Das Leben ist so ungerecht und jetzt auch noch sinnlos

  • Liebe Angie,


    Berge sind noch nie über Nacht versetzt worden, und egal ob Du nun das schon gemeisterte als kleine oder größere Schritte betrachtest, waren sie immerhin ein Anfang. Und das sich Deine Erfolgserlebnisse nicht so toll anfühlen wie es sein sollte ist auch verständlich. Vermutlich herrscht in Dir noch ein viel zu großer Gefühlschaos um diese Erkenntnis wahr nehmen zu können. Dennoch bin ich sicher das wenn Du heute in einem Jahr zurück blickst Du riesig staunen wirst was Du Alles geschafft hast.


    Auch wirst Du dann erst erkennen das Du nie wieder die Frau sein wirst die es einmal gab als Deine Welt noch in Ordnung war, aber es wird eine Angie geben die auf sehr andere Art und Weise als toller Mensch im Leben stehen wird. Plötzlich wirst Du merken das was einst "Deins" war nun gar nicht mehr zu Dir paßt, das sich Prioritäten völlig verändert haben und vielleicht sogar Dein Gechmack. Wenn ich Dir so etwas schreibe tue ich es weil ich gerade genau diesen Prozess durchmache wärend ich mein altes Leben sortiere und entscheide was bleibt und was ich loslassen kann. Habe dabei nicht schlecht gestaunt als ich auf meinen Kleiderschrank guckte und der Inhalt mir plötzlich völlig fremd vorkam und ich dennoch mich einst in vielen der Dinge pudelwohl und schick gefühlt habe. Schaue ich Fernsehen merke ich nun oft das die Dinge die mich einst interessiert, amüsiert und oder gut unterhalten haben mich heute völlig kalt lassen, und ich mir Dinge anschaue an denen ich einst schlichtweg vorbei gezappt hätte.


    Liebe Angie, ich bin mir sehr sicher das auch Du irgendwann an diesem Punkt ankommen wirst wo Dein Leben und all Das was Du tust wieder einen Sinn macht, Du wieder Freude empfinden kannst und erkennst das all Das wieder vorhanden ist - wenn auch auf eine sehr andere Art und Weise. Das Du schon die ersten kleinen Schritte zurück in ein eigenständiges Leben gemacht hast beweist ja das letztlich in Dir eine Menge Lebensdrang steckt den Du heute vielleicht noch nicht anerkennen magst.


    Und genauso ist es, bzw. das der Weg das Ziel ist auch wenn kein Mensch voraus sagen kann wo er hinführen wird. Aber sage es doch 'mal selber. Wäre das Leben nicht gähnend langweilig wenn man immer Alles genau im Voraus wüßte? Ich denke das es doch genau diese Neu-
    gierde auf Das was noch kommen könnte die uns Menschen treibt, antreibt und auch in dunklen Zeiten dazu verführt weiter zu machen.


    In diesem Sinne Dir ein schönes entspanntes Wochenende und alles Liebe dazu,


    Hanna

  • Liebe Angie!


    Prima, Du hast die erforderlichen Dinge in Angriff genommen und hast es hinbekommen.
    Du hast alles durchdacht, damit Du eben nicht von der Leiter fällst.
    Oder wie Hanna so lustig schreibt, Du hast Dich vorgesehen, damit Dein Zeh eben nicht von einer Kiste gequetscht wird.
    Gut gemacht! :)


    Ich glaube auch, dies sind erste Schritte in Deinem neuen Lebensabschnitt.
    Wenn es auch nicht immer leicht ist, Du wirst das schaffen. Bestimmt. Glaube an Dich!


    Alles Liebe
    Deine Kühlwalda

  • Danke an alle für die aufmunternten Worte :2: .


    Ich habe schon einmal eine Psychologin besucht, doch wirklich geholfen hat mir das nicht. Heute war ich wieder dort. Ich habe festgestellt, dass ich mein Leben halbwegs im Griff habe, solange ich mir selber Arbeit suche,die mich ermüdet, damit ich dann in der Nacht wenigstens vor Erschöpfung ein paar Stunden schlafen kann.Es geht auch alles so seinen Laufe, wenn ich nicht nachdenke . Doch sobald ich an Rudy denke oder über ihn spreche,fange ich wieder zu Weinen an und ich bin nicht fähig, das zu stoppen.


    Deshalb denke ich, dass es besser ist, sich voll in irgendwelche blödsinnigen Aufgaben zu stürzen, als nachzudenken oder darüber zu reden. Die Psychologin meint, ich verdränge und dies sei nicht gut.


    Weiß nicht, was ich davon halten soll,denn ich hasse meine Heulerei und das Gefühl der Hilflosigkeit :( .

  • Liebste Angie,


    Bravo das Du es angegangen hast Dir professionelle Hilfe zu hohlen, und vor Allem das Du nicht gleich nach der ersten Sitzung aufgegeben hast. Wieder ein Schritt nach Vorne geschafft.


    Das Du Dir nun so viel Arbeit suchst damit Du Abends vor Erschöpfung nur noch ins Bett fällst denke ich hat meiner Meinung nach zwei Seiten. Sicherlich hilft es auf der Einen nicht nur die Gedanken sondern auch die tiefen Löcher beiseite zu schieben, aber unter dem Strich löst es nicht wirklich all Das was Dich beklemmt. Wie Du es selber sagtest, sobald Du inne hälst und an Rudi denkst oder von ihm sprichst kommt Alles wieder hoch und vermutlich wird es das auch immer wieder tuen bis Du Deine Trauer tatsächlich verarbeitet hast.


    Fragst Du mich könntest Du Deine Situation nun nicht besser handhaben, bzw. viel arbeiten um nicht nur von einem tiefen Loch ins nächste zu rutschen, aber Dir auch professionelle HIlfe hohlend für die Verarbeitung Deiner Trauer. Das mit den Psychologen und Therapeuten ist so eine komische Sache. Ich selber war noch nie bei einer Psychologin, aber bei einem Therapeuten als mein Mann mich verließ und ich still schweigend - ohne das ich es selber gemerkt hatte vor einem Nervenzusammenbruch stand. Der gute Mann hockte einfach nur da und ließ mich reden, reden und reden und oft fragte ich mich ob meine Visiten dort überhaupt Sinn machten. Aber schon nach der dritten Sitzung kam ich da raus und dachte nur noch daran Alles zusammen zu schlagen was mir in die Quere kam. Ja, ich spührte auf einmal eine so rieisge Aggression in mir wie ich sie noch nie erlebt hatte. Fazit war, das der Therapeut ohne großartiges zu machen mich dazu brachte dieser irren Wut die ich in mir trug freien Lauf zu lassen. Und nachdem ich sie am Haus mit Putzlappen und Schrupper rausgelassen hatte fühlte ich mich wie von einer riesigen Belastung befreit.


    So vermute ich das auch Du für eine Weile das Gefühl haben wirst das Deine Sitzungen bei Deiner Psychologin Nichst bringen, weil eben die Heilung der Seele und der Gedanken ihre Zeit brauchen. Mit etwas Glück wird sie peu a peu aus Dir herauskitzeln wo der tatsächliche Kern Deiner Trauer ist und Dir dann zu helfen wissen den Weg daraus zu finden. Ich wünsche es Dir von ganzem Herzen, denn ich kann mir gut vorstellen das ewiges Herumheulen und schmerzvolles Trauern auch sehr anstrengend sein kann auf die Dauer.


    Dir liebe Grüße und viel viel Kraft,


    Hanna

  • Die vorige Woche war sehr Rudylastig, zuerst am Wochenende bei seinen Freunden zum Essen eingeladen, dann bei der Psychologin, dann Treffen mit einer Frau aus dem Motorradclub-zuviel über alles geredet, zuviel geweint.


    Jetzt versuche ich, wenn ich unterwegs bin, keine Taschentücher bei mir zu haben, um mich zu zwingen, ein bißchen beherrschter zu sein. Hab einen dummen Trick gefunden ,um mich ein bißchen besser zu fühlen, versuche jedens Mal, wenn ich mit jemanden rede,irgendwas Nettes zu sagen, weil da ein positives Feedback kommt (selbst beim Einkaufen an der Kassa) und meine Seele Streicheleinheiten braucht.


    Endlich konnte die alte Wohnung meiner Tochter zurückgegeben werden, wir haben noch bis zur letzten Minute dort gearbeitet, alles sehr anstrengend.


    Leider passierte wieder einen Absturz bei meinen Freunden, wenn ich etwas trinke, muss ich immer alles rauslassen. Ich vermisse ihn halt so sehr, das Leben tut noch immer weh.

  • LIEBE Angie,
    ich möchte dich bitten nicht zu trinken. Zeig deinen Freunden wie du dich fühlst wenn du nichts getrunken hast. Du mußt einen Weg finden unbedingt für dich ohne Alkohol klar zu kommen. Denk langsam an dich .Mach was neues, tuh was dir Spaß macht. Lebe dein Leben du hast nur das eine. Glaube mir es ist nicht leicht , aber es gibt so viel neues ,so viel Liebe da drausen. Ich habe es auch nur durch einen besonderen Menschen erfahren der mir sehr wichtig ist. " Er sagte, du mußt raus in die große Welt. Und er hatte so was von Recht. Ich habe so eine schöne kleine Reise gemacht. so liebe Menschen um mich gehabt. Und eins muß ich dir sagen- Mir haben so viele Menschen geholfen, aber dieser hat mir einen Weg ins neue super ganz anderes Leben gezeigt. Und ich glaube nicht mal er weiß wie sehr er mir geholfen hat. Ich habe ihn schon so oft gedankt. Aber es gibt eben Menschen die sind so. Ich hoffe das ich dir auch ein wenig helfen konnte.

    Ich schicke dir einen :005: sei eine :013: du wirst sehen es wird besser.


    <3 <3 <3 liche Grüße Andruscha

  • Ja wenn mir nur irgendetwas Spaß machen würde....es sind nicht einmal 4 Monate vergangen, langsam rückt auch der 1. Todestag meines Bruders näher, in nicht einmal einem Jahr 2 geliebte Menschen verlieren, da stellt man sich schon die Sinnesfrage: wozu das alles?


    Irgendwie habe ich ja bis jetzt überlebt, versuche normal zu agieren und mich abzulenken ,aber andererseits ist mein Schatz immer präsent, egal was ich mache.Alles erinnert mich an ihn, habe echt schon überlegt umzuziehen (was bei den momentanigen Mieten ein Wahnsinn wäre), weil ich jeden Tag denken muss, da ist er gesessen, dort hat er mich abgeholt, dort haben wir gemeinsam eingekauft etc.


    In meiner Wohnung habe ich viele Dinge meines verstorbenen Bruders und auch Sachen von meinem geliebten Rudy. Beim Umzug hat er mir geholfen, die Möbel hat er zusammengebastelt, die Vitrine hat er gekauft (ich wollte sie, aber sie war mir zu teuer) - alles erinnert mich an ihn.


    Selbst bei meinem Gewand denke ich:Das habe ich angehabt, als wir dies und das gemacht haben. Alles etwas krankhaft, ich weiß.


    Er war mein Geliebter, mein bester Freund und die letzten 2 Jahre habe ich nur für ihn und mit ihm gelebt. Momentan gehts mir nicht besonders, alle Bekannten wollen mich mit Aktivitäten zuschütten (hätte morgen gratis in die Oper gehen können), aber ich kann und mag einfach nicht. Es ist anstrengend genug, normal zu leben (einzukaufen, zwangsläufig Telefongespräche anzunehmen und ab und zu sinnlos mit dem Auto rumzukurven. Mehr bring ich momentan nicht fertig. Und 1 bis 2 Besäufnisse in der Woche finde ich nicht schlimm, weil ich dann eh nur bei Freunden bin und mit dem Aufzug direkt in meine Wohnung fahre. Auf Alk kann ich wenigstens schlafen.

  • Liebe ANGIE,
    ich weiß es ist alles nicht so einfach und doch jeden Tag versäumst du. Warum gehst du nicht mit in die Oper vieleicht hätte es dir gefallen, du hättest doch immer nach Haus gehen können wenn dir danach ist. Mein Mann und ich haben uns vor 20 Jahren ein Haus gekauft und wir haben alles allein aufgebaut und unseren Hof gestaltet, es errinnert hier alles an Ihn aber ich würde es nicht aufgeben wollen. Es war doch unser gemeinsames Leben.


    Und ich weiß du schaffst das. Du bist Stark :thumbsup: . Ich schicke dir wie immer einen :005: und wünsche dir ein schönes entspanntes Wochenende.


    Ich :24: dich
    Andruscha

  • Liebe Angie,


    auch ich schließe mich den Worten von Andruscha an und kann Dir nur immer wieder raten was aus Deinem Leben zu machen egal wie schwer es fällt. Als ich noch in Italien lebte lernte ich ein doofes kleines Sprichwort kennen was in all seiner scheinbaren Sinnlosigkeit jedoch eine Menge Wahrheit mit sich trägt. Es sagt ... Der Appetit kommt beim Essen.


    Liebe Angie, auch ich muß mich nun sehr oft in den Hintern treten damit es einen sinnvollen Tagesablauf gibt. Du kannst es mir glauben, aber auch für mich ist oft die Verführung sehr groß einfach nur herum zu gammeln und im Selbstmitleid abzusaufen. Schließlich würde es Keiner bemerken, es würde wohl auch kaum Jemanden großartig interessieren, aber was würde es unter dem Strich ändern? Besser würde es mir dabei bestimmt nicht gehen, und dies erst recht nicht wenn peu a peu Alles um mich vergammeln würde - meine Wenigkeit inklusiv. Wenn ich Dir sage das der Appetit beim Essen kommt meine ich damit das man oft sich sagt ... habe keine Lust, wozu, macht keinen Sinn, ist egal etc., aber wenn man sich dazu aufrafft sich selber einen Tritt in den Hintern zu geben dauert es oft nicht lange bis man sich in eine Beschäftigung reingekniet hat - und am Ende noch recht stolz auf sich selber ist das man wieder einmal etwas geschafft hat.


    Und auch da muß ich Andruscha recht geben, das es da draußen sehr viele Menschen gibt die Einem gut tun wenn man bereit ist ihnen eine Chance zu geben. Die Leute die sich mit Dir zweimal in der Woche zusaufen sind gewiß keine guten Freunde, denn wenn sie es wären würden sie Dir lieber zuhöhren wollen, versuchen Dir zu helfen und Dich zu einem Neuanfang zu ermutigen - anstatt sich mit Dir zu zudröhnen. Letztlich gehst Du danach wieder alleine nach Hause und keinen Menschen scheint es besonders zu kratzen das es Dir dann noch schlechter denn jeh geht.


    Was Deine Wohnung betrifft denke ich das es einzig und alleine an Dir liegt was Du nun daraus machst. Entweder freundest Du Dich mit Allem so an wie es ist - nimmst es aber auch immer wieder in Kauf das Dich runterzieht, es Dir weh tut und Dir immer wieder die Vergangenheit hoch kommt - oder Du änderst es. Dabei mußt Du ja nicht gleich umziehen oder die ganze Einrichtung feuern, sondern einfach jeden Raum nur so um-
    gestalten wie Du Dich wieder richtig wohl darin fühlst. Vermutlich hat Andruscha es genauso gemacht wie ich nachdem mein Mann verstorben war. Nicht um die Vergangenheit wie Müll zu entsorgen, sondern einfach nur um die vier Wände als MEIN zuhause im hier und heute annehmen zu können. Du kannst es mir glauben, es ist mir enorm schwer gefallen, aber es hat wiederum gut geholfen es auf sehr konkrete Weise zu ver-
    innerlichen das ich nun tatsächlich wieder Alleinstehende bin. Und es hat auch enorm geholfen nicht immer wieder von den unendlich vielen Er-
    innerungen in tiefe Löcher zu fallen. Ja, ich habe sogar meine ganze Gardrobe die ich mit "uns" verbunden hatte weg gegeben um eben nicht immer wieder daran erinnert zu werden was ich wo und zu welchem gemeinsamen Anlass trug. Auch das fiel mir sehr schwer da ich ja meine Klamotten mochte aber nun kann ich schon seit längerer Zeit immer wieder an meinen Kleiderschrank gehen ohne das Trübsinn aufkommt.


    Liebe Angie, Du kannst sicher sein das es für uns Alle hier im Forum verdammt schwer ist den Cut von allem Vertrauten zu machen und den Neu-
    anfang zu wagen, und Du kannst auch sicher sein das es uns nicht immer so gut gelingt wie wir es gerne hätten. Aber nackte Tatsache ist das von Alleine nix wird, und leider ist der Schritt nach Vorne Einer den man für sich selber und ganz alleine entscheiden und meistern muß egal wie viele tolle Freunde man hat.


    In diesem Sinne wünsche ich Dir ganz viel Kraft auf das Du baldmöglichst auch Du es wagen wirst diesen Schritt zu gehen, denn ich bin mir sicher das wenn Du ihn erst einmal geschafft hast es Dir auch rundum enorm besser gehen wird. Dir alles Liebe und einen dollen Drücker dazu,


    Hanna

  • Liebe Hanna,


    :2: für deine Ratschläge, wenn sie zwar für Angie gedacht sind, aber einiges trifft auch auf mich zu.
    Habe dadurch wieder einmal einen kleinen Anstoß bekommen und ich werde mir jetzt auch mal, in den Hintern treten.


    Liebe Grüße
    Trauerelfe




    Liebe Angie,


    ich drück dich mal ganz lieb, :24: und hoffe, dass wir beide unser Leben bald wieder besser meistern können.
    Für die kommende Zeit wünsche ich dir viel Kraft!


    Alles Liebe
    Trauerelfe

  • Liebe Trauereife,


    freut mich wenn ich Dir mit meinen Worten vielleicht ein bisschen auf die Sprünge helfen konnte. Bin ja schließlich selber keine Lebensexpertin, sondern versuche auch nur - wir wir Alle hier im Forum - mein Leben "danach" irgendwie zu meistern, bestmöglichst im Griff zu behalten und nach Vorne zu gucken wo die Vergangenheit nicht mehr zurück kommen wird.


    Natürlich wird es immer wieder Rückfälle geben wo sich knapp 20 Jahre Zweisamkeit eben nicht von heute auf morgen abschließen lassen, aber ich denke das wenn man sich Dem stellt was Einen so in den Keller zieht hat man eher eine Chance sie zu verarbeiten und abzuschließen als wenn man entweder um sie herum steuert oder sie verdrängt. Wie schon so oft kann ich nur wieder einmal von eigener Erfahrung reden, und füge hinzu das die Konfrontation für mich gewiß der deutlich schwerere Weg bisher gewesen ist, aber immerhin einer war der dauerhafte "Heilung" mit sich brachte.


    Immer wieder hat es irre weh getan die Spuren von Zweisamkeit zu entsorgen - und ich habe noch lange nicht Alles geschafft - aber für mich war es letztlich ein sich stehts wiederhohlendes Abschiednehmen von einer Zeit und einer Situation die nicht mehr zurück kommen werden Liebe Trauereife, ich habe das von Anfang an sehr bewußt gemacht weil ich schnell entdeckte wie sehr es mir half die Entgültigkeit der Situation zu ver-
    innerlichen womit ich mich sehr schwer getan hätte wenn das Haus weiterhin so ausgesehen hätte als ob er jeden Moment wieder kommen würde um weiterhin seinen Alltag an meiner Seite zu leben. Und vermutlich hat es mir auch sehr dabei geholfen zu glauben das er es genauso gemacht hätte wenn ich zuerst gegangen wäre.


    Und was die sonstigen Veränderungen betrifft die ich gerne Angie vermittlen wollte, habe ich bis heute kein einziges Möbelstück aus "unserer" Zeit entsorgt um es mit Neuem zu ersetzen. Nein, habe nur die Wände in einer anderen Farbe gestrichten, die Möbel so umgestellt das nun genug Platz für nette Freunde ist anstatt nur für Zweisamkeit, und habe sämtliche Deko dem neuen Ambiente angepaßt, dabei so manche vergessene "Schätze" aus dem Keller hohlend und nicht mehr Passendes dahin versenkend. Du kannst sicher sein das dabei jede Menge Tränen geflossen sind, aber wenn ich heute zurück blicke bin ich froh das ich es so gemacht habe, weil sich nun meine 4 Wände wieder wie ein wohliges Zuhause anfühlen und nicht wie ein kaputtes Nest was mich immer wieder Dank viel zu vieler trauriger Erinnerungen runter zieht.


    Vor Allem half mir das Ganze recht schnell den Boden unter den Füßen wieder zu finden sobald ich entschieden hatte nicht in der Vergangenheit heimisch werden zu wollen. Und es motivierte mich morgens den Hintern aus dem Bett zu wuppen - egal wie mies es mir ging - um meinen Ent-
    schluß voran zu treiben.


    In diesem Sinne wünsche ich auch Dir viel viel Kraft und auf das die guten Momente immer mehr in Deinem Leben überwiegen werden.


    Dir alles Liebe,


    Hanna

  • Momentan gehts mir nicht gut, fühle mich erschöpft, schlafe oft bis 13h ,will nicht aufstehen ,obwohl ich vieles zum Erledigen hätte. Jetzt jährt sich der Todestag meines geliebten Bruders und morgen ist es genau 4 Monate her, dass mein geliebter Partner starb. Zieht mich alles runter, fühle mich nur krank und kraftlos.
    Will niemanden treffen, mit keinem reden, nur Ruhe.


    Denk mir oft, ist ja auch keiner mehr da, mit dem ich kommunizieren will, sprechen alle irgendwie nicht meine Sprache.
    Mir ging es schon besser, ärgere mich, dass ich wieder ganz unten bin wie am Beginn der Ereignisse.


    Muss morgen meine Mutter besuchen (habe ich seit dem Tod meines Rudys nicht mehr gemacht), will aber eigentlich gar nicht. Aber sie jammert mich seit Monaten an, dass ich endlich mal wieder vorbeikommen soll, also muss es einmal sein, damit ich nachher wieder meinen Frieden habe. Mir graut davor, wieder über Trivialitäten zu reden , es nervt einfach,wenn man so tun muss, als ob einen das alles noch interessiert.


    Ich bin nur urmüde und meine Lieblingsbeschäftigung ist Schlafen, denn da muss man an nichts denken und sich nicht mit irgendwas auseinandersetzen.

  • Liebe Angie,


    na und? Dann fühlst Du Dich total am Boden und antriebslos obwohl Du genug zu tun hättest. Na und? Dann fühlst Du Dich wieder wie am Anfang der Ereignisse. Das ist doch völlig normal und das Du Dir diese Zeit der absoluten Ruhe gönnst steht Dir doch mehr als zu!


    Auch wenn meine Trauer deutlich anders ist als die Deinige habe auch ich Tage wie Du sie gerade hast, und dann ist es mir egal das meine Welt so lange stehen bleibt wie nötig. Ja, und die Dinge die ich eigendlich machen sollte rennen auch nicht gerade weg wenn ich deren Erledigung etwas verschiebe.


    Was Deine Mutter betrifft hast Du schon 'mal Deinen Besuch bei ihr aus diesem Blickwinkel betrachtet? Scheinbar will sie Dich doch endlich nur 'mal sehen um sich selber einen Überblick zu verschaffen wie es Dir wirklich geht. Du willst nicht mit ihr über Banalitäten quatschen weil es Dich nervt. Sage es ihr doch das Du dafür z. Z. keinen Kopf hast und wie es Dir wirklich geht. Ich bezweifle sehr das sie sauer darauf reagieren würde, sondern mag vielleicht sogar sehr erleichtet sein zu wissen woran sie ist. Und dann könnte es ja auch Dir gut tun mit ihr offen und ehrlich über Dein gegenwärtiges Befinden zu reden, anstatt es nur wieder einmal in Dich reinzufressen.


    In diesem Sinne schicke ich Dir ein riesiges Kraftpaket und alles Liebe dazu,


    Hanna

  • Besuch bei meiner Mama hinter mich gebracht, die ist seit 7 Jahren Witwe und mit ihren über 80ig schon sehr morbide, heute wollte sie unbedingt darüber reden, wie wir Geschwister ihren Schmuck aufteilen sollen. Ich kann so etwas momentan nicht ertragen, echt. Schließlich landeten wir gegen meinen Willen wieder beim Thema Rudy, was natürlich wieder eine endlose Heulattacke meinerseits auslöste. Gott wie ich das hasse!
    Bin froh wieder daheim zu sein, heute ist es 4 Monate her, dass Rudy gegangen ist, ich habe vor seinem Bild Kerzen angezündet und hoffe, dass er meine Liebe spürt.

  • Liebe Angie,


    gut gemacht das Du Dich trotz allem Widerwillen dafür entschieden hast Deine Mutter zu besuchen auch wenn es Dir sehr schwer gefallen ist. Sie mag nun etwas sonderbar geworden sein, aber woher wissen wir wie wir ticken werden sollten wir das Glück haben auch solch ein tolles Alter erreichen zu dürfen ohne nur noch vor uns her zu vegetieren?


    Warscheinlich gehe ich Dir nun elendlich mit meinen Aussagen auf die Nüsse, aber ich vermute das wenn man schon über 80 ist weiß das man keine Jahrzehnte Leben mehr vor sich hat um irgend wann 'mal gewisse Themen anzusprechen. Und wo Du sie scheinbar nicht sehr oft besuchst hat die alte Dame sich vielleicht gedacht ... jetzt oder nimmer ... um etwas los zu werden was ich vermutlich sehr am Herzen lag. Na, und wenn Du sie vielleicht das erste Mal nach Rudy's Tod besucht hast würde ich es eher sehr sehr traurig finden wenn sie dieses Thema nicht angeschnit-
    ten hätte wie es bei mir bis heute der Fall ist. Bzw. das meine Mutter fast schon gejubelt hat als ich ihr sagte das er gegangen ist, und mich bis heute nicht einmal gefragt hat wie es wirklich in mir aussieht. Ein Mensch der eben nur höhren will wie bombig es mir geht und wie super ich mit meinem neuen Leben klar komme. Dabei wäre ich mehr als glücklich wenn ich wenigstens ab und zu Mal meiner Mutter erzählen könnte warum ich wieder einmal einen echt besch.... Tag hatte. Wie z. B. heute wo ich gleich beim schlurfen meines ersten Kaffees die Rechnung von der Be-
    statterin vorfand, zusammen mit einer Fotodatei von seiner Beerdigung.


    Und ehe ich schließe schreibe ich Dir noch eine doofe Kleinigkeit die Du vielleicht genauso kurios empfinden könntest wie ich. Zusammen mit der Rechnung kam auch noch eine Einladung zu einem aus Mexiko stammenden Totenkult. Anbei gesagt die Bestatterin war eine weißhäutige Mexikanerin. Ja, ich solle ein schönes Foto meines Mannes, sein Lieblingsgericht und sein Lieblingsgetränk mit bringen um mit anderen Trauernden an einer Gedenkzeremonie teil zu nehmen bei der allesamt zusammen das Mitgebrachte verzehren und dann anschließen zu gewisser Musik zu tanzen um auf diese Weise das Leben der Verstorbenen zu celebrieren. Manch Einen mag so etwas begeistern, aber ehrlich gesagt ist es nicht wirklich meine Welt.


    Dir einen dicken Knuddel und viel viel Kraft,


    Hanna

  • Naja oft besucht habe ich sie nicht, früher meist einmal pro Monat (meine Geschwister wohnen bei ihr in der Nähe und ich doch 50km entfernt), dafür habe ich sie jeden Tag am Telefon seit ihrem Schlaganfall, den sie aber recht gut überstanden hat. Wir hatten nie ein gutes Verhältnis miteinander, weil ich das schwarze Schaf der Familie war, unangepasst, nicht in die kleinbürgerliche Welt passend. Aber seit dem Tod meines Vater haben wir zumindest eine halbwegse Basis gefunden, weil sie festgestellt hat, dass ich die Einzige von den Geschwistern bin, die immer da ist, wenn sie was braucht . Und am Telefon hat sie mich schon gefühlte hundert Mal über Rudys Tod ausgefragt.


    Ich bin heute depri, weil eben der 7. ist und ich dieses Datum nicht gut verkrafte, ich denke dann immer :vor so und soviel Monaten war meine Welt in Ordnung, ich war glücklich, wurde geliebt und habe geliebt, ich hatte ein neues Zuhause, eine Zukunft und jetzt? Jetzt funktioniere ich nur und bin jeden Tag froh, wenn ich schlafen gehen kann und wieder ein Tag vorbei ist.


    So böse es klingt, dein kurioses Bestattungsdetail hat mich zum Lächeln gebracht, ich habe mir das total übertrieben vorgestellt, so mit Schweinsbraten, Grillhuhn, Torten , und viel Alkohol, na das wäre eher eine Orgie als eine Gedenkfeier (so wie bei Asterix immer das Abschlussfest) ;) . Deine Bestatterin dürfte sehr geschäftstüchtiog sein und sehr interessiert am abcashen. Da kann man nur sagen, net ärgern nur wundern.

  • liebe ANGIE :thumbup: :thumbup: SUPER
    Super gemacht, dass du deine Mutter besucht hast. Das ist ein Anfang. Auch wenn du das noch nicht so siehst. Geh raus, unternehm was und wenn du nur allein für dich spazieren gehst. Da wird der Kopf frei. Genieße dein Leben. Du bist stark. Ich bin stolz auf dich, und wenn du hier wärst würde ich dich so was von :24: :24: :24:
    Ich schicke Dir einen :005:
    Andruscha

  • Liebe Angie,


    tut mir von ganzem Herzen leid das es Dir wieder so mies geht, aber dennoch freut es mich das ich Dich wenigstens für ein paar Minuten zum Schmunzeln bringen konnte.


    Ich wollte es ja nicht sagen, aber dafür hast Du es getan. Mir standen beim lesen dieser Einladung auch gleich Bilder vor Augen von Schweine-
    haxen, Pizza LIeferservice und jeder Menge fließendem Alkohol. Das Ende der Orgie möchte ich mir auch nicht ausmalen sobald gewisse Pegel überschritten sind - so eine eigenartige Mischung von feuchter Fröhligkeit und ganzen Niagarafällen von Tränen sobald der Alkohol gut gewirkt hat.


    Und wie Du es so schön gesagt hast. Ich habe mich bestimmt nicht darüber aufgeregt, sondern konnte auch nur sehr erstaunt darüber schmunzeln und mir meinen Teil denken.


    Sei in Gedanken liebevoll gedrückt,


    Hanna

  • Bin momentan wieder ziemlich depri, hielt heute innerlich Rückschau auf die letzten 4,5 Monate nach dem Tod meines Rudys.


    Da kommen im nachhinein viele ungute Gefühle hoch. Angefangen von der Gier seiner Schwester bis hin zu der Tatsache, dass sie meinen Ruf zerstört hat und überall herumerzählt hat, ich hätte mich von meinem Mann aushalten lassen und viele Sachen aus dem Haus mitgehen lassen. Am meisten schmerzt es mich, dass ihr soviele Leute glauben, nämlich Leute, die mein Rudy für seine Freunde hielt.

    Eigentlich war alles, was mein Schatz hochgehalten hat und die Werte, für die er gelebt hat, im Nachhinein Blendereien, null und nichtig.


    Es hat sich herausgestellt, dass eine Familie und die zwei Söhne, die seine verstorbene Frau in die Ehe mitbrachte, nur geldgierig sind und dass seine "Freunde" immer nur neidisch auf seinen Wohlstand und unser Glück waren.


    Und manche, von denen ich geglaubt hatte, dass sie auch meine Freunde wären, reden gehässig hinter meinem Rücken.


    Das tut mir sehr weh, irgendwie geht es mir wie Petra, ich will nur, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Aber Gottes Mühlen mahlen langsam.... :(

  • Liebe Angie,


    tut mir echt leid das Du Dich so am Boden fühlst und sende Dir erst einmal vorweg einen dicken Drücker.


    Was die liebe Sippschaft und den lieben Freundeskreis betrifft kann ich Dir nur heiß empfehlen ... hau einen ganz fetten Schwamm drauf und ver-
    giß sie so schnell Du kannst. Wird sicherlich heftig weh tuen diesen Schritt zu gehen weil es ja wieder einmal ein Abschied von der Vergangen-
    heit ist wo Alles noch ganz anders war, aber der Lohn sind die große Befreiung und Erleichterung es nicht mehr mit solchem Gesocks zu tun zu haben. Nach dem Motto ... mit sich alleine ist man nie in schlechter Gesellschaft.


    Ich selber bin diesen Schritt schon vor ein paar Jahren gegangen und habe ihn bis heute nicht bereut. Klar ist es manchmal echt mau so kom-
    plett mit Allem alleine da zu stehen, aber immerhin besser als umgeben von Leuten denen man letztlich nichts bedeutet, und die meist nur ange-
    dackelt kommen wenn sie meinen man könnte ihnen mit etwas dienen oder gut genug zu sein um sich das Maul über Einen zu zerreißen.


    Die Menschen über die Du geschrieben hast sind es Deiner nicht wert und Du wirst sehen das wenn Du erst einmal den Absprung von ihnen ge-
    schafft hast wirst Du sie auch recht bald nicht mehr vermissen. Wenn es Dich ein bisschen tröstet, gute vier Monate seit dem Tod meines Mannes kann auch ich sagen das Keiner seiner Freunde und Bekannten sich bis heute meinetwegen ein Haar gekrümmt haben. Ich kann damit gut leben das sie nun sowieso einer Vergangenheit angehöhren die nicht wieder kommen wird, und wo nun große Leere um mich herum entstan-
    den ist betrachte ich Diese als jede Menge Platz für die Jenigen die in mein neues Leben eintreten wollen weil sie mich mit ganzem Herzen als den Menschen wertschätzen der ich hier und heute bin.


    Ich wünsche Dir viel Kraft zu selbiger Entscheidung zu kommen Dein Umfeld tüchtig aufzuräumen, denn wie gesagt, auch wenn es erst einmal tüchtig weh tut erwartet Dich danach eine große Befreiung von Altballast der Dich absolut nie weiter bringen würde.


    Sei lieb gedrückt,


    Hanna