Beiträge von Dieter

    Das ist perfekt, liebe Christine, das trifft es genau. Ricarda Huch macht kluch. Liebe Petra, die "Natur" war für mich immer etwas überaus Lebendiges, Ergreifendes, mehr als ein Sonntagnachmittagspaziergang. Das ist nun weg. Eine Liebe zu kleinen Dingen und Lebewesen ist geblieben, und natürlich fühle ich mich im Wald und am Wasser und in den Bergen wohler als in einer Großstadt, aber das ist nur so ein bisschen gemütliches Gefühl, nichts Großes mehr, deswegen sage ich "tot", es kümmert halt so ein bisschen vor sich hin. Liebe Hedi, du hast ein gut sortiertes, klares Innenleben, von dem ich mir eine Scheibe abschneiden werde. Aber was an der Natur ist schön? Das, was wir in sie hineinlegen, nicht? Es geht also, wie Petra richtig sagt, um innere Lebendigkeit. Und weil Lebendigkeit und Liebesfähigkeit dasselbe sind, geht es um Liebe, wenn nicht mehr zu einem einzelnen Menschen, dann zu allem, um All-Liebe. Das ist ein zu hoher Anspruch für so ein einzelnes Menschenwürmchen, davon hat es vielleicht heute ein bisschen und morgen nichts und übermorgen wieder ein bisschen. Wie geht ihr über eine Gänseblümchen-Wiese? Im Zickzack oder latsch, latsch, gerade durch? So ein Blümchen lebt ständig zwischen Getretenwerden und mühsam sich wieder Aufrichten, nix Gscheits, keine Rose, keine Gladiole. Nösel nösel. Schöne Woche, schönes Pfingsten!


    Es war schön, die Natur richtet mich immer wieder auf, es ist so schön bei uns! Zu zweit war´s noch schöner, aber ich sehe es trotzdem noch!

    Liebe Hedi,


    zuerst dachte ich: siehstu, die Hedi hat das Rätsel längst gelöst, an dem du dauernd knabberst, dass man sich auch als einsamer Wanderer an der Natur erfreuen kann. Zu zweit ist es schöner, aber allein geht's auch, um es mal zu versimpeln. Das klingt nach Mehr oder Weniger, eine rein quantitative Angelegenheit, halbe Freude ist besser als nichts, sozusagen. Aber dann fiel mir ein, dass es in Wirklichkeit eine qualitative Angelegenheit ist: ALLEIN freue ich mich an der Natur, ZU ZWEIT freue ich mich an der Freude des Andern. Ich kann jetzt meinen Dackel mitnehmen oder den Herrn Schmidt oder die Frau Müller, aber das bringt's doch nicht, ohne Liebe zu einem Partner bleibt für mich die Natur tot. Was nun? Ich will dich nicht verunsichern, im Gegenteil: vielleicht hast du einen Tipp für mich.


    LG Dieter

    Vor meinem Fenster ist alles grün und weiß und blau von Maiglöckchen und Ehrenpreis (Veronica). Das ist der Name meiner Frau: Veronika. Lauter kleine Winke von ihr. Das Blau ist so unbeschreiblich tief und wahr wie sie.

    Liebe Rabelein,


    deine Schwäche und Müdigkeit kommt vielleicht von deinen Medikamenten, frag' doch mal deinen Arzt. Keine Lust auf Eis - ts ts ts. Auch nicht Eis mit Schlagobers? Da läuft sogar mir das Wasser im Mund zusammen. So ein schöner Sonnenschein heute! Einen guten Tag wünsche ich dir! Hoffentlich besucht dich dein "Schnuckelchen" recht oft.


    Dieter

    Liebe Hedi,


    falls die Frage ernst gemeint ist: Häuschen gründlich säubern und anständiges Futter rein. Am besten bis zum nächsten Winter warten.


    Vogelsolidarität.

    Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Wer zu spät mit der Winterfütterung der Vögel aufhört, den bestrafen die Vögel. Ich hatte schon ein paarmal die Futterhäuschen ab- und wieder aufgebaut, Fettfutter für die Rotkehlchen, die Amseln, die Spechte und die alles verschlingenden Eichelhäher, Sonnenblumenkerne für den Rest der gefiederten Bevölkerung. Nach den Eisheiligen ist endgültig Schluss, sagte ich zu mir, aber heuer hatten wir zweimal Eisheilige, das war nicht abgemacht. Dann huschten so merkwürdige Vögel über die Wege, die bei näherem Hinsehen Mäuse waren, die piepsten: Danke für die leckeren Sonnenblumenkerne. Zu Mäusen habe ich ein getrübtes Verhältnis, sie verwechseln zu gern ihren Bau mit meinem Dachboden und rumoren dann monatelang über meinem Kopf. Das gab den Futterhäuschen den Rest, ich beseitigte sie endgültig und harkte mit der Forke die Überreste von einem halben Jahr Vogelfütterung vom Weg. Darauf schüttete ich altes Laub und klopfte es fest. Die Forke steckte ich als Zeichen meines Triumphes an die Stelle, wo vorher das Häuschen mit dem Fettfutter stand. Ich war Sieger und Mörder. Die Jungen, Mensch, die Jungen! Jetzt haben sich doch alle an die Fütterung gewöhnt! Zwei Tage lang war Ruhe, keine frechen Eichelhäher, keine phlegmatischen Dompfaffen, keine huschenden Mäuse, keine interessierten Katzen, endlich Sauberkeit und Ordnung. Heute sehe ich, wie der Buntspecht auf dem Griff der Forke sitzt und die Krällchen ringt und bitterlich weint. Ogottogott, in fünf Minuten habe ich alles wieder aufgebaut, ich habe noch Futtervorrat bis nach Weihnachten, ich bin kein Mörder mehr. Die Mäuschen huschen wieder, aber wo die Not am größten ist, da sind auch Katzen, sonst helfe ich mit etwas Baldrian nach. Ich werde weiter an die Fensterscheibe klopfen, wenn der Eichelhäher frech aus dem Futterhäuschen linst, ich werde weiter die Katzen verjagen, wenn sie den Vögeln zu nahe kommen, ich werde den Mäusen in meinem Haus einen Mietvertrag unterbreiten, damit alles seine Ordnung hat. Und ich werde jeden Tag den Anblick eines wunderschönen schwarzrotweißen Buntspechts genießen, wie er sich die Äuglein trockenreibt und sich mit seinem Schwanz am Futterhäuschen abstützt.

    Es ist vielleicht nicht Liebe und Leben, aber es ist doch Sommer und Mai.
    Es ist vielleicht nicht Tanzen, aber es ist doch Schunkeln.
    Es ist vielleicht nicht Lachen, aber es ist doch Lächeln.
    Es ist vielleicht nicht Jubeln, aber es ist doch stilles Entzücken.
    Es ist vielleicht nicht Singen, aber es ist doch Mitsummen.
    Es ist vielleicht nicht alles, aber es ist doch dies und das.


    Schönen Sonntag Kantate!

    Liebe Rabelein,


    jetzt muss ich doch auch noch meinen Senf dazugeben. Der Psalm 23, den du da aufgeschrieben hast, steht bereits auf meinem Grabstein! Das Grab ist sozusagen (nicht ganz) ein Familiengrab, und dort werde ich auch mal liegen. Der Psalm gehört eigentlich zu meiner Mutter und steht natürlich nicht im Wortlaut da, sondern nur: "Psalm 23". Jeder weiß, wie der geht. Es ist ein sehr guter, tröstlicher Text, obwohl ich nicht gerne Schaf bin. - Bach kann sein: deprimierend, beruhigend, mitreißend, hinreißend, magisch, mystisch, ordnend und vieles mehr. Die richtige Wahl des Musikstückes ist wichtig. Die Texte der Kantaten sind z.T. grauslich. Für mich sind seine "ordnenden" Stücke besonders hilfreich, das Wohltemperierte Klavier, die 6 Partiten BWV 825-830, die Zweistimmigen Inventionen, überhaupt seine Klaviermusik, das Musikalische Opfer, und vor allem die Kunst der Fuge. Die Kunst der Fuge ist überirdisch! Am besten als Streichquartett. Sehr ernst, sehr gesammelt. Bei Beethoven hast du wunderbar gewählt. Beethoven macht stark, sagte Bismarck. Die Pastorale ist die vielleicht optimistischste seiner Sinfonien, ich mag sie auch besonders, neben der Siebenten. - Jetzt verrate ich dir ein Geheimnis, das ich noch nie jemandem erzählt habe. Als meine Frau starb, war sie allein im Badezimmer. Vom Nebenzimmer aus hörte ich, wie sie mit jemandem sprach. Nicht den Wortlaut, aber den Tonfall. Es war wie: "Hallo, ihr Lieben, da bin ich". Vielleicht bilde ich mir das nur ein, ich glaube aber nicht. Dazu sage ich jetzt mal nichts weiter. Alles Gute, liebe Rabelein.


    Dieter

    Liebe Hedi,
    ich drücke mich auch gern hemdsärmelig aus. Ich finde, die besten Sachen kann man ganz einfach sagen, am besten ein bisschen schnodderig und "hintenherum". Deshalb liebe ich auch die Jugendsprache so, öngwie.
    D.

    Dreizehn Grad, endlich Regen, sogar Gewitter, das erste in diesem Jahr. Es ist unglaublich, was man alles hört, wenn man vor sich hin auf die Terrassenfliesen starrt. In den Donner wispert das Rotkehlchen, dann trompetet die Amsel los, der Regen nörgelt vor sich hin, der Wind raschelt im alten Laub, drüben auf der Straße fährt das einzige Auto des Tages, die freundliche Stimme der Nachbarin, die im Garten telefoniert. Zorro der Schleicher schleicht heute missmutig umher, hat wenig gefressen und nur einen seiner Katzensteine besucht. Woody hat wieder nur das Gelee aus seinem Futter gefischt und dann lieber die Vögel beobachtet. Gestern hat er mir eine Maus geschenkt, ganz platt war die, vielleicht hat er sie ausgelutscht. Die Mahonie duftet, die Erde duftet, ich weiß nicht, ob ich hier oder in meiner Kindheit bin, in Großmutters Garten bei den Löwenmäulchen und dem unbeschreiblich duftenden Phlox. Süß ist alles, so süß. Meine Frau sagt zu mir: siehst du, das alles bin ich, hab' mich lieb. Die ersten Erdbeeren des Jahres, leider von der andern Seite der Erdkugel, aber mit Schlagobers, früher bekam ich sie serviert, jetzt muss ich sie selbst anrichten. Der grüne Vorhang ums Haus hat sich fast geschlossen, ich ahne die Nachbarhäuser nur noch wie in einem impressionistischen Bild. Ich sage zu mir, süß ist das alles, aber gesundheitsschädlich, denn du hast eine Neuralgie, und der Wind pfeift um die Ecken. Zorro holt sich heute nicht sein letztes Bröckchen, bitteschön, wie er meint, jetzt bin ich auch schlecht gelaunt und gehe ins Haus und drehe mich in der Haustür noch einmal um und sage: nichts für ungut, ich komm' ja wieder. Öngwann. Wer weiß.

    Lach, freu! Für dein kurzweiliges Gewirrsel, liebe Malena, brauche ich keinen Geduldsfaden. Und das hier:
    "Und ich denke mir...ist das ein Gedanke auf uns so zu schauen wie es die geliebten Menschen getan haben?"
    ist eine Perle!
    Schönen Mai!
    Dieter