn Du mit dieser Entscheidung leben kannst, und beschlossen hast das unter den weggerafften Sachen Nichts ist was einen Rechtsstreit wirklich wert sein könnte. Du hast schon genug durchgemacht um Dich auch noch von solchem Gesocks quälen zu lassen.


    Dir einen baldigen Frieden und viele liebe Grüße,


    Hanna

    Liebe Petra,


    nein, Du jammerst mich gewiß nicht voll, denn letztlich haben wir uns doch Dank eigener Lebenstragödie kennen gelernt - ein Jede von uns mit seiner eigenen. Wenn wir uns nicht an einander anlehnen können wo sonst, wo die Welt da draußen doch im im Grunde nicht wirklich versteht/verstehen will was uns nun bewegt?


    Dennoch möchte ich Dir sagen das Du Dir keine Vorwürfe machen darfst was Deinen Sohn betrifft. Leider gibt es Menschen die ihren Kummer nicht mit anderen teilen können/wollen egal wie oft man versucht diesen aus ihnen heraus zu kitzeln. Ich bin mir ganz sicher das Du ihm eine wundervolle Mutter warst - aber eben auch ein ganz normaler Mensch mit eigenen Aufgaben, Träumen und Bedürfnissen. Ein Mensch wie so unendlich viele von uns die nicht jedes Wort, jede Geste und jeden Gesichtsausdruck seines nun Verstorbenen auf die goldene Waage gelegt hat sondern sie als Teil eines ganz normalen Miteianders angenommen hat.


    Oft genug hat man mir gegen den Kopf geworfen das mir das Doppelleben meines Mannes nicht aufgefallen war. Ja, so manch Einer hielt mich deswegen für blind und hummeldumm. Das Selbige durfte ich mich auch oft genug anhöhren als er mich wegen einer anderen Frau verließ. Wie konntest Du es nicht merken das er eine Andere hatte??? Ja, woher sollte ich es ahnen wo mein Mann sich mir gegenüber so verhielt wie eben immer. Sogar noch vor dem berüchtigtem Weihnachten eine Ferienreise mit mir für das neue Jahr plante. Und genauso vermute ich sehr stark das auch Du nicht wirklich ahnen konntest was in Deinem Sohn wirklich vorging und was ihn zur Selbstmord trieb.


    Ich wünsche es mir sehr für Dich das Du es eines Tages akzeptieren kannst das Du nicht für seinen Tod verantwortlich warst, sondern einzig und alleine er selber. Nicht nur dafür das er es tatsächlich durchzog, sondern weil er Dich auch nie in Probleme einweihte die ihn dazu gebracht haben. Das mag nun sehr hart klingen, aber bedingungslose Liebe bedeutet oft auch einen Menschen gehen zu lassen besonders wenn er es so für sich bestimmt hatte. Ich weiß das ist nun eine ganz andere Situation aber sie könnte zu diesem Thema passen. In der Nacht in der mein Mann verstarb hatte die Abendschwester ihn noch friedlich schlafen wärend ihrer Runde vorgefunden. Allerdings bemerkte sie das er sich seine Nasenbrille heraus gezogen hatte und sie sorgfältig neben sich gelegt hatte. Ja, und da er dennoch friedlich schlief beschloß sieh ihn so der Nachtschwester zu überlassen. Und die fand ihn dann nach der Übergabe verstorben vor. So bin ich fest davon überzeugt das man im Hospiz das Beseitelegen der so notwendigen Sauerstoffzufuhr als DAS Zeichen gesehen hatte das er gehen wollte um sein Leiden entgültig zu beenden.


    Auch ich ließ ihn einst friedlich gehen als er beschloß mich für eine andere Frau zu verlassen. Zu dem Zeitpunkt liebte ich ihn noch genug um ihn nicht dazu zwingen zu wollen bei mir bleiben zu müssen wo er das nicht mehr wollte. Ja, in gewisser Weise liebte ich ihn trotz meiner enormen Enttäuschung genug um ihm die Chance auf was ganz großes und wundervolles zu gönnen. Und vielleicht fällt es Dir ein wenig einfacher Deinen Schmerz zu ertragen wenn Du Dir vorstellst das Dein Sohn nun seinen inneren Frieden gefunden hat und sein Leid was ihn zum Selbstmord be-
    wegt hat ihn nicht mehr quälen wird. Und das er sich warscheinlich rieisg freuen würde wenn Du nun in seinem Namen etwas ganz tolles aus Deinem Leben machen würdest


    Ich versuche das jeden Tag auf das Neue egal wie schwer es mir oft genug fällt. Dies besonders wo ich weiß das mein Mann mir letztlich nie etwas Gutes und Schönes gegönnt hat. So nenne es nicht nur ein nach Vorne blicken sondern auch eine gute Portion Trotz wenn es mir hin und wieder gelingt mich über etwas zu freuen, 'mal wieder zu lachen. oder gar erneut Pläne schmieden zu können die einzig und alleine mein Wohler-
    gehen betreffen.


    Liebe Petra, ich hoffe das Dich die gegenwärtige Hitze nicht auch so halb erschlägt wie mich, und das Du vielleicht mit meinen heutigen Worten etwas anfangen kannst. Wisse Dich tüchtig gedrückt und mit vielen lieben Grüßen versehen,


    Hanna