Liebe Wagi,
das tut mir leid zu lesen, dass Du keinen Schlaf findest - das kostet noch zusätzlich Kraft.
Hoffentlich konntest Du zumindest ein paar Stunden schlafen?
Trost fällt mir - wie so oft - nicht ein, aber Verständnis für Deine "neidischen" Empfindungen und die zusätzliche Traurigkeit plötzlich
selbst Freundinnen gegenüber so zu fühlen.
Mir fallen immer Mal Situationen kurz vor dem plötzlichen Tod meines Lebensgefährten lagen:
Ich sehe mich selbst in einer Unbeschwertheit, die mir nun unfassbar erscheint.
Während mir eine Bekannte vor ein paar Tagen eine Geschichte von einer anderen Bekannten erzählte
deren Mann plötzlich sehr schwach wurde, aber letztlich von den Ärzten "gerettet" wurde, ertappte ich mich
bei dem Gedanken "Was soll nun an dieser Geschichte schlimm sein? Er wurde gerettet. Warum er und nicht mein Geliebter?"
Ich missgönnte den beiden regelrecht den guten Ausgang der Geschichte. Und erschrak vor mir selbst ...
Am Freitag bin ich mit einem Paar zum Spaziergang verabredet bei dem der Mann eine schwere Krankheit gerade erfolgreich (!) überstanden hat.
Nun überlege ich abzusagen, denn natürlich wird seine Erkrankung und seine jetzige Rekonvaleszenz ein Thema sein.
Ich fürchte mich davor, dass ich dann im Gespräch Mitgefühl heuchelnd in Gedanken jedoch niedrige und kleinliche Missgunst hege.
Was macht das bloss mit uns? Ja, es ist unfair - zu tiefst unfair! Es nimmt uns unserer Geliebten, unser Leben und auch noch unseren Charakter...
Ich denke an Dich,
sei umarmt,
Tereschkowa