Beiträge von Tereschkowa

    Lieber Gego,

    ich verstehe Dich.

    Es kommt sehr auf den vorherigen Kontakt an.

    Keine sozialen Erwartungen an frühere Freunde zu haben hilft nicht in der Situation.

    Sich nicht zu melden in einer solchen Situation stellt die gesamte Freundschaft in Frage. Punkt.

    Das ist denke ich auch allen Beteiligten mehr als klar und kein Missverständnis. Ihr mangelnder Mut, ihre Verdrängung, ihre Zeit oder was auch immer ist ihnen wichtiger als die Freundschaft. Ich bin da auch eher dafür den Tatsachen klar in Auge zu sehen.


    Die Frage "Wie geht es?" wenn sie ehrlich und aufrichtig beantworte ich mittlerweile so:

    "Diese Frage darf man mir so nicht stellen, aber ich weiß dass ansonsten ein Gesprächsanfang sehr schwierig ist. Es sieht so aus...."

    Die Frage "Wie geht es Dir heute?" ist für mich nicht einfacher zu beantworten, denn sie setzt mich leicht unter Druck, dass heute es was anders sein sollte als gestern oder vorgestern, das ich in der Lage bin zu formulieren... also antworte ich darauf auch "Diese Frage kann ich so nicht beantworten, aber ...."

    Eine der wenigen mir verbliebenen Personen beginnt das Telefonat immer mit "Was gibt es Neues?"

    Ich hasse diese Frage eigentlich, aber ich mag die Person. Also bemühe ich mich irgendetwas aufzuzählen, was ich organisiert habe...

    Arzttermine, Rechnungen bezahlt etc.... allerdings ist dieser Gesprächsanfang sehr mühsam, denn dieses organisatorische Zeugs mache ich entweder oder ich lasse es ... je nach Kraft und Stimmung, aber wesentlich ist es für mich sicherlich nicht.


    Es kommt immer auf die Situation und die Intention an.

    Am Schwierigsten empfinde ich das Abtauchen fast meines gesamten Freundes- und Bekanntenkreises.

    Die meisten Personen haben sich bei mir seit dem Begräbnis einfach gar nicht mehr gemeldet.

    Einige pflichtbewußt ein einziges Mal.

    Dazu habe ich heute in meinem Thread etwas geschrieben.

    Ich reibe mich mittlerweile nicht mehr ganz so auf daran, denn der Ärger und die Enttäuschung über die sozialen Aktionen

    lenken mich eigentlich eher von den wesentlichen Fragen und Gefühlen ab.

    Ich fühle mit Dir.

    Ganz herzlich,

    Tereschkowa

    Texte du ruhig weiter. Es gibt oft Anregung zum Nachdenken, auch wenn ich nicht alles verstehe.

    Liebe Luise,

    für solche Sätze liebe ich Dich! Ja, ich texte ruhig weiter ...

    Mein Getexte hat nix mit intellektuell zu tun. Ich bin einfach nicht in der Lage effizient und kurzgefasst von A nach B zu denken,

    sondern brauche diese Kurven und Schlaufen, um gedanklich vom Fleck zu kommen... aber ich bin immer dankbar, wenn jemand sich

    die Mühe macht es zu lesen.

    Herzlichst,

    Tery

    Liebe Luise,

    ich bin da und wir überbrücken die Zeit bis Deine Freundin am Mittwoch kommt gemeinsam.

    Ich vertreibe mir heute schon den ganzen Tag in dem ich im Forum herum texte... jetzt habe ich gerade ein schlechtes Gewissen weil

    ich bei Regentropfen einen Text an Heinz-Maximilian schrieb, der sehr kritisch ist. Die Trauer macht mich zum Monster...


    Sei umarmt,

    Tery

    Liebe Regentropfen,

    soll ich diesen Austausch in meinen Thread verlegen? Das kann ich gerne tun, wenn es Dich stört.

    Sei umarmt,

    Tereschkowa


    Lieber Heinz-Maximilian,

    nun habe ich ein schlechtes Gewissen wegen meiner polemischen Antwort,

    aber hier in Österreich sagen wie "das war aufgelegt"...

    Polemik ist immer eine falsche Lösung. Tut mir leid.

    Mit "Zuwendung" meinte ich den Verlust meines Geliebten. Dies hat mir - wie Du es nennen würdest - das Leben als Gabe bereitet.


    Ich habe Dich natürlich absichtlich missverstehen wollen, weil das was Du schreibst zwar für viele Momente im Leben gültig sein mag,

    doch mich - wie Du an meiner Antwort unschwer erkennen konntest - hat Deine allzu oft erwähnte Freundschaft dem Leben gegenüber provoziert.

    Das Leben hat mich ohne jegliche Form des Skrupels "kalt erwischt" und mir von einem Moment auf den anderen jegliche Art des Vertrauens und der Sicherheit genommen.

    Natürlich hat es mir davor auch viel geschenkt.

    Doch wenn willkürlich gegeben und genommen wird ohne Fairness und ohne Verhandlungsspielraum, tue ich mir mit dem Begriff "Freund"

    sehr, sehr schwer. Freunde tun so etwas nicht.

    Du schriebst, dass Du Deine Eltern verloren hast.

    Das tut mir sehr leid.

    Was half Dir in Deiner akuten Trauer?

    Die bisherigen Krisen in meinem Leben konnte ich auch alle letztlich als Herausforderung zum "geistigen und seelischen Wachstum"

    sehen, doch das ist in Bezug auf den Verlust meines geliebten Menschen anders.

    Nichts von all dem was ich mir in meinem vorherigen Leben an "Krisen-Management-Skills" "erarbeitet" habe greift in der jetzigen Situation.


    Ich denke es geht vielen Trauerende so, daher traue ich mich in Folge auch einige Aussagen zu verallgemeinern.

    Was uns hier im Forum alle eint ist der unwiederbringliche Verlust eines geliebten Menschen.

    Es ist das das Unwiederbringliche, das die Trauer von anderen Krisen unterscheidet.

    Ein Mensch den wir liebten ist weg. Für immer. (Zumindest in der gewohnten Form und in diesem Leben.)

    Die meisten von uns haben nur einen Wunsch: Wir wollen diesen geliebten Menschen und unser gemeinsames Leben mit ihnen zurück.

    Selbst wenn wir ins Unermessliche geistig und seelisch an diesen Schmerzen wachsen würden, es würde unsern sehnlichsten Wusch nicht erfüllen.

    Daher interessiert mich momentan mein "geistiger Wachstum an Schmerzen" eher weniger - gerne hätte ich darauf verzichtet oder wäre geschrumpft.

    Viele von uns hadern aus verständlichen Gründen gerade mit dem Leben bzw. mit dessen freundschaftlicher Gesinnung, weil ausgerechnet ihre Liebsten von einer Krankheit getroffen wurden oder einige - zu denen auch ich gehöre - plagen sich zusätzlich zur Traurigkeit mit Verantwortlichkeits- und Schuldfragen wegen des Todes ihrer Geliebten.

    Dein Text provozierte und kränkte mich auch

    weil er - sicherlich unbeabsichtigt - suggeriert, dass es "nur" der Veränderung des eigenen Blickwinkels bedürfte, um das Leben wieder mit all seinen Schönheiten und die Großartigkeiten wahrnehmen zu können - und es in Folge dessen wieder als Freund betrachten zu können.

    Ich weiß, dass Du dies nur für Dich meintest und - wie bereits beschrieben - das gönne ich Dir das auch von Herzen.

    Für mich stimmt das allerdings so nicht: Es bedarf mehr als der Selbstsuggestion, um mich mit dem Leben wieder zu versöhnen.

    Die meisten von uns nehmen jegliche Art der Schönheit sei es in der Natur oder zwischen Menschen sehr, sehr genau wahr.

    Wahrscheinlich sogar stärker als viele Nicht-Trauernde.

    Nie habe schönere und berührende Zeilen über die Liebe gelesen wie hier im Forum.

    Jede Veränderung der Natur wird beobachtet und kommentiert.

    Wir leiden doch noch zusätzlich zu unserem Verlust darunter, dass gerade die Situationen und Dinge, die uns früher Freude bereiteten nun fast unaushaltbare Schmerzen verursachen.

    Wir wachen nicht morgens auf und nehmen uns vor möglichst stark am Leben zu leiden.

    Nein, ganz viele hier versuchen sehr viel, meist mehr als ihre Kräfte erlauben, um mit diesem Leid irgendwie klar zu kommen.

    Wir sind daher verständlicherweise wütend darauf was das Leben uns beschert hat, oder?


    Vielleicht bin ich auch von unserem gegenseitigen Austausch hier im Forum mittlerweile sehr verwöhnt

    oder bin mit ihrem Leben versöhnte und zufriedene Menschen wie Dich nicht mehr gewöhnt.

    Dann entschuldige die "Zickerei", doch es ist auch eine Art des Kennenlernens...

    Herzlichst,

    Tereschkowa

    Liebe Luise,

    es freut mich sehr, dass Du im Trauercafé eine angenehme Erfahrung machen konntest.

    Ich habe mir auch schon öfter vorgenommen mir etwas zu suchen, bin dann aber immer wieder aus verschiedenen Gründen gescheitert.

    Deine Erfahrung macht Mut.

    Danke und ganz herzlich,

    Tereschkowa

    Ach, lieber Heinz-Maximilian, ich sagte ja bereits, dass ich Dich "beneide" um Dein Vertrauen in Deine Freundschaft zu Deinem Leben.

    Das ist schön für Dich und ich gönne Dir dies von ganzem Herzen.

    Mein Leben scheint sich nicht für eine Freundschaft zu mir entschieden zu haben und ich fürchte Du wirst hier bei uns im Forum

    noch auf mehr Menschen treffen, deren Leben nicht gerade Glanzleitungen in Bezug auf Freundschaft geboten haben.

    Liebe Tereschkowa, nichts und niemand kann dir mehr Zuwendung geben und mehr Freude bereiten als mein Freund, das Leben. Vor allem, wenn man erkannt hat dessen geistig-seelischen Gaben mehr wertzuschätzen als alles andere.

    Lieber Heinz-Maximilian,

    nee. Ich für meinen Teil bitte meinen Freund, das Leben in Zukunft von ungewollten freundschaftlichen Zuwendungen jeglicher Art Abstand zu nehmen, da ich mir nicht sicher bin, ob die Gaben seiner letzten Zuwendung überleben werde.

    Herzliche Grüße,

    Tereschkowa

    Lieber Gego, liebe Astrid,


    Ich frage euch jetzt einfach, wie ihr mit ähnlichen Situationen umgegangen seid, vor eure Liebsten krank waren oder gestorben waren.

    Konntet ihr einfach zu einem Kranken- oder Sterbebesuch gehen? Zu einem Kondolenzbesuch?

    Das ist - wie wir wissen - ein immer wiederkehrendes Thema im Forum.

    Dieses Thema polarisiert hier auch immer wieder und ich fürchte mich bereits ein wenig vor einer erneuten Diskussion darüber ...

    ich verschieb dies nun mal in meinen Thread, damit das nicht bei Gego passiert.

    Ich freue mich, wenn Ihr es dann bei mir lest.


    Herzlichst,

    Tereschkowa

    Ich bin gespannt, was mein Freund, das Leben mir heute wieder zum Erleben bereitet hat.

    Lieber Heinz-Maximilian,

    ich blieb und - Du wirst mir das hoffentlich verzeihen - an diesem Satz von Dir irgendwie hängen.

    Ich beneide Dich um dieses Vertrauen solch einen Satz schreiben zu können.

    Dieses Gefühl, dass das Leben "mein Freund" ist habe ich verloren vor allem dieses Vertrauen auf das was es mir zum Erleben bereit hält.

    Am 27. August 2018 ging ich mit dem Hund spazieren und als ich nach Hause kam hatte das Leben mir etwas bereitet, das ich seither versuche zu überleben... Freunde verhalten sich nicht so.

    Bitte verzeih mir diese leicht destruktive Haltung, doch Dein Satz kreiste den ganzen Tag in meinem Kopf.

    Herzlichst,

    Tereschkowa

    Lieber Regentropfen,

    es macht mich traurig zu lesen, dass Du Dich "unzulänglich" fühlst.

    Die Menschen um Dich herum scheinen eher in einem "unzulänglichen" System zu stecken, das ihren Gefühlen zu wenig Raum lässt.

    Sei umarmt - ich fühle mit Dir,

    Tereschkowa

    Liebe Wagi,

    nicht allein zu sein bedeutet nicht automatisch nicht einsam zu sein.

    Für mich ist heute auch ein schrecklicher Tag bzw. bei all den schrecklichen Tagen sticht er durch noch schrecklicher hervor.

    Sei umarmt,

    Tereschkowa