Hallo alle zusammen!
Ich lese schon seit längerem mit und kann mich erst jetzt überwinden, auch meinen Leidensweg hier zu schildern!
Ich habe am 02.04.2013 meinen Verlobten im Alter von 27 Jahren nach 3jährigen Kampf gegen den Krebs verloren!
Alles begann im Juni 2010, nicht mal 3 Monate nachdem sein Vater an Krebs verstarb! Er bemerkte einen Knoten im Hals, keiner dachte jemals dass das was Schlimmes sei, aber trotzdem ging er zum Hausarzt und der schickte ihn dann weiter zu einem Facharzt!
Ende Juli wurde ihm der Knoten entfernt, obwohl die Ärzte meinten es sei sicher nicht nötig und ob er das wirklich machen möchte weil ja eine Narbe bleibe, doch er wollte auf Nummer sicher gehen! Am 19. August dann die schreckliche Nachricht, Non-Hodgkin-Lymphom mit B- Lymphozyten und von diesem Zeitpunkt an veränderte sich unser ganzes Leben und sein Leidensweg begann! Im September starteten sie mit der ersten Chemo stationär und weil er sie so gut vertragen hat und sich ja nie wirklich viel anmerken lies, bekam er die restlichen bis März 2011 nur mehr ambulant alle 3 bis 4 Wochen, an einem Tag den Antikörper und am nächsten Tag 4 Stunden die Chemo! Im Großen und ganzem verlief alles ganz gut, natürlich war es ihm an den Tagen der Chemo schlecht und ich fürchtet mich wenn ich von der Arbeit heim kam, weil er einfach schlecht gelaunt war und auf ein, „wie geht es dir“ sehr bockig reagierte! Trotzdem ging er weiterhin seiner Arbeit und seinem Hobby nach und hatte immer eine positive Einstellung!
Von März bis Dezember war alles ganz ok! Sie bemerkten zwar etwas im Juni, doch wir bekamen dann wieder Entwarnung und wir fuhren auf Urlaub und genießten einfach die unbeschwerte Zweisamkeit!
Im Jänner wurde es wieder schlimmer, er bekam starke Rücken und Bauchschmerzen, hatte überhaupt keine Kondition mehr, wenn er nur zwei Stufen raufging hatte er schon keine Puste mehr und dann nahm er in kürzester Zeit auch noch 25kg ab, doch die Ärzte waren sich nicht sicher und er wollte auch irgendwie eine andere Lösung finden um nicht nochmal so eine Prozedur mitzumachen! Wir holten uns zusätzlich Rat bei einem anderem Arzt, versuchten es mit Chinesischer Medizin und lebten monatelang nur vegan, doch das war für ihn eher eine Qual und unterstützte seinen Gewichtsverlust noch mehr, da er ja soooo ein Fleischtiger war! Im Endeffekt bekamen wir von dem Arzt, der uns zusätzlich unterstützte am 5. Juli 2012 wieder eine schreckliche Nachricht und wurden sofort wieder auf die Hämatologie verwiesen, diesmal ein Non- Hodgkin-Lymphom mit T- Lymphozyten…für mich brach eine Welt zusammen! Doch gerade er baute mich immer wieder auf und war voller Hoffnung, obwohl der Arzt meinte, wenn wir nicht sofort handeln ist der Zug abgefahren! Bevor sie mit den Chemos starten konnten, mussten sie ihn noch stabilisieren, in der Lunge war Wasser, das Herz schlug viel zu schnell, er hatte ständig Fieber und sie versuchten ihn mehrmals zu punktieren, damit sie eine Gewebeprobe haben! Bis September bekam er dann wieder Chemo, diesmal 24 Stunden durch und das mehrere Tage hintereinander! An einem Tag steckte er voller Hoffnung und an anderen wieder voller Verzweiflung, jeden Tag war ich stundenlang bei ihm und sprach ihm gut zu oder saß einfach nur neben ihm, weil er einfach keine Lust zu reden hatte, er hasste das Kh und hatte immer extremes Heimweh! Auch an den Wochenenden wenn er mal zu Hause war, mussten wir jeden Tag in der früh ins Kh fahren, weil sie von ihm Stammzellen für eine autologe Transplantation brauchten und die durch das spritzen nur ein bis zwei Tage hoch genug sind um entnommen werden zu können.
Doch er bedankte sich für alles auf eine wunderschöne Art und Weise und machte mir im September einen Heiratsantrag wie aus einem Märchenbuch! Unsere Liebe wurde durch diese Krankheit so gestärkt und keiner konnte uns jemals etwas von schwierigen Zeiten erzählen, wir kannten sie zu gut!
In der Zwischenzeit ging es ihm wieder besser und er hatte sich sehr gut von den ganzen Strapazen erholt! Im November entschloss er sich dann für die Transplantation die sie ihm nahegelegt haben, weil die Chance sonst bei 70% steht, dass die Krankheit wieder kommt und so nur mehr bei 50%, was bei einem kranken Menschen wenn es um Leben oder Tod geht sehr viel ist!
Diese 4 Wochen auf der Knochenmarktransplantation waren für ihn mit Abstand die schlimmste Zeit in seinem Leben! Alleine in einem kleinen Zimmer, eine starke Chemo die den ganzen Körper zerstört und die ganzen Schleimhäute angreift! Jeden Tag warten bis die ganzen Werte im Körper den Nullpunkt erreicht haben und endlich wieder anfangen zu steigen und dann hoffentlich auch bleiben um nach Hause gehen zu können und das noch vor Weihnachten! Auch der Anblick von Blutkonserven oder wenn wir auf Besuch kamen und unsere Kleidung wechseln mussten und den Mundschutz oben hatten, hat ihm gezeigt, dass in seinem Körper etwas ganz schlimmes vorging! Aber vor allem, die tägliche Verabschiedung wenn ich nach Hause ging und das ich ihm keinen Abschiedskuss geben durfte und wir aber dann auch nicht telefonieren konnten, was wir sonst immer ständig gemacht haben wenn ich nicht gerade bei ihm war machten ihn fertig! Doch sein Wunsch ging in Erfüllung und er durfte Weihnachten daheim verbringen, weil er so fleißig mitmachte! Es waren wunderschöne Weihnachten und auch Silvester war sehr gefühlvoll, weil wir wussten, dass das ganze Leiden jetzt ein Ende hat und wir im neuen Jahr viel vorhaben!
Die Kontrolluntersuchungen waren immer super, alle Ärzte waren begeistert wie toll er das ganze überstanden hat und somit begangen wir mit dem verteilen der Hochzeitseinladungen!
Im Februar fehlte uns lediglich nur mehr sein Anzug und deswegen machten wir uns auf die Suche und es war sehr mühsam, weil er hohe Ansprüche hatte!
Auf dem Heimweg bemerkte ich, dass mit ihm etwas nicht stimmte und als ich ihn fragte, bekam er keinen anständigen Satz mehr heraus und so machten wir sofort einen Fahrerwechsel und ich fuhr mit ihm zur Erstaufnahme! Seine Hand war bamstig, eine Gesichtshälfte hing hinunter und er konnte nicht mehr sprechen, die Ärzte meinten es sei ein leichter Schlaganfall gewesen, doch dem war nicht so! Einmal hieß es Krebs in der Liquorflüssigkeit, dann Borreliose, eine andere Art von Meningitis, Migräneanfälle oder starke Depressionen, was ich mir bei ihm schon gar nicht vorstellen konnte! Doch sie haben ihn 5mal punktiert und bei jedem Befund kam was anderes raus und jeder Pathologe sagte was anderes!
Das erste Mal in dieser ganzen Zeit wusste ich, dass es jetzt nicht mehr positiv ausgehen wird und dass es mit Sicherheit wieder Krebs ist! Wochenlang haben sie ihn auf Borreliose therapiert, doch sein Zustand verschlechterte sich! Wenn er daheim war, hatte er ständig seine Anfälle und danach hat er nur gebrochen und er bekam eine sehr starke Gürtelrose! In der Nacht lag ich neben ihm und hörte ständig ob er noch atmet, es war die schlimmste Zeit in meinem Leben! Am 18. März hatte er stationäre Aufnahme in der Hämatologie, er war schon sehr verwirrt und sein Zustand verschlechterte sich rapide, doch laut Ärzte ist es kein Krebs und deswegen kam er auf die Intensivstation der Neurologie und von dort leider nicht mehr heim!:´-((
Am 29. März sagten sie mir, dass sich ihr Verdacht bestätigt hat und das es Krebs ist und es nicht wirklich mehr ein Hilfe gibt und auch wenn, wusste ich, dass er die auch nicht mehr in Anspruch nehmen möchte! Er reagierte nicht mehr, wenn man mit ihm reden wollte, man merkte einfach, dass der Krebs das Hirn schon so zerstört hat, dass die meisten Sachen einfach nicht mehr ankamen!
Ich fuhr immer zweimal zu ihm ins Kh und als ich am Abend noch mal kam, sah er mich plötzlich an und lächelte! Ich musste sofort weinen und das konnte er nie gerne sehen und deswegen versuchte er mich zu kitzeln, er streichelte mich, drückte fest meine Hand und auf einmal verstand er jeden Satz, als ich zu ihm sagte, er soll mir bitte noch ein letztes Lächeln schenken, machte er das auch mit voller Kraft! Ich erzählte ihm noch soviele lustige Dinge aus unserem gemeinsamen Leben und er nickte einfach und schmunzelte! Zum Abschluss rief er auch noch dreimal den Namen von unseren Hund, den wir vor einem Jahr zu uns geholt haben und ihm soviel Kraft schenkte und dann merkte ich, dass er sehr müde wurde und verabschiedete mich von ihm! Um 5 Uhr früh mussten sie ihn intubieren und von dort an, mussten wir warten bis er endlich erlöst wird und sie die Geräte abschalten konnten! Diese Tage waren so kräfteraubend, ich wusste dass es keine Hilfe mehr gibt und das es jeden Moment soweit sein kann und trotzdem willst du diesen Menschen nicht alleine lassen! Vier Tage später ist er dann verstorben und ich bin froh, dass ich dabei sein konnte!
Schließlich hätten wir uns ja im August auch das Versprechen gegeben, bis das der Tod uns scheidet!
Jetzt sitz ich in seinem Haus mit seiner Mutter, hab keine Ahnung wie mein Leben weitergeht! Mein ganzer Alltag hat sich nur um ihn gedreht und jetzt…kann ich ihn nur mehr am Friedhof besuchen, einfach alles nur sinnlos! Man fragt sich ja wirklich was man alles verbrochen hat, dass man mit so einer Wunde leben muss!! Doch ich habe auch viel aus ihm gelernt, das man trotz schlimmen Schicksalsschlägen, sich nicht unterkriegen lassen darf und immer seine Träume und Pläne festhält! Er war so ein Kämpfer und ich bin verdammt stolz auf ihn und das weiß er auch!
So…das war meine Geschichte, ziemlich lang ich weiß! Trotzdem danke, dass ich mir alles von der Seele schreiben durfte!
LG