Die Liebe bleibt

  • Liebe Tigerlily, liebe Maria


    Auch euch möchte ich schreiben, was ich Firefly gerade geschrieben habe:


    Wenn die Gedanken irgendwann etwas anderem Platz machen, hat das NICHTS mit Vergessen zu tun. Der Schmerz ist dann ein bisschen aus dem Mittelpunkt gerückt und es darf wieder Platz für etwas anderes sein. Es gibt kein Entweder-Oder, sondern ein SOWOHL-ALS-AUCH. Eure Männer werden ganz tief in euren Herzen sein und können nie vergessen oder ersetzt werden. Es kann sowohl Trauer, als auch Lebensfreude in eurem Leben Platz haben. IRGENDWANN. Und wenn ihr euch jetzt Gedanken über eure Zukunft macht, dann finde ich das wunderschön. Besonders weil ich weiß, dass deswegen eure Männer nicht weniger wichtig, sondern noch wichtiger sind.


    Ich wünsche auch euch für heute, einen der leichteren Tage.

    Lg. Astrid.

  • Ich war jetzt mit dem Kleinen ein paar Tage weg. Es war etwas Ablenkung und hat mich aus dieser Routine zu Hause herausgenommen.

    Wir sind dann wegen des angekündigten Dauerregens am Dienstag, schon Montag Abend wieder zurückgekommen. Auch weil die Große Geburtstag hatte. Es ist schwer einen Geburtstag in dieser Situation zu begehen. Die Mittlere hat heute Geburtstag und die Erinnerungen an die Geburten und als junge Familie kommen hoch. Die Trauer ist enorm und wirft mich einfach so um. Ich spreche den ganzen Tag im Kopf mit ihr und es fällt schwer den Kindern gerecht zu werden und die Aufgaben hier im Haus zu erledigen wenn man so antriebslos ist. Ich muss mich auch überwinden zum Joggen zu gehen. Ich hatte nie Probleme mich zu motivieren aber seit ein paar Wochen fällt es mir schwerer und schwerer.

    Ich hoffe diese Trauerwelle lässt jetzt dann wieder nach. Was ist das zur Zeit für ein Leben - ist das schwer. Jetzt verstehe ich wie sich Menschen mit Depressionen fühlen.

    Der Emdr Therapeut war überlastet und hat mich an jemand anderen verwiesen - leider bekomme ich bislang da auch keine Antwort - evtl Urlaub. Ist schon ein Kreuz wie man da dauernd nachfassen muss um Hilfe zu erhalten. Um für die Große eine Therapeutin zu organisieren habe ich 6 Wochen lang rumtelefoniert und dann nochmal 2 Wochen Wartezeit bis zum ersten Termin. Ich hoffe dass ich da jetzt schneller vorankomme denn das normale Therapeutengespräch alle 2-3 Wochen mal ist wie ein Tropfen auf den heissen Stein.

  • Es macht mich auch betroffen zu lesen, wieviele sich hier im Forum neu melden und ich beobachte nur den Teil in dem es um den Verlust des Partners geht. Was für ein Leid. Ich habe gar keine Worte und keine Energie um allen hier mein Mitgefühl auszusprechen. Es sind so viele Menschen die soviel Leid ertragen müssen. Dank des Forums weiss ich, dass ich nicht allein mit diesem Schicksal bin auch wenn es sich oft so anfühlt.

  • Lieber Firefly,

    da hattest du wieder schwere Tage. Ich kann verstehen, dass die Geburtstage schwer sind und trotzdem möchte ich dich fragen, wie ihr sie begangen habt.

    Ich wünsche dir auch, dass bald wieder leichtere Tage kommen. Es freut mich, dass du dir Hilfe suchst.


    Du musst nicht auf alle Neuen im Forum reagieren. Das ist nicht deine Aufgabe. Du tust hier das, was für dich gut ist. Nicht mehr und auch nicht weniger.

    Achte gut auf dich.

    Sei lieb gegrüßt

    Astrid.

  • lieber Firefly

    Ich bin nicht mehr oft hier und lese nicht mehr bei allen mit.

    Aber passend zu deiner Überschrift ,heute ein Zitat:

    " der Tod ist der Grenzstein des Lebens,

    Aber nicht der Liebe"

    ( Verfasser mir unbekannt)

  • Tot ist überhaupt nichts:

    Ich glitt lediglich über in den nächsten Raum.

    Ich bin ich, und ihr seid ihr.

    Warum sollte ich aus dem Sinn sein,

    nur weil ich aus dem Blick bin?

    Was auch immer wir füreinander waren,

    sind wir auch jetzt noch.

    Spielt, lächelt, denkt an mich.

    Leben bedeutet auch jetzt all das,

    was es auch sonst bedeutet hat.

    Es hat sich nichts verändert,

    ich warte auf euch,

    irgendwo

    sehr nah bei euch.

    Alles ist gut.

    Annette von Droste-Hülshoff

  • Hallo Firefly

    nun hab ich mal intensiver bei dir gelesen und ich bin nicht sicher was ich da fühle. Ist es gut für dich dass du für eure Kinder da sein musst, oder macht es deine Trauer noch schlimmer die Kinder leiden zu sehn. Egal wie, es ist grausam was wir alle hier durchmachen müssen. Doch der etwas überstrapazierte Spruch, der Tod gehört zum Leben stimmt leider. Jeder weiß dass er jederzeit unser Glück zerstören kann und doch will es keiner wahrhaben wenn es so ist. Und doch müssen wir damit umgehen lernen, weil wir alle liebe Menschen im Hintergrund haben die uns brauchen.

    Ich wünsch uns allen ganz viel Kraft dafür....

  • Ich denke es ist besser, dass ich die Kinder um mich habe und grundsätzlich bin ich froh, daß wir uns für Kinder entschieden haben. So sehe ich einen Teil von ihr in unseren Kindern.

    Der Tod gehört zum Leben, dies wird aber in unserer Gesellschaft leider zu oft verdrängt.

  • Ja Firefly, dann ist das gut für dich und ich bin sicher du bist ein wunderbarer Papa, der für die Kinder da ist wenn sie ihre Mama zu sehr vermissen. Das ist sicher oft extrem schwer, weil du ja selber kaum ertragen kannst dass sie nicht mehr bei euch ist. Aber du musst das schaffen. Da bleibt dir gar nichts anderes übrig.

    Naja, du hast wohl Recht, es wird zu oft verdrängt dass der Tod zum Leben gehört, ich muss aber zugeben dass auch ich das so getan habe. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben, obwohl ich genau wusste dass mein Josef nicht mehr lange bei mir ist. Ja und drüber reden wollte ich schon mal gar nicht. Vielleicht hat genau das mir den Umgang mit seinem Tod noch schwerer zugesetzt. Doch jetzt muss ich damit leben.

  • Lieber Firefly,


    Du hast recht. In den Augen und vielen Verhaltensmustern meiner Tochter sehe ich meine unendlich geliebte Rosi.

    Wenn das nicht wäre, wäre ich noch mehr am verzweifeln gewesen.

    Nicole hat die braunen Augen und besonders das liebe Lächeln von Rosi.


    Liebe Grüße,


    Uwe & Prinz

  • Heute schreibe ich mal wieder.

    Weil heute ist wieder einer der schweren Tage. Ja es gibt weniger schwere Tage und dann erwischt man die Leiterstufe nicht richtig und rutscht ein paar Stufen nach unten bis man sich wieder fängt und "sicher" steht um dann wieder mühsam dort hochzusteigen wo man schonmal war.

    Ich versuche gerade ein Lied für meine Rose zu komponieren - heute geht allerdings Nichts.

    Ich frage mich immer noch warum unser gemeinsamer Weg so aprupt beendet wurde und ich hadere mit dem selbstgefälligen Gott für den es ein Leichtes gewesen wäre einen Schutzengel beizustellen.

    Und ich war trotzdem am Ewigkeitssonntag in der Kirche und habe der Predigt unserer Pfarrerin gelauscht - sie sind in einer neuen Welt - jenseits dieser Welt - sie sitzen in den Weinbergen es geht ihnen gut. Dann ist es kurz etwas besser aber wenn man die Kirche verläßt dann wird man von den glücklichen Familien die vorbeispazieren in die wahre Realität brutal zurückgestoßen. Und es wird einem fast schwindelig vor Trauer und man radelt zum Friedhof und weint am Grab Rotz und Wasser und möchte die Zeit zurückdrehen - nochmal heiraten und nochmal alles bewußter erleben mit diesem Wissen um die Endlichkeit- möchte sie bei sich haben - zerfließt vor Sehnsucht und die Predigt löst sich in Luft auf - wie kann es dir gut gehen so weit weg von mir - wie kann es dir gut gehen wenn du mich leiden siehst wo du mich doch liebst- wie kann es dir gut gehen wenn du deinen Kindern nicht mehr durchs Haar streichen kannst.


    Und ich stelle fest, daß ich manchmal ganz selten Dankbarkeit empfinde diese bester Kumpelfrau zu Ehefrau gehabt zu haben aber daß es auch Momente gibt wo das pure Theorie ist und der Schmerz die Oberhand innehat.


    Ja es wird anders -aber es wird nicht leichter- es wird tiefer und gräbt sich in dein Innerstes. Es ist das Bewußtsein daß deine Leichtigkeit für immer verloren ist - daß jedes Lachen ein kleines Weinen in sich tragen wird und jede Freude mit Trauer gewürzt etwas bitter schmecken wird.

  • Ja es wird anders -aber es wird nicht leichter- es wird tiefer und gräbt sich in dein Innerstes. Es ist das Bewußtsein daß deine Leichtigkeit für immer verloren ist - daß jedes Lachen ein kleines Weinen in sich tragen wird und jede Freude mit Trauer gewürzt etwas bitter schmecken wird.

    die Traurigkeit verklebt alle anderen Gefühle

  • Ich hatte nie diese Leichtigkeit vieler Menschen, bei mir war dieses Weinen während des Lachens immer schon vorhanden, sogar schon in der Jugend.

    Mit meinem Mann hatte ich einen Menschen an meiner Seite, der mich in sein Leben mitgenommen hat und für den es sich lohnte zu leben.

    Jetzt ist er tot und ich frage mich, warum ich nicht auch gehen durfte, allein macht es für mich überhaupt keinen Sinn weiterzuleben.

    Allerdings bleibt mir nichts anderes übrig und daher versuche ich in der Lebenszeit, die mir noch bleibt, draufzukommen, was jetzt an diesem Leben auf der Erde so wichtig ist, was ich noch erfüllen muss, damit ich endlich auch gehen kann.

  • Es ist auf jeden Fall so, daß die Traurigkeit alles überschattet.

    Ich habe am Wochenende unsere Photoalben von den ganz frühen Bergtouren und Urlauben angesehen. Das sind oft 25 Jahre alte Photos und älter. Meterlang Photoalben, Diakästen. Da ich ich immer photographiert habe ist meine Rose tausendemale abgelichtet.

    Die Zeit in der wir als Paar überall auf der Welt unterwegs waren. Hamburg, Paris, Griechenland, Provence, Italien, Portugal,USA, Guadelupe - und die ganzen Skiurlaube.

    Das sind soviele schöne Erinnerungen und Momente die ich nun nicht mehr teilen kann und das hat richtig weh getan. Ich weiss nicht ob das gut ist sich damit zu konfrontieren. Geht man durch den Schmerz und sucht man den Schmerz oder soll man ausweichen sich schonen.

    Ich versuche eine Dankbarkeit für all die Erlebnisse zu erlangen aber es fällt mir schwer-gelingt nur kurz und eigentlich flenne ich mehr rum - kann oft die Photos gar nicht mehr richtig sehen. Es ist eine schreckliche Situation in der wir alle Trauernden uns befinden.

    Die Einsamkeit - jetzt in diesen grauen dunklen Tagen macht sie mir auch schwer zu schaffen. Gerade die langen Abenden mit einer Tasse Kaffee in der Küche sitzend und noch Lebkuchen und selbstgebackene Plätzchen naschen. Das waren so unsere kleinen Momente. Wir haben freilich wieder Plätzchen gebacken - sogar die VW Bus und Vespa Ausstecher benutzt die wir vorletztes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt gekauft haben. Aber es ist so eine Traurigkeit dass ich mich zusammenreisen muss um nicht immerzu zu Weinen.

    Im Gegensatz dazu geht es in der Arbeit - bis auf immer wieder mal kurze Momente wo ich am liebsten laut schreien möchte daß das doch alles nicht wahr sein kann. Dann geh ich meist raus auf die Toilette und weiss natürlich dass es wahr ist und dass niemand das rückgängig machen kann.


    Meine mittlere Tochter hat immer noch Probleme sich an den Esstisch mit dem leeren Stuhl zu setzten.


    Manchmal denke ich, ich hab auf meine Rose nicht arg genug acht gegeben. Ich hab mich nicht genügend um meine Rose gekümmert sonst wäre das nicht passiert.

    Was für eine Welt, was für ein Leid. Warum werde ich durch diese Wüste der Traurigkeit geschickt -soll ich mich bessern? Hab ich mir irgendwie eine Strafe verdient?

    Ich weiss dass das Quatsch ist - jeder sagt Schicksal - aber irgendwer hat doch den Plan gemacht daß ein Mensch nicht mal 50 Jahre alt wird - dass ein sinnloser Unfall passiert der das Leben einer ganzen Familie zerstört.


    Es ist nicht Gottes Wille hat die Pfarrerin zu mir gesagt - aber er ist es doch, der meiner Meinung nach die Verantwortung trägt. Warum bestraft er eine Mutter die ihm drei gläubige Schäflein geschenkt hat ?Die am Krippenspiel in der Kirche mitgewirkt haben? Ist das die Art von Gerechtigkeit wie Gott sie sieht? Wessen Wille war es dann? War es das Böse? Warum kann er nicht um seine Schäflein kämpfen und die Herde schützen? Ich kann als Gott wenn ich der Herrscher über HImmel und Erde bin mir nicht nur die Schönen Dinge herauspicken wie Geburt, Hochzeit und Liebe und dann die Böse Seite für den Tod verantwortlich machen.

    Es tut mir leid Gott aber das ist kein er weidet mich auf grüner Aue - er schenket mir voll ein. Wo war der schützende Stab?

    Das ist auch kein Schlag auf die Wange - das ist seelisches Ausweiden bei lebendigem Leib. Bis daß der Tod euch scheidet - Nein Gott du hast jämmerlich versagt- Wir haben unser Versprechen gehalten - du hast uns es zugelassen daß der Tod weit vor der Zeit sein Werk vollbracht hat.


    Ich bin noch mit meiner Rose zusammen sie ist nur ein Zimmer weiter - der Tod ist Nichts gegen unsere Liebe.

    Schau zu Gott und lerne

  • Meine mittlere Tochter hat immer noch Probleme sich an den Esstisch mit dem leeren Stuhl zu setzten.

    Lieber Firefly,

    ich hätte da eine Idee, wie wäre es, wenn ihr eine Kerze an ihren Platz am Esstisch stellt. Als Zeichen, dass sie noch bei euch ist, der Platz nicht so leer ist und der Schrecken der Dunkelheit und Leere, ein bisschen vom warmen Licht erhellt wird.

    Ich kann als Gott wenn ich der Herrscher über HImmel und Erde bin mir nicht nur die Schönen Dinge herauspicken wie Geburt, Hochzeit und Liebe und dann die Böse Seite für den Tod verantwortlich machen.

    Es tut mir leid Gott aber das ist kein er weidet mich auf grüner Aue - er schenket mir voll ein. Wo war der schützende Stab?

    Ich möchte dir hier einen Film empfehlen - oder auch ein Buch: "Die Hütte"

    Ich habe bei Bea gerade eben meine Vorstellung von Gott geschrieben und ich möchte hinzufügen, dass er in meinen Augen weder für Geburt, Hochzeit oder Tod verantwortlich ist. In meiner Vorstellung sind das meine Entscheidungen. Dass ich das Schöne genießen und das Schreckliche überleben und irgendwann damit leben kann, dabei hilft mir Gott.

    Das ist nur meine Vorstellung. Kein Richtig - kein Falsch. Eben nur eine Vorstellung.


    Ich wünsche dir für heute, dass du spüren kannst, wie eine Kraft zu dir kommt, die dich stützt, hält und dir zusichert: Ich bin mit dir.


    Gerne würde ich mich zu dir setzen. Gedanklich mache ich es und halte kräftigend meine Hand an deinen Rücken, wenn du magst. Ich höre dir zu, im Schreien, Weinen, Klagen, Lachen und auch Schweigen.


    Sei lieb gegrüßt

    Astrid.

  • Hallo Astrid

    danke für deine Worte. Vielleicht war ich zu hart mit ihm.

    Ich habe durch den Unfall viel gelernt. Und ich habe heute zu meinem Therapeuten gesagt, daß ich es fies finde dass ich jetzt dieses Wissen habe und so gerne die Zeit zurückdrehen möchte um mit diesem Wissen nochmal mit meiner Rose zu leben. Und daß meine Rose erst sterben musste damit ich dieses Wissen erlange.