Beiträge von weisse Rosen

    Liebe Bine,


    auch ich habe über dieses Thema nachgedacht, das Du so klar angehst. Welche und wessen Trauer ist die schlimmste ?! Welche Trauer ist die am meisten " berechtigte" ?!

    Ich wills verstehen: Jeder leidet solch unsagbaren Schmerz, dass er versucht ist zu glauben, dies sei der schlimmste ( Schmerz). So ensteht der Eindruck, man steht letztendlich mit seinem eigenen alleine da. So habe ich das erlebt . Es ist sehr hilfreich, dass Bine diese Verirrung mal anspricht.

    Besonders schmerzhaft für mich war ein Kontakt(w) hier, der sich über Whatsapp weiterentwickelte, und der mir Zuhören und Hilfe versprach ..genauso wie ich ihr allzeit zuhörte und auf ihren Schmerz intensiv einging. Und dann kam auch hier diegleiche Erkenntnis , für die ich am Schluss mein Fazit schreiben werde.


    Sie hatte einen sehr schlechten Tag, sie schickte eine Whatsapp Nachricht nach der anderen an mich, es folgten Photos von den Familienurlauben , Photo vom Bootsurlaub,das letzte Paarphoto auf dem Balkon des Hotels . Ich war da zum Betrachten u Zuhören. Es war ein längerer WhatsApp Kontakt gewesen an diesem Nachmittag.So soll es doch sein!

    " Nachdem Du Dich mir geöffnet hast, möchte ich ein kleines Fenster zu mir öffnen " , erlaubte ich mir am Schluss ein Bild meines Mannes zu schicken.


    Dieser " Hilferuf" meinerseits blieb bis zum heutigen Tag unbeantwortet.


    Ich zog daraus die Erkenntnis, dass es sicher nicht böse gemeint ist. Unsere Situation ist nur vergleichbar mit Ertrinkenden . Wir sind dem Riesenfrachter über Bord gegangen, treiben auf dem wilden Meer , versuchen uns aneinander zu krallen , unsere eigene Haut zu retten . Dabei wird der Ertrinkende macnham egoistisch .



    Wir könnten uns aber im wahren Zuhören , im Dasein für den Hilfesuchenden , üben. Wir können zuhören und mitfühlen, wer kann es besser als wir ?!!!! Aber wir wollen auch das Recht und den Respekt erfahren, dass man uns zuhört und mit uns mitfühlt. Dann ginge es uns gleich etwas besser. Danke, Bine, dass Du das Thema auf den Tisch gelegt hast.

    GRuss Gundel

    Liebe Karin,


    Es wird dir " zugehört" , sagst du. Ein bisschen mehr noch vielleicht : Es wird mit-Dir- gefühlt. Deine Gefühle werden ( grösstenteils) verstanden.

    In deiner mail fühle auch ich mich gut verstanden. Wir dürfen keine Hierachien der diversen Trauerschmerzen aufbauen, nicht wetteifern ,wer den grösseren hat. Wir wollen uns gegenseitig helfen durch Zuhören, durch gegenseitiges Tragen , und nie egoistisch unseren Fall in Vordergrund stellen-

    Wenn ich mich an die vielen Kondolenzschreiben erinnere; sie vor mir sehe, sie in meinem Schmerz aufnahm, dann war e i n Wortlaut in einem Brief besonders wahr; er wirkte wie Balsam auf m einer offenen .klaffenden Wunde. Der Brief eines Mannes , der aus Erfahrung schrieb :
    " Ich weiss wie Du leidest. Ich ahne Deinen grossen Schmerz".


    Das wollte ich zur Betrachtung Deiner Trauer hinzufügen. Ich ahne Deinen grossen Schmerz, Karin.

    Auch ich will mich für diesen Blick auf alles ,was kreucht und fleucht bedanken. Die kleinen Wesen, jedes auf seine Art, liebenswert; sie erfüllen alle ihre Aufgabe im Hier und Heute ....ganz emsig, ganz betulich. Du kannst sie lange beobachten, Robert, sie sagen Dir sicher etwas Tröstliches..ohne Worte. Sie denken nicht soviel, sie sorgen sich nicht ( nur im ihre Nahrung), sie zerbrechen sich niemals ihre Köpfchen um das Morgen. Sie SIND ganz einfach. Zeit .. spielt keine grosse Rolle. Das SEIN heute..


    Unser Friedhof liegt in Süddeustschland in warmen Gefielden , Huschen scheue zierliche Wesen zwischen den Grabeinfassungen am Boden herum ;und kaum hast du ihren Schatten entdeckt, sind sie dir schon entwischt. Nehmen mir manchmal die Dramatik meiner Grabbesuche : Eidechsen ! Ganz viele!

    Liebe Sverja,


    Mit grossem Interesse habe ich mich an Deine Reaktion auf das " Halbsein" gesetzt. Es ist nicht unserer Trauer abträglich , einen Widerspruch zu setzen. Im Gegenteil er , der Widerspruch, ist der Mut ,den es braucht , nicht nach dem Munde zu reden , sondern auf neue Weise zu HELFEN.

    Durch Deine wunderbaren Exempel des Ganzwerdens und Ganzseins hast Du einen weiten Bogen durchs Universum geschlagen: Alles ist eins. Alles ist/ wird ganz.


    Danke für Deinen Beitrag.


    Hinzufügen möchte ich deshlab ein weiteres Bild aus der Natur, dem Kreislauf und der wunderbaren Ganzwerdeung:


    Wie eine Muschel erst durch eine Verletzung von aussen ans Werk gehen kann etwas Neues zu schaffen, so wäre es vielleicht auch uns möglich irgendeinen Fingerzeig in dem Unabwendbaren, was uns passiert ist, zu sehen. Schwer in dieser Trauer einzusehen, es fällt auch mir sehr schwer bis unmöglich. Doch die Muschel ,wenn sie verletzt ist, schafft durch Absonderung eines Sekretes erst die PERLE. Sie schafft aufgrund ihrer Verletzung von aussen ( Sandkorn z.b.) erst diese Perle. Ich habe das gehört. Es liegt auf meinem ( unserem ehemaligen) Tisch eine Muschelschale einer Jakobsmuschel , darin liegt eine glänzende Perle .


    Lieben Gruss Gundel

    Liebe Caroline,


    man ist so hochsensibel , so vulnerabel jetzt. Das liegt an unserer schweren Verletzung. Sie hat uns zum Patienten gemacht. Jeder Mensch fühlt seine eigene Verletzung: der eine ist wie amputiert, ein-e anderer ist wie die Hälfte abgetrennt, ein-e anderer fühlt sein gebrochenes Herz. Ich fühle mich imme rnoch wie ein -e Schwerverletzte , bandagiert von Kopf bis zum grossen Zeh im Krankenhausbett liegend. Nur die Augen schauen noch heraus.

    Wo ist Dein Verletzten- Gefühl angesiedelt?


    Und in diesem Verletzungsstadium ist so Vieles schädlich für uns. So auch Dein Vermissen des Vogels. Oder ich fühle mich verletzt durch " falsche " Worte oder Versprechungen des Ummichkümmerns, die nicht eingehalten werden, oder einfach durch den Egoismus anderer Leute, die sich in den Vordergrund stellen , und mich nicht hören wollen... Wir sind vulnerabel. Punkt.


    Ich stelle mir immer den Schwerverletzten vor, der Balsam auf seine Wunden bekommt. Das lindert.
    Und so schicke ich Dir heute ein Päckchen " Seelen-Balsam" zum Sonntag . Bei mir ists auch nicht lange her. Balsam her damit!


    Ich grüsse Dich . Gundel

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    Liebe Liesel,


    Ein ganzes Jahr hast Du schon gelitten. Es war am 3. Juni. Mit diesem Monat verbinde ich nur schöne Erinnerungen, auch meinen Geburtstag , aber was soll all das: Für Dich war es ein schwarzer Tag, der sich gejährt hat. Für Dich war es das Grausamte ohne ihn . Ich traf zufällig auf deinen Thread ; ich bin oft hier wie auf einer Insel.

    Zur Todesursache deines Mannes muss ich dir schreiben. Es ist diegleiche Diagnose wie die meines Mannes. Lungenembolie. Darüber würde ich mich gerne mit Dir austauschen.
    Akiv , sportlich, immer in Bewegung, gut ernährt und nicht geraucht, keine Krampfadern etc.. Eben noch Ski gefahren ( März) und 14 Tage nach Rückkehr aus dem Skiurlaub bricht er morgens nach dem Aufstehen zusammen. (Du kannst den Verlauf nachlesen).

    Wie so oft die quälenden Fragen: Warum. Was waren Anzeichen. Gab es welche... Ein Indiz war die Bemerkung des Intensivarztes auf meine Frage, wo sich ein Thrombus gebildet haben mag. Der Arzt erwähnte ein grosses Haematom an der Beckenseite. Die naheliegendste Vermutung , er war beim Skifahren auf diese Stelle gestürzt , worauf sich im Becken dann der Thrombus bildete und losbrach. Sein HInweis war gewesen, er glaube, er habe einen schweren Hexenschuss vom Koffertragen . Die Beschwerden , die er für LWS-Syndrom hielt, müsste der Druck des Thrombus und dessen Ausstrahlung ins Kreuz gewesen sein. Ibuhexal 600 Tbl. Mich interessiert der Verlauf dergleichen Diagnose bei deinem Mann.

    Nach dem ZUsammenbruch nahm er mich noch wahr und war eine ganze Zeit noch bei Bewusstsein.Der Tod geschah völlig schmerzlos. Ein so schmerzloser , rascher Tod, Liesel, das muss uns trotz alledem ein Trost sein.

    Meine Anteilnahme, liebe Lorenza.


    Jetzt ist er ohne Schmerz und ohne Ängste und frei . Dir ist die Befreiung auch anzumerken. Du gönnst es ihm,weil Du ihn liebst.

    Wenn es Dir schlecht geht ,dann meldest du dich einfach hier. Alle, die hier versammelt sind, bewegt diegleiche Liebe - Habe mal gelesen " in jeder Liebesgeschichte ist auch eine Leidensgeschichte verborgen" also auch dasgleiche Leid.

    Gruss Gundel

    Liebe Spatz.


    Du bist on.

    Auch plötzlich . Einfach von einer Sekunde auf die andere steht man fassungslos wie ein Kind vor dem Scherbenhaufen seines Lebens. Und dann ruft man ihn, sucht ihn, schreit nach ihm und flüstert zu ihm.... Dein Rainer.

    Es sind 9 Wochen etwa, ich habe keinen Zeitbegriff mehr, seit mein Franz gehen musste. Das Haus ist ein Museum, in dem ich mich im Kreis drehe , ihn und seine " Schätze" wiederfinde und an ihnen festhalte. Alles " spricht" , erzählt die zugehörige Geschichte, er steht davor , dahinter und daneben.Nur hier ist er nicht mehr.

    Es ist zum Verrücktwerden. Ich wünsche Dir, dass Du gut schläfst. Gundel

    Liebe Gabi,


    Dicke Packung, diese beiden Tage. Weisst du, was ich mir dazu am 6.6. gesagt habe ?!

    Wer bestimmt eigentlich, dass Geburtstage so gefeiert werden wie wir es gewohnt sind?! Keiner. Es ist unsere Kultur des Geburtstagfeierns, mehr nicht- andere Kulturen feiern Geburtstage anders oder garnicht oder .. so wie ich meinen " gefeiert" habe neulich samstags. Zur gewohnten Kaffeezeit als Vergleiche in mir hochkamen, nahm ich den grössten Besen und begann den Hof lupenrein zu kehren bis er strahlte. Zufall oder nicht, vorbeigerollt im Rollstuhl kam ein Patient, der dasgleiche Grinsen im Gesicht trägt egal was er hört oder sieht: garnichts mehr. Demenz. Seine Ehefrau meinte : " Was ist nun besser , ihr oder mein Schicksal?".


    Habe einfach stoisch weitergekehrt. Franz' Worte im Ohr . " In Krisenzeiten musst du immer arbeiten, arbeiten... auch wenn es sinnlose Arbeit ist. Das hilft".

    Und so höre genau, liebe Gabi, was Dir Dein lieber Mann ins Ohr flüstert dazu. Genau das Richtige! Es ist keine Frage des Ortes, es ist keine Frage der Zeit, es ist auch nicht unsere erzwungene Kultur, der Du folgst heute. Er sagt Dir genau das Richtige !

    Ich will dich auch trösten . Gundel

    Liebe Brija,liebe Gabi,


    Ich fühle mich hier am Allerbesten verstanden. Hierherkommen und verstehen und verstanden werden: Die Gewalt dieses Schmerzes.

    Ich habe unter meinen zahlreichen Freundinnen/ bekannten nicht dieses Verständnis; wen wunderts , sie haben noch ihre Ehemänner.Bekam , ich muss es loswerden, heute Morgen von der besten Freundin eine Voicemail. Sie wünscht mir für heute alles Gute ,und dass es bald schon besser geht, ein Stückchen besser geht.. und nun müsse sie wasweissichwasim haushalt tun.
    Ihr versteht mich. danke.

    Gruss Gundel

    Da es mir momentan auch schlecht-er geht , die Trauer quasi Auf-Schwung ins Tief bekam, kann ich deinen Ausführungen nicht sehr viel antworten.


    Liebe Tigerlily,

    Zwei Varianten in deiner Ausführung : Die erste entwickelt sich mit einem " Richtigen" positiv . Die zweite verläuft ohne Partner nicht mehr glücklich bis ans Lebensende .
    Im ersten Fall war die Bindungs - Entscheidung durch das Auftauchen eines Neuen überhaupt da. Im zweiten Fall war diese Entscheidung nicht gefragt, da kein Neuer in Betracht kam aus verschiedenen Gründen.Was mir dazu einfällt . Da muss überhaupt erstmal die Grundeinstellung zu einem neuen Partner gegeben sein. WILL man einen überhaupt oder will man das nicht und nie und niemals.
    Wobei dieser "Wille" von Energien und Flexibilität bestimmt wird, die sehr jungen Frauen möglicherweise eher hinübergerettet haben.


    Des Weiteren gibt es Parallelen zwischen dem subjektiven Empfinden der Einsamkeit nach dem Tod eines Partners-in und dem vorher, als man den Partner-in noch nicht kannte. Das Singledasein als junger Mensch stellt ähnliche Forderungen wie dasjenige , wie wir es jetzt führen ( müssen). Der eine fügt sich da schneller, der andere langsamer, ein anderer garnicht .

    Es geht nämlich um den SINN des Lebens in beiden Fällen. Was ist der Sinn?! Hatte man früher ein sinnhaftes Leben alleine oder ist Sinn erst durch den Partner dazugekommen.


    Wer einmal mit der Liebe glaubt ,den grössten Sinn des Lebens für sich gefunden zu haben ,der tut sich tatsächlich schwer , diesen durch einen anderen grossen Sinn zu ersetzen. Zugebe, ich gehöre zu dieser Gattung.


    Es sei denn es geschieht ein Wunder oder eine Ausnahme von der Regel. Die Hoffnung auf ein besseres Leben stirbt zuletzt .... Gruss Gundel

    Liebe Sabine,


    Du bringst es auf den Punkt. Bei der Beerdigung ist der Trauernde ( noch) relativ stark oder eben geschockt, zumindest " fällt er nicht aus der Rolle", er ist grösstenteils gefasst . Bis dann das Herzblut schiesst dauert es eine Weile und passiert im stillen Kämmerlein. Deshalb ahnte ich doch niemals, wie zum Zusammenbrechen schmerzhaft so ein Tageskampf ist. Ich wusste nicht, was wirkliches Trauern bedeutet....... keiner äusserte sich dazu, keiner sagte etwas.


    Für mich kamen die ersten Qualen morgens : die Tageszeitung der Region aus dem Briefkasten zu holen, wohlwissend , dass der Hammer darin steht. Die vermeintliche Seite aufschlagen zu müssen, wo mir der Name " Franz" , mein Franz , entgegenschlug . Traueranzeige. Danach folgten die anderen Tretminen , wie die Anzeige der Kollegen , die der Mountainbikegruppe MIT seinem Bild unangemeldet! Dann begann die bleierne Qual seither..................

    Das Herz blutet noch immer. Nie hat man dieses Schluchzen von anderen gehört, nie geahnt, was so ein Mensch mitmacht.... bis man selber dran war. Ja, weil es sich in der Höhle der Verborgenheit abspielt, weil man sich versteckt damit. Ich war naiv, unwissend, ich habe es nicht geahnt, dass man morgens schier nicht mehr aufstehen will und froh ist,wenn es endlich wieder Abend ist!


    Nur wiegesagt die Witwen von früher, die zeitlebens in Schwarz gingen, die verschafften sich dadurch Distanz und man sah es ihnen im Gesicht auch an. Erst heute weiss ich, wie gut das Schwarz zu ihrem abgrundtiefen Schmerz passte. Da war Schmerz zu ahnen.


    Liebe GRüsse Gundel

    Liebe Carolin,


    bin froh ,dass endlich wieder Abend ist! Ich lese nach diesem Schmerzenstag die anderen Posts. Das wusste man ja garnicht ( naiv denke), dass soviele Menschen solche Schmerzen bis zum Schreien aushalten ,wenn man früher an Sonn- und feiertagen mit seinem Liebsten durch die Wälder gestreift ist oder am Abend , wie jetzt um diese Uhrzeit, zusammen das Sonntagsessen genoss ! Ich habe nicht geahnt, dass es so bohrend in einem wütet, dass der Kloss im hals immer dicker wird, dass man besessen ist von Sehnsucht und nach ihm schreit. Ja, ich lese, dass es Euch allen so schlimm ist.

    Gottseidank, es ist Abend !

    Liebe Gabi,Dann bin ich übers Ziel hinausgeschossen und hatte eine Hoffnung für mich gehegt, die Deine Erfahrung widerlegt hat . Du meinst, nichts kann diesen Verlust ersetzen. Es ist und bleibt ein Verlust demnach... Das Lebensgefühl von vorher ist wie weggeblasen, meinst du. Und so erschreckt es mich tagtäglich seit diesem unwiederkehrbaren Morgen als ich ihn verlor : Mein Lachen ist erlöscht. Mein Glück ist geplatzt.

    Vor meinem geistigen Auge , ich war noch Kind, sehe ich dieses erloschene Lachen meiner GRossmutter ( und anderer Frauen der 50ger Jahre): diese Frauen trugen sich als Witwe quasi. in schwarz von Kopf bis Fuss ein Leben lang. Gewiss, sie hatten damals auch noch andere Riten , die ich hier nicht anführen muss.Heute verstehe ich das. Heute weiss ich erst, WIE es in ihnen aussah!

    Siehst Du, gleichzeitig erkennen wir daran Geschichte. Man verliebt sich- manchmal bekommt man Kinder- man baut Haus- man pflanzt Baum- man zankz und verträgt sich- man feiert Feste und durchschreitet Täler- Kinder gehen aus dem Haus..... undsoweiter... und dann stirbt einer. Dann haust der grausame Verlust in der Seele des Überigbleibenden.

    Ob ich mich an das Grossmutter- Wort wenigstens halten kann ; dass " Zeit alle Wunden heilt" ?!

    Liebe Gabi,


    Du bringst es auf den Punkt. Sinn .
    Mir gehts auch schlecht-er,dachte bei der Beerdigung vor 9 Wochen es sei für mich zu bewältigen. Aber da war ich ohne Eure Erfahrung gewesen.Auf der Suche sein nach Sinn. Dieses Stichwort von Gabi will ich aufnehmen.

    Ist es vielleicht wie mit anderen guten Tugenden, der Liebesfähigkeit oder der Hilfsbereitschaft etc. Man begegnet an allen Ecken hie und da dem " Sinn" in Person eines hilfsbedürftigen Menschen?! Die meisten Traurenden begegnen dem Naheliegendsten, nämlich den Enkeln, der alten Eltern . Wo diese nicht warten, vielleicht wäre eine Begegnung mit einem einzigen Menschen ein grosser Sinn . Das wäre christlich gelebte Nächstenliebe : einem hilfsbedürftigen, einsamen , glücklosen Menschen einfach helfen . Ich könnte mir vorstellen, das dies weitergegebende " Liebe ", zumindest weitergegebendes gutes Tun an einem nächsten Menschen wäre und dies macht einem vielelicht auch " satt" ? Fragezeichen.

    Gebe ich zu, dass ich in meiner Trauer ( noch) zusehr um mich kreisen muss. Aber ich wollte diesen Denkansatz reinbringen, bevor wir vegetieren. Es wäre eine win- win- Situation .

    Ich hatte gestern eine Attacke des Schmerzes aus einem konkreten Anlass . Bin noch benommen vom Heulen.
    Grüsse von Gundel

    Hallo Dominik,


    du siehst, auch ich habe Mordsprobleme, weil ich meinen Mann erst vor paar Wochen jäh verlor. ER war ein starker , wunderbarer Mensch für mich.Ich versuche täglich das zu verkraften. Ohne Medikamente. Mit einer Psychotherapeutin alle paar Wochen. Es ist so : Wir , auch Du, werden wieder gehen lernen. Wie beim KLeinkind lernen wir wieder gehen. Es fällt hin- steht wieder auf- fällt hin- erhebt sich wieder- und irgendwann , nach pasuenlosem Bemühen, bringt es die Neugier soweit, dass es endlich laufen kann.


    Was kann ich noch für dich tun? Gundel

    Lieber Dominik,


    Es war . Es war auch in deiner Schulzeit; also in einer sehr jungen, unerfahrenen Phase deiner Entwicklung. Ich höre Deinen Widerspruch: Es war Liebe ,sagst du.

    Was ist Liebe. Sie war einseitig, sie war deine stille Liebe, es war eine Liebe, die Du nicht erprobt hast, sprich: Du hast keine Erprobung deines Gefühls gehabt. Ihr habt es nie gelebt.


    Alles recht visionär.

    Was positiv an der Schilderung ist: Du kannst tief empfinden. Du bist träumerisch.Du bist hochsensibel,Du bist sehr " liebesfähig".

    Inwieweit diese Fähigkeit aber an diese bestimmte Person gebunden ist.... das kannst du nicht wissen, das stellst du dir bislang vor.


    Das Objekt deiner Liebe . Es geht darum einen Menschen irgendwann, irgandwo , irgendwie ..zu treffen, auf den Du diese wunderbare Gabe deiner Liebesfähigkeit projezieren darfst . Ein Mensch , der DA ist. Ein Mensch, der darauf antwortet und diese Liebe auch mit dir lebt für eine Zeit oder für immer.


    ich bin in grosser Trauer im meinen Mann. Ja, das war 40 Jahre gelebte Liebe .Ich will dir dennoch helfen. GRuss Gundel

    Die anderen haben durch ihre etwas längere Leidens-Erfahrung ein Schrittchen voraus ... und viel , viel Schmerz gehabt, haben ihn . Ich habe inzwischen gemerkt, dass manche gut gemeinte Trostesworte mich mitten ins Herz treffen. Das war dann nichts.Genauso habe ich vor paar Tagen einen TRost bekommen, der war sanft und gut:


    Ein Tod ist eine Trennung , ein Abschied. Wir alle verzehren uns vor Abschiedsschmerz , weils für immer ist. Das letzte tut furchtbar weh zu schreiben... für immer, ich fasse es nicht. Doch hätten unsere Liebsten noch länger gelebt, sagen wir sogar viel länger, dann hätten wir dasgleiche später leiden müssen, dann stünde es uns noch bevor. Und jetzt kommts: Mein Grossvater, so berichtet meine Mutter, habe den Tod meiner Grossmutter ganz schwer verkraftet. SIe starb mit 87 , er war 89. Er habe abends laut nach ihr geweint, ihr Name gerufen, schrecklich gelitten... in diesem Alter.



    Ich dachte bisher der relatiiv frühe Tod mache es mir so schier unüberwindlich schwer. Aber nein, die Wunde schmerzt , wenns denn eine gute Beziehung war, in jedem Alter gleich schrecklich.Das wusste ich nicht. Heisst also, jeder Zurückbleibende leidet , unabhängig von Alter u Geschlecht. Ist es nun TRost oder ist es nicht, mir hats etwas geholfen. Dann geht es allen Menschen gleich.

    Erträglichen Tag Gundel