So, jetzt hab ich das Wohnzimmer aufgeräumt, die Unterlagen für meine Steuererklärung hergerichtet (so weit wie möglich, 2 Honorarnoten sind unauffindbar) - sitze mit dem Laptop auf der Terrasse und bin recht ratlos. Fühle mich verloren, deshalb habe ich angefangen zu schreiben - dann seid Ihr mir irgendwie näher...
Es fällt schwer aufzuräumen und zu entrümpeln, dabei Dinge in die Hand zu nehmen, noch aus dem letzten Jahr zum Teil, als alles noch "gut" war - als wir die Diagnose noch nicht hatten.
Ich habe Angst, wie das später sein wird, wenn er einmal nicht mehr da ist. Wie wird es dann beim Aufräumen sein? Wenn mir Dinge in die Hand fallen, die mich an ihn erinnern...
Nicht Dinge, von denen ich weiß, dass ich sie in die Hand nehmen werde, z. B. Bücher, die er mir geschenkt hat. Da weiß ich ja, dass ich hingreifen werde. Aber Sachen, die einem so in die Hand fallen... Vorhin zum Beispiel Konzertkarten, die ich in einer Lade aufgehoben hatte.
Jetzt geht es, jetzt komme ich mit diesen Dingen zurecht. Aber wie wird es später sein? Wenn mich Erinnerungsstücke "überfallen" werden?
Vielleicht ist es ja müssig, sich mit solchen Frage zu beschäftigen (vielleicht auch selbst zu quälen). Aber ich bin halt immer eine, die lieber Bescheid weiß, wie etwas sein wird. Weil ich dann das Gefühl habe, ich kann mich irgendwie darauf einstellen, mich vorbereiten, dass es dann nicht so schlimm wird.
Es ist niemand da, der mich dann (be)schützen wird, also muss ich es selber tun. Und ich muss das Gefühl haben, ich weiß wie ich das machen werde - und ich kann jetzt schon etwas dafür tun. Wenn ich dieses Gefühl habe, dann ist es leichter für mich. Wenn nicht, dann fühle ich mich so ausgeliefert, verwundbar und allein.
Ich kippe immer so zwischen den Wirklichkeiten hin und her
Ganz normale Alltagssituationen mit und ohne Rudi, in denen ich mich wohl fühle bzw. in denen wir uns wohl fühlen. Dann Gefühle der Angst und der Verlassenheit. Dazwischen immer wieder Wut.
Es wechseln sich Normal- und Ausnahmezustand immer wieder ab.
Ermutigt hat mich ein Termin vorgestern, da habe ich ja eine Coaching-Stunde bei einer Psychologin geschenkt bekommen (weil ich mich über den unguten Arzt bei der Vorsorge-Untersuchung beschwert hatte.)
Es war ein Gespräch mit einer sehr jungen Frau. Ich habe ihr gesagt, was ich in dieser Situation alles für mich mache: Krebshilfe, Yoga, hier schrieben usw.
Sie hat dann gemeint, dass es gut ist, dass ich so viele Ressourcen für mich erschlossen habe.
Also - nicht, dass ich das nicht auch selber wüsste. Aber es hat doch sehr gut getan, das sozusagen von einer Fachfrau bestätigt zu bekommen. Es hat mich ermutigt, mich mir und meinen Möglichkeiten gegenüber positiv gestimmt. Ich habe mich stark gefühlt nach diesem (wirklich guten) Gespräch.
Ich habe wirklich viel davon profitiert. Überlege mir, auch in den kommenden Wochen hinzugehen. Auch wenn es kostet - das bin ich mir schon wert. So könnte ich vielleicht die Zeit ein wenig überbrücken, in der meine Therapeutin nicht da ist. Das irritiert mich auch ziemlich, dass sie jetzt dann 6 Wochen auf Urlaub ist.
Ich habe den Verdacht, ich fühle mich verlorener, ohnmächtiger als ich vielleicht tatsächlich bin.
Ich weiß nicht, sind das Überbleibsel von damals, als meine Mama so krank war und dann gestorben ist? Werden die Gefühle von damals wieder wach?
Andererseits stimmt es ja, dass ich allein bin - ich muss, wenn es hart auf hart geht - die Dinge doch alle mit mir selber ausmachen. Habe keine Schwester, die ich mitten in der Nacht anrufen könnte oder so.
Es ist alles so widersprüchlich, uneindeutig, wirr und verwirrend.
Ich denke, ich habe deshalb auch hier etwas wirr geschrieben.
Jetzt lass ich es auch bleiben.
Ist es halt einmal wirr... :-/