Liebe Petra, liebe Hedi,
als die Ärzte mir sagten, dass er ohne Therapie noch maximal ein halbes Jahr und mit Therapie noch ein Jahr zu leben hätte, da war meine erste Frage an den Arzt, wie es ihm während der Therapie ergehen würde. Ich wollte ihn natürlich so lange wie möglich bei mir haben, aber ich wollte nicht, dass er dann nur leiden muss. Ich dachte nur, lieber ein halbes Jahr in dem es ihm mit Hilfe von Schmerzmitteln relativ gut geht als ein Jahr voller Qualen. Und dann ging alles so schnell. Viel zu schnell für ihn um loslassen zu können, obwohl ich glaube, dass er kurz vorher gespürt hat, dass er gehen muss. Er hat noch viel gesagt, was ich aber nicht mehr verstehen konnte, aber wie er mich in diesem Moment angesehen hat, so liebevoll, ruhig und auch ein kleines bisschen traurig, hat eigentlich alles gesagt, auch wenn ich in diesem Moment viel zu panisch war um das zu begreifen. Ich habe den Palliativarzt angerufen und dachte auch kurz daran einen Krankenwagen zu rufen, aber die hätten ihn dann nur künstlich am Leben erhalten und das hätte er nie gewollt. Ich saß noch lange neben ihm als er schon gegangen war und habe ihn gestreichelt und mit ihm gesprochen. Ich habe ihm gesagt, dass er jetzt endlich schlafen kann, dass er jetzt nie mehr Schmerzen haben wird und wie sehr ich ihn liebe. Es war in diesem Moment gar nicht so schwer, weil ich gar nicht daran gedacht habe, wie es ohne ihn sein würde. Das kam erst später als sie ihn abgeholt haben.
Wir waren bereit sie gehen zu lassen, damit sie nicht mehr leiden müssen und ich glaube keiner von uns hat dabei an sich gedacht in diesem Moment, wie schwer es ein würde. Es ist schwer zu ertragen, dass sie nicht mehr so da sind wie sie es waren, aber es ist nicht unerträglich, denn sonst würden wir es ja nicht ertragen können nur an manchen Tagen eben schwerer zu ertragen als an anderen. Ich glaube wir drei bekommen von unseren Liebsten die Kraft, das auch durchzustehen und ich glaube auch dass sie sehr stolz auf uns sind, dass wir das hinkriegen, denn sie wissen wie schwer es für sie wäre, wenn es umgekehrt gewesen wäre.
Ich wünsche uns allen jede Nacht wundervolle Träume von unseren Liebsten, die uns die Kraft geben, die wir so dringend brauchen.
Innige Grüße
Andrea