Beiträge von Pauli29

    Liebe Jutta,

    ich denke Du merkst, wann Du wieder bereit bist für die Arbeit. Ich helfe nur ein paar Stunden in der Boutique von meiner Freundin (hatte einen Minijob bei meinem Mann). Erst habe ich gedacht, ich kann mich mit so etwas Unwichtigem wie Klamotten verkaufen nicht beschäftigen. Nach 6 Wochen kam dann das Gefühl, mich ablenken zu müssen und mich wieder unter die Leute zu kommen. Da war der meiste Schriftkram auch erledigt.

    Bei meinem Sohn habe ich auch gemischte Gefühle. Er zeigt kaum Emotionen und lenkt gerne ab, wenn es um meinen Mann geht. Er war sehr eng mit meinem Mann. Sie haben viel unternommen und deswegen wundert es mich, dass er manchmal fast unbeteiligt wirkt. Andererseits will man natürlich auch nicht, dass ein Kind permanent traurig ist.

    Ich könnte hier nicht ausziehen. Hier ist er irgendwie bei mir. Ich sehe die Bäume, die er gepflanzt hat - die Wände, die er gestrichen hat, denke an unsere gemeinsame Zeit. Aber ewig kann ich auch nicht bleiben - sobald die Kinder aus dem Haus sind wird es zu groß und zu teuer. Schon der Gedanke, irgendwann mal alleine in einer kleinen Wohnung zu sitzen statt mit ihm hier ist unerträglich!! Alles Liebe für Dich, Pauli

    Liebe Jutta,

    ich saß heute morgen auch alleine beim Frühstück. Ein Kind nicht da, der andere noch im Bett. Da saß ich nun und hatte in fünf Minuten gefrühstückt. Mit meinem Mann saßen wir immer ewig, gerne auch auf der Terrasse. Wir haben auch die ganze Woche zusammen gefrühstückt, nachdem die Kinder zur Schule sind. Jetzt nur noch Tristesse. Der Fernseher läuft den ganzen Tag zur Ablenkung. Früher habe ich zwei Bücher in der Woche gelesen. Jetzt kann ich mich nicht mehr konzentrieren. Der Schmerz ist nach zehn Wochen nicht weniger geworden. Und auch bei mir die große Angst vor der Einsamkeit!!! Gespräche mit den Kindern können die mit dem Partner nicht ersetzen. Außerdem fehlen mir seine Umarmungen, seine lieben Worte. Ich weiß auch nicht, wie es weitergehen soll Jutta. Aber um uns herum dreht sich die Welt und alle leben Ihr Leben weiter. Und wir müssen irgendwie sehen, dass wir überleben. Ganz liebe Grüße, Pauli

    Danke liebe Andrea,

    jetzt hat sich gerade nach fünf Wochen eine meiner ältesten Freundinnen gemeldet (wohnt eine Stunde entfernt). Sie hat sich entschuldigt mit der Begründung, sie hätte keine Zeit gehabt. Wie traurig ist das denn! Keine Zeit für einen Anruf? Weiß gar nicht, was ich ihr antworten soll... Und die anderen wollen halt am Wochenende ihr Familienleben genießen. Sein bester Freund, der sich gleich angeboten hatte, mir bei Banksachen etc. zu helfen, hat in der ganzen Zeit ein einziges Mal angerufen. Selbst mein Bruder hat sich seit der Beerdigung nicht gemeldet. Angeblich kann er nicht. Dabei wäre es für meine Jungs so wichtig, einen männlichen Kontakt zu haben. Ich bin gerade so enttäuscht. Dafür sind ein paar neue Freundinnen dazugekommen, die ich aus den Augen verloren hatte. Aber das wird eine sehr dunkle Jahreszeit... Lieben Gruß, Pauli

    Liebe Stille Perle,

    ich wünsche Dir von Herzen alles Gute!! Es ist schön zu hören, dass Du einen neuen Weg einschlagen willst und scheinbar neuen Lebensmut geschöpft hast. Ich wäre froh, wenn ich auch schon an diesem Punkt wäre. Aber bei uns sind es morgen erst 10 qualvolle Wochen ohne ihn. Ich habe den Weg noch vor mir, den Du schon gegangen bist. Alles Liebe für Deine Zukunft, Pauli

    Ja liebe Ali, bei mir ist es heute auch wieder ganz schlimm. Mein großer Sohn ist über Nacht bei einem Freund, der andere spielt an seiner Xbox. Keiner da zum Reden, mal in den Arm nehmen. Alle denken ich bin stark, aber wenn ich alleine bin fließen die Tränen. Ich bin auch traurig, weil sich einige meiner ältesten Freundinnen nicht melden. Und am Wochenende sowieso nicht. Ich kann mir vorstellen, was sie mit ihren Familien jetzt unternehmen. Es tut so weh, dass man all die schönen Dinge nicht mehr mit seinem Liebsten machen kann. Auch an unserem Garten habe ich keinen Spaß mehr. Er wäre jetzt draußen und würde Ordnung machen. Ich kann nicht - er fehlt mir so😢😢😢

    Liebe Birgit, liebe Helga, liebe Maike,

    vielen Dank für Eure Worte. Ja, es wird schwer. Wie alles, was man jetzt ohne den Herzensmenschen machen muss. Und immer nur der Gedanke: warum? warum er? Diese Frage stellen wir uns ja alle. Sie will einfach nicht aus dem Kopf, obwohl es keine Antwort gibt. Ich werde weiterhin versuchen, für meine Kinder stark zu sein, damit sie schöne Ferien haben. Leider werden wir die nächsten zwei Wochen nur begrenzt Internet haben. Vielleicht kann ich mich erst nach den Ferien wieder melden. Bis dahin wünsche ich Euch alles Gute und viel Kraft, für alles was in unserem neuen Leben auf uns zukommt. Liebe Grüße von Pauli

    Hallo Jutta,

    das ist auch meine große Angst. Noch wohnen meine Kinder zu Hause. Aber in 3 Jahren kann das schon anders aussehen. Dann bin ich 58 und sitze alleine zu Hause. Meine Freundinnen sagen, ich soll nicht an später denken. Wer weiß, was alles noch kommt. Was soll denn noch kommen ohne meinen Mann? Alleine in Urlaub? Die Wochenenden allein? Was ist, wenn man krank wird? Mein Vater war lange im Krankenhaus - ohne Angehörige, die sich kümmern, ist man dort aufgeschmissen. Wenn ich an die Zukunft denke habe ich nur Angst! Gute Nacht, Pauli

    Liebe Jutta,

    ganz besonders schlimm finde ich es, ältere Pärchen zusammen zu sehen. Wir wollten zusammen alt werden. Jetzt sehe ich mich im Alter alleine. Ein grausamer Gedanke!


    Schön , dass Du die Kraft hattest, Deine Ansprache zu halten. Ich bewundere das, denn ich hätte es niemals gekonnt. Wir sind danach auch mit den engsten Freunden zu uns nach Hause gefahren. Es kam mir total falsch vor, in einem Restaurant zu sitzen. Er war so gerne in unserem Garten und genau das war der richtige Ort.


    Du fragst, was nun kommt. Für mich kamen/kommen einsame Abende, viele Tränen, Verzweiflung, die Sehnsucht nach meinem Mann, der stete Wunsch nach seiner Liebe, nach Zweisamkeit. Ich führe ein Leben für meine Kinder. Alle Unternehmungen dienen nur der Ablenkung . Am schlimmsten sind die Wochenenden. Keiner hat Zeit - alle sind im Pärchenmodus. Keine Samstagabende mehr mit Freunden in unserem Lieblingsrestaurant. Stattdessen alleine vor dem Fernseher. Das ist jetzt mein Leben - zum Verzweifeln😭. Lieben Gruß von Pauli

    Habe gerade angefangen mit Kofferpacken. Es fühlt sich falsch an, wegzufahren. Ohne ihn. Es ist nicht der erste Urlaub ohne ihn, denn ich habe früher oft mit den Kindern meine Eltern besucht, die im Ausland wohnten. Aber da wartete er zu Hause. Hat uns jeden Abend angerufen. Hat immer gesagt, wie sehr er uns vermisst. Diesmal habe ich das Gefühl, ihn alleine zu lassen. Er hätte gewollt, dass wir fahren. Dass die Kinder im Meer baden und die Sonne genießen. Aber ich fühle mich schlecht dabei. Wahrscheinlich tut der Urlaub uns allen gut, aber momentan würde ich lieber zu Hause bleiben😢😢😢. Liebe Grüße, Pauli

    Liebe Jutta,

    nochmal ganz viel Kraft morgen!! Bei uns war es auch ein Freitag - morgen ist es 6 Wochen her. Ich bin in Gedanken morgen bei Euch. Bei uns hat nur der Trauerredner gesprochen. Weder sein bester Freund noch meine Kinder und ich wären in der Lage gewesen. Aber vielleicht ist es Dir morgen ein tiefes Bedürfnis. Ich habe meinem Mann einen Abschiedsbrief geschrieben, den ich mit ins Grab gelegt habe. Wir konnten uns ja auch nicht verabschieden... Alles Liebe, Pauli

    Liebe Birgit,

    ich hatte auch von Nichts eine Ahnung. Mein Mann hat sich um alles gekümmert. Wenn er mir mal was erklären wollte hatte ich keine Zeit oder keine Lust. Musste mich durch die Ordner kämpfen. Zum Glück hat mir eine Freundin geholfen. Sie war am Anfang jeden Tag bei mir. Aber es müssen noch ständig Entscheidungen getroffen werden. Seit über 20 Jahren wieder alleine entscheiden. Ich habe Angst Fehler zu machen, denn ich habe auch die Verantwortung für meine Kinder. Das wir einmal so ein Unglück erleben hätte ich nie gedacht. Wir waren doch Glückskinder - bis zum 22.07.19😭. Gute Nacht, Pauli

    Allerdings. Da hast Du vollkommen recht. Mein Mann war zum Glück sehr umsichtig. Aber wie machen das bloß die Frauen, bei denen es nicht so ist. Die vielleicht auch wegen der Kinder wenig gearbeitet haben. Da kommt zu der Verzweiflung und Trauer auch noch die Existenzangst!! LG Pauli

    Hallo Stille Perle,

    ja, eine Frechheit. Mein Mann war die letzten 10 Jahre selbständig. Ich hatte bei ihm einen Minijob. Seine Rente ist also sowieso nicht besonders hoch. Zu dem wenigen, was ich an Witwenrente bekommen werde, darf ich ja nur einen Betrag x dazuverdienen, sonst wird es ja wieder an der Rente abgezogen . Von dem Betrag, der da insgesamt zusammenkommt, kann ich nichtmal die Miete bezahlen. Ich müsste mit 55 wieder Vollzeit arbeiten gehen und akzeptieren, dass die Witwenrente gekürzt wird. Auch dann würde es finanziell nicht reichen. Wenn man nicht selbst vorgesorgt hat ist man geliefert!!! Liebe Grüße Pauli

    Liebe Jutta,

    ich wünsche Dir und Deinen Kindern ganz viel Kraft für Freitag. Zum Glück hatte ich ein Beruhigungsmittel genommen - ohne hätte ich den Gang zum Grab nicht verkraftet. Ein großer Trost ist mir, dass der freie Redner eine so herzergreifende und wunderschöne Rede gehalten hat. Zusammen mit der Musik, die ich ausgewählt hatte, war diese Stunde in der Trauerhalle ein wundervoller Abschied für meinen Mann. Ich weiß, es hätte ihm gefallen (und vielleicht war er ja sogar dabei?).

    Zum Thema Bürokratie: auch nach über 2 Monaten habe ich noch keine Info von der Rentenversicherung. Wenn man keine Ersparnisse hätte wäre man echt verloren. Auch so manche Versicherung muss man ab und zu mal erinnern. In dem ganzen Kummer wird einem das Leben von dieser Seite auch noch schwer gemacht. Liebe Grüße, Pauli

    Liebe Karo,

    so geht es mir auch. In einem Moment geht es mir ganz gut - im nächsten blitzt ein Gedanke an ihn im Kopf auf, eine Erinnerung und schon fließen die Tränen. Wie soll man nur damit fertig werden??????? Lieben Gruß Pauli

    Liebe Yvonne,

    ist Dein Sohn in psychotherapeutischer Behandlung? Meine Jungs haben ja beide bei den Reanimationsversuchen geholfen. Ich dachte nur, wie soll ein Kind diese Bilder verkraften. Beide haben zum Glück sofort Termine bekommen. Mein jüngerer Sohn hatte kurz nach dem Tod vom Papa auch Angst um mich. Er sah die Schlaftabletten, ohne die es Anfang nicht ging und meinte, er muss aufpassen damit ich nicht zu viele nehme. Da ist die Angst, dass der Mutter auch noch etwas passiert. Mit mir können/wollen sie aber darüber nicht reden, mit der Therapeutin tun sie es. Ich denke, das wäre auch ganz wichtig für Deinen Sohn. Alles Liebe und viel Kraft, Pauli

    Liebe Bine,

    ich will diese neuen Wege auch nicht. Ich möchte die alten Wege gehen zusammen mit meinen geliebten Mann, meinem besten Freund. Ich möchte, dass wir wieder zusammen von der Zukunft träumen. Ich möchte mit ihm zusammen alt werden. Ich will mit ihm Hand in Hand gehen. Ich will meine Tage mit ihm verbringen. Ich will morgens neben ihm aufwachen und abends neben ihm einschlafen. Ich will keine neuen Wege, aber ich bin mir sicher mein Mann würde wollen, dass ich sie gehe. Gute Nacht, Pauli

    Liebe Ali,

    ich war für 6 Wochen krankgeschrieben. Die Zeit habe ich auch gebraucht, für mich, für meine Kinder und den ganzen organisatorischen Kram. Erst so langsam konnte ich mir vorstellen, wieder unter Leute zu gehen. Ehrlich gesagt finde ich es von Deinem Chef eine Unverschämtheit, Dir nach wenigen Tagen solchen Druck zu machen. Es kann sowieso keiner nachvollziehen, wie es einem nach so einem Verlust geht. Natürlich ist Ablenkung gut. Mir tat es allerdings gut mit Freundinnen im Wald spazieren zu gehen, mich mit ihnen bei mir zu treffen. Tue das, was am Besten für Dich ist.

    Mein Jens war gerade 55 geworden. Deiner 53 - da sollte man doch noch nicht sterben!!! Da sollte man miterleben, wie die Kinder ihre Schule beenden, ihre erste Freundin haben, welchen Beruf sie wählen und so vieles mehr. Unfassbar! Lieben Gruß, Pauli