Die letzten Tage, es ist irrsinnig, welche Kraft es grad kostet, um zu Überleben, Weiterzumachen. Bald fallen wieder die Blätter von den Bäumen, ich freu mich drauf, denn diese irrsinnige Sehnsucht nach Jürgen, dann noch die Hitze. Es ist bald zuviel für mich. Ich weiss, meine Tochter, ja, auf jeden Fall bleib ich noch, für sie.
Hab heut bei meiner Mutter mal die Reithalle von aussen angeschaut,da wuchert schon das Efeu rein, alles, wirklich alles prägt diesen Untergang, seitdem mein Bruder Peter nicht mehr da ist.
Werd heut abend wieder wohl eine CD vom JK anhören, etwas hilft es mir, es erleichtert mich, mehr aber auch nicht. Ich spür ihn seit Monaten nicht mehr, außer, als es mir vor kurzem ganz schlimm ging, da hab ich gefleht: bitte Jürgen, hilf mir. Dann hab ich die Wärme gespürt, aber weiss doch nicht, ob es wirklich so war. Ich spür ihn einfach nicht mehr.
Sein geliebter Körper ist unter dieser Erde, es war halt das, wo ich so geliebt hab, jeden Finger, jede Zehe an seinem über alles geliebten Fuß. Das ist nicht mehr hier. Auch wenn ich höre, er ist noch da durch das Medium, aber dieser Körper, den ich liebte, ist nimmer.
Wie lange noch, oh Gott? Ich weiss, es gibt so viel schlimmeres, ich weiss, und trotzdem tröstet mich das nur kurze Zeit. Ständig steh ich für Schwächere ein, nur Beispiel Götz: es ist entsetzlich, wenn ich ihn seh, plötzlich so gekrümmt lauft er, wie ein alter Mann, der ist grad zwei Jahre älter wie ich. Aber ich kann ihn nimmer aufbauen, hab einfach keine Kraft mehr. Und ich hab wirklich niemanden, mit dem ich drüber reden kann, ausser hier.
Im September ist unser Geburtstag, Aber den haben wir ja eh nie gefeiert, zuviel Sorgen, Krankheit, Probleme. Aber ok. Trotzdem. Ich will einfach nur noch zu ihm, zum Jürgen.
Aber ich weiss, ich hab noch hierzubleiben, das könnt ich meiner Tochter niemals antun, und, ich würd auch niemals zu meinem Jürgen treffen. Nein, einfach aushalten und aushalten kenn ich, eigentlich seit meiner Geburt.
So, genug lamentiert, aber hier hab ich ja mein Wohnzimmer (wenigstens ein Raum, der mir gehört).
Ange