Liebe Leute,
bin zufällig auf diese Seite gekommen - im Rahmen einer beruflichen Recherche (ich bin Journalistin).
Tja...
Also bei mir ist es so: ich trauere nicht direkt um einen Verstorbenen. Mein Lebensgefährte hat vor 6 Monaten dei Diagnose Prostatakrebs bekommen. Stadium: weit fortgeschritten. Metastasen in der ganzen Wirbelsäule und auch in anderen Knochen (z. B. Brustbein). Er ist 12 Jahre älter als ich,war aber immer sehr fit, sehr jugendlich, sehr sportlich. Jetzt muss ich zusehen, wie er immer schwächer wird. Die Hormonentzugstherapie wirkt zwar gut, sagen die Ärzte, er ist dennoch in den letzten Monaten ziemlich "gealtert".
An mir ist es also nun, ihn auf dieser Reise zu begleiten, von der niemand weiß, wie lang sie dauern wird, wie sie ganz genau aussehen wird - feststeht nur, wohin sie führt.
Ich habe panische Angst vor alldem. Habe selber auch keine Eltern oder nahe Angehörigen, wo ich Rückhalt finden könnte.
Auch wenn er noch lebt, fühle ich mich als Trauernde. Da ist die Trauer um all unsere Projekte, die wir jetzt nicht mehr verwirklichen können. Die Trauer um den Menschen, der er war, vor der Krankheit - und der er nie mehr werden kann.
Zusätzlich fühle ich mich hineinkatapultiert in meine Jugend. Ich war 18 als meine Mutter gestorben ist, bei ihr war es Magenkrebs. Zuvor habe ich ein Jahr lang hilflos zusehen müssen, wie sie gelitten hat, sich erbrach, Angst hatte, Schmerzen, immer dünner wurde - bis sie am Schluß tatsächlich nur noch Haut und Knochen war.
Es ist als würden sich diese beiden Szenarien, das von damals und das aktuelle, überlagern. Ich kann manchmal die Gefühle nicht zuordnen: wleches ist aktuell, welches gehört in die Vergangenheit. Es fließt alles in einander.
Heute ist es besonders schlimm: wir haben morgen Vormittag dei Besprechung eines CT Befundes und fürchten uns natürlich riesig davor.
Ich habe das Gefühl, ich könnte stundenlang weiterschreiben. Das geht aber nicht, ich muss jetzt wieder arbeiten.
Weiß jemand von Euch Rat?
"Professionelle Hilfe" wie es so schön heißt, nehme ich bereits in Anspruch.
Liebe Grüße und alles Gute allen, die unter einem verlust leiden!