Beiträge von Tigerlily

    Die erste Zeit der Trauer sah für mich so aus:

    Die Zeit steht still. Die Tage ziehen sich unendlich langsam dahin.

    Die Gedanken kreisen um den geliebten Menschen wie Schmetterlinge die nirgendwo landen können.

    Begleitet wurde das bei mir von einer totalen Gefühllosigkeit gegenüber allem und jedem, was nicht das Thema geliebter Verstorbener betrifft.

    Adrenalin hat meinen Körper überschwemmt. Ich war fast rund um die Uhr hellwach, habe kaum mehr als ein, zwei Stunden geschlafen, hatte keinerlei Hunger mehr und ständig das Bedürfnis mich zu bewegen.

    Ich hielt es in meiner Wohnung keine 5 Minuten aus ohne was zu tun.

    Ich suchte krampfhaft den Kontakt zu anderen Menschen und wollte nur mehr ausschließlich über meinen Mann reden.

    Innerhalb von 2 Wochen nahm ich um die 15 kg ab und legte jeden Tag um die 20 km in schnellem Tempo zurück.

    Mein Verstand funktionierte wie ein Roboter was mich dazu befähigte alle notwendigen behördlichen und wirtschaftlich organisatorischen Schritte zu unternehmen und das in absoluter Gefühllosigkeit.

    Dazwischen Zusammenbruch und endlose Heulattacken.

    Medikamente nutzten mir persönlich nichts. Medikamente dämpften zwar ein wenig meine Unruhe, aber dieses Grauen und der Schmerz blieben.

    Nach den ersten paar Wochen im Schock fingen die Trauerwellen an.

    Ich fühlte mich grundlos ruhiger, manchmal fast gelassen und heiter, es fühlte sich aber fremd an, so als würde ich neben mir stehen, diese Ruhephasen wechselten sich ab mit gewaltigen, schmerzhaften Trauerattacken, bei denen mir die Luft weg blieb und die mich erneut zur Aktion zwangen - reden, rennen, schreiben war mein Motto und in dieser Zeit meldete ich mich im Forum an.

    Um es kurz zu machen: das erste Trauerjahr verging fast unbewusst im Schockzustand.

    Das zweite Trauerjahr war dann erst richtig schlimm, denn ich erlebte die Abwesenheit meines Mannes voll bewusst und äußerst schmerzhaft.

    Das dritte Trauerjahr brachte eine gewisse Gewöhnung und mehr innere Ruhe mit sich, wofür ich sehr dankbar bin. Dennoch bin ich noch mitten im Trauerprozess und auch nach drei Jahren ist es mehr Überleben als richtig leben. Es erschüttert mich ein wenig, wenn ich den weiten Weg betrachte, den ich gegangen bin und mich immer noch so weit vom Ankommen im neuen Leben vorfinde. Aber die Hoffnung bleibt aufrecht.


    Zu den psychischen Symptomen kamen auch einige körperliche.

    Zwar nicht so schlimm, wie ich es bei manch anderen Trauernden gehört und gelesen habe, aber meine persönliche Schwachstelle ist seit dem Tod meines Mannes die Lunge, die Schulter und Nackenbereich.

    Vorher gab es da nie Probleme.

    Das Gewicht habe ich übrigens sehr bald wieder zugenommen, nachdem der akute Stress vom chronischen Stress abgelöst wurde.


    Zu Beginn des Trauerprozesses bekam ich hier im Forum den unendlich wertvollenTipp, möglichst nur in der Gegenwart zu leben und die Tage in mehrere Abschnitte einzuteilen.

    Sich regelmäßig Termine vorzunehmen, an denen man sich sozusagen festhalten und sich damit von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag weiterhangeln kann.

    Meine Psychologin klärte mich über Trauerphasen, paradoxe Gefühle und die zu erwartende Zeit des Trauerprozesses auf und begleitet und ermutigt mich immer noch, wieder intensiver seit mein Cousin krank geworden war.

    Ich hatte die Gelegenheit mich intensiv der psychischen und körperlichen Genesung zu widmen und ich kann jedem Trauernden nur empfehlen, sein Leben selber in die Hand zu nehmen und jede mögliche Hilfe anzunehmen, die sich anbietet und die sich gut anfühlt.


    Trauer ist kein Ereignis das eintritt und nach kürzerer oder längerer Zeit wieder endet, Trauer ist ein Prozess im Leben der uns lange begleitet. Ob Trauer je ein Ende findet kann ich noch nicht beurteilen.

    Ich kann aber den Trauernden, die noch am Beginn des Prozesses stehen sagen, dass sie sich von meinen Aussagen nicht abschrecken lassen sollen.

    Man wächst sozusagen langsam in dieses neue Leben hinein und irgendwann gewöhnt man sich an diesen neuen Zustand. Selbst die Trauerwellen eben ab und wenn wieder mal eine Phase kommt die kaum auszuhalten ist, weiß man aus Erfahrung, dass es irgendwann wieder leichter wird.

    Für mich persönlich waren und sind die gut gemeinten und aufmunternden Ratschläge vom "nach vorne blicken", "das Schöne in den kleinen Dingen sehen", "positiv ins Leben gehen" und so weiter etwas, was Schuldgefühle und massiven Druck erzeugt. Und zwar darum weil impliziert wird, dass man sich nicht genug anstrengt, dass man sich für positive Gefühle entscheiden könnte.

    Und dann stelle ich fest (und damit bin ich nicht alleine), dass ich das nicht fertigbringe und fühle mich noch oben drauf schlecht.

    Inzwischen bin ich der Meinung, dass diese Starre in der sich viele von uns befinden nur von innen, aber niemals von außen gelöst werden kann und dass es nur zusätzlich unmenschlichen Druck erzeugt, wenn von außen eine Positivität eingefordert wird zu der die innerliche Bereitschaft fehlt.

    Das ist der Grund warum es so gut tut sich gegenseitig die innersten Gefühle zu erzählen, so destruktiv das für Außenstehende auch wirken mag. Es hilft die Einsamkeit zu mildern, man fühlt sich verstanden und kann sich auf dieser Basis besser weiterentwickeln.

    Das ist meine tiefe innere Überzeugung.

    Den Weg müssen wir alleine gehen, aber wir können uns gegenseitig stützen.

    Und zu denen, die die Gnade besitzen, das Leben grundsätzlich als positiv und lebenswert anzusehen, kann ich nur sagen, dass sie diesen ganz besonderen Schatz sorgsam hüten und ihr Leben danach ausrichten und sich freuen sollen, dass ihnen das Glück vergönnt ist, sich einen sehr schmerzhaften Teil des Trauerweges erspart zu haben oder aber ihn sehr rasch überwunden zu haben.

    Sie werden ihresgleichen finden und können mit Ihnen gemeinsam Ihren ganz persönlichen Trauerweg beschreiten.

    Der eine Weg ist ebenso richtig wie der andere.

    Liebe Sverja,

    nachdem ich zuvor fälschlicherweise den Thread "Zerbrochenes Herz" erwischt habe, möchte ich dir hier in deinem eigenen Thread anstelle vieler kleiner Herzen ein großes Herz schicken.

    Für dich, liebe Sverja, du liebe Frau mit dem riesigen Herzen für uns alle!




    Quelle

    Danke liebe Isabel,

    für deine liebe Antwort.

    Grundsätzlich ist für mich gar nichts, außer der Gewissheit, dass wir letztendlich alle sterben müssen und ich sehe den Tod als das größte Geschenk des Lebens.

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir nach unserem Tod, von den Fesseln des physischen Daseins befreit, viel freier sein und auch sehr viel mehr wissen werden, wenn auch nicht alles.

    Ihr werdet lachen, aber wenn ich dann nach Hause gehen darf freue ich mich nicht nur darauf meinen Liebling und den Rest meiner Familie wiederzusehen, ich freue mich auch auf diesen Lebensrückblick, von dem in der Literatur so oft die Rede ist!

    Auch wenn manches unangenehm sein wird, so überwiegt bei mir doch die Neugier zu erfahren, warum manches in meinem Leben so geschehen musste wie es geschah.

    Außerdem kann ich mir nichts Schöneres vorstellen, als meine Zeit mit Hannes noch einmal erleben zu dürfen.

    Das alles und noch mehr sorgt dafür, dass ich das Ende meiner Tage herbeisehne, anstatt das Leben wie es sich täglich neu vor und in mir entfaltet richtig genießen zu können.

    Im Rückblick betrachtet sehe ich sehr wohl, wie alles was je geschehen ist in meinem Leben wie ein gut geöltes Uhrwerk zusammenpasst.

    Meine Zweifel und meine Ungeduld machen es allerdings nahezu unmöglich das Vertrauen zu entwickeln, das für eine positive Lebensführung notwendig ist.

    Es liegt an mir, es liegt IMMER an einem selber.

    Es ist wohl meine Aufgabe, die es zu bewältigen gilt.

    Das weiß ich wohl, aber mein innerer Widerstand lässt mich verschnupft reagieren, wenn andere mich in wohlmeinenden Ratschlägen mit der Nase auf meine Unzulänglichkeiten stoßen.

    Liebe Isabel,

    Den Staub habe nicht ich aufgewirbelt, dafür haben einige wenige andere gesorgt.

    Ich habe lediglich, in zugegebenermaßen etwas drastischer Weise meine Enttäuschung darüber zum Ausdruck gebracht, dass mir in meiner Trauerzeit, die nun immerhin schon fast drei Jahre dauert, von Anfang an und immer wieder erklärt wurde, dass das Leben prinzipiell schön sei und dass ich, wenn ich nur meine innere Einstellung diesbezüglich ändern würde, nach einer gewissen, mir zugestanden (eher kurzen) Trauerzeit, dieses auch entdecken würde und dann wieder glücklich und zufrieden, dankbar für das Geschenk des Lebens wäre.

    Meine innere Grundeinstellung, nämlich diese permanente Sehnsucht nach drüben, das Leben aber in Kauf nehmend und die Lebensfreude aus der inningen Liebe zu meiner Familie ziehend, wurde zeitlebens von dem Großteil der Menschen die ich kenne entweder als Spinnerei ignoriert oder aber als potentiell pathologisch angesehen.

    Ich selber habe lange Zeit geglaubt, dass mit mir etwas nicht stimmt, hatte Schuldgefühle deswegen und habe letztendlich nie wieder jemand davon erzählt.

    Bis zu dem Zeitpunkt als mein Mann starb und mit ihm mein Leben zu Ende war.

    Die ersten zwei Jahre habe ich verzweifelt versucht, meine Trauer und Todessehnsucht zu überwinden, das Schöne am Leben und an den kleinen Dingen zu sehen. Mit mir alleine nicht nur zurechtzukommen, sondern auch mich selber zu lieben, um letztendlich zu erreichen mit mir alleine glücklich zu sein, dankbar für meine Vergangenheit, über die ich ebenfalls nur mit mir alleine nachdenken konnte, weil niemand mehr da war, den das betroffen oder wenigstens noch interessiert hätte.

    Einen neuen Sinn in dieser Karikatur eines Lebens zu finden, das mir als Trost einen verlorenen Cousin spendiert hat, nur um ihn nach kaum einem Jahr an einem sehr aggressiven Krebs sterben zu lassen.

    Nicht nur stehe ich jetzt wirklich alleine da, musste ausgerechnet der einzige Mensch gehen, der nach Hannes Tod immer für mich da war und der das Leben mit fast fanatischer Passion geliebt hat.

    Was hat ihm das genützt?

    Eben.

    Gar nichts!

    Das Einzige, was diese Liebe zum Leben bewirkt hat, war der Umstand, dass diese Liebe zum Leben sein Ende doppelt grausam gemacht hat.

    Du hast keine Ahnung wie seine letzten Tage waren, als ich an seinem Bett saß als er langsam begriff, dass er tatsächlich sterben muss, dass er nie wieder sein schönes neues Zuhause, das ich ihm von Herzen gern überlassen hatte, sehen würde, dass er nie mehr wieder mit seinem kleinen Ben die Umgebung von Kufstein erkunden würde, dass er nie mehr seine alte Heimat Österreich bereisen würde, weil Corona ihm in diesem Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte und es diese vielen anderen Jahre, die er noch vor sich gesehen hatte nicht mehr geben würde.

    Ich kann dir sagen wie es war.

    Es war grausam.

    Ich saß sprachlos daneben, habe seine Wangen gestreichelt und seine Hand gehalten, bis er wieder in gnädigen Schlummer gefallen ist.

    Ich konnte nicht um ihn weinen, meine Trauer gilt einzig und alleine meinem Mann, meiner zweiten Hälfte und meinem besten Freund und ich bin unendlich dankbar, dass er so einen gnädigen Tod mitten aus dem Leben haben durfte.

    Aber ich bin voller Mitgefühl und auch Entsetzen, dass alle die Menschen, die so gern gelebt haben, ob sie mir die Welt bedeutet haben, wie mein Hannes oder aber mich getröstet haben, wie mein Cousin Uli so früh sterben mussten, während ich, die ich mehr als bereit wäre zu gehen, die ihre Aufgaben alle erledigt, ihr Haus bestellt und von allen wichtigen Menschen in ihrem Leben zwangsweise Abschied genommen hat, immer noch da bleiben muss, ja nicht nur einfach irgendwie da sein, sondern, um irgendein sehr seltsames universales Gesetz zu befolgen, auch noch unbedingt GERN da sein muss, oder zumindest wenn es mir noch nicht gelingt nach dieser unendlich langen Zeit nach dem Tag X, dieses gefälligst um jeden Preis anstreben muss!


    Das ist die Langversion meines kurzen und knackigen Spruchs, ich habe es dir gern erklärt nach deiner Nachfrage, in der ich ehrliches Interesse gespürt habe.


    Der Grund warum ich hier schreibe, immer noch schreibe, im Gegensatz zu vielen anderen Trauernden, die sich inzwischen zurück gezogen haben ist der Umstand, dass ich inzwischen keine Schuldgefühle mehr habe, dass ich so bin, wie ich bin, seit ich entdeckt habe dass es viele wie mich gibt, viele die nicht mit aller Konsequenz am Leben hängen, aus welchen Gründen auch immer und weil ich diesen vielen, die durch diese strengen Anforderungen an ein angeblich gelungenes Leben entmutigt aufgegeben haben sich zu äußern Mut machen möchte, zu sich selbst zu stehen und sich nicht gewaltsam in eine Form pressen zu lassen, die für sie nicht passt.

    Im Gegensatz zu den lauten Stimmen, die mich und meinesgleichen verurteilen, freue ich mich über jeden und jede, die ihre Trauer integrieren und wieder zu innerem Frieden finden konnte. (Vielleicht kannst dich noch an den Beitrag mit Barbara Pachl Eberhart erinnern, den ich kommentiert habe, ich bewundere diese Frau)


    Also liebe Isabel, ich stehe zu meiner Meinung und zu jeder Zeile die ich je geschrieben habe.

    Mit diskussionsbereiten Menschen wie dir stehe ich jederzeit gern in Dialog und gewinne auch manchmal neue Einsichten, die ich dann ebenfalls wieder gerne aufschreibe, um andere daran teilhaben zu lassen .

    Alles andere lasse ich gerne bei denjenigen Personen, die sich auf ihre Art damit befassen möchten.

    Die Gla­cé­hand­schuhe habe ich schon lange ausgezogen, wer mich nicht lesen möchte soll es ganz einfach bleiben lassen.

    Danke liebe Birgit,

    Was du schreibst klingt so weise und du hast vollkommen recht.

    Wenn ich deine Worte lese merke ich in mir noch ganz viel trotziges Aufbegehren gegen das Leben an sich mit all seinen Härten.

    Es geht und ging mir auch vorher schon nicht nur um mich selbst, sondern um das viele Leid in dieser Welt in der wir leben. Mit Hilfe meines Mannes habe ich mir einen gewissen Schutz dagegen aufgebaut, gelernt nicht alles so ungefiltert an mich ranzulassen. Jetzt wo er weg ist fühle ich mich dem Leben mit all seinen Härten, mit all seiner Grausamkeit schutzlos ausgeliefert und vor allem habe ich die Kontrolle über meine Gefühle vollkommen verloren und lerne erst sehr langsam wieder mit ihnen umzugehen, sie zuzulassen, dabei aber nicht unterzugehen.

    Deswegen ist es auch nach drei Jahren noch so hart für mich, obwohl du und viele andere noch viel Schlimmeres erlebt haben.

    Ich würde euch allen so gerne helfen, damit ihr wieder glücklich sein könnt, aber das kann ich nicht, niemand kann das.

    Was ich kann ist zuhören, dabei bleiben, nicht wegschauen, wenn es anderen schlecht geht und dabei immer weiter zu versuchen für mich selbst dieses gewisse Licht am Ende des Tunnels zu finden, um es euch dann reinen Herzens zeigen zu können.

    Ich wünsche dir, liebe Birgit, Tränen der Freude am Ende des Tages und bis dahin die Kraft das Leben zu bewältigen und dem Schicksal aufrecht in die Augen zu sehen.

    Alles Liebe Gabi

    Mich treibt der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod an und die Gewissheit, dass es einen Grund geben muss warum ich noch hier bin.

    Ich versuche meiner Intuition zu folgen und die Dinge fließen zu lassen.

    Mein größtes Handicap ist meine Ungeduld.

    Die Situation ist so unangenehm dass ich ihr am Liebsten sofort entfliehen möchte, egal wie.

    Nur leider funktioniert das mit der Trauer nicht auf diese Art und Weise.

    Liebe Birgit,

    die Vernunft sagt das Eine, das Herz das andere.

    Und solange unser armes Herz den unermesslichen Verlust nicht begreifen kann, wird auch unser Schmerz nicht nachlassen können.

    Den einzigen Trost, den ich dir aus meiner Erfahrung geben kann ist der, du dich allmählich an den neuen Zustand gewöhnen und wieder etwas besser mit dem Leben klarkommen wirst.

    Meine Hoffnung ist nach wie vor, dass sich unser wundes Herz mit der Zeit erholen wird, umso besser, je weniger wir verdrängen, je mehr wir unserer Trauer fließen lassen und lernen, dem Leben trotz all der widrigen Umstände wieder zu vertrauen.

    Was für eine schöne Idee, liebe Linchen!

    Trotzdem dieser tiefe Schmerz, leider gibt es das eine nicht ohne das andere.


    Beim Tod meines Mannes ist es ganz ähnlich!

    Ich dachte immer ich könne mit Trauer gut umgehen und habe auch schon viele liebe Menschrn verloren.

    Aber seit Hannes nicht mehr da ist, ist alles ganz anders. Mit ihm ist mein Leben mitgestorben, ich hätte vorher nie gedacht, dass so etwas Extremes möglich ist.

    Es scheint tatsächlich so zu sein, dass es diesen einen Lebensmenschen gibt, ohne den man nicht leben zu können vermeint.

    Bei dir war es deine Mutter, bei mir mein Mann.

    Es ist eine nahezu übermenschliche Aufgabe trotzdem weiter zu machen und erschwerend kommt hinzu, dass Menschen, die "nur" die normale Trauer kennen, nicht einmal im Ansatz verstehen können wie es uns geht.

    STURM! =O Liebe, liebe Sturm!!! :love:

    Du bist wieder da!

    Ich hab dich vermisst, wie so viele hier und es ist mein Highlight des Tages in meinem Thread deinen Beitrag zu lesen. :saint:


    Danke ihr Lieben,

    Ich bin ganz gerührt, wie ihr euch alle für mich einsetzt.

    Allerdings fühle ich mich in keiner Weise betroffen von diesen Anwürfen, ich beobachte nur mit Erstaunen, wie sich Yoda und Puzzle systematisch selbst demontieren (was jetzt nur indirekt mit dem neuesten Aufreger zu tun hat) und in all der Zeit nicht EINMAL auf die Idee kommen, dass es auch ein klitzekleines bisschen an ihnen selbst liegt, dass sie überall anecken.

    Seit Hannes Tod kann ich mich über solche Kleinigkeiten sowieso nicht mehr aufregen, weil ich dem Oberflächlichen kein Interesse mehr entgegen bringe und in tiefen Gesprächen unser aller Sein auf den Grund gehe.

    Das klingt jetzt, wie ich zugeben muss ein wenig überkandidelt, aber ich weiß grad nicht wie ich es besser ausdrücken soll, meine Gefühle haben in jeder Beziehung an Tiefgründigkeit zugelegt.

    Die schreckliche Wahrheit, dass mein Hannes, der mehr als mein halbes Leben mit mir war, von jetzt auf gleich nicht mehr da ist, hat einen Erkenntnis und Wachstumsschub in mir ausgelöst, wie ich ihn noch nie zuvor in meinem Leben erfahren durfte. Nur das Leid, das damit einhergeht und mich zwingt, das pure Leben so anzunehmen wie nie zuvor in der Geborgenheit meiner liebevollen Familie, das lässt mich immer wieder am Sinn des Ganzen und am Leben an sich verzweifeln.

    Was sind dagegen gekränkte Eitelkeiten und humorlose Rechthaberei?

    Betrachten wir das Leben doch mit Humor, wie es uns immer wieder Schnippchen schlägt und uns hartnäckig auf den rechten Weg bringen will, ob wir wollen oder nicht, ob wir mit aller Macht dran hängen, oder eben nicht ...

    Liebe Niobe, liebe Mischi,

    bitte fühlt euch nicht unwohl, ich tue es auch nicht!

    Jeder und jede hat das Recht sich zu allen Aussagen hier im Forum zu äußern und solange es nicht in sinnlose Diskussionen ausufert kann es auch gerne stehen bleiben und die Persönlichkeit der Schreibenden für die Lesenden abrunden.


    Liebe Sverja, ich habe deine schweren Verluste mitverfolgt und auch du befindest dich mitten im stürmischen Trauermeer und so rudern wir gemeinsam durch unbekannte Gefilde und versuchen unsere zerbrechlichen Lebensschifflein über Wasser zu halten, jeder auf seine ganz persönliche Art und Weise und so schließe ich mich deinen Wünschen an und wünsche dir ebenfalls eine erfolgreiche Reise in dieser verrückten Welt mit iherm uferlosen Trauermeer!


    Ihr Lieben alle, die mit mir im gleichen endlos scheinenden Trauermeer rudern: Ihr werdet es als Erste erfahren, wenn ich euch aus völlig sicherer innerer Überzeugung zurufen kann:" Land in Sicht!"

    Denn nichts wäre schöner, als aus eben dieser freudvollen inneren Überzeugung sagen zu können, dass das Leben schön und lebenswert ist.

    Es wäre auch das, was sich meine Liebsten auf der anderen Seite von mir wünschen, das weiß ich ganz genau und es ist meine Aufgabe den Weg dahin zu finden.

    Dass es mir bis jetzt noch nicht gelungen ist, heißt nicht, dass es nicht möglich ist.

    Es heißt nur, dass die Realität für mich momentan eine andere ist und dass ich alle Interessierten von Herzen gerne an meinem Weg teilhaben lasse.

    An den Schattenseiten ebenso wie an den Sonnenseiten, Fortsetzung fogt ...


    LIebe Kikiro, liebe Renate, ich freue mich, dass ihr verstanden habt wie ich es gemeint habe, doch wie schon gesagt, jeder hat das Recht sich in meinem Thread zu äußern und ich habe das Recht hier im meinem Thread meine eigenen Gedanken und Gefühle so spontan wie möglich niederzuschreiben, von daher alles gut.

    Kleiner Nachtrag:

    Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich werde seit Anfang des Jahres mit Hiobsbotschaften geradezu überschwemmt.

    Keine davon betrifft direkt mich.

    Ich schippere mit meinem angeschlagenen Lebensschifflein ziellos durchs große Trauermeer, aber was meine Gesundheit und mein Leben an sich betrifft habe ich keinen Grund mich zu beklagen. Ich habe alle Anforderungen, die an mich herangetreten sind sehr gut gemeistert und alles für ein reibungsloses Leben getan.

    Ein bisschen bin ich stolz auf mich, dass ich alleine sehr gut zurechtkomme und dabei noch für andere in meinem Umfeld Dinge erledige.

    Soweit so gut.

    Das was mich langsam denken lässt ich wäre im falschen Film ist die zunehmende Anzahl an Hiobsbotschaften, die mich seit Anfang des Jahres erreichen.

    Egal mit wem und wo ich Kontakt aufnehme, es geht immer um furchtbare und traurige Dinge.

    Um Verlust, Krankheit und Tod.

    Nicht nur, dass mein Cousin mein Leben genauso schnell, wie er es betrat, auch schon wieder verlassen hat, dass ein Zufallsbekannter, der mir nach Hannes Tod Trost gespendet hat, fast zeitgleich mti meinem Cousin gestorben ist, geht es auch im Rest meiner Bekanntschaft sehr traurig zu.


    Beispiel: Ich rief eine Bekannte an, um mich nach ihrem Wohlergehen zu erkundigen und fand sie sehr traurig vor, weil ihr Hund gestorben war.

    Eine andere Bekannte macht gerade eine komplizierte Scheidung durch, wieder eine andere, genaugenommen ZWEI andere, haben massive Probleme mit ihrer Wirbelsäule, bei denen sogar bleibende Schäden drohen, die eine kriegt ihren Befund Anfang nächster Woche, die andere hat gerade heute erfahren, dass sie operiert werden muss.

    Eine Bekannte aus Deutschland hat mir heute per Whatsapp geschrieben, dass ihre Mutter fast gestorben wäre, wenn sie nicht in ihrer Wohnung gestürzt und mit der Rettung ins Spital gebracht worden wäre, wo neben einem angeknacksten Wirbel auch noch eine in die Sepsis übergehende Blasenentzündung entdeckt wurde, die sie fälschlicherweise für eine Nebenwirkung der kürzlich stattgefundenen Impfung gehalten und mit Paracetamol behandelt hatte.

    Dazu kommt noch, dass ich mir um meine gut befreundeten Mieter, die sowieso immer mit gesundheitlichen Problemen, und zwar durchaus keinen Kleinigkeiten, zu kämpfen haben, große Sorgen mache, weil Sie letzte Woche mit Darmverschluss ins Krankenhaus eingeliefert worden war, Gestern wurde sie dann operiert und alles schien gut und heute ist sie dann in der Intensiv gelandet, weil in der Nacht die Naht an einem Blutgefäß aufgegangen ist und sie fast verblutet wäre, sie aber mit einer Notoperation gerade noch so gerettet werden konnte.

    Dazu noch diese schwierige Kommunikation und Lage wegen Corona, ihr Freund ist nach dem heutigen Tag und dem vielen Herumtelefonieren und der letztlichen Entwarnung heute Abend am Ende mit seinen Nerven.

    Die Schwester von meinem Cousin, mit der ich täglich telefoniere seit ihr Bruder tot ist, hat sich heute Abend auch nicht mehr gemeldet, nachdem sie Vormittag geschrieben hat, dass es ihr nicht so besonders gut geht. Ich mache mir um sie jetzt nicht übermäßig Sorgen, weil ja ihr Mann bei ihr ist und sich kümmern kann.


    Trotzdem frage ich mich gerade, wie ich das alles bewerten soll.

    Vor allem ist niemand mehr da, mit dem ich solche Sachen bereden kann.

    Das ist jetzt wieder genau DER Moment, wo mir meine Einsamkeit voll bewusst wird.

    Alles muss ich mit mir selber ausmachen, selber entscheiden, was ich tue und was ich lieber sein lasse.

    Versteht mich nicht falsch.

    Es geht nicht darum, dass ich dazu nicht fähig wäre, ich gehe ja seit 14. Juni 2018 vollkommen allein mit all meinen Katastrophen um.

    Die Frage ist nur, will ich das?

    Und was ist mit diesem Anspruch, die Dinge positiv zu sehen, die kleinen Dinge zu genießen, das Schöne im Leben zu sehen?

    Das einzig Positive in meinem Leben ist derzeit, dass ich selber gesund bin und in der Lage meinen Bekannten Trost zu spenden und für sie ein gewisser Ruhepol zu sein. Natürlich gibt es mir eine gewisse Genugtuung, dass mich die Trauer nicht in die Knie gezwungen hat, sondern dass ich einfach meinen Mann stehe und mich schön langsam zu einem Fels in der Brandung entwickle.

    Aber dieses Märchen, von dem ach so schönen und lebenswerten Leben, das sich entwickelt, wenn man nur die Dinge schönredet und positiv genug sieht, das - und entschuldigt meine Ausdrucksweise - können sich diese Süßholzraspler, die von einem gelungenen Leben nach der Trauer schwafeln getrost in den eigenen Hintern schieben.