Liebe Petra,
auch wenn du sagst, deine Tapferkeit sei eher der Not geschuldet, sehe ich das anders. Du bist stark, weil du auch das noch erträgst. Du kannst zwar sagen, dass es nicht anders geht, aber es gibt viele Menschen, die ganz anders als du reagieren würden. Dein Jo muss unglaublich stolz auf dich sein. Wenn dein Sohn irgendwann mal erkennt, dass Geld wirklich nicht so wichtig ist, wird er erkennen wie falsch er gerade handelt und was er dadurch schon zerstört hat.
In meiner Familie ging es auch immer nur um Geld, Geld und noch mal Geld. Ich hab ja mal erzählt, dass unser Verhältnis zu unserer Mutter nicht sehr gut war. Nachdem mein Vater gegangen ist, hat mein Bruder sich noch mehr über meine Mutter aufgeregt, als ich, er ist auch ständig über sie hergezogen, hat sich auf der anderen Seite ständig Geld von ihr geben lassen und sie ausgenutzt wo er nur konnte. Ich hatte ja zu meiner Mutter keine gute Beziehung, aber das fand ich einfach eine Riesensauerei von ihm und habe ihm das auch gesagt. Er war natürlich beleidigt und meinte ich wolle wohl selber Geld von ihr. Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht einmal das Geld von ihr wolle, dass mir eigentlich zu stünde. Ich ging ja damals noch zur Schule und sie wäre eigentlich unterhaltspflichtig gewesen, wenn sie mich vor die Tür setzt. Er hat ja auch immer gegen Ernst gehetzt weil er irgendwann nicht mehr arbeiten konnte, er sei ja nur zu faul zum Arbeiten und so. Ich habe ihm gesagt, dass er durchaus arbeitet, er macht ja schließlich den ganzen Haushalt. Er meinte nur, ja aber damit verdient man doch kein Geld. Ich habe dann irgendwann den Kontakt zu ihm ganz abgebrochen, weil ich einfach keine Lust mehr auf diese Sticheleien hatte. Er hat das bis heute nicht begriffen, dass einem anderen Geld nicht so wichtig ist wie ihm, oder vielleicht hat er es inzwischen begriffen und ich weiß es nur nicht, weil wir uns ja jetzt schon 20 Jahre nicht mehr gesehen haben.
Ich hoffe, dass dein Sohn sehr bald erkennt wie gemein und falsch das ist was er tut und sich ernsthaft überlegt, wie er das bei dir irgendwie wieder gut machen kann, auch wenn das sicher nicht vollständig möglich ist.
Ich wünsch dir ganz, ganz viel Kraft und sende dir ganz viel positive Energie.
Mitfühlende Grüße
Andrea