Papa ich vermisse dich so sehr

  • Zuerst einmal möchte ich mich kurz hier vorstellen und hallo sagen.
    Mein Papa ist am 9.10.2015 im Alter von 85 Jahren verstorben. Er war bis im Februar dieses Jahres nie ernsthaft krank oder länger im Spital und für sein Alter sehr agil.


    Alles begann Anfang Februar, als meine Eltern zur Kur waren. Am vorletzten Tag rief mich Mama an und sagte, dass Papa plötlzlich Herzprobleme hatte und der Kurarzt in ins Spital einwiesen ließ. Nach 1 Nacht auf der Überwachungsstation und verfrühtem Abbruch der Kur, konnten wir ihn nach Wien mitnehmen und er kann idaheim ins Spital. Nach 1 Woche und sämtlichen Untersuchungen stand fest, dass seine Herzklappe stark verkalkt war und nicht ordentlich öffnete und dadurch sein Herz sehr schwar war. Körperlich merkte man ihm aber überhaupt nichts an. Er sauste durch das Krankenhaus, war guter Dinge und er hatte keinerlei Atemnot, was die Ärzte verwunderte.


    Papa wurde geraten als Notlösung die Herzklappe aufdehnen "sprengen" zu lassen, damit sich das Herz erholen kann. Im Juni, wurde dann diese Operation vorgenommen und Papa ging es kurz danach nicht besser oder schlechter, als vor der Op. und er fühlte sich weiterhin gut. Er liebte es weiterhin Gartenarbeit zu machen und seinem lebenslangen Hobby der Videofilmerei nachgehen zu können. Er filmte für sein Leben gern und es gibt Unmengen an Erinnerungen in seinen Filmen dokumentiert...meine Kindheit, meine Hochzeit, die Geburt meines Sohnen, jeder Urlaub, jeder Geburtstag....alles liebevoll am Pc nachbearbeitet und mit Musik und Titeln beschriftet. Alle kannten ihn nur, als der kleine Mann mit seiner Videokamera....


    Bald nach der Herzop Ende Juli bekam er ernsthafte Probleme.....Er bekam Atemnot, Wasser in der Lunge, konnte plötzlich nichtmehr gut schlucken und aß ubd trank immer weniger und nahm an Gewicht ab. Eine Magenspiegelung ergab eine Autoimmungastritis, aber keiner wusste, warum er sobald er etwas aß, ein komisches Gefühl im rechten Oberbauch bekam. Die Blutwerte und ein Bauchultraschall zeigten keine besonderen Auffälligkeiten, nur dass das Herz weiterhin schwach war. Naja wie auch immer, es folgten noch 2 weitere Spitalsaufenthalte und für den 24.11. 2015 war seine Herzklappenop angesetzt. Leider kam es nichtmehr dazu, die Wartezeit auf den Op Termin war viel zu lange.


    Am 6.9. feierte er, nein von feiern kann man eigentlich nicht sprechen seine 85er. Er hatte Angst wieder ins Spital zu müssen und sagte, wenn er wieder ins Spital muss, stirbt er. Er hatte solche Angst und wir versprachen ihm daheim bleiben und notfalls auch sterben zu dürfen. Nachdem er aber kaum gegessen und getrunken hat und immer mehr an Gewicht verlor und Mama schon so überfordert war, meinte der Arzt Papa soll für ein paar Tage um Infusionen zu bekommen ins Spital. Die Luftnot wurde auch immer schlimmer.


    So kam er Ende September ins Spital und dort ging es rapide bergab. Für Mama und mich war klar, dass wir bis zum letzten Atemzg bei ihm sein wollen. Haben dies auch bei den Àrzten und Schwestern gesagt. Da Papa so unruhig und plötzlich durch die viel zuviele Menge an Infusion verwirrt war, blieben wir jeden Tag von in der Früh bis am Abend ununterbrochen bei ihm, nur so war er halbwegs ruhig obwohl er mit Morphium vollgestopft wurde.


    In der Nacht konnten wir nicht schlafen und warteten immer auf einen Anruf vom Spital, dass wir kommen sollen....am Tag waren wir ja bei ihm. Am Tag wo er starb ging es ihm besser und wir ließen uns VOM TOD täuschen. Ich sagte papa, dass ich nur schnell mit Mama einkaufen fahre und dann gleich wieder kommen werden. Nach 2 Std. kamen wir wieder und Mama ging voraus ins Krankenzimmer, ich fragte noch die Schwester, ob es Veränderungen gab. sie meinte, nein alles unverändert. Somit ging ich ebenfalls ins Zimmer um wieder bei Papa zu sein. Als ich das Zimmer betrat prallte ich entsetzt zurück, denn Papa lag tot und bereits STEIF in seinem Bett, mit offenen Augen und Mund. Ein Anbilck den ich nie vergessen werde und deswegen auch zur Psychologin gehe. Niemand hat nachgesehen, man hat Papa ohne uns sterben lassen und sein Gesichtsausdruck sagt, dass er nicht in Frieden gehen konnte. Ich mache mir solche Vorwürfe, dass ich nicht bei ihm war. Er hatte ja solche Angst vorm Spital, Schwestern und Àrzten.
    2 Tage vorher war ich noch bei ihm, als man ihm 2,5l Wasser aus den Lungen zapfte und er angelehnt an mich kraftlos und tapfer alles über sich ergehen ließ. Es war schrecklich für mich, das er so leiden musste und wir ihn nicht daheim sterben lassen konnten. Mama und ich überlegten immer, ob wir ihn nicht heim nehmen könnten, aber es ging einfach nicht und auch die Ärzte sahen keine Möglichkeit.


    Seither komme ich nicht zur Ruhe, weine täglich. Wenn ich gewusst hätte, dass ich Papa nichtmehr lebend sehen würde, hätte ich mich ganz anders von ihm verabschiedet, ihn nocheinmal ganz fest an mich gedrückt.....es tut so weh, er fehlt mir so sehr. Papa war für mich immer der kleine Mann mit dem großen Herz. Er war ja nur 1,57 und 47 kg schwer, mit den schönsten himmelblauen Augen. Kommende Woche wäre der Op-Termin, an diesem Tag gehen Mama und ich zum Notar, weil MEIN PAPA tot ist.


    Danke fürs zuhören
    Die traurige Libelle

  • Liebe Libelle,


    ein herzliches Willkommen hier im Forum.
    Es tut mir sehr leid, daß dein Papa nun nicht mehr bei dir sein kann.


    Ich fühle mit dir, deine Erzählung versetzt mich um gut 6 Jahre zurück. Auch mein Vati starb, mit knapp 82 Jahren, wegen Verkalkungen im/beim Herzen ... und manches ist "ähnlich verlaufen" wie bei euch. Die Luftnot, die Schmerzen, die Angst vor dem Spital, das Wasser in der Lunge, ...


    Ich suche gerade nach Worten - manchmal fällt es mir noch immer schwer daran zu denken - und heute ist wohl gerade so ein Tag.
    Liebe Libelle, wir alle hier verstehen - und kennen - deinen Schmerz. Wir können leider nicht "wirklich helfen", aber du wirst sehen, hier ist immer jemand der mit dir fühlt.Und wenn du es willst, begleiten wir dich gerne ein Stückchen auf diesem schwierigen Weg den du gerade beginnen mußt.
    Wenn du magst und kannst - erzähle uns wie es dir, deiner Mama geht, erzähl uns über deinen Papa.
    Das Schreiben bringt so oft ein wenig mehr Ordnung in die im Kopf kreisenden Gedanken und hilft so ein wenig.


    Viel Kraft, Licht und Liebe - und wenn du magst auch eine liebe Umarmung schickt dir
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Libelle,


    fühle dich umarmt.... :24: und getröstet :30: wenn du dir das vorstellen kannst...
    und auch ich kann dir ebenfalls... dieses, so wunderbare Forum einfach nur ans Herze legen...


    Ich fühle mich aus mehrerer Hinsicht auch sehr angesprochen...


    Meine Mama war schon sehr früh in ihrem Leben herzkrank und hatte auch zwei Herzinfarkte und dann später einen großen Schlaganfall... wie dein Papa war sie ungemein lebensfroh und aktiv und man merkte bis vor dem Schlaganfall, wenig von ihrer Beeinträchtigung...


    GUT, dass du dir so ungemein viel schon von der Seele geschrieben hast und auch dir psychologische Hilfe zuteil kommen lässt...


    Das sind ALLES gute Wege um mit der Verzweiflung, die ich leider aus deinen Worten höre, vielleicht doch mehr und mehr in die TRAUER zu kommen, die DIR einfach "besser " bekommen würde...


    Liebe Libelle,
    ich denke trotzdem, dass du dich von deinem Papa verabschiedet hast...und er ebenfalls von dir... Ihr habt es nur nicht so gesehen...
    Du beschreibst , dass er sich an dich anlehnte, also ein wunderschöner Körperkontakt zwischen euch war.. als sie Wasser aus der Lunge gezogen haben...
    Das war eigentlich eurer "verabschieden"...von-ein-ander


    Bitte , verstehe es "richtig"...
    Gerade Eltern gehen häufig, wenn man nicht im Raum ist....Weil sie uns Lieben nicht gut "alleine" lassen können... und wir sie auch manchmal "festhalten", nicht loslassen wollen...
    Ja, man will nie seine Eltern loslassen, egal wie alt wir sind.. Wir sind ja ihre Kinder...


    Mein Papa ist am 01.03. 2013 auch in einem Krankenhaus gegangen, mit 89 Jahren und mein Lebensgefährte am 23.03.2013...


    Mein Vater ist von meinem einen Bruder begleitet worden und mein Lebensgefährte von mir... Warum schreibe ich dir das? Keinesfalls um dich in deinem Kummer zu bestärken oder deine Vorwürfe zu vergrössern...
    Nein...
    weil ich dadurch, dass ich auch schon viele Freunde auch in ihrer letzten Stunde begleitet habe,
    einfach weiss, beobachtet habe, ...
    das sie ja ALLE, sich mehr und mehr von dieser Welt und UNS verabschieden... In der allerletzten Zeit auf dieser Erde sich mehr und mehr ENTFERNEN... körperlich und geistig... Sie verabschieden sich von uns und diesem Planeten... von diesem Leben...
    Die offenen Augen sind etwas sehr natürliches...Vielleicht "sehen" sie schon auf ihr zukünftiges "Sein" ? und auch der offene Mund...Mein Burkard verliess diese Welt mit einem wunderschönen Ton...


    Von ganzem Herzen wünsche ich dir, dass du mehr und mehr deinen so lieben Papa , klein in der Statur aber GROSS in seiner Herzenswärme zu dir und seinen Lieben, mehr und mehr in ERSCHEINUNG für dich/euch tritt.


    Schreibe... schreibe ... schreibe...
    das verändert und hilft dir
    und wir HELFEN DIR GERNE
    FRIEDEN DIR und DEINEM Papa und auch DEINER Mama
    von deiner Amitola(rainbow)

  • Lieba Amitola und Jutta


    Danke für eure Worte


    Ich habe zuerst sooooo viel geschrieben, versucht zu antworten und alles erzählt, wie es im Spital war und wie Papa war....
    bin dann auf Text absenden gegangen und plötzlich war alles weg.


    Alle Arbeit umsonst und ich habe dabei soviele Tränen vergossen. :-(
    Ich schaffe es heute nicht mehr, noch einmal alles zu schreiben, es strengt so furchtbar an, auch die Sitzungen bei der Psychologin.


    Wünsche euch eine gute Nacht


    Ich werde wohl wieder die ganze Nacht an Papa denken


    die traurige Libelle

  • Liebe Libelle,


    :24: - das passiert auch uns immer wieder.
    Schaudarauf wenn du dich einloggst, daß das Kästchen "angemeldet bleiben" angehakt ist. Sonst fliegst du während einer längeren Antwortschon raus.


    Ich schick das jetzt schnell - vielleicht liest du es ja noch.


    Für heute Nacht wünsche ich dir guten, ruhigen, erholsamen Schlaf
    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Libelle


    auch von mir mein inniges Mitgefühl.


    Es ist sehr schwer die richtigen Worte zum Trost zu finden, aber du wirst hier immer liebe Menschen finden, die dich und deinen Schmerz verstehen und dich auffangen wenn es dir schlecht geht.
    Wir alle hier kämpfen mit unserem Kummer und Trauern, jeder auf seine Weise. Du sollst wissen, das du alles was dich bedrückt hier schreiben kannst.


    Deinen Schmerz können wir dir nicht nehmen,


    und deine Tränen nicht trocknen, aber für dich da sein, das können wir.


    Ich drück dich ganz fest :24:


    hopeless

  • Liebe Libelle!


    Wenn ein lieber Mensch uns verlassen hat,müssen wir uns in das Unvermeidliche fügen und mit einem tiefen Schmerz fertig werden.Aber es gibt eine Verbindung,die uns niemand nehmen kann:die Brücke der Liebe.


    Ich kann sehr gut nachempfinden, wie du dich fühlst... Auch bei uns war es ähnlich, mein Vater ist in einem Krankenhaus gestorben, wäre lieber zuhause gewesen...
    Die Ärzte haben uns zu spät gerufen - wir hatten 1 Stunde Anfahrtszeit!
    Das ist nun alles 19 Jahre her...
    Ich glaube aber, dass der Abschied doch irgendwie stattgefunden hat. NICHT in der Todesstunde, sondern schon VORHER! Das alles nachzuvollziehen und zu begreifen, dauert eine Zeit! Ich wünsche dir Menschen, die dir zur Seite stehen. Du und deine Mutter, ihr könnt euch gegenseitig stützen und die Trauer gemeinsam verarbeiten.


    Mit herzlichen Grüßen
    in aufrichtiger Anteilnahme
    Sunset


    P.S.: Vielleicht ist es besser, den Text, den du schreibst, ZUNÄCHST in einem anderen Programm auf dem PC zu tippen, ihn dann zu kopieren und HIER einzufügen?
    Bei mir schleichen sich schon mal Tippfehler ein, die ich nicht sofort erkenne... ich korrigiere sie dann später, wenn es mir auffällt...

  • Liebe Libelle,


    ja das kennen wir leider auch... Dieses schreiben.mit so VIEL GEFÜHL... ... und dann verschwindet er...


    Juttas Vorschlag ist sehr gut und ich gebe dir noch einen Hinweis.
    Wenn ich auch länger schreibe ..oder auch ins sinnieren komme.. was ja bei diesem Lebensthema immer passieren kann, schicke ich es einfach ab und gehe dann auf "bearbeiten" , das ist der kleine Bleistift unten in der rechten Ecke... dann kannst du einfach weiterschreiben...


    Es ist GUT, das du psychologische Hilfe in Anspruch für dich nimmst und ja... es ist anstrengend... aber auch weiterbringend auf die Dauer...
    und ja...
    wir sind gerne für dich da...


    Ich hoffe, einfach für DICH, dass deine Nacht doch etwas ruhiger verläuft und der Schlaf ein bisschen friedlicher für dich wird...


    Hier sind immer wieder auch mal einige Menschen, die auch nicht gut schlafen können und dann schreiben... Wirklich schreiben ist ein sehr wertvoller und weiterbringender Weg...
    Fühl dich lieb umarmt
    und mitfühlend begleitet
    von deiner Amitola(rainbow)...


    Ich finde dein Bild, was du im Gedenken an deinen Papa eingestellt hast ,
    sehr, sehr liebevoll ausgesucht und vor allen Dingen, wenn es dein Papa symbolisieren soll, was ich annehme,
    dann schreitet er INS LICHT...

  • Guten morgen an alle Foris :13:


    Nach einer neuerlich „fast“ schlaflosen Nacht mit vielen Erinnerungen an Papa, versuche ich den heutigen irgendwie zu überstehen. Schon wieder machen sich meine Tränen selbstständig und rollen meine Wangen hinab. :33:


    Nachdem ich beruflich viel mit alten Kranken Menschen zu tun hatte, ist mir der langsame Verfall bis zum Lebensende sehr wohl bekannt und ich habe auch damit keine Probleme gehabt.
    Mein Wunsch ist es bis heute, Sterbebegleitung zu machen, aber dazu fehlen mir die nötigen Kurse und ich kann mir diese nicht finanziell leisten. Mein Mann ist ebenfalls Herzkrank und arbeitslos, mein Arbeitsbereich wurde heuer aufgelassen, ausserdem habe ebenfalls mehrere Erkrankungen


    Nur ist es ganz was anderes, wenn ein naher Familienangehöriger verstirbt – es ist ganz, ganz anders.


    Ich begleitete bereits meine Oma auf ihrem letzten Weg, sah all die Sterbeanzeichen wie Flecken am Körper, das Todesrasseln und die Sauerstoffabnahme im Blut.
    Leider bekam ich damals im Spital solche Magenschmerzen und konnte beim letzten Atemzug nichtmehr bei ihr sein, aber dafür Mama (es war ihre Mama). Oma ist still und friedlich hinübergegangen, wie man es sich das eigentlich wünscht. Da mussten keine Augen oder Mund geschlossen werden, sie lag total friedlich in ihrem Krankenbett.
    Ganz anders bei Papa…. :13:


    Papa ging in der Hoffnung auf ein paar Infusionen, total klar im Kopf aufrecht gehend, in mich eingehängt ins Spital.
    Anfangs hat es geheissen, er wird ca 4-5Tage bleiben müssen – daraus wurden dann 11 Tage die er qualvoll überstehen musste.


    Da er aus unerklärlichen Gründen, trotz mehrerer Untersuchungen seit Juli nicht mehr gut Essen und Trinken konnte, er tat sichmit dem Schlucken so schwer und bekam danach ein komisches Gefühl im rechten
    Oberbauch. Es wurden die Tumormaker angeschaut, kein Hinweis auf irgendeine Krebserkrankung, nur halt das schwache Herz und etwas Wasser in denLungenspitzen – bis zur Einweisung Ende September.


    Bei der Einweisung meinte die Ärztin, man wird ihm jetzt 2,5 l an Infusion geben und ich schlug gleich die Hände zusammen und sagte, dass er ein schwaches Herz hat und nicht soviel Flüssigkeit auf einmal bekommen darf.
    Die meinte dann, dass ich recht habe und sie dies gleich mit dem OA besprechen wird. Naja und am nächsten Tag als wir zu ihm kamen, war er total verwirrt und sah diese schöne Libelle auf der Decke und noch andere krabbelnde Tiere und ein Kätzchen. Er erkannte uns aber und sagte zu Mama und mir, „warum habt ihr mir das angetan“????


    Es war ein Stich in mein Herz, ich wollte ihm nie, nie schaden und wir dachten die Infusionen helfen ihm und er schafft es bis zur OP, die morgen sein sollte.
    Und ein rettendes Morgen gibt es nun nicht mehr, denn MORGEN müssen wir zum Notar. Papa meinte auch, ich soll alles im Spital fotografieren, obwohl er nur mehr ganz schwach sprechen konnte und dann immer wieder wegsackte. Ich hatte das ganze heurige Jahr fast täglich Fotos gemacht und uns war klar, dass er körperlich immer mehr abbaute. Ich fotografierte ihn also Tag für Tag 11 Tage lang und auch als ich ihn tot gefunden hatte.
    Das und die anderen Fotos kann ich mir ohne Probleme ansehen, aber den Anblick den ich damals in meinen Kopf bekam und das Gefühl in den Fingern, als ich ihm die Augen schließen wollte und es nicht ging, weil er so steif war vergesse ich bis heute nicht. Wir gingen ja ins Krankenzimmer in der Meinung, er wartet wieder auf uns, oder schläft und prallten dann entsetzt zurück
    Der Hausarzt meinte, Mama und ich hätte nie so einen Anblick zu Gesicht bekommen dürfen – es ist unbegreiflich, warum nicht die Schwester hie und da nach ihm gesehen hat.


    Am Tag bevor er starb hörte man schon das Todesrasseln im Hals, aber die marmorierten Hautflecken, waren nicht erkennbar, auch war der Sauerstoffgehalt im Blut ok. Wie gesagt, ich kenne mich ein bisserl aus, was den medizinischen Bereich betrifft und habe immer alles kontrolliert und auch mit den Ärzten besprochen.


    Papa war sehr schwach, konnte kaum die Arme heben und hie und da kam ihm ein Wort über die Lippen, dann sackte er wieder weg. Am Tag des Todes aber, empfing er uns sehr unruhig, aber total klar im Kopf mit
    ausgebreiteten Armen, als er uns sah. Ich setzte ihm seine Kopfhörer auf, weil er so garne seine Lieblingsmusik von den Amigos hörte und er beruhigte sich und meinte, wie sollen die Musik nicht abdrehen.
    Als Visite war und der Arzt meinte, er ist heute so gut drauf, es wird ein Lungenröntgen gemacht, wollten wir die Zeit nützen schnell einkaufen zu gehen (was wir all die Tage nie
    gemacht haben). Wir zogen uns also an und sagten Papa wir kommen bald wieder.
    Beim hinausgehen, wurde er plötzlich wieder so unruhig, zappelte mit Händen und Beinen und ich rannte zu ihm zurück. Ich sagte nochmal, wir kommen bald wieder,
    er hat jetzt eh Untersuchungen und er meinte „ich weiß es eh“.
    Die Ärzte baten uns vom 2.Tag an soviel als möglich bei Papa zu sein, weil er so unruhig war und sie sahen, wie beruhigt er war, wenn wir bei ihm waren - sogar wärend der Visite durften wir bleiben.
    Sie meinten auch, wir wären eine Einheit und bewunderten uns, wie wir mit alldem umgehen konnten und auch von Anfang an sagten, wir wollen nichts, was Papa unnötig quält oder sein Leben verlängert.
    Die Schwestern überließen uns auch viel, was eigentlich ihre Arbeit gewesen wäre - anfangs Medikamente verabreichen, weil er diese nicht schlucken konnte (ich hab aber dann darauf bestanden, diese wegzulassen, als ihn zu quälen, wo sie eh nichts bringen), Körperpflege, Rasieren, eincremen, waschen....Papa bkam ja immer totale Panik wenn sich eine Schwester oder der Arzt näherte, ausser ich sagte ihm, es ist alles ok.


    Jeden Tag hofften und beteten wir, dass er friedlich einschlafen kann, egal ob mit oder ohne uns. Es kam alles ganz anders und es war kein friedlicher Ausdruck in seinen toten Augen. Die Ärztin war auch sehr zerknirscht, weil sie den Anblick nicht mehr ändern konnte und man es nicht früher gemerkt hatte.


    @Amitola…Papa war als seine Lunge punktiert wurde so schwach und konnte nicht alleine länger sitzen, weil er in sich zusammensackte, aber im Liegen wollte man die Punktion nicht machen. So gab es nur die Möglichkeit,
    dass er sich an mich angelehnt hat und er ja dazwischen immer wieder kurz kollabierte. Der Arzt meinte, normaler würde er nichts mehr machen, aber er hat in seiner gesamten Laufbahn noch nie wen so leiden gesehen, daher würde er sagen, er punktiert um ihn das Atmen zu erleichtern. Papa selbst sagte aber immer, er hat keine Schmerzen. Zuletzt bekam er auch noch einen Leberstau und eine Lungenentzündung.


    Ich mache mir solche Vorwürfe, Papa hätte nie so sterben wollen – im Spital, alleine


    Er sagte immer, Mama und ich sind seine Bodyguards – bei uns fühlte er sich sein ganzes Leben sicher und geborgen, ging nur mit uns zu Untersuchungen oder sonstigen Terminen. Er war äusserst sensibel, war mit 14 Jahren Vollwaise und hatte ganz schlimmer Kindheitserinnerungen. Erst bei Mama und mir konnte er der sein, der er war – der kleine Mann mit dem großen Herz. Der Arzt, der ihn morgen operieren sollte, meinte Papa braucht aufgrund der seinerzeitigen im Juni gemachten Ausmessung der Herzklappe eine besonders große Klappe und diese müsse erst bestellt werden. Daher auch dann der Spruch, der kleine Mann mit der großen Klappe…..


    So, dass wars jetzt mal wieder


    Sorry, aber es gab und gibt soviel zu schreiben


    Die traurige Libelle

  • Oh du liebe Libelle,


    wenn du wüsstest wie gut ich deinen Schmerz nachempfinden kann. Denn in deiner Geschichte ist so viel gleich, das bei uns auch passiert ist. Ich erkenne alles wieder.
    Die Behandlung, das Morphium, der Anblick unserer Lieben, hab das alles mit meiner Mam auch erlebt.
    Meine Mam kam ins Spital weil sie in der Nacht Panikattacken hatte, war aber ansonsten war sie gut drauf. Keine Schmerzen usw. 3 Wochen später war sie Tod. Und bis heute kann ich es nicht begreifen. Es ist so viel falsch gelaufen im Spital.


    Es ist wie bei dir, habe Entscheidungen getroffen, die, wie ich dachte, ihr helfen, aber im nach hinein vielleicht falsch waren. Aber es geht ums " vielleicht "

    Vielleicht wäre es anders gewesen, vielleicht hätte etwas anderes geholfen, - mit diesen Fragen quäle ich mich seit 2 Monaten, aber liebe Libelle, niemand weiß wirklich ob es vielleicht anders besser gewesen wäre.


    Du hast sicher schon gehört - du hast nicht schuld, und mach dir keine Vorwürfe, ja, ich weiß man hört diese Worte aber sie erreichen einen nicht.
    Noch nicht, aber - und das ist sicher auch was, das du schon gehört hast, -


    Dein Papa war ein " kleiner Mann mit großem Herz, wie meine Mam, sie war grad mal 1,54m groß, hatte aber auch ein "großes" Herz.
    Unsere Lieben hätten sicher nicht gewollt das wir uns mit Vorwürfen das Leben schwer machen, denn sie wollten immer nur das Beste für uns. Und wenn ich im Moment auch nicht an viel glaube, aber an das ganz sicher.

    Liebe Libelle,


    weine, weine um ihn, so viel und so oft du willst, es muss so sein,
    trauere, trauere um ihn, so viel und so lange es braucht, es muss so sein
    denke, denke an ihn, so oft und soviel du kannst, es muss so sein
    schreibe, schreibe über ihn, so viel und so oft du willst, es hilft wirklich.


    ich wünsche die viel Kraft und schick dir eine :24:
    deine hopeless

  • Liebe Libelle,


    auch hier...leider für dich... gehe gleich auf eine Beisetzung in unseren kommunalen Ruhewald...
    Auch wenn es nur gedanklich , virtuell ist...fühle dich umarmt :24: und
    sehr getröstet...wenn irgend möglich :30:
    Ich schreibe dir ausführlich heute Abend..
    mitfühlende, wirklich mitfühlende Grüße
    von deiner Amitola

  • Liebe Libelle,
    ein herzliches Willlkommen auch von mir hier bei uns!
    Dein Vater hatte sicherlich schwere letzte Monate und ihr als Familie hattet Hoffung, dass sich sein Zustand durch den Klinikaufenthalt und die OP wieder verbessert ... aber sein Herz war wohl zu schwach und alle mediznischen Maßnahmen versagten. Wurde eigentlich eine Oduktion zur genauen Untersuchung durchgeführt? Wenn ja, hast du den Befund schon angefordert?


    Jetzt aber zu deiner Traumatisierung: Es tut mir furchtbar leid, dass du ihn so finden musstest, ich kann verstehen, dass du geschockt bist, aber ich muss dir auch sagen, dass man aus dem Gesichtsausdruck eines Verstorbenen niemals ablesen kann, wie er gestorben ist: Bei den meisten sind die Augen offen, die Kiefermuskulatur erschlafft zunächst und der Mund geht dadurch auf. Wenn dann die Totenstarre beginnend im Gesicht einsetzt, bleibt der Kiefer natürlich starr offen. Das sieht unschön aus, sagt aber überhaupt nichts über die Art und Weise des Sterbens aus. Es kann sein, dass sein Herz einfach aufgehört hat zum Schlagen, dass es ganz schnell gegangen ist.
    Ihr müsst euch keine Vorwürfe machen (ich weiß, das ist leichter gesagt als getan!), aber ihr wart fast immer bei ihm, er hat gespürt, dass ihr ihn liebt und alles tut, was in eurer steht, um ihm zu helfen, und ihr seid auch nur kurz weggegangen. Dass er gerade da stirbt, war nicht abzusehen. Weißt du eigentlich, ob die angekündigte Untersuchung überhaupt stattgefunden hat?
    Was ich auch schlimm finde, ist, dass offensichtlich doch länger niemand nach ihm geschaut hat und ihr ihn findet musstet, ohne dass ihn jemand friedlich zuerechtgemacht hat. :(


    Ich finde es gut, dass du dir Hilfe bei einer Psychologin holst, dass du dich gleich daran machst, das Erlebte zu bearbeiten! Und wir hören dir natürlich auch gerne zu und sind für dich da!


    Alles Liebe
    Christine

  • Liebe Christine, danke für deine Worte.
    Nein es fand keine Obduktion statt, da ja eigentlich klar war, dass das Herz versagt hatte, aufgrund der Schwäche. Ich hatte nach Papas tot soviele offene Fragen und bat in einer Mail um Beantwortung dieser. Der Stationsführende Oberarzt und auch der Arzt, welcher in der Früh noch bei Papa war und das Lungenröntgen und tags darauf neuerlich ein Blutbild anforderte waren gleich bereit mit meine Fragen zu beantworten.


    Ich konnte 1 Woche später mit Mama nochmals ins Spital auf die Station gehen, es war schrecklich gegenüber Papas Sterbezimmer zu stehen und auf die Ärzte zu warten. Diese nahmen sich sehr viel Zeit und auch ein ruhiger Raum wurde ausgesucht, damit wir das meiste besprechen konnten. Angeblich hatte Papa dann zusätzlich eine Lungenentzündung, sicherlich durch das viele Wasser in den Lungen oder der Punktion. Mir war auch wichtig zu erfahren, wie es sein kann, dass er 11 Tage zuvor total klar bei verstand, er hatte wegen dem bevorstehenden Op Termin (eben morgen) zu seinem Geburtstags im September einen tragbaren DVD Player bekommen, damit er Fernsehn oder Filme ansehen kann. 1 Woche vorher saß er noch am PC und bearbeitete seinen Urlaubsfilm vom Juli mit uns in Kärnten. Ich hatte eben den Verdacht, dass man ihm doch die 2 l Flüssigkeit gab, was ich von Anfang an kritisiert hatte, wegen dem schwachen Herz und der wochenlangen unerklärlichen Ess- und Trinkstörung. Er lag die ersten Tage auf der Chirurgie, da kein Bett frei war - also vollkommen falsch, bei einer Herzerkrankung. Als er dann am 2.Tag so verwirrt war, dürfte es der Arzt doch kapiert haben, dass diese Flüssigkeitsmenge nicht so gut war und man wollte ihn in das Spital überstellen, wo er seine Herzklappenop bekommen sollte.


    Für Mama und mich war klar, dass es unmöglich mehr zur Op kommen wird und er in den nächsten Tagen bis Wochen versterben wird und ich bat, dass er wenigstens in diesem Spital bleiben kann - wir wohnen nur 5 Minuten zu Fuss entfernt. 2 Tage später erfolgte dann die Verlegung auf die Interne und plötzlich hatte er dann das viele Wasser in den Lungen. Naja, also bei dem Arztgespräch nach Papas tot wollte ich wissen, ob man ihm doch die 2l gegeben hat und der Arzt, meinte es wäre ja seinerzeit auf der anderen Abteilung gewesen, aber er schaut gerne nach, was ich total nett empfand - vorallem ehrlich !!! Er zeigte mir die Akte und darin war deutlich zu lesen 2 Liter Infusion bekommen. Er meinte auch, dass diese Menge zuviel für sein Herz war und es damit total überfordert war und daher auch die Verwirrtheit eingesetzt hat - EHRLICHKEIT ist mir mehr wert, als alles schön zu reden. Daher verschlechterte sich Papas Zustand so rapide - zu retten wäre er trotzdem nicht gewesen, auch das ist für mich klar.


    Wie schon geschrieben, ich habe medizinisch durch meinen Beruf schon ein bisschen Kenntnis und weiß auch wie schnell eine Leichenstarre einsetzt bzw. wie sie verläuft. Trotzdem wäre es für uns leichter gewesen, wenn man Papa rechtzeitig gefunden hätte und ihm die Augen und den Mund geschlossen hätte, aber es schaute keiner nach ihm. Es war ja nicht nur der Gesichtsausdruck, sondern man versuchte ihn danach im Bett gleichzurichten und er war wie eine Schaufensterpuppe - das muss ein Angehöriger, der nicht damit rechnet wenn er ins Krankenzimmer kommt einmal verarbeiten. Angeblich setzte die Starre so schnell ein, weil er schon die ganze Zeit zu wenig Sauerstoff im Blut hatte......ich wundere mich, denn in der früh war der Sauerstoffgehalt noch bei 98 % und wenn man das wußte, hätte man auch wissen sollen, dass er demnächst verstirbt.


    Ich hatte ja schon seit der Einweisung Fotos gemacht und sah tagtäglich auch daheim an den Fotos das langsame Sterben von Papa, 2 Tage davor ist ein Bild schon fast identisch, weil er ja immer kollabierte und da auch die Augen verdrehte. Aber es ist auf den Fotos und in meinem Kopf eben der Unterschied, zwischen Leben und Tod eindeutig sichtbar - und spürbar, eben in meinen Fingern, erben beim Versuch die Lider zu schließen.


    Wir hatten täglich überlegt Papa heim zu holen, damit er daheim in Frieden und nicht so angstvoll sterben kann. Aber dadurch, dass er ja plötzlich so verwirrt war, ging das garnicht auch nicht von der Pflege her. Wir haben nur eine sehr kleine Wohnung und es wäre kein Platz für eine Pflegerin bzw Krankenschwester gewesen, daher MUSSTE er im Spital bleiben. Auch wenn Mama und ich uns Tag und Nacht abgewechselt hätte, wäre es nicht gegangen und die Ärzte sagten und das auch immer wieder. Aber Papa wäre ganz sicher friedlicher eingeschlafen. Wir hatten ihm ja ein paar Tage vor der Einweisung noch versprochen, dass er bis zum Schluss daheim bleiben kann, notfalls auch sterben. Ich komme mir wie ein Verräter vor, der ihn den Hinterhalt gelockt hat und er war dort so hilflos und den Ärzten ausgeliefert. Nur wenn wir bei ihm waren, fand er seinen Frieden. Wenn er so unruhig war und herumzappelte, dann streichelten wir seine Wange und beruhigten ihn wie ein Baby und er kippte wieder in ein kurzes Koma - er war nicht da und auch nicht dort...wo auch immer.


    Nein, dass Papa nicht mehr lange zu leben hatte, dass war uns vollkommen klar und das ganze Jahr hatten wir mit diesem Gedanken zu leben und klarzukommen. Ich mache auch den Ärzten keinen Vorwurf, nur dass man uns diesen Anblick nicht erspart hat und man nicht auf mich gehört hat, mit den Infusionen - so hatten wir nicht NUR mit dem Tod fertigzuwerden, sondern auch mit der Verwirrtheit.


    3 Tage bevor er starb besuchte ihn meine Mann, mein Papa liebte meinen Mann wie einen Sohn und wir verbrachten ja dieses Jahr besonders viel Zeit mit meinen Eltern - wir wohnen ja sowieso unmittelbar nebeneinander.
    Als mein Papa meinen Mann sah, meinte er "der Franzi ist da und holt mich jetzt nach Hause".....uns kamen alle die Tränen.....und ich musste Papa erklären, dass er mich mit nach Hause kann - es war so schlimm, dass ich das zu ihm sagen musste..


    Mama war heute bei der Neurologin, weil sie eine Nervenerkrankung in den Beinen hat und sie erzählte ihr, wie schlecht es mir geht und dass ich überhaupt nicht mit Papas Tod klarkomme. Ich war all die Jahre auch bei ihr in Behandlung, da ich jahrelang unter Panikattacken gelitten habe, die jetzt auch wieder zurückkommen. Ich konnte nicht mit Mama mitgehen, da ich mit meinem Mann wegen seiner Herzerkrankung mit zum Arzt ging und ausserdem es nicht geschafft hätte, zur Neurologin zu gehen....die Erinnerungen das letzte mal gemeinsam mit Papa dort gewesen zu sein, würden mich noch mehr schwächen. Die Ärztin hat jetzt mal Lexotanil für mich verordnet, als Notlösung....vorerst......und ich soll bei Zeiten zu ihr kommen, wenn ich mich stark genug fühle.


    Mama kommt besser damit klar, fährt 1x wöchentlich zu Papas Cousine, ist bei Freunden eingeladen, war gestern am Friedhof und hat jede Menge Pläne und will auch im Frühjahr mit der Tante zur Kur fahren. Ausserdem ist sie ja täglich bei mir, um mittag zu essen oder zur Jause, ansonsten gehe ich zu meiner Mama um in der Wohnung wieder etwas zu erledigen....


    LG an euch alle
    Die traurige Libelle.

  • @hopeless
    ich habe vor meiner Registrierung ein ein bisschen hier im Forum mitgelesen, und ich habe gesehen, dass auch du soviel mit deiner Mama bzw ihrem Tod mitgemacht hast und noch immer mitmachst.
    Es ist so schwer einen Menschen zu verlieren, er fehlt überall und die Erinnerungen und Trauer sind ununterbrochen da.
    Papa hat mich geprägt, mir soviel beigebracht, mich mit soviel Liebe überhäuft - er hat selbst auch soviel verzichtet, nur damit es mir und Mama zugute kommt und es uns gutgeht.


    Die vielen Videofilme die er von uns gemacht hat, sind zwar schöne Erinnerungen - aber sie tun so schrecklich weh, ich kann momentan nicht seine Stimme hören oder ihn auf den Filmen sehen.


    Wenn ich dann immer höre, dass im Sarg ist nurmehr seine Hülle, er ist nicht mehr da, dann weiß ich nicht wie ich damit umgehen soll.
    Gerade diese körperliche Hülle liebte ich so sehr, seine Hände zu streicheln, seine Stimme, sein Aussehen, seine himmelblauen Augen, die alle so bewunderten - eben diese Hülle. Das er jetzt irgendwo ist, herumschwebt, als Licht, oder was auch immer hilft mir im Moment garnichts.


    Ich möchte sogerne Papa bei mir haben, ihm nochmals sagen, dass es nicht anderes ging, als ihn ins Spital zu geben und ich mich so schuldig fühle. Ich habe das heurige Jahr mehr bei und mit meinen Eltern verbracht als zu Hause, auch wenn es nur Gedanklich war. Ich war den ganzen Tag ununterbrochen im Spital und wartete in der Nacht auf einen Anruf, dass wir kommen sollen - und dies wurde mir verwehrt und ich kann diesen Moment nicht mehr zurückholen, nicht ändern, egal wie sehr ich mich danach sehne.


    Ich wünsche dir ebenfalls viel Kraft, die schwere Zeit ohne deine Mama zu überstehen bzw damit klarzukommen


    LG
    Die traurige Libelle

  • Liebe Libelle,


    wir haben wirklich viel gemeinsam, die Umstände vom Tod unserer Lieben, die Schuldgefühle, und vieles mehr.


    Ich kann so gut nachfühlen was in dir jetzt vorgeht. Meine Mam wollte nie in ein Spital, sie hat schon so viel dabei erlebt. Und diesmal wollte sie auch nicht, und ich hab es zugelassen. Ich schreibe gar nicht, was genau passiert ist, den das ist zu schrecklich. Genau wie dein Papa wollte Mam auch heim, - das war das letzte Wort das sie noch sprechen konnte -" heim" -und ich hab es nicht gemacht, hab sie im Spital gelassen weil ich Angst hatte, das ich das zuhause nicht schaffe, oder es für mich einfach zu anstrengend wird. Wir hatten, gleich wie ihr nur eine kleine Wohnung da war kein Platz für eine Pflegerin. Heute denke ich, wie egoistisch ich doch war und es tut mir so leid das sie im Spital sterben musste.


    Dein Papa muss ein sehr liebevoller Mensch gewesen sein, der alles für dich getan hat, und man spürt das ihr ein sehr inniges Verhältnis hattet.
    Auch wenn du glaubst es war zu wenig - du hast soviel für deinen Papa getan - und das hat er sicher gemerkt.


    Bei mir und meiner mam war das genauso, ich wäre nichts ohne sie, und wenn ich denke auf was sie alles verzichtet hat, nur damit es mir und meinem Bruder gut geht, tut es gleich noch mehr weh.
    Du scheinst auch ein Mensch mit viel Herz zu sein und sehr sensibel und hilfsbereit. Das haben wir wohl von unseren Eltern mitbekommen. Und das ist schön,auch wenn wir darum vielleicht so intensiv trauern.


    Hier im Forum sind lauter Menschen die mit ihren Partnern, Kindern, Eltern ......so intensiv verbunden waren, solche Beziehungen habe ich bis jetzt noch nicht gekannt. Außer die Beziehung zu meinem Bruder, die ist auch sehr innig, auch wenn ich ihn nie sehe.
    Darum tut es so gut hier zu schreiben, da jeder jeden versteht.


    Genau wie du vermisse ich Mam so sehr, ihre Stimme, das Lachen, das sie meine Hand hält wenns mir nicht gut geht, einfach alles. Und das wird auch immer so bleiben, wenn vielleicht auch nicht mehr so schlimm.
    Man möchte noch so vieles sagen, erklären, sich entschuldigen......
    Ich habe meiner Mam einen kleinen Brief geschrieben und in die Laterne am Grab gelegt. Ihr geschrieben wie leid mir alles tut und wie lieb ich sie hab. Zu Weihnachten bekommt sie noch einen und der wird sehr lang. So kann ich meine Gefühle ausdrücken die ich nur ihr sagen will.
    Vielleicht hilft dir das auch, ist nur mal ein Vorschlag.


    Liebe Libelle, ich weiß das keine Worte dir deine Trauer nehmen können, aber sie sollen dir sagen das du mit deinem Kummer nicht allein bist.


    All die Lieben anderen hier und ich, werden für dich da sein.
    Von Herzen alles Liebe für dich, deine Mama und natürlich auch für deine Mann


    Hopeless



    Wenn Engel einsam sind in ihren Kreisen
    gehen sie von Zeit zu Zeit auf Reisen
    Sie suchen auf der ganzen Welt nach ebenbildlich ihresgleichen.
    Nach Engeln die in Menschgestalt durch dieses Leben streichen.
    Sie nehmen diese mit nach Haus- für uns sieht es wie sterben aus.

  • Liebe Libelle,


    Jetzt habe ich all deine Berichte gelesen... und...sie machen mich sehr mit-fühlend... sehr traurig... nachdenklich...


    Ja, ich kann mir vorstellen, dass du " das ist die Hülle deines Papas, die da begraben liegt"... damit nicht nur weist , wie du damit umgehen "sollst", sondern einfach ... in gewisser Art und Weise berechtigt... wütend und enttäuscht bist , über denjenigen, der das sagt...Das kann ich auch verstehen...


    Alle, die wir Hier " trauern und auch
    ALLE TRAUERNDEN der Welt,
    VERMISSEN und LEIDEN ... unterschiedlich lang....
    Gerade durch die NICHT KÖRPERLICHE Anwesenheit unserer geliebten Menschen...

    Ja...
    wir würden soooo gerne wenigstens ab und zu einmal den Arm um uns spüren , gestreichelt werden... eben halt die geliebte Person SPÜREN...


    mir stehen jetzt auch die Tränen in den Augen...


    Ich habe, wie ja schon geschrieben, eine liebe Bekannte heute in unserem kommunalen Ruhewald zu ihrer letzten Ruhestätte begleitet...und schreibe noch sehr sensibilisiert und auch traurig durch dieses Erlebniss jetzt hier...


    Traurig, weil ihr Baum und "unser Baum", wo mein langjähriger Lebensgefährte... mein Seelenmann... seine letzte Ruhestätte hat... aber auch da sage ich, "es ist die Hülle, die nach dem verbrennen... dem Baum... der Existenz ..Energie schenkt "...


    Ich habe an unserem Baum sehr geweint ... heute...
    und wünsche mir und dir und uns allen
    einfach ...
    ja, das ist immens schwierig...
    die AKZEPTANZ...die DEMUT...das wir nur Besucher für eine bestimmte Zeit auf dieser Erde sind...


    Bevor ich heute hier ins Forum ging, habe ich in einem Blog, einem Mann geschrieben, den ich zwar nur einmal persönlich gesehen habe, aber durch mails und Telefonate intensivst kenne...


    Er hat seinen Mann, nur 32 Jahre alt geworden , nach dreijährigem , intensivsten Kampf gegen den Glioblastom( aggresiver Gehirntumor, sehr lebensverkürzend) , auch verabschieden müssen, wie ich bei meinem Lebensgefährten...


    Er verlor heute die Fassung , weil Helmut Schmitt sich unter anderem gewünscht hatte in seiner Traezeremonie, das das Lied" der Mond ist aufgegangen" gespielt wird...


    Erik hat dieses Lied immer seinem Mann als Einschlaf- Rituallied " vorgesungen ... und ich erinnerte mich daran, wie ich meinen Burkard im Arm gehalten habe, mit seinen zwei Schmusetieren... bei leiser Entspannungsmusik....


    Sie waren einfach durch die Bestrahlung und die Chemo und dem Tumor in ihrem Kopf ...eher müde wie wir... und WUSSTEN, das ihr Leben nicht lange wären würde...Sie wussten es und wir, die liebenden Angehörigen, wussten es AUCH...

    Das war unsere seelische und körperliche Gratwanderung über unterschiedlich lange Zeiten...
    Wie haben sie gemeistert...


    mit sehr viel Empathie und dem Bewusstsein...
    das das Leben ein kostbares Gut ist... keine Selbstverständlichkeit...
    Ein GESCHENK der EXISTENZ an UNS...


    LEBEN wir es...mit ALLEN Gefühlen.. die aufkommen...
    und das ist wahrlich nicht immer leicht...


    kein P.S... ich habe auch eine nicht nur leichte defekte Aortenklappe, auch eine leicht defekte Mitralklappe und die Aortenwurzel und der Aortenbogen sind auch geweitet, ..all diese "Defekte" haben mir dieses Jahr 2 Krankenhausaufenthalte "beschert"...


    Ich habe für mich innerlich beschlossen, das dieser körperliche Zustand so bleibt... sich nicht verschlechtert... Muss immer wieder zu Kontrollen gehen und auch Medikamente permanent einnehmen... aber noch "muss" nicht operiert werden...


    Ich schreibe dir das alles, weil jeder hier eine "große Geschichte" in sich trägt...
    Wir alle TRAUERN... haben unsere Lebensgeschichten und Ereignisse...
    sind wirklich gerne für ein ander da...
    aber jeder hat eine Geschichte...


    Lass sie uns, liebe Libelle ... zusammen meistern, soweit als möglich
    Herzlichste, mit-fühlende Grüße und heute sehr fragil im Seelenzustand...
    deine Amitola

  • Hallo an euch Alle !


    Eigentlich wollte ich heute noch in meinen Tread schreiben, habe dann kurz wo anders dazugeschrieben.
    Ich bin jetzt schon so ausgelaugt, müde, vom vielen weinen erschöpft und werde jetzt versuchen zur Ruhe zu kommen und etwas Schlaf zu finden.


    Ich werde morgen ein paar Zeilen verfassen......


    bis daheim wünsch ich allen eine gute Nacht
    Die traurige Libelle

  • Liebe Libelle,


    ruhe dich aus und schöpfe Kraft... das mache ich jetzt auch


    Dir und ALLEN hier


    Licht und Liebe und Kraft
    wünscht sich und uns allen
    eure Amitola

  • Liebe Amitola,


    ja das liebe Herz.....auch ich habe bei 2 Herzklappen Probleme, weil sie nicht ordentlich schließen, seit Jahren zeitweise, extremes Herzrasen und Panikattacken. Es gab Zeiten, da konnte ich nicht einmal die Wohnung verlassen, und musste immer wieder ins Spital.
    Als das alles begann, arbeitete ich in einem Büro gemeinsam mit 5 Kollegen und innerhalb nur 1 Jahr verstarben 3 davon, samt meinem damaligen Chef, der gerade einmal 50 wurde....wie gesagt, in 1 Jahr. Es war einfach alles zuviel für mich, nurmehr mit 1 Kollegen zurückzubleiben.....Mir ging es damals sehr schlecht und ich habe meine Arbeit aufgeben müssen, weil ich psychisch so angeschlagen war.


    Dann kam heraus, dass ich eine Schilddrüsenerkrankung habe, die an vielen Symptomen mitverantwortlich ist, mit den Tabletten gings endlich besser u d ich konnte nach einer langen Auszeit wieder arbeiten gehen, bis letztes Jahr im Dezember, wo es geheissen hat, dieser Arbeitsbereich wird ganz aufgelassen und alle entlassen. Also ab Jänner arbeitslos und im Februar begannen plötzlich Papas Beschwerden.


    Im April musste ich mit meinem Mann auf die Notfallambulanz, weil er plòtzlich Herzprobleme bekam, er musste ja seinen Job aufgeben, weil er aufgrund von seiner Herzerkrankung nicht so schwer arbeiten durfte. Einen anderen Job bekommt er aber aufgrund seines Alters auch nicht mehr, d.h. wir sind beide ohne Arbeit. Ausserdem habe ich einen Schädelknochentumor, zwar gutartig, aber muss auch immer wieder kontrolliert werden.und meine chronischen Schmerzen wegen eines Bandscheibenvorfalles sind ja auch noch da.....Ich bin ununterbrochen mit Krankheit und Leid konfrontiert, auch letztes Jahr als ich meine Job im Krankenbereich noch hatte.


    Gleich am nächsten Tag als Papa ins Spital kam, stürzte Mama auf der Strasse und zog sich eine schwere Brustkorbprellung zu. Ich fuhr zuerst mit ihr Papa besuchen und anschließend mit ihr in ein anderes Spital wegen dem Sturz, anschließend gleich wieder zurück zu Papa.....also zusätlich Stress.


    Ich muss auch erwähnen, dass Mama schwere Osteoporose hat und durch einen Sturz vor 5 Jahren 2 Wirbel und die Schulter gebrochen waren, unmittelbar danach brachen neuerlich 3 Wirbel. Also insgesamt 5 Wirbel und 3 Operationen innerhalb von 1/2 Jahr. Dann folgen die Reha`s und in der Zeit versorgte ich Papa und ihren Haushalt natürlich mit. Ich stehe und stand also unter Dauerstress und Angst um meine Lieben ubd auch um mich alles nichtmehr zu schaffen und ertragen zu können. Mama gehts wieder halbwegs gut, sie nimmt am Leben teil und ist auch jetzt schon wieder flott unterwegs. Nur ist halt jederzeit neuerlich die Gefahr, dass weiter Wirbel einbrechen und sie einmal ein Pflegefall sein wird. Es ist einfach die viele Angst, die ich um meine Lieben habe, wieder wen zu verlieren und nicht helfen zu können.


    So, nun mache ich mich auf den Weg zur Psychologin - gerade ist mir eingefallen, dass kommenden Sonntag 1.Advent ist und Weihnachten immer näher rückt.
    Ich sollte meinen Balkon wie sonst immer festlich schmücken, Papa hat ihn immer so geliebt - aber ich weiß nicht, freut mich gar nicht, mich freut garnichts......


    @hopeless
    Hast du keine Angst, dass deine ganz persönlichen Briefe an deine Mama wer liest, es sollten doch Zeilen ganz alleine für deine Mama sein, oder???


    Nachdem Papa ja sein ganzes Leben der Videofilmerei gewidmet hat und und noch 2 Wochen bevor er ins Spital kam, seinen Geburtstag gefilmt hat und im Juli unseren gemeinsamen Urlaub und die Kamera immer sein "Begleiter" war, hat Mama ihm eine alte kaputte Kamera mit ihn den Sarg gegeben. Als Papa die letzten Wochen so schwach war und eigentlich einen Stock gebraucht hätte, hat er seine Kamera gehalten und alles war gut. Es gibt eigentlich auch kaum ein Foto, wo er ohne seine Kamera darauf zu sehen ist. Egal ob er sie darauf haltet oder sie neben ihm steht - am Gedenkkärtchen hat er ebenfalls seine Kamera in den Händen.


    Also wie gesagt, Mama gab ihm seine Kamera mit und ich hatte ein kleines Gedenkbüchlein mit Gedichten gekauft, mit dem Titel, für den besten Papa der Welt.....dort habe ich auch noch einen Brief mit meinen Gedanken und Worten der Dankbarkeit hinheingelegt - ebenso ein Foto von letzte Weihnachten, wo Mama, Papa, mein Mann, mein Sohn mit Freundin und ich drauf sind - also MEINE gesamte Familie - keiner fehlte......und dieses Jahr fehlt ER.
    Es ist ein Teil weggebrochen und niemand kann das reparieren oder wieder komplett machen.


    Alles Liebe
    Die traurige Libelle

  • Nachdem ich heute wieder einen sehr anstrengenden Tag hatte mit neuerlich vielen Tränen bei der Psychologin, werde ich versuchen ob es heute Nacht klappt und ich etwas schlafen kann.
    Mama war zuerst auch bei mir, sie war die Tante besuchen, die vorgestern gestürzt ist. Ausserdem haben wir erfahren, dass der Vater einer Jugendfreundin am Montag verstorben ist, er war 89 und war etwas dement, er war gestürzt.


    Meine Jugendfreundin mit der ich heute telefoniert habe, hat im Gegensatz zu mir keinerlei Probleme mit dem Ableben ihres Vaters, obwohl ihre Eltern bei ihr im Haus wohnen.
    Sie und ihre Mutter waren den Vater auch nicht täglich besuchen oder wollten sich auch nicht mehr von ihm verabschieden. Ich kann das nicht verstehen, dass man einen alten oder auch jungen kranken Menschen so in Stich und seinem Schicksal überlässt.


    Ich wünsche allen noch eine gute Nacht


    Die traurige Libelle