Liebe Petra,
dein Text hat mir am gestrigen Abend die Luft genommen und ich war nicht mehr in der Lage zu schreiben.
Es kamen so viele Erinnerungen auf.
Schöne, aber gleichzeitig schmerzhafte Erinnerungen.
Dieses Töpferdorf !!!
Wenn wir das gleiche Dorf meinen.
Rosi hatte dort in einem Holzatelier, an fast allen Wochenenden, von 2003 - 2008 gearbeitet.
Besonders zu Zeiten OSTERN & WEIHNACHTEN.
Der Holzkünstler ruft noch heute ab und zu an.
Er ist nur am schwärmen.
Seine schönste Zeit.
Seine umsatzstärkste Zeit.
Er "nur" Künstler, der aber auf Kunden kaum zugehen kann.
Rosi war stolz darauf, dass es bei ihr kaum einen Kunden gab, der mit leeren Händen ging.
Sie machte meistens an einem Wochenende den Umsatz, was er in 2 Wochen schaffte.
Sie war häufig für Ihn der Ansprechspartner, wenn er neue Holz-Kreationen für das breite Publikum entwickelte.
Damals stöhnte er auf, wenn meine Rosi ihm sagte: "Der Artikel ist nur noch 2x vorhanden, also hopp-hopp, ihre kommende Woche ist
gerettet. Machen Sie davon 250 Stück."
Aber er fügte sich der sanften Gewalt.
Er hat es nie bereuen müssen.
z.B.: Dabei ging es um kleine Holzschatullen. Kleine Geheimfächer. Aufwendig gearbeitet. Die sich nur öffnen liessen,
wenn man ein bestimmtes Holzstück bewegte. Am Anfang hatte ich mit diesem Mechanismus meine Probleme.
An einigen Wochenenden verkaufte Rosi davon bis zu 100 Stück. Nicht billig, diese Schatullen.
Und heute sagt er: " Rosi wusste ich bin Künstler, kein Massenfabrikant. Nur ihre Frau hatte recht. Sie sagte immer zu mir,
Sie können ja weiter Künstler bleiben, aber Sie haben eine 5-köpfige Familie zu ernähren. Also, die
eine Kunst ist für das Überleben und ihre andere Kunst abzuwarten, bis ein Liebhaber für ihre grossen hervorragenden Einzelstücke
auch wirklich bereit ist, tiefer in die Tasche zu greifen."
Ich könnte stundenlang weiterschreiben !!!!
Rosi verkaufte zum Schluss sogar noch, als Sie schon Sauerstoff mit sich führen musste.
Und ich vergesse nie, als ich Sie um die Weihnachtszeit abends abholte.
Ich stand draussen vor dem Schaufenster.
Sie sass erschöpft und abgekämpft auf einem Stuhl.
Ihr liefen Tränen herunter.
Es war kurz vor 18.00 Uhr.
Ich ging hinein und nahm sie wortlos in meine Arme und weinte mit ihr.
Es war der letzte Arbeitstag für Rosi in diesem Atelier.
Sie litt unendlich darunter, aber für uns begann ein anderer Zeitabschnitt.
Die Zeit der Pflege.
Die Zeit ist so schnell vergangen.
Und gestern fehlte Rosi mir wieder sehr extrem.
Liebe Grüße,
Uwe & Prinz.