Trauer des Sohnes um die Mutter

  • Hallo liebe Gemeinde,


    auf der Suche nach Erklärungen in tiefer Trauer, Verzweiflung; auf der Suche nach Sinn oder Unsinn von Leben und Tod, bin ich auf diese Community gestoßen.

    So möchte ich das erlebte einmal niederschreiben. Als kleines Puzzlestück zur Verarbeitung.


    Ich habe am Valentinstag, den 14.02.2018 am Abend meine Mutter im Alter von 64 Jahren verloren.


    Noch vor einem Jahr klagte sie über das Gefühl einer Erkältung. Beim Tanzen konnte sie den Kopf nur mit leichtem Zwicken im Hals drehen. Unangenehm ist das, sagte sie.


    Der Hausarzt vermutete einen Infekt; Antibiotikum sollte es richten. Als es nicht besser wurde, stand eine Allergie im Raum. Auf der einen Seite war ein Lymphknoten stärker geschwollen. Bluttests ergaben nichts, Ultraschall war nicht zu sehen - Schwellungen wurden stärker, nun auch beidseitig. Mittlerweile hatten wir März oder April. Ich weiß es nicht mehr so genau.


    Letztlich war es der Zahnarzt, welcher Alarm schlug und eine sofortige Überweisung in die Uniklinik in Kiel anschob. Er hatte einen Verdacht, der sich bewahrheiten und unser Leben verändern sollte.

    Gewissheit kam nicht schnell aber dafür um so härter. Krebs. Damit nicht genug. Krebs ohne Primärtumor. Damit nicht genug. Besonders aggressiv und schnell wachsend. Damit nicht genug. Es betraf nur die Lymphdrüsen auf beiden Seiten des Halses. Sonst nirgendwo. Das sollten wir alles im Laufe der Behandlung erfahren. Zunächst stand nur die Diagnose.

    Wahrscheinlich sei es nicht heilbar, sondern nur aufzuhalten für ein paar schöne Jahre. Vielleicht 2 Jahre, 5 Jahre oder sogar 7-10 Jahre seien durchaus möglich, so die Ärzte. Es begann die Zeit des Kampfes.

    Mein Vater hat übermenschliches geleistet. Er war immer dabei, bei jeder Chemo, bei jeder Bestrahlung – er ist gefahren, hat sich gekümmert, hat Kommuniziert und war stark.

    Zum Glück war er zwei Jahre zuvor in Rente gegangen, so hatte er die nötige Zeit und Energie. Ich versuchte aus der Ferne zu helfen und so oft es ging zu besuchen. Das letzte Jahr war leider bei mir von Erkältungen und Infekten geprägt. Oftmals konnte/wollte ich wegen Ansteckungsgefahr meiner Mama nicht da sein. Wir haben viel telefoniert.

    Erste Chemos und Bestrahlungen steckte sie bemerkenswert weg. Trotz der Nebenwirkungen die mit anhaltender Behandlung stärker wurden. Am meisten litt sie unter dem Verlust von Geschmack. Sie war eine Genießerin feiner Dinge. Erste Erfolge wurden sichtbar, denn zunächst wurde das Wachstum aufgehalten und dann sogar zurück gedrängt.


    Wir waren zuversichtlich und ich habe immer an den Sieg geglaubt.


    Im November dann der Schock, plötzliche Ableger in einer Nasennebenhöhle. Verlagerung der Bestrahlung, Verlängerung der Chemo.

    Weihnachten konnten wir den Umständen entsprechend gut gemeinsam verleben.


    Es gibt eine Zeichenbeschränkung. Deshalb muss ich meinen Text in mehreren Schritten posten. Das wußte ich nicht.

  • Anfang Januar dann der nächste Schock. Noch in der Behandlung waren die Tumore am Hals zurück. Erfolge dagegen in der Nase, dort waren wir Siegreich.

    Bestrahlung am Hals jetzt auf Grund der Nebenwirkungen und der bereits erfolgten monatelangen Behandlung nicht mehr möglich.

    Die Ärzte skeptisch. Wir werden zu ernsten Gesprächen gebeten.

    Haben Sie schon mal darüber nachgedacht. Plötzlich sitzen Psychologen mit am Tisch.

    Ich bin ja nicht naiv! , höre ich mich sagen auf die Frage ob ich wüsste was passieren würde, wenn die jetzt angestrebte, letzte Behandlungsmethode nicht anschlagen würde. Ich hielt Mamas dabei fest und sah sie an.

    Sie drückte meine Hand und lächelte denn sie wußte genau – ich war kämpferisch, optimistisch und .. naiv. Für mich gab es diese Option nicht. Es gab nur den Sieg über die Krankheit.


    Dieser Satz wird mir auf ewig im Kopf schallen. Ich bin ja nicht naiv.


    Nun also in die nächste Runde. Ende Januar Skepsis, das Blut wird schlechter der Krebs wird stärker. Ich begann zum ersten Mal wirklich Angst zu haben. Meine Mama bekam bereits auf eigenen Wunsch Medikamente gegen die Angst. Aber nur Abends, denn Tagsüber wollte sie einen klaren Kopf haben. Zum Nachdenken. Zum Verstehen und zum Kommunizieren.

    Sie hat versucht mit der Krankheit zu kommunizieren. Darin habe ich sie bestärkt. Frage den Krebs warum und wieso er da ist. Möchte er wirklich eine beidseitige Vernichtung?


    Meine Aufgabe verstand ich in der mentalen Stärkung. Mein Vater war körperlich da, als Macher, als Regler und Organisator.

    Bis zuletzt hat sie unserer beider stärken versucht für sich zu nutzen. Unglaublich stark diese Frau.

    Am 01. Februar dann der Anruf. Die Chemo wirkt nicht, die Ärzte sind am Ende der Möglichkeiten. Wir können nichts mehr für Sie tun, so die Aussage zu meiner Mama.

    Als ich im Krankenhaus eintraf, saß meine Mutter bereits angezogen auf dem Bett und hatte ihre Sachen gepackt.

    Wenn die hier nichts mehr für mich tun können, dann möchte ich nach Hause.

    Alles klar, Mama. Auf geht’s! Mein Vater entsetzt, ruderte mit den Armen, wir können doch nicht einfach so gehen jetzt!?

    Wieso nicht?, fragten meine Mutter und ich im Kanon. Wir lachten, wir waren .. wir sind uns so ähnlich!


    Es sollte noch ein kurzes Gespräch mit der Ärztin erfolgen. Zur Aufklärung und dem weiteren Vorgehen. Jedoch wurde überraschenderweise ein weiterer Ansatz zur Therapie angesprochen. Etwas neues. Experimentell, aber bereits mit einigen Erfolgen. Natürlich nicht bei dieser besonders aggressiven Art. Es wäre ein Versuch; die Immuntherapie.

  • Im Nachgang hätten wir es wohl doch lassen sollen. Denn es brachte überhaupt nichts außer Nebenwirkungen. Aber die Hoffnung war plötzlich wieder da und wir schworen uns ja als Familie nicht aufzugeben.

    Am Montag den 05.02. begann die neue Therapie. Mich ereilte in dieser Zeit mal wieder ein heftiger Infekt mit Fieber und Erkältung.

    Ich konnte wieder nicht da sein, wie so oft. Meine Verzweiflung war riesig, die ersten beiden Tage konnten wir noch telefonieren. Das ging ab Mittwoch nicht mehr, der Hals war zu dick.

    Plötzlich ging alles wahnsinnig schnell. Abbruch der Therapie, Verschlechterung des Zustands, endgültiges aufgeben – Verlegung in die Palliativabteilung auf eigenen Wunsch.

    Mama wollte nicht mehr nach Hause.

    Wie soll das gehen, sagte sie zu meinem Vater. Willst du ab jetzt 24h wach sein? Hier habe ich alles was ich benötige und ich brauche nur zu drücken und schon kommt jemand zur Hilfe.

    Samstag raffte ich mich auf und fuhr trotz abklingendem Infekt ins Krankenhaus. Es folgten die wichtigsten, schmerzhaftesten aber auch trotz allem schönsten letzten Tage mit meiner Mama.

    Sie war das Familienoberhaupt – eindeutig. Alle wussten das, alle fanden das gut. Sie war geradlinig, direkt und trotzdem außerordentlich herzlich.

    Ein großes Fass an Geduld trug sie mit sich und wenn jemand dieses füllen und zum Überlaufen bringen wollte, musste er sich schon sehr ins Zeug legen. Türen standen immer offen und ein Dialog war immer möglich. Sie war nicht Nachtragend und auch nicht aufbrausend.

    Während der beiden Tage an denen Sie noch ansprechbar war, redeten wir über allgemeine Dinge. Alltägliches und aktuelles.

    Hast du noch etwas, was du mir sagen oder mit mir besprechen möchtest?, fragte sie mich.

    Ich brach zum ersten Mal in Tränen vor ihr aus und weinte bitterlich, während ich ihre Hand hielt. Ich habe dich unglaublich lieb, schluchzte ich und sie erwiderte das gleiche.

    Wir hatten alles besprochen. Es gab nie große unausgesprochene Dinge. Natürlich wären da noch Fragen zur Vergangenheit, Geschichten aus ihrem Leben welche ich gerne erfahren hätte. Aber im Vergleich alles belanglos.

    Insgesamt sagten wir uns die üblichen Floskeln nur selten und wenn, dann war es wichtig und hatte in dem Moment großes Gewicht. So wie jetzt in diesen Momenten.

    Nach Luft ringend äußerte ich noch Dankbarkeit für alles. Sie war schließlich immer für mich da, ihren einzigen Sohn. Egal was ich für einen Mist gebaut habe, die Tür war offen.

    Mehr fiel mir auch nicht ein. Meine Gedanken rasten und stagnierten zugleich.

    Dann wurde sie müde; Bitte fahrt jetzt, ich möchte nicht, dass ihr zu spät nach Hause kommt. Esst noch vernünftig und schlaft. Wir verabschiedeten uns, ich bekam von ihr noch einen Kuss auf die Wange und gesagt, dass sie mich sehr lieb hat.

    So traten wir schweren Herzens den Heimweg an.

    Schlaflose, tränenreiche Nacht.

  • Am Morgen des Valentinstag der Anruf aus der Klinik. Es ist deutlich schlechter. Sie bekommt jetzt eine kleine Dosis Morphium.

    Keine richtige Ansprechbarkeit mehr.

    Ab diesem Zeitpunkt scheint mir rückblickend alles irgendwie genau getaktet gewesen zu sein.

    Als ich eintraf in der Klinik, saß eine Psychologin mit meinem Vater am Bett. Meine Mutter war bereits seit Stunden nicht mehr ansprechbar gewesen.

    Sie muss mich gehört haben, denn plötzlich wurde sie unruhig. Ich rief Hallo Mama!

    Als ich vor ihrem Bett stand, hob sie den Kopf, öffnete kurz die Augen, lächelte mich an und winkte ganz dezent mit ihren Fingern – so wie sie es immer tat, in der ihr ganz eigenen Art.

    Dann schlief sie wieder ein.

    So verbrachte ich mit meinem Vater den ganzen Tag bei ihr.

    Zwischendurch brauchte mein Vater dann mal etwas frische Luft und etwas zu essen.

    Meine Mutter hörte gerne Klassik. Nichts schweres, keine Violinen die dauerhaften Apokalyptische Reiter begleiten. Walzer, Polka, beschwingtes Klavier das war das richtige.

    So saßen wir, hörten Musik und ich las aus ihrem Buch vom Dalai Lama vor, das mochte sie gerne. Ich las über Glück und Glücklich sein. Was bedarf es und gibt es eine universale Formel? Wie wichtig sind materielle Dinge, wie wichtig sind Freundschaft und Familie und in welchem Teufelskreis befinden wir uns alltäglich.

    Das Schüren unserer eigenen Unzufriedenheit mit dem ständigen Anspruch auf mehr Dinge.

    Ja, wir waren philosophisch unterwegs. Ich weiß, dass sie das mochte.


    Draußen schien die Sonne, auch das erzählte ich zwischendurch. Ich sprach von alten Filmen mit Heinz Erhardt und Peter Alexander.

    Wieder wurde sie für eine Sekunde wach und blickte mich ganz kurz an; schlief dann wieder ein.

    Man lernt in dieser Zeit plötzlich viele Menschen kennen. Auf der Palliativstation arbeiten wirklich tolle Menschen. Mit einer Schwester kam ich besonders gut ins Gespräch, als sie sah wie ich aus dem Dalai Lama vorlas. Sie sei selbst ein Streuner zwischen den Religionen und außerordentlich interessiert an Dingen zwischen unseren Welten. Dinge die wir nicht sehen können und doch spüren wir in besonderen Situationen deren Existenz.

    Mir kommt es so vor, als ob wir in unserer Verwundbarkeit und Schmerz zu unserem Ursprung zurückkehren. Zu einem Glauben an etwas was uns umgibt. Was oder wer es auch sein mag.


    Schutzengel, Götter, Wesen oder Kräfte. Es gibt etwas Unerklärliches zwischen Himmel und Erde und nur wenige haben die Gabe es zu spüren; außer wir sind verwundbar und empfänglich in unseren dunkelsten Stunden.

    Langsam dämmerte der Abend. Irgendwas in mir wurde wahnsinnig unruhig. Wir hatten uns vorgenommen nicht über Nacht zu bleiben. Mama würde es, wie gestern schon, nicht wollen. Daran wollten wir uns halten, so schwer es auch fallen würde.

    Ich bat meinen Vater um eine letzte halbe Stunde alleine. Alles musste noch mal raus.


    Ich drückte noch mal meine tiefe Dankbarkeit aus, für alles was sie getan hat, für die wunderbare Zeit, die Werkzeuge die sie mir gab um das Leben zu bestehen.

    Dankbarkeit für den selbstverständlichen Anker in meinem Herzen, ein großer Fels mitten in der Brandung auf dem ich immer Ruhe fand und immer Ruhe finden werde. Dort, auf diesem Felsen konnte ich allem trotzen, Probleme bewältigen und Lösungen finden.

    Sie wird immer in meinem Herzen sein und ich werde die Lehren aus ihrem Leben weiterführen. Aufpassen auf meinen Vater und ihren Lieblingsonkel. Mein Leben so leben, dass sie stolz auf mich sein kann.

    Während ich sprach und mit den Tränen rang, wurde sie erneut total unruhig.

    Dann passierte etwas wahnsinnig Schönes. Es liefen zwei Tränen bei ihr.

    Sie hatte alles gehört und verstanden. Es kam alles zusammen. Freude und unglaubliche Trauer.

    Erneut küsste ich und drückte sie. Ich wollte nicht gehen, ich hätte in diesem Moment meine Seele verkauft, wenn das Angebot gestanden hätte.


    Mein Vater verabschiedete sich ebenfalls innig. Wir fuhren schweren Herzens. Mir tat alles weh, ich fühlte seelischen Schmerz, der ins körperliche überging.

    Als ich eine Stunde zu Hause war klingelte das Telefon. Es war passiert. Sie war eingeschlafen.

    Es passierte kurz nach dem wir weg waren. Sie hat nur gewartet und unsere Momente genossen.

    Jetzt gab es nichts mehr zu tun für sie.

    Was soll ich noch hier liegen, wenn ich nicht mehr aufstehen oder sprechen kann.

    Dann gehe ich jetzt.


    …..


    Schockphase. Es ist eine Schockphase in der ich mich befinde, denn begreifen kann ich das alles nicht. Mein Vater auch nicht. Er hält sich wacker mit Aufgaben die es jetzt zu erledigen gilt. Darin unterstütze ich ihn auch.


    Nächste Woche wird wohl die Beerdigung sein. Keine Ahnung wie ich das durchhalten soll. Meine Welt ist dunkler geworden. Es tut sich ein unglaublicher Schmerz auf. Der große Felsen in mir ist umgeben von stillem Wasser, die See ruht und hält inne.


    Ich spüre ihre Nähe nach wie vor, spüre ihre Hand auf meiner Schulter und ihren warmen Händedruck. Ich spüre die Küsse aus der Kindheit und die Geborgenheit in ihrer Nähe.

    Ich spüre unendliche Liebe.

    Andererseits habe ich unglaubliche Angst und mir tut das alles so unglaublich leid. Mich plagen Vorwürfe ob ich etwas hätte mehr oder besser tun können. War ich nicht oft genug da oder habe ich einfach zu spät realisiert wie es wirklich endet?

    Jetzt sitze ich hier in Tränen, während dieser Text entstand.


    Bitte entschuldigt die Länge, mögliche Rechtschreibfehler - aber so wie meine Tränen, floss der Text einfach aus mir raus.


    Traurige Grüße

  • lieber Cadderly,


    Wasser erstarrt zu Eis, Eis schmilzt zu Wasser. Was geboren ist, stirbt wieder; was gestorben ist, lebt wieder. Wasser und Eis sind letztlich eins. Leben und Tod, beides ist gut so.Zen Buddhismus


    Ich danke dir für dieses Geschenk eurer gelebten Liebe....

    Es drückt die Liebe zwischen einem Sohn und seiner Mutter in einer sehr tiefen Verbundenheitsebene aus...

    Ich sitze hier und sinniere und habe sanft hochkommende , fast ähnliche Erinnerungen ....

    Schweigen in mir ,,,, nachfühlen...hineinfühlen...

    JA

    in deinen Schmerz...deine Trauer...deine Unfassbarkeit des Geschehens...

    Du hast die GNADE des Schreibens für dich entdeckt ...

    FUER deineTrauer ...

    FUER deine langsame ERFAHRUNG in das Leben mit der TRAUER

    Ja

    auch die Begrenzung der Worte ...wo keine Worte aus-reich-en


    Die Krebszellen sind ein Teil von uns ...von unserem Körper ...in unserem Körper...

    Ich möchte jetzt nicht auf die so WICHTIGE Erfahrung durch das schreiben des Weges MIT dem Krebs in eurem Leben eingehen...

    weil jeder seine "Krebsgeschichte " ganz individuell trotz gemeinsamen Krebserlebnissen und ihrer Behandlung hat...

    Nur soviel ...

    Ich hatte sie auch sehr häufig in meinem Leben gehabt...


    Eines möchte ich dir / und irgendwie ist deine Mutter darin ... so "dabei....

    Dieses , so interpretiere ich es...nicht kämpfen... sondern eben für das Leben gehend wollen..

    das habt ihr bewunderungswürdig gemeistert ....

    gerade durch das weinen...

    das aussprechen der Liebesworte einer Mutter/Sohn Verbindung....

    und

    wenn eine Mutter, ein Vater oder eine anderer sehr geliebter Mensch geht.....

    dann meistens , wenn diese geliebten Menschen nicht mehr im Raum sind....

    weil das "befreiender , leichter" wird....

    Das loslassen ist dann leichter....


    Ihr hattet euch in eurer liebevollen WEISE voneinander verabschiedet....

    Jetzt kommt die Zeit der Trauer...

    dann irgendwann die WANDLUNG ind die Akzeptanz der LIEBE, die über den vermeintlichen Tod hinausgeht....


    NAMASTE


    Claudia Amitola

  • Lieber Cadderly!


    Ich bin ganz gerührt von deinen Worten, man kann in jeder Zeile die tiefe Liebe zu deiner Mutter richtig spüren. Man kann sie sich richtig vorstellen - eine sehr starke Frau war sie!


    Es tut mir so leid, dass sie euch in diesem Dasein verlassen musste.

    Ich kann mir gut vorstellen in welcher Schockphase du dich im Moment befindest, ich empfand das beim Verlust meines Mannes auch ganz deutlich. Man ist ziemlich klar im Kopf, gut funktionierend und doch - es ist als wäre man doch nicht "ganz da". Und das ist sicher auch gut so. Der Körper lässt so viel Schmerz zu wie wir im Moment ertragen.


    Vorwürfe brauchst du dir wohl nicht zu machen. Eine so gefühlvolle Begleitung mit solcher Offenheit, sich noch sagen zu können, was zu sagen ist, das bringen nur wenige Menschen zu Wege! Ich glaube du hast alles richtig gemacht, deine Mutter hat das sicher auch so empfunden.


    Und noch etwas: Ich glaube fest daran, dass du auch jetzt noch alles sagen kannst, was es zu sagen gibt. Sie ist da, wenn sie auch nicht körperlich da ist. Ich weiß nicht, ob du das auch so empfindest. Aber viele Menschen empfinden das doch gleich nach dem Tod ihrer Liebsten. Ich denke nicht, dass wir da alle verrückt sind.

    Ich habe meinem Mann täglich geschrieben, schreibe ihm auch jetzt noch manchmal, wenn auch nicht täglich. Vielleicht wäre das auch etwas für dich?


    Bitte entschuldige dich nicht, dein aus dir geflossener Text ist einfach nur schön und gefühlvoll!


    Gerne würde ich trösten, doch leider, ich weiß, es gibt anfangs kaum Trost!

    Liebe Grüße an dich!

    Hedi

  • Lieber Cadderly


    Fuehle Dich hier herzlich willkommen....


    Deine Worte ..Deine Liebe zu Deiner Mutter haben mich sehr tief beruehrt...


    Die Tage .. ja sogar Wochen nach dem Tod sind einfach die schlimmsten.....


    Bei mir war es so, dass ich gar nicht mehr schlafen konnte, permanente Uebelkeit, Zittern am ganzen Körper und Herzschmerzen. Desweiteren verlor ich in diesen dunklen Stunden meine Spiritualität doch sie kam mit der Zeit langsam wieder.


    Ich empfehle Dir falls es gar nicht mehr geht kurzzeitig Dir ein Beruhigungsmittel verschreiben zu lassen. Ich hatte es auch nur 1-2 genommen aber es hat mir wenigsten kurz geholfen, dass ich dadurch nicht mehr dieses Zittern hatte und mir wenigstens eine kurze Ruhepause vergönnt war.


    Es ist sehr wichtig, dass Du trotz diesem ueberwältigendem Schmerz trinkst und isst. Falls Essen nicht gehen sollte: Suppen oder Smoothies.


    Ueberlebt habe ich dadurch, dass ich in diesem Forum schrieb und durch Musik... Abend fuer Abend..


    Komischerweise ja, ist diese Zeit kurz nach dem Tod die intensivste spirituelle Zeit, obwohl der Kopf die ganze Spiritualität verneint.


    Geniesse das Gefuehl der Liebe und des Verbundenseins... manchmal hatte ich das Gefuehl wie als ob gerade in dieser Zeit sehr viel von der "anderen" Seite geschickt wird ... manchmal war es fast so, wie als ob ein Teil der Seele in mich reingegangen ist ....


    Doch jetzt zu Deinen Schuldgefuehlen: DIE HATTE JEDER.. jemand hat es hier so schön geschrieben: Schuld zu empfinden heisst nicht schuldig zu sein.


    Eine Frage stellt sich aber: Wieso tut man sich die Schuldfrage an? Zu was soll es fuehren?


    Lieber Cadderly


    das wichtigste ist jetzt einfach alles fliessen zu lassen.... alles zu spueren... egal wie schmerzhaft es ist... egal wie viele Tränen fliessen... egal wie viele Nächte man nicht schlafen kann... und auch das Schreiben hilft dabei ungemein....


    Fuehle mit Dir... und sende Dir und Deinem Vater Kraft


    Katarina

  • Lieber Cadderly,

    ein herzliches Willkommen und einen großen Dank für deine Offenheit.


    Es ist sehr berührend, wie deine Geschichte und dieser Text aus dir heraus geflossen sind. Dafür brauchst du dich auch nicht zu entschuldigen. Wir sind auch kein "Deutsch-Forum" in dem wir Rechtschreibfehler beachten. Ich hätte es bei deinem Text auch gar nicht bemerkt, weil ich so gefangen war, von dem, was ihr erlebt habt.


    Ich wünsche dir, dass du die Verbundenheit immer spüren kannst und du die Kraft für die kommenden Tage hast.

    Die Beerdigung ist immer angstbesetzt. So viele Menschen, die kommen. Wie werde ich reagieren, wie werde ich es durchstehen.

    Vielleicht kannst du die Menschen, die dabei sind als das sehen, was sie sein könnten: Ein Netz von Menschen, die euch beistehen wollen. So wie es ihnen gerade möglich ist.


    Ich weiß nicht, ob es momentan das Richtige für dich ist, es ist einfach eine Idee. Vielleicht magst du dir auf https://aspetos.com/ das neue "tabuFREI" Video anschauen. Es geht um Abschiedsrituale.


    Ein wesentlicher Teil darin ist, so finde ich, dass die gemeinsame Vorbereitung eine große Rolle spielt. Miteinander festzulegen, was gesagt und wie es gesagt werden soll.

    Das ist zwar schmerzhaft und auch heilsam.


    Ich wünsche dir für heute Abend ein bisschen "zur Ruhe kommen" eine tief schlafende Nacht und morgen wieder all das, was du für diesen 3. Tag brauchst.


    Sei ganz lieb gegrüßt

    Astrid.

  • Guten Morgen , lieber Cadderly,,,


    allerdings kann ich mir vorstellen, dass deine Nacht , dein heutiger, Morgen, deine ganzen nächsten Tage ....

    ja ... wass sind ???

    Andererseitshabe ich unglaubliche Angst und mir tut das alles so unglaublich leid. Michplagen Vorwürfe ob ich etwas hätte mehr oder besser tun können. War ich nichtoft genug da oder habe ich einfach zu spät realisiert wie es wirklich endet?

    Jetztsitze ich hier in Tränen, während dieser Text entstand.

    WENN es dir ein Trost sein kann...

    aber

    auch das wird einfach dauern...

    gerade wenn du eine innere spirituelle Ebene ..zwar jetzt:!: nicht so im "Vordergrund " hast ...verspürst...

    dann "weisst" du , dass die AKZEPTANZ einfach "der Weg" ist..

    .um mehr und mehr aus Schuldgefühlen zu kommen....


    Kind , Kinder , führen ab einem gewissen Alter GESUNDERWEISE ein EIGENLEBEN...

    das hast du gemacht.... das ist auch richtig so...

    Dennoch hast du eine liebende Verbindung zu deiner Mutter gehabt....

    Wenn ich deine Liebeserklärung an deine Mutter lese, habe ich NICHT das Gefühl, dass es da ein "zu wenig " gab....

    auch , mir ganz wichtig zu schreiben ...

    in dieser so kurzen Zeit:!: auch kein "zuviel"...


    Morbus Hodkin ist einfach sehr, sehr unberechenbar..... wie eigentlich fast ALLE Krebserkrankungen...

    Schon soooo oft geschrieben..

    es gibt keinen letztendlichen "goldenen Weg" bei einer Krebserkrankung...

    jeder Mensch reagiert leider auch sehr individuell auf die doch sehr, sehr harten , den Körper immens belastenden Therapien.

    auch hier ist wieder AKZEPTANZ angesagt...... ein schwerer , aber intensiver LEBENSWEG


    Ja, wie Indian summer immer wieder hier geschrieben hat...

    im ersten Jahr geht es um das überleben... Tag für Tag...

    Eine "Betroffene" aus dem Hirntumorforum schrieb auch sehr richtig

    " bis zur nächsten Ecke gehen...und dann weitersehen..."

    Das hat deine Mutter gemacht ...

    und ich meine, dass können wir ALLE uns auch als eine LEBENSWEISHEIT ...aneignen...


    Du kommst aus Kiel...

    ja, da hast du das MEER vor der "Tür"...

    Gehe vielleicht einmal auf den Deichen spazieren ... oder mehr an das Ende des Hafens....

    Da spürst du die Weite, den Wind... hörst die Wellen mehr oder weniger rauschen...

    und kannst auch da vielleicht losheulen... oder deiner Trauer LAUTE geben...

    Das wünsche ich dir SEHR

    deine Claudia Amitola

  • lieber Cudderly,


    JETZT hast du wieder fast einen Tag ...wirklich geschafft---

    mit sehr vielen Emotionen ...

    Meinem Gefühl nach, was nicht dein Gefühl sein muss, weil wir ja doch sehr "eingeschränkt" uns wahrnehmen.... hast du dennoch die grosse Fähigkeit, dir vieles innerlich "anzusehen" durch dieses lange begleiten...

    dass dir

    Es tut sich ein unglaublicher Schmerz auf. Dergroße Felsen in mir ist umgeben von stillem Wasser, die See ruht und hält inne.

    BEIDES sprichst du ja an---


    " es tut sich ein unglaublicher Schmerz auf..."


    jaaaah , dass kann gar nicht anders sein

    ABER eben halt auch, was di r wirklich die so WICHTIGE Ruhepause gibt...

    dein HERZ , dein Körper, deine Seele braucht manchmal RUHE

    Dergroße Felsen in mir ist umgeben von stillem Wasser, die See ruht und hält inne.

    der Felsen gibt dir die notwendige Stärke und Ruhe , die du brauchst...

    jaaah

    und die See ruht und hält inne...

    eine sehr beruhigende , dich ...ich empfinde das so.... die dich in deine körperliche und geistige "Mitte" bringt...

    SHANTI

  • Lieber Cadderly,

    ich weiß gar nicht, was ich Dir antworten soll. Es ist so traurig, was Du da beschreibst, gleichzeitig so schön - vor allem aber sehr intensiv. Ich stelle mir vor, dass Ihr beide, Du und Dein Vater, ausgelaugt sein müsst, von dem, was Ihr da erlebt habt. Könnt Ihr zwischendurch ein wenig Ruhe finden?

    Ich habe meine geliebte Mutter vor vielen Jahren verloren. Ich war damals 18 und hatte zuvor ein Jahr lang ihr Magenkrebsleiden hautnah mitbekommen. Es war die Hölle.

    Als sie dann tot war - ich war bei ihrem Sterben anwesend - habe ich mir irgendwann gedacht: jetzt brauche ich keine Angst mehr haben, wie ihr Sterben sein wird, weil es ja jetzt schon geschehen ist.

    Ich hoffe, das klingt jetzt nicht hart. Und natürlich hätte ich mir gewünscht sie wird 100 Jahre oder älter. Dennoch: ich habe es damals als erleichternd empfunden, etwas, das ich so sehr gefürchtet hatte, hinter mir zu haben.

    Hier haben alle ihre Erfahrungen mit Trauer, bei allen sieht es wohl ein weing anders aus, weil Menschen nunmal verschieden sind, auch Trauernde. Und daneben gibt es viele Gemeinsamkeiten. Ich wünsche Dir, dass Du hier Halt findest und Dich gut aufgehoben fühlst!

  • Liebe Cadderly,

    auch von mir ein herzliches Willkommen! Wie war das Wochenende? Konntet ihr ein wenig verschnaufen oder ist euer Wochenende voll gewesen mit der Planung der Trauerfeierlichkeiten?

    Ich wünsch euch beiden viel Kraft für diese Woche!

    :30:

    Alles Liebe

    Christine

  • lieber Cadderly,

    ich wollte dir heute noch einmal eine Empfindung schreiben...


    Herbert Grönemeyer ist kein guter Sänger ....

    aber JEDE Frau war völlig berührt über das Lied , nach dem Tode seiner Frau...

    weil darin seine ganze SEELE lag...


    Ich wünsche mir und GLAUBE es auch...

    das MEIN Sohn ähnliche Empfindungen ... die uns beide verbindende Liebe in SEINE Worte kleiden wird

    wenn ich sterbe ...


    wie DU sie zu deiner Mutter DIR und IHR und UNS geschenkt hast...


    Dennoch... ohne dich bedrängen zu wollen....

    vielleicht ist auch ALLES von dir gesagt worden...


    denoch würde es mich berühren deine Empfindungen nach der Beerdigung hier lesen zu können..

    Eine friedvolle Nacht...vielleicht ?

    dir und deinem Vater sehr wünschend

    deine Claudia Amitola