So, jetzt bin ich also wieder im Büro...
Das Heimfahren / Heimkommen von Prag war schwer. Der gestrige Sonntag auch. Ich führe es darauf zurück, dass ich Rudi gesagt habe, wie es mir geht.
Samstag war eigentlich noch ganz ok. Ichhabe eine Maus im Badezimmer entdeckt und vor Schreck geschrieen. Dabei bin ich keine besondere Prinzessin auf der Erbse und auch am Land aufgewachsen. Aber wenn sich in der Schmutzwäsche plötzlich etwas bewegt - wer erschrickt da nicht. Später ist das noch einmal passiert. Und wieder ein Schrei.
Naja, jedenfalls Stunden später steht Rudi auf der Terrasse und macht durch die Tür Zeichen, ich solle ihn hereinlassen. Ich denke: um Gottes Willen, hab ich die Tür zugemacht, sodass er nicht mehr hereinkann? Aber nein, sie war nur angelehnt. Ich mache auf und sage: jetzt hatte ich schon befürchtet, Dich ausgesperrt zu haben.
Und er antwortet: Liebes (in keinem sehr lieben Ton) sei nicht immer so schreckhaft. Dabei war ich da gar nicht erschrocken, eher perplex.
Und ich habe ihm (auch in einem nicht-lieben Ton) gesagt: ich bin schreckhaft, weil es mir schlecht geht. Wenn du eine Frau willst, die mit der ganzen Misere gut zurecht kommt, dann musst du dir eine backen.
Dann haben wir ganz normal zu Abend gegessen und ferngesehen. Gegen Mitternacht sagt er, in einem etwas genervten Ton: ich gehe jetzt schlafen. Ich sage: ich komm auch gleich. Er sagt: nein, nein - bleib nur. Und ich sage: wenn du mich nicht bei dir haben willst...
Dazu muss ich ergänzen; wenn ich sage, dass ich schlafen gehe, sagt er immer, dass er gleich nachkommt.
Und: ich habe seit Jahren das Problem, dass es Phasen gibt, in denen er körperliche Nähe nicht will. Auch nicht in den Arm nahmen und so - vor allem im Bett. Das Gefühl, nicht gewollt zu werden, kam also nicht von ungefähr.
Wenn ich mir diese Interaktionen jetzt so durchlese, habe ich das Gefühl, sie wirken pubertär. Aber was soll ich machen - es war so.
Und damit der ganze Sonntag im Eimer. Ich habe ihm gedankt, dass er den Frühstückstisch gedeckt hat. Er sagt (in nicht liebem Ton): wofür?
Dan fragt er mich, wie's mir geht. Ich sage: geht so. Und dir?
Er sagt: ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. In vorwurfsvollem Ton. Als sei ich Schuld daran.
Ich habe dann im Garten gearbeitet und er ist stundenlang auf der Terrasse gesessen und hat ins Leere gestarrt.
Gegen Abend ist es dann besser geworden, er hat dann auch wieder ein wenig gesprochen.
So, jetzt habe ich mir das von der Seele geschrieben.
Für mich ist sein Verhalten (kenne ich aus früheren Jahren, als er depressiv war) eine Reaktion auf meine Aussagen, wie es mir geht. Ich habe auch am Samstag noch was gesagt darüber. Ich habe gesagt: ich bvin auch von deiner Krankheit betroffen, nicht nur du. Du bist anders betroffen, und ich bin anders betroffe, Aber betroffen bin ich auch. Durch deine Art, nie zur Vorsorge zu gehen, hast du großes Unglück über dich gebracht. Du hast aber auch großes Unglück über mich gebracht.
Unterm Strich bleibt für mich die Schlussfolgerung: wenn ich sage, wie es mir geht, dann hat das keinen Platz. Er ist der Arme, und wenn ich über die Situation klage, dann mache ich ihm auch noch "Vorwürfe".
Und dann kommt er mit: ich hab die ganze Nacht nicht geschlafen.... Ich bin seit fast 20 Jahren wegen Schlafstörungen in ärztlicher Behandlung. Ich kenne mich damit alsdo wirklich aus. Und meine Sichtweise ist die: wenn ich mit dem Schlafen Probleme habe (hatte er auch immer wiede rmal seit der Diagnose), dann gehe ich zum Arzt. Wenn ich das nicht tue, bin ICH für die Schlafstörungen verantwortlich. Und nicht mein Partner, auch wenn ich mich über ihn ärgere.
Es ist dieses Scheißgefühl, dass meine Situation, mein Befinden keinen Platz hat. Er macht auf "alles ok", und das habe ich gefälligst auch zu tun. Wenn ich nicht mitspiele, wenn ich Tachles rede (und das tut mir so gut), dann mache ich ihm Vorwürfe, dann bin ich böse, dann bin ich Schuld an seinen Schlafstörungen.
Wunderbar - dann haben wir ja die Person, die für die Misere verantwortlich ist, identifiziert: ich bin es.
Wie schön!
Der Ausweg ist dann, dass ich mein Verhalten ändere. Er kann weitermachen wie bisher. Er geht ihm schließlich "ganz gut" und schlimme Dinge können "jederzeit jedem" passieren (siehe früherer Eintrag).
Ich halte diese Vogel-Strauss-Politik nicht mehr aus!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Vor langer Zeit gab es schon einmal eine tiege Krise, in die er durch permanentes Wegschauen geraten ist. Er hat die Arbeit verloren. Wurde jahrelang auf das Existenzminimum gepfändet. Er war depressiv, hat aber nichts dagegen getan. Für mich waren diese Jahre die Hölle.
Jetzt ist es wieder so: durch permanentes Schleifen-Lassen ist die Situation jetzt die, die sie ist.
Nie war er beim Arzt. Bis ins Alter von 63 Jahren hat er nicht gewusst, was ein PSA-Wert ist.
Ach, ich wiederhole mich...
So ein Scheißtag heute