In tiefer Trauer um meinen Mann

  • Hallo Christine!


    Vielen Dank für Deine Worte!


    Ja mit den Jungs ist das so ne Sache. Seit sie vom Tod des Vaters erfuhren, zieht es die großen hauptsächlich raus.
    Ich hatte vor ein paat Tagen meinen 16 jährigen Sohn angesprochen, dass dies so nicht mehr geht. Alle laufen ihren Gefühlen davon, ich sehe aber ,dass sie innerlich kämpfen.
    Morgen ist Muttertag. Ich habe mir vorgenomen, dass wir uns da zusammen setzten und ich werde mit ihnen über den Tod reden. Sie werden sich winden und wie ich meine Jungs kenne , versuchen sich zu verschließen. Mein Gefühl sagt mir, wir müssen über das Thema reden und nicht totschweigen. Jeder ist momentan in seiner eigenen Welt. Wir müssen wieder ein miteinander finden und versuchen gemeinsam damit umzugehen. Natürlich darf ich sie nicht zwingen über ihren Vater zu reden. aber irgendwo muss mal ein Anfang gemacht werden.


    Der große ist eit dem sehr gereizt. Hat für nichts Nerven. Unser 14 jähriger kann sich nicht konzentrieren. Und der Kleine hat große Problem mit dem Schlafen, hat Ängste und spricht immer von diesem Gefühl das in seinem Körper ist. Ich fühle mich da etwas hilflos, weil ich selber mit mir kämpfe. Aber erst ist es mir wichtig, dass die Kids dieses Trauma verarbeiten und dann denke ich , kümmere ich mich um mich. Denn erst wenn es den Kids so halbwegs gut geht und alles erledigt ist, komme auch endlich zum ausruhen.


    Onkel gebe es schon, aber die haben meist viel zu tun .???
    Mit Rainbows bin ich von Anfang an in Kontakt. Die menen aber, man sollte noch warten. Es dauert bis es bei den Kindern rauskommt.


    Ich hab mir gedacht, dass ich ein Gefäss besorge und jeder kann in dieses Gefäss auf einen Zettel anonym sene Gefühle aufschreiben oder Dinge die er Papa sagen will. Die Zettel werden dann zusammen gefaltet und in das Gefäss, welches nur für Papa ist reingeworfen. Ich denke, dies vielleicht zu einem kleinen Ritual zu machen. Natürlich weiß man nie, ob es richtig oder falsch ist.


    Von meienr Familie ( große Familie) würde ich mir schon wünschen überhaupt bei den Kindern etwas Hilfe zu bekommen. Aber ich war noch nie der Mensch der sich leicht tut, um Hilfe zu bitten und von selbst kommt meist nichts. Wie schon mal erwähnt, waren meist mein Mann und ich diejenigen, die da waren wenn wir gebraucht wurden.


    Mein Mann stammt ursprünglich aus Ägypten. Dort herrscht ein völlig anderes Familienkozept als bei uns. Ich hab mich in der Zeit schon oft dort hingewünscht. Einfach das Gefühl zu haben, aufgefangen zu werden, dass auch andere Menschen um das Wohl unserer Kinder besorgt sind, der Familienzusammenhalt. Mein Mann war oft verwundert über die Kälte der Menschen. Meine Familie ist schon auch da, aber ich hab das Gefühl, als würde ich durch eine Glasscheibe mit Filter mit ihnen sprechen.


    In mir herrscht ein totales Gefühlschaos. Einerseits ist da der große lähmende Schmerz über den plötzlichen Tod meines Mannes. Dies ging so schnell, dass ich irgendwie mit dem Begreifen nicht mitkomme. Dann sind da Ängste , wie es mit den drei Kids schaffe. Angst vor Fehler, Angst etwas zu übersehen.


    Es ist ein täglicher Kampf zwischen Gefühl und Verstand. Die Gefühle zu unterdrücken, damit der Verstand funktionieren kann.


    Danke nochmal und alles Liebe


    Hamidamarie

  • .... und nochmal bin ich hier!


    Muttertag! Wollte eigentlich zum Grab meiner Mutter zu meinen Mann gehen. Draußen regnet es seit Stunden in Strömen. Mich stört das nicht. Bin eher froh heute mal kein Vogelgezwitscher zu hören, welches daran erinnert dass der Sommer unwiderruflich vor der Tür steht. Sommer, was hatten wir alles geplant. Wir wollten endlich mal ein bisschen ruhiger treten von dem ganzen Alltagsstress. Die Ferien mit den Kindern genießen, Zweisamkeit genießen, Urlaub!


    Immer schweifen meine Gedanken ab. Dabei gibt es noch so viel zu tun. Mein Mann hat selbstständig gearbeitet und es sind noch einige Projekte, die ich versuche zu beenden.Die Versicherungen schicken noch immer die Rechnungen an ihm, obwohl diese schon längst abgemeldet wurden. Zum zweiten Mal ruf ich dann morgen nochmal an um dasselbe mitzuteilen.


    Die größeren sind bei Ihren Freunden und der Kleine hat einen Kameraden bei uns. Habe versucht ein kleines "Ritual" einzuführen. Ich stellte ein schönes Gefäss auf den Tisch und erklärte ihnen dass jeder auf einem Zettel seine Gefühle oder Worte an den Vater aufschreiben kann und dan den Zettel zusammengefaltet ins Gefäss wirft. Wann immer sie das Bedürfnis haben sich mitzuteilen. Es ist eine schöne dunkelbraune Vase und ich hab sie in den Flur gestellt.
    Desweiteren nahm ich den Bademantel meines Mannes, breitete ihn auf den Boden auf. Jeder von uns schrieb auf einen kleinen Zettel eine eigenschaft meines Mannes auf die für ihn besonders wichtig war. Dann legten wir die Zettel in den Bademantel und symbolisch wickelten wir diese Eigenschaften darin ein. Wann immer sie das Bedürfnis haben seine Nähe zu spüren, können sie den Bademantel mit all den schönen Gedanken , Eigenschaften und Gefühlen an sich nehmen.


    Tja, das war so meine Idee. Ich weiß nicht ob sie das annehmen. Es ist ihre Entscheidung. Aber ich hatte das Gefühl, irgendetwas machen zu müssen. Gespräche darüber lehnen sie strikt ab. Nur nichts davon erwähnen. am besten das passierte auslöschen. Die größeren so hoffe ich und hat man mir gesagt, reden mit ihren Freunden darüber. Unser 16 jährige sagt zwar immer dass alles in Ordnung sei, verhält sich aber mir gegenüber distanziert und launenhaft. Der Kleine macht mir am meisten Sorgen. Ich darf das Wort "Papa" nicht neben ihn erwähnen. Ich biete ihnen in Abständen immer mal an, wenn sie darüber reden wollen, wäre ich für sie da. Ich krieg dann nur ein" Nein, alles in Ordnung zu hören". Das ganze ist deshalb schwer für mich, weil ich immer der Lösungsorientierte Mensch war. Nicht im Problem verharren, sondern Lösung anstreben. Das geht hier nicht so, wie ich es gewohnt war.
    Jetzt ist alles anders. Ich muss mich in Geduld üben bei mir und den Kids. Geduld war eher eine Stärke meines Mannes. Ich bin eher die quirlige. Es war nicht selten, dass er mich einbremsen musste. reib
    Was mach ich da? Ich schreibe in einem Forum, an Menschen die ich nicht kenne, meine persönlichsten Gedanken und Gefühle. Es ist, als wäre es mein Zufluchtsort. Meine Insel in der ich so sein darf wie ich bin, nicht stark sein muss. Mein innerstes präsentieren darf ohne verurteilt zu werden.Keine DU MUSST sätze hören, denn was ich muss, weiß ich ja selbst auch.


    Ich höre mich Sätze denken wie, komm zurück zu mir, das kann nicht Real sein, das ist ein Irrtum, ich will das nicht!!!. Sätze wie, warum lebt unser Nachbar noch, der sich an allem stört, über jeden schimpft , sich selbst und anderen das Leben schwer macht? Ich weiß, sowas denkt man nicht. Aber naja, wie gesagt, ich hab keine Kontrolle über meine Gedanken und Gefühle.
    Ich wollte mein Mann wäre auf einer langen Reise und in absehbarer Zeit würde er einfach bei der Tür reinspazieren, ich würde das vertraute Geräusch hören wenn er seinen Autoschlüssel in die Lade legt, er würde mich müde aber froh begrüßen, mich umarmen und küssen, fragen ob die Kinder schon schlafen, kurz nach ihnen sehen. Ich würde seinen Geruch einatmen und wir hätten unser Leben wieder. Jedoch kennen wir alle den Unterschied zwischen hätten und haben.


    Ich hab früher immer gerne geschrieben. Gedichte, Geschichten. Ich wollte meine Gefühle aufschreiben, ihm Briefe schreiben. Doch ich sitze dann nur da, starre auf das leere Blatt Papier und nichts geht. Ich kann mich nur hier mitteilen. Ich hab auch gehört, ich sollte mit ihm sprechen. Geht auch nicht. Alles spielt sich gedanklich ab.


    So, jetzt kommen meine zwei pupertierenden Jungs heim, jeweils mit einer Blume zum Muttertag für mich. Bin gerührt! Der Kinderbesuch ist auch schon heim. Werde jetzt Abendessen machen, mich hochziehen, mit den Kindern plaudern und mit unserem Jüngsten noch was lesen. Meine Kinder wollen die Mama die sie immer kannten. Bin zwar nicht mehr so ganz die , die ich mal war, gebe mir aber Mühe wegen ihnen.


    Morgen beginnt alles wieder von vorne. Manchmal wünschte ich mir, ich wäre gestorben und nicht er.


    Falls das heute noch jemand liest, sende ich eine dicke Umarmung, die Ruhe für die Nacht, Mut und Kraft für den morgigen Tag und ein herzliches Danke!!!


    Hamida

  • Liebe Hamida!


    Es kann nicht sein, dass Du wieder so bist wie Du warst, Du hast einen Schicksalsschlag erlitten und Du wirst nie wieder so sein wie davor. Deine Kinder werden das irgendwann akzeptieren, mein Sohn hat auch gelernt damit umzugehen, obwohl er auch immer die lebenslustige Mama wieder haben wollte. Im Moment glaubst Du, die Zeit steht still, er kommt wieder, ist nur auf Urlaub, ja das ist alles normal... Auch, dass Du möchtest, dass der Nachbar stirbt oder gestorben wäre. Ich ertappe mich immer wieder bei solchen Gedanken und das nach 9 Monaten...


    Du kannst Dir nicht vorstellen wie oft ich mir gewünscht hätte, dass ich anstatt seiner gestorben wäre. Er könnte leichter mit der Trauer umgehen, wäre vielleicht schon darüber hinweg. Das Trauerloch kommt immer wieder aber die Wellen sind nicht mehr gar so hoch aber bis dahin ist es ein schwerer Weg...


    Ich drück Dich!
    LG Ramona

  • Ach Ramona!


    Hast schon Recht. Würd mir schon wünschen dass mal jemand von meiner Familie die Kinder (wenigstens den Kleinen) nimmt und mal was unternimmt. Und ich mich mal ausruhen kann, mal schlafen, weinen oder wütend auf auf das Schicksal sein kann. Ich höre aber immer nur dass ich stark sein muss, meine Kinder sonst zu sehr belaste.........
    Sei stark, denk an deine Kinder!!! ja mit Ausrufezeichen. So als würd ich da sitzen und mich fragen an was könnt ich denn jetzt denken damit ich mich so fühle?


    Es kann oder will keiner einsehen, dass man von diesen Gefühlen überrollt wird, die immer da sind, auch wenn ich von anderen banalen Dingen spreche.
    Einzig meine Großmutter, die weiß wie es mir geht.Aber ich kann doch sie nicht damit belasten. Sie hat den Verlust ihres Mannes und ihrer Tochter auch noch nicht verarbeitet. Außerdem hat sie meinen Mann auch sehr gern gehabt.
    Er war meine Familie, meine Insel, meine Seele, mein Leben. Jeden Tag wird mir bewusster dass dies endgültig ist. Und die Tatsache dass ich nichts dagegen tun kann treibt mich innerlich fast zum Wahnsinn. Es erscheint mir so irrsinnig wenn ich daran denke dass er tot ist. Vor einigen Wochen waren wir noch ein normales Paar. Ich spür den Schmerz, muss aber meinem Kopf immer wieder sagen, er ist tot! Mein Körper, meine Seele weiß es. Aber der Kopf, der Verstand scheint es zu verdrängen.


    Ich weiß dass es Dir auch so ergangen ist und diese Phasen immer wieder kommen. Die Gedanken spielen einem einen Streich. Ich weiß, man sollte sich hier gegenseitig Mut machen. Aber was soll ich machen, ich würd alles dafür tun, diesen einen Tag ungeschehen zu machen. Und ich würde auch gerne denen die mir immer wieder sagen dass ich stark sein muss, nur für einen Tag diesen Schmerz übergeben und spüren lassen. Ich will, und das kann ich nur hier sagen, das Unmögliche. Ich will ihn wieder zurück. Ich weiß das die Seele weiterlebt. Aber das tröstet mich überhaupt nicht. Ich will ihn in meinm Leben, in dieser Welt, jetzt und hier.

  • Liebe Hamida!


    Ich will meinen Mann auch immer noch zurück, aber leider sind wir hier im echten Leben und nicht bei "wünsch Dir was". Wir wissen, dass wir unsere Männer nicht zurückhaben können, aber wie soll man etwas verstehen was nicht im Kopf sondern im HERZ ist?! Meine Freundin Petra hat ihren Mann vor 10 Jahren verloren und sagt, dass diese Gefühle weniger werden aber immer noch da sind. Also wie soll dann jemand von Dir verlangen, dass Du NORMAL sein sollst?!?! Jetzt? In 10 Jahren? ES wird nie wieder so sein wie vor dem Tod unserer Männer. Manchmal denk ich mir, lieben die alle ihre Partner nicht, dass sie so deppat daherreden? Merken die nicht wie sehr sie uns verletzen mit irgendwelchen blöden Aussagen? Eine Kollegin hat mir vor einiger Zeit mal gesagt, dass sie mit ihrem Partner gemeinsam sterben wird (sind seit 4 Monaten zusammen) weil sie ihn so sehr liebt. Ich musste sie fragen ob sie noch ganz normal ist und ob sie sich vorstellen kann wie sehr mich diese Aussage verletzt. Liebte ich meinen Mann zu wenig und durfte deshalb nicht mit ihm sterben?! Hab ich was verbrochen, dass ich hier bin und er gestorben ist?! Manche Leute sind so sensibel - wie eine Dampfwalze fahren die über Dich drüber und denken nicht mal daran, dass sie verletztend sind.


    Und noch was, wir müssen uns nicht immer Mut machen, manchmal tut es auch gut wenn man sich anjammert, vor allem uns gegenseitig - weil wir können uns gegenseitig verstehen!!!

  • Hallo Ramona!


    Stimmt. Wenn man bedenkt wie viel banale Alltagsjammerei man sich oft anhören muss. Da könnte ich jedesmal die Wand hoch gehen. Die Leute jammern über das Wetter, die Arbeit, die Kinder, ihren Beziehungen, über ihren Chef, über's Geld, ihre Wehwehwechen , u.s.w.


    Dann darf man wohl auch über den Verlust eines Menschen klagen. Nur ist das ein Thema das keienr hören will.
    Sich gegenseitig Mut machen, ja natürlich. Aber die Gefühle des anderen auch ernst nehmen. Denn in dem Moment wo ein Mensch klagt, fühlt er sch so. In dem Moment will man keine guten Ratschläge hören. Man weiß es ja selbst eh genau. Nur in dem Moment, wo man so fühlt, will man ernst genommen werden. Mut machen kann auch bedeuten, den anderen so zu nehmen wie er gerade ist.


    We gesagt, hab beschlossen, nichts mehr von mir zu zeigen.Den Weg der Trauer mit mir alleine zu gehen. Auch wenn ich Nachts vor Schmerz und Sehnsucht fast zerbreche.


    Als men Großvater starb, wollte meine Großmutter auch nicht mehr leben. Immer wieder sagte sie zu mir, das Leben hätte keinen Sinn mehr. Damals verstand ich es nicht. Jetzt weiß ich was sie damit meinte. Du kannst unter vielen Menschen sein, die dich mögen, denen man zugetan ist. Und doch ist man einsam und traurig weil dieser eine Mensch fehlt.


    Ich denke mir manchmal, dass der Schöpfung ein Fehler unterlaufen ist. Jeder sollte 90 Jahre alt werden dürfen und dann irgendwann friedlich einschalfen.
    Aber wie Du schon sagtest, Wir sind hier nicht bei - WÜNSCH DIR WAS!


    Liebe Ramona! Ich weiß und ich kenne das Gefühl jetzt auch, keinen Sinn mehr zu sehen, am liebsten nachgehen zu wollen, Todessehnsucht zu haben, nur um bei dem geliebten Menschen zu sein. Diesen Schmerz nicht mehr spüren zu wollen, zu denken es nicht mehr aushalten zu können. Aber sage Dir eines. Ich stell mir vor, wir alle die um unsere Lieben trauern hänge an einem Seil. Wir klammern uns daran fest. Wollen rauf. Rutschen wieder ab. Doch durch das gegenseitige Verständnis schieben wir uns gegenseitig immer wieder ein kleines Stück nach oben. Wie und wo das alles endet weiß ich nicht. Zukunft bedeutet jetzt für mich immer nur der nächste Tag.


    Alles Liebe , ich denk an Dich und fühle mit Dir!

  • Liebe Hamida,


    ich habe im Thread "es wird immer schlimmer" auch für dich ein paar Zeilen geschrieben. Vielleicht guckst du ;)


    Liebe Grüße
    Brigitte

  • Hallo an alle!


    Ich träumte heute einen seltsamen Traum.
    Man sagte mir dass mein Mann gestorben sei. Dann führte man mich in ein Zimmer. Er lag auf einer Krankenliege. Zugedeckt, man konnte nur den Kopf sehen. Plötzlich fing er ansich zu bewegen. Ich schrie, er lebt. Sofort kam ein junger Krankenpfleger und fuhr mit dem Bett weg. Ich ging mit. Wir müssen ihn woanders hinbringen. Währenddessen bäumt sich mein Mann auf, verlangt zu trinken. Ich geb ihm eine Flasche Wasser und währen er trinkt, kommt ein Schwall Wasser aus seinem Mund. wir fahren mit ihm zu einem Hintereingang eines Gebäudes. Ich verstecke mich mit ihm. Der junge Pfleger sieht nach, ob die Luft rein ist.
    Mein Mann und ich werden entdeckt. Ganz schnell roll ich ihn mit dem Bett weg. Sie schreien nach uns. Ich muss mich beeilen, sie dürfen uns nicht erwischen.
    Es ist dunkel.Ich trage so was ähnliches wie einen Korb. Darin liegt mein Mann. Ich laufe in der Dunkelheit mit ihm, sie suchen uns, dürfen uns nicht erwischen.
    Ich entzünde ein Feuerwerk.
    Wir stehen wieder vor dem selben Gebäude. Ich sehe einen Mann durchs Fenster. Der Raum in dem dieser steht füllt sich mit Wasser. Es reicht ihm bis zur Kehle.
    Jemand sagt, das wäre unsere Rettung gewesen.
    Ich wach auf.


    Gleich darauf stand ich auf. Machte Frühstück, ein bisschen Haushalt, erledigte Papierkram, wichtige Telefonate und fragte mich die ganze Zeit über was mit mir los sei.
    Meine Trauer, weg. Der Schmerz der mich gestern abend noch fast in die Knie zwang, weg. Ich ging dann einkaufen, kochte für die Kinder. Trauigkeit war schon da, aber nicht dieser beißende unerträglicher Schmerz. Das konnte ja wohl kaum mit dem Traum zu tun haben. Der war nicht unbedingt schön. Aber ich nahm es dankbar an. Dachte mir okay, wenn das so bleibt, wäre das Leben erträglich. Ich telefonierte auch mit einer Kinderpsychologin, weil ich meinem Sohn helfen will. Der Kleine hat ein Trauma und schläft seit zwei Wochen nicht mehr. Die Nacht ist eine Qual und ich fühle mich da ziemlich hilflos. Er vermisst seinen Vater, hat Angst zu sterben.


    Nachmittag war ich dann beim Steinmetz um einen Grabstein auszusuchen. Und jetzt spüre ich plötzlich, wie sich dieser ungebetene Gast wieder einschleicht, von mir Besitz nimmt. Ich spüre die Abwesenheit meines Mannes. Es tut weh, verdammt es tut weh.Ich spüre diese Ohnmacht. Bin erschöpft ( finde ja auch keinen Schlaf) und einsam. Möchte weinen und kann es plötzlich nicht. Warum? Mich zusammenrollen, irgendwo verstecken. Möchte ihn spüren, mit ihm reden. Noch einmal, einmal in seinen Armen sein, ihn einmal noch riechen, diesen Duft aufsaugen und bis in alle Ewigkeit mit mir tragen.


    Diesen Tag hätte ich wieder mal geschafft. Ziemlich viel erledigt. Morgen wartet die nächste Liste darauf abgearbeitet zu werden. Aber jetzt, zu dieser Stunde, dringt alles wieder nach oben. Da wo einst unsere Pläne für diesen Sommer waren, ist jetzt ein großer Krater. Ich stehe vor einem Abgrund, bereit zu springen. Ein bisschen muss ich noch warten, bis die Kinder versorgt sind.Dann ist für heute genug mit Stärke. Dann falle ich, übergebe mich der Trauer um ihn, verfluche das Schicksal.
    Ich möchte ihn spüren, noch einmal in seinen Armen sein, ihn riechen, seinen Geruch einsaugen und bis in alle Ewigkeit mit mir tragen.


    Im Krankenhaus durfte ich mich alleine von ihm verabschieden. Ich hatte alle Zeit der Welt. Immer wieder fuhr ich mit geschlossen Augen die Konturen seines Gesichtes nach um sie mir für immer einzuprägen wie er sich anfühlt. Um das zu behalten, mitzunehmen und wenn ich meine Augen schließe , dies in meiner Hand, auf meinen Fingern zu spüren. Ich weiß noch wie er sich anfühlt, kann es spüren, greife jedoch ins Leere.

  • Hallo liebe Hamida !
    Ich kann dich und alle anderen hier nur allzu gut verstehen, die Trauer, der Schmerz, die Einsamkeit .... erdrücken einen fast. Und ich und wir alle wünschen uns wohl nicht sehnlicher als aus dem Alptraum aufzuwachen. Aber leider hilft da kein beten, flehen, weinen, wütend werden, und bitten, der Tod unserer Liebsten ist und bleibt eine Tatsache. Und sei es auch noch so hart, mit dem werden wir leben - oder überleben - lernen (müssen). Mein Verstand sagt mir jetzt nach 9 Wochen, "es ist so", sein Platz bleibt für immer leer, genauso wie mein Herz und mein Leben. Mir kommt vor, er hat auch ein Stück von mir mitgenommen. Ich kann und will den Verlust noch immer nicht wahrhaben, und in meinem Herzen "brennt es vor Sehnsucht".
    Ich möchte mir nicht anmaßen, deine (eure) Trauer mit meiner zu vergleichen. Denn erstens ist es anders, jeder hat seine eigene Art damit umzugehen und Strategien zum Überleben. Ab und zu denke ich, wenn ich hier mitlese, dass ihr, wo ihr noch Kinder habt, die selbst Trost und Zuspruch brauchen, sicherlich um ein vielfaches schwieriger ist, denn man sollte ja die Kinder auf dem "Weg begleiten", damit sie den Tod des Vaters verstehen und verarbeiten können. Denn bei Kindern ist die Seele sicher viel verletzlicher und sie können das nicht verstehen, warum der geliebte Vater nicht mehr da ist. Dafür bewundere ich Euch, denn es braucht doch ungleich viel Kraft, wo ihr selbst am Tiefpunkt seit, um den Rest der Familie zusammen zu halten. Aber ihr habt wenigstens noch einen "Teil" eures Partners, wo euch brauchen und da sind.
    Meine Tochter hat schon lange eine eigene Familie mit vier Kindern, und wohnt etwa 35 km von mir entfernt. Da bin ich dann in unserer Wohnung, auch wenn ich tagsüber was unternehme, wieder mit meinen Gedanken alleine. Und da frage ich mich in dn letzten Tagen immer wieder, wie Sinn- und Hoffnungslos momentan mein Leben ist.
    Ich mache schon so oft es geht Besuche bei der Familie, habe liebe Nachbarn, Freunde, gehe zum Sport, und habe auch schon professionelle Hilfe vom Hospizteam gehabt. Aber das alles lenkt mich nur kurzfristig ab und ich falle bald wieder in das "tiefe schwarze Tal", der Trost und Zuspruch hält nicht lange an. Ich weiß schon nicht mehr, was ich sonst noch tun kann. Es ist einfach furchtbar, überall kommen 1000de Erinnerungen und wenn ich zu Hause bin, dann kann ich ab und zu wie abwesend lange auf seinen Platz z. B. auf der Couch oder am Eßtisch starren. Das ist doch nicht mehr normal. Und die Nächte sind sowieso der Horror - und dann das leere Bett neben mir!!! Ich weiß selbst, dass ich momentan durchaus launisch und unberechenbar bin. Das ist wohl "Trauerarbeit", wie man mir gesagt hat, und die ist Schwerarbeit. Ab und zu, bleibe ich dann trotz Einladung, oder wenn ich was erledigen sollte, zu Hause, und "vergrabe" mich in unserem "Nest". Das ich zu Hause jetzt alleine lebe, abgesehen von Besuchen, an das muss ich mich erst noch gewöhnen; und das ist verdammt schwer und tut so weh, dass ich lange und oft weinen muss. Ich kann gegen den Zustand momentan nicht viel machen, es kommt einfach so über mich.
    So, nun habe ich genug gejammert, ich werde versuchen, jetzt noch noch ein wenig Fernsehen oder Lesen, zur Ablenkung. Entweder der Fernseh oder der Radio muss bei mir fast immer laufen, nur damit es nicht so still ist.
    Ich wünsche Euch allen ein paar "sonnige Stunden oder Tage", das "Tief" holt uns alle wohl noch lange wieder ein.
    Ich umarme dich und alle ganz herzlich und schicke ein paar gute Wünsche und Gebete für uns alle in den Himmel
    Veronika

  • Liebe Veronika!


    doch es ist normal. So wie Du Dich fühlst ist es völlig normal und auch gesund. Ja gesund, das hat man mir gesagt. Alles was Du empfindest ist und gehört zur Trauerarbeit und jeder lebt sie individuell aus. Es gibt keinen Maßstab. Es ist kein Wettbewerb. Ich habe hier viel im Forum gelesen und jeder hat seine Phasen die er/ sie unterschiedlich empfindet.


    Auch ich zweifelte an mir selbst. Man ist plötzlich ein anderer Mensch, wird von starken Gefühlen beherrscht, ist launisch und die Lebenslust hat sich in den hintersten Winkel verkrochen. Man kennt sich selbst nicht mehr. Im Spiegel blickt einem die selbe Person entgegen, nur wir erkennen sie nicht mehr. Weil alles was diese Person repräsentierte, nicht mehr vorhanden oder nicht mehr erkennar ist. Die Selbstkritik macht sich breit.


    Langsam aber denk ich um. ( immer sich abwechselnde Launen und Gedanken). Wir haben jemanden verloren, den wir nicht nur geliebt haben, sondern der mit uns das Leben geteilt hat. Wir haben den Zeugen unseres Lebens verloren. Einen Menschen, der uns so nahe war, wie kein anderer. Wir kennen jedes Detail dieses Menschen, seine Seele, seine Ängste, seine Geheimnisse. Dies war der eine Mensch, den man bedingungslos vertrauen konnte. Wir wissen wie sich sein Körper, seine Haut anfühlte, erkannten ihn an seinen Schritten ohne ihn zu sehen, seinen Geruch, seine Lieblingsspeisen, seine Gesten , kannten seine gesamten Kleidungsstücke, welche Zahnpasta oder Duschgel er bevorzugte. Im Laufe der Zeit verschmolz man miteinander.


    Ja es ist so, als wäre ein Teil von einem mitgestorben. Man bemüht sich, funktioniert weiter, aber die Seele die zerbrach, braucht lange Zeit zum Heilen. Ich denke auch, wie du sagst, dass jeder seine eigene "Überlebensstrategie" entwickelt. Man versucht dies und jenes, manches wirkt, manches lässt man wieder sein. Hier gibt es kein Patentrezept. Hat man an einem Tag Lust auf frische Luft und einen Spaziergang, möchte man sich an anderen Tagen verkriechen und heulen. Mal möchte man unter Menschen, dann wieder hält man die Gesellschaft anderer nicht aus.
    Ich habe mir viele Gedanken gemacht über andere, weil ich niemanden belasten wollte und mich niemand so kennt. Hatte Angst, nicht verstanden zu werden. Hattedas Gefühl, ich müsste mich dafür rechtfertigen. Ich lerne aber langsam, dass ich erst mich selbst verstehen muss. Ich muss mich jetzt mal so akzeptieren wie ich bin. Ich muss es niemanden recht machen und schon gar nichts beweisen. Hat man doch all die Jahre imme geleistet und seine Pflicht erfüllt. Man war ein Freund für andere in Not, hat sein Leben mit allem BI BA BO gemeistert. Jetzt ist Ausnahmezustand und ich behalte mir das Recht vor, zu traurig zu sein. Wir kritisieren doch oft die Menschen die als Schauspier durchs Leben gehen. Denen es nur darum geht wie sie sich verkaufen. Soll ich jetzt selbst zum Schauspieler werden? Unser Herz ist schwer und wir haben allen Grund dazu. Wir mussten unsere Männer beerdigen. Wir wurden von ihnen getrennt, ohne dass wir das wollten.
    Wie schon mal gesagt. Irgendwann wird jeder der jetzt gutgemeinte Ratschläge gibt, sich nicht hineinfühlen kann, vor dem Grab seines geliebten Partners stehen und der Schmerz wird sie beherrschen. Wirklich wünschen tu ich es niemanden, weil ich weiß wie sich das anfühlt.


    Ich bin sicher, dass es IRGENDWANN anders wird. Es gibt dafür keinen Zeitplan. Trauer um den einen Menschen misst man nicht in Tagen, inWochen, Monaten oder vielleicht Jahren. Trauer ist ein Gefühl, das kann man zwar unterdrücken, aber nicht wegdenken. Wenn man Kopfschmerzen hat, hilft meist eine Tablette. Gib Deiner Seele Zeit zum Heilen. La? sie weinen wenn ihr danach ist. Genieße die Phase und nutze sie wenn es mal nicht so schlimm ist und du mehr Kraft verspürst.Und wenn es mal so schlimm ist dass es kaum mehr zum aushalten ist, dann schreib Dir hier im Forum alles von der Seele. Ich glaube dass es nur so funktioniert ,irgendwann ein Stück sich selbst wieder zu finden.
    Mich trifft der Schmerz meist am Abend mit voller Wucht. Zu dieser Zeit ruf ich niemanden an, ich setz mich hin und schreib darüber. Es ist wie ein Ventil.


    Liebe Veronika! Du bist in Trauer. Den Schmerz um Deinen Mann empfindest du, weil du ihm am nächsten warst. Neun Wochen ist noch nicht lange. Wir sind es gewohnt, alles in Zahlen zu messen. Nicht diese ist wichtig, sondern das Gefühl.


    Ich sende dir alle guten Wünsche un drück Dich ganz fest.


    Liebe Grüße Hamida

  • Liebe Hamida,
    ich danke dir für deine aufmunternden Zeilen. Alles was du beschrieben hast, könnte 1:1 von mir sein, und beschreibt genau meine momentanen Gefühle. Das ist zurzeit eine Berg- und Talfahrt.
    Ich bewundere Dich, dass du überhaupt die Kraft findest und hier noch für andere tröstende Worte zu finden. Aber ab und zu komme ich mir auch etwas gestärkt vor, aber dann kommt gleich drauf wieder das Tief.
    Wie du schreibst wird es für uns Irgendwann einmal besser und leichter, aber der Weg dorthin ist lang, und mit viel Tränen, Schmerzen, Verzweiflung und Trauer gepflastert. Ich kann es mir heute noch nicht vorstellen, dass ich einmal wirklich wieder eine gewisse "Lebensfreude" entwickle, denn immer und überall fehlt doch einfach ein wichtiger Teil von mir.
    Bisher hatte ich auch vor allem in der Nacht meine schlechtesten Zeiten, aber wie ich dir schon geschrieben habe, mag ich jetzt seit ein paar Tagen tagsüber ab und zu auch nicht mehr raus und was unternehmen. Da ist mir ab und zu einkaufen gehen oder ein Arztbesuch schon zuviel. Und wenn ich bei meiner Familie zu Besuch bin, fühle ich mich schon wohl und gut aufgehoben. Aber selbst da überfallen mich die Gedanken, dass da in "unserer Mitte der wichtigste Teil" fehlt - für immer. Und wenn ich dann am Abend alleine nach Hause komme, dann ist es sowie aus. Dann "verliere ich mich wieder in 1000 Gedanken und würde mich am liebsten auflösen".
    Es wird ein langer und beschwerlicher Weg für uns alle, ich weiß es vom Verstand her, schon.
    Du musst dich noch um deine Buben sorgen, aber ich finde du bist sehr, sehr tapfer und versuchst mit vielen Kleinigkeiten ihnen die Trauer zu verarbeiten und zu erleichtern. Das du dann am Abend, wenn die Kinder im Bett sind, dann völlig fertig bist, und die ganze Trauer und Einsamkeit über dich kommt, das ist wohl auch normal. Es fehlt dir der wichtigste Teil deines Lebens, mit dem man alles geteilt und unendlich geliebt hat.
    Der Gedanke an das Endgültige ist für mich kaum zu ertragen, immer denke ich "NIE MEHR" - Umarmen, Reden, einfach Dasein ...". Das kann uns wohl jeder noch so gut gemeinte Besuch oder Rat niemals ersetzen.
    So, nun habe ich auch wieder mal meinen Frust hier abgelassen. Ich hoffe ich habe dich und andere nicht zu sehr damit belastet.
    Wünsche dir einen erträglichen Tag - und umarme dich
    LG Veronika

  • Liebe Veronika!


    Wir sind alle aus dem selben Grund hier.
    Hier dürfen wir unsere wahren Gefühle offenbaren, hier fühlen alle gleich. Wenn du von Schmerz und Sehnsucht sprichst, muss man nicht lange erklären. Jeder weiß was Du damit meinst und wo der Schmerz sitzt. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Es kommen von selbst immer wieder Momente in denen es ein wenig besser geht, aus denen schöpft man dass Kraft.
    Ich muss auch erst lernen mit mr selbst Geduld zu haben. Mit allem geduldiger zu sein. Das schwerste jedoch ist, das Unabänderliche anzunehmen.


    Icih wünsche dir einen für Dich stimmigen Tag.


    Alles Liebe
    Hamida

  • Hallo !


    Heute vor sieben Wochen stürzte meine Welt ein. Seit sieben Wochen ist nichts mehr wie es war. Unerwartet, ungewollt, ungefragt!
    Ich weiß nicht wie ich diese Wochen hinter mich gebracht habe. Es kam eben ein Tag nach dem anderen, begleitet von der Trauer.
    Man sucht Trost in Foren. Tauscht sich mit anderen die das selbe erleben aus, liest über das Leben nach dem Tod, hängelt sich irgendwie durch. Das alles bringt zwischendurch etwas Erleichterung. doch es ändert sich nichts. Mein Mann ist immer noch tot und ich muss mir eingestehen, dass ich damit ein riesen Problem habe. Tot heißt - nie mehr, aus, Endgültigkeit.


    Es gibt Tage an denen versuche ich dieses Schicksal anzunehmen. An mir zu arbeiten, mir Mut zu machen, nach vorne zu sehen. Diese sind selten.
    Heute ist aber nicht einer dieser Tage. Heute sehne ich mich nach unserem Leben, dass zwar nicht perfek, aber schön war.
    Keine Ablenkung hilft. Fühle mich so unendlich allein.
    Ich sehn mich so sehr nach ihm, diesen einen Menschen, der mich all die Jahre begleitete.
    Heute bin ich sehr traurig und die Tränen nehmen kein Ende.
    Soll das die nächsten Jahre so weiter gehen?

  • Liebe Hamida,
    du sprichst mir mit der Schilderung deiner Trauer und Gefühle aus der Seele. Mir geht es ganz genau so mies. Bei mir sind es heute genau 10 Wochen als meine Welt zusammengebrochen ist. Und ich würde alles dafür geben, wenn ich mein (unser) altes Leben wieder hätte. Das Wissen um die Endgültigkeit und die damit verbundene große Einsamkeit, ist einfach unmenschlich und übersteigt oft meine Kräfte. Dann "spielen" meine Nerven wieder mal "verrückt" und ich fühle mich einfach mies.
    Heute war für mich ein besonders schwieriger Tag, denn ich habe heute zusammen mit meiner Tochter das Grab neu bepflanzt und schön gerichtet. Das war "Schwerstarbeit" so lange auf dem Friedhof zu sein.
    Ich bin zur Zeit wieder so tief unten, dass ich oft über den Sinn des Lebens im Allgemeinen nachdenke, und wie viele Jahre ich alleine, ohne meinen Schatz, auf dieser Welt "absitzen" muss. Ich vermisse ihn so unendlich, da hilft kein Weinen, flehen, schreien, nichts bringt mir und uns unsere Partner wieder zurück. Es ist so grausam. Dann denke ich "warum nur mein Gott, oder wer auch immer, hast du mir das angetan? Für was muss ich so leiden und büßen?"
    Ich versuche schon mich abzulenken, und unternehme einiges und habe auch einige Leute mit denen ich mich immer wieder treffe und was unternehme. Aber das macht mir meistens auch keine Freude, denn ich denke immer, für was soll und muss ich das tun? Es ist ja nur weil jetzt meine "zweite Hälfte meines Herzens und der Seele" fehlt. Es kommt mir alles so erzwungen und falsch vor, und dann wird mir alles zu viel, und schon kommen bei mir 1000 Erinnerungen, und dann will ich nur noch meine Ruhe haben und meinen Schmerz zu Hause "pflegen".
    Ich bin momentan schon zufrieden, wenn ich ab und zu ein paar gute Stunden am Tag habe, ganze Tage an denen es besser "läuft" habe ich noch nie erlebt.
    Es ist schon gut dass man hier seine Gefühle offen schildern kann und alle wissen wie es gemeint ist und wie es einem geht. Aber zurzeit ist es hier im Forum sehr, sehr ruhig. Bin schon ein wenig enttäuscht, dass auf ein paar Beiträgen keine Antworten gekommen sind.
    Liebe Hamida ich wünsche dir bessere Stunden oder Tage und wieder etwas "wärmere und hellere" Tage. Es wird für uns immer ein auf und ab der Gefühle bleiben, ich stelle mir vor das ist wie Achterbahnfahren. Ich weiß zwar selbst auch nicht wie ich das Chaos verarbeiten soll und ein halbwegs normales Leben möglich ist, aber ich "kämpfe" weiter.
    LG und Umarmung
    von Veronika

  • Liebe Hamida,
    du sprichst mir mit der Schilderung deiner Trauer und Gefühle aus der Seele. Mir geht es ganz genau so mies. Bei mir sind es heute genau 10 Wochen als meine Welt zusammengebrochen ist. Und ich würde alles dafür geben, wenn ich mein (unser) altes Leben wieder hätte. Das Wissen um die Endgültigkeit und die damit verbundene große Einsamkeit, ist einfach unmenschlich und übersteigt oft meine Kräfte. Dann "spielen" meine Nerven wieder mal "verrückt" und ich fühle mich einfach mies.
    Heute war für mich ein besonders schwieriger Tag, denn ich habe heute zusammen mit meiner Tochter das Grab neu bepflanzt und schön gerichtet. Das war "Schwerstarbeit" so lange auf dem Friedhof zu sein.
    Ich bin zur Zeit wieder so tief unten, dass ich oft über den Sinn des Lebens im Allgemeinen nachdenke, und wie viele Jahre ich alleine, ohne meinen Schatz, auf dieser Welt "absitzen" muss. Ich vermisse ihn so unendlich, da hilft kein Weinen, flehen, schreien, nichts bringt mir und uns unsere Partner wieder zurück. Es ist so grausam. Dann denke ich "warum nur mein Gott, oder wer auch immer, hast du mir das angetan? Für was muss ich so leiden und büßen?"
    Ich versuche schon mich abzulenken, und unternehme einiges und habe auch einige Leute mit denen ich mich immer wieder treffe und was unternehme. Aber das macht mir meistens auch keine Freude, denn ich denke immer, für was soll und muss ich das tun? Es ist ja nur weil jetzt meine "zweite Hälfte meines Herzens und der Seele" fehlt. Es kommt mir alles so erzwungen und falsch vor, und dann wird mir alles zu viel, und schon kommen bei mir 1000 Erinnerungen, und dann will ich nur noch meine Ruhe haben und meinen Schmerz zu Hause "pflegen".
    Ich bin momentan schon zufrieden, wenn ich ab und zu ein paar gute Stunden am Tag habe, ganze Tage an denen es besser "läuft" habe ich noch nie erlebt.
    Es ist schon gut dass man hier seine Gefühle offen schildern kann und alle wissen wie es gemeint ist und wie es einem geht. Aber zurzeit ist es hier im Forum sehr, sehr ruhig. Bin schon ein wenig enttäuscht, dass auf ein paar Beiträgen keine Antworten gekommen sind.
    Liebe Hamida ich wünsche dir bessere Stunden oder Tage und wieder etwas "wärmere und hellere" Tage. Es wird für uns immer ein auf und ab der Gefühle bleiben, ich stelle mir vor das ist wie Achterbahnfahren. Ich weiß zwar selbst auch nicht wie ich das Chaos verarbeiten soll und ein halbwegs normales Leben möglich ist, aber ich "kämpfe" weiter.
    LG und Umarmung
    von Veronika

  • Hallo Veronika!


    Genauso ist es. Erzwungen und falsch. So kommt es mir auch vor. Es ist, als würde man damit nur die anderen zufrieden stellen. Ich weiß nicht wie ich diesen Verlust jemals überwinden kann. Vor allem weiß ich nicht, wie ich den frühen Tod von ihm annehmen soll.
    Es ist zum Schreien!!!!


    Ja, hier ist es sehr ruhig. Aber trotzdem schreib ich mir weiterhin alles von der Seele. Das ist mein Ventil.


    Ich wünsch Dir einen erträglic hen Tag.


    Liebe Grüße
    Hamida

  • Liebe Hamida!


    Überfordere Dich nicht - versuche nicht weiter zu denken als maximal an den nächsten Tag, denn alle weiteren Gedanken an die Zukunft machen Angst und tun furchtbar weh. Mir hat das eine Freundin geraten, die auch verwitwet ist. Ich hab mir nie gedacht, dass ich diesen Rat mal weitergeben werde... Mir hat das sehr geholfen und da waren es schon 4 Monate für meinen Mann und keine Besserung meiner Gemütslage in Sicht...


    Die Zeit heilt keine Wunden, sie hilft uns nur das Geschehene zu verarbeiten und es wird IMMER eine Narbe bleiben. Ich kann das Leben mittlerweile in manchen Momenten kurzfristig sogar als schön empfinden, das ändert aber nichts daran, dass mir mein Mann fehlt. Und irgendwann wirst Du das Gefühl haben, dass Du in der Matrix lebst weil es Dir so vorkommt als ob das alles total unwirklich war....


    Ich drück Dich! LG Ramona

  • Hallo,
    Hamida danke für deine lieben und tröstenden Worte, auch wenn es momentan nicht immer hilft, so ist es doch gut zu wissen, dass man seine Gedanken und die Trauer anderen hier mitteilen kann und darf. Und da wir ja alle hier einen geliebten Menschen verloren haben, verstehen wir was jede(r) mitmacht.
    Heute habe ich tagsüber ein paar gute Stunden mit der Familie gehabt, zuerst haben wir zusammen gegessen und dann das schöne Wetter draußen genossen und einen Spaziergang gemacht. Zum Abschluss des Tages waren wir alle gemeinsam auf dem Friedhof, und von da an war es wieder um meine Fassung geschehen. Als ich anschließend nach Hause gefahren bin, habe ich heute ein paar Pausen einlegen müssen, weil ich so fertig war (die Fahrt von meiner Tochter nach Hause dauert so etwa 45 min.). Und jetzt am Abend in der Einsamkeit zu Hause, kommt bei mir "wieder alles hoch".
    Ich bin wahrscheinlich mit mir selbst zu ungeduldig und erwarte zuviel bzw. andere erwarten von mir, dass ich "etwas tue" um mich abzulenken. Aber das ist mir oft alles zuviel, und dann "streike" ich und bleibe zu Hause.
    Ich wünsche Dir und allen anderen schöne sonnige Tage, vielleicht hilft das etwas um unsere "Gemütslage" zu bessern. Auch wenn ich bis vor kurzem noch gedacht habe, "warum scheint die Sonne, als wenn nichts gewesen wäre. Dabei hat sich doch für uns alle das ganze Leben und damit unsere kleine Welt, sich total verändert und aufgelöst".
    Ich wünsche dir einen halbwegs guten Start in die neue Woche, mögen die guten bzw. erträglichen Stunden für dich und uns mehr werden, auch wenn es ein ewiger "Kampf" vor allem mit uns selbst bleibt.
    Ganz liebe Grüße
    von Veronika

  • Liebe Ramona! Liebe Veronika!


    Es kommt mir auch jetzt teilweise alles unwirklich vor. Eben weil ich es nicht haben will. Ich freue mich aber dass Du hin und wieder schöne Momente hast. Natürlich fehlt Dir Dein Mann und keine noch so schönen Worte würden da helfen. An die Zukunft zu denken, wage ich fast nicht. Es ist so wie Du sagst. Ein Tag nach dem anderen.
    du hast mal geschrieben, es wird immer schlimmer. Das kann ich bestätigen.
    Ich fürchte mich vor dem schönen Wetter, dem Sommer in dem wir so viel vor hatten. Ich bin nur eine Hülle, die ihre Aufgaben erfüllt und ansonsten nichts mehr spürt.
    Dazu kommen neuerdings Selbstvorwürfe wie, ich hätte ihn von der OP abhalten sollen, ich hätte.......


    Ich weiß, es ändert nichts, doch diese Gefühle sind nunmal da. Auch ich habe diese "Todessehnsucht". Obwohl ich weiß, dass es uns so wie wir waren nicht mehr geben wird. Ich bitte jeden Abend, er möge doch wenigstens im Traum zu mir kommen. Doch da tut sich nichts. Und schon sind wieder die Zweifel da, ob es danach wirklich noch was gibt.


    Und weil ich grad beim Thema bin:


    Es würde mich interessieren, fals das hier jemand liest, ob es bei Euch seit dem Tod Eurer Lieben zu seltsamen Vorfälle gekommen ist, die man rational nicht richtig einordnen kann.


    Wenn ja , welche?


    Vielleicht hat mag jemand davon erzählen.


    Alles liebe


    Hamida

  • Liebe Hamida,


    als erstes von mir ein liebes Willkommen (wenn auch sehr spät).
    Und meine herzliche Anteilnahme zu deinem großen Verlust.


    Was meinst du mit seltsamen Vorfällen?
    Radio/Fernseher/Licht ...aus oder an? Nein, das nicht. Aber seit dem Tod meines Vaters waren trotzdem einige "Zufälle", die meine Mutti und ich als "Grüße" sehen. (So nebenbei - Zufälle gibt es ja eh nicht ;) )
    Im ersten Jahr hatten wir hier in der Steiermark ein Reh, das absolut keine Angst vor uns hatte. Es graste 20, 30 m von uns entfernt, ohne sich von unseren Stimmen, ja nichtmal vom läuten des Telefons stören zu lassen. Es hob nur den Kopf, schaute uns an - und genoß dann weiter die Abendmahlzeit.
    Neben dem Haus ist eine Böschung, die von Moos überwuchert war - das hatte Vati schon lange gestört. Ich wollte etwas "für ihn" machen. Und so hab ich gute 2 Tage gearbeitet, um alles Moos und Unkraut auszurufpfen und Gras anzusäen. Als ich fertig war und mein Werk so betrachtete kam ein Schmetterling, flatterte um mich herum und dann ganz knapp über die gejätete Fläche - wie wenn er sich alles genau ansehen wollte. Dann noch eine kurze Runde um mich herum - und weg war er. Und ich hab so einen nie vorher und auch nachher nie wieder bei uns gesehen.
    Wir betonierten eine Stiege, da die alte aus Holz schon etwas brüchig war. Fertig geworden sagte ich: "Na Väterchen - ist es gut so?" Und eine Sekunde später rief mich mein Mann auf die andere Seite des Hauses. Da stand ein Regenbogen, erst ganz blass, aber dann immer kräftiger, bis er wirklich strahlend leuchtete.
    Und solche Beispiele gibts noch etliche.
    Sicher - man könnte alles als Zufall abtun aber ich glaube nicht an Zufälle.
    Solche "Zeichen" und auch Träume kommen (bei mir) kaum dann, wenn ich darum bitte, danach "suche". Sondern immer überraschend, in Momenten, wo ich meist gar nicht an "soetwas" denke.


    Hamida, laß dir Zeit, sei geduldig mit dir selbst. Im Augenblick ist das "Schritt nach Schritt, Tag nach Tag" eine gute Strategie. Irgendwann wirst du auch wieder weiter nach vorne sehen können, du wirst es spüren, wenn du soweit bist.


    Ein großes Kraftpackerl und auch eine Portion Geduld schick ich dir
    Und wenn du magst auch eine liebe :24:
    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.