Beiträge von Lisabeth

    Mittlerweise geht es mir einigermaßer gut. Die Rückfälle sind nach wie vor hin und wieder da, aber ich akzeptiere es. Es gehört dazu.
    Vor zwei Wochen habe ich mir ein Stück vom linken Zeigefinger mit der Kreissäge abgeschnitten. Nur ein kleines zum Glück, aber ich habe etwas Erstaunliches bemerkt. Ich habe mich von Anfang an darauf eingestellt, daß es ein längerer und schmerzhafter Prozeß wird bis zur Heilung und damit war es relativ leicht den ständigen leichten Schmerzpegel und die Behinderung durch den dick eingebundenen und sehr druckempfindlichen Finger zu ertragen. Vor einem Jahr hätte ich das noch anders hingenommen. Es ist, als ob mich der Verlust von Ewald gelehrt hätte, mit schmerzhaften Ereignissen gelassener umzugehen.
    Und ja, der Garten gedeiht. Es macht mir viel Freude, in der Erde herum zu wühlen. Tomaten und Paprika habe ich in Töpfe gesetzt, auch einiges an Gemüse habe ich angesät. Nur die Bohnen samt Begleitern muß ich neu ansäen, die Hühner habe das Beet umgegraben. Ein paar Blümchen noch in die zahlreich vorhandenen alten Töpfe und ich bin zufrieden.

    Naja, ehrlich gesagt: die ersten Wochen habe ich mich voll in die Arbeit gestürzt um mich abzulenken. Und dazu viel zu wenig Schlaf. Und dann habe ich gemerkt: wenn ich so weiter mache, können sie mich bald zu ihm legen. Jetzt versuche ich halt, mir auch Erholung zu gönnen.
    Der Garten ist mir eine Freude. Alles blüht und gedeiht. Ja, da spüre ich das Leben. Daß ICH noch lebe.
    Was jetzt folgt, ist mal das Sortieren, Ausmustern und Wert schätzen des Werkzeugs. Und dann das ganze angesammelte Kleinzeug ausmustern. Was ich behalten will und was zum Flohmarkt kommt. Aber das brennt nicht mehr unter den Nägeln.
    Eigentlich geht es mir schon besser, aber es gibt dann immer wieder diese Momente... Ich biege im Supermarkt um die Ecke und stehe vor Grabkerzen. Dann kommt sich schnell wieder hoch, die Traurigkeit. Dann brauche ich wieder ein paar Tage bis ich mich hochrapple. Wird wohl noch einige Zeit brauchen, bis das weniger wird oder gar vorbei geht. Aber bis dahin muß ich einfach gut auf mich achten und deshalb wird es regelmässig Sauna- und Wandertage geben und nicht nur Arbeit.
    liebe Grüße Elisabeth

    Ist es tatsächlich schon ein Monat her, daß ich mich hier gemeldet habe? Wie doch die Zeit vergangen ist. Ja, ich habe mir 2 Wochenenden gegönnt, an denen ich nichts außer den unbedingt notwendigen Haushaltsarbeiten gemacht habe. Und einen schönen Saunatag gemacht, das hat mir richtig gut getan. Und die letzten beiden Wochenenden wieder voll gearbeitet. Aber im Garten ist jetzt fast alles weg. Was jetzt noch folgt, ist Verschönerung, gemütlich machen. Das erste Frühlingsgemüse wächst, diverse Gemüsepflanzen war ich letzten Samstag mit einer zur Freundin gewordenen Nachbarin gemeinsam in einer Spezialitätengärtnerei einkaufen. Die wandern tagsüber raus auf den Balkon und nachts wieder rein in die Wohnung.
    Heute bin ich fast 5 Stunden lang mit dem Rasenmäher gefahren, das gibt wohl morgen einen schönen Muskelkater. Aber das Gras war ordentlich angewachsen, ich mußte mir erst einen Rasenmäher organisieren. Unsere drei, nur sporadisch funktionierenden hatte Ewald einem Nachbarn geschenkt. Der hat einen davon gut zum Laufen gebracht und mir wieder zurück gegeben.
    Nächstes Wochenende werde ich mir zur Abwechslung wieder einen Saunatag gönnen. Sicher ist noch einiges in der Werkstatt und der Wohnung auszumisten, aber das brennt nicht unter den Fingernägen und ich muß mir auch was gönnen.

    Es war gestern geradezu ein großer Lichtblick, endlich wieder einmal ausgeschlafen zu haben, seit anderthalb Monaten das erste Mal. Ich wachte nach neun Stunden auf. und war nach dem Munterwerden richtig frisch.
    Und dann gibt es noch die täglichen kleinen Lichtblicke: was im Gaarten alles blüht und an Ansaaten aus der Erde schaut.
    There's an aching void where my heart once used do be.
    Ich kann die Leere noch nicht füllen, aber ich lerne, damit zu leben.

    Liebe Malena,
    die ersten Tage nach der Beisetzug waren schlimm. Ich bin in ein richtiges Loch gefallen. Nach außen habe ich weiter gemacht, aber innerlich war ich leer und ausgebrannt.Ich habe mich sooo verlassen gefühlt. Am Wochenende habe ich mir gesagt, daß das so nicht weiter gehen kann: ich arbeite viel und schlafe nach wie vor viel zu wenig. Also habe ich lauthals beschlossen, endlich eine Wochenende wirklich nur für mich zu verbringen. Ausrasten, Sauna gehen, mir etwas Gutes tun. Und ich bin am Dienstag zur Hausärztin und habe mir was verschreiben lassen. ein leichtes Antidepressivum, eine halbe Tablette am Tag. Das hat etwas in mir gelöst. IIch wollte die ganze Zeit stark sein, tapfer und fleissig. Alles möglichst gut und bald bewältigen. Aber so geht das nicht. Und auf mich habe ich wirklich vergessen. Aber jetzt meldet sich mein Körper. Ich bin hundemüde und kann mich hoffentlich jetzt mal richtig ausschlafen. Und wenn ich weine, dann weine ich halt. Es ist erst ein gutes Monat her. Unter meine Trauer mischt sich zwar ein gutes Stück Erleichterung, daß ich mein Leben jetzt gestalten kann wie ich will. Dafür habe ich mich zuerst fast geschämt. Aber beide Gefühle haben ihre Berechtigung. Das Leben mit Ewald war manchmal schön und manchmal schwierig.
    Das Weinen macht mich nicht nervös. Ich bin von Natur aus verdammt nah am Wasser gebaut. Dafür weine ich derzeit eigentlich eh fast wenig. Es ist wie es ist. Und wie es ist, ist es gut so. Wems nicht paßt, der soll wegschauen. Nur im Job schiebe ich das alles beiseite.
    Das mit dem Räumen ist so eine Sache. Ich bin einerseits ein recht impulsiver Mensch. aber in Notlagen kommt eine ganz andere, nüchterne Seite hervor. Ich bin zum Beispiel als Fahranfängerin von einem Kolonnenüberholer fast abgeschossen worden. Ich fuhr mit 100 kmh dahin, sah ihn ausscheren, auf mich zukommen. Ich bremst was ging und wußte ganz nüchtern, daß ich im letzten Moment in die Wiese verreisen werde, wenns sein muß, damit das ja kein Frontaler wird. Das große Kniereissen und Zittern kam erst nachher, als die Sache heil überstanden war, er kam gerade noch in die Kolonne zurück rein. Und das ist typisch für mich. Wenns sein muß, ist alles Impulisivität und Gefühlsduselei vergessen, dann wird überlegt, was zu tun ist und angepackt. Das heißt beim Aufräumen überlege ich, was als Nächstes ansteht, was ich alleine schaffe und wo ich wen um Hilfe bitte. Und ich bin ehrlich gesagt auch stolz auf das, was ich bisher geschafft habe. Aber auf der Gefühlsebene ist das Aufräumen nicht so einfach. Da kann ich nur hoffen, daß die Zeit bald einmal Wunden heilt.

    Liebe Malena,
    Das mit dem Garten habe ich mir erlesen. Vieles habe ich aus "Der Bio-Garten" von Marie-Luise Kreuter. Und einfach probiert und aus meinen Fehlern gelernt. Ich bin auch keine versierte Gärtnerin, ich freue mich halt über alles, was wächst und gedeiht. Ewald hatte einen grünen Daumen, davon bin ich weit entfernt.
    Das mit dem Aussortieren isteine ganz andere Sache. Am Anfang habe ich fast gewütet, alles entfernt, was mir im Garten im Weg war. Dann hat eine Nachbarin über ein zwei verzierte Türen gemeint *Willst du das wirklich wegschmeissen? das ist doch hübsch, da kann man Blumen hochwachsen lassen". Da habe ich mich eingebremst. Jetzt bin ich mehr beim bedächtigen Aussortieren. Überlege, was ich zum Flohmarkt geben kann, was wirklich nicht so toll ist, welche Erinnerungen an welchen Teilen hängen. Freilich sind es nicht immer die besten Erinnerungen. Aber in gewisser Weise arbeite ich damit auch die gemeinsame Zeit auf. Es ist irgendwie ja auch ein Teil von mir, den ich da weg gebe, das will bedacht sein.Immerhin habe ich es sogar schon geschafft, die alte schäbige Sitzecke rauszuschmeissen.
    Und gestern war dann Urnenbeisetzung. Mein Schwager, für den er auch gearbeitet hat, hat mich wieder abgeholt. Er ist ja in seinem Heimatort beigesetzt worden, da waren auch Beten, Verabschiedung und Messe. Beim Wegfahren habe ich mich noch gewundert, wie ruhig und gelassen ich bin. Aber das ist dann bald geschwunden. Und als sie mir dann seine Urne gegeben habe, um sie zum Grab zu tragen, war es gänzlich aus mit meiner Gelassenheit. Ich habe geheult wie ein Schloßhund. Die ganze Zeit am Friedhof. Und ich bin noch immer aufgewühlt.
    Die ersten Tage nach seinem Tod hat mich die Trauer in einen Kokon aus Watte gepackt, durch denn ich alles nur ganz verschwommen miterlebt habe. Innerlich war ich weit weg. Dann habe ich sie in einen Kokon gepackt. Aber da bleibt sie nicht drinnen. Sie findet immer wieder kleine Gelegenheiten, bei denen sie sich ans Licht schleicht. Dann stehe ich wieder da und heule fast.
    Wie eine Heldin fühle ich mich ganz und gar nicht. Ich strample mich durch den Alltag und versuche, nicht unter zu gehen. Masnchmal geht es schon fast leicht und dann wird wieder alles verdammt hart. Und ich fürchte, das wird noch einige Zeit so bleiben.
    liebe Grüße, Elisabeth

    Liebe Hedi
    Bis jetzt war das Wochenende nicht sehr ruhig. Wobei es bei mir immer erst Sonntag abends beginnt.
    Es waren Freunde zu Besuch, wir haben 2 Stunden getratscht. Ja, dann habe ich immer noch einen Haushalt zu führen und bin beim Abwaschen draufgekommen, daß mich dieses viele verschiedene Geschirr schon lange stören, also wird ausgemistet. Jetzt habe ich es mir bequem gemacht, werde etwas räuchern, noch etwas Yoga. Denn ich merke, daß ich in letzter Zeit zu viel gearbeitet und zu wenig auf meinen Körper geachtet habe. Und dann werde ich mich früh ins Bett werfen. Für meine Begriffe halt früh.
    Und da wäre ich schon beim Thema tatkräftig, liebe Malena.
    Denn vieles ergibt sich aus Notwendigkeit einerseits und dem Wunsch, manches endlich nach meinen Wünschen zu gestalten, andererseits. Denn Ewald war ein Energiebündel. Er machte den Garten und hatte auch einen grünen Daumen, also hatte ich keine Chance irgendetwas zu gestalten. Er sammelte viel Zeugs und wir hatten immer wieder mal Streit, wenn mir das zu viel wurde.
    Nein, kreativ bin ich leider ganz und gar nicht. Aber ich will zwei Blumenbeete und 2 Hochbeete fürs Gemüse und meinen Kräutergarten und jetzt ist halt die Zeit, alles fürs Gartenjahr ins Lot zu bringen.
    Was den Rest betrifft, habe ich mich mittlerweile eingebremst. Wenn mich etwas juckt, gehe ich es an, schaue aber, daß ich mich nicht überarbeite. Das ganze Zeug hat sich ja auch nicht in 2 Monaten angesammtl, also wie soll ich das in der Zeit los werden, ohne viel Geld in die Hand zu nehmen? Also gilt das Motto: was stört wird erledigt. Alles andere hat Zeit.
    Hilfe erbitte ich dort, wo es für mich alleine schwierig oder unmöglich wird. Das betrifft die Kraftarbeiten und natürlich die Entsorgung. Im Bereich der Wohnung ist das Aufräumen und Entsorgen schwieriger. Immerhin ist es ein Teil meines Lebens, der da weg gegeben wird. Darum steht da zum Beispiel noch immer die alte häßliche Eckbank in der Küche, die Ewald so gerne hatte.
    In mir ist ein fürchterliches Kuddelmuddel an Gefühlen. Trauer. Enttäuschung. Zorn. Erleichterung. Sehnsucht. Einsamkeit. Und Leere. Wird wohl noch einige Zeit so bleiben.


    Liebe Astrid
    Der Notarstermin. Ein schwieriges Thema. Das war ein junger Kerl, der wohl die ältere Frau da für etwas doof hielt. Denn er fragte mich Sachen, von denen ich genau wußte, daß er sie schon weiß. Und er fragte sie so, als würde er sie nicht wissen und sich dabei für klug halten. Natürlich hat er sich dann auch bei der Polizze für dumm gestellt und wollte mir keine Auskunft erteilen. Also bleibt mir nur Abwarten übrig. Wenigstens nage ich nicht am Hungertuch, wenn die Versicherung verändert worden ist. Aber leichter wäre halt alles.
    Liebe Grüße euch allen, Elisabeth

    Liebe Hedi
    Ja, da mit der Erschöpfung habe ich gestern Abend bemerkt. Da bin ich so richtig draufgekommen, das mir die Energie ausgeht. Andererseits war es ein Befreiungsschlag für mich, den Garten mal grob nach meinen Wünschen und Bedürfnissen zu gestalten, das war nicht nur Arbeitstherapie. Dieses *frei in Kopf werden* war ein netter Nebeneffekt. Aber, wie gesagt, jetzt geht mir die Energie etwas aus. Ich habe wirklich gemerkt, daß ich jetzt einmal auf Ruhe schalten muß, bevor es mich umhaut. Die Trauer holt mich sowieso immer wieder ein, ich wüte ja nicht die ganze Zeit herum.
    An das Schreiben habe ich schon gedacht. Habe im Flow einen netten Artikel über das Journal schreiben gelesen, werde wohl wieder damit anfangen.
    liebe Grüße, Elisabeth

    Genau das hatte ich dieses Wochenende vor. Ich bin nämlich inzwischen richtig erschöpft. Fleissig arbeiten und zu wenig Schlaf, das tut auf Dauer nicht gut. Dieses Wochenende ist Schlechtwetter angesagt, da ist mal Ausschlafen angesagt.
    Was den Notar betrifft: das Gespräch war leider sehr unergiebig. Er fragte mich über alles möglich aus, auch über Sachen, von denen ich wußte, daß er sie weiß. Und das wars dann auch schon. Also heißt es weiter warten. ;(
    liebe Grüße, Elisabeth

    Eigentlich hätte ich ne ordentliche Lust, mich mal richtig hängen zu lassen und auf alles zu pfeifen. Aber ich habe ja schon mal eine jahrelange Depression durchgemacht und habe viel zu viel Angst, da noch mal reinzufallen. Also schaue ich lieber darauf, daß es mir halbwegs geht und ich nicht alle Lebensfreude verliere.
    danke, lg Elisabeth

    Tja, zumindest hin und wieder kommt so ein Gefühl der Zufriedenheit. Ich habe viel im Garten ausgemistet, die ganzen unnötigen Zäune und noch einiges anderes. Das gab einen ganz ordentlichen Haufen an hauptsächlich Altmetall. Den hat mir gestern ein Nachbar mit dem Traktor abgeholt und zum Bauhof gebracht. Jetzt sieht alles viel offener aus und das löst in mir ein Gefühl der Freiheit und Zufriedenheit aus. Freilich hält das immer nur begrenzt. Bei den großen Sachen habe ich ein paar Freunde und Nachbarn die mir helfen, aber im Prinip entsorge ich nur nach und nach, damit die Kosten begrenzt werden können. Wenn es nicht allzuviel zum Entrümpeln ist, drücken die Herren vom Bauhof schon mal ein Auge zu. Und nach Ostern ist ein großer Flohmarkt zu Gunsten der Feuerwehr, da werde ich vieles hingeben, das noch in Ordnung ist, ich aber los werden will.
    Was die Polizze betrifft, ist es eher ein Gefühl der Angst, weil er in letzter Zeit doch ein paar komische Sachen gemacht hat. Aber morgen werde ich hoffentlich Klarheit haben, da ist Termin beim Notar.
    Heute habe ich mir in der Apotheke eine pflanzliche Einschlafhilfe geholt, weil ich schon seit seinem Tod nicht mehr zu genug Schlaf komme. Ich schlafe zwar gleich ein, bin aber immer viel zu früh wach und dadurch schon ganz ordentlich geschlaucht.
    Derzeit durchlaufe ich ein Wechselbad der Gefühle: Wut, Trauer, Zufriedenheit. Bunt gemischt, manchmal recht rasch wechselnd.
    lg Elisabeth

    Liebe Christine
    bei der Versicherung habe ich schon angerufen. Aber die habe im Moment keinerlei Handlungsmöglichkeit und können keine Auskunft geben, weil der Notar schon alles angefordert hat. Das heißt, ich muß erst mal den Notarstermin abwarten. Jetzt kocht halt in mir auch die Frage auf, ob Ewald zum Schluß noch den Begünstigten gewechselt hat. Und das Geld könnte ich eigentlich dringend brauchen.
    Meine Wut habe ich heute wieder mal richtig raus lassen können. Montags habe ich frei und ich habe herumgeräumt und gearbeitet und mich richtig ausgetobt. Bin mir zwar nicht so sicher, was mir morgen alles weh tun wird, aber irgendwie ist da auch eine Zufriedenheit und Ruhe, wie ich sie seit 3 Wochen nicht mehr hatte. Obwohl da im Hintergrund noch immer die Fragen kreisen, wie ich das alles stemmen soll, die ganze Ausmisterei und das Finanzielle. Und die Einsamkeit.
    lg Lisabeth

    Meine Lieben, danke für eure Antworten. Ich kann jetzt nicht auf jedes Detail eingehen, aber ein paar Gedanken dazu.
    Über das *wie kann man es soweit kommen lassen?*: ja, da sind mir in den letzten Tagen beim Zusammenräumen auch ein paar Gedanken gekommen. Gerade diese übertriebene Sammelleidenschaft ist erst in den letzen 2 oder drei Jahren nach und nach gekommen. Kleiner Nippes, Sachen, die ihm gefielen. Dann wurde es immer mehr. Und wir hatten vorher ein paar magere Jahre, wo wir uns kaum das Leben leisten konnte, da er keine Arbeit fand. Also ließ ich ihm die freude, wenn er sich Sachen leistete. Wobei das ja nicht der größte Teil der Gerümpels ist, das ich jetzt entsorgen muß. Der größte Teil ist das, wo sein gutes Herz nicht Nein sagen konnte, wenn ihm sogenannte Freunde Sachen brachten, die er vielleicht brauchen könnte. Im Nachhinein muß ich freilich sagen, ich hätte früher und öfter Stop schreien sollen als ich es tat. Aber im Nachhinein ist man immer klüger. Und weil ich in der Wohnung nicht mehr Zeug haben wollte, hat er es unten in der Werkstatt gelagert, wo ich nicht so den Über blick hatte.
    Und liebe Petra, ich bin nicht verbittert. Verbittert zu sein bedeutet für mich, daß man nur mehr das Negative wahrnimmt und es einem den Blick auf alles andere verwehrt. Ich sehe nachwievor das Gute in ihm. Hatte ich doch über seine Mutter geschrieben, daß sie wie der eine Teil von ihm war: warm weich, nachgiebig. und ich weiß zu gut, daß ich an ihm viel gelernt habe und Kraft gewonnen habe. Aber ich bin in manchem an ihm auch abgeprallt. An seinen südsteirschen Sturschädel gnadenlos gescheitert. Und im Moment stoße ich leider auch an die unangenehmen Seiten. Die stoßen mir halt hart auf.
    Aber ich kämpfe mich durch, räume auf. Heute habe ich nach der Arbeit ein schönes Stück weiter gebracht im Garten, weil ich einfach Bock drauf hatte und der nahende Frühling mich juckte. Und irgendwie hoffe ich immer noch, daß er die Polizze nur versteckt hat, aber nicht den Begünstigten geändert hat. Aber das sehe ich nächste Woche beim Notarstermin.
    liebe Grüße und danke für die Teilnahme an alle

    Liebe Astrid,
    danke für deinen Zuspruch
    Es war eine wichtige Lektion, die ich vor langen Jahren lernte, daß man auch seinen negativen Gefühlen Raum geben muß und darf. Man soll sich nur nicht von ihnen überwältigen lassen. Und so lasse ich jetzt, wo ich allen Grund dafür habe, Dampf ab.
    liebe Grüße, Elisabeth

    Liebe Petra
    Ich habe mir es schön geredet. Aber gestern ist die Blase geplatzt. Er hat mich ohne Papiere, vielleicht sogar ohne versicherung, aber dafür mit nem Haufen Dreck und Gerümpel zurück gelassen. Was hätte er mir damit leichter machen sollen? Nein, ich finde, ich bin zu Recht wütend und enttäuscht. Liebesbeweise schauen anders aus.


    Liebe marsue
    Mit Kindern ist das noch etwas härter. Es ist schlimm, wenn zum Verlust noch die Enttäuschung hingeknallt kommt.
    Was das Trennen betrifft: schon seit seinem Tod arbeite ich alles auf. Gezwungen dazu wurde ich von Beginn weg durch die Hühner, die ich drastisch reduziert habe. Ich habe auch die angebotene Hilfe von Nachbarn angesprochen und eingebeten. So räume und schlichte ich ich meiner kargen Freizeit herum, treffe mich mit Helfern, mache die ersten Gartenarbeiten, und, und , und. Bis ich nur einigermassen alles weg habe, was weg soll, wird noch einige Zeit vergehen. Also konzentriere ich mich auf das, was am dringlichsten ist und was am meisten stört.
    So füllt Arbeit die Leere in meinem Herzen. Bis auf die Momente, wo ich wieder mal losheule ...

    Ein Tag ist jetzt vergangen. Meine Wut ist einigermassen verflogen und hat der Ettäuschung Platz gemacht. Im Gegensatzt zu mir wußte er um seine Gesundheit Bescheid. Auch wenn er es vielleicht nicht in vollem Ausmaß zur Kenntnis nehmen wollte, aber er wußte es. Und was macht er? Diese ganzen idiotischen Sprüche verwirklichen? *Dir soll es gut gehen, wenn ich nicht mehr bin* und sowas von der Art. Nein! Er hat es mir nich schwer gemacht. Mußte mir noch einmal beweisen, daß er mich mit unnötigen Aktionen ärgern kann.
    Ewald, ich bin zutiefst enttäuscht von dir.

    Das war ein Tag heute.
    Ich habe tatsächlich endlich wieder mal lange genug beschlossen, das Wetter was schön, also beschloß ich draußen aufzuräumen. ich wasr ca. 2 Stunden fleisig und sehr zufrieden mit mir und mein Hochgefühl stieg, als ich auch noch die elektrische Kettensäge fand, die er vor einem Monat gekauft hat. (da habe ich mich über die Verschwendung geärgert ^^). Also konnte ich auch noch ein paar außer Rand und Band geratene Sträucher umschneiden.
    Zum Abschluß beschloß ich noch, die nötigen Papiere für den Notar zu suchen, der mir schon geschrieben hat. Ja, und dann ...
    Papiere ...
    Das war schon vor dem Begräbnis eine Katastrophe. Ich hatte keinerlei Papiere von ihm gefunden, lediglich den alten Reisepaß, mit dem er rumlief. Dabei war das früher alles in einer Lade mitsamt allen anderen Papieren. Auch in der Werkstatt, wo er in einer Lade allerlei Papiere aufbewahrt hatte, fand ich nichts. Da schob ich es noch auf mein Nervenkostüm. Der Bestatter besorgte auf dem Gemeindeamt, er wurde ja in seinem Heimatort gestattet, eine neue Geburtsurkunde, damit die Sterbeurkunde ausgestellt werden konnte. Und heute fand ich dann auch die Versicherungspolizze nicht. Keinerlei Papiere, auf denen sein Name stand, er hatte alles rausgesucht. Wir haben für den Kredit, den wir vor ein paar Jahre zum Siedeln brauchten eine Lebensversicherung aufgenommen. Nicht wirklich viel, 4000 Euro, auf Gegenseitigkeit. Die Polizzen und Nachfolgepolizzen lagen fein säubelich auf einem Stapel. Jetzt aber nicht mehr, nur mehr meine. Seine hat er rausgenommen. Eigentlich ein beachtlicher Stapel Papier, insgesamt. Also dachte ich, das müßte zu findne sein. In der Wohnung nichts. Also unten in der Werkstatt. Da hatte er ja seine wechselnden Lieblingsplätzchen, wo er allerlei aufbewahrte. Nichts. dafür fand ich 2 Schachteln mit Müll.
    Da ist irgendwas in mir zerplatzt. ich stieß ein wutentbranntes "Gut, daß du gestorben bist, bevor du mich in Dreck erstickst" raus. Heulte vor Wut und Hilflosigkeit. Telefonierte mit dem Versicherer ohne das gewünschte Ergebnis. Und koche noch immer innerlich vor Wut.
    Nein, ich glaube nicht, daß er mir irgendwie schaden wollte, aund auch nicht, daß er den Begünstigten verändert hat. Noch dazu hat er ja in den zwei Monaten vor seinem Tod ein paar liebevolle, fürsorgliche Gesten gesetzt, die meinen unausgesprochenen Trennungswunsch wieder zunichte gemacht haben. Aber sein Drang, alle möglichen und unmöglichen Sachen zu hamstern und zu verstecken, haben vieles so viel komplizierter gemacht, als es sein könnte. Und so überwiegt jetzt in mir eindeutig die Wut vor der Trauer.

    Das ist es ja, was mich hier her verschlagen hat. Dieses nicht-ich-sein, diese Verlorenheit und Kraftlosigkeit. Die Frage, wie ich damit umgehen soll und kann. Ich habe noch keinen Plan, wie ich das schaffen kann. Ein Teil meiner Ratlosigkeit kommt wahrscheinlich auch daher, daß ich schon gedankenmässig mit Trennung gespielt habe. Darum dachte ich anfangs, es wird mich nicht gar so hart treffen. Irrtum. Ein Teil von mir ist auf Tauchstation gegangen und hat mich genauso im Stich gelassen wie Ewald.

    Kraft. Ja, das hätte ich gerne. Meistens fühle ich mich derzeit aber schwach und hilflos. Diese wenigen Momente nach dem Holzarbeiten, den ersten Gartenarbeiten helfen etwas, aber das hält nicht lange aus.

    Liebe Nebelfrau
    Meine erste Depression wurde erst nach Jahren als solche erkannt. Und der Psychiater hat mich nur mit Tabletten abgespeist. Nach etwas mehr als einem Jahr habe ich damit aufgehört und sie nur mehr genommen, wenn es gar nicht anders ging. Ich habe gelernt, auf mich zu achten. Es war ein harter Weg, der erst abgeschlossen wurde, als ich im Laufe meiner Scheidung bei einer Hilfe für Frauen zu einer Psychologinn kam, die mir half vieles aufzuarbeiten.
    Ich habe seit Jahren keinen Rückfall mehr gehabt, aber ein bißchen in Sorge bin ich immer, wenn die Zeiten gar zu hart werden.