Liebe Gerlinde und liebe Hanna,
So, und jetzt zur Frage die ich schon lange mit mir rum getragen habe Gerlinde (vor allem Du weil Du glaub ich denkst es waere so das beste gewesen, aber auch ein ganz klein bisschen Du Hanna weil do so ein kleines Fragezeichen in Deinen Erzaehlungen hast)...
Also liebe Gerlinde: kannst Du dir vielleicht auch vorstellen wie schwer es ist deine liebste Person in den letzten Momenten zu Hause zu betreuen... glaubst Dur nicht dass das auch eine solche riesen-mega-extreme-over the top-Verantwortung ist, die niemals richtig gemacht werden kann???
Ich weiss nicht - es ist auch sehr leicht zu 'Verschoenen' wie es ist dass der liebe Mensch zu Hause sterben darf. Aber mal ganz hart an Tatsachen: ist das nicht noch naeher an den Gefuehls-Sorgen und Gefuehls-trauma, als Nicht-Profi niemals genug gemacht zu haben / es richtig gemacht zu haben / es so gemacht zu haben wie der liebe Mensch es brauchte...
Es ist eine RIESEN Verantwortung, die ganz schoen schwer auf einem lastet... hatte Rob Schmerzen die ich nicht erkannt habe weil ich eben kein PRofi bin, hatte er Aengste die er vor mir versteckt hat (natuerlich) aber im Krankenhaus oder Hospiz besprochen haette, hatte er Sorgen die er mir bestimmt nicht zeigen wollte da er so sorgenvoll damit war wie es mir ging, habe ich Dinge / Anzeichen / Reaktionen uebersehen die ihn haben mehr leiden haben als noetig?????????????????????????????
DIe Liste ist endlos...
Bitte, bitte, bitte liebe Gerlinde. Ich weiss nicht ob es immer fair ist wenn ein Mensch zu Hause stirbt. Rob hat es eine Woche vorher ja gesagt auf meine Frage, aber wir waren noch sehr weit weg von alle, von jeglicher Art der extrem-all-round-pflege, wir hatten nur jemanden der 1x taeglich vorbei schaute und kurz checkte wie es ihm ging. Alles andre ging zwischen ihm und mir und nur am letzten Tag nicht mehr. Ich hatte Glueck dass ich es gar nicht entscheiden musste, ob ich ihn doch besser ins Krankenhaus einweisen lassen musste oder nicht. Aber ganz insgeheim Ihr Lieben, hatte ich panische Angst dass er zu Hause stirbt und ich damit nicht klar kommen wuerde, dass es mir zu viel sein wuerde seinen toten Koerper in der Wohnung zu haben, und diese Erinnerungen dort zu haben als die staerksten von ihm...
Und er hat wortwoertlch zu mir gesagt 'Sandrita dass tu ich dir und mir nicht an'.... er hat nach Eutanasie gefragt circa 1 Woche bevor er starb, aber das war dann gar nicht mehr notwendig da er fuer sich selbst beschliess zu gehen. Bis 24 Std. vor seinem Tod musste ich ihm zwar in den Rollstuhl helfen und mit helfen dass er auf der Toilette Platz nahm, aber das war alles. Eine Woche vor seinem Tod haben wir zusammen geduscht (ich ihn aber da ich mit drin stand habe ich eben auch mitgeduscht (habe ich im Krankenhaus auch gemacht und wir hatten da immer Spass)... und das war so wunderschoen, dieses letzte Mal...
Er war sicherlich ein 'easy case' da es erst so ganz kurzfristig am Ende die letzten 24 Stunden so extrem abbauend wurder, aber ich kann Euch sagen die Verantwortung, das Gefuehl (und Wissen) zu versagen weil man einfach kein Arzt/Krankenschwester ist, dass ist schon sehr hart.
Gerlinde, ganz ehrlich, ich weiss Du haettest das gerne auf dich genommen aber ich wuerde mich riesig sorgen was Du nun heute an Schuldgefuehlen haettest... You get my point???? Rob hat es mir leicht gemacht weil er gegangen ist bevor es wirklich noetig wurde dass er all-round Betreuung brauchte.
Und ich glaube ich habe ihm helfen duerfen zu gehen indem ich abends als er immer mehr abbaute NICHT den Arzt gerufen habe, sondern ihn begleitet habe und ihm immer wieder gesagt habe dass es ok ist zu gehen, dass ich ihn finden werden und dass alles gut wird. Ich habe es intuitiv gewusst. Und ihn nicht mehr 'gerettet' sondern ihn gelassen, da wo er nun hin ging. Ich darf Euch aber auch sagen, nur weil ich so stark und klar mit Rob verbunden war (und bin), schaffe ich es dass mich keine Schuldgefuehle zerfressen, Nur weil ich hart und ehrlich mir ins Gesicht sage: er hatte keine Chance mehr, daher war es nicht wert sein Leben noch fuer Tage oder Wochen unter vielleicht sehr schmerzhaften Bedingungen zu veraendern... nur weil ich mir ehrlich ins Auge schauen kann habe ich kein extremes Trauma jetzt was zu Hause passiert ist.... Und trotzdem: er ist zu Hause gestorben, in unserem Bett, die Wohnung und das Bett waren ein riesen riesen riesen Trauma... da man auch immer sieht wo er gegangen ist. Again, Gerlinde: really, is that what you wanted????????????????????? I dont think so... bitte denkt mal anders darueber nach, okay? Euch ist auch einiges erspart geblieben. Und das ist gut so.
Sandra