Verlustängste

  • Hallo ihr Lieben und schönen Sonntag.


    Ich bin heute inspiriert, einen neuen , für mich wichtigen Therad zu eröffnen.


    Wie geht ihr mit euren Verlustängste um?
    Gerade wenn man jemanden verliert , hat man die Angst einen geliebten Menschen wieder zu verlieren.
    Angst vor dem Schmerz , das selbe wieder durchmachen , Bestattung, Begräbnis, die Person ist nicht mehr da.


    Habt ihr Ratschläge bzw Erfahrungsberichte für mich?
    Ich zu meinem Teil versuche die Zeit mit meinen liebsten zu genießen. Doch die Panik bleibt.


    Einen schönen Sonntag euch allen.

  • Liebe Lea,
    du verwendest zwei Worte, die für mich einen riesigen Unterschied ausmachen:
    Verlustängste: Angst und Panik.
    Der Unterschied für mich liegt darin, dass Angst ein Gefühl ist, dass mich schützen will und mit Übung kann ich herausfinden, ob die Angst real ist oder mir von meiner Amygdala eine Reaktion eingegeben wird, die nichts mit der Realität zu tun hat, sondern auf einer Erinnerung basiert, die mit der heutigen Angst nicht in Verbindung steht.


    Folgenden Text habe ich nicht mit eigenen Worten formuliert, sondern kopiert aus: http://www.angst-und-panik.de/…kstoerungen/die-amygdala/


    "Die Amygdala ist ein Kerngebiet des Gehirns im medialen Teil des Gehirns und tritt jeweils paarig auf (Plural: Amygdalae). Sie wird auch als Mandelkern bezeichnet und ist Teil des Limbischen Systems. Sie ist im wesentlichen verantwortlich für die Bewertung und Wiedererkennung von Situationen sowie der Analyse möglicher Gefahren und der daraus entstehenden emotionalen Mechanismen. So steuert der Mandelkern z.B. unsere Furcht oder unsere Aggressionen.
    DIE AMYGDALA - ANGST UND PANIKREAKTIONEN In jeder Situation in der wir uns befinden, gleicht der Mandelkern Informationen ab, die früher schon einmal erlebt wurden. So werden z.B. traumatische Erlebnisse in der Amygdala abgespeichert. Tritt eine ähnliche Situation auf, erkennt sie diese und schlägt "Alarm", indem sie beispielsweise Stresshormone wie Adrenalin oder Noradrenalin austößt. Die Folge sind die entsprechenden emotionale Zustände, wie Trauer, Wut oder auch Agressionen, sowie körperliche, wie Herzrasen, Schwindel oder Übelkeit.
    Dabei spielt die Vernetzung im Gehirn eine wesentliche Rolle. So ist das sog. rationale Denken fest im Großhirn verankert. Die Meldungen von der Amygdala zum Großhirn sind um ein vielfaches schneller als andersherum. So lernt das Gehirn schneller auf Gefahren zu reagieren, indem der Mandelkern blitzschnell reagiert, noch bevor es zum rationalen denken kommt. Die Stressmeldungen vom Mandelkern zum Gehirn gleichen einer 6-spurigen Autobahn, der Weg vom rationellem denken zurück ist gerade mit einem Feldweg vergleichbar.
    Erst wenn es dem rationalem denken gelingt, die Situation auch gedanklich zu "entschärfen", erreicht dieses auch wiederum die Amygdala, die mit der Beendigung der Hormonausschüttung reagiert. Die Folge ist die Abnahme der emotionalen und körperlichen Reaktionen."


    Es macht also einen Unterschied, ob ich rational die Situation entschärfen kann oder ob die Amygdala so viele Hormone ausschüttet, dass mein Großhirn gar nicht mehr fähig ist, mitzukommen. Das wäre dann Panik oder eine Angststörung. Eine Angstreaktion ist, wenn ich rational noch mit kann.
    Bsp. Mein Kind kommt nicht rechtzeitig aus der Schule heim:
    Angst: Was ist los? Was ist passiert? Hoffentlich ist nichts passiert, er wird wohl mit seinem Freund eine "Abkürzung" durchs Dorf genommen haben. Trotzdem schaue ich wartend und hoffend aus dem Fenster. Ich kann mich sofort freuen, wenn er da ist und ihm trotzdem sagen, dass ich mir Sorgen gemacht habe. Wenn es zu lange dauert, rufe ich Freunde an und mache mich auf die Suche.
    Ich bin handlungsfähig
    Panik: Da ist die Rettung zu hören, er ist sicher verunglückt und auf dem Weg ins Krankenhaus und weil er keinen Zettel mit meiner Handynummer dabei hatte, konnten sie mich nicht informieren. Ich mag gar nicht raus schauen, weil ich könnte ja entdecken, dass er da auf der Straße liegt und ich ihm nicht mehr helfen kann oder dass sein Freund alleine daher kommt................ wenn er dann heim kommt spüre ich keine Freude, sondern bin in meiner Panik verhaftet und lade sie ihm auch noch auf: Was fällt dir ein, warum ... wie kannst du nur.....


    Ich denke, es ist wichtig Panik bzw. Angststörung von Angst zu unterscheiden. Angst will uns schützen und lässt uns handlungsfähig bleiben. Panik lässt uns durch Erinnerung an Situationen Dinge tun, die nicht rational nachvollziehbar sind.


    Wenn Verlustängste Ängste sind, kann ich mich einerseits rational beruhigen und andererseits Hilfe und Informationen holen. Ich kann andere über diese Ängste informieren und sie um das bitten, was ich brauche um meine Ängste zu minimieren.
    Wenn es um häufige Panik oder eine Angststörung geht, ist die Frage nach einer therapeutischen Unterstützung für mich relevant.
    Vor allem, weil es dann auch um die Angst vor der Angst geht. Das bedeutet, dass ich schon angst habe, dass die Angst kommen könnte und ich mich in diese Angst hineinsteigere.


    Vielleicht konnte ich dir mit dieser Antwort ein bisschen helfen und hoffe, dich nicht noch mehr verwirrt zu haben.
    Lg. Astrid.

  • Ich habe, wie die meisten hier wissen, innerhalb 2 Jahren 4 Menschen verloren. Meine Ursprungsfamilie ist geschrumpft, ich habe eine Schwester, mit der ich kaum Kontakt habe (wir verstehen uns einfach nicht) und einen Bruder, den ich kaum sehe - hab ich überhaupt noch Familie? Eigentlich ist mir nur meine Tochter geblieben und eine Handvoll Freunde-um diese Personen habe ich Angst.
    Da wache ich wie eine Glucke darüber und warte täglich auf Rückmeldungen, ob alles bei ihnen okay ist.
    Auch um meine betagte Katze sorge ich mich sehr, habe immer Angst, dass sie plötzlich über die Regenbogenbrücke geht.


    Am Ärgsten ist die Angst um meine erwachsene Tochter, die ja dazu noch meine beste Freudin ist. Da neige ich schon zur Hysterie , so sehr ich mich auch bemühe, das zu verbergen.


    Ich glaube, dass man dagegen nichts machen kann außer einzusehen, dass man ausgeliefert ist und mit ständigen Ängsten und Sorgen nicht auf das Schicksal einwirken kann. Statt dessen sollte man sich jeden Tag beim Universum bedanken, der ohne schreckliche Ereignisse vorbeigegangen ist.

  • Oh schrecklich , das ist ja Wahnsinn.
    Tut mir sehr leid....


    Ja da ist wohl was dran.
    Sich ständig Sorgen zu machen, bringt auch nichts.
    Aber leider ist das nicht so einfach....


    Ich fürchte mich wenn meine Oma stirbt , sie ist 90. Aber sie ist wie eine Mutter für mich. Oder meine Eltern , mein Vater hat alle möglichen Krankheiten
    ( bluthochdruck , Diabetes, Asthma )


    Ich habe noch sehr viele Menschen in meinen Leben aber trotzdem habe ich Angst wenn mir Gott mal jemanden nimmt... Überhaupt jetzt wo mein Partner vor 3 Jahren Suizid begann , die Angst bleibt... Bei ihm ist alles so schnell gegangen - deswegen so unvorbereitet , das sowas wieder passiert....


    Alles Liebe

  • Die Angst, es könnte sich wiederholen - jemand anderer könnte auch noch sterben...


    Wenn wir die Erfahrung machen mussten, dass es auch im eigenen Leben
    Realität werden kann, dass jemand stirbt - dann wird die Angst größer,
    weil davor wahrscheinlich der übliche Gedanke vorrangig war:
    "Mir/Uns passiert das nicht"
    Oder wenn im Umfeld was passierte
    "Das würde ich nicht überleben".


    Heute wisst ihr, dass ihr euren persönlichen Weltuntergang überlebt habt.
    Die Angst, dass so etwas wieder passieren kann, ist eine reale Angst.
    Niemand kann euch versprechen, dass so etwas nicht mehr passiert in euren Leben.
    Und die Angst, dass die Welt nochmal untergehen könnte - die wird euch wahrscheinlich so lange begleiten,
    bis ihr wieder Vertrauen in diese Welt bekommt. Das dauert.


    Bis dahin kann ich euch nur wünschen, dass ihr gut für euch sorgt,
    euch die Informationen holt, die es ein bisschen leichter machen.
    Überlegen, wie kann ich in welcher Angstsituation handlungsfähig bleiben
    (bei dir Angie, wie kann ich meine Tochter erreichen, wenn ich länger nichts gehört habe -
    oder gibt es ein Zeichen, das sie versteht: "Jetzt muss ich SOFORT meiner Mama schreiben!"
    Oder bei dir Lea, wenn dein Mann doch länger aus ist, als geplant, dass du ihm ein Wort
    der ein Zeichen schicken kannst, dass er dich informiert ohne das Gefühl zu bekommen, du kontrollierst ihn.)


    Irgendwann wird auch für euch das Vertrauen wieder wachsen, dass die Welt auch schön und gut zu euch sein kann.


    Lg. Astrid.

  • Liebe Lea,


    ich freue mich dich zu lesen und ich finde diesen Thread schön.


    Gerne geselle ich mich mit meinen Gedanken dazu, wenn ich darf...


    Ja, Verlustängste.
    Der Tod meiner Mutter war ein Moment, vor dem ich mich mein Leben lang gefürchtet habe. Ich hatte bei Todesfällen zuvor Angstzustände und Albträume, und ich hatte keine Angst ob ich das bewältigen würde können, und wenn ja wie.


    (Einmal hatte ich einen Albtraum vor Jahren, dass die Sonne nicht aufgehen wird und meine Mutter stirbt.
    Ich bin aufgewacht und bin losgelaufen um den Sonnenaufgang zu sehen. Einen Moment hätte es wirklich so sein können, dass die Sonne nicht wieder kommt. Aber sie kam...) und so war es dann auch...im Leben...
    Jahre später...


    Als dann die Diagnose kam hatte ich einerseits Glück Leben in mir zu spüren. Vielleicht hat mir das die Kraft gegeben, und den Weg gezeigt. Gleichzeitig war die Ironie so bitter, das Leben war gerade so schön wie nie, und dann dieses Damoklesschwert!


    Es war aber auch, und das hat mich überrascht und mich auf ganz innige Art beschenkt die Kraft der Liebe
    meiner Mutter, über alle Abgründe der zwischenmenschlichen Verletzung und Verwundung hinweg, über die Abgründe des Todes hinweg, mir eine Verbundenheit und Liebe zu schenken, eine Großzügigkeit, einen Trost - also, wenn es wirr klingt: die Art wie sie gegangen ist, wie sie gestorben ist,
    war so großherzig, so als wolle sie es mir leicht machen, so als wolle sie mir noch einmal das Leben schenken, und mir mit ihrer Liebe die Botschaft da lassen "genieße es, du sollst nicht zerbrechen"


    Was also bleibt ist dies:
    einerseits natürlich die Gewissheit dass meine unendliche Liebe zu bestimmten Menschen mich verwundbar macht, mich überwältigt, und es möglich ist dass das Schicksal mich zerstören kann, oder fast indem es mir das Liebste nimmt. Was ich dann täte - mir den Kopf rasieren und buddhistische Nonne werden? Ich weiß es nicht.


    Ich weiß wenn ich mit den lieben Menschen liege (und ich will sie nicht nennen um die Götter nicht neidisch zu machen ;-) dann habe ich das Geschenk des Hier und Jetzt, und kann dieses Geschenk voll annehmen und diese Schönheit ist der Zauber des Lebens und der Liebe


    ist es wie das Gedicht von Jandl


    liegen, bei dir


    ich liege bei dir.
    deine arme halten mich.
    deine arme halten mehr als ich bin.
    deine arme halten, was ich bin
    wenn ich bei dir liege und
    deine arme mich halten.


    - Ernst Jandl, dingfest


    Die Liebe ist das Risiko wert.
    Die Umarmung des Lebens - kann ich es so nennen?
    ----


    Und dann noch ein weiterer Aspekt...
    die Trauer und der Verlust haben mich sehr dankbar gemacht, unendlich dankbar
    (und auch beschämt)
    für das unverschämte Glück dass ich habe.
    Das Leben ist grausam, und schwer zu verstehen.


    Ich höre von den Menschen in Kriegsgebieten, von Menschen auf der Flucht.
    30 Kinder ertrunken vor nicht allzu langer Zeit, das ist eine ganze Kindergartenklasse!
    Was für eine unfassbare Tragödie.
    Bomben und Milliarden Waffendeals -


    Ich denke daran dass sie nicht einmal die Zeit haben zu trauern, ihre Toten zu begraben.
    Um ihr nacktes Leben fürchten müssen, Hunger leiden müssen, gar nicht die Kraft zu haben
    trauern zu dürfen.


    Mir geht das nahe, weil ich von meiner Mutter weiß was Krieg und echter Hunger ist.
    Und welch Elend Krieg und Hunger mit sich bringt.


    Trauer macht wie Liebe verwundbar, aber sie öffnet einen auch - und verbindet.


    Ich hoffe von ganzem Herzen - und auch naiv - auf Frieden, in mir, in der Trauer
    und in der Welt. Ich werde das wahrscheinlich nicht erleben und auch nicht verstehen aber ich möchte verstehen, wie man ein Mensch sein kann - wie - ich glaube es war Exuperie sagt
    und diese Postkarte stand neben dem Bett meiner Mutter - die rote Schritt auf dem vergilbtem Papier
    ich glaube in etwa so


    "man braucht lange um ein Mensch zu werden"


    Zu überlegen, was kann ich tun? Im Kleinen?
    Was macht mich aus? Und was mein Leben?


    Wie kann ich Angst, Hass,Neid, Ekel, Furcht im Zaum halten
    annehmen, weiter gehen -
    und Mitgefühl, mit mir und jedem Menschen neu erfahren
    das Leben erobern
    so dass ich mir selbst
    und meinem Kind auch Rede und Antwort darüber
    stehen kann, darüber
    wie man in dieser so rätselhaften
    schönen und grausamen Welt als Mensch
    existieren und dann Mensch sein kann.


    Was heißt es, am Leben zu sein?


    Ich weiß das klingt abgedreht, aber ich schreibe es einfach mal hierher weil es für mich das ist, was mir wichtig ist.


    Und nein, das ist kein Gutmenschen-Plädoyer.
    Es sind einfach meine Gefühle.


    Es ist also Mut und unendliche Dankbarkeit die mir helfen,
    den Augenblick anzunehmen die ich in der Trauer geschenkt bekam.
    Und dann Hoffnung weiter zu geben, ohne groß zu überlegen...
    ein sinnvolles Leben , ein sinnvolles Da- sein :)


    es ist ja auch was du zum Beispiel machst
    in deiner Arbeit, Menschen die es schwer haben in der Begegnung zu unterstützen
    und privat, mit deinem Mut neu zu lieben


    und ja, es geht schnell dass die Dunkelheit Menschen verschlingt
    (auch einen selbst). Die dunkelste Stunde vor dem Sonnenaufgang...


    es gibt viele Wege...
    ...die Musik des Lebens wie Fontaine sagt...Teil davon sein
    nicht gegen die Stille, die kann man genießen
    aber gegen das Stumme, die Leere, das Nichts.


    Den alles was gelebt hat und speziell die Liebe zu den mir geliebten, verstorbenen Menschen klingt für mich.


    Wie Rilke sagt...die Fragen zu lieben wie geschlossene Bücher um dann, unbemerkt eines Tages in die Antwort hinein zu leben...


    und nein ich habe keine Drogen konsumiert
    es hört sich wahrscheinlich seltsam an
    ich kann es nicht anders sagen



    aber genau das ist das Geschenk
    das aus meiner Größten Angst entstanden ist
    und das ich von meiner Mutter erhalten habe.


    <3



    Mit liebem Gruß,
    schwurbelig
    M<3lena

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Liebe Malena, Liebe Lea, Liebe ihr da
    wieder da in alter Frische - so poetisch.


    Als ich am Anfang meiner Trauer stand und eine Frau, die eben auch einen ganz tiefen Verlust erlitten hatte (9 Jahre waren es bei ihr damals) sagte zu mir: "Ich weiß nicht, ob ich das nochmal überleben würde!" Damals als ich so tief drinnen steckte, dachte ich, dass sie es ja überlebt hat und dass sie das auch nochmal würde.
    Heute muss ich sagen "Ich weiß es auch nicht!" Denn jetzt wissen wir ja, was da alles auf uns zu kommen kann.
    Und doch würde da vielleicht wieder diese Kraft aus dem Nirgendwo oder Irgendwo kommen.
    Ich weiß es nicht - ich will es auch gar nicht wissen müssen.
    Ich bin froh, dass ich wieder in das Vertrauen gefunden habe: Es ist gut wie es ist und es wird gut bleiben.
    Auch wenn ich weiß, dass das nicht der Weisheit letzter Schluss ist.


    Liebe Lea, ich wünsche dir ganz ganz viele Erfahrungen, die auch in dir dieses Vertrauen wieder wachsen lassen, dass es gut ist.


    Lg. Astrid.

  • Ihr lieben hier.


    Danke Malena für deinen schönen Text
    ...


    Das Vertrauen wie Astrid schreibt , ja manchmal habe ich es aber dann dreht sich wieder alles und ich glaube ich falle wieder . Ich kann den Halt nicht finden....
    Dann versuche ich mich selbst zu beruhigen.


    Ich denke , mit der Angst zu leben , dass wieder etwas passiert , mir dem müssen wir leben.
    Die Angst nicht zu weit aufkommen zu lassen aber sie halt auch annehmen.


    Ich habe mal etwas gelesen da stand "wenn wieder was passiert , werde ich damit fertig aber bis dahin lebe ich wirklich "


    Einen schönen Abend noch.


    Alles Liebe Lea

  • Guten Abend ihr Lieben.


    Hab heute ein wenig nachgedacht über eine Situation,die ich schon öfter erlebte.


    Oft ist es so ,dass Menschen sterben wenn der andere z.b. Der Partner nicht da ist.
    Sie sterben im Krankenhaus, oder zuhause und die andere Person ist nicht da weil sie beim Einkaufen ist, beim Arzt, auf Reha etc.
    Ich habe oft gehört , dass sich die Seelen dazu entscheiden.
    Und ich musste meinen Freund finden , warum ist das so?


    Alles Liebe Lea

  • Liebe Lea,


    erst einmal freue ich mich mit dir darüber, dass du einen süßen kleinen Fellfreund hast :)


    Ja, deine Frage ist berechtigt und ganz schwer zu beantworten.
    Eine nüchterne Antwort wäre: weil die Wahrscheinlichkeit hoch war. Suizide werden oft zu Hause begangen, und dann, wenn der andere weg ist. Und dein Freund war, so vermute ich stark, emotional so unerreichbar, oder in einem Zustand, der ihm nicht mehr ermöglicht hat an die Konsequenzen, an dich zu denken. Aber das weißt du sicher, dass das das Gemeine an einer so schweren Depression ist, dass die Menschen sogar die Wahnvorstellung haben, alle anderen hätten es besser ohne sie...er war wohl wie ferngesteuert...so stelle ich es mir vor.


    Es muss auf jeden Fall schrecklich für dich gewesen sein, ich habe etwas ähnliches auch schon erlebt - wobei mir dieser Mensch nicht nahe stand, es war schon schlimm genug. Es tut mir leid dass dir das passiert ist, und ich hoffe du kannst es eines Tages gut verarbeiten und hinter dir lassen. Er würde nicht wollen dass diese Bilder die sind, die du dauerhaft in deinem Kopf behältst. Ganz bestimmt. Lass dieses Bild, so denke ich jetzt, dass die schwere Krankheit aus ihm gemacht hat, nicht das Einzige und Letzte sein, dass du in deiner Erinnerung behältst. Erinnere dich an ihn, als er noch gesund war.


    Meinst du das könnte helfen den Schock zu überwinden?


    Ganz herzliche Grüße,
    und ja, beantworten kann ich es dir nicht wirklich
    dich umarmend
    das Fellnäschen knuddelnd wenn ich darf
    Malena

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


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    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Ja das hat mir schon oft wer gesagt , er konnte nicht mehr denken.
    Ich find es trotzdem schlimm , dass ich ihn finden "musste " es hätte ja andere Möglichkeiten gegeben , der Wald , weg fahren mit dem Auto . Warum gerade Zuhause?


    Er hat es gewusst , ich würde ihn finden und das nächste was ich so arg finde , er hat es bestimmt gewusst , dass ich dann dort nicht mehr wohnen kann.


    Wie auch ? Jedes mal das ich daran erinnert werde....


    Ja ich werde es versuchen , aber in mir steigt dann auch so die Wut auf , dass er überhaupt nicht daran dachte wie ich sowas aushalten soll....


    Ich hoffe der Schock lässt mal nach aber ich muss auch sagen , es wird immer leichter mit dem Bild.


    Natürlich darfst du das , sie ist eine richtige Knuddelmaus. :-)
    Umarme dich ganz lieb.


    Lea

  • Liebe Lea,


    dass dich das wütend macht ist mehr als verständlich.
    Er war in seinem Zustand sehr egozentrisch, bzw. konnte er gar nicht mehr denken und fühlen, wie es dir geht. Das hat eben die Krankheit aus ihm gemacht, denke ich, sie radiert die Gefühle aus.
    Ich glaube man darf durchaus vor Wut, auch auf jemanden der verstorben ist, kochen. Böse sein, dass man so verletzt wurde. Dass man allein gelassen wurde mit all den verwirrenden Gefühlen.
    Und dass es ausrechnet einem selbst passieren musste. Dass einem der Mensch, dem man am nächsten war, am meisten weh getan hat. Das ist so gemein!


    Was glaubst du, was ich für absurde Gedanken hatte. ..ich war sogar böse auf meine Mutter weil sie Krebs bekommen hat. Und auch weil sie das in ihrer Persönlichkeit verändert hat... und dann habe ich mich für die Gefühle geschämt. Ich denke du und dein Freund ihr hattet sicher auch einen längeren Leidensweg davor, oder?
    Bist du dann weg gezogen?
    Wärst du sonst dort wohnen geblieben? Oder wohnst du noch da und denkst darüber nach, weg zu ziehen?


    Ich habe es auch mutig gefunden, verdammt mutig als Rabelein geschrieben hat sie wäre zu einem Zeitpunkt wütend auf ihre Tochter gewesen, und hätte das erst überwinden müssen. Das ist ja ein Tabu, man traut es sich gar nicht zu sagen, und mit diesen Gefühlen alleine zu sein ist echt hart.



    Insofern...
    wütend zu sein ist sicherlich gesund. Und auch es zu sagen!
    Wenn du dann überkochst, kannst du dich ja mit dem Fellnäschen ein wenig "runterknuddeln"


    damit das Herz schön weich und warm bleibt - was meinst du? <3
    mit herzlichem Grüße,
    Malena


    PS nimmst du den Job? und wann gehts in den Urlaub? Bei dir passiert gerade echt viel, finde ich :028:

    Die Wahrheit triumphiert nie, nur ihre Gegner sterben aus (Max Planck)


    rilke.de/briefe/160703.htm


    VORÜBUNG FÜR EIN WUNDER


    Vor dem leeren Baugrund
    mit geschlossenen Augen warten
    bis das alte Haus
    wieder dasteht und offen ist

    Die stillstehende Uhr
    so lange ansehen
    bis der Sekundenzeiger
    sich wieder bewegt

    An dich denken
    bis die Liebe
    zu dir
    wieder glücklich sein darf

    Das Wiedererwecken
    von Toten
    ist dann
    ganz einfach

    (Erich Fried)

  • Liebe Lea,
    ja wütende sein, ist gesund und gehört zur Trauer dazu. Ich bezeichne die Wut ja als "Schwester der Trauer", beide Gefühle sind wichtig! Vielleicht magst du ja mal meinen Artikel dazu lesen:


    https://aspetos.com/at/post/wu…chwester-der-trauer-2/749
    Zur Wahl des Ortes bei Suiziden: Wenn Menschen sich dazu entscheiden sich zu Hause das Leben zu nehmen, dann entweder deswegen, weil der Druck es zu tun, keine Zeit mehr lässt, einen anderen Ort aufzusuchen oder aber weil sie für diese Tat einen geschützen, vertrauten Ort brauchen. Sich selbst das Leben zu nehmen ist ein unglaublich auto-aggressiver Akt und ist mit Angst verbunden, es zu Hause auszuführen, ist weniger beänstigend und letztendlich für den suizidalen Menschen selbst - "friedlicher". Der Gedanke, von seiner Partnerin, seinem Partner oder anderen Familienangehörigen gefunden zu werden, ist da meist zweitrangig oder zu dem Zeitpunkt gar nicht vorhanden.Versuch es mal so rum zu sehen, dass es zwar für dich furchtbar war, für ihn aber der bessere Ort war als der Wald oder die Straße oder der Sprung vom Hochhaus... und dass er es dir gar nicht "zu Fleiß" tun wollte. Wütend darfts du natürlich trotzdem sein.
    AL
    Christine

  • Liebe Malena. ❤


    Ja ich denke auch ich darf wütend sein.


    Der Leidensweg war vorher gar nicht so lange, dass macht mich ja noch wütender , denn er ist nirgends wo hin gegangen , zu einen Arzt oder sowas.
    Es ging nur ein paar Monate und deswegen ist es für mich auch noch unverständlicher , dass er nach so kurzer Zeit gleich aufgab.
    Ich denke da gibt es doch Möglichkeiten, irgentwas zu tun. Aber sofort aufgeben...


    Ich bin dann noch eine Zeit dort wohnen geblieben , dann bin ich weg gezogen....


    Ja , ich schäme mich schon , wenn ich sowas ausspreche... aber jetzt finde ich auch es gehört dazu... Alle Gefühle sind ok.


    Ja das kann ich machen , mit der Maus knuddeln. :-)


    Ja , ich hab schon zugesagt , zu dem Job. :-)
    Am Montag geht es in den Urlaub.
    Jaaaa Malena , dass Gefühl habe ich gerade auch. :-)


    Wie geht es dir?
    Hast du auch einen Urlaub geplant?


    Alles Liebe Lea ❤

  • Liebe Christine. ❤


    Dein Text ist toll. Hat mir gut gefallen. :-)


    Ja ob ich das kann weiß ich nicht....
    Es ist einfach für mich so arg , dass ich ihn eben gefunden habe...


    Warum machen es dann manche Menschen irgentwo?
    Und wir können die das planen ?
    Ich glaub er hat es nicht geplant.


    Mich würde auch interessieren , was die Art wie sich jemand umbringt aussagt. Wenn ich das hier so schreiben darf.


    Alles Liebe Lea ❤

  • Über wen soll es was aussagen?
    Über ihn, über die Beziehung zueinander, über seine Verzweiflung, über sein...?? über dein....???


    Ja, es ist schwer und schlimm und scheiße, dass du ihn finden musstest. Die Erinnerungen daran kann man nicht wegmachen. Doch wenn sie kommen, dann denke doch auch an all die inneren Schätze die du hast, die dir geholfen haben es zu überleben und jetzt auch wieder ein schönes Leben zu haben. Vielleicht denkst du auch an die Schätze, die du erst dadurch in dir entdeckt hast.


    Lass ein bisschen Balsam über deine Seele fließen - vielleicht der Urlaub am Meer?


    Lg. Astrid

  • Liebe Lea, als mein Rudy starb, war ich wütend auf seinen Motorradclub- ich hasste mit Leib und Seele. Dann erfuhr ich, dass er gar nicht durch den Unfall , sondern durch einen Schlaganfall beim Fahren starb. Auf einmal wußte ich nicht mehr wohin mit der Wut. Ich finde es arg, wenn man niemanden konkret hassen kann, wenn man niemandem die Schuld für den Verlust geben kann.Ich war wütend auf meinen Partner, weil er damals mit seinen Kumpels auf diese Tour fuhr, wütend, dass er sich vorher nicht gründlich untersuchen hat lassen, wütend auf mich, dass ich etwaige gesundheitliche Beschwerden übersehen hatte....Ich führte anklagende Gespräche mit dem Universum, ich hasste jeden , der glücklich war-ich hasste sogar die Bäume vorm Haus, weil die noch unverändert da standen-die ganze Welt, die sich , ungeachtet dessen, dass meine Welt zerbrochen war, weiterdrehte.


    Dann schleppte mich meine Tochter in einen Fitnessclub und da trainiere ich jetzt 3 mal die Woche. Da powere ich mich aus, lege meine Aggressionen ins Training,entkomme damit ein bißchen dem Gefühl des Ausgeliefertseins.


    Durch die ständigen Wiederholungen hat das auch eine meditative Wirkung auf mich. Alles was geschieht, hat einen Grund, alles ist vorherbestimmt und uns stellt sich die Aufgabe, irgendwie damit fertig zu werden.
    Verreisen ist toll, lenkt ab, kann ich nur bestätigen. Ich habe meinen Kraftort am Meer gefunden , wo ich innerlich Zwiesprache halten kann und meinen Geliebten wahrnehme.

  • Über ihn. Was es über ihn aussagt


    Ja werde ich probieren.


    @angie


    Ja kann ich gut verstehen , ich war auch auf alle und jeden wütend , die was glücklich sind , auf Gott , auf ihn , auf mich....


    Das mit den Sport ist eine gute Idee.
    Man kann sich richtig auspowern.


    Alles Liebe