Beiträge von StillCrazy

    Liebe Claudia Amitola,


    er hat seinen Geschwistern noch nichts gesagt. Ich finde das nicht so toll, aber respektiere diese Entscheidung natürlich. Mal sehen, wie sich das entwickelt. Vielleicht ändert er ja seine Meinung (das hat er in anderen Belangen auch getan). Wenn nicht, werde ich zu einem Zeitpunkt, der mir passend erscheint, das Gespräch suchen.

    Vier arbeitsfreie Wochen stelle ich mir geradezu himmlisch vor! Ein Geschenk :)


    Liebe Christine,


    ich freue mich sehr von Dir zu lesen. Hoffe Du hattest einen schönen und erholsamen Urlaub!

    Mir geht es eigentlich ganz gut (bin selber richtig verwundert). Habe am Wochenende Dinge allein unternommen, am Samstag ist Rudi nachgekommen und wir waren gemeinsam schön essen.


    Ich kann es schwer erklären, aber wenn ich allein etwas unternehme, überfällt mich mitunter so eine Leichtigkeit, eine Heiterkeit. Weiß nicht, woher sie kommt, nehme sie aber mit großer Dankbarkeit als Geschenk. Natürlich gibt es die dunklen Momente auch, aber die sind momentan nicht in der Überzahl.


    Rudi geht es nicht so gut. Ich denke, er fürchtet sich vor der Leberpunktion. Ob es weh tut - und dann auch, was das Eregbnis sein wird. Er tut mir so leid. Aber außer da sein kann ich nicht viel machen.

    Wie ich das sehe, hat er auch starke Schmerzen. Die offenbar weniger von den Metastasen her rühren sondern eher vom Bandscheibenvorfall. Eine Bandage bekommt er diese Woche. Termin bei der physikalischen Medizin (für Krankengymnastik) hat er am 4. Oktober (!). Das ist eine Ewigkeit, wenn man starke Schmerzen hat. Wenn man die Erstuntersuchung privat bezahlt, geht es wesentlich schneller. Ich halte dieses Vorgehen ja für verabscheuungswürdig. In diesem Fall würde ich mir aber denken "Augen zu und durch" - also zahlen, damit ich schneller was gegen die Schmerzen tun kann. Musste ich für meine Lymphdrainage auch (das zahlt meine Kasse nicht) - es kostet nicht die Welt und man kommt schneller ans Ziel. Ich finde, in persönlich schwierigen Situationen muss man da nicht den Helden spielen.

    Leider hat er vor, bis 4. Oktober zu warten.... Mir tut es schon weh, ihm zuzusehen.

    Allein deshalb muss ich immer wieder weg am Wochenende - sonst habe ich dauernd diese Bilder vor Augen. Er tut mir ja leid, und es tut mir auch leid, dass er nicht besser für sich sorgen kann - aber es ist nun einmal, wie es ist...

    Außerdem scheint er ganz froh zu sein, wenn ich zwischendurch weg bin.


    Mein altes Medikament nehme ich nicht mehr. Dafür abends etwas zum Schlafen (Antipsychotikum ganz niedrig dosiert - die Nebenwirkung Müdigkeit ist in meinem Fall die Hauptwirkung) und in der Früh etwas, das dafür sorgt, dass das Serotonin länger im Blut bleibt. Die Ärztin (die einen sehr kompetenten Eindruck gemacht hat, sie hat sich - auf Krankenkasse - eine Stunde für das Erstgespräch Zeit genommen) hat mir glaubhaft versichert, dass diese Dinger keine Abhängigkeit erzeugen. Am Freitag soll ich sie anrufen, wie es mir mit den neuen Medikamenten geht. Bisher nehme ich keine Nebenwirkungen war, das ist schon einmal gut. Ich hatte einmal Tabletten, die haben ein Gefühl wie heftiger Katzenjammer erzeugt - furchtbar!

    Das mit den vier Wochen Krankenstand klingt für mich einfach traumhaft. Mit einer Einschränkung: es wäre kontraproduktiv, wenn Rudi zur selben Zeit krank geschrieben wäre. Dann hätte ich vier Wochen mehr oder weniger durchgehend Krebsmisere vor Augen.


    Ja, mit dieser Befindlichkeit starte ich also in die neue Arbeitswoche. Ich werde zusehen, so viel Schönes wie möglich für mich einzuplanen, das hat sich in letzter Zeit bewährt :):):)

    Jetzt gibt es also Neuigkeiten - und sie sind wieder einmal schlecht.

    Rudi muss nächste Woche ins Krankenhaus, da wird eine Gewebeprobe aus der Leber entnommen. Er hat es mir vorhin am Telefon mitgeteilt. Er klingt sehr gefasst, ich bin geschockt, durcheinander, verzweifelt - fühle mich so ähnlich wie vor einem Jahr, rund um die Diagnose des Prostatakarzinoms.

    Die Onkologin dürfte in dieser Sache (mit der Leber) eher ratlos sein und davon ausgehen, dass es keine normale Metastase ist. Da müsste ihrer Meinung nach der PSA-Wert höher sein.


    Ich war gestern bei einer Psychiaterin. Die meint, ich hätte eine Art Erschöpfungsdepression und ich sollte so bald wie möglich 4 Wochen in Krankenstand gehen. Außerdem hat si emir ein Medikament verordnet, das den Serotoninspiegel im Blut heben soll - sie sagt, der wird durch den Dauerstress gesenkt, da kann man medikamentös nachhelfen.


    So beginne ich also ein Wochenende unter sehr schlechten Vorzeichen. Ich hatte mir das wirklich anders erhofft!!!!!!!!!!!!!!!!


    Euch allen alles Gute!

    Vielen Dank Euch <3<3<3


    Es geht mir eigentlich ganz gut! Das Ergebnis der Leber-Untersuchung erfährt Rudi im Laufe des heutigen Tages. Beim Orthopäden war es recht unspektakulär, sagt er. Als Therapie wurden Physiotherapie und eine Bandage zur Unterstützung der Wirbelsäule vorgeschlagen. Ich finde, das klingt sehr vernünftig.


    Irgendwie wundere ich mich selber, dass ich so abgeklärt bin - aber es hat schon so viele Untersuchungen gegeben mittlerweile, danach immer Behandlungsvorschläge. Es ist, wie meine Psychologin bei der Krebshilfe gesagt hat, irgendwann gehört das zum Leben einfach dazu. Obwohl ich natürlich schon sehr hoffe, dass in der Leber nichts Schlimmes gefunden wurde. Aber andererseits - ganz ehrlich - es ist ja schon da, das Schlimme...


    Ich bin gestern früher aus der Arbeit gegangen und war dann noch im Bad - dafür bleibe ich heute länger. Hat mir sehr gut getan! Und am Abend hat mich dann noch ein Bekannter für Ende August zum Essen zu sich nach Hause eingeladen. (Nur damit da keine Irrtümer entstehen: er hat zwei kleine Kinder und will demnächst heiraten.)

    Ich habe mich sehr darüber gefreut und habe das Gefühl, dass ich da was richtig gemacht habe: ich habe Menschen in meinem Umfeld in meine Situation eingeweiht und habe schon das Gefühl, dass sie mich unterstützen wollen. Jeder auf seine Weise: durch eine Einladung zum Kaffee (neulich eine Kollegin aus einem anderen Bereich), zum Essen (gestern), Begleitung durch Coaching-Gespräche. Ich bin diesen Menschen unendlich dankbar, egal ob es kleinere oder größere Dinge sind - ich fühle mich unterstützt, und das tut so gut. Und ich bin auch froh, dass ich es ihnen sagen konnte. Es war die richtige Entscheidung. Und niemand schaut mich mitleidig an (das hatte ich befüchtet). Sie sind wirklich patent. Ich hoffe, das bleibt so!

    Diese Art der Untersützung werde ich ja noch länger brauchen.


    Sobald es etwas Neues in Sachen Leber gibt, melde ich mich.


    Inzwischen Euch alles alles Gute <3<3<3

    Liebe Sonja,


    das mit unbewussten Gefühlen (man kann es vielleicht auch Regungen, Emotionen nennen) verstehe ich so: es gibt in der Regel Empfindungen, die in den Menschen zwar da sind - aber die ihnen nicht bewusst sind. (Ich schreibe in der Regel, weil Du ja schreibst, Dir seien Deine Gefühle alle bekannt - das respektiere ich natürlich, die Persönlichkeiten sind da wohl unterschiedlich).

    Ein einfaches Beispiel:

    Eine junge Mutter, deren Baby auch in der Nacht dauernd weint, könnte wütend auf das Baby (das ja ihren Schlaf stört) werden. Allerdings passt diese Wut nicht zu ihren Werten und früh gelernten ethischen Überzeugungen. Und so bleibt diese Wut unbgewusst, gewissermassen versteckt. Sie ist aber trotzdem da und drückt sich aus.

    Im konkreten Fall könnte diese Frau vielleicht Verstopfung bekommen - weil es ihr nicht möglich ist, etwas raus zu lassen.

    Wenn sie nun zum Arzt geht, könnte ihr der ein Abführmittel verschreiben, das würde wohl auch funktionieren - allerdings die Ursache der Verstopfung nicht beseitigen.

    Das Übel würde erst dann an der Wurzel gepackt, wenn die unbewusste Wut bewusst gemacht werden könnte: Wenn sich die Frau getraut zuzugeben "ich bin wütend, weil ich nicht schlafen kann". Das heißt natürlich nicht, dass sie böse zu ihrem Baby sein soll - natürlich nicht.

    Aber sie kennt dann ihre inneren Zusammenhänge und kann nach Lösungen suchen - etwa den Vater des Babys bitten, sich mehr zu beteiligen, am Tag mehr zu schlafen - was auch immer.


    Das ist jetzt eine erfundene Geschichte - und vielleicht keine besonders gute (ich bin ja keine Psychologin). Was ich damit sagen wollte ist: es ist gut, wenn Gefühle aus dem Unbewussten heraus geholt werden (wenn ein Mensch unbewusste Gefühle hat) - weil man dann einfach besser damit arbeiten kann.

    Es gibt auch, gerade kurz nach Todesfällen, Menschen, die unbewusste Schuldgefühle dem Verstorbenen gegenüber haben. Und da habe ich gemeint: es hat etwas Positives, dass Dir Deine Schuldgefühle bewusste sind - so musst Du sie nicht mühsam aus Deinem Unbewussten hervor holen (das kann sehr lang dauern) sondern kannst gleich damit arbeiten.


    Alles Gute Dir und viel Kraft!

    Liebe Hedi,

    möchte Dir noch einmal dafür danken, dass Du mich immer so ermutigst. Es ist ganz speziell, wie Du schreibst: da wird nichts beschönigt, nichts kleingeredet - und trotzdem machst Du mir eben Mut. Wenn ich schlecht drauf bin, bauen mich Deine Worte trotz allem immer auf.



    Von einem seltsamen Traum möchte ich Euch noch berichten: Ich habe letzte Nacht geträumt, ich bin gestorben.

    Kein Witz - es war sehr schräg...

    Das Ambiente war vergleichbar dem Sterbezimmer meiner Mutter - irgendwie war die Stimmung so ähnlich.

    Die von damals Menschen waren aber nicht da. Ich war allein. Aufgefallen ist mir, dass Lisa nicht da war - das hat mich traurig gemacht.

    Ich wusste, dass ich jetzt sterbe, hatte aber keine Angst oder sowas. Wenn schon, dann war da so eine Art Neugier.

    Dann begann plötzlich mein Körper zu zucken, vor allem die Arme und Beine. Das war aber bald wieder vorbei - und ich dachte: aha, so fühlt sich also Sterben an, aha, jetzt bin ich also tot.

    Von meinem "Erleben" (ich weiß, ein komisches Wort in dem Zusammenhang) her hat sich aber kaum etwas verändert. Eine zeitlang hatte ich das Gefühl, von oben auf mich (unten liegend) zu sehen (das hatte ich ja schon mehrfach wo gelesen, dass das oft vorkommt). Dann war wieder alles ganz normal nur dass ich tot war.

    Eigenartig... am ehesten würde ich sagen, das Sterben hat sich im Traum wie eine Art Perspektivenwechsel angefühlt. Aber alles in allem ziemlich unspektakulär.

    Gleich nach dem Traum bin ich allerdings aufgewacht - vielleicht wollte meine Seele ja, dass ich mir den Traum merke (das geht angeblich leichter, wenn man mitten drin oder gleich danach aufwacht).


    Tja... ich denke, ich werde das alles mit meiner Therapeutin besprechen, wenn sie wieder da ist.

    Rudi hat morgen zwei Arzttermin: Orthopäde & Ultraschall der Leber.

    Es gelingt mir aber ganz gut, nicht daran zu denken.


    Euch allen alles Liebe!

    Liebe blaumeise,


    die Sache mit dem positiven Denken betrachte ich auch mit Skepsis. Nicht zuletzt, weil sie einige zweifelhafte Konsequenzen hat: wenn es bei jemandem trotzdem nicht gut läuft - ist der dann selber schuld, weil er nicht positiv genug gedacht hat? Und oft denke ich, es ist einfach eine Art abwimmeln... nichts leichter als die Standard-Antwort geben: da musst du halt positiv denken.

    Das alles ist mir viel zu oberflächlich.


    Aber ich finde, es ist den Versuch einmal wert, Positiv-Szenarien zu zeichnen. Ich male mir ja auch Schreckensbilder aus - das ist im Grunde ziemlich einseitig. Dieser Einseitigkeit möchte ich etwas entgegen halten. Freilich ohne deswegen naiv oder wirklichkeitsfern zu sein.


    Danke für Deinen guten Wünsch. Dir auch alles Liebe!

    Liebe blaumeise,


    ich antworte Dir später. Ist schon ok, wenn Du hier über Dich schreibst :)


    Ich hatte ein sehr schönes Wochenende. So richtig, richtig Spaß! War baden, habe beim KOnzert am Samstag mit einem Chor-Freund Boggie getanzt (und wie :))

    Gestern dann ein eher ruhiger Tag. Bin mit Rudi in den Nachbarort geradelt, zum Mittagessen. War sehr fein.

    Also: insgesamt alles gut - möchte man meinen. Und dann vor dem Einschlafen ist es mir so schlecht gegangen (und ich bin auch jetzt noch traurig): mit wem werde ich "später" schöne Erlebnisse teilen?????????????????


    Es hat am Wochenende genau gepasst: Aktivitäten allein, mit anderen mit ihm... eine gelungene Mischung. Er fehlt mir nicht, wenn er einmal bei was nicht mitmacht. Aber mir ist es wichtig, ihm dann davon zu erzählen - und damit alles im Geist nich einmal zu durchleben, diesmal mit ihm.

    Ich habe wirklich, wirklich Angst davor, wie das später einmal sein wird.


    Was ich dazu sagen muss: Rudi ist in letzter Zeit zum Glück gar nicht depressiv. Er macht Sachen mit, die er sich zutraut und die ihm liegen. Er ist freundlich. Er redet.


    Also: so kann man sich auch nach einem sehr schönen Wochenende schlecht fühlen,.. :(:(:(

    Liebe Sonja,

    es könnte sein, dass blaumeises Botschaft gar nicht Dir gilt sondern einer Antwort, die jemand anderer geschrieben hat.

    Zu Deinen Schuldgefühlen ist mir noch eingefallen: vielleicht ist es gut, dass sie Dir immerhin bewusst sind. Wenn sie unbewusst wären, hätten sie auch negative Auswirkungen, aber Du müsstest sie erst einmal entdecken, all die Zusammenhänge. So sind sie klar, wenigstens das....

    Meine Psychologin bei der Krebshilfe findet es immer gut, wenn Gefühle offen daliegen und nicht erst mühsam entdeckt werden müssen....

    Alles Gute Dir :):):)

    Danke, liebe Tina!

    Ich fühle mich von Dir verstanden und kann auch gut nachvollziehen, was Du beschreibst.

    Es tut mir halt so leid, dass wir immer weniger haben, das wir miteinander machen können.

    Ich unternehme halt dann auch Dinge alleine oder mit anderen. Das wird mir auch von vielen Seiten so geraten, und Rudi hat nichts dagegen. Ich denke, er hätte eher ein schlechtes Gewissen, wenn er sehen müsste, wie ich ihm zuliebe daheim herumsitze.

    Ich habe ein wenig das Gefühl, dass das ein Zeichen dafür ist, dass sich unsere Leben langsam wieder auseinander entwickeln - es hat ja auch das Zueinander-Hin-Entwickeln seine Zeit gedauert.

    Ich freue mich, dass Du letzte Nacht gut geschlafen hast. Das ist soooooo wichtig, auch für die Stimmung am darauf folgenden Tag!

    Ich wünsche Dir, dass es mit der Einsamkeit heute ein bisschen leichter ist :24:

    Unter der Woche fällt es nicht so auf, weil wir da nicht so viel zusammen sind. Aber am Wochenende wird es schon sehr deutlich, wie anders alles ist, was alles nicht mehr möglich ist. Bei jedem Plan heißt es: mal sehen, ob ich das schaffe. Wir können immer weniger gemeinsam machen. Das macht mich sehr betroffen. So vieles, das nicht mehr möglich ist. Das ihm und mit ihm nie mehr möglich sein wird.

    Ich suche immer nach Dingen, die "noch" gehen. Es ist jetzt bald ein Jahr her, dass wir die Bestätigung der Katadtrophe haben. Geahnt hatte ich es ja schon Monate zuvor.

    Es ist schwer, sich den immer schlechter werdenden Bedingungen anpassen zu müssen ?(?(?(

    Liebe Jenny,


    ich verstehe Deine Bedenken gut, dass es schlimm wäre, eine andere Person an der Seite Deines Vaters zu sehen. Es wäre wohl irgendwie so, als wäre die Erinnerung an Deine Mama dadurch irgendwie ausgelöscht oder so.


    Mein Onkel hat seine Frau verloren, als er noch sehr jung war. Die 4 Töchter, meine Cousinen, waren noch Kinder bzw. Teenager. Sie waren ihm sehr böse, als es wieder eine Frau in seinem Leben gab. Ich kenne sie auch, sie ist eine sehr Nette, Herzensgute.


    Ich weiß nicht, wie lang das dann gedauert hat - aber mittlerweile sind sie sehr froh, dass es diese Frau in seinem Leben gibt. Auch weil sie ja selber ihr eigenes Leben führen, längst Familien haben. Da ist es eine Entlastung für sie, zu wissen, dass er nicht allein ist, dass er jemanden hat, der zu ihm gehört.


    Die verstorbene Frau ist bei alldem nie vergessen worden. Ihr Foto hängt an der Wand, ganz groß, und er pflegt liebevoll ihr Grab.


    Ich finde, das was Hedi schreibt, hat scon etwas für sich: man kann auch zwei oder mehrere Kinder lieben, ohne dass dem einzelnen dadurch etwas weggenommen würde.


    Trotzdem verstehe ich Dich, dass Du Dir diese Gedanken machst. Wie ist denn die konkrete Situation? Sucht Dein Vater aktiv nach einer Frau? Gibt es eine, die seine Nähe sucht? Habt Ihr schon über das Thema gesprochen?


    Alles Gute Dir :):):)

    Ein paar Infos von meiner Seite - bevor offiziel das Wochenende für mich beginnt... ;)


    Zu Hause laufen die Dinge ganz gut - auch wenn ichmanchmal das Gefühl habe, ich bin entspannter, wenn Rudi nicht da ist. Er ist im Moment wirklich lieb zu mir, das ist es nicht... ich denke, es liegt eher daran, dass es für mich nicht leicht ist, ihn so krank und leidend zu sehen. Wie er sich ganz anders bewegt als früher, viel dünner ist, immer seine Medikamente nimmt - ich habe die Krankheit eigentlich immer vor Augen. Seit fast einem Jahr jetzt... Das mit dünn liegt auch daran, dass er sich kaum mehr traut, Bier zu trinken. Er fürchtet, dass das mit den Medikamenten nicht zusammen passt.

    Dabei hat ihm der Onkologe von der Krebshilfe sogar geraten, Bier zu trinken, weil es Kalorien hat, Elektrolyte. Ich denke, das täte ihm gut.

    Nur zur Klarstellung: ich spreche hier nicht von Kampftrinken, sondern vom Genießen, in aller Ruhe, am Feierabend.

    Naja - ist halt so. Diesen Genuß versagt er sich derzeit.


    Heute Abend ist bei uns im Ort ein Konzert (eher klassisch) da werden wir beide hingehen. Morgen wird es dann beschwingter, ich denke, da werde ich allein gehen - aber immerhin hat er nichts dagegen.


    So halb-beruflich habe ich gerade ein interessantes Projekt, das mir sehr am Herzen liegt: ich möchte einen Film über eine hierzulande völlig vergessene tschechische Politikerin und (nachdem die KP an die Macht kam) Regimekritikerin nach Österreich holen.

    Heute ist mir wieder ein Kontakt eingefallen, den ich dazu nutzen könnte. Die Frau ist gerade auf Urlaub - aber trotzdem: ich freue mich über die Idee, sie zu kontaktieren. Sie kann mir vielleicht weiterhelfen oder entsprechende Personen nennen.

    Es ist mir wirklich ein Anliegen, weil es so typisch ist, dass mutige Frauen weithin unbekannt sind.

    Und wenn ich dann so ein Projekt habe, dann engagiere ich mich, dann suche ich mir Verbündete - das macht einfach Spaß.


    Ich schreibe das jetzt so detailliert auf, weil ich so froh bin, selbst in dieser schlimen Situation Dinge zu haben, die mir Freude bereiten, für die ich mich ins Zeug legen kann. Letztlich ist es vielleicht auch das Gefühl: ist bin nicht nur "Opfer" dieser schrecklichen Krankheit jetzt - ich bin auch eine, die etwas bewirken kann: mit ihrem Wissen, mit ihren Kontakten, mit ihren Ideen und ihrem Engagement. Dieses Gefühl hat für mich etwas so Positives, vielleicht sogar Heilsames.


    Ich denke ja, dass das Gute manchmal aus einer ganz unerwarteten Richtung kommt. Nicht von dort her, wo man es eigentlich erwartet, sondern von ganz woanders her. Insofern gilt es wach zu bleiben, aufmerksam und offen.


    Euch allen ein so-gut-wie-mögliches Wochenende :):):)

    Danke Euch beiden!


    Ich verstehe das mit dem Positiv-Szenario als konkreten Versuch, den negativen Gedankenspiralen etwas entgegen zu halten. Es ist einfach ein Experiment... Mal sehen, ob es funktioniert.


    Bin an sich nicht der Typ für Schönfärberei. Die Gefahr, dass ich gnadenlos in Positiv-Illusionen kippe ist also sehr gering ;)

    Liebe Sonja,


    das sind sehr vielfältige Einblicke, die Du uns da ermöglichst - es entsteht ein sehr komplexes Bild.

    Teile davon kommen mir durchaus nicht unbekannt vor, auch wenn natürlich jede Situation verschieden ist.


    Auch bei uns zu Hause waren wir zwei Geschwister - meinBruder (1 Jahr jünger als ich) und ich. Er kam mit einer Missbildung in den inneren Organgen zur Welt und musste seine ersten neun Lebensmoate im Krankenhaus verbringen. So wie ich das heute sehr, stand wohl lange Zeit gar nicht fest, ob er übereleben würde.

    Er war dann natürlich ein schwieriges Kind, diese 9 Monatre haben ihn schon geprägt.


    Später war es dann so, dass wir beide Matura gemacht haben (Abitur). Ich habe mein Studium fertig gemacht (mit Kind und nebenher schon für unser beider Lebensunterhalt arbeitend), er seines nicht.

    War dann manchmal arbeitslos, die meiste Zeit hatte er Jobs, die ihm keinen Spaß machten (er hat eine kaufmännische Schule besucht).


    Seit gut 10 Jahren leidet er unter einem posttraumatischen Belastungssyndrom (basierend auf dem Trauma seiner allerersten Lebensphase). Um es hart zu sagen: er ist dadurch arbeitsunfähig und von sozailer Unterstützung durch den Staat abhängig. Mit 51 - das ist sehr hart. Weil er ja arbeiten möchte, sich auch ehrenamtlich sehr engagiert - aber da kann er halt aussetzen, wenn es ihm schlecht geht. In einem regulären Job müsste er schon deutlich belastbarer sein.


    Was ich damit sagen will: ich kenne das Gefühl, die "strebsame", die "erfolgreiche" zu sein. Ich glaube auch, dass er immer wieder auf mich und meinen Lebesweg eifersüchtig war. Ich hatte ein besseres Verhältnis zu unserer (leider früh verstorbenen) Mutter. Ich war ja das einfache Kind, er hat ihr wirklich viele Probleme gemacht. Ich habe selber eine Tochter. Eine Partnerschaft (mit einem jetzt todkranken Mann), ein eigenes Haus, einen Job, den ich liebe.

    Er hat all das nicht. Ich kann schon verstehen, dass das sehr hart ist - mit anzusehen, wie andere so vieles haben, undman selber hat nichts davon.


    Ich denke mir dazu immer: ja - er ist benachteiligt. Ja, das Leben war ungerecht zu ihm. Aber ich kann nichts dafür. Es waren die Umstände, die Erwachsenen, die nicht entsprechend reagiert und gehandelt haben - und er selber war auch nicht gerade der Zielstrebigste. Insgesamt ein schwieriger Cocktail, vor allem, wenn man ohnehin schon so eine frühkindliche Hypothek mitzuschleppen hat.

    Aber: es würde ihm nicht im Geringsten helfen, wenn ich auch arbeitslos wäre, wenn ich einen miesen Job hätte, wenn ich in einer Sozialwohnung wohnen würde.


    Auch ich habe mit meinem Bruder schon sehr Schwieriges erlebt. Situationen, wo ich mir gedacht habe: warum tu ich mir das an. Er hat mir Szenen gemacht, mir Dinge zugemutet, von denen ich nicht wusste, was das jetzt soll.

    Ich schreibe das jetzt nicht, um ihn schlecht zu machen. Ich versuche einfach, Dir zu beschreiben, was war - möglichst kurz und möglichst verständlich.


    Ich habe mich dann phasenweise wirklich zurück gezogen. einmal hat auch er gesagt, er will bis auf weiteres keinen Kontakt zu mir haben (das waren dann 2,3 Jahre).

    Ich hatte nämlich das Gefühl, es schadet uns beiden mehr als es nützt, wenn wir uns sehen.


    In letzter Zeit funktioniert es ganz gut. Wenn er Glück hat, kann er bald eine Ausbildung machen, in einem Bereich, der zu ihm passt (Hausübungsbetreuung für benachteiligte Kinder - das macht er jetzt ehrenamtlich).


    Ich weiß schon, liebe Sonja, das was ich das schreibe, ist nicht 1:1 auf Dich und Deine Schwester übertragbar. Aber ich wollte es Dir einfach schreiben, weil mich beim Lesen doch einiges an meine Erfahrungen erinnert hat.


    Ich finde Deine Situation, wie gesagt, als sehr komplex. Würde mich nicht trauen, da einen konkreten Vorschlag zu machen oder sowas.

    Aber eines möchte ich Dir noch sagen: Aus Deinen Zeilen spricht so etwas wie eine Selbst-Anklage. Bei Gerichtsprozessen ist es ja so, dass es auch einen Verteidiger gibt. Wie würde dieser Verteidiger (der Dir zusteht) argumentieren? Was würde er dem Ankläger entgegen halten? Was spricht zu Deinen Gunsten?


    Ich habe den Eindruck, dass Du Dich sehr darum bemüht hast, das "richtige" zu tun. Das ist vie wert.

    Ob es dann letztlich das richtige war, oder nicht ganz - das stellt sich dann später heraus. Und wie es später sein wird, das können wir Menschen nicht vorher sehen.

    Ich entnehme Deinen Zeilen, dass Du Deinem Wissen und Gewissen entsprechend gehandelt hast. Das ist viel! Lass Dir das veon Deinem inneren Ankläger nicht klein reden.

    Ja, jetzt weiß er es besser. Aber hat er Dir damals geholfen??????????

    Wie gesagt, es gibt auch ein Recht auf einen Verteidiger.


    Alles Gute Dir

    So, gerade mit Rudi telefoniert - er hat einen Termin beimorthopäden in einer Woche. Immerhin. Selber Tag wie die Leber-Untersuchung. Eine Sache in der Früh, die andere am Abend.


    Das Gespräch heute in der Krebshilfe hat ganz gut getan. Die Psychologin hat gemeint, das muss man auch einmal verdauen (weil es anstrengend ist). stundenlang in der Onko-Ambulanz warten, wegen meines eigenen Termins auf Nadeln sitzen (der ging sich ja mit hängender Zunge gerade noch aus), die vielen kahlen Leute sehen, hören, wie sie von schlimmen Dingen sprechen... Kurzum, sie meint, allein das muss man verarbeiten und es braucht Zeit, bis man wieder halbwegs ins Gleichgewicht findet. Zurück in die eigene Welt. Und tatsächlich: da gibt es ja (Gott sei Dank) noch viel anderes, zusätzlich zur Onko-Ambulanz. Die auch eine Realität ist, aber eben nicht die einzige.


    Sie hat auch gesagt, dass unklare Befunde, neue Dinge, die sich auftun (wie etwa jetzt die Sache mit den Bandscheiben - kann übrigens durchaus eine Folge der Netastasen sein) - dass das alles ein Klassiker ist. Und dass man auch lernt, damit zurecht zu kommen. Naja...


    Heute hab ich auf jeden Fall Konzertkarten für das Wochenende bestellt. Da ist bei uns im Ort ein Sommerkonzert. Und ein neues Kleid dafür hab ich auch ;)


    Ich versuche, so gut es geht, für's Erste einmal positiv zu bleiben. Vielleicht geht sich ja alles ganz gut aus - dann waren die Sorgen und Kopfzerbrechen umsonst. Und den gestrigen Tag, den werde ich irgendwo hinten in meinem Kopf ablegen. Vielleicht sortieren sich die Dinge ja ganz von selber.


    Ich denke gerade, es wäre eine gute Übung, Positiv-Szenarien genauso akribisch zu zeichnen, wie ich es mit Negativ-Szenarien mache. Einmal versuchen. systematisch helle Gedanken zu spinnen statt dunkelschwarze. Nicht im Sinne einer Realitätverweigerung (natürlich nicht). Aber wenn ich mir negative Zustände und Wendungen in meinem Leben palstisch ausmalen kann, dann kann ich mir auch positive Zustände und Wendungen plastsich ausmalen. Vielleicht wie ich in ein paar Jahren an jetzt zurückdenke und mir denke: wie schwer das damals war - und wieviel Gutes sich dann schon wieder (in der Zeit bis dahin) entwickelt hat.

    Wäre doch einen Versuch wert. Oder?

    Liebe Tina,


    Du bist die Chefin, Du bist Herrin über Deine Zeit und Deine Aktivitäten. Wenn Du das Gefühl hast, für Neues ist es noch zu früh - dann ist es das. Und wenn es Zeit dafür ist, dann wirst Du es sicher merken.


    So wie Du das beschrieben hast, hat Harry sehr umsichtig darauf hin gearbeitet, dass Du alleine zurecht kommen kannst. Hat Dir Dinge erklärt. Genau davor fürchte ich mich übrigens ziemlich, dass irgendwann einmal ein (technisches) Gebrechen im Haus ist, und ich hilflos bin, weil ich nicht weiß, was tun.

    Ich bemühe mich, jetzt nicht zu viel darüber nachzudenken. Und außerdem gibt es ja Freunde, Nachbarn, Handwerker - und dass Ihr alle damit (irgendwie) zurecht kommt, das ermutigt mich natürlich auch.


    Was ich immer sehr gern mache, wenn ich allein zu Hause bin, ist Radio hören. Ich weiß nicht, wie es so um Deinen Geschmack bestellt ist. Wir in Österreich haben einen Sender, den ich liebe. Er heißt Ö1 und ist über Internet weltweit hörbar (oe1.orf.at). Die Musik ist nicht unbedingt so sehr mein Fall, ich bin keine Klassik-Tigerin (und die spielen viel Klassik). Aber sie haben auch viele Wortsendungen über die unterschiedlichsten Themen (worüber, das findet man auch im Internet). Ich entdecke da beim Zuhören immer wieder Neues (da sind wir wieder beim Thema :)). Auch Gebiete, die ich gar nicht so interessant finde, sind dann manchmal richtig spannend.

    Wenn ich zum Beispiel krank bin, dann habe ich das Gefühl, Ö1 öffnet mir ein Fenster zur Welt. Und wenn es mir zu viel wird, dann schalte ich einfach wieder ab.


    Ein Wort noch zu dem, was Du über Die Endgültigkeit schreibst - dass man sie nicht fassen kann. Ich glaube, das ist ganz natürlich. Das bekommt man nicht im Laufe von ein paar Tagen, Wochen oder Monaten in den Kopf. Das geht nur mit viel Geduld und viel Zeit. Jeden Tag ein bisschen, vielleicht ein bisschen mehr davon zu verstehen. Einmal darunter zu leiden, ein anderes mal vielleicht kaum daran zu denken, dann stolz zu sein, was man allein geschafft hat, dann wieder darunter zu leiden...

    Ich glaube, es ist ein sehr, sehr langer Prozeß. Und ich glaube, es gibt keinen Grund, sich selber vorzuwerfen, dass man die Endgültigkeit (noch) nicht fassen kann. Das geht nur in kleinen Etappen.

    Und - noch einmal gesagt - ich habe das Gefühl, Du bist sehr, sehr gut unterwegs.


    Lass Dir Zeit. Nimm Dir Zeit. Und sei nicht streng zu Dir. Da muss sich so vieles neu ordnen. Das geht nicht auf die Schnelle. Gut Ding braucht eben Weile...


    Alles Liebe Dir!