Beiträge von StillCrazy

    Liebe Astrid,


    danke für das, was Du da geschrieben hast. Einblicke in das Denken einer Tochter sozusagen ;-)

    Meine Karriere als Tochter wurde ja unterbrochen, bevor ich ganz erwachsen war. D. h. diesen mühsamen Ablösungsprozess habe ich so nicht erlebt. Mir fehlt diese Erfahrung. Deshalb bin ich manchmal.... sagen wir irritiert, von dem, wie sich meine Tochter verhält. Sie ist jetzt 31, hat selber noch keine Kinder. Es war schon viel schlimmer, jetzt im Moment sieht es so aus, dass wir hauptsächlich whatsappen. Sie bietet mir nicht direkt Unterstützung an, hat offenbar große Angst davor, mit Krankheit und Tod konfrontiert zu werden (was ich gut verstehe).

    Sie ist gerade in der Endphase ihres Studiums (hat nebenher immer gearbeitet, deshalb ging das so langsam). Und hat bestimmt andere Dinge im Kopf, als sich um mich zu kümmern. Manchmal komme ich mir dann schon irgendwie verstossen vor :13:

    Da tut es gut, aus Tochterperspektive zu lesen, dass es nicht böse gemeint ist, wenn die Mama gerade nicht Priorität hat. Danke dafür.

    Sie hat in der Pubertät nie revoltiert, war immer sehr pflegeleicht. Jetzt, so spät, ist der Ablösungsprozess offenbar komplizierter. Und ich nehme sie ja jetzt auch viel ernster als ich es mit 15 getan hätte.

    Große Selbstzweifel, ich sei eine schlechte Mutter gewesen, habe ich zum Glück nicht. Die Bedingungen waren schwierig, ich weiß, dass ich das beste daraus gemacht habe. Dass wir vieles in Werten und Denken gemeinsam haben. Dass ich ihr durchaus ein attrakrives Bild vom Leben als Frau vermittelt habe. Manchmal denke ich sogar, dass sie stolz ist auf mich. Ich bin auf jeden Fall sehr stolz auf sie!!!!!!

    Mir fällt gerade ein: ich weiß gar nicht, wann ich ihr das das letzte Mal gesagt habe....:/

    Muss ich bei nächster Gelegenheit tun:!::!::!:

    Ja, wir hatten ein wirklich sehr, sehr feines Wochenende.


    Gestern war Rudis Geburtstag. Wir haben aber nicht groß gefeiert, das kommt noch. Er ist gestern beim Tennis eingesprungen, weil jemand krank geworden ist - und er hat wirklich sehr gut gespielt. danach sind wir noch ziemlich lang mit ein paar netten Leuten gesessen. Ich habe einem verraten, dass Rudi Geburtstag hat, der hat dann eine Flasche Sekt gezahlt. Es war so schön, so spontan und so liebe Leute.


    Ich denke schon, dass er das Medikament auch von einem anderen Arzt bekommen kann. Es wäre so wichtig für ihn, weil er dann weniger müde ist.

    Grundsätzlich hat er kaum Erfahrung mit Ärzten, hinterfragt eigentlich nichts. Ich finde es ja gut, dass er Vertrauen hat und hoffe, dass sich mit der Zeit eine etwas kritischere Haltung entwickelt, zu seinem eigenen Besten. Soweit ich das sehe, sind seine Bedürfnisse keoin Thema bei Arztbesuchen - so arg das jetzt klingen mag. Es geht um Blutbilder, Befunde, Werte, Medikamente - aber nicht um ihn als Menschen. Was ihm wichtig wäre, worunter er leidet, womit er gut zurecht kommt - das ist eigentlich kein Thema.


    Ich habe mir fix vorgenommen, mich ein wenig zurück zu lehnen. Letztlich ist es doch so, dass er diese Lebensphase auf SEINE Art und Weise meistern muss. Aber es ist halt schwer, weil ich das Gefühl habe, ich weiß wie's geht - und dann zusehen, wie er es macht, vielelicht ganz anders als ich es tun würde, das ist halt nicht leicht.

    Von seinem Wesen her ist er niemand, der sich Hilfe holt. Das ist in normalen Zeiten schon nicht ganz leicht, jetzt ist es ein Riesenproblem. Es tut mir so leid für ihn, weil ich ihm jede nur erdenkliche Unterstützung so gönnen würde. Und es wäre dann auch in der Beziehung leichter, diese Ent-Lastung würde sich dann auch dort niederschlagen.


    Naja...

    Ich freue mich, dass wir ein so schönes Wochenende hatten und dass er so gut war beim Tennis. Das ist für ihn wichtig, das gehört zu seinem Selbstbild.


    Euch allen einen so-schön-wie-möglichen Tag :):):)

    Ich glaube, es gilt zunächst einmal, zwischen sinnvollen und sinnlosen Kämpfen zu unterscheiden. Seine Hoffnungen an eine "Wunderheilung" zu hängen wäre in unserem Fall wohl ein sehr aufreibender, teurer und letzten Endes sinnloser Kampf. ( Das sage ich jetzt nur für mich persönlich und für den konkreten Fall, ist nicht allgemein gemeint).

    Aber sich für eine Verbesserung der Situation einzusetzen halte ich für sinnvoll. Natürlich braucht das Energie. Aber wenn ein Erfolg errungen wurde, dann gibt das doch auch Kraft.

    Und es ist ja auch die Frage, ob man sich nicht später Vorwürfe macht, etwas unterlassen oder versäumt zu haben....

    Letztlich ist die Diskussion, glaube ich, ein Stück weit müssig. Man verhält sich eben, dem eigenen Naturell entsprechend, eher aktiver oder zurückhaltender.

    Was ich mir wohl aber überlegen muss ist, wie weit sich seine Kämpfe zu "unseren" und "meinen" mache.

    Schwierig....?(

    Auf jeden Fall könnt Ihr sehen, ich bin schon wieder sehr, sehr vernünftig. Es geht mir also besser ;-)

    Wir waren gestern bei der Aufführung einer Laien Theatergruppe im Nachbarort. Es war sehr unterhaltsam, wir haben viel gelacht und das hat gut getan :thumbup:

    Liebe Christine,

    habe vorhin Deine Nachricht gar nicht wahrgenommen...

    Es geht bei dem Medikament um Epo. Ist als Dopingmittel bekannt. Steigert die Zahl der roten Blutkörperchen. Das tut Rudi gut, weil sein Knochenmark vom Krebs angegriffen war und er deshalb unter Anämie litt. Das Mittel wurde uns empfohlen von der Krebshilfe, als er es im Spital verlangte, bekam er es auch. Bis er an den neuen Arzt geriet....

    Wenn ich mich zurücknehme... Gute Frage...

    Für mich ist "etwas unternehmen" meine Bewältigungsstrategie. Etwas unternehmen bedeutet handlungsfähig zu sein und damit nicht ausgeliefert.

    Ich finde, man kann in jeder Situation etwas tun, um sie so erträglich wie möglich zu machen. Dass Rudi nichts unternimmt, macht mich zeitweise rasend.

    In normalen Zeiten konnte ich damit umgehen, waren Massnahmen nicht so notwendig. Jetzt habe ich das Gefühl, er lässt die Dinge den Bach runter gehen.

    Ich werde noch über das nachdenken, was Du mir da geschrieben hast.

    Danke auf jeden Fall und gute Besserung Dir!

    Möchte Euch für's Mitdenken und Eure Antworten danken.

    Ja, es war immer so, dass ich die Macherin war. Ich habe das früh in meinem Leben gelernt/lernen müssen.

    In Zeiten des normalen Lebens geht das ganz gut. Ich bin nicht immer glücklich damit, dass das alles mir zufällt. Aber fairerweise muss ich sagen, dass Rudi andere Dinge übernimmt, sodass es sich unterm Strich irgendwie ausgeht.

    Aber jetzt ist es halt schwieriger: ich bin durch Angst und Trauer geschwächt und gleichzeitig ist die Situation so fordernd. So viele unvorhergesehene Dinge, wie etwa Rudis Zusammenbruch damals im Spital.


    Ich denke, es sollte auch jetzt noch möglich sein und ist ein Gebot der Stunde, dass er Verantwortung übernimmt und sich für seine Interessen einsetzt. Einfach weil es jetzt notwendiger ist denn je. Ich kann einfach nicht immer bei ihm sein, wenn er einen Arzt oder Spitalstermin hat. Er bleibt einfach über, wenn er alles hinnimmt, nur weil sein Gegenüber einen

    weißen Mantel anhat.


    Und ja: er ist ein Meister im Verdrängen. Deshalb ist es ja so schwierig mit ihm zu sprechen. Ich will ihn erstens nicht komplett desillusionieren, weil ich weiß, dass seine Haltung auch ein Schutzmechanismus ist.

    Außerdem ist es dann so, dass er meine Probleme und Ängste und Trauer gar nicht nachvollziehen kann. Weil er gedanklich ganz woanders ist als ich.


    Und nein: wirklich da ist in meiner unmittelbaren Umgebung niemand. Eltern, die ja auch für Menschen in meinem Alter, durchaus noch Rückhalt sein können, sind tot. Mein Bruder ist selber chronisch krank & nicht belastbar. Meine Tochter weicht allem aus, was mit Krankheit & Tod zu tun hat.


    So ist das....

    Heute geht es mir besser, ich konnte mich endlich ausschlafen und fühle mich etwas stärker. Wenn man so ausgepowert ist wie ich gestern, dann hat die Verzweiflung wohl ein umso leichteres Spiel.


    Euch allen ein so-gut-wie-mögliches Wochenende :)

    Tja, Ihr seid Euch in der Tat recht einig...


    Ich bin auch nicht böse (keine Sorge, Hedi) - aber ich kenne Rudi seit 22 Jahren. Er ist ein herzensguter Mensch, man kann von ihm alles haben - nur nicht, dass er für sich oder einen anderen kämpft. Das hat er nie getan, das war meine Sache. Und ich würde es auch jetzt tun, nur schaffe ich es nicht allein, weil ich nicht immer dabei sein kann.

    Natürlich ist er jetzt schwächer als sonst - aber er geht 40 Stunden pro Woche arbeiten (weil er darauf besteht), das schafft er. Aber den Arzt zu fragen, warum er das Medikament nicht mehr bekommt - das soll zu viel sein? Echt jetzt?


    Er ist nicht in der letzten Phase seiner Krankheit, so wie es derzeit aussieht, kann das noch Jahre dauern.

    Wenn er beschließt, allen anderen gegenüber business as usual zu machen (die Leute wissen ja nach wie vor nichts von seiner Krankheit) und innerlich w.o. gibt, dann ist das kein Weg, den ich mitgehe, keine Entscheidung, die ich mittragen kann. Sorry.


    Ich bin diejenige, der er ALLES aufbürdet. Er geht nicht in die Männergruppe der Krebshilfe und selbstverständlich auch nicht zur Psychologin, alle Hilfsangebote, die es für die seelische Verfasstheit gibt (sich neu orientieren etc.) lehnt er ab. Ist nicht notwendig.

    Für ganz schwache Menschen bietet die Krebshilfe sogar Hausbesuche an....


    Ich habe nicht vor, ihm Vorhaltungen zu machen. Aber Faktum ist, dass ich jetzt über ein halbes Jahr mit dieser Belastung lebe, mich kundig mache, Infos einhole - um ihn zu unterstützen. Und das kann, wie gesagt, noch viele Monate lang so weiter gehen.

    Wenn sich an dieser Gesamtsituation nichts ändert, dann hat dieses Krebsmonster am Ende gleich zwei Menschen erledigt. Rudi ist irgendwann einmal tot. Und ich vor die Hunde gegangen.


    Ihr habt Angehörige verloren und zuvor liebevoll begleitet. Könnt Ihr Euch vorstellen, diesen Weg jahrelang und ohne Unterstützung aus dem näheren Umfeld zu gehen?

    Ich traue mir das, ehrlich gesagt, nicht zu.

    Das ist mir jetzt so richtig klar geworden.

    Danke Josef :-)

    Ja, da ist es spät geworden...


    Ich bin jetzt wieder zurück und habe leider nur kurz Zeit zum Schreiben.

    Es war so eine Ernüchterung, wieder zu Hause zu sein. Rudi hatte einen Termin beim Onkologen, seine baknnte Ärztin darf ihn offenbar nicht mehr betreuen (da gibt es einen Machtkampf, den braucht man natürlich genau in der Onko-Ambulanz als Patient).

    Es hat nicht so viel erfahren wie sonst. Ein Präparat,d as ihm gut getan hat, bekommt er jetzt auch nicht mehr. Er sagt, er wartet bis es ihm wieder schlechter geht, dann schaut er, dass er es wieder kriegt.

    Ich finde das verantwortungslos sich selbst und auch mir gegenüber. Warum kämpft er nicht mehr für seine Interessen, dann geht es ihm und der Partnerschaft und auch mir besser...

    Manchmal könnte ich ihn mit seiner Lethargie auf den Mond schießen. Es ist ja nicht nur sein sondern auch unser Leben, dass dadurch (negativ) beeinflusst wird.

    Wenn ich ihm das sage, versteht er es nicht.

    Er ist ja in Behandlung, das Blutbild wird besser - also wo bitte ist mein Problem???????????


    Das ist also die Situation, in die ich zurück gekehrt bin.

    Die Reise war anstrengend aber ich habe viel Neues gesehen. Mit einer sehr netten jüngeren Kollegin, die auch dabei war, werde ich in Kontakt bleiben - das haben wir schon vereinbart.


    Liebe Grüße Euch allen :-)

    Ich lese aus Deinen Zeilen heraus, dass Du Deinen Onkel wirklich gern hattest / hast. In manchen Familiensituationen ist es schwierig, ich kenne das von meiner Familie. Da wird dann so manches verhindert.

    Aber so wie Du schreibst denke ich, die Zuneigung war wechselseitig, er hat Dich auch gern gehabt. Und schon allein das kann so viel wert sein....

    Liebe Grüße an Euch alle aus Sarajevo. Bin zum ersten Mal hier und habe leider keine Zeir, die Stadt wirklich zu erkunden. Zu viele dienstliche Termine....

    Es war dann gar nicht so leicht, heute wegzufliegen. Eigentlich hätte ich am Weg zum Flughafen heulen können. Hatte es so präsent: Rudi und ich am Weg in den Urlaub. Selber Zug, selber Weg....

    Wie oft werdn wir ihn noch gemeinsam unternehmen.

    Ich hab mich so verloren gefühlt und mir dann halblaut vorgesagt: das bleibt nicht so, das bleibt nicht so.

    Die Kollegen, die mit sind, sind alle recht nett. Bin dann am Flughafen schnell auf andere Gedanken gekommen. Zum Glück!

    Wir (Rudi & ich) haben das Wochenende auf unserem Chor-Workshop verbracht. Es war so großartig, ich war stellenweise richtig glücklich. Wir haben Gospels gesungen, für ein Konzert im April. Bei einem Stück singe ich ein kleines Solo. Kommt gut ;)

    Es war sehr schön, die Zeit in Gemeinschaft zu verbringen. Und beim Lieder-Proben kommt man sehr ins Hier und Jetzt. Das tut natürlich auch gut :):):)

    Liebe Astrid,


    das hab ich vorhin vergessen zu schreiben: wir sind Mitte April ein paar Tage in Barcelona. Das habe ich im Jänner gebucht (mit Storno-Versicherung). Ich freue mich schon sehr darauf und denke, dass alles gut gehen wird. Wir haben das auch neulich mit dem Onkologen bei der Krebshilfe besprochen. Er hat gemeint, von Fernreisen würde er abraten - aber Reisen ins europäische Ausland sind ihm zufolge ok.


    Nächste Woche bin ich Montag bis Donnerstag auf Dienstreise, das wird bestimmt auch sehr fein. Frischer Wind um die Nase und abends fachsimpeln mit Kollegen :):):)


    Wir zollen dem Krebsmonster nur so weit Tribut, wie es unbedingt sein muss!

    Liebe Astrid,

    Danke für die Anregung, ich denke, es ist eine sehr gute Idee, in dieser Richtung das Gespräch zu suchen!


    Liebe Jenny,

    vielen, vielen Dank für Deine lieben Worte. Ich kann richtig spüren, wie sie von Herzen kommen!

    Alles Gute Dir für den heutigen Tag, vielleicht schenkt er Dir ja den einen oder anderen schönen Moment. Ich wünsche es Dir :)