Liebe Claudia Amitola,
er hat seinen Geschwistern noch nichts gesagt. Ich finde das nicht so toll, aber respektiere diese Entscheidung natürlich. Mal sehen, wie sich das entwickelt. Vielleicht ändert er ja seine Meinung (das hat er in anderen Belangen auch getan). Wenn nicht, werde ich zu einem Zeitpunkt, der mir passend erscheint, das Gespräch suchen.
Vier arbeitsfreie Wochen stelle ich mir geradezu himmlisch vor! Ein Geschenk
Liebe Christine,
ich freue mich sehr von Dir zu lesen. Hoffe Du hattest einen schönen und erholsamen Urlaub!
Mir geht es eigentlich ganz gut (bin selber richtig verwundert). Habe am Wochenende Dinge allein unternommen, am Samstag ist Rudi nachgekommen und wir waren gemeinsam schön essen.
Ich kann es schwer erklären, aber wenn ich allein etwas unternehme, überfällt mich mitunter so eine Leichtigkeit, eine Heiterkeit. Weiß nicht, woher sie kommt, nehme sie aber mit großer Dankbarkeit als Geschenk. Natürlich gibt es die dunklen Momente auch, aber die sind momentan nicht in der Überzahl.
Rudi geht es nicht so gut. Ich denke, er fürchtet sich vor der Leberpunktion. Ob es weh tut - und dann auch, was das Eregbnis sein wird. Er tut mir so leid. Aber außer da sein kann ich nicht viel machen.
Wie ich das sehe, hat er auch starke Schmerzen. Die offenbar weniger von den Metastasen her rühren sondern eher vom Bandscheibenvorfall. Eine Bandage bekommt er diese Woche. Termin bei der physikalischen Medizin (für Krankengymnastik) hat er am 4. Oktober (!). Das ist eine Ewigkeit, wenn man starke Schmerzen hat. Wenn man die Erstuntersuchung privat bezahlt, geht es wesentlich schneller. Ich halte dieses Vorgehen ja für verabscheuungswürdig. In diesem Fall würde ich mir aber denken "Augen zu und durch" - also zahlen, damit ich schneller was gegen die Schmerzen tun kann. Musste ich für meine Lymphdrainage auch (das zahlt meine Kasse nicht) - es kostet nicht die Welt und man kommt schneller ans Ziel. Ich finde, in persönlich schwierigen Situationen muss man da nicht den Helden spielen.
Leider hat er vor, bis 4. Oktober zu warten.... Mir tut es schon weh, ihm zuzusehen.
Allein deshalb muss ich immer wieder weg am Wochenende - sonst habe ich dauernd diese Bilder vor Augen. Er tut mir ja leid, und es tut mir auch leid, dass er nicht besser für sich sorgen kann - aber es ist nun einmal, wie es ist...
Außerdem scheint er ganz froh zu sein, wenn ich zwischendurch weg bin.
Mein altes Medikament nehme ich nicht mehr. Dafür abends etwas zum Schlafen (Antipsychotikum ganz niedrig dosiert - die Nebenwirkung Müdigkeit ist in meinem Fall die Hauptwirkung) und in der Früh etwas, das dafür sorgt, dass das Serotonin länger im Blut bleibt. Die Ärztin (die einen sehr kompetenten Eindruck gemacht hat, sie hat sich - auf Krankenkasse - eine Stunde für das Erstgespräch Zeit genommen) hat mir glaubhaft versichert, dass diese Dinger keine Abhängigkeit erzeugen. Am Freitag soll ich sie anrufen, wie es mir mit den neuen Medikamenten geht. Bisher nehme ich keine Nebenwirkungen war, das ist schon einmal gut. Ich hatte einmal Tabletten, die haben ein Gefühl wie heftiger Katzenjammer erzeugt - furchtbar!
Das mit den vier Wochen Krankenstand klingt für mich einfach traumhaft. Mit einer Einschränkung: es wäre kontraproduktiv, wenn Rudi zur selben Zeit krank geschrieben wäre. Dann hätte ich vier Wochen mehr oder weniger durchgehend Krebsmisere vor Augen.
Ja, mit dieser Befindlichkeit starte ich also in die neue Arbeitswoche. Ich werde zusehen, so viel Schönes wie möglich für mich einzuplanen, das hat sich in letzter Zeit bewährt