Meine Lieben,
bin schon den ganzen Tag am Weinen... wieder mal ganz unten. Habe heute Morgen mit meiner Freundin telefoniert und ihr nur etwas vorgeheult... sie ist so geduldig mit mir, aber so geht es nicht weiter...sie bekommt all meine Stimmungen und Beschwerden zu hören. Habe Angst sie durch meine emotionalen Ausbrüche zu verlieren.
Mein Neffe ist zu jung um meine Einsamkeit usw. zu verstehen. Er hat beruflich viel um die Ohren ( momentan wieder im Ausland auf Montage), ist froh, wenn bei seiner engsten Familie (Frau und Kind) alles in Ordnung ist. Ausserdem wohnt er weiter weg.
Er ist zwar für Notfälle da... hat meine Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung, aber seelischen Beistand kann er nicht leisten und ich will das auch nicht.
Ich war und bin in seinen Augen immer noch die "taffe" Tante, die stets gut gelaunt und mit beiden Füßen im Leben stand.
Aber da war ich nicht allein, mein Mann und ich waren sozusagen das Familienbollwerk für meine Mutter, Bruder mit Schwägerin und eben auch für ihn in seiner Kindheit und Teennagerzeit. Er war oft an den WE bei uns, lernte bei uns Computer und von meinem Mann Motorenkenntnisse.
Nun ist er erwachsen und selber fest im Leben stehend, aber kann sich nicht in meine Lage versetzen... es ist jedoch gut so, wer weiss, was in seinem Leben noch geschieht.
Jedenfalls sehe ich momentan nur schwarz.
Keine Lebensfreude mehr... ich bin verzweifelt, in jeder wachen Stunde jagen mir die Gedanken nur so durch den Kopf, was ich noch alles erledigen will, bevor ich nicht mehr zu irgendwas in der Lage bin.
Nächste Woche setzte ich mich mit Bestatter zusammen... Vorsorgevertrag für meine Beisetzung.
Und dann hat sich noch der med. Dienst angekündigt wegen Pflegegrad. Wer weiss was dabei herauskommt, vielleicht kürzen sie mir die Leistungen... man muss mit allem rechnen.
Oft versteht niemand deren Einschätzung, was noch geht und was nicht.
Ich habe Angst, dass ich nur weine und nicht meine Beschwerden und Krankheiten genau schildern kann, zumal ich seit dem letzten Schlaganfall Sprachschwierigleiten habe, besonders bei Aufregung.
Ich werfe es in meiner Verzweiflung meinem Mann vor, dass er mich alleine gelassen hat. Ich war da, als er so krank wurde, habe mich um alles gekümmert...Liebe , Zuwendung, Ärzte, Krankenhaus, Palliativhilfe, Finanzen, Hilfsmittel, med Dienst und leider auch Beisetzung.
Und jetzt bin ich ungerecht und wütend auf ihn, ich verabscheue mich dafür. Er kann ja nichts dafür und war solange er konnte immer für mich da.
Er hat mich bedingungslos geliebt.
Ich liebe ihn ewig.
Lg Luise