Beiträge von RalfsHeidemarie

    Wenn man sich betrogen fühlt, dann fühlt man sich reingelegt. Dann hat jemand sich Vorteile verschafft indem er etwas vorgespielt hat. Etwas nicht gesagt hat. Einen Irrtum provoziert hat. Und wenn er die Wahrheit gesagt hätte, wäre alles anders gewesen.

    Oder was ist für Euch Betrug?


    Betrogen

    Weg genommen

    Vorenthalten

    Nicht bekommen

    Enttäuscht


    Betrogen

    - um die Zeit, die man für

    selbstverständlich hielt in der Zukunft.

    - Man ist davon ausgegangen, daß es

    noch sehr lange andauert.

    - Und nun fehlt in der angenommenen

    Selbstverständlichkeit ein großer

    Zeitabschnitt.

    - Es fehlen Erlebnisse, Feiertage,

    Urlaube,

    - E S F E H L T alles.


    Weg genommen,

    - die zukünftigen gemeinsamen

    Geschehnisse und Erwartungen,

    - das zukünftige Glück,.......

    - den Sinn meines Lebens


    Vorenthalten

    - das gemeinsame Leben ab Tag X

    - das Miteinander Altwerden

    - meine Zukunft mit......


    Nicht bekommen

    - was ich als selbstverständlich

    angenommen habe

    - wovon ich sicher war es zu behalten

    - das was mir am wichtigsten war und ist


    Enttäuscht

    - erkannt, daß ich mich getäuscht habe in

    meinen Annahmen

    - mit Entsetzen festgestellt, daß das

    Selbstverständliche nicht

    selbstverständlich ist


    Daß etwas fehlt und das mich dieses Fehlen völlig aus der Bahn wirft.

    Daß es eine neue Bahn braucht......


    Was habe ich bekommen?

    Was habe ich übrig?


    Bekommen habe ich:

    - xxx Jahre mit.......

    - Glück bis zum Tag x

    - Liebe

    - Kinder

    - .......

    - .......

    - .......

    Und dafür kann ich dankbar sein. Oder ich kann es versuchen.

    Alles was fehlt

    Alles was war habe ich in der Vergangenheit bekommen.

    Und dafür versuche ich heute dankbar zu sein.

    Und während ich übe das Gefühl Dankbarkeit zu empfinden kann ich keine anderen schlimmen Gefühle fühlen.

    Vielleicht ein paar Sekunden lang. Oder Minuten?

    Ralfsheidemarie

    Heute will ich Euch erzählen von einem Abend in der letzten Woche.

    Ich hörte und höre sehr gern früher über CDs und heute meist bei Youtube Phantasiereisen oder Suggestionen.

    Und an dem Abend habe ich versucht mir eine eigene Geschichte auszudenken.

    Ich habe auf dem Rücken im Bett gelegen. Meine Hände gefaltet auf dem Bauch. Ich lag so wie mein Ralf als ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Tot im Krankenhaus.


    Und dann habe ich mir vorgestellt ich stehe vor einer Himmelstreppe.



    Meine Hunde sind bei mir und ich gehe langsam hinauf. Jack, unser kleiner Windhund läuft vorweg. Neben mir Chelsea, meine älteste Hündin. Dann Romeo, der kleine Schwarze und ein zwei Stufen hinter mir Mambo. Der inzwischen blind ist.

    Wir gehen langsam und stetig diese Treppe hinauf. Die Stufen sind nicht sehr hoch.

    Je höher wir kommen um so weniger ist es beschwerlich. Ich gerate eigentlich beim Treppe steigen schnell aus der Puste. Aber auf dieser Treppe nicht. Dort gehen ja auch sehr Kranke hinauf. Es ist ganz einfach. Wie Zauberei. Mühelos.

    Nach einer Weile, wobei ich immer darauf achte und mich umdrehe daß wir zusammen bleiben, kommen wir dem Treppeende immer näher.

    Jack rennt voraus weil er ihn schon gesehen hat.

    Ralf kommt am Eingang aus einem Tor, was offen steht heraus und wartet auf der obersten Plattform auf uns.

    Zuerst erreicht ihn Jack, springt freudig an ihm hoch und will ihn küssen. Er geht in die Knie und streichelt ihn, begrüßt ihn.


    Dann kommen wir oben an und stehen uns gegenüber. Ganz still ist es.

    Wir schauen uns in die Augen. Und dann gehe ich auf ihn zu und umarme ihn.

    Er legt seine Arme um mich und ich lege meinen Kopf auf seine Brust.

    Angekommen, da wo ich hin gehöre.

    0Nach einer langen Weile begrüßt er die anderen Hunde. Und nun höre ich auch seine Stimme."da seit ihr ja,"

    "Na, was habe ich Euch gesagt" spreche ich die Hunde an "wir besuchen den Papa".

    Wir geben uns einen, zwei, drei oder noch mehr Küsse und lachen miteinander, weil wir beide nicht genug davon bekommen können. Wir strahlen vor Glück.

    Wir setzen uns auf die oberste Stufe, ganz eng, ganz nah aneinander. Und dann reden wir miteinander über die Zeit die vergangen ist. Was jeder erlebt hat. Wie es uns geht. Was wir denken und fühlen. Was wir machen und planen.

    Und ich erzähle ihm alles über die Hunde.

    "das weiß ich doch alles, Schatz." sagt er. "Ich bin doch immer bei Euch."

    "So wie man als Mensch multitaskfähig sein kann, so kann man im Anderland multiseinsfähig sein." "Ich kann gleichzeitig bei Dir sein und bei meiner Mutter hier im Anderland. Bei meinem Bruder und manchmal auch bei meinem Sohn auf der Erde." Er strahlt mich an und sieht glücklich aus.

    Er sieht aus so wie ich ihn kenne. Nur gesund. Etwas dicker. Und mit einer glücklichen Ausgeglichenheit, Ruhe, Gelassenheit und Zuversicht.

    Er strahlt mich an so wie das Licht hinter dem Tor.

    Lange sitzen wir da zusammen. Die Hunde um uns herum und erzählen uns gegenseitig. Sind zärtlich miteinander und versinken in Harmonie und Zusammengehörigkeit.

    Irgendwann machen wir uns wieder auf den Weg die Treppe runter. Ohne Traurigkeit und ohne Tränen.

    Wir können jederzeit wiederkommen und uns sehen und berichten und kuscheln.


    Als ich zurück war in meinem Bett erfüllte mich eine Glücklichkeit und ich freute mich schon auf den nächsten Besuch.


    Das war meine eigene Reise. Es hat mir sehr gut getan. Ich wußte vorher nicht was und wie die Geschichte verlaufen würde. Es passierte einfach, daß die Bilder aufstiegen in mir und die Geschichte sich formte.

    Jetzt denke ich auch oft tagsüber an diese Treppe und die oberste Stufe.


    Ralfsheidemarie

    Ja, der Alltag, das ist das richtige Wort. Wenn etwas alltäglich ist ist meist auch selbstverständlich.

    Zum Beispiel, daß wir genug zu essen haben. Das ist für uns hier in Mitteleuropa Alltag und selbstverständlich.

    Aber nicht überall. Nicht jederzeit.

    Hat man es mal anders erlebt, wertet man es anders als wenn man es nicht kennt, den Verlust, den Mangel.

    Dann fühlt man auch nicht die Dankbarkeit und dann spricht man sie nicht aus. Denn würde man darüber nachdenken auch in der Zeit in der es selbstverständlich war könnte man es fühlen und ansprechen.

    Wenn ich meinen Partner verloren habe, habe ich vielleicht noch Eltern oder Geschwister, oder Freunde. Wir können es lernen auch das heutige Selbstverständliche zu beachten, als wertvoll anzusehen.

    Wahrscheinlich am ehesten wenn wir eine Tradition, eine Gewohnheit daraus machen. So das das Beachten und Aussprechen von Dank und Liebe und Freundschaft alltäglich wird.

    Erstmal es aus dem Versteck holen und ins Bewußtsein bringen. Durch ein Dankbarkeitsbuch z. B.

    Früher hat man ein Dank-Gebet gesagt. Z. B. beim Essen. Oder vor dem Schlafen.


    Hat jemand eine Idee wie man das ändern könnte? Durch neue Gewohnheiten und Geflogenheiten? Indem wir etwas üblich machen. Tradition ist sowieso nicht das richtige Wort. Aber ich finde das richtige Wort jetzt nicht.

    ( Wortfindungsschwierigkeiten)

    Wie heißt das Wort, wenn man in der Familie jedes Jahr Ostern das so und so macht?

    Ralfsheidemarie

    Liebe Anna,

    daß wir das Zusammensein mit unserem Partner für Selbstverständlich genommen haben. Das kommt uns allen naiv vor. Ja ich bereue auch so Einiges. Nachträglich.


    Wenn ich mitkriege wie meine Schwester sich über ihren Mann ärgert, dann sage ich ihr. Das es nicht selbstverständlich ist, daß er da ist. Und das es Quatsch ist sich zu ärgern.

    Aber es kommt nicht an. Sie ärgert sich immer wieder.

    Ich denke man kann nicht leben als sei morgen der Partner weg.

    Das geht nicht.

    Das man denkt, man hätte es ihm viel öfter sagen und zeigen sollen, wie sehr man ihn liebt, braucht und wertschätzt.

    Das gehört alles zum Trauern dazu. Auch das ist Trauern.

    Ich hoffe Du hast Hilfe bei all den Entscheidungen mit Haus und Geld und wie es weiter geht.

    Vielleicht schreibst Du ein Tagebuch welches Du später Deiner Tochter geben kannst. Damit Sie, wenn sie älter ist auch Ihre eigene Geschichte versteht. Und vielleicht ein Fotobuch über Deinen Mann und ihren Vater. Wie ihr Euch kennen gelernt habt und alles danach. Heb ihr Kleinigkeiten auf von ihrem Vater, die er getragen hat, die er angefasst hat oder die er besonders mochte.

    Es gibt sehr gute Kinderbücher über das Trauern. Nur ist es sicherlich sehr schwer sich um das Kind zu kümmern, was den Vater vermisst - wenn man selbst in dem Trauma gefangen ist und um den Partner trauert.

    Ich schicke Dir in meinen Gedanken eine kleine Prise Zuversicht.

    Ralfsheidemarie

    Hallo liebe Freundinnen und Freunde,

    Schnuckel geht es mit ihrer Trauer im Moment gar nicht gut.

    Sie hat nicht die Kraft im Forum zu schreiben oder zu lesen. Sie meidet Menschen. Sogar auch Familie.


    Ich darf Euch Bescheid sagen, daß nichts Schlimmeres passiert ist als sowieso schon.

    Ihr braucht Euch also keine besonderen, zusätzlichen Sorgen zu machen.

    Ich habe heute what's ap Kontakt zu ihr gekriegt. Endlich.


    Sie hofft, daß wir da irgendwann raus kommen aus dem Schmerz und dem Leid.

    Ralfsheidemarie

    Ach Du Scheiße NEIN. Nicht gehen.

    Hier haben auch schlechte Väter und Mütter und Partner Platz.

    Das Kriterium ist nicht die Qualität eines verlassenen Menschen in der Vergangenheit.

    Allein, daß er um einen Verstorbenen trauert, daß ist das Kriterium.

    Bitte bleib.

    Geh nicht.

    Ralfsheidemarie

    Liebe Birgit,

    willkommen in unserem Forum, daß wir wahrscheinlich alle vor unserem schrecklichen Tag X gar nicht kannten oder brauchten.

    Nun gehörst Du zu uns, die wir Gleiches oder Ähnliches mitmachen müssen.

    Bei Dir ist es noch sehr sehr frisch, Du bist vielleicht noch im Schockzustand.

    Jede und jeder hier versteht Deinen Schmerz und kennt das Leid aus eigener Erfahrung.

    Wir unterstützen uns und sind füreinander da.

    Schreib, schreib, rede, male, weine...... Stelle Fragen und lies auch in den anderen Wohnzimmern. Meistens weiß man gar nicht viel über das Trauern. Das war zumindest bei mir so.

    Und Menschen, die das noch nicht erlebt haben sind Unwissende.

    Bei mir ( 67) ist es jetzt 14 Monate her, daß mein Schatz ( 57) unsere Welt verlassen hat.

    Ich weine nicht mehr jeden Tag. Aber putzen und aufräumen kann ich nur sehr selten. Ich habe keinen Antrieb und alles scheint sinnlos zu sein.

    Ich verbringe inzwischen wieder viel Zeit im Bett. Mehrere Wochen wäre ich ihm gerne nachgestorben. Seit Neuestem nehme ich Antidepressiva in erhöhter Dosis. Die dunkle Jahreszeit, daß trübe Wetter....... Nun, der Weg ist lang, aber es geht schrittweise vorwärts.

    Ich wünsche Dir Geduld und Zuversicht auf Deinem Weg.

    Ralfsheidemarie

    Liebe Anna, mit Entsetzen habe ich gelesen was Dir und Deiner Familie vor kurzem geschehen ist. Das ist ja noch so frisch, Du bist sicherlich noch im Schockzustand.

    Ich bin immer wieder erschüttert wieviel Leid um uns herum ist.

    So eine Situation ist unaushaltbar. Unfassbar. Unerträglich.

    Ich sende Dir mein tiefes Beileid und finde es gut, daß Du jetzt zu uns gehörst.

    Fühle Dich hier im Forum angenommen mit all Deinen Gefühlen. Stelle Fragen über egal was Dich beschäftigt.

    Wir hören Dir zu. Wir antworten Dir. Wir verstehen Dich.

    Es kann auch sein, daß Du bei der Nachricht ein Trauma erlebt hast.

    Dann würde eine Unterstützung eines Therapeuten sinnvoll sein.

    Wahrscheinlich ist das Trauern für Dich eine völlig neue Situation. Auch das lernt man erst nach und nach was das alles bedeuten kann.

    Gut, daß Deine Eltern sich um Dich und Deine Tochter kümmern.

    Ich denke an Dich und sende Dir :30:


    Ralfsheidemarie

    Hallo Meikel, gerade eben habe ich Deinen Text gelesen. Du hast Deinen Sohn hergeben müssen am 9.1.22. Vor 22 Tagen.

    Wahrscheinlich bist Du noch im Anfangsschock gefangen. Deine Worte sind ein bißchen durcheinander. Hast Du Schuldgefühle? Machst Dir Vorwürfe?

    Ohne Abschiedsbrief zu gehen finde ich ungewöhnlich. Hatte es vielleicht etwas mit der Trennung zu tun?

    Einen Suizit zu verdauen ist äußerst schwer und ich würde Dir raten Dir einen Therapeuten zu suchen. Das alles zu sortieren bedarf wahrscheinlich einer Hilfe.

    Warum glaubst Du nun für Deine Töchter kein guter Vater mehr sein zu können? Oder habe ich das falsch verstanden?


    Auch Deine Töchter trauern jetzt um ihren empatischen großen Bruder.

    War Max vielleicht hochsensibel?

    War er depressiv? Daß er sich für ein "nicht mehr leben wollen" entschieden hat? War das eine spontaner oder vorbereitete Suizit?

    Ich hoffe, daß Du die Idee Dir Hilfe zu holen überlegen kannst.

    Jedenfalls ist das Forum für uns alle eine große Hilfe. Für Dich wahrscheinlich auch.

    Schreib ruhig all Deine Fragen, Gefühle, Gedanken auf. Hier wirst Du gelesen und bekommst Antworten und Verständnis und Verstehen. Trost ist das nicht wirklich aber es hilft trotzdem.

    Ralfsheidemarie

    Kannst Du weinen?

    :30:

    Liebe Waltraud, bei Dir im Wohnzimmer habe ich was von Serotonin geschrieben.

    Wir brauchen diesen Neurotransmitter unbedingt. Und zwar im ganzen Körper.

    Aber wir brauchen eine bestimmte Menge, einen Spiegel.

    Zu wenig ist nicht gut und zu viel auch nicht.

    Es ist aber kein Aufnahme hemer wie Du schreibst sondern ein Wiederaufnahmehemmer.

    Haben wir zu wenig Serotonin dann sorgen diese Tabletten dafür, daß das Serotonin in den Synapsen bleibt nachdem es seine Arbeit getan hat - nicht zurück in die Zellen wandert (aus der Synapse heraus) und an seinen Speicherort um wieder zur Verfügung zu stehen für die nächste Erregung.

    Es müssen möglichst die entscheidende Anzahl in den Synapsen sein.

    Nimmt man eine geringe mg-Zahl des Medikamentes halten die Tabletten einige Serotonintransmitter in den Synapsen. Kommt dann eine elektrische Erregung und muß in eine chemische umgewandelt werden kommt es zur Ausschüttung von Serotonin und dann sind hoffendlich genug davon in der Synapse. Nimmt man mehr mg von den Tabletten, wie es jetzt mein Arzt für mich bestimmt hat dann tummeln sich entspreche mehr davon in dem Synapsen-Spalt. Vielleicht sind meine Speicher leer oder wenig gefüllt.???


    Also entscheiden ist, daß es ein Wiederaufnahmehemmer ist.


    So habe ich das jedenfalls verstanden.

    Ralfsheidemarie

    Hallo Ihr Lieben,

    nun war ich schon so lange nicht mehr hier im Forum und in meinem Wohnzimmer.

    Ich habe ja meine Bekannte aus Hamburg geholt, mit ihrem kleinen Hund.

    Wir wollten zusammen Weihnachten feiern und Silvester. Da braucht keine von uns alleine zu sein.

    Aber dann erlebte ich es doch anders.

    Sie wurde von einem früheren Freund, mit dem sie wieder Kontakt aufgenommen hatte, in meiner Nachbarstadt, zum Gansessen eingeladen. Zu Silvester wollte sie zurück sein.

    Ich habe also den gekauften Weihnachtsbaum gar nicht erst geschmückt sondern bin am 24.12. zu meiner Schwester gefahren und bin dort auch mehrere Tage geblieben.

    Alles dort erinnerte mich an die erste schlimme Zeit nach Ralfs Tod.

    Letztes Jahr war ich länger bei meiner Schwester, in der Schockzeit sozusagen.


    Zu Silvester war ich wieder zu Hause.

    0Nur wer nicht kam war meine Bekannte. Der Mann wollte sie nicht mehr weglassen. Also verbrachte ich Silvester mit meinen Hunden alleine. Wir waren um 23 Uhr schon im Bett.

    So überstanden wir die Feiertage, die Hunde und ich.


    Die Stille im Haus tat mir gut ( einerseits ) die Freiheit alleine zu sein ermöglichte mir das lange ausgiebige im Bett liegen bleiben und wieder rein gehen.

    Schlafen, schlafen. Schlafen.

    Manchmal saß ich 1,2 oder 3 Stunden einfach nur auf meinen Bett und starrte in die Gegend und dachte. Dachte an Alles und Nichts.

    Ich merkte, wie ich nicht mehr traurig war. Nicht wütend und nicht froh. Irgendwie farblos, gefühllos und stumm.


    Das kannte ich von 1993.

    Da hatte ich eine reaktive Depression nach einer traumatischen Trennung.

    Das äußerte sich auch in einer Art Gefühlsstarre. Kein Weinen, kein traurig sein.

    Damals war ich 4 Monate in der Klinik und konnt erst nach 2 Monaten weinen.


    Also, dachte ich, es fängt wieder an. Eine Depression.

    Ich habe einen Termin beim Hausarzt gemacht.

    Endlich fing ich an mich um mich zu kümmern.

    Er hat meine Antidepressiva erhöht und noch etwas hinzugefügt für den Antrieb.

    Und jetzt geht es mir besser. Beziehungsweise ich weine wieder öfter. Und bin besser drauf. Alles ist leichter. Diese Serotoninaufnahmehemmer sorgen dafür, daß mehr Serotonin in meinen Synapsen ist, das Wohlfühlhormon.

    Seit 3 Wochen trinke ich keinen Alkohol mehr. Gar keinen. Ich lebe jetzt abstinent. Erstmal bis Mitte Mai.

    Auch das bringt mich öfter dazu traurig zu sein und Ralf stark zu vermissen. Ich kann jetzt die Gefühle nicht mehr wegmachen.


    Ich habe 3 Trauerbücher hintereinander gelesen. Und am liebsten würde ich das nächste bestellen.

    Es sind schon 2 Monate im 2. Trauerjahr verganngen. Jetzt denke ich nicht "vor 1 Jahr hat er noch gelebt" sondern ich denke daran wie schlecht es mir ging und wie oft ich verzweifelt laut geschluchzt und geweint habe.

    Im Moment sind die Tränen anders. Sie laufen fast tonlos aus meinen Augen.


    Vorgestern habe ich mir abends vorm Einschlafen eine Geschichte ausgedacht. Ein Tagtraum oder eine Phantasiereise.

    Folgt im nächste Teil.

    Ralfsheidemarie

    Hallo Klunthack1,

    es ist schon 15 Tage her, daß Du etwas geschrieben hast.

    Geht es Dir so schlecht.? Daß es im Moment nicht geht?

    Vielleicht liest Du ja ohne zu schreiben.

    Ich habe mich sehr gefreut über Deine Erzählung vom Kartoffelsack und allen möglichen Kleidungsstücken. Und dem rattenscharf. 🐀🌶️

    Er war bestimmt etwas ganz besonderes. Bei Komplimenten tun sich ja viele Menschen schwer. Männer auch.

    Aber Dein Mann scheint ein sehr begabter Komplimentemacher gewesen zu sein.

    Du warst und bist beneidenswert so verwöhnt worden zu sein.

    Ich bin da um Dich glücklich zu machen! Was für ein liebevoller und romantischer Satz. Schreib uns doch noch ein bißchen von den schönen Komplimenten.

    Mein Schatz hatte die Angewohnheit auf der Toilette zu rauchen und zu lesen. Romane. Ich habe ihm manchmal ein Stück Papier mit "ich hab Dich lieb" in sein Buch gelegt. Einige Seiten nach seinem Lesezeichen. Dann tauchte er irgendwann wieder auf und sagte: "Ich Dich auch".

    Da hatte ich doch gar nicht mehr an den Zettel gedacht. Ich schaute ihn verständnislos und fragend an. Bis der Groschen fiel.

    Ich habe fast immer meine Brillen gesucht. Überall lagen meine Lesebrillen in den unterschiedlichsten Farben. Und immer dachte ich erst an die Brille, wenn ich schon auf dem Sofa mehr lag als saß. Meine Hunde um mich herum und auf meinem Schoß. Dann stand er auf und suchte eine Brille für mich. Das war soooo lieb. So war kein Mann vor ihm gewesen.

    Und am allerschönsten war, daß er mich immer beschützen wollte. Das war auch sehr neu für mich.

    War das bei Deinem Mann auch so?

    Ich hoffe Du liest das und Du merkst, wie es uns allen hier geht. Wie wir um etwas Normalität ringen. Wie wir versuchen mit unserer Sehnsucht zu überleben.

    Ich wünsche Dir erträglich Stunden.

    Ralfsheidemarie

    Diesen Weg kannst Du nur Schritt für Schritt gehen. In ganz kleinen Schritten.

    Schau nicht nach vorn. Nur auf das Jetzt schauen - auf Deine Füße.

    Ich denke, daß Du nicht ausschließlich den Trauerweg gehst sondern daß die ganze Geschichte für Dich ein Trauma ist.

    Das heißt, Du mußt das Trauma Überleben und verarbeiten und die Trauer.

    Am Besten wäre, Du würdest Hilfe bekommen. Eine spezielle Therapie. Einen Krankenhausaufenthalt oder eine Reha.

    Wenigstens eine ambulante Unterstützung.

    Hast Du einen guten Hausarzt?

    Ich hoffe Du findest jemandem, der Dir helfen kann die richtige Hilfe zu finden.

    Ralfsheidemarie

    https://marinaschuessler.de/stress-und-trauer


    Schau mal auf der Seite von der Frau schuessler, da ist auch einiges vom Stress und von Trauer beschrieben.

    Mein Hund hat eine Krankheit, die Cushing heißt. Das ist meistens ein kleiner gutartige Tumor, der im Gehirn eine Botenstoffkette auslöst. Dadurch wird die Nebennierenrinde veranlasst Sehr viel Cortisol zu produzieren. Und ich sehe bei ihm, was das mit ihm macht.

    Das Fell verändert sich, die Körperform verändert sich, er trinkt unendlich viel und hat immer Hunger. Er hechelt und atmet schnell, ist unruhig und kommt nicht zur Ruhe. Es ist nicht zu glauben, was dieses Stresshormone so bewirken. Seitdem er mit Tabletten eingestellt ist geht es ihm viel besser. Ich erzähle das nur um die Auswirkungen von Hormonen zu schildern.

    Es ist also für uns wichtig, daß wir möglichst viel Entspannung finden.

    Vielleicht liege ich deshalb immer nur rum.

    Ralfsheidemarie

    Ich habe zum Thema Neurobiologie bei Trauer folgenden Artikel gefunden:



    Archiv

    Wenn der Verlust von Angehörigen tödlich wirkt

    Wenn ein Partner verstirbt, dann heißt es Abschied nehmen. Für viele Menschen ein schmerzhafter Prozess. Wenn ein Hinterbliebener wenig später ebenfalls verstirbt, spricht man vom Witweneffekt. Ein Doktorand der Hochschule Hannover ist dem Phänomen wissenschaftlich ein Stück näher gekommen.


    Von Michael Engel | 31.07.2012


    Christian Schultze-Florey ist 25 Jahre alt. Einen Trauerfall in der Familie hat es nicht gegeben. Vielmehr wählte der junge Medizinstudent das ungewöhnliche Thema seiner Doktorarbeit aus wissenschaftlichen Gründen.

    „Ein Modell, an dem man wirklich gut den Einfluss von Stress auf Immunsystem, auf Neurobiologie, untersuchen kann, ist ein Modell, wo der Stressor auftritt, der vorher nicht da war, und das ist die Trauer.“


    Christian Schultze-Florey ging nach Kalifornien, weil dort ein Institut existiert, das die molekularen Zusammenhänge von Psyche und Körper analytisch umfassend erkundet. 64 Menschen, die gerade einen Trauerfall erlebt hatten, konnten für die Studie gewonnen werden.


    „Was wir im Vorfeld wissen, ist, dass Personen, die schwer erkrankte Familienangehörige pflegen, dass die erhöhten Entzündungswerte im Blut zeigen. Was jedoch noch nicht klar war, ist, dass auch Trauer ein potenter Stressor ist, der das Immunsystem disreguliert, und dass wir auch da das „Interleucin 6“ finden."#


    „Interleucin 6“ ist ein Botenstoff, der Entzündungen fördert, am Ende sogar zu Arteriosklerose und Herzinfarkt führen kann. Tatsächlich wurde der Doktorand fündig. Die Blutanalysen zeigten bei den Trauernden im Einzelfall sogar dreifach erhöhte Werte. Doch nur die Hälfte der Studienteilnehmer war betroffen. Bei den anderen blieb alles im normalen Bereich.


    „Was uns dann insbesondere interessiert hat mit dem Wissen, dass dieser „widow hood effect“ ja nicht wirklich jeden betrifft. Dass wir geschaut haben, was könnten Gene da für einen Einfluss haben? Und da haben wir uns das „IL-6-Gen“ insbesondere angeschaut. Und dort eine Genvariante. Gerade diejenigen, die eine Genvariante zeigten, wie die geschützt vor diesem Trauerstress waren.“


    Es hängt also insbesondere von den Genen ab, ob sich der Trauerstress negativ auf die Gesundheit auswirkt. Mit der psychischen Intensität der empfundenen Trauer hatte das in jedem Fall nichts zu tun. Der naheliegende Schluss: Es war nicht das „gebrochene Herz“ des Trauernden, sondern eine Genvariante, die zu der vermehrten Ausschüttung entzündungsfördernder Hormone führte. Bei der Untersuchung hatten 50 Prozent der Betroffenen eine Genvariante, bei der erhöhte Werte von „Interleucin 6“ auftraten. Diese Menschen reagierten auf Stressfaktoren wie Trauer besonders empfindlich.

    Liebes Linchen,

    ich erkläre mir zumindest das Scheuen vor Menschen und die Anstrengung bei ganz normalen Tätigkeiten mit einem hohen Stresslevel.

    Jetzt mal unabhängig von Hochsensibitität oder ADHS.

    Der Tod einer wichtigen und sehr nahen Person bringt wahrscheinlich unser ganzes Gehirn durcheinander.

    Alles muß umgestellt und verändert werden. Die Botenstoffe und Neurotransmitter haben sich verändert und das ganze System ist in Aufruhr. Besonders achtsam und aufmerksam. Die Stresshormone schalten alle Not und überlebenssysteme an.

    Das kostet viel Kraft. Viel Energie.

    Und so kommt es, daß wir besonders wachsam sind. Besonders empfindlich. Emotional immer an der Grenze.

    Ich denke es hat mit unserer Neurobiologie zu tun.

    Frag doch mal bei Charlott ( Bettina) nach. Die kann das bestimmt gut erklären.

    Ralfsheidemarie