Ich möchte helfen...

  • Hallo!
    Gestern ist etwas sehr schlimmes passiert. Ein guter Freund war mit dem Teleskopstapler bei der Arbeit, als sich plötzlich die Verlängerung des Arms löste. Die donnerte mit voller Wucht zu Boden und traf einen anderen Mann. Der erlag seinen Verletzungen.


    Die betroffene Baufirma ist die, meines Bruders. Der Kollege macht sich unendlich Vorwürfe, versinkt in Schuldgefühlen. Gibt sich die Schuld an allem, obwohl es ein Arbeitsunfall war, bei dem er nicht für kann...
    Genauso ist mein Bruder am Boden zerstört, weil es ja seine Firma ist. Auch mein Vater ist Beteiligter und ist am Ende (er leidet ohnehin schon an starken Depressionen)...


    Könnt ihr mir bitte Ratschläge geben, wie ich am besten helfen kann? Ich habe irgendwie total Angst, Fehler zu machen, oder etwas falsches zu sagen...


    Danke jetzt schon für eure Hilfe
    tina

  • Vorerst einmal mein großes Beileid zu diesem Vorfall.


    Ein derartiger Arbeitsunfall schockt immer die ganze Umgebung dazu. Und doch kann man solche Fälle nie gänzlich ausschließen. Dort wo gearbeitet wird, kann(darf) auch mal was außergewöhnliches passieren. Heutzutage hat man durch Fortschritt und vielen Sicherheitsmaßnahmen schon weit aus weniger derartige Vorfälle, als noch vor Jahren. Und doch, wird immer wieder ein Unglück passieren. Auch in Zukunft.....


    Vom Gefühl her würde ich sagen, indem Du die Nähe der Betroffenen suchst, und ihnen einfach zuhörst, gibst Du dabei viel an Zuversicht zurück. Jeder Mensch wird aber auch anders darauf reagieren. Auch da kann man "hinein" hören. Mit Zuhören kannst Du aber bestimmt nichts falsch machen.



    Alles Gute Dir


    ....dazu viele Kraftpakete für die schweren Tage.....


    Lieb Gruss


    Walter ( ... )

  • Liebe Bettina,
    du kannst Gesprächsbereitschaft signalisieren und du kannst - wie Walter es sagt - zuhören. Mehr kann man in so einer Situation meist nicht tun ... Zuhören, können übrgens die wenigsten, viele meinen sie müssten Ratschläge geben, aber das geht meist ins Auge, denn Ratschläge sind oft verletzend. Hat der verunglückte Familie?
    AL
    Christine

  • Liebe Christine, lieber Walter,
    in den letzten Tagen habe ich wirklich sehr viel zugehört. Ich habe ihnen klar gemacht, dass ich da bin, wenn sie mich brauchen und ich wurde gebraucht. Einfach nur "dazusein". Das tat auch mir ziemlich gut, denn ich merkte erst später, dass auch mir die Situation ziemlich zu schaffen macht.


    Heute waren wir gemeinsam bei den Angehörigen des Verstorbenen. Er hat 2 Schwestern, die Eltern und eine Freundin.
    Ich habe es sehr, sehr tapfer gefunden, dass mein Bruder und auch der betroffene Kolleg den Mut hatten, sich mit den Angehörigen zu treffen. Wir hatten alle große Angst, weil in einem solchen Moment jede Reaktion normal sein kann...


    Wir wurden aber nur positiv überrascht. Die Schwestern sprachen ihm Mut zu und dass sie ihm keine Vorwürfe machen. Es war ein Arbeitsunfall und da kann er nichts dafür. Sie waren einfach unglaublich stark... Auch die Mutter machte ihm keine Vorwürfe und sagte, wir sollen nicht weinen, das ist nun mal passiert...
    Einzig der Vater tat sich schwer, auf uns zuzugehen. Wir haben dann alle miteinander gesprochen und es kam soweit, dass jeder jeden umarmen konnte. Das war heute wirklich ganz ein wichtiger, großer Schritt für uns alle. Besonders aber für meinen Bruder und dem Kolleg, der den Stapler lenkte...


    Morgen haben alle Arbeiter, die beim Unfall dabei waren, ein Gespräch, mit einem Notfallpsychologen...
    Ich bin so froh, dass sie alle Hilfe annehmen...


    Danke euch für eure Antworten!


    Bettina