Liebe Regentropfen,
Jetzt habe ich einen Zettel auf welchem steht: Verdacht auf schwere depressive Episode.
hilfreich klingt das ja überhaupt nicht.
Ich ärgere mich gerade sehr mit Dir.
Diese schnellen Diagnosen scheinen wirklich eine Art Berufskrankheit zu sein.
Mir hat auch ein Psychiater diese Diagnose einen Monat nach meinem Verlust gestellt.
Die folgende Psychotherapeutin hatte dann eine andere (Anpassungsstörung), die darauffolgende diagnostizierte
eine "posttraumatische Belastungsstörung" ... nun bin ich ab und zu endlich bei einer für mich passenden Psychiaterin,
die das alles wieder relativiert und mir auch hilft diese ganzen Diagnosen bei der Krankenkasse wieder löschen zu lassen.
Sie meinte nur zu Beginn ganz schlicht: "Sie trauern und das belastet Sie sehr stark. Alles andere sind Formalitäten, die wir später
klären..."
Ich weiß nicht, ob Du arbeitest?
Für den Fall, dass Du später ein Mal eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen möchtest ist es nicht unheikel,
wenn dann in Deiner Krankenakte eine "schwere depressive Episode" steht.
Wenn Du dazu in der Lage bist, dann würde ich diese wieder löschen lassen.
Vielleicht kann Dir Dein Mann ja dabei helfen? In diesem Sektor kennt es sich ja sicherlich aus und erreicht schneller als
wir alle, dass eine Kollegin oder ein Kollege von ihm sich um die Löschung bzw. eine andere Diagnose kümmern kann.
Damit Du damit nicht auch noch damit belastet wirst.
1-2 Jahre Wartezeit ist mehr als demotivierend.
Ich zahle zunächst alles selbst und bekomme es anteilig zurück erstattet.
Das österreichische System scheint jedoch sehr anders zu sein als das deutsche.
Da kenne ich mich leider nicht aus.
Wenn Du keine Antidepressiva nehmen möchtest, dann nimm keine.
Diese können nicht helfen, wenn Du keine Medikamente nehmen möchtest.
Rein von der körperlichen Seite helfen bei mir andere Dinge, denn ich möchte auch keine Antidepressiva nehmen.
Hat Dein Hausarzt ein umfangreiches Blutbild im Labor erstellen lassen?
Mit Schilddrüsenwerten, Hormonen, Vitamin D, Eisen, Folsäure Vitamin B12 etc. ? .... diese sind wichtig nach oder in einer Phase
der psychischen Belastung. Vor allem, wenn Du auch noch unter starkem Gewichtsverlust leidest.
Kannst Du diese doch eher klaren medizinischen Dinge nicht mit Deinem Mann besprechen?
Er kennt sich doch sicherlich besser aus als ich (ich gebe ja nur "User-Tips")?
Viellicht ist es ja auch einfacher für Deinen Mann sich Deiner angeschlagenen Verfassung von einer "körperlichen Seite" zu nähren
und lässt ihn nicht nur "ratlos am Rand" stehen...
Meiner Erfahrung nach darf man diese körperlichen Aspekte - auch wenn sie nicht die Ursache sind - keinesfalls vernachlässigen.
Psychische Belastungen gehen auf die "Biochemie" und es entsteht sehr leicht eine Wechselwirkung, dass die Psyche durch die durcheinandergebrachten Werte beeinflusst wird.
Bei mir ist daher ein großes Blutbild alle paar Monate obligat.
Auch erfahrungsgemäß rutscht mein B12 Wert bei psychischer Belastung ab, dann bekomme ich Spritzen.
Diese wirken sehr schnell gegen meine Erschöpfung.
Vitamin D wird bei einigen Medizinern immer noch als "Glaubensfrage" diskutiert.
Leider - denn bei mir ist dieser (gerade auch psychisch) enorm wichtig.
Ich persönlich wechsle mittlerweile sofort den Arzt, wenn dieser die "Vitamin-D-Frage" entweder als "Volksglaube" oder etc... abtut...
(Das ist ein zu langes Thema und führt hier zu weit.
Ich habe seit 15 Erfahrung zu manchen "unbeachteten" Werten bei Blutbildern und deren Zusammenhang auf die Psyche,
da ich an einer eher seltenen Autoimmunsystem Krankheit "leide".)
Das soll jetzt alles nicht besserwisserisch klingen, ich hoffe Du verstehst das nicht so?
Aber mich machte Dein Bericht so wütend, weil ich diese Schema F Diagnosen von Menschen, die "durch ihr professionalisiertes Helfen
an einer emphatischen Verrohung" erkrankt sind (vielleicht weil sie müssen) für wirklich nicht zielführend halte....
Wenn es Dich interessiert kann ich Dir gerne auch in der Konversation noch ein paar Dinge, die bei mir - außerhalb der Trauererfahrung -
zur psychischen Stabilisierung beitragen schreiben.
Ganz herzlich,
Tereschkowa