Beiträge von Tigerlily

    Naja, so gesehen wird mir über kurz oder lang dann auch ein Ehrenamt zufallen. :-(

    Momentan wohne ich in der Wohnung meines Cousins und passe auf den Hund auf, solange er im Krankenhaus liegt.

    Ich habe nun also eine Aufgabe, keine schöne Aufgabe, weil es furchtbar traurig ist, dass mein Cousin so krank geworden ist, aber eine Aufgabe die ich sehr gerne und gewissenhaft ausführen werde, das bin ich uns beiden schuldig.

    Gerade heute ist mir wieder die Decke sowas von auf den Kopf gefallen.

    Ich fühle mich dann nur mehr wie eine leere Hülle.

    Ich habe mir am Nachmittag nach langer Zeit wieder eine ordentliche Portion Baldrian einverleibt, jetzt gehts ein bisschen besser.

    Aber von gut bin ich weit entfernt.

    Das ist immer so merkwürdig, alle Leute die davon erfahren haben was mit meinem Cousin ist, sagen in einem Atemzug, dass ich aber nicht vergessen soll auf mich zu schauen und meinen damit, dass ich mich nicht vollkommen der Pflege meines Cousins hingeben soll, sondern auch Dinge tun soll die mir Spaß machen und Freude bereiten.

    So eine Art Sorge um mich.

    Finde ich ja nett, aber es ist so absurd, dass es eigentlich nicht wirklich etwas gibt, das mir Spaß und Freude macht und das liegt nicht an meinem armen Cousin, sondern immer noch am Tod meines Hannes, der für die Meisten schon so lange her ist, dass er keine Rolle mehr spielen kann.


    Die meisten Menschen da draußen haben keinen Begriff davon, wie es ist, wenn man zwar am Leben ist, aber nur deswegen, weil man zu feige ist, einem Leben ein Ende zu bereiten, das für einen selbst nicht mehr wirklich eines ist.

    Jetzt kommt so ein Schritt sowieso nicht in Frage, denn ich bin ein Mensch, der immer alles durchgezogen hat, was er angefangen hat und ich habe noch nie jemanden im Stich gelassen und werde jetzt nicht damit anfangen.

    Und danach werde ich es auch nicht tun, denn (siehe oben) ich habe dieses bescheuerte Leben nunmal vor zweiundsechzigeinhalb Jahren angefangen und ich zieh das bis zum Ende durch, punktum!

    Aber es ist hart, immer noch nach zweieinhalb Jahren!


    edit: Soeben habe ich mitbekommen, dass Birgits Tochter gestorben ist.

    Es ist einfach furchtbar.

    Was kann ein Mensch aushalten?

    Ich auch nicht und ich brauche auch keines, weil dort keine einzige meiner Lieblingsserien zu finden ist.

    2 Möglichkeiten es trotzdem zu sehen:

    1. Man zapft einen Bekannten an, der Netflix hat und noch einen Platz frei hat.

    Oder

    2. Man gönnt sich den kostenlosten Probemonat und meldet sich dann gleich wieder ab.

    Das habe ich getan.

    NEtflix ist auf den msienten Handys und Computern und neueren Fernsehern schon vorinstalliert.

    Liebe Birgit, ich schließe mich an, 27 Monate und die Trauer hat kein Ende und inzwischen bin ich überzeugt, dass das bis zu meinem Tod so bleiben wird.

    Einziger Unterschied zu vor einem Jahr noch: Ich kann die Trauer in Gesellschaft besser verbergen das macht das Alltagsleben leichter.

    Ich habe so ziemlich alle Tipps durchprobiert und kann dir nur das Eine sagen: Mach was du für richtig hältst, was dir gut tut und für dein Leben wichtig ist.

    Alles andere vergiss einfach, vor allem das sich Verbiegen, um den Mitmenschen zu gefallen, es funktioniert eh nicht.

    Zumindestens ist nun auch der Jahreswechsel und alle dazugehörigen Feiertage vorbei und der normale Alltag kehrt wieder ein, sofern Corona das zulässt.

    Dass das Jahr 2021 besser wird, als die zweieinhalb Jahre zuvor glaube ich nicht, aber das hat auch ganz spezifisch persönliche Gründe.

    Ich wünsche dir jedenfalls alle Kraft der Welt, damit du dich erfolgreich dem neuen Jahr entgegenstellen kannst.

    Liebe Ralfs Heidemarie,


    das ist so traurig und gleichzeitig so lieb und rührend, ich muss gerade ein bisschen weinen, weil ich mir deinen Ralf so plastisch vorstellen kann und gleichzeitig wird das Bild überlagert von meinem Hannes mit seinem ganz speziellen Humor und seiner lieben Stimme, die ich nie wieder hören werde, außer auf Konserve.


    Unsere Männer waren schon Prachtexemplare, gell?

    Liebe Brija,

    Ich habe es jetzt erst gelesen und wünsche dir und deiner Mutter und auch deinem Vater ganz viel Kraft und alles Gute! Dass die Behandlung gut anschlägt und deine Mutter bald wieder wohlbehalten nach Hause zurückkehren darf!

    Eine tröstliche Umarmung sendet dir Gabi

    Ich fürchte das Problem ist, dass ich jetzt schon zweieinhalb Jahre um meinen Mann weine und keine Freude mehr empfinden kann.

    ES GEHT EINFACH NICHT!

    Und jede und jeder die meinen Thread gelesen haben wissen, dass ich wirklich alles ausprobiert habe.

    Zudecken ist die einzige Möglichkeit.

    Und es ist ja auch hier im Forum immer wieder der versteckte Vorwurf gekommen, dass wir uns alle nur im Selbstmitleid suhlen und uns mal am eigenen Kragen packen und in die Gänge kommen sollen.

    Vorzugsweise mit dem Hinweis wieviel Freude ein Ehrenamt macht.

    Du weißt es ja selber.

    Ist zwar nicht gut angekommen und die betreffenen Personen haben das Forum meistens schnell wieder verlassen oder schreiben nur mehr eingeschränkt, aber das, was sie schreiben sind Tatsachen.

    Die Tatsachen vor die wir im normalen Leben gestellt werden.

    Und alle die diese Tatsachen nicht in ihr Leben inkludieren können, haben zwei Möglichkeiten: Erstens, sich zurückzuziehen oder zweitens nach außen zu gehen und ihr wahres Befinden zu verstecken oder nach außen gehen, sich nciht zu verstellen und noch von der Umgebung eine Schippe Schuldgefühle aufgeladen zu bekommen.

    Das Verständnis für Trauer ist spätestens nach einem Jahr, meistens schon nach ein paar Monaten endenwollend.

    Ich darf meinem Cousin jetzt nicht zeigen wie mir tatsächlich zumute ist, um nicht alles noch viel schwerer zu machen.

    Ich zeige meine Schwäche nur mehr vor mit selber und vielleicht vor meiner Psychologin.

    Ich muss sowieso aufpassen was ich bei anderen sage, um sie nicht gefühlsmäßig zu überfrachten.

    Das endet dann nur damit, dass ich mit hilfreichen Tipps zugeschüttet werde und jedwede Erklärungsversuche meinerseits durch Gegenargumente im Keim erstickt werden. Dafür habe ich momentan nun wirklich keine Kraft.


    Meine angeborene Gemütsverfassung hilft mir dabei.

    Es ist zwar fast unheimlich, aber so sehr ich mich bemühe, ich bin außerstande Mitgefühl oder auch nur Mitleid zu entwickeln.

    Auch Gefühle wie Sympathie flackern nur ganz selten kurzfristig mal auf, um gleich wieder zu verlöschen.

    Genaugenommen fühle ich mich wie ein Zombie.


    Das Einzige was ich fühlen kann ist das was ich seit Hannes Tod jeden Tag, jede Stunde, jede Minute und jede Sekunde fühle: Tiefer Schmerz, Sehnsucht, Einsamkeit, innere Leere und totale Traurigkeit.

    Für mich ist es schon ein Geschenk das im normalen Alltag ausblenden zu können, mehr ist nicht drinnen.

    Wenn ich alleine daheim bin, dann kann ich mich gehen lassen, dann weine ich und das ist erleichternd.

    Aber auch da ist die Gegenwart unerheblich, ich weine ausschließlich um meinen Mann und mich selber.

    Er fehlt mir so schrecklich.

    Nur er und sonst nichts.

    Es ist gut, dass auch mein Cousin in der Lage ist seine Situation weitgehend nüchtern zu betrachten.

    So können wir in schonungsloser Offenheit reden und haben in den letzten Tagen die wesentlichen Dinge geklärt.

    Das ist eine Erleichterung im Hinblick auf den schweren Weg, den er zu gehen hat und wesentlich besser, als die Dinge erst zu klären wenn sie unausweichlich sind.


    Ich weiß und habe bemerkt, dass ich eine Zumutung für "normale" Menschen bin, deshalb ist es mir nur recht alleine zu sein und die Begegnungen, die ich habe die schaffe ich mit einer gewissen nonchalanten Souveränität.

    Das was ich mir ersehne, einen Menschen, der für mich da ist und der zu mir gehört, das hatte ich und das ist leider vorbei und ich habe mich so halb und halb damit abgefunden, dass da auch nichts Neues kommen wird, solange ich in der momentanen Verfassung bin.


    Ich verstehe die Menschen, die mir erklären, dass ich für mich selber sorgen und Sachen machen muss, die mich erfreuen, um an Ausstrahlung zu gewinnen und mich wieder am Leben freuen zu können. Und dann kämen die Menschen auf mich zu und alles würde besser und das Leben wieder in Fahrt kommen.

    Das klingt ja auch total logisch, aber diese Menschen glauben, dass man das Leben nur positiv betrachten muss, dann würde man automatisch zufrieden und glücklich.

    Und sie verstehen nicht, wenn ich ihnen zu erklären versuche wie es tatsächlich ist.

    Dass man Dinge unternehmen und aus sich herausgehen kann und alles tun, um für sich selber zu sorgen und sich abzulenken, ohne dabei einen Funken Freude zu empfinden. Das ist jenseits ihres geistigen Horizonts .

    Und das ist auch gut so, denn es heißt, sie müssen die große Herausforderung, die wir hier alle zu bestehen haben, nicht bestehen, sondern andere Themen in ihrem Leben bearbeiten.


    Für mich heißt es allerdings alleine meinen eigenen Weg zu verfolgen, wohin er mich auch führen mag.

    Danke für die Neujahrswünsche liebe Isabel!


    Das Jahr 2021 bringt neue Herausforderungen mit sich und die gilt es anznehmen.

    Erleichterungen wären schön und ich versuche tapfer, die Aussicht darauf nicht von vorneherein abzulehnen, aber ich muss sagen, es fällt mir schwer.


    Ich wünsche dir und mir und allen Mittrauernden einen Jahresanfang voll Vertrauen ins Leben und mit vielen positiven Erfahrungen, die die allgegenwärtige Trauer mildern können!

    Danke liebe Helga,

    mir gehts soweit gut, an mich traut sich keine Krankeheit ran, weil ich sie willkommen heißen und einladen würde ihr Werk ordentlich bis zum Ende zu erledigen und da hätte meine Seele entschieden etwas dagegen.

    Ich habe es mir in meiner absurden Situation gemütlich eingerichtet und bin dankbar dafür, dass mein Leben in all dem Chaos reibungslos verläuft, meine Kraft brauche ich jetzt für meinen Cousin.

    Es freut mich, dass es bei dir eindeutig wieder aufwärts geht und wünsche dir eine angenehme Reha!

    Barbara Pachl Eberhart "Hoffnung"

    Ich bin in seit Dezember 2018 in einer Trauerbegleitung per Mail bei Eva Terhorst.

    Heute hat sie in einer Extra Aussendung diesen Beitrag gepostet, der auch gedruckt und gebunden und als E-Book erhältlich ist.

    Die gedruckte Version war nach Erscheinung derLesung ausverkauft und wird wahrscheinlich bis Ende Jänner nachgedruckt.

    Zitat

    Als eBook gibt es den Essay jederzeit beim Remedium-Verlag zu bestellen. Und ebenfalls ab Ende Jänner oder Februar gibt es alle 15 Essays der Reihe "Die Pandemie: Was wir gewinnen, was wir verlieren" in einem Schuber zu bestellen.


    Danke ihr LIeben!


    Auf jeden Fall ist es eine riesige Herausforderung für uns alle.

    Die letztendliche Diagnose steht ja noch aus und wird am 5. Jänner bekanntgegeben.

    Mein Cousin ist ein ziemlich pragmatischer Mensch, hart zu sich selbst und geht seinen Weg kompromisslos.

    Das was für ihn zählt ist sein kleiner Hund Ben, 13 Jahre alt, den er unbedingt überleben will.

    Er sagte zu mir, er sei heuer Siebzig geworden, das hätte er immer angestrebt und mehr verlangt er gar nicht vom Leben.

    Natürlich ist es nicht so einfach wie er es ausdrückt, auch für ihn nicht. Aber ich lasse es so stehen, weil es ihm so am Besten hilft.

    Ich habe begonnen ihm täglich für ca. eine halbe Stunde die Hände aufzulegen. Erleichterung bringt das allemal und wenn es nichts nützt so schadet es auch nicht.

    Ich bin heuer so gar nicht in der Stimmung ein gutes Neues Jahr zu wünschen.

    Meinen Bekannten auf Facebook habe ich allen für ihre Wünsche gedankt, aber auf Facebook schreibe ich heuer einfach nichts.

    Es macht mir nichts aus zu lesen wie andere glücklich das Neue Jahr begrüßen, nur ich bringe es einfach nicht über mich.


    Ich weiß ja nun, warum ich noch hier bin und das ist in Ordnung so.

    Ich bin relativ ruhig, solange niemand meine Triggerpunkte drückt. Heute z.B. habe ich meine Firmpatin, die mit 94 Jahren in Linz im betreuten Wohnen lebt, angerufen. SIe ist ziemlich abgeklärt und im Grunde zufrieden mit ihrer Existenz, hat mir aber erzählt wie sehr sie ihren Mann, der vor etlichen Jahren bereits gestoben ist, vermisst. Vor allem am Abend beim zu Bett gehen, wo man sich Händchen haltend noch unterhalten hat, ist es schwer für sie. Und als sie das sagte kamen mir schon wieder die Tränen.

    Ich darf da gar nicht zu sehr in die Tiefe gehen, Schwäche kann ich mir nicht leisten.

    Ich weiß nicht recht, ob das jetzt gut oder schlecht ist.

    Ich lenke mich oft ab mit Lesen, kleinen Computerspielen, bisschen Fernsehen.

    Am Abend komme ich kaum ins Bett und in der Früh mag ich nicht aufstehen.

    Ich weiß eigentlich nicht so recht was mich durchs Leben trägt, ich selber scheine es nicht zu sein, ich wundere mich boß, dass ein Tag auf den anderen folgt und mein Hannes nicht mehr da ist.

    Liebe Engelslicht,

    mein Mitgefühl zum Tod deines Mannes!

    Dieses Gefühl der Einsamkeit und Verlassenheit kenne ich nur allzu gut.

    Dazu kommen bei dir existenzielle Sorgen, das ist alles sehr schwer zu verkraften.

    Hier findest du immer Menschen mit denen du dich austauschen kannst.

    Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute!

    Gabi