Der Schmerz zerreißt mich fast

  • Hallo, mein Name ist Heidi und ich habe erst gestern dieses Forum gefunden. Nun weiß ich, dass ich mit meiner Trauer, meinem riesigen Schmerz nicht alleine bin und es vielen anderen genauso geht.
    Mein Mann ist am 31.01.2014 verstorben. Anfangs hatte ich viele Erledigungen, viele Freunde und Bekannte haben angerufen. Jedes Gespräch tut einem sehr gut. Einige Leute haben nur ein SMS geschickt - unpersönlicher geht es gar nicht, das schmerzt auch. Inzwischen gibt es kaum mehr Anrufe von Bekannten.
    Mit zwei guten Freundinnen telefoniere ich tägllich. Den ganzen Tag wartet man schon sehnsüchtig auf diese Gespräche, sie muntern kurzfristig auf.
    Das Leben ohne den geliebten Menschen wird so sinnlos und leer. Wir waren über 29 Jahre zusammen. Der Schmerz wird täglich schlimmer, oft glaube ich er zerreißt mich.
    Essen kann ich fast auch nicht mehr, ich zwinge mich nur zu Kleinigkeiten, damit ich meine Kräfte nicht ganz verliere. Zum Glück habe ich einen Hund, der sehr viel Auslauf braucht, deshalb reiße ich mich zusammen und gehe viel mit ihm spazieren.
    Mein Mann bekam vor 7 Jahren die Diagnose Hirntumor, heuer hat er seinen Kampf verloren. Trotz des Tumores konnten wir in den letzten Jahren noch viel gemeinsam unternehmen und schöne Zeiten erleben. Schließlich war der Tod sicher eine Erlösung für ihn, aber das ist kein Trost für mich.

  • Hallo Heidi,
    herzlich willkommen bei uns hier im Forum!


    29 Jahre! Und die vergangenen 7 Jahre wahrscheinlich besonders intensiv! Da ist der Tod eines Menschen wie eine Amputation!


    Bei dir ist alles noch ganz frisch und deine Umgebung geht schon wieder zum Alltag über? Für die anderen geht alles normal weiter - für dich nicht! Das kennen wir hier nur zu gut, daher haben wir unter anderem dieses Forum gegründet, um der Trauer Raum zu geben, auch wenns draußen wieder weiter geht als wär nichts geschehen!


    Schreib, wann immer dir danach ist, wir hören zu, sind für dich da!
    Alles Liebe
    Christine

  • Liebe Heidi,


    zuerst mein aufrichtiges Beileid.
    Ich heiße dich auch willkommen, hier bist du gut aufgehoben.
    Viele Menschen können nicht mit Trauer umgehen daher vermeiden sie den Kontakt, weil sie hilflos sind und nicht wissen, wie sie mit dir umgehen sollen.


    Vielleicht willst du uns irgendwann mehr über deinen Mann erzählen.


    Ganz liebe Grüße
    Brigitte

  • Liebe Heidi,


    auch von mir ein trauriges, aber dennoch herzliches willkommen hier im Forum.
    Fühl dich hier gut aufgehoben und versuche ein wenig Trost hier zu finden. Wir alle haben einen großen Verlust erlitten und können gut nachempfinden, wie du dich jetzt fühlst.
    Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit! :30:


    Liebe Grüße
    Trauerelfe

  • Ich kann dich sehr gut verstehen. Mein Mann hat mich im November 2o13 nach nur 3-wöchigen Aufenthalt in Hochegg ziemlich plötzlich aber nicht ganz unerwartet verlassen. Und das nachdem wir über 5o Jahre glücklich zusammen gelebt haben. Kannst dir vorstellen, dass ich noch immer ganz unten bin. Ich habe zwar immer gesagt, dass es mir lieber wäre wenn ich über bleibe. Dass es aber so verdammt weh tun wird, habe ich mir nicht vorstellen können. Er fehlt mir täglich mehr. Überall habe ich Bilder von ihm aufgestellt. Das ist mir irgendwie ein Trost. Ich rede auch täglich mit ihm. Manchmal schimpfe ich auch, dass er mir das antun konnte. Aber er kann ja eigentlich nichts dafür dass er Lungenkrebs hatte. Oder doch ein wenig, denn ich habe schon jahrelange zu ihm gesagt, höre zum Rauchen auf, denn ich brauche dich so sehr. Aber leider war die Sucht größer als seine Liebe zu mir. Bei mir sind es schon oder erst 4 Monate dass ich alleine bin. Wird es einmal besser?
    Ich wünsche Dir viel Kraft für deinen weiteren Lebensweg.
    Juli

  • Liebe Heidi,
    auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum.
    Ich will Dir auch meine aufrichtige Anteilnahme aussprechen.
    Wann immer Du möchtest, wenn Du hier schreibst, wir hören Dir gerne zu.
    Viel Kraft will ich Dir auch schicken.
    Liebe Grüße
    Josef

  • Liebe Christine, liebe Brigitte, liebe Trauerelfe, liebe Juli, lieber Josef!


    Vielen herzlichen Dank für eure nette Begrüßung im Forum und danke für die Anteilnahme!


    Noch fällt es mir schwer, mehr zu schreiben. Ich lese immer wieder eure Antworten und Briefe und muss dabei fast die ganze Zeit heulen. Es tut aber trotzdem so gut zu wissen, dass andere genauso leiden und auch mit jedem mitfühlen. Es ist mir auch ganz klar, dass jemand der noch keinen so schmerzlichen Verlust erlitten hat, das auch gar nicht verstehen kann.
    Es war auch interessant und schmerzlich die verschiedenen Reaktionen von Menschen zu erleben. Fremde Menschen, die ich bei Spaziergängen mit meinem Hund getroffen habe, umarmten mich spontan und herzlich. Ein paar Verwandte meines Mannes haben sich bis heute nicht einmal gemeldet. (Ich habe keine Verwandten mehr in Österreich - nur in Neuseeland gibt es einige Cousins.)


    Also nochmals danke und ich bin froh, dass es dieses Forum gibt.


    Liebe Grüe
    Heidi

  • Liebe Heidi,


    danke fuer Deine Zeilen.


    Ich wuensche Dir so sehr, dass wieder schoene Momente fuer Dich kommen.
    Du schreibst, Du hast keine Verwandten in Oesterreich. Hast Du wengistens ein paar vertraute Leute in Deinem Umfeld daheim


    Liebe Gruesse
    Josef

  • Lieber Josef!


    Ich fühle mich im Moment ziemlich einsam. Zum Glück habe ich zwei sehr gute und liebe Freundinnen, mit denen ich täglich telefoniere. Eine Freundin wohnt in der selben Stadt, die andere ist leider sehr weit von mir entfernt im schönen Kamptal. Ich bin herzlichst bei ihr und ihrem Mann eingeladen, konnte mich aber noch nicht aufraffen hin zu fahren, außerdem will ich niemandem zur Last werden.
    Vorige Woche, am Mittwoch, habe ich mich überwunden und bin erstmals zu unserem Wohnmobil gegangen. Ich fuhr alleine mit meinem Hund nach Grado. Schon die Fahrt (sind nur 200 km) war schrecklich - es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Unten angekommen, konnte ich nur mehr heulen. Ein nettes Paar, das am Stellplatz in meiner Nähe stand, aus Wr.Neudorf, hat mich nett aufgenommen und getröstet. Beide haben auch schon schwere Schicksalsschläge erlebt. Das Paar blieb wegen mir noch einen Tag länger in Grado, so blieb ich auch noch. Am Abend saßen wir zusammen bei einer Flasche Wein und es war sehr nett.
    Der nächste Morgen war aber wieder doppelt schlimm. Ich wollte auch nicht mehr am Strand spazieren gehen, denn das hatten wir mit meinem Mann so gerne gemacht. Überall waren nur Erinnerungen, es gibt keinen Weg, den wir nicht gegangen sind. Auch im Wohnmobil alleine hab ich nur gelitten. Ich wollte nur mehr nach Hause. So fuhr ich am Freitag wieder zurück. Das Wohnmobil steht wieder in der Garage und ich kann im Moment nicht mehr hingehen.


    In der Garage steht auch noch mein Motorrad. Ich bin immer wahnsinnig gerne Motorrad gefahren, auch gerne alleine. Jetzt kann ich es mir nicht vorstellen je wieder zu fahren.


    Solange mein Mann noch lebte, habe ich immer gesagt, dass ich auch alleine einmal überall hinfahren werde. Und jetzt? Es ist alles anders als man vorher denkt.


    Ich muss aufhören zu schreiben, ich sehe die Buchstaben fast nicht mehr.


    Liebe Grüße und auch allen viel Kraft
    Heidi

  • Liebe Heidemarie,
    zuerst einmal herzlich Willkommen in unserer Mitte und aufrichtige Anteilnahme zu deinem Verlust.

    Auch ich kämpfe momentan heftigst mit der Einsamkeit und dem Allein sein. Auf der einen Seite möchte ich raus aus meinem Trott, Spaß haben und Menschen kennenlernen. Auf der anderen Seite weiß ich erstens nicht, wohin ich überhaupt gehen soll und zweitens habe ich keine große Lust, etwas ALLEINE zu unternehmen. Also verbringe ich meine Freizeit weiterhin hauptsächlich mit Hausarbeit und Familie.

    Alles Liebe von
    Dschina

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)