Naja, so gesehen wird mir über kurz oder lang dann auch ein Ehrenamt zufallen.
Momentan wohne ich in der Wohnung meines Cousins und passe auf den Hund auf, solange er im Krankenhaus liegt.
Ich habe nun also eine Aufgabe, keine schöne Aufgabe, weil es furchtbar traurig ist, dass mein Cousin so krank geworden ist, aber eine Aufgabe die ich sehr gerne und gewissenhaft ausführen werde, das bin ich uns beiden schuldig.
Gerade heute ist mir wieder die Decke sowas von auf den Kopf gefallen.
Ich fühle mich dann nur mehr wie eine leere Hülle.
Ich habe mir am Nachmittag nach langer Zeit wieder eine ordentliche Portion Baldrian einverleibt, jetzt gehts ein bisschen besser.
Aber von gut bin ich weit entfernt.
Das ist immer so merkwürdig, alle Leute die davon erfahren haben was mit meinem Cousin ist, sagen in einem Atemzug, dass ich aber nicht vergessen soll auf mich zu schauen und meinen damit, dass ich mich nicht vollkommen der Pflege meines Cousins hingeben soll, sondern auch Dinge tun soll die mir Spaß machen und Freude bereiten.
So eine Art Sorge um mich.
Finde ich ja nett, aber es ist so absurd, dass es eigentlich nicht wirklich etwas gibt, das mir Spaß und Freude macht und das liegt nicht an meinem armen Cousin, sondern immer noch am Tod meines Hannes, der für die Meisten schon so lange her ist, dass er keine Rolle mehr spielen kann.
Die meisten Menschen da draußen haben keinen Begriff davon, wie es ist, wenn man zwar am Leben ist, aber nur deswegen, weil man zu feige ist, einem Leben ein Ende zu bereiten, das für einen selbst nicht mehr wirklich eines ist.
Jetzt kommt so ein Schritt sowieso nicht in Frage, denn ich bin ein Mensch, der immer alles durchgezogen hat, was er angefangen hat und ich habe noch nie jemanden im Stich gelassen und werde jetzt nicht damit anfangen.
Und danach werde ich es auch nicht tun, denn (siehe oben) ich habe dieses bescheuerte Leben nunmal vor zweiundsechzigeinhalb Jahren angefangen und ich zieh das bis zum Ende durch, punktum!
Aber es ist hart, immer noch nach zweieinhalb Jahren!
edit: Soeben habe ich mitbekommen, dass Birgits Tochter gestorben ist.
Es ist einfach furchtbar.
Was kann ein Mensch aushalten?