Mutter und Freundin verloren

  • Lieber Uwe.

    Vielen Dank für deine Worte. Ja mein Mann ist Arzt...momentan arbeitet er auf Intensivstation. Nichts lässt sich planen, kommt eine Reanimation kurz vor offiziellem Feierabend rein, kann es schon sein, dass er die Klinik mal 3-4 Stunden später verlässt. Aber unter 1-2 Stunden Mehrarbeit täglich geht gar nichts.


    Ja er ist überfordert, denkt er sei unzureichend was meine Ansprüche angeht (das sagte er mir zumindest heute Nacht). Er sieht sich im "System" seines Berufes gefangen.

    Interessanterweise sehe ich mich, durch seine vielen Vorwürfe, auch als unzureichend...

  • Liebe Regentropfen,


    leider, obwohl es nicht so sein sollte, nimmt ein guter Arzt


    seine Vorkommnisse im Arbeitsleben, "kopfmässig" mit nach Hause.


    Weiterdenkend !!!!


    Und nun zu DIR: " DU BIST NICHT UNZUREICHEND !!!!"


    Stell dich vor den Spiegel und sage: "ICH BIN SO TRAURIG, ABER WERTVOLL BIN ICH AUCH."


    Nehme dabei dein jüngstes Kind, oder BEIDE auf die Arme und schaue sie danach an.


    Merkst DU die Wärme ?


    In DIR und deinen beiden lieben Kindern sind viele schöne Sachen deiner Mutter enthalten.


    Suche nach diesen lieben typischen Merkmalen deiner Mutter.


    Augenfarbe. Mimik. Lächeln. Augenbrauen. usw. usw.


    Vielleicht eine blöde Idee, aber probiere es mal aus.


    Liebevolle Grüße aus dem Solling,

    Uwe.

  • lieber Heinz-Maximilian,

    (ich nenne dich jetzt einfach so ;-) ...)


    deine Gedanken sind echt gut !

    Grundsätzlich bin ich auch so eingestellt, in meiner bisherigen Trauerphase "ging diese Art des (positiven) Denkens nicht.


    Die Trauerwellen nahmen einen ZU sehr in Beschlag, da war ich komplett machtlos.

    Das kannte ich in diesem Rahmen bisher auch in keinter Weise !


    Deshalb verstand ich Regentropfen auch so gut, mit diesem Zwiespalt :

    "eigentlich" bin ich anders ...


    Ich kannte mich nicht mehr, war mir fremd, dazu noch die mich voll umschliessende, tiefe mir unbekannte Intensitäts-Trauer ...

    Die unverständnissvollen Reaktionen / oder gar keine / oder platte Sprüche ... des Umfelds ..., taten da nicht gerade etwas förderliches dazu.


    &&& NEIN, ich nehme KEINE TABLETTEN, weil ich zur Zeit nicht so funktioniere wie mich der Eine oder Andere gerne hätte , NEIN ICH TRAUERE, so WIE es meine Seele benötigt !!


    (das soll jetzt nicht heissen, dass man sich (zu Tabletten jeglicher Art) dazu nicht bereit erklärt, wenn man SELBST dazu bereit ist. Oftmals "deckeln" Diese jedoch nur & es schiebt die Traueraufarbeitung nach hinten)


    Zwischenzeitlich geht es mir nach fast 11 Monaten auf unerklärbare,wunder-same/-bare Weise nun deutlichst besser.


    Ich finde wieder -immer mehr & mehr" zu mir selbst, kann die Sonne und den Frühling NUN geniesen ...


    Jedoch steht im Juni der 1. Todes Jahresterbetag von meinem Mikle an, davor habe ich schon heute Angst.


    Ich sende dir & dir, liebe Regentropfen lächelnde Grüße


    Stille Perle

  • Lieber Uwe.

    Vielen Dank für den schönen Gedanken. Ja, ich spüre immer wieder die Wärme meiner Kinder, aber mir selbst zu sagen, ich sei wertvoll fällt mir mehr als schwer. Ich bin so unglaublich viel am Jammern, dass ich eine große Last für meine beste Freundin darstellen muss (zu ihr habe ich heute die Handykommunikation eingestellt) und zu meinem Mann habe ich scheinbar auch jeglichen Draht verloren. Ist das noch Trauer???

    Mein Mann und meine Freundin sind der Ansicht, ich müsse schnell zu einem Psychotherapeuten... Ich weiß gar nicht was ich dem sagen soll...


    Liebe Stille Perle.

    Vielen Dank auch für deine Worte. Ja ich fühle mich weiterhin "anders", nicht mehr ich. Ich war immer eine so optimistische, freundliche, lachende und ausgeglichene Person. Jetzt bin ich irgendwie nur noch unausgeglichen, schnell gereizt und überfordert, nerve andere mit meinem Gejammer und kann mich, durch diese Veränderung, selbst nicht mehr ertragen...

  • Lieber Regentropfen,

    es macht mich traurig zu lesen, dass Du Dich "unzulänglich" fühlst.

    Die Menschen um Dich herum scheinen eher in einem "unzulänglichen" System zu stecken, das ihren Gefühlen zu wenig Raum lässt.

    Sei umarmt - ich fühle mit Dir,

    Tereschkowa

  • Ich bin gespannt, was mein Freund, das Leben mir heute wieder zum Erleben bereitet hat.

    Lieber Heinz-Maximilian,

    ich blieb und - Du wirst mir das hoffentlich verzeihen - an diesem Satz von Dir irgendwie hängen.

    Ich beneide Dich um dieses Vertrauen solch einen Satz schreiben zu können.

    Dieses Gefühl, dass das Leben "mein Freund" ist habe ich verloren vor allem dieses Vertrauen auf das was es mir zum Erleben bereit hält.

    Am 27. August 2018 ging ich mit dem Hund spazieren und als ich nach Hause kam hatte das Leben mir etwas bereitet, das ich seither versuche zu überleben... Freunde verhalten sich nicht so.

    Bitte verzeih mir diese leicht destruktive Haltung, doch Dein Satz kreiste den ganzen Tag in meinem Kopf.

    Herzlichst,

    Tereschkowa

  • Liebe Tereschkowa,

    ich muss dir was gestehen: Allein wenn ich, auch wenn ich mal nicht gut drauf bin, das Leben meinen Freund nenne, dann geht es mir gleich besser. Gut, ich nenne es nicht nur so, ich fühle diese freundschaftliche Verbundenheit und diese Nähe auch wirklich. Daher denke ich auch, dass das Leben diese Nähe und Vertrautheit auch mir entgegenbringt. Wer könnte und wollte mir denn näher sein als das Leben. Ich teile doch wirklich alles mit ihm und egal, wie viel dummes Zeug ich in meinem Leben auch gemacht habe, es blieb mein Freund und liess mich nie fallen. Sollte ich mich ihm gegenüber anders verhalten?

    Alles, was auf mich zukommt, so sehe ich es halt so, kann mir von Nutzen sein. Und wenn es nur darum geht, dass ich was mit Schmerzen durchleben muss, um am Ende gestärkt wieder daraus hervorzugehen. Der Lohn dafür, dass ich es ausgehalten habe, ist: Ich bin dadurch menschlich und geistig-seelisch gewachsen. Mein Durchhaltevermögen ist wiederum grösser geworden. Diese Art geistiger Vermögen zu besitzen, und davon gibt es einige, ist weit mehr wert als materieller Besitz, denn den geistigen Besitz kann dir niemand stehlen, noch kann der Zahn der Zeit daran nagen, noch kannst du ihn verlieren, hat er doch in dir und deinem Innersten einen sicheren Halt gefunden.

    Seit ich mich entschieden habe, mich und mein Leben zu lieben, ist mein Vertrauen zu meinem Freund gewachsen. Andererseits hat mir das Leben, seit ich es wirklich liebe, das Gefühl gegeben, dass es mich ebenso liebt und als Freund schätzt. Der Punkt ist: Du bist der Ausgangspunkt, alles geht von dir aus, du musst dich bewusst für diese Liebe entscheiden und dich bedingungs- und rückhaltlos dieser Liebe hingeben, dann hält sie wirklich ein Leben lang. Du wirst sie spüren.


    Liebe Tereschkowa, nichts und niemand kann dir mehr Zuwendung geben und mehr Freude bereiten als mein Freund, das Leben. Vor allem, wenn man erkannt hat dessen geistig-seelischen Gaben mehr wertzuschätzen als alles andere.

    LG Heinz-Maximilian

  • Ach, lieber Heinz-Maximilian, ich sagte ja bereits, dass ich Dich "beneide" um Dein Vertrauen in Deine Freundschaft zu Deinem Leben.

    Das ist schön für Dich und ich gönne Dir dies von ganzem Herzen.

    Mein Leben scheint sich nicht für eine Freundschaft zu mir entschieden zu haben und ich fürchte Du wirst hier bei uns im Forum

    noch auf mehr Menschen treffen, deren Leben nicht gerade Glanzleitungen in Bezug auf Freundschaft geboten haben.

    Liebe Tereschkowa, nichts und niemand kann dir mehr Zuwendung geben und mehr Freude bereiten als mein Freund, das Leben. Vor allem, wenn man erkannt hat dessen geistig-seelischen Gaben mehr wertzuschätzen als alles andere.

    Lieber Heinz-Maximilian,

    nee. Ich für meinen Teil bitte meinen Freund, das Leben in Zukunft von ungewollten freundschaftlichen Zuwendungen jeglicher Art Abstand zu nehmen, da ich mir nicht sicher bin, ob die Gaben seiner letzten Zuwendung überleben werde.

    Herzliche Grüße,

    Tereschkowa

  • Liebe Regentropfen,

    soll ich diesen Austausch in meinen Thread verlegen? Das kann ich gerne tun, wenn es Dich stört.

    Sei umarmt,

    Tereschkowa


    Lieber Heinz-Maximilian,

    nun habe ich ein schlechtes Gewissen wegen meiner polemischen Antwort,

    aber hier in Österreich sagen wie "das war aufgelegt"...

    Polemik ist immer eine falsche Lösung. Tut mir leid.

    Mit "Zuwendung" meinte ich den Verlust meines Geliebten. Dies hat mir - wie Du es nennen würdest - das Leben als Gabe bereitet.


    Ich habe Dich natürlich absichtlich missverstehen wollen, weil das was Du schreibst zwar für viele Momente im Leben gültig sein mag,

    doch mich - wie Du an meiner Antwort unschwer erkennen konntest - hat Deine allzu oft erwähnte Freundschaft dem Leben gegenüber provoziert.

    Das Leben hat mich ohne jegliche Form des Skrupels "kalt erwischt" und mir von einem Moment auf den anderen jegliche Art des Vertrauens und der Sicherheit genommen.

    Natürlich hat es mir davor auch viel geschenkt.

    Doch wenn willkürlich gegeben und genommen wird ohne Fairness und ohne Verhandlungsspielraum, tue ich mir mit dem Begriff "Freund"

    sehr, sehr schwer. Freunde tun so etwas nicht.

    Du schriebst, dass Du Deine Eltern verloren hast.

    Das tut mir sehr leid.

    Was half Dir in Deiner akuten Trauer?

    Die bisherigen Krisen in meinem Leben konnte ich auch alle letztlich als Herausforderung zum "geistigen und seelischen Wachstum"

    sehen, doch das ist in Bezug auf den Verlust meines geliebten Menschen anders.

    Nichts von all dem was ich mir in meinem vorherigen Leben an "Krisen-Management-Skills" "erarbeitet" habe greift in der jetzigen Situation.


    Ich denke es geht vielen Trauerende so, daher traue ich mich in Folge auch einige Aussagen zu verallgemeinern.

    Was uns hier im Forum alle eint ist der unwiederbringliche Verlust eines geliebten Menschen.

    Es ist das das Unwiederbringliche, das die Trauer von anderen Krisen unterscheidet.

    Ein Mensch den wir liebten ist weg. Für immer. (Zumindest in der gewohnten Form und in diesem Leben.)

    Die meisten von uns haben nur einen Wunsch: Wir wollen diesen geliebten Menschen und unser gemeinsames Leben mit ihnen zurück.

    Selbst wenn wir ins Unermessliche geistig und seelisch an diesen Schmerzen wachsen würden, es würde unsern sehnlichsten Wusch nicht erfüllen.

    Daher interessiert mich momentan mein "geistiger Wachstum an Schmerzen" eher weniger - gerne hätte ich darauf verzichtet oder wäre geschrumpft.

    Viele von uns hadern aus verständlichen Gründen gerade mit dem Leben bzw. mit dessen freundschaftlicher Gesinnung, weil ausgerechnet ihre Liebsten von einer Krankheit getroffen wurden oder einige - zu denen auch ich gehöre - plagen sich zusätzlich zur Traurigkeit mit Verantwortlichkeits- und Schuldfragen wegen des Todes ihrer Geliebten.

    Dein Text provozierte und kränkte mich auch

    weil er - sicherlich unbeabsichtigt - suggeriert, dass es "nur" der Veränderung des eigenen Blickwinkels bedürfte, um das Leben wieder mit all seinen Schönheiten und die Großartigkeiten wahrnehmen zu können - und es in Folge dessen wieder als Freund betrachten zu können.

    Ich weiß, dass Du dies nur für Dich meintest und - wie bereits beschrieben - das gönne ich Dir das auch von Herzen.

    Für mich stimmt das allerdings so nicht: Es bedarf mehr als der Selbstsuggestion, um mich mit dem Leben wieder zu versöhnen.

    Die meisten von uns nehmen jegliche Art der Schönheit sei es in der Natur oder zwischen Menschen sehr, sehr genau wahr.

    Wahrscheinlich sogar stärker als viele Nicht-Trauernde.

    Nie habe schönere und berührende Zeilen über die Liebe gelesen wie hier im Forum.

    Jede Veränderung der Natur wird beobachtet und kommentiert.

    Wir leiden doch noch zusätzlich zu unserem Verlust darunter, dass gerade die Situationen und Dinge, die uns früher Freude bereiteten nun fast unaushaltbare Schmerzen verursachen.

    Wir wachen nicht morgens auf und nehmen uns vor möglichst stark am Leben zu leiden.

    Nein, ganz viele hier versuchen sehr viel, meist mehr als ihre Kräfte erlauben, um mit diesem Leid irgendwie klar zu kommen.

    Wir sind daher verständlicherweise wütend darauf was das Leben uns beschert hat, oder?


    Vielleicht bin ich auch von unserem gegenseitigen Austausch hier im Forum mittlerweile sehr verwöhnt

    oder bin mit ihrem Leben versöhnte und zufriedene Menschen wie Dich nicht mehr gewöhnt.

    Dann entschuldige die "Zickerei", doch es ist auch eine Art des Kennenlernens...

    Herzlichst,

    Tereschkowa

  • Liebe Regentropfen,

    auch ich nutze deine gastfreundschaft, ungefragt,

    und ich verlege meinen beitrag gerne zu mir rüber...

    liebe grüße

    Bea


    ich muss dir was gestehen: Allein wenn ich, auch wenn ich mal nicht gut drauf bin, das Leben meinen Freund nenne, dann geht es mir gleich besser.


    Lieber Heinz-Maximilian,

    wir kennen uns noch gar nicht, dein text richtet sich nicht mal an mich -

    und doch kann ich nicht anders als mich auch gemeint fühlen.

    und was ich da fühle, schmerzt mich sehr.

    und es macht mich wütend.


    dein text, aus dem ich oben zitiere, liest sich für mich wie ein ratschlag

    zur lebensoptimierung oder zur sorgloseren lebensführung.


    ich bin nicht mitglied dieses forums, weil ich tips haben möchte,

    was zu tun sei, wenn ich mal nicht gut drauf bin.


    tips und vor- und ratschläge bekomme ich in nicht geringer anzahl

    von sog. wohlmeinenden mitmenschen, die mir gerne mitteilen möchten,

    wie ich es doch am besten anstelle, damit es mir schnell besser geht.


    ich bin hier, weil ich um meinen lebensmenschen trauere.

    ich bin hier, weil ich hier auf mitfühlende menschen treffe,

    denen ich bisher nicht erklären musste, was das heisst.

    ich bin hier, weil ich hier eben keine ratschläge bekomme.


    ich möchte dir eine frage stellen, Heinz-Maximilian:

    was bewegt dich, dich in diesem forum als moderator zur verfügung zu stellen?


    diese frage ist nicht polemisch gemeint,

    sondern aus interesse.

    vielleicht entsteht ja ein austausch...


    ich grüße dich

    Bea

  • Liebe Bea,

    es tut mir leid, wenn sich meine Texte wie Ratschläge anfühlen. Ich schreibe, wenn ich mich berührt fühle genau das, was ich in diesem Moment fühle und was mir dann dazu einfällt und ich denke, dass das der Person, auf deren Zeilen ich reagiere, irgendwie helfen könnte. Dabei kann ich auch nichts anderes als das auszudrücken, was in mir ist. Meine Gedanken kreisen nun mal immer um das Leben, weil ich mich mein Leben lang damit beschäftigt habe. Und weil ich in dieser Zeit zum Teil durch meine Studien der Worte und andererseits durch meine Erlebnisse und durch meine, oft auch leidvollen, Erfahrungen zu gewissen Einsichten gekommen bin. Wenn ich dann diese in meinen Texten mit euch teilen will, und du dies zum Beispiel als Ratschlag im Sinne einer Bevormundung auffasst, dann ist das von mir so nicht gedacht und gemeint gewesen. Es war nichts als ein Vorschlag, die Dinge mal von diesem Standpunkt und aus dieser Sicht zu betrachten.

    Das wäre auch die Antwort auf deine Frage. All das, was ich hier bisher geschrieben habe, ist mir spontan so eingefallen, diese Gedanken habe ich vorher noch nicht gehabt. Es wäre schön, wenn andere Menschen sie sich zu eigen machen wollten und ich ihnen damit hätte Beistand leisten und ihnen hätte helfen können.

    Ich würde mich freuen, wenn es auch zwischen uns beiden zu einem Gedankenaustausch kommen würde. Wobei ich dir sagen muss: Ich kann nichts anderes schreiben, wie du eben auch, als was in mir steckt. Aber genau das macht ja den Wert eines Gedankenaustauschs auch aus.

    Herzlichst Heinz-Maximilian

  • Hallo zusammen.


    Nachdem ich nun letzte Woche bei meinem Hausarzt war wegen Gewichtsverlust, hatte er Blut abgenommen und mir Freitag mitgeteilt, dass alles in Ordnung sei.

    Auf meine Frage, was ich dann nun gegen diese Appetitlosigkeit und diese Stimmungstiefs machen solle, hat er mir einen Platz für einen Sprechstundentermin bei einer Psychologin besorgt.



    Da war ich also nun heute...

    Jetzt habe ich einen Zettel auf welchem steht: Verdacht auf schwere depressive Episode. Dringend ambulante Psychotherapie geraten sowie Konsultation Psychiater wegen ggf Antidepressiva (ich möchte aber keine Medikamente nehmen!).

    Auf meine Frage wann und wie so eine Psychotherapie ablaufen würde, bekam ich dann allerdings die Aussage, dass hier eine Wartezeit von 1-2 Jahren aktuell das Problem sei.

    Okay... Schlag ins Gesicht! Zum einen bin ich unglaublich erschrocken, dass hier der Verdacht auf eine Depression gestellt wird und zum anderen erst recht, dass ich dann zwar eine Therapie geraten bekomme, aber keinen Platz dafür...was ist das für eine verquere Welt? Irgendwie fühle ich mich verarscht!


    Soviel zu meinem erfolgreichen Tag :13:

  • Liebe Regentropfen,

    Jetzt habe ich einen Zettel auf welchem steht: Verdacht auf schwere depressive Episode.

    hilfreich klingt das ja überhaupt nicht.

    Ich ärgere mich gerade sehr mit Dir.

    Diese schnellen Diagnosen scheinen wirklich eine Art Berufskrankheit zu sein.

    Mir hat auch ein Psychiater diese Diagnose einen Monat nach meinem Verlust gestellt.

    Die folgende Psychotherapeutin hatte dann eine andere (Anpassungsstörung), die darauffolgende diagnostizierte

    eine "posttraumatische Belastungsstörung" ... nun bin ich ab und zu endlich bei einer für mich passenden Psychiaterin,

    die das alles wieder relativiert und mir auch hilft diese ganzen Diagnosen bei der Krankenkasse wieder löschen zu lassen.

    Sie meinte nur zu Beginn ganz schlicht: "Sie trauern und das belastet Sie sehr stark. Alles andere sind Formalitäten, die wir später

    klären..."

    Ich weiß nicht, ob Du arbeitest?

    Für den Fall, dass Du später ein Mal eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen möchtest ist es nicht unheikel,

    wenn dann in Deiner Krankenakte eine "schwere depressive Episode" steht.

    Wenn Du dazu in der Lage bist, dann würde ich diese wieder löschen lassen.

    Vielleicht kann Dir Dein Mann ja dabei helfen? In diesem Sektor kennt es sich ja sicherlich aus und erreicht schneller als

    wir alle, dass eine Kollegin oder ein Kollege von ihm sich um die Löschung bzw. eine andere Diagnose kümmern kann.

    Damit Du damit nicht auch noch damit belastet wirst.


    1-2 Jahre Wartezeit ist mehr als demotivierend.

    Ich zahle zunächst alles selbst und bekomme es anteilig zurück erstattet.

    Das österreichische System scheint jedoch sehr anders zu sein als das deutsche.

    Da kenne ich mich leider nicht aus.


    Wenn Du keine Antidepressiva nehmen möchtest, dann nimm keine.

    Diese können nicht helfen, wenn Du keine Medikamente nehmen möchtest.

    Rein von der körperlichen Seite helfen bei mir andere Dinge, denn ich möchte auch keine Antidepressiva nehmen.


    Hat Dein Hausarzt ein umfangreiches Blutbild im Labor erstellen lassen?

    Mit Schilddrüsenwerten, Hormonen, Vitamin D, Eisen, Folsäure Vitamin B12 etc. ? .... diese sind wichtig nach oder in einer Phase

    der psychischen Belastung. Vor allem, wenn Du auch noch unter starkem Gewichtsverlust leidest.

    Kannst Du diese doch eher klaren medizinischen Dinge nicht mit Deinem Mann besprechen?

    Er kennt sich doch sicherlich besser aus als ich (ich gebe ja nur "User-Tips")?

    Viellicht ist es ja auch einfacher für Deinen Mann sich Deiner angeschlagenen Verfassung von einer "körperlichen Seite" zu nähren

    und lässt ihn nicht nur "ratlos am Rand" stehen...


    Meiner Erfahrung nach darf man diese körperlichen Aspekte - auch wenn sie nicht die Ursache sind - keinesfalls vernachlässigen.

    Psychische Belastungen gehen auf die "Biochemie" und es entsteht sehr leicht eine Wechselwirkung, dass die Psyche durch die durcheinandergebrachten Werte beeinflusst wird.

    Bei mir ist daher ein großes Blutbild alle paar Monate obligat.

    Auch erfahrungsgemäß rutscht mein B12 Wert bei psychischer Belastung ab, dann bekomme ich Spritzen.

    Diese wirken sehr schnell gegen meine Erschöpfung.

    Vitamin D wird bei einigen Medizinern immer noch als "Glaubensfrage" diskutiert.

    Leider - denn bei mir ist dieser (gerade auch psychisch) enorm wichtig.

    Ich persönlich wechsle mittlerweile sofort den Arzt, wenn dieser die "Vitamin-D-Frage" entweder als "Volksglaube" oder etc... abtut...

    (Das ist ein zu langes Thema und führt hier zu weit.

    Ich habe seit 15 Erfahrung zu manchen "unbeachteten" Werten bei Blutbildern und deren Zusammenhang auf die Psyche,

    da ich an einer eher seltenen Autoimmunsystem Krankheit "leide".)


    Das soll jetzt alles nicht besserwisserisch klingen, ich hoffe Du verstehst das nicht so?

    Aber mich machte Dein Bericht so wütend, weil ich diese Schema F Diagnosen von Menschen, die "durch ihr professionalisiertes Helfen

    an einer emphatischen Verrohung" erkrankt sind (vielleicht weil sie müssen) für wirklich nicht zielführend halte....


    Wenn es Dich interessiert kann ich Dir gerne auch in der Konversation noch ein paar Dinge, die bei mir - außerhalb der Trauererfahrung -

    zur psychischen Stabilisierung beitragen schreiben.


    Ganz herzlich,

    Tereschkowa

  • liebe Regentropfen,

    danke, dass ich hier sein konnte!


    was du zu dir schreibst, erschreckt und verstört -

    und ich wünsche dir sehr,

    dass das gespräch mit der psychologin dir weiter hilft.


    es gibt auch freie , d.h. kassen-ungebundene threapeut*innen,

    die du zwar selbst bezahlen musst -

    dafür hast du eine wahl,

    und deutlich weniger wartezeit...


    vielleicht für den anfang,

    damit du erstmal eine "anlaufstelle" hast...?


    ich denke an dich

    und schicke dir grüße

    von herzen


    Bea

  • liebe Regentropfen,


    auch ich bin "mit wütend und traurig" über diese Aussagen.

    Dass du dich mit diesen langen Wartezeiten verarscht fühlst verstehe ich gut.


    Von einer Freundin von mir, ist ihr Mann auch Arzt.

    Er lässt "bei wichtigem Bedarf" seine Beziehungen laufen, dann klappte dies mit zackigen Terminen bisher jedes Mal !

    SO könnte er etwas für dich tun / handeln ?!?

    Und wenn du vorerst "nur mal" diese 5 Erstsitzungen bei einem Psychologen, das wäre denke ich, besser als lediglich warten.


    Wie geht es dir heute ?


    Sei gedrückt

    Stille Perle