Beiträge von Tigerlily

    Vielen lieben Dank für eure herzlichen Glückwünsche!

    Und natürlich bekommt dein Jürgen auch ein großes Stück Torte von meinen Hannes ab!

    Der Bär ist der Johannesbär und symbolisiert meinen Mann, damit ich mich in meinem Wohnzimmer nicht so alleine fühle.

    Für mich war es ein Test, um zu sehen wo ich mich gerade befinde und ich bin stolz auf mich, denn ich habe es heuer zum ersten Mal fertiggebracht wieder eine Torte zu backen, auch wenn es mit vielen emotionalen Momenten einherging.

    Ein weiterer Schrit in eine Zukunft ohne meinen LIebling hier auf Erden.

    Ich fühle mich reich gesegnet, weil ich den Tag mit Freunden verbringen durfte.

    eine Freundin am Vormittag mit Hundespaziergang, eine unverhofft am Nachmittag und am Abend mein Mieter Walter, der momentan um seine Lebensgefährtin bangen muss, die heute operiert worden ist (gottseidank ist soweit alles gutgegangen).

    Wir sind dann zu Dritt bis Neun Uhr Abends auf der Terrasse gesessen, haben gegessen, Kaffee und Limo getrunken, etwas gespielt und uns unterhalten.

    Überhaupt bin ich jetzt oft mit lieben Bekannten , ja fast schon Freunden zusammen und möglicherweise ist es ein Zeichen der Zeit, dass sehr viele davon in menschlichen und gesundheitlichen Krisen stecken.

    Das Zusammensein hat sich dahingehend gewandelt, dass ich mich nicht mehr nur als bedürftige Bittstellerin fühle, sondern die Begegnungen inzwischen für alle tief und fruchtbar sind.

    In mir geht ein tief empfundener Wandel vor, ich bemerke wie das Leben an mir zieht und ich versuche mich nicht zu sträuben, sondern mich mitziehen zu lassen.

    Wohin das alles führen soll ist mir noch schleierhaft, aber ich schaffe es immer öfter ins Vertrauen zu gehen, meine Ängste loszulassen und das Leben einfach geschehen zu lassen ohne allzuviel Kontrolle ausüben zu wollen.


    Ihr Lieben alle,

    meine Trauer hat sehr bald ihr dreijähriges jubiläum.

    Die Gewissheit, dass sie mich mein Leben lang begleiten wird hat ihren Schrecken verloren, sie gehört einfach zum mir und ich kann sie viel besser akzeptieren als noch vor ein paar Monaten und wenn ich an mein erstes Trauerjahr zurückdenke, wird mir die große Veränderung bewusst, die ich mittlerweile erleben durfte.

    Ich richte das als Trost an euch, die ihr euch in den Anfängen eurer Trauer befindet.

    Besonders Birgit in ihrem unendlichen Schmerz möchte ich sagen, dass ich ihren Mut und ihre unermüdliche Ausdauer bewundere.

    Trauert und leidet, aber bleibt nicht stehen, das ist mein Rat, den ich aus meiner eigenen Erfahrung geben kann.

    Danke ihr LIeben!

    Zuerst hat die Erleichterung überwogen, dass Uli dieser grausamen Krankheit durch seinen Tod entfliehen konnte, allmählich macht sich immer mehr Leere breit.

    in meinem Leben prangt ein riesiger Krater, da wo eigentlich Beziehung sein sollte.

    Alles andere im Leben ist leidlich in Ordnung und ich bin ausgesprochen dankbar darüber, dass ich wenigstens nicht, wie manche hier, an mehreren Fronten kämpfen muss, aber ich war noch nie in meinem Leben wirklich alleine, ohne jegliche feste Beziehung zu vertrauten Menschen.

    Das zu leben und zu verstehen braucht schier übermenschliche Anstrengung und ich habe hier kaum mehr gelesen und noch weniger geschrieben, weil mir einfach die Begriffe fehlen auszudrücken wie es mir gerade geht.

    Ich bin auch nicht soweit beruhigende Worte als Alttrauernde für die vielen Neutrauernden zu finden, also lasse ich das Forum ein wenig ruhen, ist besser so.

    Ihr Lieben,

    Am Sonntag, den 11. April 2021 gegen 20h ist mein Cousin Sven Ulf Weilharter, unser Ulli, seinem Krebsleiden erlegen.

    Er starb nach dreieinhalb Wochen Aufenthalt im Krankenhaus Kufstein, nachdem sich in den letzten 10 Tagen sein Gesundheitszustand extrem verschlechtert hatte, sodass der Tod ein Erlösung für ihn war.

    Ich bin einerseits erleichtert, andererseits weiß ich überhaupt nicht mehr wie ich mich eigentlich fühle.

    In mir geht alles drunter und drüber und ich funktioniere gewohnt effektiv.

    Ich war gestern und heute beim Bestatter und bin in regem Austausch mit seiner Schwester, der es nachvollziehbarerweise nicht gut geht.

    WhatsApp ist da sehr hilfreich und die Fahrt zu mir ist schon geplant, um den geliebten Bruder auf seiner letzten Reise zu begleiten.

    Danke ihr Lieben für die Bestätigung, dass nicht ich alleine so fühle.

    Ich kenne auch im realen Leben ein paar Witwen, die so fühlen wie wir.

    Sie alle haben sich zurückgezogen, fallen nicht auf, sind für die Gesellschaft unsichtbar und machen ihre Trauer mit sich selber aus.

    Aber das will ich nicht.

    Wir sind auch wer und wir sind nicht verrückt.

    Und wir baden auch nicht in Selbstmitleid, wie uns die anderen vorwerfen, wir fühlen einfach so!

    Ich für meinen Teil bin ständig dabei der Sache auf den Grund zu gehen und ich habe bemerkt, dass es die in der Gesellschaft eher für schlicht gehaltenen Menschen sind, die die Herzenswärme besitzen zu trösten und Dinge für mich tun, wie einfach da zu sein, wenn ich es brauche, auch wenn sie uns gerne helfen wollen und nicht wissen wie.

    Meine Psychologin hat wirklich was drauf und ist einfach für intensive Gespräche da und gibt mir das Gefühl, dass nichts an mir falsch ist.

    Enttäuscht bin ich von einigen der spirituellen Beraterinnen, die ihre Versagensängste auf mich projizieren und mich dadurch unter Druck setzen. Aus dieser Ecke kommt die oben angesprochene Anweisung zur Selbstreflektion und Gedankenkontrolle, indem man negative Gedanken einfach nicht zulässt oder sie ins Positive verkehrt und versucht an jedem Tag das Positive zu sehen und mehr im Moment zu leben.

    Das Tückisch daran ist, dass daran ja nichts grundsätzlich falsch ist, dass sich aber Gefühle nicht einfach so an und abschalten lassen. Man kann sie zwar für eine gewisse Zeit unterdrücken, aber nicht auf Dauer.

    Außerdem ist das Unterdrücken auch gefährlich, weil das dann körperliche Symptome auslösen kann die keiner wirklich will.

    Ich habe mich mittlerweile wieder ein wenig gefangen und auch mein Cousin ist mittlerweile einen kleinen Schritt weiter, indem er seinen nahenden Tod als Faktum angenommen hat.

    Widerwillig zwar aber immerhin.

    Er ist voller Zorn ob der Ungerechtigkeit des Schicksals, das ihm ein Weiterleben verwehrt. Gerade jetzt wo sich die Dinge für ihn so positiv entwickelt hatten.

    Ich sitze da ein bisschen hilflos daneben, lass ihn reden und halte seine Hand.

    Wenigstens ist er frei zu gehen. Es ist alles geregelt, der Hund bestens versorgt und ich komme auch ohne ihn klar.

    Tiefe Gespräche sind momentan nicht möglich, aber das ist in Ordnung so.

    Es ist ein merkwürdiges Gefühl einen Körper so dahinschwinden zu sehen bei einem Menschen, den man nicht so verzweifelt liebt, dass man alles dafür tun würde, um ihn bei sich zu behalten.

    Erst jetzt, in diesem Augenblick, wird mir die Gnade eines plötzlichen Todes mitten aus dem prallen Leben bewusst. Jedenfalls bei Menschen, die sehr am Leben hängen und sehr auf die Welt da draußen ausgerichtet sind.

    Ich will einfach nur mein Leben zurück oder sterben dürfen.

    Beides ist nicht möglich.

    Neulich hat mich eine Bekannte gefragt warum ich mich so quäle? Sie hat gemeint, ich solle die Situation einfach annehmen. Sie hat auch noch gemeint, wenn man eh keine Wahl hat kann man sich auch dafür entscheiden glücklich zu sein.

    Immer wieder kommt der Vorschlag, ich solle auf mich selbst schauen und tun was mir Freude macht.

    Hat heute sogar wider Erwarten geklappt, als ich eine Einladung annahm und einen schönen Tag mit gemeinsamen Essen und Spielen annahm. Danach dann der Besuch im Krankenhaus bei einem Sterbenden der nicht sterben will. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, warum er sich so ans Leben klammert und nicht aufgeben will. Ich habe nicht einmal mehr Schuldgefühle wegen solcher Gedanken. Ich sitze einfach eine Stunde daneben, versuche ihn zu unterstützen so gut ich kann, wenn ihm die Realität durch die Finger gleitet, wenn er nicht begreifen will wo genau der Notrufknopf auf dem Display ist und er immer das Radio erwischt und wütend wird, weil alles so kompliziert ist, wo es doch eigentlich nicht kompliziert ist, sondern nur seine Lage zwischen Leben und Tod ihm Schwierigkeiten macht. Dazwischen genießt er einen Schluck kaltes Bier, das ich mit Billigung der Krankenschwestern ins Krankenhaus geschmuggelt habe, den Rest vergisst er zu trinken, weil er einschläft.

    Gestern wurde ihm eine Magensonde gesetzt weil das Essen nicht mehr funktioniert.

    Er wacht wieder auf und sagt mit fester Stimme, dass er zwar müde ist, aber noch nicht stirbt.

    Trotzig sagt er es, als wäre der Tod sein erklärter Feind.

    Mir wäre der Tod ein Freund, aber sowas sage ich natürlich nicht.

    Nicht mehr.

    Kommt nicht gut an.

    Bin dann heimgefahren, nach einem Tag voller Lachen, der ein Geschenk wie von einem anderen Stern war und der anschließenden Beschäftigung mit dem Tod, der praktisch schon vor der Tür steht, aber noch heldenhaft abgelehnt wird.

    Voller innerer unausgesprochener Widersprüche sitze ich seitdem daheim, beruhige im Telefongespräch die Schwester des Sterbenskranken und drehe den Fernseher auf.

    Schlafe ein, dann spiele ich ein bisschen am Tablett, als mir plötzlich der Gedanke kommt mich auf einem Datingportal anzumelden, um mich gleich danach wieder zu löschen.

    Ich soll mir irgendeine Beschäftigung suchen, damit mein Tag Struktur bekommt, höre ich mittlerweile von mehreren Seiten.

    Da ist was Wahres dran, wenn ich nur wüsste was mir Freude macht. Denn wichtig ist die Freude bei dem was man tut.

    Wenn man sich für nichts begeistern kann ist man selbst schuld.

    Sei nicht so negativ!

    Jetzt ist es halbdrei und ich bin nicht mehr müde, sondern schreibe Unsinn.

    Morgen treffe ich mich mit einer Frau, die ich vor drei Tagen am Friedhof kennengelernt habe zu einem Spaziergang. Vor drei Tagen fand ich das eine gute Idee, als Zeichen meiner Flexibilität und dass ich mich nicht verkrieche, sondern aus mir herauskomme.

    Gerade eben bin ich mir nicht mehr so sicher.

    Einen Fixpunkt hat mein Tagesablauf ja.

    Vormittags geh ich testen und um Eins ins Krankenhaus meinen täglichen Besuch machen. Bin schon gespannt worauf mein Cousin morgen Lust hat.

    Ich betrachte die ganze absurde Situation wie ein Insektenforscher einen aufgespießten Käfer.

    Emotionslos.

    Fast heiter.

    Immer wenn ich in meine Wohnung gehe, die ehemals mein geliebtes Zuhause war muss ich hemmungslos weinen.

    Er geht mir so sehr ab und ich sehne mich nach ihm. Ich bin voller unerfüllter Liebe und maßloser Sehnsucht und zugleich einfach nur froh, dass mein Liebling rechtzeitig die Reißleine gezogen hat und diesen Alptraum, der sich Leben nennt erfolgreich und glücklich hinter sich gebracht hat.

    Ich mag nicht schlafen gehen, weil morgen (oder besser gesagt heute) wieder ein neuer Tag beginnt und wenn ich irgendwas nicht mehr haben will, dann sind es neue Tage.

    Tage voller Sehnsucht und Einsamkeit, mit Ablenkungen, die an der Oberfläche befriedigen, in der Tiefe aber die Sinnlosigkeit dieses Lebens auf der Erde ohne einen Menschen, den man lieben kann, immer mehr einzementieren.

    Lieber Robert,

    bei mir bist du niemals vergessen!

    Ich habe aufgehört die Tage zu zählen, mir reicht die Gewissheit, dass jeder einzelne überstandene Tag ein Schritt in die richtige Richtung ist.

    Und nachdem es nicht so aussieht als würde mich Gevatter Tod in erkennbaren Zeiträumen abholen, bin ich schon seit geraumer Zeit damit beschäftigt herauszufinden, wie ich ohne allzugroße Schmerzen weiterleben könnte, bislang allerdings mit eher mäßigem Erfolg.

    Wahrscheinlich bist du einfach klüger und reifer als ich, indem du dich deiner Trauer stellst und sie annimmst als Zustand der dich bis zum erlösenden Tod begleitet.

    Danke für eure lieben Wünsche!

    Eigentlich läuft alles gut, soweit man in dieser Situation von gut sprechen kann.

    Ben, der Hund fängt an sich in seinem neuen Zuhause, in dem er sehr geliebt wird, einzuleben, ich telefoniere täglich mit Ulis Schwester und sie berichtet mir von Ben und ich berichte ihr von Uli.

    Uli wird im Krankenhaus liebevoll versorgt, hat ein Einzelzimmer, das er sich gewünscht hat und ist schmerzmitteltechnisch recht gut versorgt, sodass es hauptsächlich die Müdigkeit und körperliche Schwäche ist, die ihm zu schaffen machen.

    Er war immer ein ausgesprochen aktiver Mensch und nichts tun zu können ist sehr schlimm für ihn. Noch hat er die Hoffnung nicht aufgegeben, dass ein Wunder passiert und sich seine Lage soweit bessert, dass er wieder aufstehen und selbständig in seiner Wohnung leben kann.

    Die Tatsachen sprechen allerdings eine andere Sprache.

    Jeden Tag wenn ich ihn für die erlaubte halbe Stunde (und eine weitere unerlaubte aber geduldete halbe Stunde) besuche sehe ich, wie er immer weniger wird, wie sein Körper zusehends verfällt.

    Es ist derzeit so ziemlich die einzige Beschäftigung der ich nachgehe.

    Und eigentlich trauere ich nicht um Uli, sondern fühle mich ziemlich neutral in dieser traurigen und ausweglosen Lage.

    Aber ich befürchte, ich verdränge da bloß etwas.

    Es geht mir nämlich gar nicht gut!

    Obwohl mein Verstand mir sagt, dass alles seinen Gang geht und dass ich nicht mehr tun kann, als Uli in seiner Lage beizustehen und ihm alles zu bringen was er möchte.

    Obwohl mein Verstand mir sagt, dass ich mich glücklich schätzen kann, dass Ingrid mir die Verantwotung für den Hund abgenommen hat und dass er sich zunehmend wohler fühlt in seinem neuen Zuhause, in dem er als Vermächtnis des geliebten Bruders innig und herzlich versorgt wird.

    Obwohl ich inzwischen schon so weit war, dass ich die immerwährende Trauer um meinen geliebten Hannes soweit kontrollieren konnte, dass ich mich ablenken und auch wieder über neue Alternativen in meinem Leben nachdenken konnte,

    Obwohl ich ernsthaft dachte in meiner Trauer auf einem guten Weg zu sein, belehrt mich die Wirklichkeit gerade eines besseren:

    Genau wie zu Anfang meiner Trauer bin ich wieder ruhelos, kann mich kaum auf etwas konzentrieren und bringe mit Mühe jeden einzelnen Tag hinter mich.


    Tatsächlich habe ich mich noch nie in meinem Leben so einsam gefühlt wie gerade jetzt!

    Ich habe damals, als ich Hannes von jetzt auf gleich verlor gedacht schlimmer kann es nicht mehr kommen.

    Ich habe denen vertraut die mir immer beteuerten, das wird schon wieder! Das Leben wird anders aber auch wieder schön!

    Ich habe mich grundlegend geirrt!

    Es kann immer noch schlimmer kommen, die Spriale nach unten ist endlos und diesen Weg komplett alleine gehen zu müssen ist wirklich das Härteste das ich mir vorstellen kann.

    Der Verstand sagt mir, dass auch das wieder vorbei gehen wird und dass ich in größtmöglicher Sicherheit lebe, sodass ich mir keine grundsätzlichen Sorgen machen muss.

    Meine Gefühle sprecehn allerdings eine andere Sprache und ich hasse es abgrundtief so alleine zu sein, ohne Basis auf die man sich im Krisenfall berufen kann, ohne Menschen, die einfach für mich da sind ohne zu bewerten.

    Und am meisten hasse ich es, dass ich so schwach bin, mich gegen diese Gefühle nicht wehren zu können, sondern ihnen hilflos ausgeliefert zu sein.

    Danke für eure Anteilnahme.

    Es gibt so viel zu ordnen und zu regeln und ich muss wieder neben seiner Schwester die volle Verantwortung übernehmen und als wenn nicht schon alles schwer genug wäre gibt's da auch noch diese massiven Freiheitsbeschränkungen.


    Ich bin wirklich jetzt an einem Punkt angelangt an dem ich am liebsten einfach aufgeben würde.

    Kann ich aber nicht, weil ich die Stärke aufbringen muss das alles jetzt durchzuziehen.

    Und egal was alle jetzt sagen, dass sie für mich da sind, dass ich Freunde habe und nicht alleine bin.

    Das mag schon sein in gewisser Hinsicht.

    Trotzdem bin ich mit meinen Sorgen und Gefühlen mutterseelenallein.

    Ich sehe den Unterschied wie es war als mein Vater gehen musste und mein Mann noch da war - auch das war eine sehr schwere Zeit für mich.

    Aber da hatte ich gewisse Erholungspausen dadurch dass ich die Gewissheit hatte das nicht alleine durchstehen zu müssen.

    Als mein Mann dann so plötzlich starb habe ich alles alleine durchgestanden, in einem Ausnahmezustand, der mich alle Reserven gekostet hat.

    Kurz danach hat mir mein Cousin dann durch tägliche Telefonate eine gewisse Stabilität vermittelt.

    Dass er dann ein Jahr später in meine Nähe gezogen ist, obwohl unser Verhältnis zumindest von meiner Seite aus ein wenig ambivalent gewesen ist, war naheliegend und ich fing an mich an ihn und seinen kleinen Hund zu gewöhnen, fast widerwillig, aber unbestreitbar war ich drauf und dran ein neues Gleichgewicht zu finden. Kein sehr Angenehmes zwar ohne Liebe einfach der täglichen Routine entsprungen, aber ich müsste lügen, wenn ich sagen wollte es hätte mir nicht geholfen.

    Nun muss ich das Sterben eines nahstehenden Menschen erneut erleben und diesmal ist wirklich niemand mehr da, diesmal bin ich tatsächlich vollkommen alleine mit mir selbst und meinem Kummer und ich habe keine Ahnung wie viel ich noch aushalten kann.

    Ihr Lieben,

    in letzter Zeit war ich sehr beschäftigt in der Fürsorge um meinen kranken Cousin und seinem Hund.

    Das hat mir gut getan ich kam nicht mehr so viel zum Grübeln.

    Seit letzten Mittwoch ist mein Cousin im Krankenhaus, er hat das Ende seines Lebens erreicht.

    Ich lebe seitdem mit Ben, dem Hund in seiner Wohnung, um dem Hund die gewohnte Atmosphäre zu bieten und gestern kamen Ulis Schwester und ihr Mann zu einem Abschiedsbeduch aus Deutschland angereist und die nehmen Ben mit und geben ihm auf seine alten Tage noch ein schönes stabiles Zuhause, besser als ich es in meiner momentanen Lage könnte.

    Es ist das Beste für uns alle, dennoch zerreißt es mir das Herz.

    Ich weiß momentan gar nicht mehr wie ich mich fühlen soll.

    Seit 2018 ist mein Leben ein endloser Albtraum geworden, aus dem ich nicht mehr erwache.

    Ich habe mutig daran gearbeitet, wieder ins Leben zurückzufinden und Dank meines Cousins und seines Hundes, die mir die nötige Stabilität gaben ist mir das auch gut gelungen.

    Nun ist das Kartenhaus leider eingestürzt und ich muss alle Kräfte sammeln, um diese Aufgabe zu Ende zu bringen.

    Was danach kommt?

    Keine Ahnung.

    Ich muss gestehen, dass ich nicht mehr weiter weiß.

    Na dann schwimmen wir halt zum Mars. 😏

    Ich habe mir schon gedacht, dass es ironisch gemeint war, du kannst dich anstrengen wie du willst, was Absurderes als diese Trauersituation in der wir alle stecken wirst du nicht finden.

    Und so kriechen, laufen und schwimmen wir alle gemeinsam und doch ist jeder Einzelne von uns auf sich selbst gestellt.

    Liebe Lilifee,

    mir geht's genauso und deswegen habe ich in den letzten Tagen zwar öfter an euch gedacht, aber auch nichts geschrieben.

    Mir war früher nie langweilig, aber mittlerweile ertappe ich mich immer öfter beim Langweilen, weil alles was ich tue, alles was ich tun könnte recht wenig Sinn für mich macht. Nicht einmal mehr das Schreiben im Forum weil es eine ewige Wiederholung immer desselben ist.

    Wie im Hamsterrad komme ich mir vor.

    Ich glaube, dass man das nicht erzwingen kann, sondern dass diese gewisse leichte Normalität im Leben mit der Zeit von selber wieder kommt. Dass man sozusagen lernt auf Händen zu gehen, wenn einem nichts anderes übrig bleibt.

    So weiß ich es von Hörensagen von Trauernden, die es so erlebt haben.

    Ich selber bin noch lange nicht soweit, ich stolpere oft und noch öfter stelle ich mir die Frage, warum ich mir diese Kraftanstrengung neu leben zu lernen antun muss?

    Ich hatte doch alles, habe alles was ich mir vorstellen kann bereits erlebt, was soll da noch kommen die letzten paar Lebensjahre?

    Nur irgendwie die Zeit rumkriegen?

    So kommt es mir nämlich vor.

    Und dennoch geht das Leben weiter und die Hoffnung bleibt, dass es irgendwann mal doch wieder schön wird.

    Liebe Anja,

    wenn es ein Rezept gegen die aufsteigende Angst gibt, dann ist es das: Lebe im Moment!

    Denke nicht allzuviel an Vergangenes und so wenig wie möglich an Zukünftiges.

    Lass das Leben einfach laufen wie es kommt und versuche im Moment zu leben. Und dann im nächsten Moment und im nächsten und so weiter, bis es dir wieder etwas besser geht. Dann genieße diese Atempause und stärke dich für die nächste Welle ohne dir allzuviele Gedanken darüber zu machen.


    Ich weiß, das ist alles leichter gesagt als getan, aber einen Versuch ist es wert.

    Auch mir geht es so, dass es mir besser geht, wenn ich mit anderen Leuten zumindestens am Telefon reden kann und ich hangle mich noch immer von Termin zu Termin als kleine Lichtblicke. Morgen z.B. bin ich bei meiner Psychologin und quassle ihr die Ohren voll, am Freitag bin ich bei meiner Energetikerin, die hat so ein neues Gerät von Dieter Broers, das mir helfen soll meine Verspannungen in Schulter und Nacken zu lösen.

    So etwas baut mich auf und auch das Kümmern um meinen Cousin und seinen kleinen Hund hilft mir im Moment zu leben und mich nicht dauernd nur mit mir und meinem Kummer zu beschäftigen.

    Ich weiß, liebe Anja, dass dich nicht nur seelische, sondern auch ganz reale Existenzängste beschäftigen, aber auch da hilft es wenn du bei dir bleibst und im Vertrauen, dass das Leben für alles eine Lösung vorgesehen hat.

    Und nach diesen ganzen Überlebensstrategien schließe ich mich ganz deiner Meinung an, ich bräuchte diesen ganzen Quatsch nicht mehr und wäre froh, wenn ich zu meinem Schatz gehen dürfte.

    Und zu guter Letzt: Ich kann mich ganz genau in deinen wilden Scherz einfühlen, weil ich den von mir selber so gut kenne. Aber ich kann es nciht oft genug sagen: Im Prinzip bleibt die Trauer gleich groß, auch nach zweieinhalb Jahren, aber dieser brennende Schmerz, diese lebensbedrohenden Ängste und diese Unruhe, die kaum zu bändigen ist, das alles lässt nach und wird immer besser und lebbarer, sodass ich hier und jetzt mit meinre Trauer und meiner Sehnsuchgt wesentlich besser zurechtkomme.

    Und wenn du durchhältst, dann wirst du dieses Stadium auch erreichen und ich denke und hoffe mit vorsichtigem Optimismus, dass es die Basis für ein neues positives Lebensgefühl sein könnte.


    Liebe Puzzle: Du hast vollkommen recht, die Wendungen in meinem Leben sind so kurios, das hätte kein Drehbuchschreiber besser hingekriegt. Allein deshalb glaube ich schon dass da irgendein Sinn dahinter steckt, ja ich befürchte sogar, dass ich selber der Übeltäter war, der mir das eingebrockt hat in dieser Inkarnation auf Mutter Erde (wenn ich dann endlich drüben bin muss ich ein ernstes Wort mit meiner Seele reden, was die sich so alles einfallen hat lassen für den armen Menschen in dem sie geboren wurde)

    Zwing dich zu nichts liebe Angela, egal was irgendjemand sagt.

    Die Trauer hat ihre eigenen Gesetze und möchte sanft behandelt und nicht rüde vertrieben werden, dann wird sie dir irgendwann mal ein guter Freund, der die liebende Verbindung zu deinen Verstorbenen schützt und verstärkt.

    Es passiert gar nichts, wenn du es nicht jetzt schon leichter haben willst, du kannst dir damit Zeit lassen und irgendwann wird es automatisch leichter.

    Alles Liebe Gabi

    Liebe Ange: DU HAST KEINE REGELN VERLETZT!

    Du bist ganz dui selbst und wenn du mal übers Ziel hinausgeschossen bist in der einer Aufwallung der Emotionen, hast du Feedback bekommen und du hast es eingesehen und die Sache war wieder gut.

    Du brauchst dir gar keine Sorgen zu machen, schreib einfach wie dir der Schnabel gewachsen ist, wir mögen dich alle hier!

    Ich habe dich genauso lieb wie du gerade bist und lese gerne was du schreibst und ich bin sicher @Isabel sieht das ganz genauso!

    Alles LIebe Gabi