Beiträge von Tigerlily

    Die neue Situation zwingt mich zur Ruhe und das Band zwischen uns beiden einsamen Übriggebliebenen wird dadurch auch zwangsläufig stärker.

    Es tut gut, dass mir die Entscheidung etwas zu tun und aktiv zu sein oder nichts zu tun und zur Ruhe zu kommen von der allgemeinen Lage abgenommen worden ist.

    Ich kann es nur immer wieder betonen, so wie alles gelaufen ist, war es immer positiv für mich, meine schreckliche Situation hätte noch sehr viel schlimmer sein können.

    Dafür bin ich tatsächlich sehr dankbar und ich versuche wirklich alles, um mit meinem neuen Leben klarzukommen.

    Dennoch steht da immer wieder dieses große ABER im Raum.

    Die Tatsache, dass es mir wesentlich lieber wäre nicht weiterleben zu müssen.

    Andererseits kann mich jetzt nichts mehr erschüttern, mir ist auch diese ganze Krisensituation komplett egal, obwohl ich mir denken kann, dass das für sehr viele Menschen und ihre Zukunft schlimme Auswirkungen haben wird (und da rede ich nicht vom Virus)

    Irgendwie fühle ich mich seit dem 14. Juni 2018 wie im falschen Film und nichts, aber auch gar nichts kann irgendetwas daran ändern, dass ich immer wieder das Gefühl habe nur aufwachen zu müssen und zu bemerken dass das alles nur ein riesiger Alptraum gewesen ist.

    Lieber Matthias,


    du kennst ja meine Ansicht, dass keine Seele den Körper verläßt, deren Zeit noch nicht gekommen ist, das heißt im Klartext: Du hättest es nicht verhindern können!

    Ich kann deine Schuldgefühle gut verstehen, weil du glaubst, deine Liebste vernachlässigt zu haben und wie viel da dran ist, das kannst nur du selbst beurteilen.

    Aber bitte glaube mir, du bist an ihrem Tod nicht schuld!

    Lass es zu, zu verstehen, dass du kein Übermensch und Superheld bist.

    Die Trauer und das Vermissen ist sowieso immer da und ich glaube auch, dass beides nie mehr vergehen wird, solange wir noch in unserer menschlichen Hülle hier leben, aber die Schuldgefühle, die du entwickelt hast blockieren möglicherweise auch Kontaktversuche deiner Liebsten, versuche dich von ihnen allmählich zu befreien, die Trauer alleine ist schon schwierig genug.

    Alles Liebe Gabi

    Die Frühjahrsfotos sind von diesem März, bei uns ist es so warm und sonnig, die Natur explodiert förmlich in prächtigen Faben!

    Hier noch eine Schneerose vom März 2018 (als meine Welt noch in Ordnung war)



    Ich wohne in Tirol und da werden die Beschränkungen seit Montag immer verrückter.

    Das komplette Bundesland ist ab morgen praktisch unter Quarantäne und wir sollen die Wohnungen nicht mehr verlassen, außer zum Arbeiten, für lebensnotwendige Besorgungen und um die Hunde Gassi zu führen, aber das auch nur kurz.


    Es wird also bei uns Solidarität verlangt, die die allgemeingültigen österreichischen Bestimmungenn noch übertreffen, wo Spaziergänge allein oder im Familienverband erlaubt sind. Wir dürfen auch unser Gemeindegebiet nicht mehr verlassen, außer wenn man eine Bescheinigung vom Arbeitgeber mitführt.


    Mein Cousin und ich fahren mit dem Hund jeden Tag zu Mittag in ein nahegelegenes Waldgebiet zum Spazierengehen, zumindest solange bis uns das nicht auch noch verboten wird.

    Ansonsten können wir gar nichts tun, weil wir mit unserem Alter schon zur Risikogruppe zählen und da ist die Devise Maul halten und daheim bleiben.

    Ich selber habe absolut keine Angst vor dem Virus, sondern nur vor dem Ausmaß an gesellschaftlicher Panik und vor den wirtschaftlichen Auswirkungen die diese Maßnahmen je nach Dauer für uns alle haben werden.


    Weil du, liebe Isabel, gefragt hast, worauf ich verzichten muss, was mir in der Trauer geholfen hat:

    Der monatliche Trauertreff, die psychologischen Termine und der Austausch mit Menschen allgemein. Dazu sind Seminare gestrichen worden und die Meditationsabende.

    Wie gesagt, dadurch, dass ich nicht mehr alleine bin kann ich es gut verkraften, möglicherwiese hilft mir dieser Shutdown sogar zur Ruhe zu kommen.

    Gaststätten und Hotels sind bei uns in Tirol übrigens seit Montag komplett geschlossen, Kufstein ähnelt einer Geisterstadt.


    Ich frage mich immer noch was dieses Virus an sich hat, dass unsere Gesellschaft lahmgelegt und wir Bürger praktisch inhaftiert worden sind.

    Das war bei den vorigen SARS Erregern und bei der Schweinegrippe nicht der Fall, ganz zu schweigen von der normalen Grippe die jährlich viele Todesopfer fordert ohne dass darüber berichtet wird.

    Ich habe schon mehrfach von meinem Mann geträumt, sodass ich mich ganz klar daran erinnern kann.


    Zwei Tage nach seinem Tod habe ich seine Präsenz ganz deutlich in meinem Büro gespürt und ein paar Tage später hatte ich ein inneres Bild, als ich in unseren Wintergarten ging. Ich hatte das Gefühl, er umarmt mich von hinten, so wie er es immer so gern getan hat und flüstert in meine Ohr: Mein Gabi-Mäuschen.


    Ich konnte den zweiten Schlüssel zum Bank Schließfach nicht finden und habe ihn gebeten mir den Platz zu zeigen. Am nächsten Morgen richtete ich meinen Blick wie zufällig auf eine hölzerne Schatulle und da war der Schlüssel drin.


    Am Halloween Abend 2018 bin ich am Sofa eingeschlafen und nach Mitternacht aufgewacht. Da hatte ich wieder ein inneres Bild, aber ganz stark und in vollen Farben. Ich sah ihn am Kücheneingang stehen, so wie er war, mit seinem dunkelroten Poloshirt, das gelbe Metermaß in der Hand. Als ich das sah wurde ich von meiner Sehnsucht dermaßen überwältigt, dass das Bild sofort wieder verschwunden ist.


    Eines Abends ging einfach die Beleuchtung über meinem Sofa aus, mit eine leisen Knall.


    Ein paar Wochen nach seinem Tod war ich mit einer Bekannten auf einer Alm spazieren und wurde von Schmetterlingen praktisch eingehüllt.


    Ich hatte auch sehr intensive Begegnungen mit ihm auf medialen Workshops und ein einziges Mal begegnete ich ihm aus eigener Kraft in einer Meditation. Ich konnte einen italienischen Hafen visualisieren und mich auf eine Bank setzen und er kam dazu. Ich sah ihn ganz genau und es war eine Begegnung von Herz zu Herz ohne Worte.

    Das ist besonders bemerkenswert, weil ich solche geführten Meditationen normalerweise nicht hinbekomme, scheinbar hat er genau im richtigen Moment eine Lücke gefunden mit mir zu kommunizieren.

    Ich werde es nie vergessen.


    Es gab noch mehr, das waren nur die deutlichsten Momente, alle anderen könnte man auch dem Zufall zuschreiben, diese aber nicht.

    Sverja hat mich auf diesen Thread aufmerksam gemacht und auf das Thema Corona Virus.


    Ich bin froh, dass diese Ausgangssperren und das Absagen aller Treffen und Veranstaltungen mich nicht im letzten Jahr getroffen haben, ich weiß nicht wie ich damals damit umgegangen wäre.

    Dieses Jahr habe ich meinen Cousin und seinen kleinen Hund an meiner Seite und das erleichtert mir die Sache ungemein.


    Ich stelle fest, dass es jetzt wieder jemanden gibt, auf den ich achtgeben und und für den ich leben darf.

    Diese ruhigen Tage führen auch dazu, dass mein aufgewühltes System langsam wieder heruntergefahren wird, dass ich mir die Ruhe gönnen kann, die ich so dringend brauche und die ich mir nie zugestanden habe.

    Vielleicht findet durch diese Situation auch eine bessere Anpassung an mein neues Leben statt, dadurch, dass wir jetzt eigentlich den ganzen Tag miteinander verbringen, uns gegenseitig Halt und Unterstützung geben und ich nur mehr zum Schlafen und für sonstige dringende Haushaltsangelegenheiten in meiner Wohnung bin. Ich bin da immer noch ein bisschen skeptisch, aber trotzdem habe ich das Gefühl, als wäre diese Isolation für mich so geplant worden, dass sie mir nützt, nicht schadet.


    Angst vor dem Virus habe ich keine, wie ich auch vor sonst keiner Krankheit Angst habe, ich habe schon alle verloren, um die ich mich gesorgt habe und so gut ich es auch finde, dass ich nicht alleine sein muss - diese Sorge die ich früher immer hatte, ist mit meiner Familie mitgestorben, ich kann sie für niemanden mehr empfinden und für mich am allerwenigsten.

    Liebe Adi,

    ich fühle mit dir.

    Dieser Schmerz, diese Gleichgültigkeit dem Leben gegenüber ...

    Auf der einen Seite ist das alles so falsch.

    Wir verstehen doch, dass unsere toten Partner nie mehr wiederkommen und dass wir unser Leben neu ausrichten müssen.

    Auf der anderen Seite sind da aber unsere Gefühle.

    Und diese Gefühle erzählen von Einsamkeit und Sehnsucht.

    Ohja, wir haben viele Gefühle!

    Aber leider nur die eine Hälfte des Spektrums ...

    die andere Hälfte, alle schönen Gefühle sind verschwunden.

    Gibt es eine Lösung?

    Ich glaube schon.

    Aber wann und wie das zustande kommen wird, das weiß ich leider auch noch nicht.

    Ich kann dir nur raten, gib nicht auf, ich tu es auch nicht.

    Alles Liebe und eine herzliche Umarmung für dich

    Gabi

    VIelen Dank für eure Wünsche!

    Bei uns und vermutlich auch bei den meisten von euch ist jetzt die große Coronakrise ausgebrochen, mit Ausgangssperre, Grenzschließungen und Geschäftssperren.

    Für mich eine Zeit, in mich zu gehen und meine Trauer abseits von allen anderen Ablenkungen zu leben.

    Ich bin froh, dass diese Isolierung erst jetzt, nach fast 2 Jahren passiert, denn inzwischen bin ich in der Lage, auch Dank meines Cousins und seines Hundes, das auszuhalten.

    Ich habe zum monatlichen Jubiläum von Hannes Tod wieder eine Meldung in Facebook geschrieben:


    Ich muss euch ein Geständnis machen ...

    ich schaue GNTM

    Germanys Next Top Model

    Am Ende wird eh wieder so ein glattgebügeltes, in die Norm passendes Mädchen gewinnen, aber darum gehts mir nicht, das alles vorher finde ich weitaus interessanter. Letztes Jahr habe ich noch nicht fernsehen können, heuer geht es wieder (ein Fortschritt?) und siehe da, mein Thema - UNSER ALLER Thema - hat diesmal ebenfalls in die Sendung Einzug gehalten.


    Ich muss gestehen, dass ich mich nicht erinnern kann, ob es in den anderen Staffeln so etwas schon gegeben hat und es mir nur einfach nicht aufgefallen ist, weil es für mich nicht diese Bedeutung hatte wie zur Zeit, aber dieses Mal ist ein Mädchen dabei, das seine komplette Familie im Jahr 2016 verloren hat, Maribel heißt sie.

    In der letzten Sendung war das übliche Interview und ich hatte eigentlich die Lebensgeschichten der Mädchen vergessen und so mit halber Aufmerksamkeit zugeschaut, da fiel mir auf wie Maribel sich äußerte, nämlich in dieser speziellen fatalistischen Einstellung, dich ich auch habe und die es mir so schwer macht, mich in der Welt der "Normalos" zu bewegen, und verfolgte die Sendung mit etwas mehr Interesse,


    Die anderen Kanditatinnen lasen aus dem Interview nur mangelndes Interesse am Sieg und an ihrer Teilnahme und waren empört, dass sie weiterkam, wo es sich doch andere Mädchen so viel mehr wünschten.

    Und genau das ist der Punkt:

    Wieder ein Mensch (und diesmal ein sehr Junger), der das Leben nicht mehr so leben kann wie andere Menschen, die niemals so einen Verlust erleiden mussten.

    Es war ein schrecklicher Verlust - Maribels Eltern und Geschwister und auch ihre Hunde kamen bei einem Verkehrsunfall, bei dem im Stau ein LKW das Auto zerquetscht hat, ums Leben. Sie lebt jetzt bei ihrer Großmutter und versucht tapfer weiterzumachen.


    Ihre Ausstrahlung, das was sie erzählt, alles erinnert mich so an mich.

    Echte Trauer macht uns auf eine unnachahmliche Weise gleich.

    Das was vorher so als Ahnung in mir schwebte, ist mir in dieser Sendung glasklar zu Bewusstsein gekommen:

    Wir alle, die wir diesen Weg auf unsere eigene Art und Weise gehen müssen (und auch Maribel geht ihren auf sehr eigene Weise) haben etwas Gemeinsames, das für alle anderen Menschen, so sehr sie es auch versuchen mögen zu verstehen solange ein Geheimnis bleiben wird, bis sie es selbst erleben.

    Ich habe vorher von "echter Trauer" geschrieben und zwar aus dem Grund, weil es für mich auch eine andere Form der Trauer gibt, nämlich die, die unser Leben nicht verändert. Wo Menschen sterben, die man gern hatte, aber deren Leben in sich abgeschlossen war, sodass man sie in Frieden gehen lassen kann. Oder die Trauer um Menschen, die man zwar kannte, aber deren Leben mit unserem nicht so eng verknüpft war.

    Das ist nämlich auch Trauer, aber in keiner Weise vergleichbar mit dieser speziellen anderen Form der Trauer, die uns alle ergriffen hat.

    Diese eine Form der Trauer ist sehr häufig, jeder Mensch trauert im Leben sehr oft um liebe Menschen und Tiere, oder auch um zu Ende gegangenes, um Verlorenes und um vieles mehr.

    Und das ist auch der Grund, warum uns so viele Menschen nicht verstehen können.

    Weil sie nämlich die Art, wie wir trauern nicht verstehen können und unsere Trauer mit der, ich sag mal so - "üblichen" Trauer verwechseln.


    Diese Einsicht wollte ich euch nicht vorenthalten.

    Tatsache ist für mich:

    Echte Trauer verändert uns komplett und unwiderruflich.

    Was ich noch nicht aus eigener Erfahrung weiß, ob man aus diesem schrecklichen Lebensgefühl jemals wieder zurückfinden kann in ein Leben voller Freude, von dem man uneingeschränkt behaupten kann, dass es für einen selbst lebenswert ist

    Es gibt Indizien dafür, leider viel zu wenige, dass sie mich restlos überzeugen könnten, aber die Hoffnung stirbt nie.

    Und ich verspreche euch hier und jetzt: Ich werde solange hier schreiben, bis ich die Wahrheit für mich herausgefunden habe.

    (Falls dieses Forum überhaupt solange existiert)

    Ihr Lieben,
    ich habe es weiter oben schon geschrieben: Ich liebe den offenen Austausch ihr könnt hier alles schreiben, was euer Herz bewegt, ich freue mich darüber!


    Lieber Maik,
    danke für deine lieben Worte und willkommen in meinem Thread.


    Ich glaube ja auch, dass die Trauer ein Lebensabschnitt ist, den jeder voll und ganz durchleben muss.

    Es bleibt einem gar nichts anderes übrig, denn die ganzen Überlebensprogramme und Verschleierungstaktiken, die ein Jeder so im Laufe seines Lebens entwickelt hat, greifen auf einmal nicht mehr und man ist schutzlos seiner nackten Existenz ausgeliefert.

    Das ist ziemlich einmalig und man kann Trauer nicht üben, sondern nur erfahren, wenn sie schon da ist.


    Lasst uns also allesamt weiterschwimmen im Meer der Trauer und wenn wir eine Pause benötigen steht da diese meine Reservebank auf der alle von euch herzlich willkommen sind, zu einem kleinen Plausch, zum Durchatmen oder einfach nur zum Chillen, bevor es wieder weitergeht im wogenden Meer unseres Lebens.

    Lieber Matthias,


    mit dem Schuldthema habe ich nicht auf die gleiche Art zu kämpfen wie du, sicherlich ich hätte meinen LIebling davon abhalten können zu fliegen, aber was hätte das gebracht, außer dass ich ihn unglücklich gemacht hätte?

    Bei mir ist die Sachlage anders, ich habe einfach meine Lebenskraft und Lebensberechtigung in seine Hände gelegt und ohne ihn ist das alles weg für mich.

    Vermutlich ist das genauso "falsch" wie deine Schuldgefühle, wir sollen ja für uns selbst leben und uns selbst annehmen und lieben, egal ob wir alleine sind oder nicht.

    Und vielleicht ist genau das meine Schuld, dass ich ohne ihn einfach nicht mehr weiterleben möchte, obwohl ich genau weiß dass er sich wünscht, dass es mir gut geht, auch wenn er körperlich nicht mehr da ist.

    Ich versuche wirklich alles, genauso wie du, um irgendwie zu Überleben und ich merke auch eine allmähliche Veränderung, das muss ich zugeben. Deshalb glaube ich schon, dass wir irgendwann in der Zukunft wieder unseren Frieden finden und zumindestens in Ruhe unser Leben zu ende leben können.

    Ich selber gehöre aber definitiv noch nicht zu denen, die über den Berg sind, genauso wenig wie du.

    Meine Sehnsucht liegt immer noch darin, endlich gehen zu dürfen und diesen Gedanken lass ich mir auch nimmer verbieten.

    Denn immer wenn ich das versuche gehts mir danach noch schlechter.

    Und so male ich mir aus, wie schön es sein wird zu sterben und versuche Frieden zu schließen mit dem Umstand, dass das wohl noch eine geraume Weile dauern wird.

    Liebe Lilifee,


    die Wahrheit ist, dass ich, ohne es ganz bewusst wahrzunehmen in meiner Familie geborgen war, dass es nicht möglich ist auch nur einen von ihnen zu ersetzen und dass mir mit dem Tod meines Mannes schlagartig bewusst wurde, welches Glück ich hatte in dieser Geborgenheit leben zu dürfen, einer Geborgenheit von der sehr viele Menschen nichts wissen.

    Mit dem Tod meines Mannes wurden die Schleier, die mich vor dem wahren Leben so sorgfältig beschützt hatten auf einmal entfernt und ich kann nicht mehr in mein kleines Paradies zurückkehren.

    Das meinte ich mit dem von dir angesprochenen Satz.


    Mir ist wohl bewusst, dass ich ab jetzt so weiterleben muss, wie viele andere Menschen auch, die eine solche familiäre Geborgenheit niemals erleben durften und ich bin sehr dankbar, dass ich dieses schöne Leben so lange erleben durfte.

    Allerdings scheint es da irgendetwas zu geben, von dem ich im Leben nichts mitbekommen habe und das ist diese generelle Lust am Leben, die es denen, die es nicht so leicht haben wie ich es hatte, hilft zu überleben und immer wieder neue Ziele im Leben zu finden.

    Kämpfen kann ich auch, oh ja, aber ich frage mich nun, wofür?

    Mir ist nichts mehr wichtig hier, nichts mehr erstrebenswert.

    Es fühlt sich für mich an, als säße ich auf der Reservebank und warte bis das Spiel zu Ende ist.

    Ich fühle immer stärker, dass meine Heimat nicht in dieser Welt ist.

    Hier wohne ich und halte mein Leben aufrecht, aber zu Hause bin ich hier nicht.
    Meine Familie und besonders mein Mann haben mir Ersatz geboten und auch mein Cousin versucht das auf seine eigene Weise, aber es funktioniert nicht mehr, jetzt, nachdem die Schleier entfernt und die Wahrheit ans Licht gekommen ist.

    Ich habe so eine Sehnsucht, nicht nur nach meinem Mann sondern auch ganz allgemein nach meiner Heimat und nach Kommunikation.

    Nach richtiger, ehrlicher, zweiseitiger, umfassender Kommunikation.

    Ich möchte mich austauschen von Seele zu Seele über die Dinge die mir wichtig sind und das klappt nicht hier unten auf der Erde.

    Ich finde es so schwierig mit meiner Menschlichkeit umzugehen, die es mir nur erlaubt mich mit Worten und großteils unbewusster Körpersprache auszudrücken.

    Mit meinem Mann habe ich mich auch ganz ohne Worte verstanden.

    Sicherlich, es hat viele Jahre gebraucht, um so zusammenzuwachsen, wie wir zusammengewachsen sind und selbst wenn ich nochmal eine Liebe kennenlernen würde, fehlte die Zeit dazu.

    Vielleicht laufe ich einem Hirngespinst nach und meine Sehnsucht ist nur eine pathologische, übersteigerte Vorstellung.

    Alles ist möglich.

    Vielleicht gabs für mich wirklich nur, das was ich bereits hatte und das ist jetzt weg bis auf die Erinnerung, die immer noch schmerzt.

    Aber es gibt soviel Literatur über dieses Tehma und sehr viel davon macht Hoffnung, dass ich richtig liege, dass es diese geistige Heimat gibt und dass unsere Lieben in Kontakt mit uns stehen, auch wenn wir es aus Gründen gerade nicht fühlen.

    Also geht es nicht nur mir alleine so.

    Wenn ich mit andern Menschen, Freunden, Bekannten, auch Fremden rede, kommt mir das immer irgendwie wie eine Einbahnstraße vor.

    Abgesehen von den funktionalen Details, die das Überleben regeln läuft das bei mir nämlich regelmäßig so, dass die Leute sich mir gegenüber öffnen, erzählen, was sie bedrückt oder was sie stolz macht und sehr oft kommt dabei auch die momentane Weltlage und die gerade moderne Sensation in den Medien zur Sprache. Ich kann gut zuhören und gerade in letzter Zeit fällt mir auf, welch gewaltiger Gesprächsbedarf vorhanden ist. Ich hatte das früher auch, dass Menschen mir viel erzählten, weil es sie erleichtert, aber eigentlich nimmt das in letzter Zeit zu und ich vermute, dass es vielleicht damit zusammenhängt, dass unsere Kommunikation immer mehr von der persönlichen zur virtuellen Ebene überwechselt und dass besonders wir Alten mit diesem Schritt unsere Probleme haben.

    Der Haken an der Angelegenheit ist, dass es mir seit dem Tod meines Liebsten immer vorkommt, ich käme zu kurz dabei.

    Meine Gesprächspartner ziehen, ironisch ausgedrückt, beglückt von dannen und ich bleibe übrig mit meinem Ungesagten.

    Weil dieses Ungesagt für andere belastend ist.

    Weil dieses Ungesagte an eigene offenen Wunden rühren könnte.

    Weil meine Gefühle zu viel für andere Menschen sind.

    Gerade das Letzte habe ich schon in meiner Kindheit beobachten können und ich habe gelernt mich zurückzunehmen und zuzuhören.

    Das habe ich immer gern getan, denn meine Stärke und alles was ich brauchte bekam ich von meiner Familie und besonders von meinem Mann. Da brauchte ich keinen Zuspruch von außen, so wie viele andere.

    Deshalb bin ich jetzt dabei mich mehr zurückzuziehen und zu versuchen, meine Kraft aus mir selber zu sammeln.

    Deshalb kann ich gerade jetzt nicht für andere da sein, weder privat noch ehrenamtlich.

    Und deshalb tobt in mir ein Kampf mit meinen verschiedenen Seiten.

    Die eine Seite, die sagt, du musst etwas Nützliches anfangen, tu doch etwas und die andere Seite, die sagt, nein das geht jetzt nicht, lass mich in Ruhe.

    Und mittendrin die kleine Gabi, die weint und voller Sehnsucht eine Bitte ins Universum sendet:

    Hört mich denn niemand?

    BITTE

    Ich will nach Hause!

    Ihr Lieben,


    Momentan bin ich so mit mir selbst beschäftigt, dass ich kaum mehr Zeit finde mich an einen Computer zu setzen.

    Ich denke oft an euch alle und dass ich eigentlich vorbei schauen sollte, aber es klappt irgendwie nicht, bitte verzeiht mir!


    Die von mir so genannte "Esoecke" hat definitiv ihre guten Seiten und nachdem ich die Spreu vom Weizen getrennt habe, finde ich gerade da sehr viel Hilfe.

    Trauerforen sind auch gut, eine monatliche Trauergruppe besuche ich nach wie vor gerne, aber Kirche ist für mich gar nichts.

    Ich bin katholisch und bisher hat mich zwar noch irgendwas davon abgehalten auszutreten, so dass ich die Sache einfach so sein lasse, aber dass die Kirche in irgendeiner Form für mich hilfreich wäre, das habe ich so nie beobachten können. Ich glaube weder die Inhalte, noch kann ich beobachten, dass es, von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen, spirituelle Menschen sind, die sich im kirchlichen Umfeld bewegen.

    Die großen Religionen sind, und das schreibe ich nur aus meiner Überzeugung, im Dogmatismus erstarrt und bieten weiten Teilen der Bevölkerung keinerlei Hilfe mehr in spititueller Hinsicht.

    Schön, wenn es Menschen gibt, die darin ihren Trost finden können, ich gehöre definitiv nicht dazu!

    Da ist soviel Wahres in euren Beiträgen!

    Ich war am Wochenende wieder mal auf einem Seminar, hat mir gutgetan, etwas, das ich weiterverfolgen werde.

    Ich rede nicht mehr über meinen Verlust und behalte meine Trauer für mich.

    Das ist besser für mich, sonst muss ich mich sowieso wieder erklären und dann kommen wieder die üblichen Tipps!

    Ein Klassiker ist:

    Dein inneres Kind ist verletzt, deine Tränen kommen vom inneren Kind, das sich verlassen fühlt.

    Oder auch gut: Du lehnst dich selber ab, lerne dich zu lieben ...

    Solche Tipps kommen immer wieder aus der Eso Ecke, sind aber genauso schlimm wie die Rezepte von Otto Normalverbraucher.

    Irgendwie stehe ich da inzwischen drüber.

    Gottseidank habe ich meine Psychologin und meine Schamanin, die mich unterstützen und mich immer wieder zu Geduld ermahnen.

    Immerhin sind es noch nicht ganz 2 Jahreher, dass mein Mann gestorben ist und Trauer kann man nicht abkürzen.

    Sie dauert so lange wie sie dauert.

    Und Lebensfreude kann man sich nicht einfach so einimpfen.

    Gestern nachmittag war ich auf der Beerdigung eines unserer langjährigen Wegbegleiter.

    Er war Segelflieger, wie mein Mann, hat aber seine Prioritäten später im Leben auf den Bau einer eigenen Segelyacht gelegt.

    Da lernte ich ihn und seine Frau dann auch kennen und wir wurden durch ihn zum Segeln gebracht und erlebten sehr viele schöne Urlaube beim Segeln in Kroatien.

    Er wäre am 24. Februar 90 Jahre alt geworden und hat dieses Jubiläum nur um 2 Wochen verpasst.

    Bis zuletzt war er aktiv und dem Leben zugewandt und er hat auch meinen Mann sehr vermisst, er konnte es damals nicht fassen, dess dieser vor ihm gehen musste.

    Nun ist seine Zeit auch gekommen und vermutlich sind sie im Jenseits wieder glücklich vereint.

    Ja, er hat ein sehr hohes, gesegnetes Alter erreicht, dennoch bin ich traurig und wurde gestern geradezu überschwemmt von Erinnerungen.

    Seine Frau wird von ihren Kindern und Enkeln umsorgt, sie wirkt sehr gefasst, aber das kenne ich auch von mir nach den ersten Tagen nach Hannes Tod.


    Mir ist an diesem gestrigen Tag wieder so klargeworden, dass wir alle irgendwann heimgehen und dass es in meinem Alter immer mehr Freunde werden, die diesen Weg vor mit gehen werden. Und es ist mir sehr bewusst geworden, dass jeder Hinterbliebene seinen Weg ganz alleine gehen muss.

    Unterstützung ja, aber die Trauer kann niemand erleichtern, so sehr man es auch möchte.